Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 178, Jahrgang 1865, Nr. , S. 161
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Verwitterung oder von selbst erfolgende Zersetzung der Stein- und Braunkohlen und ihren Einfluß auf die Heizkraft derselben. Aus den von Grundmann mit Steinkohlen angestellten Versuchen, sowie aus Barrentrapp's Untersuchungen über das Verhalten von Braunkohle gegen atmosphärische Luft (polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 156) ergibt sich die unbestreitbare Thatsache, daß Stein- und Braunkohle beim massenhaften Lagern an freier Luft durch eine Art von Verwitterung, in Folge eines langsamen Verbrennungsprocesses einen Verlust an gasförmig entweichendem Kohlenstoff erleiden, der unter bestimmten Umständen über die Hälfte des gesammten Kohlenstoffgehaltes vom Brennmaterial betragen kann. Auch in England ist diese Thatsache erkannt, aber allgemein noch zu wenig gewürdigt worden. Wenn deutsche Kohlenhändler bekannt machen, daß die von ihnen gelieferte Kohle durch längere Einwirkung der Luft nicht an Güte verliere, so pflegen die Newcastler Kohlenwerksbesitzer bei jeder Verschiffung von Steinkohlen eine Bescheinigung auszustellen, daß das verladene Kohl „frisch gefördert“ sey – offenbar eine stillschweigende Anerkennung der Thatsache, daß auch die Newcastle-Kohle, gleich allen anderen Mineralkohlen, durch längeres Aufbewahren bei Luftzutritt an Güte, d.h. an Brennwerth oder Heizkraft, verliert. In der Einleitung zu seiner Abhandlung „über die Bestimmung der Heizkraft der Steinkohle“ (im London Journal of arts, Juni 1865, S. 321) unterscheidet L. Thompson, dem wir bereits verschiedene, von Ure benutzte, allein allem Anscheine nach in Deutschland nicht bekannt gewordene Untersuchungen über die englischen, namentlich die Newcastler Steinkohlen verdanken, nicht unpassend eine „Trockenfäule“ (dry rot) und eine „Naßfäule“ (wet rot) der bituminösen Steinkohle. Die erstere tritt ein, wenn solche an der Luft aufbewahrte Kohle sich an der Oberfläche und bis mehr oder weniger tief in das Innere der Haufen hinein oxydirt; dann verschwindet ein mehr oder minder beträchtlicher Theil ihres Kohlenstoffgehaltes in Form von Kohlensäure, verbrennt also, wogegen das specifische Gewicht der Kohle dasselbe bleibt, ihr absolutes Gewicht aber, in Folge einer Mehraufnahme von hygroskopischem Wasser, zunimmt und auch der Aschengehalt steigt. Als Naßfäule bezeichnet Thompson den Vorgang, wenn in großen Haufen oder Massen gelagerte bituminöse Kohle feucht wird und sich in Folge davon erhitzt; es stellt sich dann eine Art von Gährung ein, bei welcher sich ein Theil des Wasserstoffgehaltes der Kohle verflüchtigt und gleichzeitig ein Theil des im Zurückgebliebenen enthaltenen Kohlenstoffs oxydirt, so daß die Heizkraft der Kohle in doppelter Weise beeinträchtigt wird. Diese Veränderungen gehen bei manchen Kohlenarten außerordentlich langsam vor sich; bei andern hingegen treten sie mit großer Schnelligkeit ein und erreichen eine Ausdehnung, welche in pecuniärer Beziehung sehr beachtenswerth seyn dürfte. Leider existiren für keine einzige der verschiedenen Kohlensorten entschiedene und charakteristische physikalische oder äußere Kennzeichen, durch welche man sich hinsichtlich ihres Verhaltens beim Lagern an der Luft a priori ein Urtheil bilden könnte. Daher ist es auch nicht zu verwundern, wenn sogar im kohlenreichen Albion dieser Punkt in Regierungskreisen bis jetzt noch nicht die mindeste Aufmerksamkeit erregt hat und selbst in den Sachverständigen-Berichten mit keiner Sylbe erwähnt wurde. Thompson bemerkt, daß er umfassende Versuche über die von selbst erfolgende