Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 181, Jahrgang 1866, Nr. , S. 154
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Miscellen. Miscellen. Das Kabel für die telegraphische Leitung durch die Meerenge von Kertsch. In steigendem Maaße betheiligt sich die einheimische Industrie an dem Wettkampfe zur Lieferung der mannichfachsten Producte und Fabricate für das Ausland. So hat neuerdings eine schon lange rühmlichst genannte Firma in Cöln die Beschaffung eines Telegraphenkabels für russische Rechnung übernommen. Es ist dieß das Etablissement von Felten und Guilleaume, auch speciell bekannt durch die Fabrication ausgezeichneter Bergwerksseile. Das Kabel, für die telegraphische Leitung durch die Meerenge von Kertsch (in der Länge von etwa 20 Werst = 12 engl. Seemeilen) bestimmt, hat ein Gesammtgewicht von circa 3000 Ctr. Da es den schwersten Schiffsankern Widerstand leisten muß, so ist bei der Fabrication auf eine ungewöhnliche Haltbarkeit Rücksicht genommen worden. Seine Armatur besteht aus 10 verzinkten Eisendrähten von je 3/8 Zoll Durchmesser; die Leitungsader, in einer Stärke von 1 Linie, ist aus 7 Kupferdrähtchen zusammengedreht, und hat eine dreifache Gutta-percha-Hülle von 3 1/2 Linien Durchmesser, welche die Isolirung der Leitungsader bildet. Der Gesammtdurchmesser des so construirten Kabels beträgt 1 5/8 Zoll und es besitzt dasselbe eine Tragfähigkeit von circa 1500 Ctr. Die Verladung in das Rheinschiff „Titania,“ welches das Kabel nach Amsterdam bringen soll, ist kürzlich in Cöln vor sich gegangen. In Amsterdam liegt zur Aufnahme des Kabels das Seeschiff „Stad Appingadam,“ Capitän Kayser, bereit, das auch mit den sonst benöthigten Apparaten und Lege-Vorrichtungen ausgerüstet ist und, wenn keine Elementarereignisse störend dazwischentreten, in 2 Monaten seinen Bestimmungsort, Kertsch im Schwarzen Meere, erreicht haben wird. Ein Dampfer begleitet die „Stad Appingadam“ bei der Legung selbst, welche von dem Punkte Enikola (Jenikaleh) östlich von Kertsch an der Krimküste nach Taman an der kaukasischen Küste gehen wird. Sonach hat die Leitung den Zweck, die russischen Telegraphenlinien durch die Straße von Kertsch nach Persien einzuführen, bildet also ein höchst wichtiges Verbindungsglied in der Kette des großen russischen Telegraphenwesens. Die Herstellung dieser Verbindung, resp. die Legung des Kabels, geschieht von der Firma Felten und Guilleaume selbst, die durch ihre Ingenieure und Leute solche ausführen läßt. Die bei ähnlichen Unternehmungen wiederholt bewährte Umsicht und Geschicklichkeit genannter Firma in den erforderlichen Anordnungen dürften den glücklichen Erfolg des neuen Wertes verbürgen und dadurch ein sprechendes Zeugniß von den Leistungen deutschen Gewerbfleißes im fernen Auslande abgelegt werden! (Berggeist, 1866, Nr. 37.) Ueber die bleibende Ausdehnung von Gußeisen durch Hitze. Als Beweis für dieselbe legte A. Pleischl im österreichischen Ingenieurverein gebrauchte Roststäbe vor, die sich nach längerem Gebrauch um 0,08 Met. pro 1 Met. ausgedehnt hatten; diese Ausdehnung fand nicht nur in der Länge, sondern auch in der Höhe und Dicke statt. Die Ursache dieser bleibenden Ausdehnung suchte er in einer Ueberschreitung der Elasticitätsgrenze und bemerkte, daß noch die Fragen zu beantworten seyen, bei welcher Temperatur das Gußeisen die bleibende Ausdehnung erhalte und wie die Hitze, wenn sie anhält, auf die bleibende Ausdehnung wirke. Färbungen von Messing. Das Messing hat eine eigenthümliche Eigenschaft: es können Anstriche auf ihm nicht dauerhaft hergestellt werden, weil es sich gegen jeden Ueberzug gleichsam fettig verhält und eine innige Verbindung