Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 326
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Miscellen. Miscellen. Ueber rauchverzehrende Dampfkessel-Feuerungen. In einem Briefe vom 13. März d. J. hat der Präsident der Société industrielle in Mülhausen dem kaiserl. französischen Minister der öffentlichen Arbeiten, des Handels und des Ackerbaues, vorerst für das neue Dampfkesselgesetz vom 25. Januar d. J. gedankt, welches mehrere Vorschriften des älteren Gesetzes von 1843 mildert oder abschafft, und dann bemerkt, daß er die den Dampfkesselbesitzern zugestandene Frist von sechs Monaten, um an ihren Oefen eine Rauchverbrennungsvorrichtung anzubringenMan sehe Art. 19 des neuen französischen Dampfkesselgesetzes, in diesem Journal Bd. CLXXVI S. 261., für eine zu beschränkte halte. Er kenne nämlich, sagt er, kein praktisches Mittel um diese Aufgabe in genügender Weise zu lösen, das heißt ohne das Gewicht des verzehrten Brennmaterials beträchtlich zu erhöhen und ohne von Seite des Heizers eine andauernde Aufmerksamkeit zu fordern, die er zwar während der kurzen Dauer eines Versuches bethätigen, welche man aber niemals im ganzen Verlauf seiner normalen Arbeit von ihm erlangen kann. Auf die Bitte, jene Frist bis zu dem Zeitpunkte auszudehnen, wo das Problem der Rauchverzehrung vollständig gelöst seyn wird, hat der Herr Minister geantwortet: „Das Dampfkesselgesetz von 1865 wollte das allgemeine Princip aufstellen, nach welchem sich die Dampfkesselbesitzer zu richten haben, wie es bei allen Eisenbahnconcessionen geschieht; es wollte ihnen das Ziel bezeichnen, nach welchem sie streben müssen, wobei es ihnen überlassen bleibt dasjenige Verfahren anzuwenden, wodurch jenes Resultat am besten erreicht wird.“ „Daß man bis jetzt noch keinen rauchverzehrenden Apparat erfunden hat, welcher den Rauch vollständig verschwinden macht, habe ich weder zu bestreiten noch zuzugeben; soviel ist aber gewiß, daß man eine Anzahl von Mechanismen kennt, welche wirksam genug sind, damit die Fabriköfen, an denen sie angebracht werden, nicht mehr Rauch geben als die gewöhnlichen Schornsteine der Wohngebäude. Man kann daher das Problem als nahezu gelöst betrachten; übrigens müssen in den Fällen, wo Klagen erhoben werden, die Gerichte entscheiden, ob die Dampfkesselbesitzer ihrerseits Alles gethan haben, um die Vorschriften des Gesetzes auszuführen.“ (Armengaud's Génie industriel, Juli 1865, S. 32.) Ueber die Ursachen und die Natur des Bruches schmiedeeiserner Wellen, von W. Wedding. Hierüber sprach Hr. Maschinenfabrikant W. Wedding in Berlin in der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im März d. J. Durch das Vorkommen des Bruches einer schmiedeeisernen Welle in seiner Fabrik sey er zur Ueberzeugung gelangt, daß die Theorie, ein Bruch erfolge, wenn durch Stöße oder Erschütterungen das Eisen krystallinische Textur annehme, unhaltbar sey. Die genannte Welle war keinerlei Stößen oder Erschütterungen ausgesetzt; außerdem sey es nicht denkbar, daß ein Verschieben der einzelnen Molecüle des Eisens stattfinde. Ein directer Versuch, dessen Ergebnisse mit den Erfahrungen des Obermaschinenmeisters Wöhler übereinstimmen, lasse eine einfachere Erklärung des Umstandes zu. Eine Welle wurde an dem einen Ende in ein Lager gelegt, während das andere freie Ende mit einem Gewicht belastet wurde. Hierdurch werden die Fasern des oberen Theiles der Welle verhältnißmäßig durch die Durchbiegung ausgedehnt und die unteren zusammengedrückt; beim Rotiren der Welle geschieht dieß nun abwechselnd, und auf diese Weise werden die Fasern zerstört. Bei dem angegebenen Versuch erfolgte