Titel: Ueber die Reinigung des Platins; von E. Sonstadt.
Fundstelle: Band 180, Jahrgang 1866, Nr. CII., S. 365
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CII. Ueber die Reinigung des Platins; von E. Sonstadt. Aus der Chemical News, vol. XIII p. 145; März 1866. Sonstadt, über Reinigung des Platins. Die Neigung des Platins, bei einer weit unter seinem Schmelzpunkte liegenden Temperatur sich mit anderen Metallen zu legiren, ist wohl Jedem, der mit Platintiegeln zu thun hat, bekannt. Ebenso bekannt ist es, daß Eisen etc., welches vom Platin absorbirt wurde, durch Behandlung z.B. mit Salzsäure, ja selbst durch Erhitzen in zweifachschwefelsaurem Kali, nur oberflächlich entfernt werden kann. Stas gibt in seiner Abhandlung über das Atomgewicht des Silbers etc. an, daß er seine Platingefäße von aufgenommenem Eisen dadurch gereinigt habe, daß er dieselben bei Rothglühhitze mit dem Dampfe von Salmiak in Berührung brachte. Dieser Proceß muß so oft wiederholt werden, bis die Bildung eines gelben Sublimats aufgehört hat. Dieses Verfahren ist weniger wirksam, oder vielmehr weniger bequem und nicht so rasch zum Ziele führend, als die von mir im Nachstehenden empfohlene Abänderung desselben; denn wenn die Salmiakdämpfe in dem zu reinigenden Gefäße aus dem krystallisirten oder gepulverten Salze entwickelt werden, so bleibt die Temperatur des Gefäßes in Folge der bei der Verdampfung des Salmiaks stattfindenden Wärmeabsorption niedriger als die, welche zu einer leichten und raschen Bildung der flüchtigen Chlormetalle erforderlich ist. Anstatt des Salmiaks bringe ich in das zu reinigende Gefäß das Doppelsalz von Chlorammonium und Chlormagnesium, und zwar in trockenem Zustande, und erhitze es ungefähr eine Stunde lang bis etwa zum Schmelzpunkte des Gußeisens. Zu diesem Zwecke hat sich mir der Gore'sche Ofen als sehr bequem erwiesen. Bei diesem Verfahren wird nicht nur aus dem Doppelsalze längere Zeit hindurch Chlorammoniumdampf bei einer Temperatur entwickelt, welche weit höher ist als die, bei welcher Salmiak allein sich verflüchtigt, sondern auch nach der vollständigen Verjagung des Chlorammoniums das zurückgebliebene Chlormagnesium durch die Hitze zersetzt, unter Entwickelung von freiem Chlor und oft auch unter Bildung von Periklas, welcher sich am Rande des Tiegels in Form einer krystallinischen Rinde absetzt. Das auf diese Weise gereinigte Platin ist weicher und weißer als gewöhnliches käufliches Platin. Das Verfahren läßt sich nicht allein zur Entfernung des Eisens benutzen, sondern man kann mittelst desselben auch Platintiegel, welche durch die Einwirkung der Gasflamme sich dunkel gefärbt haben und spröde geworden sind, sowie solche Tiegel, welche durch Silicate während des Schmelzens derselben mit kohlensaurem Natron gelitten haben, ganz gut wiederherstellen. Schließlich will ich noch darauf aufmerksam machen, wie außerordentlich leicht Platin durch Erhitzen in Berührung mit Materialien, welche nur eine sehr geringe Menge einer das Metall angreifenden Substanz enthalten, unrein wird. So wird z.B. ein in käufliche Magnesia verpackter Platintiegel durch längeres Erhitzen zu hohen Temperaturen merklich unrein; dagegen hat sich einer meiner Platintiegel, den ich bei einer ganzen Reihe von äußerst starken Glühungen benutzt habe, wobei ich die Vorsicht beobachtete, ihn in chemisch reine Magnesia zu verpacken, so gut gehalten, daß sein ursprüngliches Gewicht bis zu einem Zehntelmilligramm constant geblieben ist.