Titel: Ueber die Natrium-Amalgamation; von Henry Wurtz in New-York.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XXXIV., S. 119
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XXXIV. Ueber die Natrium-Amalgamation; von Henry Wurtz in New-York. Aus Silliman's American Journal of Science, vol. XLI p. 217; März 1866. Wurtz, über die Natrium-Amalgamation. Bereits in Band CLXXVII S. 476 des polytechn. Journals gaben wir eine vorläufige Notiz über diesen Gegenstand, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach für die Metallurgie eine wichtige Bedeutung gewinnen wird. Die Chemical News, vol. XIII p. 153, vom März d. J. brachte die Beschreibung eines dem Herausgeber dieser Zeitschrift Wm. Crookes, am 11. Februar 1865 in England ertheilten Patentes auf ein „neues Verfahren zur Gewinnung des Goldes und Silbers aus ihren Erzen,“ in welcher dieser Chemiker die Natrium-Amalgamation als seine Erfindung beansprucht. Aus einem im American Journal of Sciences No. 122, März 1866, abgedruckten, New-York den 15. Januar 1866 datirten, an den Herausgeber des genannten amerikanischen Journals, Professor B. Silliman, gerichteten Schreiben von H. Wurtz scheint sich indessen zu ergeben, daß die in Rede stehende Erfindung dem letzteren Chemiker zuzuschreiben ist. Deßhalb theilen wir, mit Uebergehung der oben gedachten Crookes'schen Patentbeschreibung in der Chemical News, welche allerdings fast gänzlich mit den von Wurtz gemachten Angaben über seine Erfindung übereinstimmt, das Nachstehende mit. Wurtz sagt in seinem Schreiben: Ich sehe mich nunmehr veranlaßt, die von mit schon seit vielen Jahren gemachte Entdeckung gewisser bisher noch nicht beobachteter Eigenschaften der Alkalimetalle, in Folge deren dieselben für die Amalgamirung der Erze der Edelmetalle einen besonderen Werth gewinnen, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Sie wissen, daß ich bezüglich der mannichfachen Untersuchungen, welche ich über diesen wichtigen Gegenstand anstellte, vielen Personen, und unter diesen auch Ihnen selbst, von Zeit zu Zeit über die von mit erhaltenen Resultate sowohl mündliche als schriftliche Mittheilungen gemacht habe, daß aber bis gegen Ende des Jahres 1864 kein Schritt von meiner Seite geschah, diese Entdeckungen dem Publicum in einer faßlichen Form vorzulegen. Am 27. December 1864 erhielt ich von der Vereinigten-Staaten-Regierung das nachgesuchte Patent auf specielle Anwendungsweisen der gedachten Entdeckungen; die Patentbeschreibung blieb aber, wie es das neue Patentgesetz gestattet, auf mein Ansuchen sechs Monate lang bei den Acten liegen, daher die Verfallzeit des Patentes erst vom 27. Juni 1865 beginnend gerechnet wird. In Folge meiner häufigen mündlichen Mittheilungen über diesen Gegenstand haben sich offenbar Andere, sowohl im Inlande als im Auslande, mit demselben beschäftigt, denn es wurden in Washington mehrfache (natürlich erfolglose) Versuche gemacht, Patente für einzelne oder sämmtliche meiner technischen Verwendungsweisen der Alkalimetalle zu erhalten, und in England ward am 12. August 1865Nach der Chemical News am 11. Februar 1865., also ungefähr acht Monate nach der Deponirung meiner Patentbeschreibung in Washington, auf den Namen des ausgezeichneten Chemikers Wm. Crookes ein Patent ertheilt, dessen Specificirung der meinigen merkwürdig ähnlich ist. Es ist mit demnach