der Bruch der Welle in 4 Stunden. Die Beschaffenheit des Bruches des Schmiedeeisens richtet sich darnach, ob derselbe rasch oder langsam entsteht; bei plötzlichem Bruch brechen die Fasern kurz ab und verlieren dadurch das sehnige Ansehen; wo eine wirklich krystallinische Textur sich zeigt, ist anzunehmen, daß das betreffende Eisen nicht krystallinisch geworden, sondern gewesen sey. Der Vortragende zeigte Proben von auf verschiedene Weise hergestellten Brüchen vor und machte noch darauf aufmerksam, wie prekär die Anwendung des Eisens in der Industrie und in dem ganzen Bauwesen seyn würde, wenn die Theorie über das Krystallinischwerden durch Stoß und Erschütterung und die demnächstige Zerstörung des Eisens eine richtige wäre. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 50.) Becquerel's Darstellung reinen Eisens zu Elektromagneten. Das Eisen zu Elektromagneten muß vorzugsweise rein, weich und frei von Kohlenstoff und anderen Verunreinigungen seyn, damit es durch den galvanischen Strom möglichst stark magnetisirt werde und den angenommenen Magnetismus nach Oeffnung des Stroms möglichst rasch, fast augenblicklich verliere. Bisher suchte man das chemisch reine Eisen mittelst Reduction des gefällten Eisenoxydes durch Wasserstoff zu erhalten. Das so dargestellte Eisenpulver läßt sich durch Comprimiren und Schmieden gleich dem Platin vereinigen. Becquerel will dasselbe jetzt auf galvanischem Wege darstellen. Er nimmt ein weites Uförmiges Glasrohr, dessen einen Schenkel er mit einer Lösung von Eisenvitriol, dessen anderen Schenkel er mit einer Kochsalzlösung füllt. In beide Schenkel taucht er Platinbleche ein, die er durch Drähte mit dem positiven und dem negativen Pole einer constanten galvanischen Batterie von 3 Zellen verbindet. Der Strom wird so regulirt, daß sich kaum eine Spur von Wasserstoff entwickelt. Am positiven Pole bildet sich dann ein Doppelsalz von Eisenvitriol und Glaubersalz, und am negativen Pole setzt sich metallisches Eisen ab. Dasselbe ist vollkommen rein und wird durch den Magnet stärker als irgend ein anderes Eisen angezogen. Ich glaube, daß man durch Puddeln eines Spiegeleisens mit Bleioxyd wahrscheinlich das reinste Eisen erhalten dürfte. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 16.) Legirung für Zapfenlager von Th. Dunlevie in Dublin und John Jones in Liverpool. Diese Legirung wird aus Zink und Zinn, mit dem Zusatze einer geringen Menge Kupfer und einer kleinen Quantität Antimon dargestellt, und zwar auf folgende Weise: Zunächst schmilzt man in einem gewöhnlichen Schmelztiegel 4 Unzen Kupfer ein, setzt dem flüssigen Metalle 16 Unzen Bergzinn und eine geringe Menge Antimon hinzu und gießt das Ganze, wenn es zusammengeschmolzen ist, in eine Zainform aus. Darauf bringt man in einem besonderen Tiegel 128 Unzen Zink und 96 Unzen Bergzinn zum Schmelzen, setzt dann den aus Zinn, Kupfer und Antimon bestehenden Zain der geschmolzenen Legirung zu und bringt den Tiegel von Neuem in's Feuer. Bei Beobachtung der angegebenen Mengenverhältnisse und der nöthigen Vorsicht beim Einschmelzen erhält man eine sehr dauerhafte Legirung, welche sich ganz besonders dadurch auszeichnet, daß sie sich in Folge der Reibung der Zapfen nur in geringem Grade erhitzt. – Patentirt in England am 19. Mai 1864. (London Journal of arts, April 1865, S. 205.) Darstellung des krystallisirten Goldchlorids. Auf die Dubliner internationale Ausstellung, welche am 9. Mai d. J. eröffnet wurde, hatten die HHrn. Johnson, Matthey und Comp. in London das Goldchlorid von glänzender Orangefarbe und in deutlichen Nadeln vollkommen trocken geliefert. Um das Goldchlorid (das sogenannte saure Goldchlorid, eine Verbindung von Goldchlorid und Chlorwasserstoffsäure) von diesem Ansehen zu erhalten, muß man einen besonderen Kunstgriff anwenden. Da das Goldchlorid ein sehr lösliches und zerfließendes Salz ist, so pflegt man die Goldlösung so weit abzudampfen, daß sie beim Erkalten zu einer dunkelrothen und krystallinischen Masse erstarrt. Läßt man aber die Lösung langsam abkühlen, ohne den Punkt abzuwarten, wo sie wirklich erstarrt und gießt dann von den schon gebildeten Krystallen den noch flüssigen Theil ab, so erhält man eine Masse von den glänzendsten Farben, welche aus einem Netzwerk deutlicher Prismen besteht. Das auf diese Weise erhaltene Product ist weniger hygroskopisch als das gewöhnliche Salz. (Chemical News, Juni 1865, S. 283.) Ueber die Anwendung von Zink statt Natrium bei der Aluminiumerzeugung nach Basset. In der Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im März d. J., erläuterte Hr. Bergassessor Dr. Wedding das Verhalten der Erdmetalle zu den Halogenen und die Reductionsfähigkeit der Haloidsalze durch die Alkalimetalle, wobei er erwähnte, daß die Entdeckung Basset's (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S. 359), daß Zink statt Natrium bei der Aluminiumerzeugung angewendet werden könne, von großer Bedeutung, übrigens durch Versuche von ihm selbst als richtig befunden sey. Es sey hierbei höhere Temperatur und daher viel Vorsicht nöthig. Von dem Chemiker Hrn. Specht in Berlin gieng bei dem Verein später ein Schreiben ein, worin er mittheilt, daß er auf Grund vieler Untersuchungen die Angaben des Hrn. Dr. Wedding bezüglich des Basset'schen Verfahrens nur bestätigen könne, indem er schon im Anfange 1860 bei Versuchen über billigere Herstellung des Aluminiums die Zersetzung des Chloraluminiums durch Zink aufgefunden und anderen Methoden gegenüber als die beste und für die Praxis geeignetste festgehalten habe. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1865 S. 51.) Zur Kenntniß des Indiums, von Dr. Cl. Winkler. Das in den Freiberger Hütten fabricirte Zink enthält neben geringen Mengen Blei, Eisen, Arsen, Cadmium, 0,0448 Proc. Indium. Zu seiner Abscheidung daraus löst man das zweckmäßig granulirte Zink in verdünnter Schwefel- oder Salzsäure und kocht, bis alle Gasentwickelung aufgehört hat. Der entstandene metallische Niederschlag enthält alles Indium neben Blei u.s.w., wenn man die Vorsicht gebraucht hat, etwas Zink ungelöst zurückzulassen. Hat man indiumhaltige Lösungen oder ein Product, wie z.B. das Chlorzink, dessen sich die Entdecker zur Darstellung des Indiums bedienten (polytechn. Journal Bd. CLXX S. 77), so kann man auch essigsaures Natron zur Abscheidung benutzen. Diese Methode beruht auf der Neigung des Indiumoxyds, basische Salze zu bilden. Man setzt der indiumhaltigen Lösung wenig Schwefelsäure zu, neutralisirt mit kohlensaurem Natron so weit, daß nach dem Umrühren eine schwache Trübung bleibt, fügt sodann essigsaures Natron zu und kocht. Hierdurch fällt eisenhaltiges basisch-schwefelsaures Indiumoxyd nebst wenig Zinkoxyd nieder. Hat man salz- oder salpetersaure Lösungen des Indiums, so kann man zu seiner Abscheidung auch den kohlensauren Baryt benutzen, durch den das Oxyd schon in der Kälte vollständig niedergeschlagen wird. Der Niederschlag enthält gewöhnlich daneben noch etwas Eisenoxyd, aber kein Zinkoxyd. Zur völligen Reindarstellung des Indiums löst man den dasselbe haltenden Niederschlag in Salpetersäure auf, entfernt das meiste Blei durch Schwefelsäure und leitet durch das Filtrat Schwefelwasserstoff, bis Blei, Kupfer, Cadmium, Arsen u.s.w. völlig ausgefällt