Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 183, Jahrgang 1867, Nr. , S. 249
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Miscellen. Miscellen. Ueber eine sich selbst regulirende Uhr, von G. Horstmann. Zu den Vielfachen Einwirkungen, welche den geregelten Gang einer Uhr stören (wobei der Verfasser vermuthlich die größeren, dann Thurmuhren u. dgl. wohl hauptsächlich in's Auge faßt), mag insbesondere die Unregelmäßigkeit des Aufziehens derselben, sowie namentlich die Beschaffenheit der umgebenden Atmosphäre gehören. Durch sein neues System will Horstmann diese und viele andere Uebelstände beseitigen. Aus der kurzen und unklaren Beschreibung, welche der Verfasser in unserer Quelle gibt, läßt sich vor Allem bloß entnehmen, daß bei seiner Anordnung das ganze Uhrwerk in einem luftdichten Kasten eingeschlossen istUnseres Wissens hat der bekannte Mechaniker und Uhrmacher Mannhardt in München schon vor vielen Jahren den Vorschlag gemacht, das Uhrwerk bei Thurmuhren vom Zeiger- und Schlagwerk zu trennen, und dasselbe in einem – wenn auch nicht vollkommen luftdichten – Kasten an einem gegen äußere Einwirkungen geschützten Platze des Kirchenraumes isolirt aufzustellen., aus welchem, durch eine Stopfbüchse gehend, die Regulirungsschraube für das Pendel vorsteht, um die Pendellinse oder die Pendelstange reguliren zu können, ohne daß der Uhrkasten geöffnet wird. Es sey übrigens Zweckmäßig, in dem Kasten die Luft zu verdünnen, da hierdurch dem ungleichen Gange des Pendels vorgebeugt werde. – Zum Selbstreguliren wendet er bei seinem Principe leicht verdunstbare Flüssigkeiten, wie Naphta u. dgl. an, deren Ausdehnung und Zusammenziehung mit dem Wechsel der Temperatur der Atmosphäre merklich sich ändert. Auf dem Uhrkasten wird in passender Weise ein mit der Flüssigkeit angefülltes Gefäß angebracht, das den Einwirkungen der Atmosphäre ausgesetzt ist; dieses Gefäß wird mittelst einer engen Röhre mit einem innerhalb des Uhrkastens befindlichen Cylinder in Verbindung gesetzt, der noch zum Theile mit derselben Flüssigkeit angefüllt ist, in welchem aber an seinem Ende ein Kolben, gegen den die Flüssigkeit wirkt, noch so weit selbstthätig sich hin und her verschieben kann, als die Schwankungen der Temperatur im Laufe des Jahres dieß erforderlich machen. Die Kolbenstange ist mittelst einer aus durchlöcherten Uhrfedern angefertigten, gegliederten endlosen Kette mit dem Aufzugsapparate, der selbst vom Uhrwerke unabhängig ist, in Verbindung gebracht; durch diese Anordnung soll das Werk beständig mit einer constanten Kraft in Gang versetzt werden. Da die Uhr stets in dem Kasten eingeschlossen verbleiben muß, ohne diesen zu öffnen, so geschieht die Einwirkung auf das Uhrwerk mittelst eines Getriebes, dessen Welle lang genug ist und, durch eine Stopfbüchse gehend, nach Außen führt. – Der Verfasser bemerkt am Schlusse seiner (etwas verworrenen) Notiz, daß er ohne Abbildung auf das Detail seiner Einrichtung zum Selbstreguliren (self-winding) der Uhren nicht näher eingehen könne; aus der von ihm gegebenen Erörterung aber läßt sich unmöglich erkennen, welchen Erfolg die von ihm getroffene Anordnung haben soll. Die Construction eines Perpetuum mobile dürfte nach dem Eingange zu seiner Mittheilung in seiner Absicht nicht liegen, und aus diesem Grunde wäre es allerdings von Nutzen, wenn der Verfasser über die von ihm ausgeführten Constructionen einige nähere Anhaltspunkte liefern würde. (Nach dem Horological Journal aus dem Mechanics' Magazine, October 1866, S. 209.) Aufziehen der Uhren. Unter diesem Titel bringt F. Moigno (les Mondes, t. XII p. 544, December 