Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 182, Jahrgang 1866, Nr. , S. 71 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das atlantische Kabel.
In einem Briefe vom 30. Juli d. J. schreibt der Ingenieur der Atlantic Telegraph Company, L. Clark, von
Valentia aus an den Secretär der Gesellschaft unter Anderem Folgendes:
„Das nunmehr versenkte Kabel befindet sich gegenwärtig in dem besten
elektrischen Zustande; mit dem jetzt angewendeten Apparate kann man volle 6
Worte per Minute signalisiren. Es steht zu erwarten,
daß die Apparate verbessert werden können und bei der Anwendung eines Codex (man
s. polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 429)
dürfte die Signalisirungsgeschwindigkeit auf das Dreifache sich erhöhen. Die
gegenwärtigen Signale sind stark und vortrefflich. Vor der Auslegung des Kabels
betrug der Isolationswiderstand 713 000 000 Siemens'sche Einheiten per Knoten. (Eine Siemens'sche Einheit ist bekanntlich eine
Quecksilbersäule von 1 Meter Länge und 1 Quadratmillimeter Querschnitt.) Nach
der Auslegung des Kabels hat der Widerstand zugenommen, er beträgt jetzt 2 300
000 000 Einheiten per Knoten. Diese Zunahme ist
augenscheinlich zum Theile der Temperatur, theilweise aber dem Drucke
zuzuschreiben; ich werde den Einfluß dieser combinirten Einwirkungen untersuchen
und die Isolationsfähigkeit des atlantischen Kabels im Vergleiche mit dem des
persischen Golfes bei gleicher Temperatur und demselben Drucke gelegentlich
bekannt geben. Es ist mißlich, daß die Neufundland-Linie nicht in einem
so wirksamen Zustande sich befindet, daß sie die Freude in vollem Maaße hat
genießen lassen. Wir haben übrigens alle Hoffnung, daß die Permanenz und
Sicherheit der Linie sich bewähren werde und dürfen auch erwarten, daß das Kabel
vom Jahre 1865 nunmehr zur Vollendung kommen werde.“ (Mechanics' Magazine, August 1866, S. 81.)
Unverzügliche Ausführung der Operationen zur Bestimmung der
Längendifferenzen zwischen Europa und dem Continente der alten Welt mittelst des
transatlantischen Kabels.
Babinet befürchtet, daß, wenn nicht in kürzester Zeit die
gedachten Operationen zur Ausführung gebracht werden, ihre Inangriffnahme wieder auf
lange Dauer durch das Eintreten eventueller Hindernisse hinausgeschoben werden
müßte. Seine Befürchtungen gründen sich namentlich auf den Umstand, daß durch die
Einwirkung des Meerwassers die Eisendrahtumhüllungen nach und nach wesentlich
alterirt werden, so daß mit der Zeit der Conductor nur noch mit seiner isolirenden
Umhüllung umgeben sey, also fast bloßgelegt werde. Ein warnendes Beispiel hierfür
bietet das im Jahre 1851 zwischen Frankreich und England gelegte Kabel, bei welchem
jeder Draht der eisernen Umhüllung die beträchtliche Dicke von 8 Millimeter hatte,
während nach fünf Jahren die Dicke der Drähte an mehreren Stellen nur mehr 3 Millimeter war. – Die
telegraphische Längenbestimmung müsse um so wichtiger seyn, als die beiden Enden des
Kabels auf einem Bogen eines Parallelkreises liegen, welcher Europa durchstreicht
und hier schon gemessen wurde. In unseren Breiten umfaßt das atlantische Meer etwa
1/6 des Umfanges eines correspondirenden Parallelkreises, was beiläufig einer
Längendifferenz von 4 Stunden zwischen Paris und der neuen Welt entspricht. Wenn es
auf der Ostküste von Amerika 8 Uhr Morgens ist, so ist es in Paris beiläufig Mittag
und umgekehrt ist es hier schon 4 Uhr Abends, während es in Saint Jean erst Mittag
ist. Für viele Fälle wäre die Kenntniß der Längendifferenzen ein sehr wichtiges
Element, um den Eintritt verschiedener Phänomene, die in der absolut gleichen Epoche
vorkommen, in sicherer Weise beurtheilen zu können. – Für die Astronomie
würde wenigstens ein großartiges Resultat hierdurch erlangt worden seyn, wenn auch
der Unfall eintreten sollte, daß nach der Ausführung der genannten Operationen das
Kabel wieder unbrauchbar würde. (Comptes rendus, t.
LXIII p. 209; Juli 1866.)
Guérin's Volta'sche Säule.
Die Abänderung der Volta'schen Kette mit schwefelsaurem Quecksilberoxyd und
schwefelsaurem Bleioxyd, von welcher Guérin der
französischen Akademie der Wissenschaften Mittheilung machte, besteht im Allgemeinen
darin, daß das Zink, die Kohle und das poröse Diaphragma in Form von Scheiben
säulenartig übereinander gelagert werden; die Zink- und die Kohlenscheiben
sind dabei in ihrer Mitte durchbohrt. Um die Säule anzuregen, werden die porösen
Thonplatten in Kochsalzlösung getränkt, während in die von dem Zink oder von der
Kohle gebildete Höhlung eine kleine Quantität von schwefelsaurem Quecksilberoxyd
kommt. Die Säule ist von einer porösen Zelle, die mit der gleichen Lösung angefüllt
ist, umgeben, und mit dieser in einem Gefäße eingeschlossen. Was das schwefelsaure
Bleioxyd betrifft, so begnügt man sich, etwas davon in die Zinkhöhlungen zu bringen,
wohin die Kochsalzlösung ohnehin gelangen kann. (Comptes
rendus, t. LXII p. 1322; Juni 1866.)
Ueber die Kettenschifffahrt auf der Elbe.
