Titel: Regulator für Gebläse; von Chauffriat zu Saint-Etienne.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. LXXXIX., S. 347
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LXXXIX. Regulator für Gebläse; von Chauffriat zu Saint-Etienne. Aus Armengaud's Génie industriel, Juni 1866, S. 320. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Chauffriat's Regulator für Gebläse. Wir theilen im Nachstehenden aus dem Annuaire de la Sociéte des anciens élèves de écoles imériales d'arts et métiers einen schätzbaren Artikel des Hrn. Chauffriat, Fabrikant von Amboßen, Schraubstöcken etc. zu Saint-Etienne, über seinen Gebläse-Regulator mit, welcher ihm im Februar 1851 für Frankreich patentirt wurde. Die verschiedenen Apparate, welche zum Reguliren der Geschwindigkeit des aus den Gebläsemaschinen kommenden Windes angewandt werden, zerfallen in mehrere Arten: Die Regulatoren mit constantem Fassungsraum müssen ein 100 bis 200mal so großes Volumen besitzen, als dasjenige der Gebläsecylinder beträgt; dieselben sind sehr kostspielig und erfüllen doch nur sehr unvollkommen den Zweck, den man durch sie erreichen will. Die Regulatoren mit veränderlichem Fassungsraume sind von zweierlei Art: die erstern, die sogenannten Kolbenregulatoren, bestehen aus einem gut ausgebohrten Cylinder, in welchem sich je nach dem Drucke, den man ausüben will, ein mehr oder weniger schwerer Kolben bewegt; die comprimirte Luft setzt den Kolben in der einen oder anderen Richtung in Bewegung, je nachdem das Gebläse mehr oder weniger Wind liefert und namentlich je nachdem der Kolben des Gebläsecylinders die Richtung seiner Bewegung wechselt. Letztere Regulatoren haben mehrere Mängel: sie müssen einen großen Durchmesser haben, sehr genau ausgebohrt werden und bei aller Sorgfalt, die man auf ihre Adjustirung verwendet, sind doch Verluste an Wind zwischen den Wandungen des Cylinders und dem Kolben nicht zu vermeiden. Es ist ferner unmöglich, einen constanten Druck zu erlangen; denn wenn zu viel Wind eintritt, so wird der Kolben gehoben und die Reibung, welche er gegen den Cylinder ausübt, vermehrt den Druck der Luft; wenn dagegen der Kolben in Folge eines geringeren Windzuflusses niedergeht, so verhindert dieselbe Reibung, daß das ganze Gewicht des Kolbens auf die Luft wirkt, um sie zu comprimiren, woraus folgt, daß die Geschwindigkeit entsprechend abnimmt. Will man diese Wechsel in der Geschwindigkeit vermeiden, so kann man dieß nur dadurch erreichen, daß man die Reibung des Kolbens gegen den Cylinder vermindert, aber dann nehmen die Windverluste in Folge des unvollkommenen Anschlusses merklich zu. Die zweite Regulatorart, nämlich diejenige mit veränderlichem Fassungsraum, besitzt zwar weniger Mängel als die erste, aber doch auch ziemlich bedeutende. Diese Regulatoren bestehen aus einem festen Kasten von Blech oder Gußeisen, welcher in einen Behälter umgestürzt ist, der bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt ist. Die Luft tritt unten ein und verdrängt ein gewisses Wasservolum, welches sich zwischen den Wandungen des Wasserbehälters und dem Regulatorkasten ansammelt; so entsteht ein dem Druck der Luft entsprechender ungleicher Wasserstand (innen und außen). Wenn das Gebläse immer diejenige Luftmenge lieferte, welche regelmäßig verbraucht wird, so wäre der Druck offenbar ein constanter; nehmen wir aber an, daß dem Regulator etwas mehr Luft zugeführt werde, so wird, da der Verbrauch nicht in demselben Verhältniß zunimmt, aus dem Kasten eine größere Wassermenge verdrängt und daher die Spannung der Luft gesteigert. Kommt dagegen, wenn der Verbrauch an Luft derselbe bleibt, etwas weniger Luft von dem Gebläse, so findet die entgegengesetzte Wirkung statt. Man kann daher bei diesem Wasserregulator nicht auf eine gleichförmigere Spannung als bei