Zersetzung der Steinkohle angestellt hat, woraus sich ergibt, daß die Heizkraft von trockener Kohle durch sechsmonatliches Lagern an freier Luft und bei ungehindertem Zutritte des Tageslichtes durchschnittlich in dem Verhältnisse von 13 zu 12 vermindert wird. Ist die Kohle aber feucht, so steigt dieser Verlust unter sonst gleichen Verhältnissen weit höher; außerdem ist derselbe auch viel beträchtlicher, wenn die lagernde Kohle sehr große, voluminöse Haufen bildet. In diesem Falle scheint sich die Kohle nach und nach in bloßen Lignit zu verwandeln, indem sie beinahe die Hälfte ihrer Heizkraft einbüßte. Jedenfalls würde es für das kohlenconsumirende Publicum eine große Wohlthat seyn, wenn sich ein dazu befähigter Gelehrter oder Techniker veranlaßt sähe, ein Verzeichniß wenigstens der wichtigsten Stein- und Braunkohlensorten aufzustellen, in welchem zuverlässige Angaben über das Verhalten derselben beim Lagern an freier Luft und bei ungehindertem Lichtzutritte mitgetheilt würden. Material zu einer solchen, höchst verdienstlichen Arbeit dürfte sich jetzt schon genügend finden, sobald sich Jemand die Mühe geben würde, die von den großen Kohlenconsumenten in dieser Beziehung gemachten Erfahrungen zu erkunden und zu verzeichnen. Das oben berührte Verfahren der deutschen und der Newcastler Kohlenwerksbesitzer und Kohlenhändler liefert den Beweis für das immer mehr sich herausstellende Bedürfniß eines solchen Führers. H. H. Anwendung von Glimmerblättchen bei Feuerungen für Dampfkessel etc.; von Salinenassistent H. Warth. Von der Eigenschaft des Glimmers, in verhältnißmäßig hoher Temperatur Festigkeit und Durchsichtigkeit auf die Dauer zu erhalten, wird bis jetzt noch wenig Anwendung gemacht, weßhalb auf die Verwendung von Glimmerblättchen zu diesem Zwecke aufmerksam gemacht werden möchte. Man verschließt sehr zweckmäßig die an den Schürthüren angebrachten Schaulöcher mit Glimmerblättchen, wodurch eine beständige bequeme Beobachtung des Feuers möglich gemacht, zugleich aber das nachtheilige Eindringen kalter Luft durch jene Oeffnungen verhindert ist. Man hat nicht nöthig, wie bei anderen Einrichtungen, vorher einen Schieber oder gar die ganze Schürthüre zu öffnen, um auf den Rost zu sehen. Die Blättchen sind durch kleine Blechrahmen eingefaßt und mittelst dieser in die Schaulöcher gestellt. Zum Schutz gegen äußere Beschädigungen kann ein Drahtgitter übergespannt werden. Bei Mechanicus C. F. Steeb in Stuttgart, Königsstraße Nro. 45, können passende Glimmerblättchen, 6 Quadratzoll à 15 kr., bezogen werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1865, Nr. 38.) Keith's continuirliche Röstöfen. Die Bestrebungen, welche man in neuerer Zeit zur Verbesserung der Aufbereitungsmaschinen gemacht hat, laufen meist darauf hinaus, solche Apparate herzustellen, welche continuirlich arbeiten und bei Ersparung an Menschen nicht nur ein höheres Durchsetzquantum liefern, sondern auch das Resultat von der Geschicklichkeit des Arbeiters mehr oder weniger unabhängig machen. Ein gleiches gilt von metallurgischen Apparaten, und in dieser Hinsicht ist in Bezug auf Röstöfen in der neuen Welt, wo menschliche Arbeitskraft so theuer ist, viel geleistet worden, verhältnißmäßig der Stufe der Entwickelung, auf welcher die Hüttenprocesse dort stehen. Fragen wir nach den für oxydirendes Rösten, welches in den meisten Fällen eine Entschwefelung zum Zwecke hat, erforderlichen Bedingungen, die am vollständigsten zu ökonomischen Resultaten führen, so sind diese offenbar: 1) zweckmäßige Zerkleinerung des Erzes, wodurch große Oberflächen dargeboten werden; 2) Einleitung einer stetigen Bewegung des Röstgutes gegen die Oxydationsluft, was