sind. Nach Entfernung des Schwefelwasserstoffes durch Aufkochen oxydirt man die Flüssigkeit durch chlorsaures Kali und fällt mit überschüssigem Ammoniak. Hierbei geht ein großer Theil des noch vorhandenen Zinks in Lösung, ein geringerer bleibt bei dem gefällten Eisen- und Indiumoxyd. Man löst nun nach dem Auswaschen in verdünnter Essigsäure und fällt mit Schwefelwasserstoff alles Indium nebst etwas Eisen und Zink. Diese beiden Metalle haften sehr fest an dem Indium und selbst nach 6maligem Wiederholen oben beschriebener Operation wurde noch zink- und eisenhaltiges Schwefelindium erhalten. Zur völligen Reindarstellung des Indiums wird dieser Schwefelniederschlag in verdünnter Salzsäure gelöst, wobei durch die Schwefelwasserstoffentwickelung das Eisenchlorid zu Chlorür reducirt wird, und mit hinreichendem kohlensaurem Baryt versetzt. Nach 12–24 Stunden findet sich alles Indium frei von Verunreinigungen im Niederschlage, der durch Schwefelsäure vom Baryt befreit wird. Zur Darstellung des metallischen Indiums erhitzt man das Oxyd im Porzellantiegel im Wasserstoffstrome, wobei man der Flüchtigkeit des Indiums wegen große Verluste erleiden kann, wenn man nicht anfangs das Gas bloß langsam und bei geringerer Hitze zutreten läßt. Nach erfolgter Reduction findet man das Indium in kleinen silberglänzenden Kügelchen am Boden des Tiegels, die man durch Schmelzen unter Cyankalium zu einem Regulus vereinigen kann. Das Indium besitzt in der Farbe Aehnlichkeit mit Platin und ist bei Weitem weicher als das Blei. Es färbt stark auf Papier ab. An der Luft verliert es seinen Glanz, wie es scheint, nicht; bis zur hellen Rothgluth erhitzt verbrennt es mit violettblauem Licht zu Oxyd, welches die Wände des Gefäßes gelb beschlägt. Das specifische Gewicht eines ausgewalzten Bleches fand der Verf. = 7,362. Das Indiumoxyd IuO scheint das einzige Oxyd dieses Metalles zu seyn. Es ist strohgelb, färbt sich beim Erhitzen vorübergehend rothbraun und löst sich leicht in Säuren. Das Hydrat ist ein weißer voluminöser Niederschlag, der in Ammoniak und fixen Alkalien völlig unlöslich ist. Seine Salze sind, so weit man sie kennt, weiß. – Kohlensaures Indiumoxyd, weißer gelatinöser Niederschlag, löslich in kohlensaurem Ammoniak und durch Kochen daraus wieder abscheidbar. Unlöslich in kohlensaurem Kali und Natron. – Phosphorsaures Indiumoxyd, weiß und voluminös – Oxalsaures Indiumoxyd krystallinisch – Schwefelsaures Indiumoxyd bildet undeutliche Krystalle – Salpetersaures Indiumoxyd krystallisirt aus saurer Lösung leicht in büschelförmig vereinigten Nadeln. – Schwefel-indium wird durch Schwefelwasserstoff aus essigsaurer Lösung erhalten. Die Gegenwart starker Säuren verhindert diese Fällung nicht, aber die durch Schwefelammonium. Der hellgelbe Niederschlag löst sich leicht beim Erwärmen im Fällungsmittel, scheidet sich aber beim Erkalten wieder ab und zwar mit weißer Farbe. Die Bestimmung des Atomgewichtes des Indiums führte der Verf. durch Oxydation des reinen Metalls mittelst Salpetersäure, Glühen und Wägen des Oxydes aus. Er erhielt In = 35,918 (H = 1) oder In = 448,9 (O = 100). – (Journal für praktische Chemie, 1865, Bd. XCIV S. 1.) Ueber das Vorkommen von Thallium und Indium in einigen Erzen und Hüttenproducten des Harzes; von Dr. A. Streng, Professor an der königlichen Bergakademie zu Clausthal. Das Thallium gehört zu den in den Harzer Erzen allgemein verbreiteten Stoffen, denn es läßt sich in vielen Hüttenproducten nachweisen. Im Nachstehenden sollen die Resultate vorläufiger Versuche mitgetheilt werden über das Vorkommen dieses Metalls, so wie des Indiums in mehreren Erzen und