mit der Farbe nicht eingeht. Gelingt es auch, einen Anstrich darauf anzubringen, so wird er in kurzer Zeit von selbst oder bei der geringsten Erschütterung abblättern. Freilich sind auch Farbe und Glanz dieses Metalls für sich selbst schon so angenehm, daß man nur selten wünschen wird, dieselben künstlich durch andere zu ersetzen. Sollen aber Färbungen angewendet werden, so ist dieß nach der „Gewerbehalle,“ 1866 S. 48, auf folgende. Weise zu erreichen: Goldgelb in außerordentlicher Schönheit färbt sich Messing, wenn man ein blank polirtes und zugleich vollkommen reines Stück in eine verdünnte Lösung von neutralem essigsauren Kupferoxyd (sogenanntem krystallisirten Grünspan), in welcher keine Spur freier Säure enthalten seyn darf, bei mittlerer Temperatur auf nur wenige Augenblicke eintaucht. Mattirt und grünlichgrau bronzirt wird es erscheinen, wenn man es, blank geputzt, einige Male mit einer sehr verdünnten Lösung von Kupferchlorid bestreicht. In überaus schöner violetter Färbung erhält man Messing, wenn man es – blank polirt – ganz gleichförmig so stark erhitzt, als man es noch, ohne sich zu verbrennen, handhaben kann, und dann in diesem erhitzten Zustande recht behende und möglichst gleichförmig ein einziges Mal mit einem in Liquor stibii chlorati (dem gewöhnlichen officinellen Chlorantimon) eingetauchten und schwach ausgedrückten Baumwollbäuschchen überstreicht. Ein Moiré, aber von bei weitem schöneren Reflexen als das gewöhnliche Moiré, entsteht, wenn man ein Geräthe aus Messing in einer wässerigen Kupfervitriollösung kochen läßt. Die sich bildenden Nüancen sind verschieden, je nach den Verhältnissen von Zink und Kupfer, aus denen das Messing besteht. Manchmal zeigt sich das Geräthe beim Herausnehmen aus der Auflösung dunkelroth oder braunviolett, ohne sichtbare Reflexe, und beim Waschen bildet sich ein braunes Pulver auf der Oberfläche; wird diese dann mit ein wenig Harz- oder Wachsfirniß gelinde gerieben, so erscheint das verlangte Aussehen. Wenn man in die Kupfervitriollösung (1 Pfund Kupfervitriol auf 2 Pfd. Wasser), die concentrirt und kochend seyn muß, einige kleine Eisennägel bringt, wird die Bildung des Moiré ausnehmend befördert. Ein dunkles Schwarz, wie es so häufig bei messingenen optischen Instrumenten angetroffen wird, erhält man dadurch, daß man das mit Tripel polirte Messing mit einer verdünnten Lösung eines Gemisches aus einem Theil salpetersaurem Zinnoxyd und zwei Theilen Goldchlorid wäscht und es nach etwa 10 Minuten mit einem feuchten Tuche abwischt. War Säure im Ueberschuß vorhanden, so hat die Oberfläche eine dunkelschwarze Färbung angenommen. Eine andere Manier zur Schwarzfärbung besteht darin, daß blanke Kupferdrehspäne in Salpetersäure bis zur vollen Sättigung der Säure geworfen werden. In die so bereitete Lösung werden die schwarz zu färbenden Messingstücke, nachdem sie zuvor durch Schleifen auf feinen Grau- oder Blausteinen mit Wasser eine metallisch-reine Oberfläche erlangt haben, handwarm getaucht und auf Kohlenfeuer abgebrannt. Die abgebrannten Messingstücke, jetzt grünlich gefärbt, werden mit Läppchen abgerieben und der Proceß des Eintauchens und Abbrennens so oft erneuert, bis die gewünschte Schwärze sich zeigt. Zur Erhöhung des Tones der Farbe wird schließlich das Stück mit Baumöl abgerieben. Ein den englischen Waaren gleiches Ansehen gibt man dem Messing auf folgende Weise: Man glüht die Stücke einzeln in Muffeln dunkelroth und taucht sie dann in verdünnte Schwefelsäure, um sie zu reinigen. Darauf behandelt man sie mit schwachem Scheidewasser, so daß sie nur wenig angegriffen werden, spült sie, nachdem sie ganz rein und von gleicher Farbe sind, mit