Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 179, Jahrgang 1866, Nr. , S. 322
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Miscellen. Miscellen. Ueber Construction der Dampfkessel. Der österreichische Ingenieur- und Architektenverein beauftragte vor längerer Zeit ein Comité mit der Revision der die Dampfkessel betreffenden Bestimmungen und Abfassung des Entwurfes eines neuen Gesetzes. Das Comité (Obmann: Ritter v. Engerth) hat jetzt seine Arbeiten beendet und u.a. auch eine Anleitung für Verfertiger und Besitzer von Dampfkesseln aufgestellt, welche für die Anfertigung und Ueberwachung der Kessel als Anhaltepunkt dienen soll. Aus dieser, in der Zeitschrift genannten Vereins 1865 S. 261 veröffentlichten Anleitung entnehmen wir Folgendes: Bei Bestimmung der Blechstärke soll in der Regel das Material auf nicht mehr als 1/5 seiner absoluten Festigkeit in Anspruch genommen werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Festigkeit einer Nietnaht bei einfacher Vernietung 56 Procent, bei doppelter Vernietung 70 Proc. von der des vollen Blechquerschnitts beträgt. Es ist daher die Wanddicke eines cylindrischen Kessels von kreisförmigem Querschnitte nach folgenden Formeln zu berechnen: δ = 700 D/m n für einfache Vernietung, δ = 550 D/m n  „ doppelte Dabei bedeutet δ die Blechdicke in Linien (österr.), D den Durchmesser des Kessels in Zollen, n die effective Dampfspannung in Atmosphären, m die absolute Festigkeit des Materials in Pfd. Wien pro Quadratzoll. Da die Festigkeit gegen das Zerreißen in der Richtung des Durchmessers doppelt so groß ist, als gegen das in der Richtung der Längenachse, so empfiehlt es sich, die doppelte Nietung nur für die Längenstöße anzuwenden. Für gute Eisenbleche kann man die absolute Festigkeit im Mittel zu 40000 Pfd. pro Quadratzoll, für Gußstahl und Bessemerbleche zu 67000 Pfund annehmen; obwohl die absolute Festigkeit des Gußstahles häufig 80000 Pfd. übersteigt, ist es doch nicht angemessen, einen größeren Mittelwert!) als den angegebenen in Rechnung zu ziehen, da in der Regel mit der größeren Festigkeit eine bedenkliche Härte und Sprödigkeit verbunden ist. Auch wird empfohlen Stahlbleche, selbst Bessemerbleche, die selbst durch Abkühlen in kaltem Wasser keine Härte annehmen, aber doch für Molecularspannungen nicht selten sehr empfindlich sind, vor und nach der Bearbeitung, womöglich im Flammofen, ganz auszuglühen. Das Ausglühen ist überhaupt ein zweckmäßiges Mittel, um Fehler in den Blechen zu entdecken und daher namentlich für alle Bleche zu empfehlen, welche für solche Theile des Kessels verwendet werden sollen, die später der directen Wirkung des Feuers ausgesetzt sind. Zu den nach obigen Formeln berechneten Blechdicken ist für Eisen wie für Stahl aus Rücksichten der Stabilität und Dauerhaftigkeit des Kessels bei schwachen Kesseln 1,5''', bei mittelstarken 1,0''', bei starken 0,5''' zuzusetzen. Für nicht cylindrische Kessel und für Feuerröhren, die äußerem Druck ausgesetzt sind, muß die Festigkeit durch besondere Verstärkungen erhöht werden, und zwar bei ovalen Kesseln und solchen mit flachen Wänden durch Versteifungen und Verankerungen der Wände und bei Feuerkisten durch Stehbolzen. Es ist nicht anzurathen, ovale Kessel mit geringer Ueberhöhung, wie bisher üblich, ohne Versteifungen auszuführen. Rohre, die äußerem Drucke ausgesetzt sind, sollen bis zu einer Länge von 12' eine doppelt so große Wandstärke erhalten, wie solche für inneren Druck und bei über 12' Länge noch außerdem durch Umflantschen oder Aufnieten von Winkel- oder T Eisen ringförmig