Titel: Der Savalle'sche selbstthätige Dampfregulator; Bericht von J. A. Barral.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. CXIICXIII., S. 439
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CXIICXIII. Der Savalle'sche selbstthätige Dampfregulator; Bericht von J. A. Barral. Aus dem Journal de fabricants de sucre vom 3. Januar 1867. Mit Abbildungen auf Tab. IX. Savalle's selbstthätiger Dampfregulator. Dieser in vielen Fabriken mit dem besten Erfolge eingeführte Regulator ist zunächst für die continuirlich arbeitenden Destillirapparate (Colonnen) bestimmt, dürfte aber auch in anderen Fällen, wo es sich um eine regelmäßige Dampfheizung handelt, von großem Nutzen seyn. Im Jahre 1846 führte. Hrn. Savalle sen. ein schwerer Unfall, welcher seine große Spiritusraffinerie betraf, auf die Nothwendigkeit, Sicherheitsapparate zu construiren, welche die Wiederholung solcher Zufälle durch Anzeige des in den Apparaten erzeugten Druckes vermeiden sollten. Hr. Savalle ließ zunächst an den Kesseln aller seiner Rectificatoren offene Manometer anbringen; diese dienten einige Jahre hindurch nur dazu, den Arbeitern den inneren Druck der Kessel anzuzeigen. Später wurden sie vergrößert und sie dienten nun zugleich als Luftventile; da nämlich die äußere Luft durch dieselben Zutritt zu den Rectificationskesseln hatte, so war die Entstehung von Luftleere zu Ende des Abtriebes unmöglich gemacht. Bei einer um diese Zeit von Hrn. Savalle in St. Denis (bei Paris) errichteten großen Brennerei wurde das nothwendige Anlernen der Arbeiter durch diese Manometer sehr erleichtert, da die vorhandenen nur mit dem Cail'schen Apparate umzugehen wußten. Hr. Savalle jun. fand nun, daß man durch Erhaltung eines constanten Manometerstandes eine viel regelmäßigere Arbeit erzielte. Man wieß daher die Arbeiter an, den Dampfhahn in der Heizleitung nach den Schwankungen des offenen Manometers zu reguliren. Diese einfache Operation lernten die Arbeiter sehr bald, wurden aber nun um so ungenügsamer, je mehr sie erreicht zu haben glaubten, so daß trotz verminderter Arbeit der Lohn erhöht werden mußte. Dadurch sah sich Hr. Savalle jun. in die Nothwendigkeit versetzt, einen selbstthätigen Dampfregulator zu construiren, und er verfiel daher auf einen auf die Mano meterflüssigkeit zu legenden Schwimmer, welchen er in einen hinreichend starken Motor umzuwandeln hoffte, um den Dampfhahn in der Heizleitung zu bewegen. Diese offenbar gute Idee begegnete indessen in der Ausführung mancherlei Schwierigkeiten. Zuerst construirte man große offene Manometer mit einem hölzernen Schwimmer, dessen Bewegung auf einen besonderen Hahn übertragen wurde, welchen man zur Erleichterung der Wirkung möglichst vom Dampfdruck zu entlasten suchte. Dieser Regulator wirkte indessen nicht befriedigend, da er wenig Kraft, besaß und die Manometerflüssigkeit, wenn der Schwimmer mit ganzem Nutzeffect arbeiten sollte, sehr starke Schwankungen machen mußte. Dieser hatte nämlich 30 Centimeter Höhe und nur 21 Centim. Durchmesser, so daß er 10 Liter Wasser verdrängte, und mithin eine Kraft von 10 Kilogrammen ausüben konnte, wenn nämlich die Flüssigkeit um 30 Centim. sank oder stieg. Es fanden daher im Rectificationsapparate große Druckschwankungen statt, während, wenn derselbe gut arbeiten sollte, die Regulirung bis zu 1 Centimeter oder 1/1000 Atmosphäre hätte getrieben werden müssen. Man suchte demnach einen Schwimmer von großer Kraft bei nur geringer Bewegung desselben zu erhalten und erweiterte daher den oberen Theil der Manometerröhre zu einem Gefäße von großem Durchmesser, so daß man darin einen umfangreichen aber niedrigen Schwimmer anbringen konnte. Dieß gelang vollkommen und ergab Schwimmer von hinreichender Wirksamkeit. Man gab ihnen anfangs eine Kraft von 20, dann von 40 Kilogrammen, welche man zur Hälfte zum Oeffnen, zur Hälfte zum Schließen des Dampfhahnes verwendete. Das Gewicht des Schwimmers öffnete diesen, ein Gegengewicht schloß ihn. Nach mancherlei Versuchen gab man endlich dem Apparate die Form Figur 17, wobei der Schwimmer mittelst einer Hebelvorrichtung eine