1866) eine Anzeige über die von Robert Houdin und Sohn in Paris erfundenen Verbesserungen an Salonuhren u. dgl. Unter den Vortheilen, welche er von dem neuen Systeme aufzählt, mag hervorgehoben werden, daß das Aufziehen ohne Schlüssel geschieht, daß also dieser überhaupt überflüssig wird, daß Zeiger und Schlagwerk gleichzeitig durch dasselbe Mittel aufgezogen werden, daß Letzteres geschieht, ohne daß der Uhrkasten oder der Deckel der Uhr geöffnet zu werden braucht, und daß durch die alleinige Einwirkung der Fingerspitzen auf kleine Organe das Einstellen der Zeiger und das Corrigiren der Uhr vorgenommen werden kann; die kleinen Organe ersetzen dabei auch ganz und gar die Schlüssel. Trotz dieser Verbesserungen sind die Preise der Uhren nicht höher, sie gehen einen Monat lang, ohne aufgezogen zu werden, und es lasse sich erwarten, daß bei der automatischen Uebereinstimmung des Gehwerkes und Schlagwerkes ein Richten solcher Uhren selten nothwendig werde. Ueber die Verwendung von Drahtstiften bei Herstellung des Deckenverputzes. In Folge eines hierauf bezüglichen Verbotes wurden im ganzen Königreiche Bayern amtliche Erhebungen gepflogen, deren Resultat war, daß ein Abtrennen der Weißdecken sammt Latten durch Abbrechen der Köpfe an den Drahtstiften oder durch Herausziehen letzterer aus den Balken nicht stattgefunden hat. Es werden in den betreffenden Berichten nur zwei solche Fälle erwähnt, bei deren einem die im Verhältniß zur Stärke der Aufleistungen zu kurzen Drahtstiften nicht tief genug in das Balkenholz eingedrungen waren, bei dem anderen das morsche, rissige Holz der alten Balken den gehörig langen Drahtstiften keinen Halt gewähren konnte. Dagegen kamen mehrere Fälle theilweisen Abtrennens des Verputzes vor, und zwar theils durch Erschütterungen bei verhältnißmäßig zu großer Entfernung der Balken, theils in Folge Einwirkung von Nässe, theils durch Gefrieren noch nicht vollkommen ausgetrockneter Weißdecken. Durchgängig wird sich in diesen Berichten dahin ausgesprochen, daß die Drahtstiften bei entsprechender Form, Stärke und Länge, sowie richtiger Anwendung dieselbe Tragkraft bieten, wie gleich starke und lange Schmiednägel, daß sich sogar erstere wegen ihrer cylindrischen Form schwerer als letztere aus dem Holze ziehen lassen und dasselbe weniger zersprengen. Versuche mit aufgerauhten 0,25' langen und 0,19' tief in das Holz eingetriebenen Drahtstiften ergaben, daß dieselben erst bei einer Last von 180 Pfund herausgezogen werden konnten, während ein solcher Drahtstift gewöhnlich nur 6 Pfund Last zu tragen hat. In Betracht dieser Verhältnisse, sowie des bedeutend geringeren Preises der Drahtstiften gegenüber der Schmiednägel besteht kein Grund dafür, die bereits seit mehr als 30 Jahren geübte Anwendung ersterer bei Weißdecken für Staats-, Gemeinde- und Stiftungsgebäude zu verbieten. Jedoch wurden auf Grund der in den Berichten obengenannter k. Stellen und Behörden aufgeführten Erfahrungen bei Anwendung der Drahtstiften zu Weißdecken, im Interesse der Sicherheit folgende Maßregeln empfohlen: 1) Bei Neubauten ist überhaupt die Aufleistung an der unteren Seite der Balken ganz zu unterlassen, vielmehr diese Seite als Bundseite zu behandeln und genau waagrecht in Flucht zu legen. Allenfalls nöthige Ausgleichung ungleich starker Balken soll durch Auffütterung auf der oberen Seite geschehen. 2) Die Stärke der Latten richtet sich nach der Entfernung der Ballen untereinander, wobei ihr Querschnitt eine nach oben sich verjüngende Form haben muß. Mit dem Stoße derselben soll auf den verschiedenen Balken gewechselt und die untere Seite der Latten gehörig aufgerauht werden. Ihre Entfernung von einander ist zu 0,05' anzunehmen. 