offenbar zur Pflicht gemacht, zuverlässige Mittheilungen zu geben sowohl bezüglich dessen, was in dieser Sache bereits wirklich gethan, als auch über das, was zu thun empfohlen worden ist. Demzufolge theile ich hier einen Auszug der Specificirung meines Patentes mit, welcher Das enthält, was mit für den Bergbau und die Metallurgie zur Zeit das Wichtigste zu seyn scheint. Andere Theile des Inhaltes dieser Specificirung spare ich für eine zukünftige Mittheilung auf; so z.B. meine neuen Methoden zur möglichst raschen, zuverlässigen und billigen Darstellung großer Massen von Amalgamen der Alkalimetalle, die Sie mit anderen wissenschaftlichen Chemikern, welche Augenzeugen der Ausführung dieser Methoden gewesen sind, in rein theoretischer Beziehung für wichtig erklärt haben, insofern bei denselben neue Erscheinungen auftreten, durch welche bis jetzt nur dunkel erkannte Moleculargesetze erläutert werden. Für praktische Zwecke fand ich die Darstellung von dreierlei Natriumamalgamen erforderlich, welche in ihrem Natriumgehalte ungefähr wie die Zahlen 1, 2 und 3 differiren, weßhalb ich sie auch mit den entsprechenden Nummern bezeichne. Specificirung des Patentes. Meine Erfindung besteht darin, dem Quecksilber eine in hohem Grade vermehrte Adhäsion, Attraction oder Affinität für andere Metalle und für seine eigene Substanz zu verleihen, und zwar durch Zusatz einer geringen Menge eines sehr stark elektropositiven Metalles, wie Natrium, Kalium etc. Ich nenne diese Amalgame der Alkalimetalle (aus später zu erörternden wissenschaftlichen Gründen) „magnetische.“ Meine Erfindung ist anwendbar: 1) zu allen Operationen, bei denen die Amalgamation mittelst Quecksilber zur Separation oder Extraction von Gold, Silber oder anderen kostbaren Metallen aus ihren Erzen benutzt werden kann; 3) zu allen Operationen, bei denen die Amalgamation mittelst Quecksilber, in Verbindung mit reducirenden Metallen, wie Eisen oder Zink, zur Reduction von Metallen aus ihren löslichen oder unlöslichen Salzen – z.B. von Silber aus seinem Schwefelsäure- oder Unterschwefligsäuresalze oder aus seinem Chloride, von Blei aus seinem Schwefelsäuresalze oder seinem Chloride, von Gold aus seinen Chlorverbindungen oder anderen Lösungen – benutzt werden kann; 8) bei der Mercurialisirung von Metallflächen im Allgemeinen, z.B. beim Amalgamiren der Zinkflächen galvanischer Batterien, von Kupferplatten, kupfernen zum Auswaschen des Goldes dienenden Schüsseln oder Seihertrögen; 9) zum bequemeren Transport des Quecksilbers, indem dasselbe in starren Zustand versetzt wird. Ich gehe jetzt zur Beschreibung der besonderen und eigenthümlichen Eigenschaften der von mit entdeckten Alkalimetall-Amalgame über, welche mich auf ganz neue Anwendungen derselben für praktisch-chemische und metallurgische Zwecke geführt haben. Wird eines von den magnetischen Amalgamen in seiner hundertfachen oder noch größeren Gewichtsmenge Quecksilber gelöst, so ertheilt es dem Ganzen ein sehr gesteigertes Vermögen mit, anderen Metallen zu adhäriren, namentlich solchen, welche, wie Gold und Silber, nach dem negativen Ende der elektrochemischen Reihe zu liegen. Bei jenen zwei Metallen ist dieses Adhäsionsvermögen so stark, daß der Widerstand, welchen, meiner Beobachtung zufolge, ihre Außenfläche, wenn sie in gediegenem Zustande vorkommen, der Amalgamirung gewöhnlich entgegensetzt, augenblicklich