verstärkt werden. Die Verankerungsstangen für flache Wände sollen stets senkrecht auf ihren Kopfplatten angebracht seyn. Der Durchmesser eines jeden Sicherheitsventils soll so seyn, daß die Ventilfläche 1/10000 bis 1/15000 der gesammten Heizfläche beträgt. Conische Sicherheitsventile, deren Abschrägung gegen die Horizontale nicht mehr als 30 bis 45° betragen soll, sollen keine größere Sitzfläche als 2–3''', flache nicht über 1–2''' haben. Eine directe Zuhaltung der Sicherheitsventile durch Federn hat sich nicht bewährt. Zu empfehlen ist außer der durch die Betriebsmaschine bewegten Speisepumpe eine Speisevorrichtung, z.B. einen Giffard'schen Injector, anzubringen, der die Speisung ohne Rücksicht auf andere Umstände zu jeder Zeit zu besorgen gestattet. (Deutsche Industriezeitung, 1866, Nr. 4.) Apparat zur Beleuchtung mittelst Luft, welche durch Petroleum carbonisirt ist. Die Apparate Beale's (1842), Mansfield's (1849), Evans' u.a.m., um flüssige Kohlenwasserstoffe ohne Docht in der Weise zu verbrennen, daß dieselben äußerst fein vertheilt, mit Luft vermischt, zur Verbrennung gebracht werden, boten bei der Anwendung im Großen mannichfache Schwierigkeiten dar und kamen daher nicht in Gebrauch. Dem Mechaniker Siegfried Marcus in Wien ist es nun gelungen, einen Apparat zu construiren, welcher äußerst einfach und billig herzustellen ist, und dem Zweck Leuchtgase im Großen zu erzeugen, vollkommen entspricht. Seine Vorrichtung besteht aus zwei Bestandtheilen, nämlich aus einem Apparat, der die Kohlenwasserstoffe (Petroleum) enthält, und aus einem zweiten, der den doppelten Zweck hat, die Luft, welche carbonisirt werden soll, mit einem gewissen Druck dem ersteren Apparate zuzuführen und weiter durch die Leitungen zu treiben. Ein Uhrwerk setzt letzteren Apparat in Thätigkeit. Diese Einrichtung steht mit einem neuen und eigenthümlichen Regulator in Verbindung, um den Luftdruck constant zu erhalten, und hat vor allen bisherigen Constructionen den Vorzug dadurch, daß hierbei selbst minder flüchtige Oele noch zur Carbonisirung geeignet sind und daß ein vorheriges Erhitzen der Flüssigkeit gänzlich unnöthig wird. Bei den jetzigen Petroleumpreisen kostet eine Flamme (Schmetterlingsbrenner) nur 1 1/2 kr. ö. W. per Stunde, gewöhnliches Leuchtgas bei gleicher Lichtstärke 2 1/2 kr. Die Apparate werden von einer Gesellschaft in Wien in solcher Größe ausgeführt, daß sie ein Etablissement mit 100 und mehr Flammen versehen können. Es ist durch diesen Apparat auch möglich geworden, in jedem Hause auf dem Tische sofort Gas für eine, zwei bis vier Flammen mit Leichtigkeit zu erzeugen. Dazu dient eine Lampe in der Form einer griechischen Vase; zwei Arme breiten sich aus, jeder mit einem scheinbar ganz gewöhnlichen, doch eigens hierzu construirten Schmetterlingsbrenner. Dieser Schmetterlingsbrenner ist mittelst einer seitlich angebrachten Schraube zu reguliren, welche den sich federnden Spalt je nach Umständen zusammendrücken oder erweitern kann. In der Vase selbst befinden sich 2 Pfd. Petroleum, hinreichend für eine Brenndauer von 36 Stunden für eine Flamme. Unter derselben befindet sich als Sockel der Apparat, welcher das Leuchtgas erzeugt und der durch ein Uhrwerk, welches alle acht Stunden aufzuziehen ist, in Betrieb gesetzt wird. Um darzuthun, daß die Beleuchtung mit Petroleum durch diesen Apparat gänzlich gefahrlos ist, wurden folgende Proben angestellt: 1) Der Hahn dieser Lampe wurde zu- und dann ausgedreht; es entstand kein erstickender unangenehmer Geruch, wie beim Kohlengas, und es erregte die Ausströmung des Gases, welche eben nur so lange anhält, als das Uhrwerk im Gang ist, keine wie immer geartete Beklemmung der Athmungsorgane. 