3) Schalbreter sind so oft zu kloben oder zu spalten, daß alle 3 bis 4 Zoll eine Fuge entsteht und soll zu diesen wie zu den Latten trockenes Holz genommen werden. 4) Die Länge der Drahtstiften hat sich nach der Dicke der anzunagelnden Latten, Breter oder Aufleistungen (wenn letztere, wie bei Herstellung von Decken an bestehenden alten Gebälken nicht vermieden werden können), der Art zu richten, daß sie wenigstens dreimal so groß ist, als jene Dicke beträgt. Wo die Decken Erschütterungen ausgesetzt sind, oder schwere Ornamente in Gyps zu tragen haben, darf diese Länge selbst noch größer werden. Auch soll die Stärke der Stifte in einem gewissen Verhältnisse zu ihrer Länge stehen, z.B. bei 0,3' Länge 0,01' betragen. Ihr Kopf darf nicht platt aufsitzen, sondern muß nach unten einen conischen Ansatz haben und oben wenigstens dreimal so breit als die Stärke des Stiftes, überdieß letzterer von der Spitze weg auf die Hälfte seiner Länge aufgerauht seyn. 5) Um dieselben durch Oxydation möglichst rauh zu machen, sollen sie vor ihrer Verwendung einige Stunden lang in Essig gelegt werden. Das Einschlagen hat mehr gegen die Kanten der Balken als in der Mitte dieser stattzufinden, weil hier öfters Windrisse vorkommen; dasselbe hat überdieß in abwechselnd schiefer Richtung zu geschehen. Wo durch Localverhältnisse größere Tragkraft gefordert wird, oder die Balken weiter als gewöhnlich auseinander liegen, sollen statt nur eines Drahtstiftes der Latte auf jedem Balken deren zwei gegeben werden. 6) Auch wird fleißiges Herunterziehen des Mörtelstrohes durch die Zwischenräume der Latten empfohlen, während zu starke Auftragung des Mörtels vermieden werden soll. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1866 S. 709.) Ueber die Einwirkung des Kupfers auf Stangenschwefel auf nassem Wege; von Franz Stolba. Bei Gelegenheit einer Versuchsreihe über die Einwirkung der Schwefelsäure auf verschiedene Stoffe bei Gegenwart von Kupfer habe ich folgende Beobachtung gemacht. Wenn man fein zertheiltes Kupfer mit verdünnter Schwefelsäure von etwa 25 Proc. Hydrat erhitzt, so überzieht sich der zugesetzte Stangenschwefel, sobald die Flüssigkeit zu kochen beginnt und die Kupfertheilchen in die Höhe gerissen werden mit einer dunkeln Rinde von Schwefelkupfer. Diese ist zuweilen braun, gewöhnlich jedoch prachtvoll indigfarben, meist desto schöner, je länger die Einwirkung stattfand. Kocht man indeß zu lange, so steigt der Siedepunkt bis zum Schmelzpunkte des Schwefels und der Schwefelkuchen wird mit einer stärkeren jedoch minder schönen Rinde überzogen. Statt der verdünnten Schwefelsäure kann man auch, jedoch mit minder günstigem Erfolge, Wasser und Salzlösungen anwenden. Nimmt man statt des feinzertheilten Metalls, galvanisch gefälltes oder überhaupt solches, welches beim Kochen durch Aneinanderreihen leicht Kupferpartikelchen ablöst, so ist der Erfolg derselbe, nur bedarf er einer längeren Zeit. Ganz dichtes Kupfer, z.B. Stückchen von Münzen, wirkt jedoch auch beim Kochen nur unbedeutend ein – nur an den Stellen, wo das Metall den Stangenschwefel berührt, zeigen sich kleine Flecken; kann der Schwefel jedoch schmelzen, so überzieht er sich dort, wo er auf dem blanken Metall aufruht, mit einer blauen Rinde. Man erreicht denselben Zweck auch in der Kälte, freilich erst in einigen Tagen, wenn man die Oberfläche des Stangenschwefels, den man in Wasser oder besser in verdünnte Schwefelsäure taucht, mit fein zertheiltem Kupfer dadurch in Berührung bringt, daß man das Gefäß von Zeit zu Zeit schüttelt; die