einen continuirlichen Arbeitsgang bedingt; 3) Ausnutzung der zur Röstung nöthigen und durch dieselbe erzeugten Wärme. Die bisher allgemein in den Schmelzwerken der alten Welt gebräuchlichen Röstapparate entsprechen bis auf Brunton's Zinnerzröstöfen mit rotirendem Herd der zweiten Bedingung nicht, indem sie discontinuirlich arbeiten. Das Princip, welches der Construction der continuirlichen Röstöfen zu Grunde liegt, ist, das fein vertheilte Erz frei oder auf schiefen Ebenen herabfallen zu lassen und so jedes einzelne Theilchen einer oxydirenden Einwirkung der Luft auszusetzen. Dieses Princip ist mit mehr oder weniger Glück angewendet worden. Der continuirliche Röstofen von Keith, in Central-City, Colorado Territory, den Verfasser Gelegenheit hatte, in Colorado arbeiten zu sehen, besteht aus einem im Winkel von 45° geneigten Canal, der am oberen Ende mit einer Feuerung versehen ist, während er unten mit einer Esse in Verbindung steht. Das Erz wird über der Feuerbrücke durch einen Ventilator, dessen Arme zugleich das vorher genügend zerkleinte Erz vollständig zum feinsten Pulver zermalmen, in den Ofen hineingeblasen, und fällt, von der Flamme eine Zeitlang getragen, in den Canal herab, an dessen Ende es fertig geröstet anlangt. Keith wendet diesen Ofen zur Röstung von goldhaltigen Schwefelkiesen und Kupferkiesen behufs Amalgamation an, und die doppelten und dreifachen Resultate im Goldausbringen, die er gegenüber den Amalgamirwerken erhielt, welche das Erz im rohen Zustande verarbeiten, machten gewaltiges Aufsehen in Colorado und New-York. Die Idee ist jedenfalls originell und wir müssen Keith den Erfinder der continuirlichen Röstöfen nennen. Ist das Erz nicht fein genug zertheilt, so wird es nur eine Strecke von der Flamme getragen, fällt dann auf der schiefen Ebene nieder, auf welcher es unter weit ungünstigeren Bedingungen arbeitet und gelangt unvollständig geröstet unten an. Auf der anderen Seite gibt ein zu fein zertheiltes Erz Veranlassung zu großen Verlusten durch Flugstaub. Ein anderer Verstoß gegen die Regeln eines rationellen Röstverfahrens ist, daß das Röstgut da in den Ofen eingeführt wird, wo die höchste Temperatur herrscht, so daß hier leicht ein Schmelzen oder Zusammensintern gröberer Erztheilchen stattfinden kann, während feiner Staub allerdings sofort verbrennt. Weit zweckmäßiger ist es, Flamme und Oxydationsluft gegen das fallende Erz zu bewegen, wodurch man nicht nur den obigen Fehler vermeidet, sondern auch durch den Widerstand der Luft bewirkt, daß das Erz länger suspendirt bleibt. – Nach Keith erschien eine nicht geringe Anzahl continuirlicher Röstöfen, von denen bis jetzt keiner Bedeutung erlangt hat, während die meisten einer kurzen Praxis erlagen. Diese suchten die Fehlerquellen des Keith'schen Ofens zu vermeiden, indem sie demselben die Form eines geneigten rotirenden Cylinders gaben, in welchem sich Flamme und Erz bewegten. Diese in verschiedenen Modificationen ausgeführte Construction zeigte sich indessen wegen kostspieliger Herstellung und besonders kurzer Haltbarkeit des Apparates durchaus unpraktisch. (Berg- und hüttenmännische Zeitung.) Das Eisenerz „Minette.