Titel: Einfaches Verfahren, die Niederdruck-Schiffsmaschinen behufs beträchtlicher Brennmaterial-Ersparniß in Hoch- und Niederdruck-Maschinen umzuändern, von Emil Andreae, Oberingenieur der k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Alt-Ofen bei Pesth.
Autor: Emil Andreae
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XCVIII., S. 417
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XCVIII. Einfaches Verfahren, die Niederdruck-Schiffsmaschinen behufs beträchtlicher Brennmaterial-Ersparniß in Hoch- und Niederdruck-Maschinen umzuändern, von Emil Andreae, Oberingenieur der k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Alt-Ofen bei Pesth. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Andreae's Umänder. d. Niederdruck-Damfmasch. in Hoch- u. Niederdruck-Maschinen. Bei der Wichtigkeit der Brennmaterial-Ersparniß ist man in der letzten Zeit immer mehr auf das System von Hoch- und Niederdruck-Dampfmaschinen zurückgekommen, und wendet dasselbe auch bei Schiffen mit großem Erfolg an. Es entstand nun die wichtige Frage, was mit den kostspieligen Niederdruck-Maschinen anzufangen ist, denn mit dem Zeitgeist fortschreitend und die Kohlenersparniß als Hauptbedingung betrachtend, müßte man dieselben verwerfen und durch Hoch- und Niederdruck-Maschinen ersetzen, was mit sehr bedeutenden Kosten verknüpft wäre. Es ist dem Herrn Andreae gelungen, in einfacher Weise und mit sehr geringen Kosten die bestehenden Niederdruck-Maschinen in Hoch- und Niederdruck-Maschinen umzuändern, welche selbst das Woolf'sche System bedeutend übertreffen, weil bei seinem System die Kolben so gestellt sind, daß beim todten Punkte des einen Kolbens der andere in der Mitte des Cylinders steht, also in vollster Arbeit ist, wodurch bekanntlich die Maschinen einen viel regelmäßigeren Gang bekommen und auch viel leichter zu manipuliren sind, als es bei den Woolf'schen der Fall ist; bei letzteren Maschinen stehen nämlich beide Kolben zu gleicher Zeit auf dem todten Punkte und wenn daher kein Schwungrad vorhanden ist, wie bei den Schiffsmaschinen, so hat man einerseits die sehr starken Stöße, welche durch den todten Punkt hervorgebracht werden, und andererseits eine schwierige Manipulation zum Rück- und Vorwärtsstellen der Maschine. Die beigegebene Zeichnung zeigt, auf welche einfache Art erwähnte Umänderung zu bewerkstelligen ist. Fig. 6 stellt nämlich eine Niederdruck-Maschine nach Penn'schem System (mit senkrecht oscillirendem Cylinder) dar, welches System fast bei allen Schiffsmaschinen in Anwendung gebracht ist; Fig. 7 hingegen stellt dieselbe Maschine nach der Umänderung in eine Hoch- und Niederdruck-Maschine dar. Es ist also Fig. 6 eine Niederdruck-Maschine mit zwei Cylindern; wie bekannt, strömt hier der Dampf bei a und b in die Cylinder A und B, und geht, nachdem er seine Wirkung vollbracht hat, in den Condensator C, wo er verdichtet wird und eine Luftleere entsteht, welche bei beiden Cylindern mitwirkt. Die dem Herrn Andreae patentirte Umänderung besteht einfach darin: daß der eine Cylinder A durch einen Hochdruck-Cylinder A', Fig. 7, ersetzt ist, welcher direct von dem Hochdruck-Dampfkessel durch das Dampfrohr a' gespeist wird, und daß der Dampf nach vollbrachter Wirkung durch das Rohr b' in den Cylinder B strömt, welcher jedoch umgedreht ist, damit die Einströmung bei b' stattfindet, und die Ausströmung bei a', von wo aus der Dampf in den Condensator C geleitet wird. Durch das hier beschriebene einfache Andreae'sche System, eine Niederdruck-Maschine in eine Hoch- und Niederdruck-Maschine umzuändern, werden erfahrungsgemäß 40 bis 45 Proc. an Brennstoff erspart. Die Administration der k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft hat sich entschlossen, nachdem die beiden ersten Dampfboote „Juno“ und „Mercur“ nach dem Andreae'schen Verfahren umgeändert und während eines Jahres dem Dienste übergeben waren, alle ihre Maschinen nach diesem sehr gelungenen Systeme umzugestalten und es sind gegenwärtig 14 große Maschinen von 100 bis zu 200 Pferdekräften theilweise fertig und theilweise noch in der Umgestaltung begriffen. Bemerkungen zu den Abbildungen. Figur 6 stellt im Maaßstabe von 1/4 Zoll = 1 Fuß engl. die Niederdruckmaschine (Penn'schen Systems) des Dampfschiffes „Juno“ dar: Cylinderdurchmesser 43 1/4 Zoll engl. Kolbenhub 42         „      „ Dampfdruck per Quadratzoll engl. 14–18 Pfd. Zollgew. Absperrung nach zwei Dritteln des Hubes. Räder mit festen radialen Schaufeln, mittlerer Durchmesser 15 Fuß 4 Zoll engl. Anzahl der Rotationen per Minute 26. Kohlenverbrauch per Stunde 18,20 Ctr. Zollgew. Kessel: 2 Stück eckige Röhrenkessel mit 2300 Quadratfuß Heizfläche. Figur 7 stellt in demselben Maaßstabe die Abänderung dieser Maschine in eine Hoch- und Niederdruck-Maschine dar: Durchmesser des großen Cylinders (früher gebrauchter) 43 1/4 Zoll engl. Durchmesser des kleinen Cylinders (neu erzeugt) 28         „      „ Kolbenhub (beider Cylinder gleich, Kurbeln u. Welle die alten) 42         „      „ Dampfdruck per Quadratzoll engl. 60 Pfd. Zollgew. Kessel: 2 Stück cylindrische Röhrenkessel mit 1400 Quadratfuß Heizfläche. Steuerung: kleiner großer Cylinder: Excent. 3 1/2 Zoll,3 1/2   „ Voreilwinkel = 30°,= 15°, lineares Voreilen = 1/16 Zoll. = 3/8     „ Absperrung im kleinen Cylinder, nach zwei Dritteln des Hubes. Räder mit beweglichen Schaufeln, mittlerer Durchmesser 14 Fuß 8 Zoll engl. Anzahl der Rotationen per Minute 29–30. Kohlenverbrauch per Stunde   9,80 Ctr. Zollgew.