überwunden wird, mögen sie nun in groben Körnern, als feiner Sand oder als unfühlbar feines Pulver vorhanden seyn. Selbst eine künstliche Haut von Oel und Fett – Substanzen, welche auf den Amalgamationsproceß so ungünstig wirken, daß sogar der Rauch und Dampf der Grubenlichter aus diesem Grunde in vielen Gold- und Silbergruben für sehr schädlich gilt – ist nicht im Stande, eine augenblickliche Amalgamirung durch dieses magnetische Quecksilber zu verhindern. Wie es scheint, werden die Atome des Quecksilbers durch einen sehr geringen Zusatz eines jener Metalle, welche nach dem positiven Ende der elektrochemischen Reihe zu liegen, in einen polaren Zustand versetzt, wodurch seine Affinität zu den mehr elektronegativen Metallen in solchem Grade erhöht wird, daß es augenblicklich auf die äußere Oberfläche derselben wirkt und von derselben gerade so absorbirt wird, wie Wasser von einem Stücke Zucker oder einer anderen porösen in ihm löslichen Substanz. Solches Quecksilber adhärirt (ganz abweichend von gewöhnlichem Quecksilber) sogar auf Flächen von Eisen, Stahl, Platin, Aluminium und Antimon ziemlich stark; doch findet bei diesen fünf Metallen, wie ich gefunden habe, eine eigentliche Amalgamation nicht Statt, indem das Quecksilber in die Substanz des Metalles gar nicht eindringt, so daß das oberflächlich adhärirende magnetische Quecksilber sich ebenso leicht und rein von der Metallfläche abwischen läßt, wie Wasser von Glas. Das einzige Metall, welches, so viel ich bis jetzt gefunden habe, mit dem magnetischen Quecksilber nicht überzogen werden kann, ist das Magnesium. Im Nachstehenden werde ich die Einzelheiten meiner verschiedenen neuen und nützlichen Verwendungen der Alkalimetalle angeben. I. Anwendung der magnetischen Amalgame zum Zugutemachen der Erze der Edelmetalle. Meine Verbesserung des Verfahrens zum Amalgamiren der Gold- und Silbererze besteht darin, dem zur Amalgamation verwendeten Quecksilber von Zeit zu Zeit ein Procent oder noch weniger seines Gewichtes von einem der magnetischen Amalgame zuzusetzen. Es läßt sich nicht speciell und bestimmt angeben, wie oft dieser Zusatz wiederholt werden muß, indem dieß von zahlreichen Umständen mehr oder weniger abhängig ist, z.B. von der Temperatur, von der Reinheit und der Menge des angewendeten Wassers, von dem Verhältnisse der Oberfläche des Quecksilbers zu seiner Masse, von der Stärke und der Art der Bewegung, welche dem Quecksilber ertheilt wird, von der Natur des Processes und der Beschaffenheit des angewendeten Apparates, von dem Charakter des Erzes, von der Stärke des Amalgams u.s.w., so daß dieser wichtige Punkt in jedem einzelnen Falle nur durch die Erfahrung festgestellt werden kann. Indessen lassen sich aus den bisher abgeführten Versuchen einige allgemeine Erfahrungssätze ableiten. Es hat sich gezeigt, daß weit weniger Natrium erforderlich ist in solchen Fällen, wo viel Wasser angewendet und dieses oft durch frisches ersetzt wird, also beim Verwaschen von Goldsand, sowie bei allen Arten von Amalgamirapparaten, durch welche ununterbrochen ein Strahl frisches Wasser fließt; denn mercurialische Natriumlösungen werden meiner Beobachtung zufolge, von Wasser, welches frei ist von sauren, alkalischen oder salzigen Unreinigkeiten, nur wenig angegriffen. In den Fällen hingegen, wo nur geringe Wassermengen angewendet, namentlich