2) Die Lampe wurde absichtlich umgeworfen. Bei der gewöhnlichen Gaslampe würde ein Fortbrennen und Entzünden des Tisches und der darauf liegenden Utensilien entstanden seyn, deßgleichen auch bei einer gewöhnlichen Petroleumlampe; hier aber verlosch bei einer Neigung von 45° schon die Flamme. Es wurde sogar die Lampe auf den Kopf gestellt, mit den Füßen nach oben; nach einigen Minuten zeigten sich am Boden nur wenige Tropfen des in die obere Schicht des Apparates gedrungenen condensirten Gases. Zurecht gestellt konnte die Lampe wie vorher angezündet werden. Der Vortheil, daß die Gasflammen keinen Nuß Absetzen, wie dieß bei anderen Beleuchtungsmethoden vorkommt, daß ferner eine einfache Drehung genügt, um die Flamme zur größten Hitzeentwickelung für Heiz- und Kochzwecke zu bringen, die Gefahrlosigkeit und der Vortheil daß man ohne Docht Argand- und Schmetterlingsbrenner in Anwendung bringen kann; endlich die Möglichkeit leicht und billig die kleinsten wie die größten Wohnungen mit Hellem, weißem, nicht ungleichem, sondern constantem Licht zu erhellen, dürfte der Erfindung Verbreitung sichern. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1866, Nr. 4.) Ein neuer vorzüglicher Entwickler in der Photographie; von Dr. J. Schnauß. Es dürfte überflüssig erscheinen, die Zahl der Entwickelungsrecepte noch zu vermehren, besonders da die Güte eines jeden Entwicklers so sehr von der Zusammensetzung der übrigen photographischen Lösungen abhängt. Indessen möchte solchen Photographen, welche Empfindlichkeit und Zartheit bei Erzeugung ihrer Negativs wünschen, das nachfolgende Recept willkommen seyn, für welches seit kurzem mein ganzes Personal enthusiasmirt ist, trotzdem auch der berühmte Gelatine-Entwickler von uns gründlich geprüft worden. Die Neuheit besteht ganz einfach in der Anwendung von Bernsteinsäure im Eisenentwickler; folgende Verhältnisse haben sich gut bewährt: 4 Maaßtheile einer concentrirten Lösung von Eisenvitriol, 4 Maaßtheile concentrirte Bernsteinsäurelösung, 16 Maaßtheile destillirtes Wasser und 1 Maaßtheil Alkohol. Die Entwicklung ist ziemlich so rasch wie bei Anwendung von schwefelsaurem Eisenoxydulammoniak, doch werden die Schwärzen feiner detaillirt, die Lichter bleiben durchsichtig, die Halbschatten sind zarter. Ein Stereoskopnegativ wurde zur einen Hälfte mit obiger Eisensalzlösung, zur anderen mit Gelatine-Entwickler hervorgerufen, wobei die erstere Hälfte bedeutend seiner ausfiel. Bei 18 Secunden Exposition (bei trübem Himmel) gab der gewöhnliche essigsaure Eisenammoniak-Entwickler bereits ein schwaches Bild, während obige Lösung in 12 Secunden bei demselben Lichte ein gleichmäßig kräftiges Bild erzeugte. (Photographisches Archiv, 1866 S. 20.) Ueber eine zum Abformen von Münzen und Medaillen sich eignende Masse; von Prof. Böttger. In der am 16. December v. J. abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. habe ich der Zusammensetzung einer jüngst von mir bereiteten, zum Abformen von Münzen, Medaillen u. dergl. sich ganz vortrefflich eignenden Masse gedacht, die wegen ihrer Eigenschaft selbst von den stärksten Säuren nicht angegriffen zu werden, auch noch zu anderweiten technischen Verwendungen sich nützlich erweisen dürfte. Man erhält dieselbe, indem man geschmolzenem dünnflüssigen Schwefel, circa gleichviel sogenannte Infusorienerde (Kieselsäurehydrat) wie solche in der Lüneburger Haide, ferner auf dem Vogelsberge in der Gegend von Herbstein