Ueber die auf der Elbe kürzlich eröffnete Kettenschifffahrt (m. s. polytechn. Journal
Bd. CLXXXI S. 486) berichtet man noch
folgendes Nähere:
Bekanntlich liegt die Kette bei Magdeburg von unterhalb des Neustädter Hafens bis zum
Wolfswerder oberhalb Buckau, hat mithin eine Länge von 1500 Ruthen oder 3/4 deutsche
Meilen und wiegt bei einer Gliedstärke von 7/8 Zoll circa 1400 Ctr. An dieser Kette geht durch Vermittelung zweier starker
Eisentrommeln das sogenannte Kettenschiff, dessen 60
Pferdekraft-Dampfmaschine diese in Bewegung setzt und damit durch das
Auf- und Abwickeln der Kette das Schiff und die daran gehängten Lastkähne
vorwärts treibt. Die feste Stellung der Maschine im Schiffskörper und die directe
Uebertragung von deren Kraft auf die Kettentrommeln bringt diese zur vollen Wirkung,
während ein gewöhnliches Räderschiff dadurch sehr viel Kraft verliert, daß es für
seine Schaufeln keinen festen Punkt im Wasser findet. Hierin liegt eine namhafte
Kohlenersparniß, welche ein wichtiger Factor der Dampfschifffahrt ist. Außerdem
bietet die Schleppmethode Gelegenheit, die schwersten Lasten selbst in den stärksten
Strömungen rasch und gefahrlos fortzubewegen, und dürfte darum denjenigen Schiffern,
welche die Oberelbe befahren und die hiesigen Brücken passiren müssen, willkommen
seyn, zumal das Schlepplohn wesentlich billiger als dasjenige der Schiffszieher ist.
– Die dem neuen Unternehmen und der Schifffahrt überhaupt zur Zeit noch im
Wege liegenden Schiffsmühlen sollen zum Theil von der königl. Regierung angekauft
werden und dürften späterhin nicht mehr hinderlich seyn. Auch steht mit Sicherheit
zu erwarten, daß die jetzt so gefährliche Fahrt durch die Eisenbahnbrücke mit
Aushebung eines vor derselben verunglückten Kahnes sowohl als durch Baggerung der
Untiefen verbessert wird. Weitergehende Anordnungen der königl. Regierung in Betreff
des Kettendienstes und der dabei betheiligten übrigen Schifffahrt sind zu
gewärtigen, wenn ersterer vollständig erprobt und geregelt ist. (Berggeist, 1866,
Nr. 72.)
Ueber die Waschmaschinen für den Hausgebrauch.
Das Waschen ist eine so mühevolle, zeitraubende und kostspielige Arbeit, daß jede
Erleichterung derselben mit Freuden begrüßt werden muß. In England ist für den
Comfort im Hauswesen und besonders auch beim Waschen schon viel mehr geschehen als
bei uns, doch ist es erfreulich zu hören, daß nach einer Mittheilung des Professors
Rühlmann die amerikanischen Waschmaschinen durch Hrn.
Schilling in Hannover bereits in 40 Familien
eingeführt sind. Für den Hausgebrauch müssen die Waschmaschinen möglichst einfach
und billig seyn. Das Reiben der Wäsche mit den Händen wird dabei durch das Reiben an
Erhöhungen, Holzleisten, Zinkrippen, bei oscillirender oder wiegender Bewegung,
ersetzt. Die Maschinen mit vollständiger Umdrehung haben sich nicht bewährt; es ist
daher für den Hausgebrauch besonders die amerikanische Waschmaschine und die
Schwing- oder Wiege-Maschine in Betracht zu ziehen. Professor Rühlmann theilt die Gebrauchsanweisung für die Maschine
von einer Dame mit: Das Zeug wird Tags zuvor eingeweicht (auf 2 Kiepen Zeug etwa 8
Loth Seife und 2 Loth Soda oder einige Maaß Holzaschen-Lauge), dann werden 4
Herrenhemden oder eine gleiche Quantität anderer Wäsche, mit fast 3 Eimern kochendem
Wasser in die Maschine gethan; bei mehr schmutzigem Zeuge mischt man etwas Lauge
oder Soda bei. Das Zeug wird dann in der Maschine, durch Hin- und Herführen
der Kurbel, ungefähr so lange behandelt, wie das Handwaschen des 4. Theiles
desselben Zeit erfordert; dann nimmt man das Zeug heraus, bringt es in anderer Lage
wieder hinein und führt die Kurbel wieder hin und her, und dieses geschieht so oft,
bis das Wasser schmutzig geworden ist. Dann wird die Wäsche nachgesehen und etwaige
Flecken und Streifen werden eingeseift und mit den Händen ausgerieben. Hierauf kocht
man das Zeug im Kessel aus (was nach einer anderen Anweisung überflüssig ist), und
behandelt es in der vorher beschriebenen Weise nochmals in der Maschine, aber die
jedesmalige Quantität nur 1 Minute; dann wird das Zeug ausgerungen und mit kaltem,
warmem oder heißem Wasser in der Maschine gespült. Auch das Blauen und Stärken des
Zeuges kann in der Maschine geschehen; nur wenn besondere Steifheit beabsichtigt
wird, wie bei Herren-Faltenhemden etc., muß mit den Händen gestärkt werden.
Das Ausringen geschieht auf der Wringmaschine. In dieser Weise kann eine Waschfrau
in 3 Tagen so viel Zeug waschen, wie bei der Handwäsche 2 Frauen in 4 Tagen oder 1
Frau in 8 Tagen. Es wird ferner 1/3 weniger Seife erfordert, und das Zeug wird
vorzüglich rein und weniger angegriffen, als bei der Handwäsche. – Die
Wiege- oder Schwing-Waschmaschine hat sich sehr gut bewährt, wo bei
der Behandlung richtig verfahren wird. Das Zeug wird 12 Stunden vor dem Waschen leicht eingeseift und eingeweicht; starkes Einseifen
verhindert die erforderliche Reibung. Flecke und Streifen sind mit der Hand gut
auszureiben. Das Zeug wird sodann leicht ausgedrückt, quer über die Rillen der
Waschwiege geschichtet und mit heißem Wasser bis zum Bedecken übergossen. Dann
schaukelt man bei geschlossener Maschine etwa 8 bis 10 Minuten, läßt aber zwischen
dem Heben und Senken der Schaukel jedesmal einen kurzen Ruhepunkt eintreten, damit
die Wäsche von den hohen Rippen zurückfallen und zu neuer Reibung kommen kann. Dann
noch vorhandene Flecke sind mit der Hand abzureiben, worauf die Wäsche noch 4
Minuten mit heißem Wasser geschaukelt wird, und zum Spülen und Trocknen fertig ist.