“ Das unter dem Namen „Minette“ bekannte Eisenerz ist erst in neuerer Zeit in die deutsche Eisen-Industrie übertragen. Da dasselbe für die Eisenproduction Frankreichs und Belgiens von großem Belang geworden, so dürfte es für manchen Leser nicht uninteressant seyn, dessen Vorkommen und Verwendung hier zu beschreiben. Die Minette – oolithischer Eisenstein – findet sich im östlichen Frankreich und im Luxemburgischen in der Jura-Formation. Das Ausgehende dieser Lager zieht sich von Nancy fast in gerader Richtung nach Norden über Metz und Thionville bis Luxemburg, nimmt hier eine westliche Richtung und geht über Arlon und Sedan hinaus. Auf der ganzen, circa 15 Meilen langen Strecke von Nancy bis Longwy, westwärts von Luxemburg, findet auf diesem Mineral Abbau statt, und dürfte die Lagerstätte zu einer der ausgedehntesten des Continents zu rechnen seyn. Nachdem zunächst nur französische und belgische Werke die Minette verhütteten, findet jetzt auch von Luxemburg aus ein ziemlicher Absatz derselben nach Deutschland statt, und hat sich die Nachfrage bereits sehr gesteigert. Grund hiervon ist außer dem billigen Preise dieses Eisensteins wohl der Umstand, daß derselbe als vorzügliches Gattirungs-Erz ein gesuchter Artikel ist. Das Vorkommen der Minette bei Luxemburg tritt auf der Grenze zwischen schwarzem und braunem Jura auf, hat den Lias zum Liegenden, gehört zur Oolith-Gruppe, und enthält zwei in Zusammensetzung und Verhalten verschiedenartige Lager – die rothe und die graue Minette. Die erstere ist von egaler rother Färbung, von feinkörniger oolithischer Structur, und gibt im Maximum ein Eisen-Ausbringen von 30–34 Proc. Die hellere Sorte zeigt weniger gleichförmige Färbung, ist ärmer und ohne scharf ausgeprägte oolithische Structur, hat dagegen etwas höheren Kalkgehalt als die rothe Minette. Auch der durchschnittlich bis 1 Proc. betragende Gehalt an Phosphorsäure beider Arten ist bei der helleren weniger stark hervortretend. Von schwefeligen Bestandtheilen sind beide Minette-Sorten gänzlich frei. Die Minette ist in Folge ihres Kalkgehalts nicht allein sehr geeignet, als gattirender Zuschlag auf kieselige und thonige Eisenerze verwendet zu werden, sondern ist auch für sich allein ohne weitere Beschickung leicht schmelzbar, und dürften auf 100 Pfund weißes Eisen wohl nicht über 115 Pfund Kohks kommen. Ein analoges Auftreten bilden in England die auch erst in neuerer Zeit technisch wichtig gewordenen sogenannten Cleveland-Eisenerz-Lager der Liasformation, welche sich als oolithische, schwefelfreie, doch durch Phosphorgehalt mehr oder weniger nur zu Gießerei-Roheisen passende Eisensteine kennzeichnen. Durch den ihnen in größerem Maaße eigenen Kalkgehalt ist ihre Wichtigkeit für die Hüttentechnik entschieden. Das nordwestliche Deutschland hat ein ähnliches Vorkommen aufzuweisen, insofern die in den jurassischen Bildungen der Weserkette und des südlichen Theils des Teutoburger Waldes vorfindlichen ausgedehnten Ablagerungen rother Oolith-Eisensteine wohl als gleichartige Mineralmassen anzusehen sind. Diese kalkigen Eisensteine haben dichte, oolithische Structur, flachmuscheligen Bruch und einen Eisengehalt von 26–44 Proc. im rohen Zustande. Vom Eisenoxyd rührt die röthliche Färbung der oberen Oolith-Eisenstein-Schichten her. Schädliche Bestandtheile sind diesen Oolithen sehr wenig beigemengt und ihr zwischen 10–30 Procent schwankender Gehalt an kohlensaurem Kalk stellt sie der Luxemburger Minette gleich beachtenswerth zur Seite. (Berggeist, 1865, Nr. 73.) Ueber Reinigung der Kohlen-Elemente nach dem Gebrauch in Säulen; von Dr. G. Osann. Obwohl ich in kleinen Schriften schon Gelegenheit genommen habe, nachfolgendes Verfahren bekannt zu machen, so will ich es doch hier noch veröffentlichen, da oft Anfragen in dieser Beziehung an mich gelangt sind. – Die Kohlen-Elemente werden nach Beendigung der Operation, welche mit Säulen vorgenommen worden ist, herausgenommen, in Wasser gebracht und damit ausgekocht. Es dient dieß, um die Menge von Säure und Salz, welches in den Poren der Kohlencylinder enthalten ist, zu entfernen. Nachdem das Wasser abgegossen worden ist, wird von Neuem Wasser darüber gegossen