Titel: Ueber eine neue, von Bourette in Paris construirte Theilmaschine.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. XLI., S. 169
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XLI. Ueber eine neue, von Bourette in Paris construirte Theilmaschine. Nach Armengaud's Génie industriel, November 1866, S. 255. Mit Abbildungen auf Tab. V. Bourette's Längentheilmaschine. Die von Bourette construirte und bereits patentirte neue Längentheilmaschine unterscheidet sich von den bekannten Apparaten dieser Art, bei welchen eine mit der größten Präcision ausgeführte Schraube den Hauptbestandtheil ausmacht, so wesentlich, daß wir es für zweckmäßig halten müssen, alles Detail, was unsere Quelle hierüber enthält, so weit als thunlich hier zu berücksichtigen. Das Wesen des neuen Apparates besteht nämlich hauptsächlich darin, daß der Schlitten, welcher das zu theilende Stück aufzunehmen hat, durch die Einwirkung einer Sperrklinke auf eine gezahnte Stange, die hierbei eine Art Rechen bildet, fortgeführt wird; die Wahl dieses Rechens, den man bei jeder Theilung einzusetzen hat, hängt von der letzteren selbst ab, und man kann daher mit dem Apparate jede Art von Längentheilung vornehmen, wenn die demselben beigegebenen Rechen entsprechend angeordnet werden. Der Gang jener Sperrklinke ist dabei abhängig gemacht von einem Mechanismus, welcher den Meißel oder Griffel in Bewegung setzt, so daß durch diese Verbindung die Länge der Theilstriche automatisch geregelt werden und die Fortschreitung des Rechens nicht eher erfolgen kann, als bis die Marke von dem Meißel ausgeführt worden ist. Es muß diese Anordnung als eine wesentliche Beigabe betrachtet werden, da bei den meisten Theilungen, wie zum Beispiel bei Maaßstäben, Thermometern und dergleichen, Striche von verschiedenen Längen vorkommen müssen und von der richtigen Richtung eines jeden solchen Striches die Brauchbarkeit der Theilung abhängig ist. Obgleich die neue Maschine als sehr complicirt erscheint, so gestattet dieselbe dennoch, in kurzen Zeitintervallen die Amplitude der verschiedenen Bewegungen, welche jedes Stück während der Theilung auszuführen hat, zu reguliren. Die einzelnen Organe sind nämlich so construirt, daß man dieselben je nach Bedürfniß mit Leichtigkeit verlängern oder verkürzen kann, ohne dabei die Zusammensetzung des Apparates zu alteriren. Die Einrichtung des Apparates finden wir in Fig. 1 in einer horizontalen Projection, so nämlich, wie er von oben gesehen wird, in Fig. 2 in einem verticalen Längenschnitte dargestellt, der nach der Richtung der gebrochenen Linie 1–2–3–4 genommen ist; in Fig. 3 finden wir einen nach der Richtung der Geraden 5–6 genommenen Querschnitt, während die übrigen Abbildungen (Fig. 4 bis 6) Details vorstellen, auf welche wir gelegentlich zurückkommen, und wobei bemerkt werden mag, daß in allen Figuren gleiche Theile mit denselben Buchstaben bezeichnet sind. Zunächst sollen nun die einzelnen Hauptorgane des ganzen Mechanismus in ihrer speciellen Thätigkeit durchgegangen werden, wornach die Thätigkeit derselben in ihrer gegenseitigen Verbindung noch so weit zur Erwähnung kommen soll, als dieß zum Verständniß der ganzen Einrichtung nothwendig ist. Anordnung des Schlittenapparates, an welchem das zu theilende Stück angebracht ist. – Auf einer festen Metallplatte T, die in passender Weise unterstützt ist, ist das Lager W befestigt, in welchem der Schlitten C, auf welchem das zu theilende Stück X sich befindet, gleiten kann; letzteres ist an ihm an einer durchbrochenen Platte C' fixirt. Für diesen Zweck dienen die Stücke F, F, deren Lage an der Platte C' mittelst der Coulissen f², f² geregelt werden