Titel: N. Neal Solly's Windformen aus Kanonenmetall für Gebläseöfen.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XVII., S. 61
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XVII. N. Neal Solly's Windformen aus Kanonenmetall für Gebläseöfen. Aus dem Mechanics' Magazine vom 10. November 1865, S. 297. Solly, über Windformen aus Kanonenmetall. Die gewöhnlichen gußeisernen und schmiedeeisernen Wasserformen, wie sie jetzt bei Gebläseöfen allgemein angewendet werden, leiden beide an demselben Fehler. Wenn sie nämlich eine verhältnißmäßig kurze Zeit im Gebrauche gewesen sind, häuft sich das geschmolzene Eisen des Ofens, mit Asche gemengt, rings um den Rüssel der Form und setzt sich dort an, bildet eine „Nase,“ wie der Hüttenmann sagt, und diese wird bald so groß, daß die Form ausgewechselt werden muß, eine Arbeit, welche viel Mühe und Zeit beansprucht. Die neue Düse wird aus Kanonenmetall (bekanntlich einer Legirung von 100 Th. Kupfer mit nur 10 Th. Zinn) in einem Stücke gegossen. Da das Kupfer nur sehr geringe Verwandtschaft zum Eisen hat, so setzt sich an den Rüssel der aus Kanonenbronze bestehenden Form kein Eisen aus dem Ofen an, so lange sie auch im Gebrauche seyn mag; die Legirung ist nicht zur Nasenbildung geneigt und deßhalb brauchen solche Formen auch nur selten ausgewechselt zu werden. Die allgemeine Gestalt der schmiedeeisernen Formen wurde auch für die aus Kanonenmetall angefertigten beibehalten; um das Formmaul beim Betriebe des Ofens gehörig kalt zu erhalten, strömt fortwährend eine hinreichende Menge kaltes Wasser durch die Form, indem das Zuflußrohr in's Innere der letzteren bis auf wenige Zoll von ihrer Mündung hineinragt. Die erste Form aus Kanonenmetall wurde vom Verfasser auf den Willenhall-Werken vor länger als drei Vierteljahren in Gebrauch genommen und hat bis vor wenigen Tagen ihre Dienste geleistet; als sie dann absichtlich ausgewechselt wurde, zeigte es sich, daß sie noch vollständig im besten Zustande war. Sie wurde in der Versammlung der Maschinen-Ingenieure zu Birmingham am 2. Nov. 1865, nebst einer zweiten, ebenfalls aus Kanonenbronze gegossenen, nur etwas anders gestalteten Form vorgezeigt; die letztere war drei volle Monate im Gebrauche gewesen, ohne einer Auswechslung zu bedürfen, und zeigte sich gleichfalls ganz wohl erhalten. Eine dritte Gebläseform, welche mit jenen beiden der Versammlung vorgelegt ward, eine gewöhnliche schmiedeeiserne Wasserform, hatte nach einem Dienst von nur drei Tagen ausgewechselt werden müssen, da der Formrüssel sehr stark „vernast“ war. Ferner wurde ein Stück von einer bronzenen, mittelst eines Schnitts durch ihre Mitte halbirten Form vorgelegt, um die Metallstärke ihrer Wandungen zu zeigen, welche an dem Auge oder der Mündung einen halben Zoll, an den Seiten dagegen nur drei Achtelzoll betrug. Durch die Anwendung der aus Kanonenmetall angefertigten Formen wird so viel Zeit und Arbeit erspart, daß die Länge der Zeit, während welcher das Gebläse zum Behufe des Auswechselns der Formen beim regelmäßigen Betriebe abgestellt werden muß, auf eine halbe Stunde reducirt wird, indem zum Auswechseln einer Bronzeform nur eine Viertelstunde erforderlich ist, während bei einer schmiedeeisernen Form dazu drei Viertelstunden nöthig sind. Die Anwendung der Bronzeformen ermöglicht somit auch eine bedeutende Ersparniß an Brennmaterial und Arbeitslöhnen. – Ein fernerer, nicht gering zu veranschlagender praktischer Vorzug der Bronzeformen beim Betriebe ist der Umstand, daß das Formauge stets seine volle Größe beibehält, indem sich um und an das Formmaul keine Nase ansetzt, während man bei eisernen Formen häufig zum Stachel greifen muß, um das Auge von angesetzter Schlacke, Eisen etc. zu reinigen, und der Durchmesser der Formmündung beständigen Schwankungen unterliegt, wodurch die Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit des Windstromes nothwendiger Weise beeinträchtigt wird. In Folge dieser Vorzüge der Bronzeformen lassen sich dieselben direct als Düse anwenden, wenn der Formrüssel mehrere Zoll weit einwärts richtig cylindrisch ausgebohrt und dann die Düse in das hintere Ende der Form eingesetzt und mit feuerfestem Thone festgestrichen wird.