Titel: Professor Jellett's Polarisationsinstrument.
Fundstelle: Band 178, Jahrgang 1865, Nr. XLVII., S. 158
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XLVII. Professor Jellett's Polarisationsinstrument. Aus der Chemical News vom 23. Juni 1865. Mit Abbildungen. Jellett's Polarisationsinstrument. Dieses Instrument, welches auf der Dubliner internationalen Ausstellung von Spencer in Dublin ausgestellt war, ist zuerst in den Transactions of the Royal Irish Academy beschrieben worden, und soll größere Genauigkeit als das Soleil'sche gewähren. Nach dem Erf. soll der mögliche Irrthum beim Bestimmen des Gehaltes einer Zuckerlösung weniger als einen halben Grain per Kubikzoll1 englischer Kubikzoll Wasser wiegt 277 Grains. betragen. Figur 1 stellt das neue Polarisationsinstrument dar: a, a ist eine kurze Röhre mit zwei großen Linsen zum Concentriren des Lichtes einer dem Focus der äußeren Linse möglichst nahe gestellten Lampe. b b, c c ist eine kurze Röhre, welche an einem Ende eine Linse c, c, am anderen ein Diaphragma b, b mit einem kleinen Loch in der Mitte trägt. Dieses Loch befindet sich im Brennpunkt der Linse c, c und, wenn das Instrument eingestellt ist, auch in dem Hauptbrennpunkt der oberen Linse a. Durch diese Anordnung wird ein Lichstrahl erhalten, welcher von c, c ausgeht und der Achse der Röhren parallel ist. Derselbe wird durch ein Nicol'sches Prisma in der Röhre d, d polarisirt. e, e ist ein Gefäß, dessen unterer Boden eine mit einem Planglas geschlossene Oeffnung hat. Es enthält eine Flüssigkeit, welche das umgekehrte Drehungsvermögen von der zu untersuchenden Flüssigkeit hat. Diese letztere Flüssigkeit ist in der auf den Trägern y, y liegenden Röhre f, f enthalten. Die Träger sind an den Schieber v, v befestigt, welcher zugleich einen der Scala s, s entsprechenden Nonius führt; diese Scala s, s ist an der alle Theile des Instrumentes tragenden Schiene z, z angebracht und der Schieber v, v kann an z, z hin gleiten, welche Bewegung durch eine Kette bewirkt wird, deren beide Enden an z, z befestigt sind und die um eine Achse mit gerändeltem Knopf am Schieber v herum geht. Hierdurch kann man der Röhre f, f eine Bewegung in der Richtung ihrer Achse ertheilen, und eine einfache Einrichtung bewirkt, daß der Nullpunkt des Nonius mit demjenigen der Scala zusammentrifft, wenn das Ende f der Röhre eben an den Glasverschluß des Gefäßes e, e trifft. Die Zahlen der Scala, welche so graduirt ist, daß man noch 0,001 Zoll ablesen kann, geben also die Länge derjenigen Flüssigkeitssäule E, F (Fig. 2) an, welche sich zwischen dem Ende der Röhre und dem Boden des Gefäßes befindet. g, g ist ein analysirendes Prisma nach Prof. Jellett's Construction.Proceedings of the Royal Irish Academy, vol. II p. 348. h, h ist eine Linse, und l ein Diaphragma mit engem Loche, vor welchem sich das Auge des Beobachters befindet. Das polarisirende und das analysirende Prisma werden an ihrer Stelle durch kleine Schrauben σ, σ' festgehalten, welche beide durch einen Querschlitz in der äußeren Röhre gehen, so daß ein theilweises Lösen dieser Schrauben den Prismen eine kleine Drehung um die Achse der Röhre gestattet. Beim Gebrauche des Instrumentes wird das polarisirende Prisma in irgend eine Stellung gebracht und dann das analysirende Prisma sorgfältig so eingestellt, daß, wenn keine Flüssigkeit eingeschaltet worden, die beiden Hälften des kreisförmigen Spectrums genau gleich sind. Soll nun z.B. die Stärke einer Zuckerlösung bestimmt werden, so nimmt man für das Gefäß E, F französisches Terpenthinöl, wovon man eine gewisse Menge einfüllt; dann bringt man in die Röhre f, f eine Zuckerlösung von genau bekanntem Gehalte, legt diese Röhre auf ihre Unterlage und stellt den Nonius auf Null ein. Hierauf dreht man an dem Knopf und zieht dadurch die Röhre mit der Zuckerlösung so weit zurück, bis die Farben der beiden Hälften des kreisförmigen Bildes, durch e gesehen, genau gleich sind und notirt nun die mittelst des Nonius abgelesene Zahl. Es sey R diese Zahl und S der Gehalt der Lösung. Nun entfernt man letztere aus der Röhre, füllt diese mit der zu untersuchenden Lösung und stellt die gleiche Beobachtung an; es sey R' die abgelesene Zahl; dann ist S' = R'/R . S der gesuchte Zuckergehalt der fraglichen Auflösung. Ist der Versuch sorgfältig ausgeführt und findet kein Irrthum in dem Gehalte der Vergleichslösung statt, so darf diese Bestimmung nicht über 0,02 Grains per Kubikzoll ungenau sey; nimmt man das Mittel mehrerer Beobachtungen, so ist der Fehler noch geringer. Fig. 1., Bd. 178, S. 160. Fig. 2., Bd. 178, S. 160. Es ist nicht zweckmäßig, eine sehr starke Lösung zur Untersuchung zu wählen, obwohl sich in dieser Beziehung keine allgemeine Regel aufstellen läßt. Wenn das Biot'sche Gesetz streng richtig ist, daß die Größe der Drehung, welche dieselbe Substanz aus die Polarisationsebene der verschiedenen einfachen Strahlen bewirkt, proportional dem Quadrat der entsprechenden Exponenten ist, so kann die anzuwendende Lösung um so stärker seyn, je weniger verschieden die Exponenten der zu untersuchenden und der compensirenden Flüssigkeit sind. Ist die erstere eine Zuckerlösung und die letztere Terpenthinöl, so kann man ohne Nachtheil eine Lösung anwenden, welche in jedem Kubikzoll 30 Grains ZuckerAlso eine Lösung von etwa 11 Proc. Zuckergehalt.A. d. Red. enthält. Dieses Polarisationsinstrument ist vielfacher Anwendung fähig. So hat z.B. der Berichterstatter dasselbe zur Untersuchung von Terpenthinöl angewandt. Französisches und amerikanisches Terpenthinöl haben nämlich entgegengesetztes Rotationsvermögen, während die Ersatzmittel dafür, nämlich die Producte aus amerikanischen Erdölen, ganz unwirksam auf den polarisirten Lichtstrahl sind; man kann daher nicht allein eine qualitative, sondern selbst eine quantitative Untersuchung ausführen. C. Tichborne.