Titel: Ueber die Wirkungen des Seewassers auf gewisse Metalle und Metalllegirungen; von F. Crace Calvert und R. Johnson.
Fundstelle: Band 180, Jahrgang 1866, Nr. LXXXII., S. 302
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LXXXII. Ueber die Wirkungen des Seewassers auf gewisse Metalle und Metalllegirungen; von F. Crace Calvert und R. Johnson. Aus dem London Journal of arts, Mai 1865, S. 296. Calvert, über die Wirkungen des Seewassers auf Metalle. Die in der Schiffbaukunst sich fortwährend steigernde Anwendung von Metallen und Metalllegirungen anstatt des Holzes veranlaßte unsere Untersuchungen über die Einwirkung des Seewassers auf die ersteren. Zu diesem Zweck nahmen wir von jedem Metall, bezüglich jeder Legirung, Platten von 20 Quadrat-Centimeter, reinigten dieselben mit der größten Sorgfalt, damit die Einwirkung des Seewassers möglichst vollständig stattfinden könne; dann stellten wir von jedem Metalle zwei Platten in besondere Glasgefäße, worin sie in das gleiche Volumen Meerwasser tauchten. Nach Verlauf eines Monates wurden die Platten herausgenommen, die ihrer Oberfläche anhaftenden Verbindungen sorgfältig entfernt, die Platten getrocknet und wieder gewogen, und auf diese Weise ward ihr Gewichtsverlust bestimmt. Um den erhaltenen Resultaten größeren praktischen Werth zu verleihen, berechneten wir die Wirkung von 100 Litern Seewasser auf 1 Quadratmeter jeden Metalles und erhielten dadurch nachstehende Werthe: Stahl 29,16 Grm. Eisen 27,37 Kupfer (beste Sorte) 12,96 Kupfer (geringere Sorte) 13,85 Zink 5,66 verzinktes Eisen 1,12 Bergzinn 1,45 Seifenzinn 1,45 Blei (beste Sorte) Spur. Blei (ordinäres)  Spur. Diese Ergebnisse dürften zu folgenden Schlüssen berechtigen: 1) Das jetzt zum Schiffbau am meisten verwendete Metall, das Eisen, wird am leichtesten angegriffen. 2) Das Eisen wird indessen durch Ueberziehen mit Zink sehr wesentlich gegen die Einwirkung des Seewassers geschützt; deßhalb würde die Anwendung von verzinktem (galvanisirtem) Eisen anstatt bloßen Eisens, für Schiffbauer vom größten Vortheile seyn. Die vorstehenden Thatsachen bestätigen vollkommen unsere früheren Beobachtungen,Mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 111. denen zufolge Eisen und Eichenholz, wenn beide miteinander in Berührung sind, gegenseitig so aufeinander wirken, daß sie sehr bald zerstört werden, wogegen beim Contacte von verzinktem Eisen mit Eichenholz eine solche Wirkung nicht stattfindet. 3) Bei der außerordentlichen Widerstandsfähigkeit des Bleies gegen die zerstörenden Einwirkungen des Seewassers erscheint es gerathen, dieses Metall zum Schutze eiserner Schiffe gegen jene Einwirkungen anzuwenden; allerdings ist reines Blei zu weich, um die Abnutzung, der die Schiffsböden ausgesetzt sind, ertragen zu können; es dürfte sich aber wohl eine Bleilegirung ermitteln lassen, welche den Anforderungen des Schiffbaues entspricht. Da Versuche, die mit einer so geringen Menge Seewasser angestellt worden, über die Einwirkungen des Oceans auf Metalle keinen genügenden den Aufschluß zu geben vermögen, so wiederholten wir unsere Experimente mit Platten von 40 Centimetern in's Gevierte, welche einen Monat lang an der englischen Westküste (bei Fleetwood) so in das Meer gesenkt wurden, daß sie beständig unter Wasser sich befanden; mittelst flächsener Stricke waren sie an ein Holzgerüst in solcher Weise befestigt, daß zwischen ihnen und diesem letzteren eine galvanische Wirkung nicht stattfinden konnte. Bei diesen Versuchen ergaben sich folgende Metallverluste: Stahl 105,31 Grm. Eisen 99,30 Kupfer (beste Sorte) 29,72 Zink 34,34 verzinktes Eisen 14,42 Blei (beste Sorte) 25,69 Blei (ordinäre Sorte) 25,85 Diese Resultate geben zu folgenden Bemerkungen Veranlassung: Zunächst war die Wirkung unter diesen Verhältnissen weit intensiver