reinem Wasser ab und trocknet sie zwischen Sägespänen. Nun folgt das Mattiren. Man bereitet dazu ein Bad aus zwei Theilen Scheidewasser und einem Theil Regenwasser und legt die Gegenstände einige Minuten lang hinein, bis sie gleichmäßig mit leichtem Schaume bedeckt sind; herausgenommen sollen sie eine ganz gleichmäßige Farbe besitzen und fleckenlos seyn, indem sie sonst nochmals geglüht und behandelt werden müssen. Hierauf taucht man die Gegenstände in doppeltes Scheidewasjer und dann schnell in viel Wasser, worauf sie rein abgespült werden. Waaren mit Vertiefung werden in warme Potaschelösung und dann in laues Wasser gebracht, worin etwas Weinstein gelöst ist. Sollen die Gegenstände Glanz erhalten, so läßt man das Netzen weg und behandelt sie nur mit verdünntem Scheidewasser, worauf man sie sogleich in starkes Scheidewasser so lange eintaucht, bis der höchste Glanz hervortritt und dann mit der Kratzbürste behandelt. Das Poliren geschieht mit dem Polirstahle unter Anwendung von Ochsengalle. Ueber Gale's Verfahren, das Schießpulver nicht explodirend zu machen. Dieses Verfahren wurde von Seiten des Feldzeugamtes in London am 20. Juni d. J. einer letzten, sorgfältigsten Prüfung unterworfen, worin es sich durchaus bewährte. Das neue Verfahren, dem Schießpulver seine Explosionskraft nach Belieben zu nehmen und wiederzugeben, besteht in Folgendem: Man erhitzt ordinaires Glas bis zum Weißglühen, taucht es dann in kaltes Wasser, wodurch es bekanntlich alle Elasticität verliert, verwandelt es in ein feines Pulver, in das es bei mäßigem Stoßen oder Reiben beinahe von selbst zerfällt, und mischt dieß mit gewöhnlichem Schießpulver, im Verhältniß von 2: 1 oder 3: 1 oder 4: 1, je nachdem man das Schießpulver bloß nicht explosiv oder geradezu unbrennbar machen will. So gemengt, kann es ohne die geringste Gefahr aufbewahrt, transportirt, ja sogar in's Feuer geworfen werden. Um es wieder brauchbar zu machen, bedarf es bloß eines entsprechend groben kupfernen Siebes, welches die Pulverkörner zurückhält und den feinen Glasstaub durchfallen läßt. – Um nun die Experimente in größter Ausdehnung anstellen zu können, wurde einer der Marsellsthürme auf der Küste unweit Hastings dazu benutzt und nicht weniger als fünf Tonnen Schießpulver verwendet, die mit 20 Tonnen des Zusatzes von Gale's Erfindung vermischt worden waren. Es wurden die verschiedenartigsten Versuche angestellt, um die Mischung zum Explodiren zu bringen; alle fielen gleich vergeblich aus. Nachdem man die Masse in 338 Fäßchen verpackt und deren 100 in dem Magazin des Thurmes und die übrigen in dem oberen hölzernen Stockwerke untergebracht, versuchte man zuerst dieselbe vermittelst Elektricität zu entzünden und als dieses fehlschlug, wurde das Holzwerk desselben in Brand gesteckt. Bald drangen dichte Rauchmassen aus Thür und Fenstern hervor, und aus der Farbe des Rauches war ersichtlich, daß das Pulver langsam verzehrt wurde; nichts satz man, was im Entferntesten einer Explosion ähnlich gewesen wäre. Um das zuschauende Publicum in sicherer Entfernung von dem Thurme zu halten, war zuerst eine starke Abtheilung Polizei um denselben aufgestellt, – eine Vorsicht, die sich bald als überflüssig erwies, so daß der die Experimente leitende General Jedem nach Belieben sich dem brennenden Thurme zu nähern gestattete. Schließlich wurden noch zwei Fäßchen auf einen Haufen Reisig gelegt und dieser angesteckt. Bald stieg eine starke Flamme empor, die Fäßchen giengen auseinander und ergossen ihren Inhalt in das Feuer, aber auch hier keine Spur von Explosion, vielmehr wurde die Flamme dadurch gedämpft – kurz überall derselbe Erfolg, der die Behauptung des