dann, wenn Quecksilber und Erz zu einem Brei zusammengerieben werden, so daß das Wasser bald alkalisch wird, tritt rasche Oxydirung des Natriums ein, welche dessen häufige Erneuerung erforderlich macht. In solchen Fällen ist folgendes Verfahren zu empfehlen: Die ganze zur Behandlung einer Charge Erzschliech nothwendige Quecksilbermenge, z.B. 50 Pfund, wird durch Zusatz von 1 Proc. Amalgam Nr. 2, oder besser von 2 Proc. des weicheren Amalgams Nr. 1, welches sich leichter in Quecksilber löst, magnetisirt; darauf wird die eine Hälfte des Ganzen, also 25 Pfund, mit dem Erze zusammen in die Mühle gebracht, und bei fortschreitender Incorporirung werden dann bestimmte Bruchtheile der anderen Hälfte des magnetisirten Quecksilbers nach und nach zugesetzt, in Zwischenzeiten, welche von den obwaltenden Umständen abhängen, bis das Ganze eingetragen ist. Wenn das Quecksilber, wie gewöhnlich, theilweise von demjenigen herrührt, welches bei einer früheren Amalgamation gebraucht worden war, so enthält es meistentheils noch etwas Natrium und erfordert daher verhältnißmäßig weniger frisches Amalgam. Zum Verwaschen von Goldsand etc. ist das welche Amalgam Nr. 1 wegen seiner Leichtlöslichkeit in Quecksilber am besten geeignet, und in solchen Fällen ist es zu empfehlen, das angewendete Quecksilber von Zeit zu Zeit durch Zusatz von einigen Granen Goldstaub zu probiren, um zu ermitteln, ob ein Zusatz von frischem (magnetischem) Amalgam erforderlich ist. Aehnliche Proben lassen sich auch bei Schliechen, sowie bei allen Amalgamirprocessen, mittelst eines Stückes Kupferblech leicht anstellen. Beiläufig will ich bemerken, daß sich das Amalgam Nr. 1 jederzeit leicht aus Nr. 2 darstellen läßt, indem man letzteres mit ungefähr seiner gleichen Gewichtsmenge Quecksilber oder mit der zweifachen Gewichtsmenge vom Amalgam Nr. 3 in einem eisernen Löffel zusammenschmilzt; doch ist bei Anwendung des Amalgams Nr. 3 die Darstellung von Nr. 1 ziemlich zeitraubend. Bei der „Kupferplatten-Amalgamirung,“ d.h. in den Fällen wo goldhaltige Substanzen mit amalgamirten Metallflächen in Contact gebracht werden, ist es besser, sowohl zum Ueberziehen der Metallflächen als auch bei allen nachfolgenden Quecksilberzusätzen, anstatt des Quecksilbers direct das teigige Amalgam Nr. 1 anzuwenden. Bei diesem Amalgamationsverfahren wird in Bezug auf Abnutzung der Apparate sowie an Anlagekosten bedeutend erspart, wenn man Eisenplatten, anstatt Kupferplatten, in Verbindung mit dem magnetischen Amalgame anwendet. Meine Amalgame sind in der That in Folge ihrer Eigenschaft, Eisen mit einem Quecksilberhäutchen zu überziehen, von ganz besonderem Werthe für jede Art von Amalgamirgefäßen, deren Innenflächen aus Eisen bestehen, indem diese Flächen einen Quecksilberüberzug erhalten, durch welchen sie auch mit denjenigen Goldtheilchen in Berührung kommen, welche so fein sind, daß sie im Wasser suspendirt bleiben. Diese Eigenschaft der magnetischen Amalgame, auf Eisenflächen eine dünne Quecksilberschicht abzulagern, gestattet weitere Anwendungen von nicht geringerer Wichtigkeit. So wird es sich z.B. als sehr vortheilhaft erweisen, die eisernen oder stählernen Schuhe der Pochstempel und andere zur mechanischen Aufbereitung der Erze dienende Apparate, die Quetschwalzen, die zum Mahlen der Erze angewendeten Eisenkugeln etc., continuirlich zu amalgamiren. Ebenso, wie die