Man rechnet auf 5 Eimer Wasser 1/2 Pfd. Seife und etwas Soda, und auf 1 Eimer dieser
Seifenlauge 5 Hemden. – Die Wringmaschine besteht aus zwei eisernen mit
vulcanisirtem Kautschuk überzogenen Walzen, die durch eine Stellschraube oder starke
Gummibänder auf einander gepreßt werden, während die Umdrehung durch eine Kurbel
bewirkt wird. Zwischen diesen beiden Walzen wird die nasse Wäsche rasch
hindurchgeführt, wobei dieselbe nicht so leidet, wie bei dem Handauswringen durch
Zerren und Drehen, und außerdem wird das Zeug viel mehr vom Wasser befreit. –
Die Rolle ist in ähnlicher Weise von Hrn. Frischen
construirt mit glatten Holzwalzen, und ist viel brauchbarer, als die theuere, große
und unbequeme Rolle mit Schlittenbewegung. Die amerikanische Wasch- und
Wringmaschine mit Handzeugrolle kostet bei C. W. Runde in
Hannover 36–39 Thlr., eine Schaukel-Waschmaschine 14 Thlr., eine
Wringmaschine 7–20 Thlr., eine Handzeugrolle 11 Thlr. 15 Gr. (Monatsblatt des
hannoverschen Gewerbevereins.)
Kohlenförderung in England.
Aus den letzten Erhebungen ergibt sich, daß England jetzt jährlich ungefähr 96
Millionen Tonnen oder Kubik-Yards – ein Kubik-Yard Kohle wiegt
ungefähr eine Tonne oder 2040 Pfund, oder nahe 1000 Kilogramme – Steinkohlen
fördert, wozu noch für Verluste beim Abbauen und Fördern etwa 20 Millionen Tonnen
angeblich hinzuzurechnen sind. Die nutzbar abgebauten Kohlen würden einen
Kohlenwürfel von nahe 1375 Fuß Seite, alle zusammen also, die Verluste
hinzugerechnet, einen solchen von 1463 Fuß Seite liefern. Der jährliche Export
beträgt ungefähr 8 Millionen Tonnen. Nach Hull's
Berechnung sollen nur noch 83,000 Millionen Tonnen innerhalb einer Tiefe von 4000
Fuß in England abzubauen übrig seyn. Die Kohlenförderung betrug:
1854
64,661,401 Tonnen,
1855
61,453,079 „
1856
66,645,450 „
1857
65,394,707 „
1858
65,008,649 „
1859
71,979,765 „
1860
80,042,698 „
1861
83,635,214 „
1862
81,638,338 „
1863
86,293,215 „
Jährlich werden jetzt in England 12 Millionen Tonnen Kohlen auf die Roheisenerzeugung
verwandt und damit zwischen 4–5 Mill. Tonnen Massel-Eisen erzeugt.
(Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1866 S.
65.)
Anwendung von Bessemer-Stahl für Wirthschafts-
und Küchengeschirre.
Die Anwendung des Bessemer-Stahls für den Haushalt veranschaulichte die letzte
Wiener landwirthschaftliche Ausstellung. Einen praktischen und sehr gelungenen
Versuch mit der Anwendung von Bessemer-Stahl hat die Metallwaarenfabrik von
F. W. Haardt geliefert, welche ganze Serien von
Wirthschafts- und Küchengeschirren aus diesem Materiale zur Ausstellung
brachte. Diese Geschirre zeichnen sich durch große Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit,
sowie durch ihre handbaren Formen vortheilhaft aus. Die große Ausdehnung, welche
diese Fabrik in der letzten Zeit erlangt hat, spricht am besten für das günstige
Urtheil des Publicums und möchte vorzugsweise der Anwendung des
Bessemer-Stahles zuzuschreiben seyn, da die gleiche Fabrication hier auch
schon in früheren Jahren von anderen tüchtigen Geschäftsmännern versucht wurde, aber
wegen zu großer Schwierigkeiten in der Herbeischaffung eines geeigneten Materials
aufgegeben werden mußte. Die Geschirre aus Bessemer-Stahl zeichnen sich
ferner durch eine glatte, reine Oberfläche aus und sind frei von Rissen,
Abschürfungen und Blasen, welche an verzinnten Geschirren aus Eisenblech so vielfach
bemerkt werden. Auch soll sich in der Fabrication fast gar kein Ausschuß ergeben.
Diese verschiedenen empfehlenswerthen Eigenschaften sind bekanntlich dem
Bessemer-Stahle eigen, der eine große Reinheit mit seltener Zähigkeit
verbindet und daher zu allen Gegenständen ganz besonders verwendbar erscheint, wo es
auf diese Eigenschaften vorzugsweise ankommt. In neuester Zeit sollen auch unsere
Weißblechfabriken die Erzeugung von Weißblech aus Bessemer-Stahl in hohem
Grade ausgedehnt haben, da die Nachfrage nach solchem in beständigem Zunehmen ist.
Die Adolphshütte in Judenburg, eine mit den neuesten Einrichtungen ausgestattete
Blechfabrik, hat in dem fürstlich Schwarzenberg'schen
Ausstellungscomplex Weißblechtafeln aus Bessemer-Stahl zur Ansicht gebracht,
die den obigen Ausspruch über die Reinheit des Materials vollkommen bestätigen, und
die gleichzeitig ausgestellten Arbeiten aus Bessemer-Blech, als: Tassen,
Becher, Teller etc. beweisen, daß sich dieses Blech auch für Metalldruckarbeiten
ausgezeichnet eignet. (Berggeist.)