und dasselbe zum Sieden gebracht. Man setzt jetzt kohlensaures Natron (Soda) hinzu. Es entsteht ein Niederschlag, welcher größtentheils Zinkoxyd ist. Man fügt noch mehr Soda hinzu, bis die Flüssigkeit alkalisch reagirt. Die Flüssigkeit fängt jetzt an, bräunlich zu werden. Sowie dieß der Fall ist, hört man auf, die Flüssigkeit weiter zu erwärmen. Man läßt sie jetzt mehrere Stunden lang stehen und erkalten, und gießt sie dann ab. Hierauf wird nochmals Wasser auf die Kohlen-Elemente gegossen und dieses zum Sieden erhitzt. Ist es erkaltet, so gießt man es ab, und trocknet die Kohlen-Elemente. – Je trockener sie sind, desto kräftiger wirken sie. – Durch diese Behandlung werden sie nicht nur wieder, ganz in ihren früheren Zustand vor der Anwendung versetzt, sondern werden noch poröser und hierdurch stärker wirkend. Würzburg, im September 1865. Vorsichtsmaßregeln gegen Gasexplosionen. Gasexplosionen gehören in Deutschland glücklicher Weise zu den Seltenheiten. In England kommen dergleichen dagegen viel häufiger vor, weßhalb genaue Versuche darüber angestellt worden sind, in welchem Verhältniß atmosphärische Luft mit Steinkohlengas gemengt seyn muß, um ein explodirbares Gemenge zu geben. Bei den intensiven derartigen Unglücksfällen, welche sich kürzlich in Stuttgart und Bayreuth, vor längerer Zeit in Berlin und anderwärts ereigneten, wird dieser kurze Bericht und Hinweis von doppeltem Interesse seyn. Bei den in London hierüber angestellten Versuchen hat sich gezeigt, daß die Explosionsfähigkeit bei einer Mischung von 1 Raumtheil Gas auf 13 bis 16 Raumtheile atmosphärischer Luft beginnt, daß eine Mischung von 1 Raumtheil Gas auf 10 bis 12 Raumtheile atmosphärischer Luft die stärksten Explosionen gibt, und daß die Explosionsfähigkeit wieder aufhört bei einem Gemenge von 1 Raumtheil Leuchtgas auf 4 Raumtheile atmosphärischer Luft. Sobald nämlich mit 1 Raumtheil Gas 4 oder weniger Raumtheile atmosphärischer Luft gemengt sind, brennt die Mischung, sobald sie angezündet wird, ruhig ohne Explosion ab. Demnach müssen wenigstens 6 bis 7 Proc. Gas in ein Local eingeströmt seyn, um ein explodirbares Gemenge zu geben, während schon 1/2 Proc. durch den starken Gasgeruch nicht nur erkennbar, sondern auch sehr lästig wird. Dieser häufig sich so unangenehm machende, viel geschmähte starke Geruch des Steinkohlengases hat daher andererseits das Gute, ein zuverlässiger Warner vor Explosionsgefahren zu seyn, und ist ein sicherer Retter daraus, wenn man die Warnung rechtzeitig beachtet und wenn man die eine so leicht im Gedächtniß zu behaltende und jedem Dienstboten begreiflich zu machende Vorsicht einhält, wo starker Gasgeruch sich bemerkbar macht, mit keinem Licht in die Nähe zu kommen, ehe gehörig gelüftet ist. Die weiteren Vorsichtsmaßregeln, nämlich die Hähne, besonders auch den Hauptkrahn, während des Nichtgebrauchs gut geschlossen zu halten, namentlich auch dann, wenn etwa der Frost die Gaseinrichtung vorübergehend unbrauchbar gemacht haben sollte, sowie jeden etwaigen Schaden an der Röhrenleitung, den Hähnen und dem Gasometer alsbald ausbessern zu lassen, verstehen sich von selbst. Wer, wo Gasgeruch sich bemerkbar machte, und wenn er noch so unbedeutend scheint, sogleich nach der Ursache und dem Ort der Undichtheit der Gasleitung... fahnden und abhelfen läßt und dabei die erwähnten Vorsichtsmaßregeln beobachtet, der kann sich der Gasbeleuchtung mit aller Ruhe und Sicherheit bedienen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1865, Nr. 15.) Neues Verfahren zur Reinigung des Leuchtgases von Schwefelkohlenstoff. Die englischen Gasingenieure beschäftigen sich bekanntlich seit Jahren lebhaft mit der Frage, wie