Hüttenproducten, so weit sie durch Spectral-Beobachtung theils unmittelbar an den betreffenden Körpern selbst, theils nach einer vorhergehenden chemischen Concentration nachweisbar sind. Von Erzen sind nur sehr wenige untersucht. Da das Thallium meist im Selenschlamme der Bleikammern gefunden wird, so lag die Vermuthung nahe, daß auch die Selenerze thalliumhaltig seyen; indessen hat sich dieß nur theilweise bestätigt: Selenquecksilber von Clausthal gab keine Thallium-Reaction; Selenquecksilberblei von Lerbach dagegen gab starke Thallium-Reaction. a) Oberharzer Hüttenproducte. Rauch vom Abtreiben des Silbers auf Clausthaler Hütte gibt starke Thallium-Reaction. Abzug oder Abstrich vom Abtreiben des Silbers enthält wenig Thallium. Rauch vom Schliechschmelzen enthielt wenig Thallium. Reichblei vom Pattinsoniren des Lautenthaler Werkbleies enthält nachweisbare Spuren von Thallium. In allen diesen Oberharzer Erz- und Hüttenproducten war keine Spur von Indium nachzuweisen. b) Unterharzer Hüttenproducte vom Verschmelzen der Rammelsberger Erze. Mutterlauge von der Verarbeitung der Röstesohlen auf Vitriole enthält viel Thallium und ist auch verhältnißmäßig reich an Indium. In der Mutterlauge aus der Zinkvitriol-Siederei zu Juliushütte hat schon Bunsen das Thallium nachgewiesen (polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 244); dieselbe gibt aber keine Indium-Reaction. Mutterlauge von der Kupfervitriolsiederei zu Oker (durch Auflösen von Kupfer in verdünnter Schwefelsäure (polytechn. Journal Bd. CLIV S. 423) gibt sehr starke Thallium- und Indium-Reaction. Der bei dieser Auflösung von Kupfer in verdünnter Schwefelsäure sich abscheidende gold- und silberhaltige Schlamm, in welchem auch viele andere Verunreinigungen des Kupfers, wie Blei, Arsen, Antimon, Kobalt, Nickel etc. vorhanden sind, gibt ebenfalls eine sehr starke Thallium- und Indium-Reaction. Es ergibt sich hieraus, daß diese genannten Unterharzer Hüttenproducte so reich sind an den beiden bis jetzt noch so seltenen Metallen, daß man hoffen kann, diese daraus in größerer Menge darzustellen. Ich bin deßhalb gegenwärtig in Verbindung mit meinem Assistenten, Hrn. Dr. Hilgenberg, beschäftigt, diese Producte auf Thallium und Indium zu verarbeiten. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1865, Nr. 23.) Die Production mineralischer Oele aus Braunkohlentheer in der Provinz Sachsen. Bei der großen und trotz dem Sinken der Preise immer noch steigenden Bedeutung der Mineralöl-Fabricate aus Braunkohlen in der Provinz Sachsen dürfte folgende Uebersicht über die auf der Thüringer Eisenbahn transportirten Quantitäten derselben willkommen seyn. Sie betrugen an: 1862 1863 1864 unverarbeitetem Braunkohlentheer 15234 13101 26776 Ctr. Solaröl 34125 70937 91325 Photogen 9946 13140 13933 Paraffinöl 1811 7058 8836 Paraffin in Platten 4038 7001 8551      „       „  Kerzen 8226 10964 12701 Kreosot 964 3270 805 Kohks 3640 1707 1992 –––––––––––––––––––––––––– 77972 127178 164919 Ctr. Hiervon kommen allein auf die Versendungsstation Weißenfels:   1862    1863    1864 62,069 100,658 126,083 Ctr. Diese ist also bei Weitem die wichtigste für obigen Artikel; nächst derselben kommt Zeitz, während Merseburg und Teuchern nur mit geringen Versendungsmengen in Betracht kommen. Das Vorkommen der sogenannten Schwelkohle, d.h. der zur Theerbereitung geeigneten, hellfarbigen Braunkohle, ist bekanntlich in der Gegend zwischen Weißenfels und Zeitz am reichlichsten und besten, und in dieser baut man noch immerfort Schwelereien und Paraffinfabriken und erweitert die bestehenden, während in den übrigen Braunkohlenrevieren, wo