Die Panzerplatten-Fabrication in Oesterreich.
Die zweitägige Beschießung der Befestigungen des Hafens in Lissa durch die gesammte
italienische Kriegsflotte und der bei dem Entsatze derselben durch die kaiserlich
österreichische Flotte unter dem Commando des nunmehrigen Vice-Admirals v.
Tegetthoff erfochtene Seesieg wird bei dem Umstande,
daß bei diesen Actionen in europäischen Gewässern die ersten Panzerschiffe –
und ganze Flotten von Panzerschiffen höheren Ranges selbst auf dem Meere überhaupt
zum ersten Male – in Verwendung traten, unzweifelhaft die Aufmerksamkeit der
Regierungen und Völker in hohem Grade den mit Eisenpanzern bekleideten
Kriegsschiffen zuwenden. Namentlich aber dürften Oesterreichs Bewohner der aus
dieser ersten Schlacht zwischen den modernen Seeungeheuern als Siegerin
hervorgegangenen kaiserlich österreichischen Flotte erhöhte Aufmerksamkeit widmen,
und wir glauben daher einem Wunsche zuvorzukommen, wenn wir über die
Panzerplatten-Fabrication in Oesterreich die aus den verläßlichsten Quellen
geschöpften thatsächlichen Verhältnisse mittheilen.
Das System gepanzerter Schiffe überhaupt wurde in Oesterreich zuerst im Jahre 1859 im
Arsenale zu Venedig mit dem Bau der schwimmenden Batterie
„Feuerspeier“ versucht, dessen Bepanzerung zugleich die
Veranlassung bot, die Erzeugung von Panzerplatten in Oesterreich einzuführen. Dieses
Verdienst erwarb sich das dem Grafen Henckel von Donnersmarck gehörige Eisenwerk
„Hugohütte“ zu Zeltweg in
Obersteiermark, welches sich gleich damals mit Aufwand bedeutender Anlagekosten
diesem schwierigen Zweige zuwandte und in kurzer Zeit bereits in der Lage war, den
Panzer für die obengenannte schwimmende Batterie, welcher ohne Befestigungsschrauben
circa 6500 Wiener Ctr. wiegt, vollständig zu
erzeugen. Hierauf wurde in den Jahren 1860–61 der Bau der zwei
Panzerfregatten „Drache“ und „Salamander“
von je 28 Kanonen und mit Maschinen von je 500 Pferdekraft, deren Panzerung pro Schiff circa 9700 Ctr.
– ohne Befestigungsmittel – beträgt, ausgeführt. Diese beiden Schiffe
wurden auf der Werfte des Hrn. v. Tonello vom Stabilimento tecnico triestino und die Panzerplatten
nahezu vollständig vom Gräflich Henckel'schen Eisenwerke
in Zeltweg geliefert. Drei weitere Panzerfregatten „Kaiser
Max,“
„Prinz Eugen“ und „Don Juan d'Austria“ mit
je 34 Kanonen und Maschinen von je 650 Pferdekraft wurden im Jahre 1862 erbaut. Der
Bau derselben wurde auf den Werften Tonello's in Trieft
ausgeführt und die bezüglichen Maschinen vom Stabilimento
tecnico triestino angefertigt. Der größte Theil der Platten zu diesen 3
Schiffen, worunter die am schwierigsten darzustellenden, nach Modellen gebogenen des
Vorder- und Hinterschiffes, sowie ausschließlich die keilförmigen
Schiffssporne in geschmiedeten Stücken von je 70 Ctr. Gewicht, wurde von dem
gräflich Henckel'schen Eisenwerke zu Zeltweg, und der
Rest der Panzerplatten vom Eisenwerke zu Storé bei
Cilli in Untersteiermark geliefert, welches letztere Werk sich inzwischen ebenfalls
zur Erzeugung von Panzerplatten eingerichtet hatte. Im Jahre 1863 begann sodann der
Bau von zwei neuen, noch größeren Panzerfregatten von je 34 Kanonen und mit
Maschinen von je 800 Pferdekraft und Panzern von je 13,500 Ctrn. Wiener Gewicht,
nämlich der Bau der Schiffe „Erzherzog Ferdinand Maximilian“
und „Habsburg,“ welche mit Anfang des laufenden Jahres
vollendet wurden. Für diese Schiffe wurden die Maschinen und ein Schiffskörper vom
Stabilimento tecnico triestino gebaut und der Bau
des anderen Schiffskörpers von dem Etablissement Tonello
in Triest ausgeführt. Ferner wurden die Panzerplatten für die Fregatte
„Habsburg“ vom Eisenwerke in Storé, jene für die
Fregatte „Erzherzog Ferdinand Maximilian,“ sowie die
Befestigungsmittel der Panzerplatten für beide Schiffe von dem gräflich Henckel v. Donnersmarck'schen
Eisenwerke in Zeltweg bezogen.
Zum Bau aller dieser Schiffe, welcher nach Planen der Schiffsbau-Ingenieure
der österreichischen Kriegsmarine ausschließlich auf inländischen Wersten ausgeführt
wurde, wurde nur österreichisches Schiffsbauholz, österreichische Arbeitskraft und
für die Panzer ein Eisenmaterial verwendet, welches die Erzlager Oesterreichs, und
namentlich der Provinzen Steiermark und Kärnthen, in der bekannten vorzüglichen
Qualität in unerschöpflicher Menge liefern können.
