Titel: Photographien auf Seide und Leinen.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XX., S. 72
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XX. Photographien auf Seide und Leinen. Edelbauer, Darstellung von Photographien auf Seide und Leinen. Hr. F. Edelbauer theilt in der photographischen Correspondenz folgendes Verfahren mit: Man wählt am zweckmäßigsten reine Stoffe von weißer Farbe, da man sich bei gefärbten Stoffen der Gefahr aussetzt, daß deren Farbe durch die verschiedenen Bäder auf eine nichts weniger als wünschenswerthe Weise verändert wird. Bei Leinen und anderen Zeugen, die gewöhnlich gestärkt zu Markte kommen, ist es nöthig, daß vor Allem der Stärkekleister durch Waschen entfernt wird. Man bereite sich eine Lösung von Eiweiß aus einem Ei, 5 Unzen destillirtem Wasser und 20 Gran Chlorammonium (Salmiak). Die Eiweißzellen werden entweder durch tüchtiges Schütteln, oder besser durch Peitschen (Schneeschlagen) zerstört, die Mischung etwas abstehen gelassen und dann durch ein reines Tuch filtrirt. Hernach bezeichnet man die Seite der Stoffe, auf welche das Bild copirt werden soll, gießt die Albuminmischung in eine reine Tasse und läßt, die bezeichnete Seite nach abwärts, diese Stoffe beiläufig 5 Minuten darauf schwimmen, nimmt sie heraus und trocknet sie an einer Schnur, worauf man sie am einfachsten und zweckmäßigsten mittelst aus Carton-Abfällen geschnittenen Kluppen befestigt. Soll das Bild nur einen Theil des Stoffes, z.B. die Ecke eines Sacktuches einnehmen, so braucht man eben nur diesen Theil zu albuminiren und selbstverständlich auch die folgenden Operationen nur an dieser Stelle vorzunehmen. Das Coaguliren des Albumins mittelst Alkohol, wenn dieß überhaupt durch Alkohol möglich ist, scheint überflüssig, weil es durch das Sensitirungs-Bad ohnehin bewirkt wird. Dieses letztere Bad besteht aus 10 Theilen destillirtem Wasser zu 1 Theil salpetersaurem Silberoxyd. Darauf läßt man die Stoffe, nachdem sie vollkommen getrocknet sind, natürlich auf ihrer Albuminseite, 6 bis 7 Minuten lang schwimmen und trocknet sie wieder auf die früher bezeichnete Weise. Hierbei muß große Sorgfalt geübt werden, daß die Silbernitratlösung nur die mit Eiweiß überzogenen Stellen berührt, sowie man sich überhaupt vor Tropfen und Flecken auf der Rückseite zu hüten hat, um den Zeug rein zu erhalten. Das Silbern und Copiren muß an ein und demselben Tage vorgenommen werden, sonst bekämen die Stoffe eine stark gelbliche Farbe. Das Copiren geht sehr rasch vor sich und der Druck wird wie bei gewöhnlichen Papierbildern etwas übercopirt. Ist der Stoff viel größer als das Bild, so wird die präparirte Stelle glatt über die Matrize gebreitet, eine Lage Papier oder das Copir-Tuch darauf gelegt, der überschüssige Stoff herausgeschlagen, noch eine Schichte Papier aufgelegt und der Rahmen geschlossen. Der Raum rings um die Matrize ist gegen die Lichtwirkung zu verdecken. Am entsprechendsten sind bei diesem Verfahren ohnehin meistens abgetonte Bilder. Das Färben und Tonen geschieht wie bei gewöhnlichen Papierbildern. Das von mir angewendete Färbungsbad besteht aus 8 Unzen destillirtem Wasser, 10 Gran doppelt-kohlensaurem Kali und 1 Gran Goldchlorid; das Fixirbad aus: 1 Loth unterschwefligsaurem Natron zu 8 Loth Wasser. Ueber das Waschen vor und nach dem Färben und nach dem Fixiren gelten ganz dieselben Vorschriften wie bei Copien auf Papier. Nach dem Aussüßen des Natrons, wobei alle Stoffe ganz in das Wasser getaucht werden, können die Leinenstoffe eingeseift, zwischen den Händen gewalkt und in reinem Wasser wieder ausgespült werden, wornach man sie trocknet und mittelst Rolle und Glätteisen glättet. Seidenstoffe müssen unter einem halbfeuchten Tuche mit dem warmen Eisen geglättet werden, um ihnen wieder Glanz zu geben. Hierzu bemerkt Hr. J. Bauer in Wien nachträglich, daß es ihm nicht gelungen sey, mit dem oben angeführten Verhältniß von 5 Unzen Wasser auf ein Ei eine brauchbare Eiweißschicht herzustellen, wohl aber mit dem umgekehrten Verhältniß, nämlich mit einer Unze Wasser und dem Eiweiß von fünf Eiern. (Photographisches Archiv, Mai 1866, S. 168.)