so erhaltene Rinde zeichnet sich durch eine besonders schön indigblaue Farbe aus. Läßt man den Stangenschwefel auf compactem Kupfer liegen, so überzieht sich bloß die Stelle, wo der Schwefel auf dem Metalle aufruht, mit blauen Flecken. Stangenschwefel kann mit Kupfersalzen gekocht werden, ohne sich zu verändern, es muß zum Eintritte dieser Erscheinung metallisches Kupfer zugegen seyn, wodurch sich auch der günstige Einfluß der Schwefelsäure, die das Metall blank erhält, erklärt. Ob die an dem Schwefel so fest haftende Rinde Einfach- oder Halbschwefelkupfer, oder ein Gemenge beider ist, konnte ich durch den Versuch nicht entscheiden, ich halte jedoch die schöne blaue Masse für Einfach-Schwefelkupfer. Kleine Figuren auf eine entsprechende Art mit einer solchen schönen blauen Rinde überzogen, nehmen sich sehr nett aus. Das zu diesen Versuchen nothwendige feinzertheilte Kupfer stelle ich auf folgende Weise dar. Einer ammoniakalischen Kupferoxydauflösung wird eine genügende Menge Traubenzuckerlösung und hierauf Kalilauge zugesetzt. Das Ganze wird dann erhitzt und 10 bis 15 Min. im Kochen erhalten. Das so reducirte sehr fein zertheilte Metall wird durch Decantiren mit heißem Wasser, hierauf im Filter wohl ausgesüßt und rasch an einem heißen Orte getrocknet. Einmal trocken, oxydirt es sich nur unbedeutend, ich hatte es Monate lang auf dem Filter im Laboratorium liegen, ohne daß es sich verändert hätte; beim Reiben mit dem Fingernagel nimmt es den herrlichsten Kupferglanz an. Wurde bei der Darstellung nicht hinreichend lange erhitzt, so ist noch etwas Kupferoxydul beigemengt, welches man, wo es darauf ankommt, durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure leicht beseitigen kann. (Journal für praktische Chemie, 1866, Bd. XC S. 463.) Wiedererscheinen von Schriftzügen auf Metallen nach deren Umschmelzung. Bringt man nach einer Beobachtung von Bellani (Bibliothèque universelle, t. LII p. 216) eine Legirung von Zinn und Blei in einem kleinen Tiegel in Fluß, nimmt die Metallmasse nach dem Erkalten heraus, und schreibt auf ihre Oberfläche, welche mit den Wänden des Tiegels in Berührung war, einige Buchstaben mit gewöhnlicher Tinte, setzt die Masse dann wieder in den Tiegel und schmelzt sie abermals, so findet man nach dem Erkalten dieselben Buchstaben, welche man vor der zweiten Schmelzung darauf geschrieben hatte. Dieser Versuch läßt sich mehrmals wiederholen; man kann selbst das Metall während der Schmelzung umrühren, und findet doch immer die zuvor auf die Metallfläche geschriebenen Buchstaben wieder. Diese Erscheinung scheint davon herzurühren, daß die Oberfläche des Metalles mit einer sehr dünnen Oxydschicht überzogen ist, welche nicht an der Schmelzung des Metalles Theil nimmt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.) Vortheilhafte Aufbewahrung von Natrium. Die Aufbewahrung von Natrium soll weit besser in Kohlenölen (Paraffinöl) als in eigentlichem Steinöl geschehen. In Kohlenölen behält Natrium seinen Glanz monate- und jahrelang, während es im reinsten Steinöl schon nach einigen Tagen anläuft und blind wird. Der Preisunterschied ist auch sehr bedeutend zu Gunsten des Paraffinöls. Die Zaubercigarrenspitzen oder die Dampfphotographie. Ein halbes Jahr ist kaum verflossen, seit Hr. Grüne in Berlin die Zauberphotographien erfand, und schon sehen wir in den Zaubercigarrenspitzen eine neue originelle Anwendung der niedlichen, photographisch wie chemisch interessanten Spielerei vor uns. Eine mit weißem Oval beklebte einfache Cigarrenspitze ist das Object dieser neuen Zauberei. Auf dem Oval erscheint beim Rauchen ein kleines