Und wahrlich, in der Seeschlacht von Lissa hat sich in dem überraschenden Erfolge
unserer verhältnißmäßig kleinen Flotte gegen eine viel stärkere Seemacht auch der
alte Ruf unseres vorzüglichen Eisens trefflich bewährt. Unzweifelhaft ist für den
Krieger eine gute Waffe
von hohem Werthe; um so mehr Werth aber muß für die Kriegsmarine ein verläßliches
Panzermaterial haben, da dasselbe im neuen Seekriege die Hauptrolle zu spielen
bestimmt ist. Wir glauben deßhalb voraussetzen zu dürfen, daß unsere
Marineofficiere, die bezüglich der Verläßlichkeit der aus österreichischem Eisen
erzeugten Panzerplatten im Vergleiche zu den aus anderen Ländern bezogenen
Panzerplatten der feindlichen Flotte in der Seeschlacht von Lissa gewonnenen
praktischen Erfahrungen vollständig würdigen werden.
Jedenfalls scheinen uns die Vortheile, welche das Flaggenschiff des österreichischen
Admirals, die Panzerfregatte „Erzherzog Ferdinand Maximilian,“
über die feindlichen Panzerschiffe errungen, dafür zu sprechen, daß das gräflich Henckel'sche Eisenwerk, aus dessen Werkstätten der Panzer
dieses Schiffes hervorgieng, ein vorzügliches Fabricat geliefert hat, wie dieß auch
schon die mit den Panzerplatten für dieses Schiff auf dem Eisenwerke selbst durch
Beschießung einzelner Platten vorgenommenen Proben schließen ließen. Wir verweisen
in dieser Beziehung auf die Berichte, welche die militärische Zeitschrift über die
Schußproben mit den ersten für die Fregatte „Erzherzog Ferdinand
Max“ erzeugten Platten gebracht hat. Zufolge dieser Berichte haben
die am 8. October, 16. November und 22. December 1863, dann am 23. Februar 1864
stattgefundenen Probebeschießungen dieser Panzerplatten sehr befriedigende Resultate
ergeben.
Das Eisenwerk in Zeltweg vermag mittelst seiner Einrichtung jährlich 200,000 Ctr.
gefrischten Eisens, das Eisenwerk in Storé aber 70,000 Ctr. solchen Eisens zu
erzeugen, welche Erzeugung von 270,000 Ctr. im gegebenen Falle durch Ergänzung der
erforderlichen Oefen und mechanischen Hülfsmittel ganz zur
Panzerplatten-Fabrication verwendet werden könnte.
Hiermit glauben wir nachgewiesen zu haben, daß Oesterreich zufolge der
Erzeugungsfähigkeit der obengenannten Eisenwerke nicht nur seinen Bedarf an
Panzerplatten unabhängig vom Auslande aus eigenen Mitteln zu decken vermag, sondern
daß auch die genannten österreichischen Eisenwerke allein schon namhafte Mengen
dieses Materials für den maritimen Bedarf befreundeter Nationen liefern könnten,
wodurch dieselben eine lohnende Verzinsung der für diese Fabrication aufgewendeten
großen Capitalien finden würden. (Aus dem Volkswirth.)
Oesterreichische Gußstahl-Geschosse in der Seeschlacht
bei Lissa.
Den vorstehenden Bericht über die vorzüglichen Leistungen der beiden Privatwerke zu
Zeltweg und Storé in der Ausführung der Panzerplatten aus steierischem Eisen
ergänzen wir durch die Mittheilung eines Fachmanns in der österreichischen
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (1866, Nr. 35), „daß die
48-Pfünder-Geschosse. womit die Panzer der feindlichen Schiffe
buchstäblich in Fetzen geschossen worden sind, Producte der Gießerei und der
Stahlhütte des k. k. Oberverwesamtes in Reichenau sind. Es dürften die aus Gußstahl geschmiedeten 48-Pfünder-Geschosse jene gewesen seyn, welche
trotz ihrer geringfügigen Größe so außerordentlichen Schaden angerichtet haben,
denn es sind davon gegen 7000 Stücke aus dem Reichenauer Etablissement zur
Ablieferung gelangt.“
Ueber die Anwendung eiserner Röhren statt kupferner in den
Zuckerfabriken; von A. H. Schmidt, Inspector der Zuckerfabrik Groß-Alsleben.
Von mehreren Seiten aufgefordert, mich über den praktischen Werth und die gemachten
Erfahrungen eiserner Röhren gegenüber Kupferröhren in Zuckerfabriken auszusprechen,
erlaube ich mir hiermit die Bemerkung vorauszuschicken, daß die hiesige Fabrik fast
ausschließlich schmiedeeiserne Rohrleitungen hat, und nur die 10 Zoll weiten
Brüdenröhren des Robert'schen Apparates aus Kupfer
bestehen. Seit drei Jahren existirt hier die Einrichtung mit schmiedeeisernen
Röhren, die durch Hrn. Schwanecke, z. Z. in Weißenfels, zuerst hier
zu allen Dampf-, Wasser- und Saftleitungen verwendet wurden. –
Das gefürchtete Ausfressen der Röhren durch Rost hat sich nicht gezeigt. Nur müssen
die Röhren jährlich ein Mal, im Gährungslocale zwei Mal, mit frischem
Oelfarbe-Ueberzug versehen werden. Ein Platzen oder Aufreißen der eisernen
Röhren während der Campagne ist nirgends vorgekommen, eben so wenig irgend eine
andere Reparatur. Während aus den mit Kupferröhren eingerichteten Fabriken ein
Kupferschmied selten herauskommt, kommt hier nie einer hinein. Ich gebe in Bezug auf
weniger Reparatur, diese beiden Rohreinrichtungen gegenüber gestellt, den eisernen
Röhren den unbedingten Vorzug. Reparaturen sowohl, wie neue Rohrleitungen werden von
den gewöhnlichen Arbeitern, hier von meinen Maschinenwärtern unter Aufsicht des
Maschinenmeisters, ausgeführt. Die Manipulation ist so leicht, daß der
Maschinenmeister, den jede Fabrik besitzt, solche sehr wohl nebenbei ausführen kann.