die gute Schwelkohle sparsamer auftritt, die Schwelereien zum Theil kalt liegen und die Solaröl- und Paraffinfabrication noch nicht recht hat aufkommen wollen. Die ganze Production mineralischer Oele aus Braunkohlentheer hat im Jahr 1864 gegen 157,500 Centner betragen, wovon also nach obiger Uebersicht stark zwei Drittel auf der Thüring'schen Eisenbahn versandt sind. An festem Paraffin erzeugte man 34,650 Ctr., davon knapp zwei Drittel zum Eisenbahnversandt. Der rohe Braunkohlentheer gelangt nur ausnahmsweise auf die Bahn, meistens wird er durch Landfuhren in Fäßern den Paraffinfabriken zugeführt. Von diesen sind viele mit Schwelereien verbunden, ohne jedoch den Ankauf von Theer aus anderen Schwelereien auszuschließen. Da die gesammte Theerproduction auf mehr denn 1/3 Million Centner zu veranschlagen ist, so erscheint das oben angeführte auf der Thüringer Eisenbahn versandte Quantum geringfügig. Was die übrigen Eisenbahnen der Provinz an Mineralproducten transportirt haben, ist nicht von Bedeutung. Sehr zu bedauern und dem Aufschwunge dieser wichtigen Industrie nachtheilig ist der Umstand, daß das Gebiet, worin die Schwelkohle am reichlichsten, ja in größerer Verbreitung fast ausschließlich aufsetzt, zu den Landestheilen gehört, in welchen die Kohle nicht zum Regal gehört. Während ringsherum in den altpreußischen Landestheilen, wo die Kohle dem Bergregal unterworfen ist, der Kohlenbergbau von allen Lasten befreit und nur der geringen Besteuerung von 2 Procent unterworfen ist, sind in den vormals sächsischen Landestheilen die Kohlengruben von schweren Abgaben an den Bodeneigenthümer bedrückt und, was noch schlimmer ist, in der Abgrenzung der Baufelder von den zufälligen Grenzen des Oberflächen-Eigenthums und den Launen seiner Besitzer abhängig. Nur selten treiben diese den Bergbau selbst, sondern sie verkaufen die Bergbauberechtigung an Unternehmer und führen dadurch die Trennung des unterirdischen Besitzes vom Oberflächeneigenthum, die der Gesetzgeber sich leider scheute einzuführen, selbst ein. (Berggeist, Juli 1865.) Die Krankheit der Seidenraupen in Frankreich. Im französischen Senat kam im Juni d. J., gelegentlich einer Petition, die Krankheit der Seidenraupen zur Sprache, und es fand über diese den Ackerbau wie die Industrie so tief berührende Frage eine eingehende Discussion statt. Dumas, der gelehre Chemiker, erstattete einen ausführlichen Bericht, in dem er nachzuweisen bemüht war, daß diese Krankheit nicht von einer Entartung der Maulbeerbäume herrührte, sondern unabhängig von der Nahrung in dem Körper dieser nützlichen Thiere sich ausbilde. Er kann deßhalb nicht genug vor dem Umhauen der Maulbeerbäume warnen, zu dem man sich schon an verschiedenen Punkten Frankreichs voreilig entschlossen hat. Von 1688 bis 1710 hatte in Frankreich eine ähnliche Krankheit ihre Verheerungen unter den Seidenraupen angerichtet. Auch damals hatte man beinahe überall, das vorsichtige Languedoc ausgenommen, die Maulbeerbäume, als nunmehr unnütz, umgehauen und es später bitter bereut. Nach der Versicherung des Hrn. Dumas beschränkt sich diese Krankheit nicht auf die französischen Seidenraupen allein. Man hat von überall her, aus Italien, dem Orient, Indien, China und Japan Eier kommen lassen; allein auch diese Raupen erkrankten und kamen um, mit Ausnahme der aus japanischen Eiern herstammenden, die, unter den gleichen Bedingungen der Pflege und Ernährung, fortwährend gesund blieben. Es handelt sich also nur darum, sich Eier aus Japan in hinreichender Menge und billig genug zu verschaffen, um damit überall eine neue Generation von Seidenraupen heranzuziehen. General