als bei den im Laboratorium abgeführten Versuchen, bei denen die Metallplatten in einer geringen Seewassermenge sich befanden. Wahrscheinlich wurden diese Resultate durch mehrere, gleichzeitig wirkende Ursachen bedingt, nämlich dadurch, daß das Metall der beständig sich erneuernden Oberfläche des Seewassers ausgesetzt war; ferner dadurch, daß das Wasser durch seine fortwährende Bewegung eine bedeutende Reibung auf die Platten ausübte, da bei Fleetwood eine starke Fluth und Brandung stattfindet. Diese Ansicht erhält durch die Thatsache Bestätigung, daß ohne Zweifel der Gewichtsverlust der Bleiplatten zum bei weitem größeren Theile nicht durch die auflösende Wirkung des Seewassers, sondern dadurch herbeigeführt wurde, daß in Folge der reibenden Bewegung des Sandes und der Holzunterlagen, an welchen die Platten befestigt waren, Bleitheilchen losgelöst wurden. Nachdem aber diese Ursache der Zerstörung an den Bleiplatten beobachtet worden war, wurden später die anderen Metallplatten auf das Sorgfältigste dagegen geschützt. Auch auf verschiedene Messingsorten erstreckten sich unsere Untersuchungen. Platten derselben wurden einen Monat lang der Einwirkung des Seewassers ausgesetzt; wir erhielten nachstehende Resultate: Wirkung von 200 Litern Seewasser auf 1 Quadratmeter Fläche der folgenden Legirungen: Zusammensetzung der Legirung. Menge des aufgelösten Metalles.   Kupfer (rein) 50 1,110 Kupfer   Zink (rein) 50 10,537 Zink –––– –––––––––– 100 11,647 Im Handel vorkommendes Messing:   Kupfer 66,0 0,579 Eisen   Zink 32,5 3,667 Kupfer   Eisen und Blei 1,5 3,324 Zink ––––– –––––––––– 100,0 7,570 Muntz-Metall (Blech):   Kupfer 70,0 0,438 Eisen   Zink 29,2 4,226 Kupfer   Eisen und Blei 0,8 2,721 Zink ––––– –––––––––– 100,0 7,385 Muntz-Metall (in Barren):   Kupfer 62,0 0,501 Eisen   Zink 37,0 2,697 Kupfer   Blei und Eisen 1,0 3,493 Zink ––––– –––––––––– 100,0 6,691 Besonders dargestelltes Messing:   Kupfer 50,0 0,365 Zinn   Zink 48,0 7,040 Kupfer   Zinn 2,0 3,477 Zink ––––– –––––––––– 100,0 10,882. Man ersieht hieraus, in wie verschiedener Weise Seewasser auf Messing von abweichender Zusammensetzung und wie es auf die einzelnen Bestandtheile dieser Legirung von Kupfer und Zink in Folge der Gegenwart einer sehr geringen Menge eines anderen Metalles wirkt. So löst sich von reinem Messing das Zink sehr rasch auf und schützt somit das Kupfer. Zinn hingegen schützt das Zink, begünstigt aber die Einwirkung des Seewassers auf das Kupfer. Der große Unterschied in der Wirkung des Meerwassers auf reines Kupfer und auf Muntz-Metall wird unserer Ansicht nach nicht allein dadurch bedingt, daß Zink mit dem Kupfer legirt ist, sondern daß die Legirung außerdem noch eine geringe Menge Blei und Eisen enthält. Es dürfte demnach keinem Zweifel unterliegen, daß die Anwendung dieser Legirung zu den Kielen der Schiffe große Vortheile darbieten würde. Der Umstand, daß das Seewasser auf Blei nicht einwirkt, veranlaßte uns zu vergleichenden Versuchen über das Verhalten des Bleies zu einigen anderen Sorten von Wasser, nämlich zum Wasser der Manchester Corporation, zum Brunnenwasser, zum destillirten Wasser bei freiem Luftzutritte und zu letzterem in luftfreiem Zustande. Bei achtwöchigem Verweilen in 200 Litern dieser Wässer erlitt eine Bleiplatte von 1 Quadratmeter Oberfläche nachstehende Verluste: in Wasser der Manchester Corporation 2,094 Grm.  „ Brunnenwasser 1,477  „ destillirtem Wasser bei Luftzutritt 110,003  „ luftfreiem destillirtem Wasser 1,829  „ Seewasser 0,038 I. Robinson zu Manchester hat bei seinen in dieser Richtung angestellten Versuchen gefunden, daß eine Legirung von Blei, Zinn und Antimon der Einwirkung des Seewassers besser widersteht, als alle übrigen, von ihm auf ihr Verhalten gegen letzteres geprüften Metalle und Metalllegirungen.