man das Leuchtgas von den geringen Mengen Schwefelkohlenstoff, die es enthält, befreien könne. Der Vorschlag von Bowditch (polytechn. Journal Bd. CLXI S. 316), als Reinigungsmaterial Thon und heißen Kalk anzuwenden, hat zu keinem Resultate geführt; der Vorschlag von L. Thompson (polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 480), das Gas mit Wasserdampf gemischt durch eine rothglühende Röhre zu leiten, scheint auch keinen Anklang zu finden. Das einzige Mittel, welches versuchsweise zu ausgedehnter Anwendung gelangt, ist das Waschen des Gases mit großen Mengen Ammoniakwasser. Professor Anderson in Birmingham weist in einem, im Journal of Gas Lighting veröffentlichten Aufsatz den Einfluß nach, den die Schwefelverbindungen des Ammoniaks auf den Schwefelkohlenstoff, sowie auf die Schwefelwasserstoffverbindungen im Steinkohlengase ausüben; er reinigte versuchsweise ein Gas, welches in 100 Kubikfuß 12,4 Grains Schwefel enthielt, mittelst dreimaligen Durchleitens durch Schwefelammonium, und reducirte den Schwefelgehalt dadurch auf 3,83 Grains. Das Ammoniakwasser wird in ungeheuren Quantitäten mit dem Gase, wie es aus der Hydraulik kommt, zusammengebracht, und nach den Mittheilungen in der zweiten Jahresversammlung des brittischen Gasfachmänner-Vereins zu Birmingham verspricht man sich von den sogenannten Douche-Scrubbers einen vollständigen Erfolg. (Journal für Gasbeleuchtung, September 1865, S. 285.) Ueber Darstellung von Uhrmacheröl. Man verwendet hierzu das beste Olivenöl von der ersten Pressung vollkommen gereifter Oliven, nachdem dasselbe gut abgelagert ist und setzt dasselbe einer Temperatur von einigen Graden unter dem Gefrierpunkt aus, wodurch sich die schleimigen Theile und sonstigen fremdartigen Stoffe abscheiden. Das klar gebliebene flüssige Oel gießt man vorsichtig ab und filtrirt es durch einen Becher von Lindenholz oder Hollundermark. So erhält man ein Oel, welches mehrere Jahre flüssig bleibt und die Zapfen der Räder nicht angreift. Klauenfett, auf diese Weise behandelt, liefert ein minder brauchbares Oel, da ihm die Kälte zu viel Fettstoff entzieht. Ein anderes Verfahren, das Olivenöl für die Uhrmacherei zu reinigen, besteht darin, daß man das Oel in eine weiße Glasflasche gießt, ein Stück Blei so hineinstellt daß es daraus hervorragt, und dann das Oel der Einwirkung der Sonnenstrahlen aussetzt. Das klare Oel wird nach einiger Zeit abgegossen und hält sich nun flüssig, ohne zähe zu werden; indessen ist solches Oel nicht ganz so säurefrei, wie das nach oben beschriebener Methode dargestellte. Eine aus Amerika im Handel vorkommende Sorte Uhrmacheröl, angeblich ein Fischöl, hält sich nicht länger als beiläufig ein Jahr, was seine Verwendbarkeit sehr beeinträchtigt. Ueber die Wichtigkeit, langfaserige Baumwolle bei der Collodiumbereitung anzuwenden. Professor Hardwich hat seiner Zeit sehr genaue (und die ersten genauen) Vorschriften und einen systematischen Gang für die sichere Darstellung photographischen Collodiums mitgetheilt.Man vergleiche: Hardwich's Manual der photographischen Chemie. Berlin bei Grieben. Er nahm Baumwolle von Sea Island und andere langfaserige von New-Orleans verschiffte Sorten. Seit Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs waren solche wirklich gute Baumwollsorten nicht mehr leicht zu beschaffen und äußerst theuer, so daß Professor Dawson (wie er im British Journal berichtet) eine geringere Qualität in Anwendung brachte in der Ansicht, die Einwirkung der Säuren werde bei in gleicher Weise gereinigter Baumwolle auch denselben Erfolg haben. Diese Ansicht war irrig. Die Säuren waren genau in denselben Verhältnissen gemischt,Theile