Adhäsion des Quecksilbers an anderen Metallen durch den Zusatz von Alkalimetall verstärkt wird, wird durch denselben, wie ich entdeckt habe, auch seine Cohäsion mit sich selbst, in hohem Grade vermehrt. Es wird dadurch klebriger, schwieriger mechanisch zu zertheilen, und wenn es mechanisch zertheilt wurde, fließt es beim Contact sogleich wieder zusammen. Daraus ergeben sich neue Resultate von unberechenbarem Werthe; so wird z.B. das „Zerstäuben“ oder „Sichzerschlagen“ des Quecksilbers, welches bei der Amalgamation der Erze von Edelmetallen so große Verluste an Quecksilber sowohl, wie an Edelmetall herbeiführt, auf ein Minimum reducirt oder gänzlich verhütet. – Ferner wird durch den Natriumzusatz die Wiedergewinnung von zerstäubtem Quecksilber und Amalgam aus den Amalgamirrückständen und Abgängen sehr erleichtert und beschleunigt; man braucht zu diesem Behufe nur eine kleine Menge von stark magnetisirtem Quecksilber in den Separator zu bringen. Dergleichen Rückstände und Abgänge kann man auch mit Vortheil durch das gewöhnliche Handverwaschen zugutemachen, indem man in jede Pfanne (Schüssel) oder jeden Seihertrog etwas magnetisches Quecksilber bringt und einige Augenblicke mittelst der Hand mit dem Inhalte durchrührt, wodurch alle vereinzelten Theilchen des goldhaltigen Amalgams gesammelt und mit einander vereinigt werden. Auf diese Weise läßt sich bei allen Verwascharbeiten, selbst beim Verwaschen alter Haldenstürze, viel Arbeit, Geld und Zeit ersparen. Ich will hier auf eine wichtige Vorsichtsmaßregel aufmerksam machen, welche in manchen Fällen, in denen magnetische Amalgame angewendet werden, beobachtet werden muß, namentlich dann, wenn das Erz beim Zusammenmahlen oder Zusammenschütteln mit Quecksilber in Berührung mit Eisen ist, wobei die dadurch abgeschabten Eisentheilchen das Amalgam verunreinigen. In solchen Fällen ist das nachstehende Verfahren zu empfehlen: Das Amalgam wird, nachdem es von dem überschüssigen Quecksilber befreit worden, und bevor es in die Retorte zum Ausglühen gelangt, in einem Thontiegel oder einem eisernen Löffel – etwa, um es flüssiger zu machen, mit Zusatz von etwas Quecksilber – zum Schmelzen gebracht, wobei das Eisen aufsteigt und an der Oberfläche einen Schaum bildet, welcher abgezogen wird. Der dann noch vorhandene Quecksilberüberschuß kann nach dem Erkalten auf dem gewöhnlichen Wege vom Amalgame wieder getrennt werden. Die dem Eisenschaume allenfalls anhaftenden Amalgamtheilchen lassen sich durch Kochen in Wasser, um das Natrium zu entfernen, von demselben leicht trennen. Dieses Verfahren beruht auf der einfachen Thatsache, daß mit der Entfernung der letzten Spuren von Natrium aus dem Quecksilber die Adhäsion des Amalgams am Eisen gänzlich aufhört. – Die Gegenwart von Eisen in einer Amalgamprobe läßt sich leicht durch den Magnet stab entdecken, der in manchen Fällen auch mit Vortheil zum Ausziehen von beigemengten Eisentheilchen aus dem Amalgame, nachdem alles Natrium aus dem letzteren entfernt worden, benutzt werden kann. Das Amalgam enthält, wenn Natrium (zum Verwaschen von Goldsand) angewendet worden, gewöhnlich auch noch andere Metalle, namentlich Platin und Osmiridium, welche sich, gleich dem Eisen, sofort von selbst abscheiden, sobald das Natrium durch Kochen des verdünnten Amalgams mit Wasser entfernt worden ist. Eine Legirung des Platins oder des