So konnte ich bei der Erweiterung dieser Fabrik um das Doppelte und gänzlichem Umbau
derselben im Inneren wie Aeußeren der Hülfe von Kupferschmieden gänzlich entbehren
zum Um- und Neulegen der Rohrstränge. Den Bedarf der Röhren habe ich bei Hahn und Huldschinsky in
Berlin entnommen. Bis zu 2 1/4 Zoll incl. habe ich gewöhnliche Gasröhren, darüber
patentgeschweißte englische Röhren verwendet. Die letzteren haben den Vortheil
bedeutend größerer Leichtigkeit, biegen sich aber nicht so schön wie Gasröhren.
Indessen habe ich noch 3 1/2 Zoll-Röhren zu Knieen verwendet, nur müssen die
Bogen größer gemacht werden. Ueber diese Weite hinaus müßte wohl ein Kupferknie
eingeschaltet werden, das sich mit Hartloth sehr wohl und leicht an eiserne Röhren
löthen läßt. Die Löthungen der Scheiben und Flantschen geschehen mit Hartloth, noch
besser mit Kupfer, und gehen ebenso leicht, ja noch besser, wie bei Kupferröhren vor
sich. Die eisernen Stutzen erhält man sehr elegant gearbeitet und zusammengeschweißt
bei Aders in Magdeburg-Neustadt. Man kann
dieselben auch aus abfallenden Rohrenden machen, dieselben sind aber nicht so schön
und mißrathen oft. Die eisernen Röhren bewähren sich als Dampf-,
Wasser- und Saftröhren gleich gut und haben jedenfalls bei Saftröhren den
Vorzug, daß sie durch den Saft, wie dieß bei den Kupferröhren so oft vorkommt, nicht
angegriffen werden. Der Saft nimmt durchaus gar keine Färbung durch dieselben an,
wie dieß die Zuckern aus letzter Campagne wieder deutlich gezeigt haben. Sind die
Abfälle eiserner Röhren nur gering im Werthe, so unterliegen solche ja auch dem
Stehlen nicht. Aufhämmern und Einziehen lassen sich solche Röhren nicht, so daß man
zwei Längen gleichen Durchmessers könnte zusammenlöthen. Die Verbindung geschieht
durch eiserne Flantschen, die man direct aus Ende löthet und zusammenschraubt, oder
besser, daß man geschmiedete eiserne Ringe von 1/4 bis 3/8 Zoll Stärke und 3/8 bis
5/8 Zoll Breite ebenso wie die Kupferscheiben mit Schlagloth oder, wie eben schon
gesagt, mit Kupfer auflöthet und dann zusammenschraubt. Die Längen der Röhren kann
man beliebig, ja bis zu 18 Fuß haben, und länger kann man selten ein Rohr verwenden.
Das Biegen der Röhren geht sehr schnell; eine einzige Rothglühhitze ist zur
Herstellung eines Knie's bis zu 1 Zoll Durchmesser nöthig, darüber freilich 2 bis 5
Hitzen. Nachdem die zu biegende Stelle rothwarm geworden, wird das Rohr in den
Schraubstock gespannt, und mit Leichtigkeit gibt man die gewünschte Form. Wie
umständlich und zeitraubend ist dagegen die Arbeit mit einem Kupferrohr. Schließlich
noch etwas über den Preis. Ein Quadratfuß Kupferblech, 4 Pfund schwer (die
gewöhnliche Sorte zu Röhren), liefert 2 Fuß Rohr von 2 Zoll Durchmesser, und ist der
laufende Fuß 2 Pfund schwer. Der Centner kostet gegen 50 Thlr., mithin kostet der
laufende Fuß Kupferrohr circa 1 Thlr. Eiserne Röhren
kosten dagegen 3 Zoll Durchmesser der laufende Fuß 19 Sgr., – 2 Zoll
Durchmesser 10 1/2 Sgr., – 1 Zoll Durchmesser 3 5/6 Sgr. Mithin sind die
Anschaffungskosten fast 2/3 billiger, während die Herrichtungskosten kaum auf 1/3
von Kupferröhren kommen.
Die Vorzüge eiserner Röhren lassen sich also darin zusammenfassen, daß sie bei
gleicher Dauerhaftigkeit und Verwendbarkeit nur 1/3 von dem was kupferne kosten,
ohne daß sie irgend einen Nachtheil diesen gegenüber zeigen, weßhalb dem Hrn. Schwanecke für die Einführung dieser sehr praktischen
Einrichtung und Verbesserung allgemeiner Dank gebührt. (Zeitschrift des Vereins für
Rübenzuckerindustrie.)
Ueber die Sauerstoffaufnahme der Zinnbleilegirungen.
In dieser Beziehung ist meines Wissens nicht Vieles bekannt, obschon die Frage, in
welchem Verhältniß jedes der Metalle beim Erhitzen an der Luft Oxyd bilde, nicht
ohne Interesse ist. Einmal läßt sich hierbei ein Schluß ziehen auf die
vergleichsweise Oxydirbarkeit der beiden Metalle; es kann ferner beim häufigen
Umschmelzen eine Veränderung in der Zusammensetzung des nicht oxydirten Theiles
stattfinden, und kann beim Erzeugen des zu Email dienenden Oxydgemisches, falls
nicht die ganze Legirung in Oxyd umgewandelt wurde, ein Gemenge entstehen, in
welchem die beiden Bestandtheile anders vertheilt sind als in der Legirung. Hr. Crinsoz stellte aus gegebenen Legirungen der beiden
Metalle auf meine Veranlassung durch Erhitzen an der Luft und Umrühren das
Oxydationsproduct dar und trennte dieß durch Schlämmen von dem nicht oxydirten
Metall, und analysirte.
Die Resultate waren:
Die Legirung bestand:
Das Oxydgemenge enthielt:
I.
Sn = 86,90
Sn = 96,09
Pb = 13,10
Pb = 3,91
II.
Sn = 61,24
Sn = 64,60
Pb = 38,76
Pb = 35,40
III.