sich vorfindet, mit etwas feinem Graphit untermischt, incorporirt. Trägt man von dieser über einem gewöhnlichen einfachen Bunsen'schen Gasbrenner in Fluß gebrachten Masse mit einem Spatel oder Löffel eine hinreichende Quantität behende auf Münze oder Medaille auf, so erhält man nach dem (meist sehr schnell erfolgenden) Erkalten einen Abdruck von außerordentlich großer Schärfe. In Folge des Graphitgehaltes dieser Masse sieht man die abzuformenden metallenen Gegenstände nicht unscheinbar werden oder erblinden, wie dieß bekanntlich bei Benutzung der unter dem Namen Zeiodelit bekannten Masse so häufig der Fall ist. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1866, Nr. 2.) Neues Verfahren zum Amalgamiren des Zinks für galvanische Batterien; von B. W. Gibsone in London. Nach mehr als zwanzigjährigen Versuchen mit den verschiedensten Methoden gelang es Gibsone kürzlich, ein Verfahren aufzufinden, angefressene Zinkcylinder oder Zinkplatten galvanischer Elemente fast augenblicklich zu amalgamiren und er theilte dasselbe dem Herausgeber der Chemical News zur Veröffentlichung mit, indem er von der Ansicht ausgieng, daß Zeitersparniß auch in geringen Dingen aller Beachtung werth ist, sobald die betreffende Manipulation sich sehr häufig wiederholt. In eine flache Schale bringt man zwei Unzen gewöhnliche käufliche Salzsäure, 1 Drachme einer gesättigten Lösung von Quecksilberchlorid (Aetzsublimat) und 1/2 Unze metallisches Quecksilber zusammen, legt das Zink, ohne es vorher abzuscheuern, in diese Flüssigkeit und reibt das Quecksilber mittelst einer Zahnbürste sanft auf dasselbe ein. Das Metall haftet rasch und vollständig an jedem Punkte der Oberfläche, indem das Zinkoxyd von der Salzsäure rasch gelöst wird. Als Beweis für die Schnelligkeit des Verfahrens führt der Erfinder an, daß es ihm gelang, binnen 70 Secunden eine cylindrisch zusammengebogene Zinkplatte von 40 Quadratzoll Oberfläche, deren Inneres stark angefressen und beinahe unzugänglich war, auf der äußeren und inneren Fläche vollständig zu amalgamiren. Im Verlaufe einer Viertelstunde konnte Gibsone die sechs Stück cylindrischer Zellen einer Grove'schen Batterie mittelst dieses Verfahrens amalgamiren, die Batterie vollständig zusammenstellen und in Thätigkeit setzen. Starkes Einreiben ist nicht nöthig; das Zink muß aber von dem überschüssigen Quecksilber gründlich befreit werden, denn sonst werden die Zellen brüchig; diese Gefahr wird jedoch durch die schnelle Ausführung des Verfahrens bedeutend vermindert. (Chemical News, 1865, vol. XII p. 242.) Ueber die Einwirkung des Lichtes auf Schwefelblei; von David S. Price. Die Aufmerksamkeit des Verfassers auf diesen Gegenstand wurde durch die Beobachtung geleitet, daß in den unter seiner Aufsicht stehenden technologischen Sammlungen Gegenstände, die schwefelhaltige Gase entwickelten, bloß die Theile der Aufbewahrungskästen schwärzten, welche dem directen Einflusse des Sonnenlichtes entzogen waren. In einem Kasten, in welchem getrocknete Blätter der Gutta-percha-Pflanze aufbewahrt wurden, war dadurch sogar ein ziemlich getreuer photographischer Abdruck derselben auf dem Kasten entstanden. Zur genaueren Beobachtung dieser Erscheinung setzte der Verfasser ein mit Bleiweiß und Oel angestrichenes Bretchen, nachdem es mit Schwefelwasserstoffgas geschwärzt worden war, den verschiedenen Strahlen des Lichtes aus, indem er es mit verschieden gefärbten Gläsern bedeckte. Dabei stellte sich denn heraus, daß der den rothen Strahlen aus gesetzte Theil ganz dunkel geblieben war, der blaue Strahl hatte das Sulfid