Schwefelsäure (1,891 spec. Gew.), 1 Theil Salpetersäure (1,992 spec. Gew.), 1/2 Theil Wasser, Temperatur 66° Cels. der Wassergehalt war derselbe wie früher, dennoch löste sich die neue Baumwolle sofort darin auf; Sea Island-Baumwolle gab darin ganz vorzügliches Pyroxylin. Erst nachdem der Wassergehalt der Mischung auf ein Zehntel reducirt wurde, gab sie mit der kurzfaserigen Baumwolle ein ziemlich gutes Resultat; doch niemals gelang es, damit vollkommen lösliches Pyroxylin oder gut haftendes Collodium zu erzeugen. Es sollten also in allen Vorschriften für Pyroxylin nicht nur Verhältniß, Grad und Temperatur der Säuremischung und Gewicht der Baumwolle angegeben werden, auch die Länge der Faser ist in Betracht zu ziehen. Von allen durch Hrn. Dawson untersuchten Baumwollsorten erwies sich die Sea Island-Baumwolle als die beste; darnach kommt die langfaserige egyptische. Man beachte, daß neuerdings lang- und kurzfaserige Sorten gemischt vorkommen. (Photographisches Archiv. September 1865, S. 342.) Goldfirniß. Ein vorzüglicher Goldfirniß zum Ueberziehen der Goldleisten, der ein brillantes Feuer gibt, soll nach folgender Vorschrift bereitet werden: 3 Pfd. Schellack in 30 Quart Alkohol, 5 Pfd. Mastix in 5 Quart Alkohol, 3 Pfd. Sandarac in 5 Quart Alkohol, 5 Pfd. Gummigutt in 5 Quart Alkohol, 1 Pfd. Drachenblut in 1 Quart Alkohol, 3 Pfd. Sandel in 5 Quart Alkohol, 3 Pfd. Terpenthin in 3 Quart Alkohol gelöst. Nachdem alle angeführten Bestandtheile einzeln in der angegebenen Menge absoluten Alkohols gelöst und filtrirt wurden, werden die Lösungen bei gelinder Wärme mit einander gemischt. (Bayerische Gewerbezeitung.) Vorschrift zu einer Buchdruckfarbe, von Dr. Artus. Eine schöne und billige Buchdruckfarbe stellt man, wie Prof. Dr. Artus in seiner Vierteljahresschrift mittheilt, aus 4 1/2 Loth venetian. Terpenthin, 5 flüssiger (Kali-) Seife, 2 Olëin, 3 gebrannten: Ruß, 2 Quentchen Pariserblau, 1 Oxalsäure, 1/2 Loth Wasser, auf folgende Weise dar: Zunächst wird in dem angedeuteten Verhältnisse der venet. Terpenthin (der schön durchsichtig erscheinen muß) mit dem Olëin (rectificirten, da das rohe noch Stearinantheile enthält) gelinde erwärmt, dann wird die Schmierseife auf die Farbeplatte gegeben und nach und nach die erwärmte Mischung von Olëin und Terpenthin unter gehörigem Verreiben zugesetzt. Sind auch diese drei Stoffe durch gehöriges Verreiben mit einander gut vermischt, so wird der gebrannte Ruß zugesetzt (der vorher etwas zu zerreiben und durch ein feines Haarsieb abzusieben ist) und gehörig verrieben, endlich die Löfung des Pariserblaues in Oxalsäure unter gehörigem Verreiben mit dem Läufer auf der Farbeplatte zugesetzt. Die Lösung des Pariserblaues, welche dazu dient, der Druckfarbe einen angenehmen Ton zu verleihen, erhält man dadurch, daß man das Pariserblau im fein geriebenen Zustande mit Oxalsäure und Wasser in dem oben angegebenen Verhältnisse vermischt, etwas erhitzt und dann unter gehörigem Verreiben diese Mischung obiger Masse zusetzt. (Anstatt der Lösung des Pariserblaues in Oxalsäure kann der Masse auch Indigcarmin zugesetzt werden auf obige Masse etwa 2/3 bis 1 Quentchen, der mit etwas Wasser vorher zu zerreiben ist). Die mit dieser Farbe angestellten Druckversuche fielen höchst befriedigend aus. Um die Lettern zu reinigen, hat man entweder eine Sodalösung oder Aetznatron angewandt, letzteres dürfte jedoch allen bisher empfohlenen Mitteln vorzuziehen seyn. Zu diesem Zwecke wird, wenn man das Natron nicht durch Zersetzen von Soda mittelst Aetzkalk darstellen will, etwa 1 Pfd. Aetznatron, das jetzt im Handel billig zu haben ist (6 1/2 Thlr. pro Ctr.) in 12–15 Pfd. Wasser gelöst. Ueber