Titel: Ketten-Trockenmaschine.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. CX., S. 443
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CX. Ketten-Trockenmaschine. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Ketten-Trockenmaschine. Das Trocknen der geleimten Tuch- und Bukskins-Ketten hat für manche Fabriken, denen es an langen Räumen zum Ausspannen der Ketten fehlt, im Winter oder bei feuchtem Wetter, wenn im Freien nicht getrocknet werden kann, seine Schwierigkeiten. Aber auch da, wo große Räume vorhanden sind, wird das Heizen derselben kostspielig und stets ist es für das Gebäude von Nachtheil, feuchte Dünste in Menge in demselben verbreiten zu lassen, ohne eine durchgreifende Ableitung der Feuchtigkeit ermöglichen zu können. Die bekannte combinirte Kettenscher-, Leim- und Trocken-Maschine ist nur für einfarbige Ketten und nur für eine große Fabrik, welche volle Beschäftigung für diese Maschine hat, mit Vortheil anwendbar, für buntfarbige Bukskins-Ketten aber meistens gar nicht zu benutzen; es wird bei diesen immerhin beim Scheren, Leimen und Trocknen jede Manipulation für sich ausgeführt werden müssen. Die in Fig. 21 im Längendurchschnitt und in Fig. 20 in der oberen Ansicht dargestellte Ketten-Trockenmaschine ist daher geeignet, hier mit Vortheil Verwendung zu finden. Auf dem Maschinengestell A liegt in Lagern drehbar die Welle a; auf derselben befinden sich, lose laufend, zwei vierarmige Radkränze B von circa 8 Fuß Durchmesser; in einer Entfernung von 38'' von einander werden dieselben durch die vier Quertraversen i unter sich fest gehalten und bilden so den Haspelkorb, über welchen die zu trocknende Kette aufgewunden wird. Um dieß bewerkstelligen zu können, sind die vier Arme dieser Radkränze B an den inneren Seiten bis nahe an die Quertraversen i mit Nuthen versehen, in welche von der Peripherie aus Stäbe eingelegt werden können; diese Stäbe haben an den Enden, da wo sie in den Nuthen liegen, kleine Erhöhungen, so daß sie also in dem Zwischenraume zwischen den gegenüberstehenden Radspeichen da genügende freie Oeffnung lassen, wo die Kette aufliegt. An der einen Seite des Haspelkorbes, und mit diesem fest verbunden, befindet sich die Betriebsriemscheibe b, durch welche der Haspelkorb bewegt wird. – Auf der entgegengesetzten Seite ist an dem Haspelkorb ein Zahnkranz c befestigt, in welchen ein kleiner Trieb mit Kurbel d eingerückt werden kann, welche beim Aufwinden der Kette benutzt, beim Betrieb der Maschine aber ausgerückt wird. In der Breite zwischen den beiden Radkränzen ist, auf der Welle a festgekeilt, ein fünfarmiger Ventilator e angebracht; der Betrieb desselben erfolgt durch die Riemscheiben f. Der Haspelkorb soll 60 Umdrehungen und der Ventilator 300 Umdrehungen per Minute machen. Für die Aufstellung der Maschine, welche durch ein besonderes Vorgelege betrieben wird, genügt ein Raum von 12 Fuß Länge, 9 Fuß Breite und 9 Fuß Höhe; die Heizung dieses Raumes erfolgt durch Dampfröhren, heiße Luft oder, wo diese nicht vorhanden sind, durch einen zweckmäßig aufgestellten eisernen Ofen; gleichzeitig muß für genügende Lufterneuerung und Abzug der feuchten Dünste gesorgt seyn. An der vorderen Seite des Locals, gegenüber dem Haspelkorb, wird in der Wand eine verschließbare Oeffnung von entsprechender Länge und Breite angebracht, in welcher ein sogenannter Kettenöffner (Rechen) befestigt ist, durch welchen beim Aufwinden der Kette diese durchgelassen wird, um eine gleichmäßige Vertheilung und Scheidung derselben zu erreichen. Diese Oeffnung wird während des Trocknens geschlossen. Beim Aufwinden der Kette wird der erste Stab durch die Endschleifen der Kette durchgesteckt und in die Speichennuth zu unterst eingelegt, der Haspelkorb um 1/4 Wendung gedreht, und zwischen den folgenden Speichen der zweite Stab eingelegt, dann wieder 1/4 Wendung gedreht und der dritte Stab eingelegt, und so fortgefahren, bis die ganze Kette schneckenförmig aufgewunden und das äußere Ende derselben angebunden ist, wie es die punktirten Linien der Figuren zeigen. Alsdann wird Haspelkorb und Ventilator in Umdrehung gesetzt; während die äußeren Lagen der Ketten ohnedieß schon eine starke Luftströmung bekommen, und den Heizröhren abwechselnd nahe gebracht werden, treibt der Ventilator die von den Seiten angesaugte warme Luft durch die Kette. Auf diese Weise wird dieselbe rasch abgetrocknet. – Eine Tuchkette von circa 130 Ellen Länge, welche 30–40 Pfd. Wasser enthält, wird bei einer Wärme von circa 40° R in circa 2 Stunden abgetrocknet seyn. Das Abziehen der getrockneten Kette ist einfach; es fallen die Auflegstäbe dabei von selbst heraus. Diese Stäbe sind gut mit Leinöl getränkt, damit die geleimte Kette nicht daran haften kann. S.

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