kann; dieselben dienen als Stützpunkte für die Druck-Arme f, f, deren gegenseitige Lage und Annäherung mittelst der kleinen Excentrics x, x bewirkt wird, welche mittelst der kleinen Hebel x', x' dirigirt werden können. Das zu theilende Stück X ist seiner ganzen Länge nach durch den Druck-Arm f und die Schiene C², C² auf der Platte C' festgehalten und stößt an einer Seite gegen den Backen B, den man nach Bedürfniß mittelst einer Schraube vor- oder zurückrücken kann. An einer der Seiten des Schlittens C ist eine longitudinale Rinne b angebracht, in welcher der Rechen, dessen Verzahnung der auszuführenden Theilung entsprechen muß, eingesetzt wird, durch welchen in Folge des Eingriffes der Sperrklinke c² in seine Verzahnungen, der Gang des Schlittens C bestimmt wird. Diese Sperrklinke wird durch den kleinen Schlitten A², von dem sie einen Theil ausmacht und der in kleinen Lagern leicht gleiten kann, dadurch geführt, daß der um die Achse a' drehbare Hebel A' auf den Schlitten A², mit dem er durch seinen kürzen Hebelarm verbunden ist, seine Bewegung überträgt; das Ende des langen und gekrümmten Armes des Hebels A' ist mittelst der Hülse V mit der Kurbelstange a des kleinen Excentrics A verbunden, und wird daher eine schwingende Bewegung annehmen, wenn dieses Excentric durch die verticale Welle M in Drehung versetzt wird. Die Schwingungen dieses Hebels, die also auf den kleinen Schlitten A² übertragen werden, wodurch sohin die Sperrklinke c² ihre Einwirkung auf den Rechen c ausübt, können mittelst der Schraube v, welche gegen den an der Grundplatte T befestigten Vorsprung a² stößt, wodurch sohin die Schwingungen von A² begrenzt werden, gehörig zur Regulirung kommen. An dem Hebel A' befindet sich ein kleiner Ring, in welchen ein Haken q paßt, der die Verbindung des Hebels mit einem unterhalb der Platte T in einem fixen Lager oscillirenden Arme q' herstellt, an welchem das Gegenwicht Q sich befindet, dessen Zweck ohnehin zu erkennen ist. Vorläufig ist also aus der beschriebenen Anordnung zu ersehen, daß in Folge des Eingriffes der Sperrklinke c² bei der vorwärtsgehenden Bewegung des kleinen Schlittens A² immer ein Zahn des Rechens c mitgenommen und dieser sohin mit den übrigen vorhin erwähnten Organen im Sinne des Pfeiles schrittweise fortgeschoben wird. Der Eingriff der Klinke c² kann ebenfalls passend regulirt werden, da dieselbe mit einem schraubenartigen Ansätze c³ versehen ist, der nach Bedürfniß durch kleine Ringe belastet werden kann. Mechanismus, durch welchen die Thätigkeit des Meißels bestimmt wird. – Der Meißel y, welcher die Theilstriche zu markiren hat, ist in einer Führung des Stückes Y angebracht, die gabelförmig sich verzweigt (Fig. 1 und Fig. 6), und um die Achse z, z oscillirend, den Schlitten H' stets senkrecht zur Richtung von C, C innerhalb zu regulirender Grenzen gleiten läßt. In welcher Weise die Bewegung des Schlittens H', der in dem genau adjustirten Lager h', h' sich befindet, bewirkt wird, läßt sich aus dem Zusammenhange der Organe, mit denen er verbunden ist, und aus der Verbindungsweise der letzteren mit der verticalen Welle M erkennen. An seinem rückwärtigen Theile (Fig. 3) ist derselbe nämlich mit einer Art Kappe i versehen, von deren gekrümmten Armen der eine sowohl mit dem Ziehstäbchen I, als auch mit einem Arme j des um die Achse j' drehbaren Hebels j, j, der mit dem Gegengewichte J versehen ist, verbunden ist, während der andere Arm der Kappe i durch die Regulirungsschraube u' die Amplitude der Bewegung des Schlittens H' begrenzt, wenn dieser durch das Gegengewicht J afficirt wird. Das Ziehstäbchen I ist mit einem Arme des Winkelhebels H, der um die fixe