fast ganz verändert, der gelbe theilweise, der violette noch weniger, der unbedeckt gebliebene Theil des Bretchens war wieder ganz weiß geworden. Die Einwirkung trocknender Oele auf Schwefelblei geht sehr schnell von statten, so daß der Einfluß des Lichtes von wenigen Tagen schon genügt, eine Fläche davon, die mit einer dünnen Schicht von Leinöl bedeckt ist, vollkommen weiß zu machen. Jedoch übt das Licht auch denselben Einfluß auf Schwefelblei, wenn es mit Wasser angerührt ist, nur nicht so schnell und so stark. Diese Beobachtung gibt Rechenschaft von der Erfahrung, die man in allen Bildergallerien gemacht hat, daß Bilder in schlecht ventilirten und schlecht beleuchteten Sälen sehr leiden, und daß ein directes Aussetzen an das Sonnenlicht solchen Bildern sehr wohlthätig ist. (Nach dem Journal of the Chemical Society, durch das chemische Centralblatt, 1865 S. 1118.) Ueber die Blaufärbung der Wasserstoffgasflamme durch Schwefel; von W. F. Barrett. Als der Verfasser verschiedene Stoffe in der Wasserstoffgasflamme erhitzte, beobachtete er zuweilen eine Blaufärbung der letzteren. Er überzeugte sich durch mehrere Versuchsreihen, daß diese Erscheinung durch die Gegenwart des Schwefels bedingt wird, daß dadurch die Wasserstoffgasflamme zum empfindlichsten Reagens auf Schwefel wird. Die Flamme des Leuchtgases, Alkohols und Schwefelkohlenstoffs zeigte die Reaction nicht. Auch alle Sulphide, Schwefelsäure und einige Sulphate, z.B. Alaun (aber nicht Glaubersalz) bläuen die Wasserstoffgasflamme. Nach einigen Schätzungen des Verfassers kann noch 1/100000 Gran Schwefel entdeckt werden. Es genügt schon, das Wasserstoffgas durch Verbindungsröhren von vulcanisirtem (geschwefeltem) Kautschuk zu leiten, damit es mit blauer Flamme brennt. Nachdem der Verfasser ein Stück eines solchen Kautschukschlauchs in der Hand gehalten hatte, tauchte er die Finger in wenig Wasser; wurde dann eine Wasserstoffgasflamme senkrecht gegen die Oberfläche dieses Wassers geleitet, so färbte sich die Flamme blau. Bestaubte Gegenstände bläuen sämmtlich die Wasserstoffgasflamme; es rührt dieses aber nicht von Glaubersalz (siehe oben) her, welches nach neueren Beobachtungen überall verbreitet vorkommen Zoll, sondern wahrscheinlich von schwefelsaurem Ammoniak. Jedenfalls ist der Schwefel ein sehr allgemeiner Bestandtheil der Atmosphäre. Berührt man Zinn- oder Zinnlegirungen mit der Wasserstoffgasflamme, so erscheint, als ein Durchschnitt der Flamme, ein hellrother Fleck, umgeben von einem grünen Lichtringe. Alle Körper, deren Oberfläche mit Zinn gerieben worden, geben auf kurze Augenblicke dieselbe Färbung; ebenso Blei, wahrscheinlich aber nur in Folge einer Beimischung. Zink erwies sich als wirkungslos, auch trat überhaupt dieser rothe Fleck nur in der Wasserstoffgasflamme auf, nicht aber in der Alkohol-, Leuchtgas- oder Knallgasflamme. Werden Marmor, Kalk, Granit, gebrannter Gyps u.s.w. kurze Zeit in die Wasserstoffgasflamme gehalten, so phosphoresciren diese Körper sehr stark. Bringt man Kohlensäure in die Wasserstoffgasflamme, so geht die Farbe der letzteren augenblicklich von Braungelb in ein Helles Violett über. Dasselbe tritt ein, wenn man die Verbrennungsproducte einer Alkohol- oder Gasflamme durch eine Wasserstoffgasflamme streichen läßt. Eine sehr geringe Menge Kohlensäure genügt zu dieser Erscheinung. Sie tritt schon ein, sobald man nur in der Nähe einer Wasserstoffgasflamme athmet. Vermuthlich beruht diese Färbung auf der Bildung von Kohlenoxyd. (Nach dem Philosophical Magazine, durch die Zeitschrift für Chemie Jahrg. VIII Bd. I