Titel: Verbesserungen an elektromagnetischen Inductions-Apparaten für telegraphische Zwecke; von J. B. Thompson in London.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XXXVI., S. 130
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XXXVI. Verbesserungen an elektromagnetischen Inductions-Apparaten für telegraphische Zwecke; von J. B. Thompson in London. Aus dem London Journal of arts, Februar 1865, S. 86. Mit Abbildungen auf Tab. II. Thompson's selbstthätiger Inductionsapparat. Der eigentliche Zweck der von Thompson neu construirten Anordnungen für Inductions-Apparate (patentirt in England am 9. April 1864) geht dahin, letztere in selbstständige Stromquellen so zu verwandeln, daß durch die eigene Thätigkeit des Apparates die inducirten Ströme beständig dieselbe Richtung beim Austritte aus dem Apparate beibehalten müssen. Sie ersetzen so den continuirlichen und nicht wechselnden Strom der Telegraphirbatterie, und der Apparat wird auf diese Weise befähigt, für den Betrieb eines jeden elektrischen Telegraphen in Anwendung kommen zu können. Bei seinem Apparate verwendet Thompson zwei Reihen von Inductorien, die neben einander angebracht sind, und wobei in jeder Reihe entweder zwei oder mehrere Inductionsrollen sich befinden, so daß jedoch in beiden Reihen die Anzahl der Inductionsrollen dieselbe ist. Von den Hauptspiralen sind je zwei unter sich hinter einander verbunden, so daß der primäre Strom abwechselnd durch das eine oder das andere Paar dieser Spiralen gehen muß; die secundären Spiralen aber sind hinter einander in jeder Reihe unter sich verbunden, so nämlich, daß dieselben eine ununterbrochene Kette bilden, von welcher die abgewendeten zwei Enden die Polenden repräsentiren, wovon das eine zur Luftleitung und das andere zur Erdleitung mittelst des dazu gehörigen Commutators führt. Zu einem automatisch wirkenden Apparate wird die vorliegende Anordnung durch die longitudinal hin- und hergehende Bewegung, welche durch Einwirkung eines oscillirenden Ankers, wenn in jeder Reihe bloß zwei Rollen sich befinden, durch gemeinschaftliche Wirkung mehrerer solcher oscillirender Anker aber bei mehr als zwei Paaren von Inductionsrollen, ein cylindrischer Stab erfährt, der bei seiner Bewegung nach einem Ende hin den Stromwechsel für die primären Spiralen und an seinem anderen Ende die Commutation für die inducirten Ströme zu bewerkstelligen hat. Bei der Anwendung von zwei Paaren von Inductoren sind nämlich die abgewendeten Enden der Eisenkerne paarweise durch ihren Anker fix mit einander verbunden; die einander gegenüber stehenden Enden der Eisenkerne aber sind frei, und zwischen diesen kann ein auf jenen longitudinal sich hin- und herbewegenden Stab gesteckter Anker so oscilliren, daß er bald an die freien Enden des einen, bald an die des anderen Paares der Eisenkerne sich anlegen muß. Der Durchgang des primären Stromes wird dabei so vermittelt, daß die Polarität der einander gegenüber stehenden Enden zweier Eisenkerne dieselbe ist. Verwendet man mehr als zwei Paare von Inductionsrollen, so kann man in ähnlicher Weise die Anordnung so machen, daß ebenso viele Anker, als die Zahl der Rollenpaare beträgt, auf die longitudinal hin- und hergehende Achse gesteckt, zur Oscillation gelangen müssen, da je zwei der neben einander befindlichen Hauptspiralen mit ihren Eisenkernen für die zugehörige bewegliche Armatur einen Elektromagneten bilden. Die Einrichtung des ganzen Apparates ist in horizontaler Projection in Fig. 15, in einem Querschnitte von dem vorderen Ende aus in Fig. 16, in Fig. 18 aber schematisch dargestellt. In letzterer bedeuten p, p die primären oder Hauptspiralen, s', s' die secundären Spiralen; im Uebrigen sind in allen Figuren gleiche Theile durch dieselben Buchstaben bezeichnet. Auf der Grundplatte a, a befinden sich die Inductorien b, c in zwei Reihen neben einander; b', c' sind die fixen Ankerplatten an den von einander abgewendeten Enden der Eisenkerne, während der oscillirende Anker d', welcher an die Welle e, e gesteckt ist, abwechselnd an die Polflächen des einen oder des anderen Paares der Eisenkerne sich anlegen kann, zu welchem Zwecke diese Polflächen mit Verlängerungen von Messing versehen sind, die diesem Anker gleichsam als Führung dienen. Die Welle e, e hat ihre Lager in den fixen Ankern b', c', die deßhalb durchbohrt sind, und ist an ihren beiden Enden mit den Spiralen g, g versehen, welche sie beständig in einer fixen Lage zu erhalten oder in diese zurückzuführen suchen, wenn sie aus letzterer in Folge momentaner magnetischer Anziehung gebracht worden ist. An dem einen Ende wirkt diese Welle bei ihrer hin- und hergehenden Bewegung auf den Commutator k, k, an dem abgewendeten Ende aber auf den Commutator n. Jener besteht der Hauptsache nach in einem