Achse h oscillirt, verbunden, während der andere Arm dieses Winkelhebels in eine Hülse k' (Fig. 1) ausgeht, in welche die von dem Excentric K ausgehende Kurbelstange k mittelst des Muffes g, welcher noch eine Regulirung dieser Verbindung zuläßt, eingeschraubt werden kann; die Verlängerung dieses Kurbelstäbchens k ist nun mit dem um Schraubenspitzen oscillirenden Winkelhebel L, L' verbunden, welcher an dem abgewendeten Arme das Gegengewicht K' trägt. Mechanismus, durch welchen die Länge der Theilstriche bestimmt wird. – Etwa in der Mitte der Länge des Schlittens H' ist ein Stück u, dessen Lage durch die Führungen (Fig. 1) geregelt wird, angebracht, das in seiner verticalen Verlängerung (Fig. 3) in eine Sperrklinke u² ausgeht; letztere greift nun mehr oder weniger in die Ränder einer Theilscheibe U ein und bestimmt so die Länge des Weges, den der Schlitten H', also auch der Meißel y machen kann. An der Längenachse des Schlittens H' befindet sich nämlich oberhalb der Grundplatte (Fig. 1, 4 und 5) eine über die Achse E' gesteckte Hülse D', welche als Achse des Sperrrades D und der mit Ausschnitten versehenen Theilscheibe U, sowie des Daumenrades G dient, dessen Gang von dem der Theilscheibe U abhängig ist; von der Tiefe, mit welcher die Daumen des Rades G in die Einschnitte der Theilscheibe eingreifen, hängt die Länge der auszuführenden Theilstriche ab. An der fixen Achse E' selbst befindet sich der horizontale Arm E, welcher mittelst der an ihm angebrachten und durch die Feder r angedrückten Sperrklinke d in das Sperrrad D eingreift, während er mit seinem anderen Arme e mittelst der verschiebbaren Führung e' mit dem Schlitten H' verbunden ist, dessen passende Lage hierdurch geregelt werden kann; zur Regulirung der Functionen des Hebels E trägt die Achse E' an ihrem unteren Ende einen mittelst der Schraube e² regulirbaren Hebel E². Jedesmal, wenn der Meißel y einen Strich macht, gelangt die Sperrklinke u² in einen der Einschnitte der Theilscheibe, welcher dann gegen einen correspondirenden Daumen des Rades G stößt. – Die Thätigkeit des Meißels kann so unter Einwirkung der genannten Organe der Theilscheibe dem Fortgange des Rechens c entsprechend gemacht werden. Ergänzende Anordnungen für den Meißel. – Ist der Meißel so weit vorwärts bewegt, um den Theilstrich auszuführen, so wird in dem Momente, in welchem Letzteres geschehen soll, der Schlitten H' durch das Gegengewicht J zurückgezogen, wodurch sodann die Spitze des Gravirstiftes den Theilstrich ausführt. Bezüglich der Erhebung des Meißels mag Folgendes bemerkt werden: Das Stück Y, an welchem sich derselbe befindet, ist (Fig. 1, 2 und 6) nach rückwärts mittelst des Armes N, der an dem Rahmen n in passender Weise angebracht ist, verlängert, und geht dort in ein gabelförmiges Lager Y aus; mittelst eines Armes l des das Gegengewicht L² tragenden Hebels l' ist der Rahmen n mit der Schraube p verbunden, an welcher die Zieh- oder Kurbelstange p' angebracht ist, die mit ihrem anderen Ende von dem an der Hauptwelle M angebrachten Excentric ausgeht; die Länge dieser Ziehstange kann (wie man aus Fig. 2 ersieht) nach Belieben verändert und regulirt werden, und ihre Verbindung mit der Schraube p ist von der Art, daß sie sich, gleichsam ein Universalgelenk bildend, leicht drehen kann. Bei der Umdrehung des Excentric P nimmt der Arm N und die Gabel Y' eine auf- und absteigende Bewegung an, die in entgegengesetztem Sinne dem Arme Y und mithin dem Meißel mitgetheilt wird. – Die Bewegung der Hauptwelle kann durch eine Rolle oder Riemenscheibe O, auf welche die Bewegung des Motors übertragen wird, bewirkt werden, während Ungleichheiten in der Ausführung