S. 721.) Ueber die Bestimmung der organischen Substanzen in ungesunden Wässern; von Em. Monnier. Ich habe im Jahre 1860 (polytechn. Journal Bd. CLVII S. 132) eine praktische Methode mitgetheilt, um die Gegenwart organischer Substanzen in irgend einem Wasser zu ermitteln; dieses Verfahren, welches auf der Anwendung einer titrirten Lösung von übermangansaurem Kali beruht, gestattet überdieß das Verhältniß der organischen Substanzen annähernd zu bestimmen, da das Gewicht, welches vom übermangansauren Kali zersetzt wird, demjenigen der organischen Substanzen nahezu proportional ist, so daß man zur Lösung der Aufgabe nur das Gewicht des Chamäleons in Milligrammen zu bestimmen hat, welches durch 1 Liter solchen Wassers entfärbt wurde. Kürzlich habe ich mein Verfahren zur Prüfung des Seinewassers angewandt, wobei ich folgende Methode befolgte: Man bereitet eine Probeflüssigkeit, welche 1 Gramm krystallisirtes übermangansaures Kali per Liter enthält, also 1 Milligramm dieses Salzes per Kubikcentimeter; diese gießt man mittelst einer graduirten Pipette in das zu prüfende Wasser. Dieses Wasser muß auf eine fixe Temperatur von 65° Celsius gebracht und dann mit 2 Tausendtheilen Schwefelsäure angesäuert werden. Bei dieser Temperatur erfolgt die Oxydation der organischen Substanzen rasch, und sobald die rosenrothe Färbung eine bleibende geworden ist, liest man an der Pipette das ausgegossene Volum ab. (Comptes rendus, t. LXI p. 695; October 1865.) Verfahren zur Darstellung von Alizarin in kleinem Maaßstabe; von J. Wallace Young. Gutes Garancin wird mit Alkohol extrahirt; die Lösung wird destillirt um den überschüssigen Alkohol wieder zu gewinnen und der Rückstand wird sorgfältig getrocknet. Von dem so bereiteten Extract bringt man ein wenig in eine kleine Porzellanschale und kehrt darüber ein kleines Becherglas, über dessen Oeffnung ein Stück Filtrirpapier gebunden ist. Erhitzt man nun die Schale ganz mäßig, so schmilzt der Extract, das Alizarin sublimirt und verdichtet sich auf dem Filtrirpapier. Das Gelingen des Verfahrens hängt fast ganz von der richtigen Regulirung der Wärme ab, denn ist diese zu hoch, so erfolgt die Sublimation zu rasch und das Product ist stets durch ein empyreumatisches Oel verunreinigt. War die Temperatur sehr niedrig, so bleiben die Krystalle oft unmittelbar auf dem Extract Sitzen. Bei richtiger Temperatur aber findet man Alizarin in prächtigen, oft einen halben Zoll langen orangerothen Nadeln an dem Filtrirpapier Sitzen. (Chemical News, 1865, vol. XII p. 269.) Erprobtes Recept zum Zeichnen der Wäsche. Prof. Heeren hat in Veranlassung einer im Local-Gewerbeverein zu Hannover gestellten Anfrage folgendes erprobte Recept für Tinte zum Zeichnen der Wäsche mitgetheilt. Man löst Höllenstein in Wasser auf und sättigt die Lösung mit Aetzammoniak-Flüssigkeit (Salmiakgeist), worauf man etwas arabisches Gummi zusetzt, um das Ausfließen dieser Flüssigkeit beim Zeichnen zu verhindern. Die Stelle, wo man zeichnen will, muß man zuvor mit Pyrogallussäure, die in einem Gemisch von Weingeist und Wasser gelöst ist, befeuchten und wieder trocknen lassen. Die Zeichnung darf mit keiner Stahlfeder, sondern muß mit einem Gänsekiel gemacht werden. Sie wird sofort tiefschwarz, und ist bei der gewöhnlichen Behandlungsweise der Wäsche unauslöschlich. (Verhandlungen des Local-Gewerbevereins in Hannover.) Sogenanntes englisches Fleckenwasser. Diese von Prof. Artus untersuchte Flüssigkeit, welche dazu dient, Säure-, Harz-, Wachs-, Theer- und Fettflecke aus allen Stoffen zu entfernen, besteht aus 6 Loth 95procentigem