Osmirids oder beider mit Eisen läßt sich auch mittelst des Magnetstabes entfernen. Im Allgemeinen, besonders auch in den Fällen, wo Quecksilber zur Behandlung schwefel- und arsenhaltiger Erze angewendet wird, ist es zu empfehlen, das Arsen und den Schwefel durch Abrösten oder auf irgend einem anderen chemischen Wege vor dem Amalgamiren möglichst zu entfernen. III. Anwendung der magnetischen Amalgame zur Gewinnung der Metalle aus ihren Salzen. Bei dem gewöhnlichen Verfahren, das Silber aus seiner natürlichen oder künstlich dargestellten Verbindung mit Chlor oder aus seinem Schwefelsäuresalze durch metallisches Eisen oder Zink in Verbindung mit Quecksilber zu reduciren und in ein Amalgam zu verwandeln, lassen sich durch die Anwendung der magnetischen Amalgame sehr bedeutende Vortheile erzielen, namentlich insofern der dazu erforderliche Zeitaufwand auf einen Bruchtheil des bisher zu diesem Zwecke nothwendigen reducirt wird. Dieß gilt sowohl für die Erze, in denen das Silber als natürliche Chlor-, Brom- oder Jodverbindung enthalten, als auch für diejenigen, in denen das Silber vorher durch Rösten mit Kochsalz oder auf andere Weise in Chlorid oder in Sulfat oder in ein Gemenge von beiden Salzen verwandelt worden ist, sowie für das aus Lösungen niedergeschlagene Chlorsilber. Wenn man Gold aus Erzen oder aus anderen goldhaltigen Substanzen durch Behandlung mit Chlor, Königswasser, Cyankalium oder mit anderen Lösungsmitteln in gelöstem Zustande, sowie auch, wenn man Silber als unterschwefligsaure oder andere Lösung erhalten hat, so besteht das rascheste Verfahren zur vollständigen Gewinnung dieser Metalle darin, sie durch Ausfällen mit Eisen in Contact mit magnetischem Quecksilber, in Amalgam zu verwandeln; insbesondere eignet sich dieses Verfahren für die verdünnten Lösungen. Die raschere und vollständigere Fällung wird in diesen Fällen offenbar von dem durch das magnetische Quecksilber augenblicklich hergestellten absoluten Contacte mit den Eisenflächen und dem auf diese Weise durch die beiden Metalle und die Lösung constant erhaltenen kräftigen galvanischen Strome bedingt. VIII. Anwendung der magnetischen Amalgame zum Amalgamiren metallischer Flächen im Allgemeinen. In Folge der Adhäsion der magnetischen Amalgame an Flächen von Eisen und anderen nicht amalgamirbaren Metallen bin ich im Stande Quecksilber, oder flüssige oder teigige Amalgame, auf jede metallische Fläche sehr rasch und mit der größten Leichtigkeit mittelst eines Pinsels aus feinem Eisen-, Stahl-, Aluminium- oder Platindraht ganz wie einen Anstrich aufzutragen. Das beste Material zu einem solchen Instrumente ist der feinste, bis zur Federhärte angelassene oder noch etwas weichere Stahldraht, und die beste Form für dasselbe ist die eines flachen und breiten Lakirpinsels. Zu den wichtigen Verwendungen derartiger Pinsel gehört unter anderen das Amalgamiren von Kupfer- (oder Eisen-) Platten für die Extraction des Goldes aus Erzen. – Eine andere, gleichfalls wichtige Anwendung ist die zum Sammeln von verstäubtem oder zerschlagenem, in feine Kügelchen zertheiltem („getödtetem“) Quecksilber, indem sich diese Kügelchen, selbst wenn sie sich auf den unregelmäßigsten Flächen zerstreut haben, mittelst eines solchen breiten, mit magnetischem Quecksilber gesättigten Pinsels augenblicklich sammeln und mit einander vereinigen lassen. Auf diese