Sn = 41,41
Sn = 41,90
Pb = 58,59
Pb = 58,10
IV.
Sn = 12,42
Sn = 27,73
Pb = 86,58
Pb = 72,27
Es zeigt sich also, daß stets das Zinn mehr der Oxydation unterliegt als das Blei.
Die beiden Metalle verhielten sich unter diesen Umständen also ähnlich wie in
Flüssigkeiten. Verdünnte Essigsäure soll ja aus solchen Legirungen, wenn sie nicht
großen Bleiüberschuß enthalten, nur Zinn lösen. In der elektrischen Spannungsreihe
verhält sich das Zinn auch als das positivere gegenüber dem Blei.
Wenn obige Zunahme des Zinns in den analysirten „Aschen“ nicht
in Beziehung steht zum Zinngehalte der Legirungen, so kommt dieß jedenfalls daher,
daß ungleiche Quantitäten Asche in den einzelnen Versuchen erzeugt wurden. Je größer
die Menge des oxydirten Theils im Vergleiche zum nichtoxydirten ist, um so mehr muß
begreiflicherweise dessen Zusammensetzung mit derjenigen des Metallischgebliebenen
correspondiren, da zuletzt sowohl alles Zinn als alles Blei in die Asche eingeht.
Dr. P. Bolley.
(Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866. Bd. XI S. 120.)
Ueber eine neue Verbindung des Wassers mit kohlensaurem Kalk;
von J. Pelouze.
Wenn man einen Kohlensäurestrom in Kalkwasser von 0° oder + 1 bis 2° C.
leitet, so erscheint der entstehende Niederschlag anfangs leicht und flockig,
wandelt sich aber bald in ein schweres glänzendes krystallinisches Pulver um. Mit
Eiswasser gewaschen und bei niedriger Temperatur getrocknet findet man, daß dieser
Niederschlag genau 6 Aeq. HO auf 1 Aeq. CaO, CO² oder 52 Proc. Wasser
enthält. Er wird durch Wärme sehr leicht zersetzt; so verwandelt er sich z.B. bei
30° C. in einen halbflüssigen Teig, der bloß ein Gemenge von kohlensaurem
Kalk mit Wasser ist. Auch bei 20° tritt eine ähnliche Zersetzung ein, wenn
auch nicht so rasch; aber auch bei noch niedrigerer Temperatur oder bei längerer
Berührung mit Luft verwittert die Verbindung allmählich unter Verlust ihres
Krystallwassers.
Auch auf andere Weise gelingt es, das Wasser mit dem kohlensauren Kalk zu verbinden.
Wenn man z.B. in eine Chlorcalciumlösung von 0° eine gleichfalls auf
0° abgekühlte Lösung von kohlensaurem Natron gießt, so erhält man einen
Niederschlag, der allmählich krystallinisch wird und dann dieselbe Zusammensetzung
CaO, CO² + 6 HO hat.
Es ist bekannt, daß eine andere Verbindung mit 5 Aeq. oder 47 Proc. Wasser leicht
entsteht, wenn man eine Lösung von Kalk in Zuckerwasser bei 7–8° C. an
die Luft stellt. Ich erhielt dieselbe viel rascher und in ziemkich großen
Rhomboëdern, als die Zuckerlösung in einer Schale einer etwas höheren aber
constanten Temperatur ausgesetzt wurde. Leitet man Kohlensäure in die auf + 1 bis 2° abgekühlte
Zuckerlösung, so erhält man das Salz mit 6 Aeq. HO. Bei 30° und darüber
entsteht aber stets wasserfreier kohlensaurer Kalk. Zwischen 0° und
30°, z.B. 10, oder 12, oder 20° entstehen Niederschläge, in welchen
10–27 Proc. HO enthalten sind. Die Menge des Wassers variirt mit der
Temperatur und der Dauer des Versuches; sie wird gleich Null, wenn der Versuch sehr
lauge dauert. Ob diese Niederschläge neue Hydrate enthielten oder ob sie Gemenge von
den Salzen mit 6 und 5 Aeq. HO sind, konnte ich noch nicht feststellen. (Comptes rendus, t. LX p.
429.)
Notiz über die Chlormagnesia (unterchlorigsaure Bittererde)
als Bleichmittel; von Dr. P. Bolley.
Man findet nicht selten für das Bleichen zarterer Stoffe die Lösung der Chlormagnesia
an der Stelle des entsprechenden Natron-, Kali- oder Kalksalzes oder
des Chlorwassers empfohlen, ohne daß angegeben wäre, worin wohl der Vortheil zu
suchen sey. Als einfachstes Mittel der Darstellung wird die Fällung klarer
Chlorkalklösung durch Bittersalzlösung vorgeschrieben. Durch Einleiten von Chlor in
eine wässerige Suspension gebrannter Magnesia kann das bleichende Magnesiasalz auch
gewonnen werden; der erstere Weg ist indeß der einfachere und wohl auch der
billigere. Um eine Chlormagnesialösung mit einer Chlorkalklösung von gleicher Stärke
in ihrem Verhalten vergleichen zu können, habe ich Hrn. Jokisch aus Moskau bestimmt, die folgenden Versuche anzustellen.
Zuerst wurde eine klare Chlorkalklösung dargestellt. Ein gewisses Volum derselben
wurde einerseits mit einem gleichen Volum Wasser, anderseits mit einem gleichen
Volum Bittersalzlösung unter starkem Schütteln gemischt, so daß nach Absitzenlassen
des Gypses gleiche Volumina der beiden Flüssigkeiten gleiche Mengen bleichenden
Chlors, was chlorometrisch bestimmbar war, enthielten.