Alkohol, 2 Loth Aetzammoniakflüssigkeit von 0,875 spec. Gewicht und 1 Quentchen Benzol. Die an sich vollkommen empfehlenswerthe Flüssigkeit wird nur zu einem viel zu hohen Preise (zu 10 Sgr. das Fläschchen) verkauft. Sie läßt sich leicht darstellen, indem man zunächst das Benzol in das Glas abwägt, dann den Alkohol zusetzt und umschüttelt, und zuletzt die Aetzammoniakflüssigkeit hinzufügt. Saghalin. Das unter dem Namen „Saghalin“ empfohlene Waschmittel ist nach Prof. Haas ein Gemisch von kohlensaurem, fettsaurem und kieselsaurem Natron, d.h. von Wasserglasseife und Soda. Ganz abgesehen von dem unverhältnißmäßig hohen Preise ist nicht anzunehmen, daß obiges Product für die Wascherei und Bleicherei einen höheren Werth habe, als Soda und gewöhnliche Seife. (Württembergisches Gewerbeblatt.) Die Petroleumquellen in Amerika. Die bedeutendsten Petroleumquellen finden sich im nördlichen und westlichen Theile von West-Virginien, im südöstlichen Theile von Ohio, im nordwestlichen Theile von Pennsylvanien, in Canada auf der nördlich vom Erie-See liegenden Halbinsel und im südlichen Californien. In West-Virginien zeigt sich eine so massenhafte Verbreitung des Petroleums wie an keiner anderen Stelle von Nord-Amerika. Der Hauptpunkt der Oelregion ist Parkersburg, Hauptstadt der Wood-County und am Einflusse des Little-Kanawha in den Ohio gelegen; in dieser Wood-County befindet sich der Centralpunkt der Oelquellen, der berühmte Burning Spring-Run, welcher von Norden her in den Little-Kanawha mündet. In Ohio bildet die Stadt Marietta den Mittelpunkt des Oelhandels, Washington-County producirt das meiste Petroleum. Die große Ausdehnung der Quellen im Nordwesten beweist, daß sich, ebenso wie in West-Virginien, die Oelregion in Ohio nicht als ein Gürtel, sondern als ein unregelmäßig gestaltetes Land darstellt. Die Quellen in Pennsylvanien sind am bekanntesten; im Oil-Creek, der davon den Namen hat, wurden 1861 die ersten Quellen entdeckt. Man berechnete in den Jahren 1861 und 1862 den täglichen Ertrag der Quellen auf 8000 Barrels – eine einzige Quelle lieferte zeitweise 3000 Barrels den Tag – 1863 sank er auf 6000 Barrels, 1864 auf 4000 Barrels, in neuester Zeit hat sich die Ergiebigkeit wieder bis zu 6000 Barrels täglich gesteigert. Noch stärkere Quellen als im Oil-Creek haben die Bohrversuche in den Grafschaften Lawrence, Butler, Armstrong und Clarion erschlossen. In Canada sind neuerdings auch im Osten am St. Johns River bedeutende Quellen aufgefunden worden; bisher war nur der Westen ausgebeutet worden. In Californien hat man Erdölquellen an vielen Stellen gefunden, die wichtigsten liegen bei Buenaventura, etwa 320 Meilen südlich von San Francisco in einer aus bituminösem Schiefer bestehenden Bergkette; Ojai Rauch ist der Name der ergiebigsten Region. Außerdem hat man Petroleum entdeckt und auszubeuten begonnen im Staate New-York, in Mexico, Texas, sowie in der neuesten Zeit in Kentucky, Michigan, Indiana, Colorado, Oregon, Tennessee, Illinois, Missouri, Montana und auf Cuba. (Berggeist, 1866, Nr. 8.) Berichtigungen zu dem in Bd. CLXXIX S. 20 enthaltenen Artikel „über das zwischen den Derivationsbeträgen der mit Feldladung abgeschossenen Granaten und Shrapnels des gezogenen Sechspfünders bei gleicher Zielentfernung bestehende Verhältniß“ Seite 21 Zeile 14 von  oben  anstatt woraus zu lesen so ergibt sich 21 24   „       „         „ folgt, wornach „     „ wornach 30 30   „       „         „ worden „     „ werden 24 3 u. 4 von unten „ „1,8² „     „ 2 den Endtheil derGleichung aberwegfallen zu lassen. Dy.