Kraft von 400 Kilogrm. ausübt, so daß weder Schmutz, noch die unvermeidliche Abnutzung im Dampfhahn seine Thätigkeit behindern. Der in Fig. 17 dargestellte Regulator enthält im unteren Kessel A kaltes Wasser und steht durch die Röhre F mit dem Dampfraume des Rectificationsapparates in Verbindung, dessen Druck er zu reguliren bestimmt ist; diese Röhre dient zugleich als Ueberlaufer für das Gefäß A. Eine Luftschichte über dem Wasser in A wirkt als Druckkissen und verhindert Stöße u.s.w. Das Wasser steigt durch das Rohr B nach dem oberen Gefäße und hebt oder senkt den darin befindlichen Schwimmer C, welcher den Hebel D und dadurch das Ventil E regiert. Letzteres ist in Fig. 18 und 19 dargestellt; es ist mit Dampfentlastung construirt, weil sonst die Kraft des Schwimmers zu seiner Bewegung doch nicht hinreichen würde. Dasselbe hat nämlich bei großen Apparaten 6 Centimeter Durchmesser, mithin 28 Quadratcentimet. Fläche, erleidet aber in Wirklichkeit den Dampfdruck nur auf beiläufig 2 Quadratcentimetern Fläche. Man sieht, daß der Schwimmer, trotz seiner großen Kraft, dieses Ventil nicht öffnen könnte, wenn es nicht diese besondere Construction hätte, denn es würde sonst bei 6 Atmosphären Dampfdruck eine Belastung von 168 Kilogrm. zu überwinden seyn, was nothwendigerweise die Arbeit behindern und Stöße in der Bewegung verursachen müßte. Durch diesen Dampfregulator hat man in den Rectificationsapparaten das Gleichgewicht der Kräfte und die Regelmäßigkeit der Functionen erzielt; die mit demselben versehenen Apparate arbeiten daher auch ohne alle Stöße und liefern einen gleichmäßigen, starken Strahl Spiritus von hohem, wenig wechselndem Gehalt. Diese große Regelmäßigkeit bietet auch dem Fabrikanten die beste Garantie für vollständige Erschöpfung der Schlempen, da diese bei schlecht geheizten Apparaten zuweilen große Spiritusverluste veranlaßt. In seiner Anwendung auf die noch empfindlichere und feinere Arbeit der Rectification arbeitet der Regulator mit wirklich mathematischer Pünktlichkeit; der Apparat läßt sich so einstellen, daß die Production in der Stunde noch nicht um einen Liter wechselt, was bei der Spiritusrectification ebenso wichtig wie schwierig zu erreichen ist. In der That, wenn man diese Operation näher betrachtet, so kann man sagen, daß sie darin besteht, daß man in dem Rectificatorkessel drei Theile alkoholischer Dämpfe erzeugt, wovon der eine im Condensator abgesondert wird, während die beiden anderen einer wiederholten Operation auf den Platten der Colonne unterworfen werden. Dieses Ziel ist aber so schwierig genau zu erreichen, daß durch eine Unregelmäßigkeit im Gange des Apparates oder eine zu starke Dampfzuführung zuviel Dämpfe in den Condensator, also mehr als jene 3 Theile eingeführt werden. Es kann nun die Condensation dieses Ueberschusses unreiner Dämpfe nicht vollständig geschehen, und das Product wird sofort ein unreineres, Fuselöle enthaltendes. Im entgegengesetzten Falle, d.h. bei unzureichender Dampfzuführung, gelangt in den Condensator zu wenig, also beispielsweise nur zwei Theile Spiritusdampf, welche wie vorhin sich condensiren müssen; die Arbeit ist also in diesem Falle während einer längeren oder kürzeren Zeit unterbrochen und für diese das Brennmaterial zwecklos verbraucht. Der Regulator erspart mithin Brennmaterial und liefert ein besseres Product. Ueber 300 Exemplare des beschriebenen Regulators sind bereits in verschiedenen (französischen) Spiritusfabriken zur größten Zufriedenheit der Besitzer in Thätigkeit. Auch in kleinen Brennereien erweist er sich dadurch nützlich, daß er besonders eingeübte Arbeiter überflüssig macht.Eine Prioritäts-Reclamation von Champonnois in Betreff der Erfindung des hier beschriebenen Apparates, so wie die Antwort Barral's und die Erwiderung Champonnois' haben für deutsche Leser zu wenig Interesse und sind zu wenig von sachlicher Wichtigkeit, als daß wir, gegenüber der Thatsache, daß nur Savalle'sche Regulatoren im Gebrauche sind, auf diesen Streit hier näher einzugehen brauchten.A. d. Red.

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