Es wurden nun
1) in gleiche Maaße der stark verdünnten Flüssigkeiten indigblau-gefärbte
Stücke von Wollenstoff gebracht und beobachtet, daß die Entfärbung in der
Chlormagnesia rascher vor sich ging als im Chlorkalk;
2) gleiche Volumina beider Bleichlösungen wurden in offenen Gläsern drei Tage lang
neben einander stehen gelassen und dann chlorometrisch untersucht. Das wirksame
Chlor der Chlormagnesia verhielt sich zu dem des Chlorkalkes wie 48 : 65. Die
erstere Flüssigkeit war also, sich selbst überlassen, die leichter zersetzbare.
3) Da der Chlorkalk, als Nebenwirkung des Kalkes, beim Bleichen von Stroh eine
vorgängige Bräunung hervorbringt, wurde auch Stroh in beiden Flüssigkeiten zu
bleichen versucht. Bei Chlormagnesia trat die Bräunung nicht ein, das Stroh bleichte
sich etwas schneller und schien auch etwas fester geblieben zu seyn als das im
Chlorkalk gebleichte.
Diese nach verschiedenen Richtungen besseren Resultate scheinen zurückführbar zu
seyn, theils auf die leichtere Zersetzbarkeit der unterchlorigsauren Magnesia, als
des Salzes mit schwächerer Basis, theils auf die Unlöslichkeit der Magnesia in
Wasser und das Fehlen der Nebenwirkungen einer ätzenden alkalischen Erde.
Es wurde bei den Versuchen bemerkt, daß Bittersalz vorkommt, das ziemlich viel
Mangansalze enthält. In diesem Falle tritt Röthung der Lösung unter Schwächung der
Bleichkraft ein. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1866, Bd. XI S.
120.)
Ein gelber krystallinischer Farbstoff, im Indigo
vorkommend.
Ein solcher wurde jüngst im technischen Laboratorium des schweizerischen
Polytechnicums beobachtet. Hr. Crinsoz von Morges stellte
zum Behufe der Indigprüfungsmethode von Ullgren,
Indigblau durch Behandeln von Bengalindigo mit Weingeist und Kali und Sublimation
dar. Es ergab sich zu Anfang der Erhitzung zwischen zwei Uhrgläsern ein goldgelber,
in feinen Nadeln anschießender Anflug, der aber, wie spätere Versuche erwiesen, sich
auch aus dem rohen Bengalindigo, jedoch nicht so rein, sondern etwas vermengt mit
einer mehr bräunlichen, ölartigen Flüssigkeit, erhalten läßt.
Die Temperatur der Verflüchtigung liegt bei ungefähr 130° C. Der Körper ist in
kaltem Wasser kaum, in kochendem etwas mehr löslich, ohne daß er dem Wasser saure
oder alkalische Reaction ertheilte. Die Lösung in Weingeist enthält sehr wenig von
dem Körper, ist grüngelb gefärbt und wird entfärbt durch Natronlauge, nicht durch
Ammoniak. In wässeriger Natronlauge und in concentrirter Schwefelsäure löst er sich,
Wasser fällt nicht die schwefelsaure Lösung, doppelt-chromsaures Kali und
Schwefelsäure verändern diese nicht. In Salpetersäure löst sich die Substanz mit
hellgelber Farbe. Dieselbe enthält keinen Stickstoff, wenigstens konnte mit
Natronkalk in einer freilich sehr kleinen Menge der gelben Nadeln kein solcher
nachgewiesen werden. Zur Analyse wurde bis jetzt zu wenig davon erhalten. Dieser
gelbe Körper ist nicht der gleiche, den Berzelius bei der
Destillation von Indigroth erhielt. Jener löst sich auch in starker Aetzlauge nicht
und wird durch Salpetersäure augenblicklich roth. Dr. P.
Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift,
1866, Bd. XI S. 121.)
Lesimple's Verfahren, in verkohlten Resten von Papiergeld nachzuweisen,
daß solche wirklich von Papiergeld herrühren.
Dieses an sich sehr einfache, im polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 407 mitgetheilte Verfahren besteht darin, daß man die
schwarze verkohlte Papiermasse (die indeß noch einigen Zusammenhang haben muß) in
einem Platintiegel (nicht Porzellantiegel) bis zum Weißbrennen glüht und den weißen
Aschenrückstand dann mit einer Loupe betrachtet. Man erkennt dabei den gewöhnlich
aus unorganischen Pigmenten bestehenden Unterdruck solcher Papiere, und zwar in
seinen feinsten Umrissen und Details sogleich wieder; es läßt sich sonach durch
Vergleichung desselben mit einem noch unversehrten Papiere gleicher Art dessen
Authenticität leicht constatiren.
Bei Anstellung eines Versuches der Art mit einem Frankfurter Lotterielose bewährte sich dieses Verfahren in auffallendster Weise,
insbesondere auch noch in der Art, daß man die von der Lotteriedirection mit einer
eigenthümlichen Tinte darauf geschriebenen Zahlen, nach erfolgter Einäscherung
solchen Looses noch ganz deutlich auf der weißen Asche
lesbar fand. Professor Dr. Böttger. (Jahresbericht des physikalischen
Vereins zu Frankfurt a. M. für 1864–1865.)
Kitt, um Messing auf Glas zu kitten.
Als solcher wurde kürzlich (Neueste Erfindungen), namentlich brauchbar um
Messingtheile auf die Glaskugeln der Petroleumlampen so aufzukitten, daß der Kitt
nicht vom Petroleum angegriffen wird, eine syrupdicke mit Kalkmilch versetzte Lösung
von Tischlerleim empfohlen. Das Petroleum löst zwar den Leim nicht auf, durchdringt
aber denselben, sowohl wenn er mit Kalkwasser als wenn er mit Gyps versetzt wird.
Die einzige haltbare Verkittung ist das bei etwa 100° C. schmelzende
Abklatschmetall aus
3 Gewichtstheilen
Blei,
2 „
Zinn,
2 1/2 „
Wismuth.
Das geschmolzene Metall wird in die Kapsel gegossen, das Glas hineingedrückt und so
langsam auf einer erwärmten Herdplatte erkalten gelassen.
Dr. Wiederhold.