Titel: Broadwell's Keilverschluß für Hinterladungs-Geschütze.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LI., S. 193
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LI. Broadwell's Keilverschluß für Hinterladungs-Geschütze. Broadwell's Keilverschluß für Hinterladungs-Geschütze. Die in Bd. CLXXVII S. 352 dieses Journals bei Mittheilung des Ergebnisses von einem zu St. Petersburg angestellten Vergleichs-Schießversuche mit Hinterladungsgeschütz-Verschlüssen von Krupp, Kreiner und Broadwell gemachten Angaben über den letzteren Verschlußmechanismus lassen sich, nach einem der Zeitschrift für die schweizerische Artillerie entnommenen Artikel der Militärischen Blätter vom 5. Januar 1866 über im October 1865 zu Thun angestellte Schießversuche der eidgenössischen Artillerie-Commission mit dem für die dortige schwere Fußartillerie bestimmten neuen gezogenen 8 Pfünder-Hinterladungsgeschütz, dem ein derartiger Verschluß gegeben worden ist, jetzt dahin vervollständigen, daß Broadwell's Verschlußmechanismus für Hinterladungsgeschütze aus einem schmiedeeisernen Keile besteht, welcher sich in einer waagrecht quer durch das Bodenstück des Geschützrohres hindurchgehenden, ebenfalls keilförmigen Oeffnung bewegt und dort vermittelst einer Schraube, die ihre Mutter im Bodenstücke hat, als Rohrverschluß festgestellt werden kann. Die Lösung des Keiles läßt sich durch eine halbe Umdrehung dieser Schraube bewirken und der Keil ist hiernach dann so weit aus dem Rohre herauszuziehen, daß Geschoß und Ladung durch den hinteren Theil des Bodenstückes in den Laderaum des Rohres eingeführt werden können. – Vor dem Keile ist ein stählerner Dichtungsring in die Rohrbohrung eingesetzt, welcher beim Schusse durch die Pulvergase auseinandergetrieben fest an die Wände der Bohrung anschließt und, zugleich gegen eine in den Keil eingelegte Stahlplatte gepreßt, so einen vollkommen gasdichten Abschluß bewirkt. Das Wesentliche dieses Verschlusses, welcher bei den angeführten schweizerischen Versuchen sehr befriedigende Resultate ergeben hat, indem angegeben wird, daß er dabei auch während einer längeren Reihenfolge von Schüssen ohne der Reinigung zu bedürfen stets leicht zu handhaben und vollkommen dicht geblieben sey, besteht also – wie dieses S. 352 in Bd. CLXXVII bereits mitgetheilt wurde, – in dem „fest mit dem hinteren Theile des Rohr-Ladungsraumes verbundenen elastischen und sich selbst adjustirenden Ringe“ von Stahl, welcher als Dichtungsmittel an die Stelle des so sehr sinnreich construirten Kupferringes tretend, den Kreiner zu demselben Zwecke in die Stahlplatte seines Keilverschlusses einsetzt, zugleich auch einem Ausbrennen des solchen Bretverschlüssen zugewendeten Rohrendes entgegenwirkt, und je nach Bedürfniß erneuert, in dieser Beziehung also von demselben Erfolge begleitet seyn kann, der von Anwendung des mit jedem Schusse sich erneuernden Einsatzringes von Kupfer in dem preußischen Preßspanboden des Wahrendorff'schen Kolbenverschlusses (worüber Bd. CLXXVI S. 357 in dem vom Referenten gemachten Vorschlage zur Gasdichtmachung dieses Hinterladungsgeschütz-Verschlusses das Nähere gesagt worden ist) für den hinteren Ladungsraum der mit solchen Verschlußmechanismen versehenen Rohre zu erwarten steht. Cassel, im Januar 1866. D......y,                  Major im Generalstabe in Cassel.