photographisches Bildchen. Die Helden des jüngsten Krieges, die Schönheiten des Theaters, die Löwen der Kunst und Literatur, Könige und Fürsten werden jetzt in Dampf und Rauch sichtbar und in greifbarerer Form als bei den alten Geistercitirern. Die Erscheinung an sich ist für den mit der Chemie Vertrauten nicht wunderbar. Es ist ja bekannt, daß eine gewöhnliche Zauberphotographie sich nicht bloß mit Natron, sondern auch mit Ammoniak u.s.w. entwickeln läßt. Sie tritt dadurch braunschwarz hervor. Nun findet sich in dem Cigarrendampf Ammoniak, daher ist auch dieser im Stande, das Bild zu entwickeln, wenn auch nicht mit der Intensität als flüssiger. Der braunschwarze Körper, der hier entsteht, ist bei Einwirkung von dampfförmigem Ammoniak Quecksilberchlorürammon (2 HgCl, NH³). Es gibt jedoch, wie es scheint, noch andere ihrer Zusammensetzung nach noch nicht genauer bekannte Bilder, da dieselben sich nicht alle chemisch identisch verhalten. Die neue Erfindung ist in Frankreich, England und Oesterreich patentirt. (Berliner photographische Mittheilungen, Januar 1867, S. 260.) Ueber die Anwendung von Glycerin zur Füllung von Gasuhren. Glycerin erstarrt selbst bei großer Kälte nicht und dieser Umstand, verbunden mit der Eigenschaft, bei gewöhnlicher Temperatur nicht zu verdunsten, veranlaßten dessen allgemeine Einführung zur Füllung von Gasuhren an Stelle des bisher gebräuchlichen Alkohols. Selbstredend wird hierzu weder das chemisch reine, noch concentrirte Glycerin verwendet und genügt es vollständig, wenn dasselbe bei einem spec. Gewicht von 16 bis 18° Baumé kalk- und säurefrei ist. Leider hat sich indessen im Verlauf des vergangenen Jahres ein Mißstand bei Anwendung des Glycerins zur Füllung der Gasuhren gezeigt, der dessen Brauchbarkeit wesentlich beeinträchtigt. Es ergab sich nämlich, daß die mit Glycerin gefüllten Apparate nach einiger Zeit den Dienst versagten und beim Oeffnen derselben zeigte sich das innere Getriebe mehr oder minder zerfressen. Diese Erscheinung ist für den Augenblick um so räthselhafter, als es aus der allenthalben gleichmäßig auftretenden Zerstörung der Apparate, besonders aber aus directer Untersuchung hervorgeht, daß nicht etwa eine fehlerhafte Beschaffenheit oder Säuregehalt des Glycerins die Ursache derselben ist; gleichwohl ist es nicht zu leugnen, daß das Glycerin eine Rolle bei dieser Sache spielen muß, da die Zerstörung von Metalltheilen bei Anwendung von Spiritus nur selten bemerkt wurde. Nach Fuchs bestehen die zum Theil zerstörten Maschinentheile meist aus einer messingartigen Composition und erscheinen mit einer dicken Kruste von Schwefelmetall überzogen. Da Glycerin keinen Schwefel enthält, so muß die Bildung von Schwefelmetall nothwendig durch die Einwirkung des in Folge unvollständiger Reinigung im Gase befindlichen Schwefelammoniums bewirkt werden und scheint das Glycerin hierbei nur insofern eine Rolle zu spielen, als es die Bildung einer festen Schwefelmetallschicht, wodurch der weiteren Einwirkung der Schwefelammonium-Dämpfe entgegengewirkt wird, verhindert und vermöge seiner großen Fähigkeit, Stoffe zu durchdringen, die Dichtigkeit des Schwefelmetallüberzugs beeinträchtigt und mit dem aus dem Gase aufgenommenen Schwefelammonium fortdauernd auf die Metalloberfläche wirkt. (Breslauer Gewerbeblatt.) Ueber Anfertigung schwarzer Paraffinkerzen. Schwarze Paraffinkerzen werden zuweilen bei Trauerfesten und Begräbnissen verwendet. Sie sind folgendermaßen zu fabriciren: Man erwärmt das Paraffin fast bis zum Kochen, thut einige Anacardiumschalen hinein und läßt dieselben einige Zeit im geschmolzenen Paraffin liegen. Dieses löst das in den Schalen enthaltene Harz auf und bekommt dadurch eine dunkelbraune Farbe, die nach Abkühlung der Masse schwarz wie Steinkohle wird. In der Regel setzt man dem Paraffin etwas Wachs zu, bevor die Kerzen geformt werden. Diese schwarzen Kerzen brennen ohne Dampf und Geruch, wenn sie einen dünnen Docht haben, was überhaupt bei Anfertigung gut brennender Paraffinkerzen nie außer Acht zu lassen ist. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1867, Nr. 2.) Einfache Ueberführung des Nitrobenzols in Anilin. Fügt man zu Nitrobenzol eine salzsaure Lösung von Zinnchlorür, so tritt (nach einer Beobachtung von Kekulé) nach einigen Augenblicken eine heftige Reaction ein, und das Nitrobenzol wird unter starker Erhitzung zu Anilin reducirt. Ueber die Fabrication fetter Oele durch Extraction mit Schwefelkohlenstoff. Im zweiten Novemberheft 1866 des polytechn. Journals (Bd. CLXXXII S. 319) spricht sich Hr. Dr. Vohl in Cöln in einem Artikel über und gegen die Oelextraction mittelst Schwefelkohlenstoff aus und gründet seine Ansichten auf Versuche im Laboratorium. Nachdem ich mich bereits seit vielen Jahren mit dieser Frage beschäftigt, habe ich zunächst die Ueberzeugung gewonnen, daß besonders in dieser Richtung die Laboratoriumversuche unmaßgeblich sind. Meine größtentheils im größeren Maaßstabe ausgeführten Versuche führten mich auf eine Methode, die sich dann auch in drei hiernach angelegten Fabriken bewährt hat. Von diesen Fabriken hat die erste bereits vier, die anderen beiden je zwei Campagnen im regelmäßigen Betriebe durchgearbeitet. Es sind in diesen Etablissements bis jetzt circa 6000 Wispel Raps-, Rübsen-, Dotter- und Leinsamen verarbeitet worden, welche eine Production von 42–43,000 Ctr. Oel und circa 60,000 Ctr. extrahirtes Samenmehl ergeben haben, und dürfte demnach dieses Verfahren nicht mehr ein Versuch, sondern eine fertige Fabrication zu nennen seyn.Dieses Verfahren ist im polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 237 bezüglich seiner Anwendung in der Heyl'schen Fabrik in Moabit bei Berlin besprochen worden. Wenn Hr. Dr. Vohl zunächst behauptet, daß der Schwefelkohlenstoff sich zersetze, Schwefel abscheide, welcher sich dann im Oel löse und demselben einen hepatischen, an Schwefelbalsam erinnernden Geruch ertheile, so kommt eine derartige Erscheinung bei Verwendung von unreinem Schwefelkohlenstoff und Abdestilliren desselben auf freiem Feuer allerdings vor, findet jedoch in der Fabrication, wo das Abdestilliren des Schwefelkohlenstoffs stets durch indirecten und directen Dampf bewirkt wird, nie statt. Wie schon bekannt, lassen sich die letzten Spuren von Schwefelkohlenstoff nur sehr schwer durch einfache Destillation entfernen, und dürfte dieses seinen Grund hauptsächlich mit darin haben, daß vom Schwefelkohlenstoff zugleich eine organische Säure aufgelöst wird, durch deren Desoxydation die Bildung des Oels im Samen stattzufinden scheint, und mit welcher der Schwefelkohlenstoff sich chemisch verbindet. Diese Säure tritt nach Abscheidung des Schwefelkohlenstoffs zum Theil in das Oel über und ist die Veranlassung, weßhalb das rohe extrahirte Oel nicht sofort als Maschinenöl verwendet werden kann. Das Oel läßt sich jedoch leicht reinigen, und gibt dann ein vortreffliches Maschinenöl, welches wie auch das Brennöl allgemeine Anerkennung gefunden hat. Außerdem wird in neuester Zeit diese Reinigung im Laufe der Fabrication bewirkt, so daß ein allen Anforderungen entsprechendes Rohöl gewonnen wird. Die Sammrückstände werden in Pulverform gewonnen; sie lassen sich bei ihrem geringen Oelgehalt von 2–3 