Erfinders glänzend rechtfertigt, es könne vermittelst seiner Mischung das stärkste Pulver nicht nur nichtexplodirend, sondern sogar unverbrennlich gemacht werden. (Berggeist, 1866, Nr. 53.) Man sehe den Bericht über Gale's Erfindung im polytechn. Journal (1865) Bd. CLXXVII S. 456. Ueber Bereitung von im Wasser löslichem Berlinerblau als Injectionsfarbe; von Prof. Dr. E. Brücke in Wien. Das lösliche Berlinerblau hat sich in neuerer Zeit unter Anatomen und Physiologen einen ausgezeichneten Ruf erworben, und es verdient denselben nach meiner nunmehr bald achtjährigen Erfahrung vollkommen. Schröder van der Kolk wird als derjenige genannt, der es zuerst gebraucht hat; ich habe seine Anwendung durch Ludwig kennen gelernt, der schon in Zürich damit injicirt hatte. So viele Vorschriften seitdem über die Bereitung veröffentlicht worden sind, so finde ich doch diejenigen, welche zur Darstellung eines trockenen Productes gegeben sind, theils unvollständig und deßhalb unsicher, theils complicirter als es nothwendig ist. Ich ließ es zuerst im Jahr 1858 von Dr. Sczelkow, der damals in meinem Laboratorium arbeitete, nach einer Vorschrift darstellen, welche Dr. Gräger in Böttcher's polytechnischem Notizblatt, 1858, Nr. 12 (polytechn. Journal Bd. CL S. 395) gegeben hatte, und welche lehrt, eine 10procentige Blutlaugensalzlösung mit so viel einer verdünnten Lösung von Eisensesquichlorid zu fällen, daß darin nur halb so viel Chlor enthalten ist, als zur Zersetzung nöthig, und den auf dem Filter gesammelten Niederschlag abzuwaschen. Ich entsinne mich, daß schon damals das Verfahren modificirt wurde, und später habe ich, um sicher ein vollständig und leicht lösliches Product zu erhalten, einen viel größeren Ueberschuß von Blutlaugensalz angewendet. Ich goß unter stetem Umrühren von einer stark verdünnten Eisenchloridlösung nur so viel in eine concentrirte Lösung von Blutlaugensalz, daß das Gewicht des verwendeten Eisenchlorids 1/10 bis 1/8 des Gewichtes des verwendeten Blutlaugensalzes betrug. Nachdem der Niederschlag sich abgesetzt hatte, wurde er auf einen Spitzbeutel gebracht und was farbig durchlief, so lange wieder aufgeleert, bis eine klare gelbe Flüssigkeit abtropfte. Nachdem aus diese Weise der ganze Niederschlag gesammelt war, wurde er so lange mit wenig Wasser gewaschen, bis dasselbe anfieng sich stark blau zu färben. Dann wurde kein neues mehr aufgegossen, man wartete ab, bis alles abgetropft war und schlug dann den Spitzbeutel mit seinem Inhalte in Lagen von ordinärem Fließpapier, damit dieß weiter Flüssigkeit aufsauge. Nachdem man das Papier noch ein- oder zweimal gewechselt und die Masse hinreichende Consistenz erlangt hatte, wurde sie sammt dem Spitzbeutel in Fließpapier gewickelt, in eine starke Schraubenpresse gebracht, trocken abgepreßt und hierauf in Stücke zerbrochen und an der Luft getrocknet. Einmal geschah es, wahrscheinlich durch mangelhaftes Umrühren beim Eingießen des Eisenchlorids, daß ein Theil des Niederschlages unlöslich wurde; das übrige war aber darum nicht verloren. Nachdem die Masse auf den Spitzbeutel gebracht und gut abgetropft war, wurde sie in wenig Wasser wieder aufgelöst, vom unlöslichen Berlinerblau abfiltrirt und aus dem Filtrat das lösliche durch eine concentrirte Lösung von schwefelsaurem Natron ausgefällt. Der Niederschlag wurde auf den Spitzbeutel gebracht und verfahren wie vorhin angegeben. Das so erhaltene Product hatte ein noch besseres Aussehen wie das frühere, weil es weniger mit Blutlaugensalz verunreinigt war. Für die Praxis hat indeß jene Verunreinigung, wenn sie einen gewissen Grad nicht überschreitet, keinen Nachtheil. In neuerer Zeit habe ich im Kleinen