Weise können auch andere fein zertheilte Metalle aus Schliechen und Schlämmen, aus Pochtrüben etc. gewonnen werden. IX. Anwendung der magnetischen Amalgame zum Transporte des Quecksilbers in fester Form. Die gewöhnliche Methode zum Verpacken und zum Versandt größerer Quecksilbermengen ist sehr kostspielig und mühsam, und beim Umfüllen des Metalles von einem Gefäße in das andere entstehen leicht bedeutende Verluste. Es muß daher ein so einfaches, billiges und leicht anwendbares Verfahren, wie das oben angegebene, das flüssige Metall in feste Form zu bringen, allgemein erwünscht seyn, indem es gestattet, das Quecksilber in Gefäßen von specifisch leichterem und wohlfeilerem Material zu transportiren als die jetzt allgemein üblichen geschmiedeten Eisenflaschen sind, z.B. in Thon- oder Glaskrügen, hölzernen Fäßchen oder Flaschen, oder in Gefäßen aus Kautschuk, Gutta-percha etc. Auf solche Weise wird es auch möglich, das Quecksilber in passender Form, z.B. in Stangen, Zainen, Cylindern, Blöcken, Würfeln oder Kugeln von bestimmter Größe und bestimmtem Gewichte zu verpacken, zu vermagaziniren, zu transportiren und zu verkaufen, was für manche, namentlich für hüttenmännische Zwecke, offenbar von bedeutendem Vortheile seyn würde. Wenn das Quecksilber zu irgend einem der oben angegebenen Zwecke angewendet werden soll, so hat man es schon in dem geeigneten Zustande, oder braucht nur etwas flüssiges Quecksilber zuzusetzen; will man es als reines Quecksilber benutzen, so läßt sich das Natrium durch Behandlung des in kleine Stücke zertheilten festen Amalgams mit heißem Wasser, welches mit einer geringen Menge Schwefelsäure oder Essigsäure angesäuert ist, leicht entfernen. –––––––––– Professor Silliman hielt in der letzten Januarsitzung der National-Akademie der Wissenschaften in Washington einen Vortrag über die Natrium-Amalgamation und theilte die Resultate einer Reihe von Versuchen mit, welche er in hinlänglich großem Maaßstabe abgeführt hat, um den Werth der Wurtz'schen Erfindung für das Zugutemachen des Goldquarzes zu erproben. Bei einem Versuche, welcher mit über 500 Pfund geringhaltiger Erze im Werthe von ungefähr 15 Dollars per Tonne angestellt wurde, ward durch das Natriumamalgam wirklich alles nicht in den Sulfureten enthaltene Gold extrahirt. Zu diesem Versuche, welcher eine Stunde lang dauerte, diente ein großer Freiberger Amalgamator; das Natriumamalgam wurde allmählich in vier Portionen von je einer Unze, in einem Theile der angewendeten 20 Pfund Quecksilber gelöst, zugesetzt. Der Quecksilberverlust betrug bei diesem Versuche ungefähr eine Unze und die Menge des Natriumamalgams 1,2 Proc. von der Gesammtmenge des angewendeten Quecksilbers. Bei einer zweiten, mit sorgfältig aufbereiteten reicheren Erzen im Werthe von 320 Dollars per Tonne, abgeführten Versuchsreihe, zu der ein Drehfaß angewendet wurde, betrug das Ausbringen bei Anwendung von gewöhnlichem Quecksilber 40 bis 60 Proc. des gesammten Goldgehaltes der Erze, während sich bei Anwendung von Natriumamalgam ein Ausbringen von 83,3 Proc. ergab. In der Praxis werden die Resultate wahrscheinlich noch günstiger ausfallen. Nach Silliman's Mittheilung sind auch bereits in Californien Versuche im Gange, um das Verfahren auf den „Quarzmühlen“ in großem Maaßstabe zu erproben; die dabei sich herausstellenden Resultate werden später mitgetheilt werden.