um eine horizontale Achse i drehbaren metallischen Quadranten h, h; diese Achse hat ihre Lager in dem festen Stücke k, k und der Quadrant hat den Batteriestrom so zu commutiren, daß er bald durch die Feder l, bald durch l' eintritt. Ein Ende von jeher der beiden Hauptspiralen ist nämlich (Fig. 18) mit einem Pole der Batterie, das andere Ende der einen mit der Feder l, das der anderen mit der Feder l' mittelst Klemmschrauben verbunden, während der isolirt gelagerte Quadrant mit dem anderen Pole der Batterie in Verbindung gebracht ist. Bewegt sich die Welle e nach vorn, so drückt sie mittelst des an ihr angebrachten Zapfens e' (Fig. 17) auf einen Vorsprung h² des Commutators, dreht den letzteren hierbei, so daß einer der federnden Ansätze h³ mit der Contactlamelle l in Verbindung tritt; in diesen: Augenblicke wird aber der Strom umgekehrt, der Anker d' wird daher nach rückwärts gezogen, die Welle e wird sohin ihren Rückweg antreten und da durch die federnde Wirkung bei h³ der Arm h, h wieder zurückgeführt wird, so kann jetzt der Zapfen e' den Vorsprung h² auf der anderen Seite packen, um den Quadranten h, h in entgegengesetztem Sinne zu drehen. Da auch hierbei wieder der Strom umgekehrt wird, so wiederholt sich jetzt die Commutation in derselben Weise wie vorher und es wird also, so lange die Batterie nicht absichtlich geöffnet wird oder überhaupt so lange dieselbe in Thätigkeit verbleibt, abwechselnd durch die vorderen zwei Hauptspiralen und durch die hinteren beiden primären Spiralen der Batteriestrom gehen müssen, während beim Durchgange des oscillirenden Ankers d' durch seine mittlere Lage jedesmal die Kette geöffnet ist. Der an dem rückwärtigen Ende der Welle e angebrachte Commutator hat den Zweck, den Inductionsstrom, welcher beim Oeffnen der primären Kette entsteht, beständig nach einem und demselben Sinne, die Oeffnungsströme ebenfalls nach einem und demselben, aber in entgegengesetztem Sinne des vorigen zu führen. Eines der Enden der unter sich verbundenen secundären Spiralen ist nämlich in die Metallsäule p', das andere in die Säule bei p² eingeklemmt, während p¹ mit der isolirten Klemme p³, und p² mit der isolirten Klemme p⁴ durch einen Draht in Verbindung steht; von letzteren gehen die Drähte q, q nach den Klemmen r, r, von wo aus dieselben einerseits zur Luftleitung, andererseits zur Erdleitung führen. Die Welle e ist nun an diesem Ende mit einem Querstück n versehen, an dessen Enden sich rechtwinkelig angesetzte Zapfen befinden, von welchen jeder in einer cylindrischen Bohrung hin- und herbewegt werden kann, die isolirt seyn muß und deßhalb mit einer Glasröhre ausgefüttert ist. Geht nun der Anker d' durch seine mittlere Lage nach der einen oder nach der anderen Seite hin, so nimmt das Querstück n eine solche Stellung an, daß die Zapfen o, o' keinen Contact mit einer der Schrauben p¹, p², p³, p⁴ bilden können; in diesem Falle wird also der Strom den ihm angewiesenen Weg von p¹ nach p³ über r... nach p⁴ und p² zurück oder den umgekehrten Weg nehmen. Da aber dieser Strom der Oeffnungsstrom ist, der, wie aus der Anordnung ersichtlich ist, für die beiden Inductorien dieselbe Richtung hat, so wird dieser offenbar als Telegraphirstrom verwendet werden können. Nimmt nun die Welle e eine ihrer äußersten Lagen an, so wird, wenn der Anker d' nach vorn hingezogen wird, durch die Zapfen o, o' die directe metallische Verbindung zwischen p¹ und p², und wenn der Anker d' nach rückwärts gezogen wird, durch jene Zapfen die metallische Verbindung zwischen p³ und p⁴ hergestellt; in diesen beiden Fällen wird also gar kein Strom nach Außen geführt, da hierbei die Polenden der secundären Spiralen unter sich in metallische Verbindung gebracht werden. Die beim Schließen der Kette entstehenden inducirten Ströme kommen also bei dieser Anordnung gar nicht zur Wirksamkeit; die Oeffnungsströme hingegen repräsentiren den eigentlichen Telegraphirstrom. Wenn daher die Bewegung der Welle e, e so sicher vor sich geht, daß sie die Commutationen in genauer Weise ausführen kann, wozu offenbar ein polarisirter Anker d' als oscillirender zweckmäßiger seyn muß als ein Anker aus weichem Eisen, wenn ferner die Telegraphirströme in einer kürzeren Zeit auf einander folgen, als das kürzeste Intervall zwischen zwei telegraphischen Zeichen beträgt, so mag die Anordnung von Thompson von großem Interesse und namentlich für transportable Militärtelegraphen von hoher Wichtigkeit seyn, da man nach Angabe des Erfinders mittelst eines seiner Inductionsapparate von ganz mäßigem Umfange bei Anwendung einer aus 3 Elementen zusammengesetzten kleinen Daniell'schen Batterie auf eine Entfernung von 200 engl. (beiläufig 43 deutschen) Meilen sicher telegraphiren kann.

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