ein Verfahren eingeschlagen, das sich durch größere Wohlfeilheit empfiehlt. Ich bereitete eine Lösung von Blutlaugensalz, so daß 217 Grm. auf je 1 Liter Flüssigkeit kamen, und eine Lösung von Eisenchlorid, indem ich 1 Gewichtstheil von käuflichem festen Eisenchlorid in 10 Gewichtstheilen Wasser löste. Von beiden Lösungen nahm ich gleiche Volumina und fügte zu jedem von beiden das Doppelte seines Volumens einer (kalten) concentrirten Lösung von schwefelsaurem Natron. Dann mischte ich die Flüssigkeiten, indem ich die Eisenchloridlösung in die Blutlaugensalzlösung unter stetem Umrühren hineingoß. Der Niederschlag wurde, da der Versuch nur mit geringen Mengen angestellt war, nicht auf dem Spitzbeutel, sondern auf dem Filter gesammelt und ähnlich wie sonst behandelt. Das Product, welches ich erhielt, war leicht und vollkommen löslich, und ein paar Injectionen, welche damit gemacht, sind gelungen wie die früheren. (M. Schultze's Archiv für mikroskopische Anatomie, Bd. II, 1866.) Darstellung pulverförmiger Anilinfarben für den Tapetendruck und zur Verwendung in der Lithographie. Die Darstellung pulverförmiger Anilinfarben zu diesen Zwecken gründet sich auf die Eigenschaft der Stärke, sich mit Anilinfarben waschächt färben zu lassen. Die vorgeschlagene Methode, die betreffende Anilinfarbe in Weingeist zu lösen und in Wasser vertheilt oder gelöst von eingerührter Stärke absorbiren zu lassen, ist zu verwerfen; das Austrocknen der Stärkefarbe stellt der praktischen Ausführung zu große Hindernisse entgegen und die so erhaltenen Farben haften nur schwer auf Firnißunterdruck. Dagegen ist zur Darstellung brillanter rother und violetter Anilinstaubfarben folgendes Verfahren zu empfehlen: In 1 Pfd. Weingeist von 950 Tr. löst man 10 Grm. Copal und 1 Grm. Anilinroth, filtrirt und knetet mit einem hölzernen Pistill so viel reine Weizenstärke in dieselbe hinein als möglich. Die so erhaltene bröcklige, gleichmäßig gefärbte Masse bringt man gut vertheilt in eine Trockenstube und zerreibt sie nach dem Trocknen zu feinem Pulver. Damit ist die rothe Staubfarbe fertig; der Copalzusatz ertheilt der Farbe die Eigenschaft, besser an dem untergedruckten Firniß zu haften. Für dunklere oder hellere Nüancen wird die Menge des verwendeten Anilinrothes vermehrt oder vermindert. Um ein schönes Violett von ausgezeichneter Deckkraft zu erhalten, verfährt man wie angegeben; nur wird die Menge des aufzulösenden Anilinrothes auf 1/2 Grm. vermindert. Die entstehende hellrothe Stärkemasse wird im halbfeuchten Zustand mit dem gleichen Gewichte einer dunklen Ultramarinfarbe vermischt, im Uebrigen verfährt man wie angegeben. Man kann so brillante Farben vom feinsten Rosa bis zum tiefsten Purpur erzeugen, die leider nicht sehr lichtbeständig sind, zu Placaten aber, welche nur zeitweilig dienen, sich vorzüglich eignen. (Hamburger Gewerbeblatt, 1866 S. 149.) Glycerinleim. Der Chemiker C. Puscher in Nürnberg hat nach Mittheilungen im dortigen Gewerbeverein Glycerin als Zusatz zu Leim verwendet. Wird guter thierischer Leim mit 1/4 seines Gewichts Glycerin vermischt, so verliert er die bei den meisten seiner Anwendungen so unangenehme Sprödigkeit nach dem Trocknen, welche zum Springen und Reißen der damit überzogenen und verbundenen Gegenstände führt. Puscher hat diesen Leim als Unterlage für Leder, zur Darstellung einer künstlichen Knochenmasse, einer Masse für Globen, zum Geschmeidigmachen von Pergament- und Kreidepapier, in der Buchbinderei u.s.w. angewendet; bei Polituren, bei denen der Glycerinleim mit Wachs versetzt und mit Zinkgelb alle Untergrund zum Auflegen von Anilinroth angewendet war, übertraf die rothe Farbe alle bisher