der Bewegung der Welle M, namentlich das Zurückgehen der letzteren, durch die Einwirkung des über dieselbe gesteckten Sperrrades m etc. verhindert werden können. Setzen wir nun voraus, es sey eine Platte X, die auf dem Schlitten C in gedachter Weise angebracht wird, zu theilen, und es soll zu dem Zwecke der letztere in diejenige Lage (d. i. in eine solche, welche der in Fig. 1 angegebenen entgegengesetzt ist) zuerst versetzt worden seyn, damit bei seiner Bewegung im Sinne des Pfeiles die Platte die von dem Meißel auszuführenden Marken aufnehmen kann, so kann die Thätigkeit des ganzen Apparates vor sich gehen, wie sie für die einzelnen Organe bisher erläutert worden ist. Es wird nämlich die Welle M in Drehung versetzt, wodurch zunächst die gabelförmige Führung Y¹ niedergedrückt und durch den vom Gegengewichte J auf den Schlitten H' ausgeübten Zug der Meißel y nach vorwärts gestoßen wird. Die Sperrklinke u² greift alsdann in einen der Einschnitte R der Theilscheibe U und stößt gegen einen der Daumen des Rades G, wodurch beim Zurückziehen des Meißels die Länge des Theilstriches mathematisch genau bestimmt wird. Während nun das Excentric P nicht wirken kann, wird durch das Gegengewicht L² die Führung Y' gehoben, so daß der Meißel y nunmehr mit der Platte X in Berührung kommt. In der nächsten Phase wird durch das Excentric K der Schlitten H' zurückgezogen, das Stück Y dabei in gedachter Weise mitgenommen, und der Meißel gravirt dann, so weit die durch die Theilscheibe U vorgeschriebene Begrenzung dieß zuläßt, den Theilstrich ein. Gleichzeitig wird der Hebel E gedreht und das Sperrrad D durch die Sperrklinke d um einen Zahn fortgestoßen, während hierbei durch die Drehung der Scheibe U die Tiefe des Eingriffes des Daumens vom Rade G so lange dieselbe bleiben kann, bis eine gewisse Anzahl, z.B. die nächsten fünf Theilstriche ausgeführt sind, und dieselbe erst wieder beim sechsten, dann für den darauffolgenden siebenten, hierauf wieder beim zwölften u.s.w. in gedachter Weise geändert wird. Hat der Meißel den ersten Theilstrich vollendet, so wird derselbe wieder in erwähnter Weise gehoben, und die gezahnte Stange c wird dabei durch Einwirkung des Excentric A von der Sperrklinke c² um einen Zahn weiter vorwärts geschoben, während am Ende dieser Phase die den Meißel y führenden Organe alle vorhin genannten Bewegungen vorgenommen haben, um den Meißel wieder mit der zu theilenden Platte in Berührung zu bringen. – Ist die Theilung vollendet, so stößt die am Ende des zu theilenden Stückes eingesetzte Schraube b' den um b² drehbaren Hebel B¹, B² zurück, wodurch die Verlängerung des Stückes Y gehoben wird und der Meißel y hierdurch so lange abgehoben bleibt, bis die Operation der Theilung wiederholt werden soll. Der Verfasser bemerkt unter Anderem, daß die neue Theilmaschine verschiedener Modificationen fähig sey, ohne in ihrem Principe wesentlich geändert zu werden. So könne man, wenn es gewünscht werde, die gezahnte Stange c durch eine Schraube ersetzen, und durch diese wie in gewöhnlicher Weise den Schlitten C fortführen. Ferner sey es nach seiner Ansicht auch möglich, dieselbe Maschine mit einigen Abänderungen in eine Kreistheilmaschine zu verwandeln; für diesen Fall sey es nur nothwendig, anstatt wie bei der beschriebenen Einrichtung den Schlitten C in eine intermittirende fortschreitende Bewegung zu versetzen, denselben an einer Platte anzubringen, welche entweder durch den Eingriff einer Schraube in ein an der Platte angebrachtes Rad oder durch einen in ein Sperrrad eingreifenden Stoßhaken u. dgl. in rotirende Bewegung versetzt wird.

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