d'Hautpoul, der selber eine bedeutende Seidenraupenzucht hat, bestätigt aus eigener Beobachtung und Erfahrung die Ansichten seines gelehrten Collegen. Er klagt nur darüber, daß die Eier, welche die Regierung aus Japan holen ließ, allzu theuer kommen, die Unze 20 Fr., und daß dabei noch die Italiener sich eine Menge davon durch die Gefälligkeit der französischen Zwischenhändler zu verschaffen wußten. General d'Hautpoul seinerseits gedenkt den ihm angehörenden Vorrath bestens zu verwenden, und alle dießjährigen Raupen wiederum nur zur Producirung von Eiern zu benützen. Auf diese Weise hofft er im Stande zu seyn, den Preis von 20 Fr., der früher 4 bis 5 Fr. und häufig weniger betrug, bedeutend herabdrücken zu können. Wenn alle großen Seidenraupenzüchter dem generösen Vorgehen des Generals d'Hautpoul folgen würden, so könnte dadurch einer Calamität ein Ende gemacht werden, die mit jedem Jahr für Frankreich beunruhigender wird. Beinahe 39 Departements im Becken der Rhone und der Garonne sind mehr oder weniger schwer davon heimgesucht. Das Land verschuldet mehr und mehr, und viele große mit Maulbeerbäumen bepflanzte Liegenschaften liefern keinen Ertrag und finden kaum einen Käufer, da, wie Dumas hervorhebt, der Crédit agricole und der Crédit foncier auf solche Maulbeerbaumpflanzungen kein Geld mehr herleihen. Der Senat beschloß einstimmig, die betreffende Petition dem Finanz- und dem Ackerbau-Ministerium zu überweisen. Der Moniteur vom 20. Juli d. J. veröffentlicht einen Bericht des Ackerbau- und Handelsministers Béhic über die zweckmäßigste Abhülfe gegen die schweren Nachtheile, welche die immer mehr um sich greifende Epidemie der Seidenraupen dem Ackerbau und der Industrie Frankreichs zufügt. Der Normalertrag der Cocons belief sich früher in Frankreich auf 100 Millionen Francs, und ist von 1863 auf 1864 auf 34 Millionen oder eigentlich nur auf 24 Millionen herabgesunken, da 10 Millionen für den Ankauf von Eiern nach dem Ausland wanderten. Bereits 1858 und 1859 hatte eine von der Akademie der Wissenschaften ernannte Specialcommission die Symptome des Uebels, an allen Stellen wo sie besonders hervortraten, einer eingehenden Untersuchung unterzogen, und Hr. v. Quatrefages im Namen dieser Commission über deren Arbeiten sehr gründliche Berichte erstattet; 1860 wurde ein Commissär nach China geschickt; außerdem setzte sich die Regierung mit einem Italiener, Hrn. Onesti, in Verbindung, der ein untrügliches Mittel gegen diese Krankheit gefunden haben wollte, und versprach ihm, für den Fall daß sein Mittel sich bewähre, eine Belohnung von 500,000 Francs. Allein das Verfahren des Hrn. Onesti erwies sich nach sämmtlichen in 12 verschiedenen Departements angestellten Erfahrungen als völlig unwirksam. Die aus Japan eingeführten Eier, welche 1864 so gut geriethen, haben 1865 ebenfalls eine schlechte Ernte gegeben, und der Minister sieht sich auf Grund der vom Senat ihm überwiesenen Petition veranlaßt, neuerdings sich an die Wissenschaft und an die Sachverständigen zu wenden, um neue Untersuchungen durch dieselben anstellen zu lassen. Die Commission, welche sich nochmals mit dieser hochwichtigen Frage befassen soll, besteht aus den Akademikern Dumas, v. Quatrefages, Péligot, Pasteur, Claude Bernard und Tulasne, dem Director des Ackerbaues, Monny de Mornay, sechs Seidenzüchtern aus den am meisten interessirten Departements, und zwei Mitgliedern welche der Seidenindustrie und dem Seidenhandel von Paris und Lyon angehören und von den Handelskammern der beiden Plätze ernannt werden, endlich aus zwei höheren Beamten des Ackerbauministeriums, den HHrn. Porlier und