dem Kolbenregulator rechnen, es sey denn, daß er einen fast ebenso großen Fassungsraum hat, wie ein Regulator mit constantem Fassungsraume. Die verschiedenen, den im Vorstehenden kurz beschriebenen Regulatoren anhaftenden Mängel, von denen auch die Gebläsemaschinen mit zwei Cylindern nicht frei sind, hat Chauffriat bei dem von ihm erfundenen Regulator vollständig beseitigt und der Werth desselben wird noch durch den billigen Preis erhöht, um den er zu beschaffen ist. Dieser neue Regulator, welcher in Fig. 16 dargestellt ist, besteht aus dem cylindrischen oder viereckigen, bis auf eine gewisse Höhe in einem Wasserbehälter umgestülpten Blechkasten C. Die von der Gebläsemaschine S kommende Luft tritt durch ein Rohr A in den Kasten ein und verläßt denselben durch das Rohr B, um zu den Düsen zu gelangen. Der Kasten C bewegt sich in verticaler Richtung auf und nieder; derselbe erhält bei dieser Bewegung seine Führung durch die Stange E, welche ohne merkliche Reibung durch ein oder mehrere Lager F geht, die man am besten außerhalb des Kastens anbringt, weil sie da leichter ausgebessert, geschmiert etc. werden können. Eine Feder G, welche durch die Ketten H mit dem oberen Ende der Leitungsstange verbunden ist, verhindert den Kasten C, auf den Boden des Wasserbehälters niederzusinken, wenn das Gebläse stillsteht oder wenn es seine Bewegung zu sehr verlangsamt, um für alle von ihm zu speisenden Düsen genug Wind zu liefern. Werden dagegen eine oder mehrere Düsen geschlossen, während die Maschine noch die ganze Windmenge zuführt, welche sie unter den gewöhnlichen Umständen liefert, so könnte der Kasten C beim Aufsteigen plötzlich aus dem Wasserbehälter herausgeschleudert werden; dieß wird dadurch vermieden, daß man an dem oberen Theile des Kastens ein Ventil i anbringt, das mit einem Hebel j versehen ist, dessen Ende, wenn es gegen einen festen Punkt anstößt, das Ventil öffnet, wodurch die Luft, welche nicht von den Düsen verbraucht werden kann, ausströmt. Durch diese sehr einfachen Anordnungen werden alle Unfälle vermieden und die Luft strömt mit der größten Regelmäßigkeit aus; denn das Gewicht, welches auf die Luft drückt, um sie durch die Düsen austreten zu lassen, wird immer durch das Gewicht des Kastens C repräsentirt, der an seinem oberen Theile mehr oder weniger überlastet ist. Allerdings wird dieser Kasten bei seiner ab- und auswärtigen Bewegung, welche durch die Unregelmäßigkeit der Speisung hervorgebracht wird, mit seinem unteren Rande mehr oder weniger tief in das Wasser eintreten und hierdurch ein Unterschied in seinem Gewichte entstehen; dieser ist aber ganz unbedeutend. So beträgt bei dem von Chauffriat in seiner Fabrik angewendeten Regulator mit einem Durchmesser von zwei Meter und einer Blechstärke von 2 Millimetern, wenn man eine totale Schwingung von 50 Centimeter Höhe annimmt, das verdrängte Wasservolum ungefähr 6 1/2 Liter, was für den Regulator eine Gewichtsdifferenz von 6,5 Kilogrm. und in dem Drucke des Windes eine Differenz von 6500/31400 = 0,207 Grm. per Quadratcentimeter, entsprechend einer Quecksilbersäule von 0,000152 Meter, ergibt. Diese Differenz von dem Minimum bis zu dem Maximum des Druckes ist ganz unmerklich, und der Erfinder glaubt sogar, daß diese Grenze niemals erreicht werde, denn ein Heben des Kastens auf eine Höhe von 50 Centimeter, wie oben angenommen wurde, könnte nur in dem Falle stattfinden, wo der Gebläsecylinder sehr fehlerhaft construirt und der Gang ein ganz unregelmäßiger wäre. Es genügt, wenn der neue Regulator einen 4 bis 5 mal so großen Fassungsraum als der Gebläsecylinder hat; sein Ankaufspreis beträgt bei weitem nicht den zehnten, zuweilen nur den hundertsten Theil von dem der jetzt gebräuchlichen so unvollkommenen Regulatoren.

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