Zuckergewinnung aus Syrupen mittelst künstlicher Abkühlung. Hr. Reynoso befindet sich gegenwärtig in England, um sich über die respectiven Leistungen der verschiedenen dort gebräuchlichen Apparate zur Kälteerzeugung genau zu unterrichten. Er hat gefunden, daß ein Syrup, welcher nur 6° an Baumé's Saccharometer zeigt, durch Gefrieren in Eis und einen Syrup von 30° verwandelt wird. Sollte es sich herausstellen, daß die Kälte den Syrup nicht benachtheiligt, so könnte ihre Anwendung in der Zuckerfabrication von Bedeutung werden. (Mechanic's Magazine vom 8. September 1865.) Ueber das Tödten der Fische. Nach dem Feuille du Cultivateur sollen die Reisenden in Holland durchgängig die Erfahrung machen, daß die dortigen Fluß- und Seefische ungleich schmackhafter seyen, auch viel festeres Fleisch haben, als die in anderen Ländern auf den Tisch gebrachten. Diese Vorzüglichkeit soll aber lediglich die Folge davon seyn, daß dort die Fische in dem Augenblick, während dessen sie aus dem Wasser gezogen werden, sogleich getödtet werden, während es bei uns Gewohnheit ist, dieselben oft noch Tage lang, nachdem sie aus dem Wasser genommen sind, in einem langsamen Todeskampfe schwebend zu erhalten und erst unmittelbar vor der Zubereitung vollständig zu tödten. Diese Gewohnheit ist um so auffallender, weil es bei uns Niemand in den Sinn kommt, das Fleisch von Säugethieren, die in Folge von Krankheit zu Grunde gegangen sind, oder abgeschlachtet werden mußten, zu genießen; ja es ist der Verkauf des Fleisches von kranken Thieren strenge verboten, da der Genuß desselben unzweifelhaft schädliche Folgen für die Gesundheit nach sich zieht. Nun wird es aber Niemanden einfallen, zu bestreiten, daß Fische, denen man eine verhältnißmäßig lange Zeit die nothwendigste Lebensbedingung (frisches Wasser) entzogen hat, krank werden müssen, oder daß der Genuß des Fleisches kranker Fische minder gesundheitsgefährlich sey, als der des Fleisches von kranken Säugethieren. Also auch ganz abgesehen von der Erfahrung, daß das Fleisch von Fischen, die sogleich beim Herausnehmen aus dem Wasser getödtet werden, viel schmackhafter ist, als das von solchen, denen man noch Stunden oder Tage lang ein eben so unnatürliches als qualvolles Leben läßt, muß schon im Interesse der Gesundheit des Fische consumirenden Publicums darauf gedrungen werden, daß die Fische sogleich beim Herausnehmen aus dem Wasser getödtet werden. Dieses Tödten selber geschieht übrigens gemeiniglich auf eine außerordentlich rohe Weise, von der wir uns schon oftmals zu unserem großen Leidwesen überzeugen mußten; man schlägt nämlich die Fische so lange mit dem Kopfe gegen einen harten Gegenstand, bis sie das Leben verloren haben, während es doch viel zweckmäßiger wäre, ihnen dasselbe durch Trennung des Gehirns vom Rückenmarke, also durch einen hinter dem Kopfe beizubringenden Schnitt, mit einem Male zu nehmen. Ein Grund für die grausame Gewohnheit, die Fische nicht sogleich zu tödten, wenn sie aus dem Wasser kommen, mag in dem Glauben zu suchen seyn, daß das Fleisch der getödteten Fische zu schnell in Verwesung übergehe, daß man also die Fische erst unmittelbar vor der Zubereitung tödten dürfe. Diese Ansicht ist aber ganz unrichtig, denn das Fleisch eines getödteten Fisches erhält sich, an einem kühlen Orte aufbewahr, mindestens 48 Stunden frisch, während es eine noch nicht gehörig gewürdigte Thatsache ist, daß das Fleisch aller Thiere, welche in aufgeregtem Zustand getödtet worden sind, wie z.B. das der Rehe oder gerade der nach der üblichen Weise getödteten Fische, auffallend schnell der Verwesung anheim fällt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1865, Nr. 12.)