Monnier. Der Kaiser hat die Vorschläge des Hrn. Béhic genehmigt. (Die kaiserliche Acclimatisationsgesellschaft macht bekannt, daß sie keine neuen Schachteln mit Seidenraupeneiern mehr verkauft, da man sich den Betrug erlaubt hat die früher von ihr mit japanischen Eiern angefüllten Schachteln auf's Neue mit europäischen Eiern anzufüllen, und als von ihr importirte japanische zum zweitenmal zu verkaufen.) Ueber die Ursachen der Seidenwürmerkrankheit. Bekanntlich herrschen hierüber zwei verschiedene Meinungen. Wäre es nicht möglich, daß beide Unrecht hätten und die Wahrheit zwischen ihnen läge; daß nicht der Baum und nicht die Raupe, sondern die Nahrung die Krankheit veranlasse? Das heißt die Art und Weise der Nahrung, nicht sowohl das Blatt selbst. Ich habe im vorigen Jahr, freilich nur vom Standpunkt und mit den Kenntnissen des Dilettanten, aufmerksame Studien der türkischen Seidenraupenzucht in Brussa gemacht, und dabei das folgende Resultat gefunden. Alle Raupen, und es waren wirklich im Versuchshofe des Franzosen Dufour von allen existirenden Gattungen je zwei Etablissements neben einander aufgestellt, die nach europäischer Weise gefüttert wurden, waren krank, alle nach türkischer Art gezüchteten gesund. Der Türke gibt sich nicht die Mühe, seinen Thieren die Blätter des Maulbeerbaums einzusammeln, er setzt ihnen, sobald sie nur über die allererste unbehülfliche Jugend hinaus sind, die Zweige selbst vor. Auf den Speichern der Bauernhäuser – viel weniger sorgsam als man das bei uns nothwendig glaubt – schichtet er die belaubten Zweige in Vierecken auf. Die Raupen krabbeln in den Stößen lustig aufwärts. Je mehr sie unten die Blätter auffressen, so daß zuletzt nur noch die Ruthen übrig sind, desto mehr legt ihnen der Züchter oben neue Zweige zu; die unteren werden dann herausgezogen, ohne daß dem empfindlichen Thier dadurch die leiseste Belästigung zugefügt wird. Auf diese Weise wird das Thier gezwungen Bewegung zu machen, die genossene Nahrung zu verdauen und den Appetit zu neuer zu sammeln. Es wird aber überdieß vermieden, daß die Blätter, wie das bei der bloßen Blätterfütterung geschieht, in eine Art von Gährung übergehen, und der Wurm die Nahrung nicht nur auf eine üble, seiner Natur widerwärtige Weise, sondern auch geradezu vergiftet genießt. Was unsere Seidenraupen zu Grunde richtet, ist nichts als eine Indigestion des Magens. Hr. Dufour, der dieses Studium seit Jahren zu seinem Vergnügen und mit großen Geldopfern betreibt, hat auch beobachtet, daß die einmal verdorbene Seidenraupenzucht auch krank in ihrer Nachkommenschaft werde. Die Krankheit ist erblich, aber nicht ansteckend. Mit beitragen zu derselben mag übrigens wirklich auch das europäische Maulbeerblatt, und insofern mag Hr. v. Liebig zum Theil Recht haben. Der Türke verwendet nicht den gezähmten, sondern den wilden Maulbeerbaum, und diesen läßt er nicht zum Baum, sondern nur, schon weil er ihm fortwährend die Zweige abbricht, zum Strauch aufwachsen. So hätte denn der Türke, den wir verächtlich ob seiner Faulheit schelten, in seiner Einfalt das Richtige getroffen, weil er, wie dieß die edle Art des Orientalen ist, sich der Natur näher gehalten hat. Denn daß es der ursprünglichen Lebensweise der Raupen mehr entspricht auf Zweigen herumzukrabbeln, statt zwischen Blätterlagen gepappt zu seyn, ist doch einleuchtend. Man versuche einmal was immer für eine Raupengattung auf so unnatürliche Art zu erziehen, wie das bei uns mit den Seidenwürmern geschieht, und man sehe wie viele Jahre man auf die Verderbtheit seiner Zucht warten muß. Gratz, 14. Juli 1865. (Beilage zu Nr. 201 der Allg. Zeitung.)