gebräuchlichen rothen Töne. Der Glycerinleim theilt auch verschiedene Eigenschaften mit dem Kautschuk, so die des Löschens von Bleistiftstrichen auf Papier. Ein aus Stärkekleister, Glycerin und Gyps hergestellter Kitt behält dauernd seine Plasticität, und Klebrigkeit und empfiehlt sich daher besonders zum Lutiren chemischer Apparate und als Bindemittel bei Pflastern zu pharmaceutischen Zwecken. (Deutsche Industriezeitung.) Bereitung eines sehr hellen und gut trocknenden Leinölfirnisses; von Dr. Wiederhold. Bei der Herstellung eines guten Leinölfirnisses ist die Vorbereitung des Leinöls, ehe man zum eigentlichen Firnißsieden schreitet, nicht gleichgültig. Schleim, welchen das rohe Leinöl enthält, ist erfahrungsmäßig dem raschen Trocknen hinderlich. Es ist deßhalb eine wesentliche Aufgabe, die Verunreinigungen des Leinöls vor dem Kochen zu entfernen. Man bediente sich in früherer Zeit nicht selten der grob gestoßenen und frisch ausgeglühten Buchenholzkohle, welche etwa im Verhältniß von 1 Pfd. auf 30 Pfd. Leinöl in letzteres gestreut und während 10 bis 12 Tagen öfters umgerührt wurde. Hiernach wurde das Leinöl durch ein leinenes Tuch filtrirt. Rascher führt folgende Methode zum Ziele: Man bereitet sich eine Lösung von 1 Gewichtstheil trockenem Aetzkali (nicht Natron) in 100 Gewichtstheilen Wasser und schüttelt damit 100 Gewichtstheile Leinöl in einem geeigneten Gefäße tüchtig und anhaltend untereinander. Beim ruhigen Stehenlassen bilden sich zwei Schichten, eine untere wässerige, welche so ziemlich alle Unreinigkeiten, Schleim u.s.w. aufgelöst oder suspendirt enthält und eine obere Oelschicht, die durch Mischung mit der gebildeten Kaliseife ein weißes Aussehen erhalten hat (ein Leinöl-Dégras). – Man zieht die untere wässerige Schicht ab und schüttelt alsdann in der vorigen Weise das Oel so lange mit Regen- oder Flußwasser, bis alle Seife aus demselben entfernt ist Das auf diese Weise gereinigte Leinöl setzt man in flachen Gefäßen, die, um das Hineinfallen des Staubes zu verhindern, passend mit dünnem Pergamentpapier überbunden werden, der Luft und Sonne circa 14 Tage lang aus. Aus dem so vorbereiteten Oele wird nun auf folgende Weise der Firniß gekocht: Man füllt ein geräumiges Gefäß, Kessel u.s.w., mit 1 1/2 Volumen Wasser und gießt 1 Volumen Leinöl auf dasselbe. Alsdann vermischt man sehr innig durch Reiben in einer Reibschale gleiche Theile Mennige, Bleiglätte und Bleizucker (essigsaures Bleioxyd), wägt davon 1/10 vom Gewichte des Leinöls ab und bringt die genannten Ingredienzen in ein leinenes Beutelchen. Dieses wird beim Kochen so in den Kessel gehängt, daß es nur in Oel, aber ja nicht sich im Wasser befindet. Das successive Einstreuen des Pulvers (nach Art der Bereitung des sogenannten Rembrandt'schen Firnisses) ist weniger empfehlenswerth. Unter diesen Vorsichtsmaßregeln wird der Apparat auf's Feuer gebracht und so lange erhitzt, bis das Wasser sich bis auf einen kleinen Rest als Dampf verflüchtigt hat. Der sich beim Kochen bildende Schaum wird sorgfältig entfernt, das Oel schließlich vom Feuer genommen und nach Verlauf von 24 Stunden durch einen leinenen Beutel filtrirt. Vor dem Gebrauch lasse man den Firniß einige Zeit stehen – je länger, je besser. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1866 S. 765.) Ueber Phenylsäure des Handels. Hierüber berichtet Parisel in seinem Annuaire Folgendes. Diejenigen, welche über Phenylsäure (Phensäure, Phenylalkohol, Phenol) geschrieben haben und diejenigen, welche diese Substanz (im gewöhnlichen Leben Steinkohlentheerkreosot hin und wieder genannt) verkaufen, unterscheiden zwei Arten Phenylsäure, eine gewöhnliche flüssige und eine krystallisirte, und zwar ist letztere fast so krystallisirbar wie die Essigsäure. Diesen Unterschied machten auch die Fabrikanten, sie hielten soviel als möglich auf einen Preis von 11 Thlrn. per Kilogramm (2 Pfd. Zollgewicht) für die krystallisirte Säure, und einen Preis von fast 3 Thlrn. für 1 Kilogr. der flüssigen; jedoch unter dem Drucke der Concurrenz blieb das Fabrikgeheimniß der Darstellung einer krystallisirten Säure nicht verschwiegen. Die krystallisirte Säure ist nichts Besseres und Anderes als die farlose flüssige Säure, welche ein wenig Naphtalin gelöst enthält. Wird die flüssige Säure kochend mit einigen Naphtalinkrystallen versetzt, so gewinnt man nach dem Erkalten krystallisirte Säure. Der Preis der krystallisirten Säure ist gegenwärtig circa 8 Thlr. per Kilogramm. (Hager's pharmaceutische Centralhalle für Deutschland, 1866 S. 177.) Naphtaquellen im Kaukasus. Die im District Kudako, 60 Werst von Anapa, entdeckten Naphtaquellen, die Anfangs nur 1500 bis 2000 Eimer lieferten, geben, der „Deutschen Petersburger Zeitung“ zufolge, jetzt das ungeheure Quantum von 10–12000 Eimern täglich. In einen 200 Fuß tiefen Brunnen sind zwei eiserne Röhren gesenkt, eine größere von 5 Zoll im Durchmesser und in dieselbe eine kleinere von 2 1/2 Zoll im Durchmesser. Aus der ersteren fließt Seewasser (?), aus der letzteren Naphta. Die Naphta führt auch Braunkohle und Muscheln mit sich. Andere Nachforschungen werden am Bugas (Arm des Kuban) auf einer Stelle ausgeführt, die 18 Werst von Taman, 7 Werst vom Meere und 1/2 Werst vom Bugas-Liman entfernt ist. Nach der Bodengestaltung ist das Auffinden reicher Naphaquellen unzweifelhaft. (Berggeist, 1866, Nr. 52.) Erprobtes Mittel gegen Ameisen. Zu den Plagen, welche der Sommer mit sich führt, gehören in vielen Häusern auch die Ameisen, namentlich in solchen, welche dicht an einen Garten stoßen oder darin stehen. Letzteres ist bei mit der Fall, und schon seit mehreren Jahren hatten sich jene Thiere ganz besonders in der Speisekammer eingenistet, weil sie hier mehr als anderswo ihren Hang nach Süßigkeiten befriedigen konnten. Hinstellen von Syrup, Honig u. dgl. an eine Stelle, um sie alle dahin zu locken und zu ersäufen, half sehr wenig, denn sobald auch ein süßes Gebäck vorhanden war, suchten sie fast ausschließlich nur dieses auf. Ich beschloß nun den entgegengesetzten Weg einzuschlagen, nämlich die Ameisen, statt herbeizulocken, zu vertreiben, hoffte diesen Zweck durch eine flüchtige riechende Substanz zu erreichen, wählte als möglichst billige das gereinigte, zum Brennen dienende Petroleum, und fand meine Erwartung bald auf das Beste bestätigt. Nachdem nämlich eine gewöhnliche Obertasse, in welcher sich etwa 3 Loth Petroleum befanden, einige Tage auf dem Fußboden der Speisekammer gestanden hatte, waren sämmtliche Ameisen ganz verschwunden. Dieses Mittel kann ich daher wegen seiner Wirksamkeit, aber auch wegen seiner Billigkeit und Unschädlichkeit empfehlen. Da ich nicht zweifle, daß nach Hinwegnahme des offenen Gefäßes mit dem Petroleum die Ameisen sich allmählich wieder einstellen werden, so lasse ich dasselbe während des ganzen Sommers auf dem Fußboden des Locals stehen und gieße, wenn das meiste Petroleum verdunstet ist, wieder davon auf. Von Unkosten kann dabei keine Rede seyn, denn der Bedarf per Sommer übersteigt kaum 1/4 Pfund, und dieses kostet etwa 6 kr. Da die Verdunstungsfläche des Petroleums in der Obertasse klein ist und die Verdunstung selbst nur langsam erfolgt, so hat man durchaus keine Feuersgefahr davon zu befürchten, und kann selbst in die Nähe des Gefäßes ein brennendes Licht halten, ohne daß Entzündung erfolgt. Dr. Wittstein.