Proc. nicht in Kuchenform bringen und ist die Pulverform auch den Consumenten in vieler Hinsicht die angenehmste. Auch die Bemerkung des Hrn. Dr. Vohl, daß dieselben die Freßlust der Thiere beeinträchtigen oder gar von denselben verschmäht würden, hat sich nicht bewahrheitet, indem obenerwähnte Quanten nicht allein zu Oelkuchenpreisen verwerthet, sondern jetzt schon ein gesuchter Artikel geworden sind. Hingegen hat sich ergeben, daß diese Rückstände in größeren Mengen als Oelkuchen gefüttert werden können, ohne daß die Milch und Butter einen Oel- oder Rapsgeschmack annehmen und bei den Thieren Appetitlosigkeit und Diarrhöen eintreten. In Betreff der materiellen Frage betragen die Verarbeitungskosten circa 6 Thlr. pro 24 Schffl. Saat. welche unter gleichen Verhältnissen dem Preßverfahren gegenüber einen um 5–6 Thlr. günstigeren Ertrag lieferten. Berlin, den 19. Januar 1867. E. F. Richter, Chemiker.     Ueber Kleidungsstücke, welche mit giftigen Farben überzogen sind. Der Unfug mit den grünen Tarlatanstoffen (deren Farbe aus Schweinfurter Grün bestand), auf welchen vor mehreren Jahren wiederholt (auch von mir) aufmerksam gemacht wurde, scheint so ziemlich aufgehört zu haben. Aber die Sucht, das Auge zu bestechen, verbunden mit Unwissenheit, hört nicht auf, zu Experimenten zu verleiten, welche die verderblichsten Folgen für Gesundheit und Leben haben können, wie folgender Fall beweist. Vor Kurzem schickte man mir mehrere kostbare weiße Battist-Spitzen-Gewebe (Mantille und Volants), welche fast ihrer ganzen Länge nach und in einer Breite von mehreren Zollen bräunlich geworden waren, und zwar in Folge Liegens neben Flanell. Die farbigen Stellen sahen aus, als wenn die Gewebe durch zu starke Hitze eine anfangende Zersetzung erlitten hätten, aber nicht hierin, sondern in dem Flanell steckte die Ursache der Färbung, oder vielmehr in dem Umstande, daß der Flanell, welcher bekanntlich zum Behufe des Bleichens geschwefelt wird, nicht lange vorher dieser Operation unterworfen gewesen seyn mußte und noch Spuren von Schwefeldunst aushauchte. Ein Tropfen Schwefelammonium machte eine solche braune Stelle augenblicklich kohlschwarz; durch einen Tropfen Essigsäure trat die braune Farbe einer anderen Stelle schärfer hervor und zugleich entwickelten sich einige Luftbläschen. Kein Zweifel also, daß das Gewebe mit Bleiweiß überzogen war. Um zunächst das Bleiweiß zu entfernen, weichte man die Gewebe in reinen starken (6 Proc. Säure enthaltenden) Essig, ließ sie darin unter fleißigem Umwenden 24 Stunden lang, wusch sie hierauf in oft erneuertem Wasser, bis dieses das blaue Lackmuspapier nicht mehr röthete, und tauchte sie nun in eine filtrirte Auflösung von Chlorkalk (1 Thl. Chlorkalk und 20 Thle. Wasser). Die braunen Stellen, welche durch den Essig natürlich nicht beseitigt, sondern in Folge der Auflösung des anhängenden Bleiweißes nur noch dunkler geworden waren, blaßten in der Chlorkalklösung zusehends ab, und nach Verlauf von etwa 1/4 Stunde konnte man nichts mehr davon bemerken; die Gewebe zog man dann sogleich heraus, wusch sie wiederholt mit Wasser und trocknete sie. Der Chlorkalk hatte das schwarze Schwefelblei in weißes Sulphat verwandelt, und das Wasser spülte letzteres weg. Daß Bleiweiß in den Spitzenfabriken (Brüssel etc.) gebraucht wird, um der Waare ein blendend weißes Ansehen zu geben, ist bekannt. Dieses abscheuliche Verfahren hat schon zahlreiche Opfer an Leben und Gesundheit gefordert; die Träger solcher Stoffe befinden sich aber in nicht minderer Gefahr für ihr leibliches Wohl, als jene armen Arbeiterinnen, und es erscheint daher ganz gerechtfertigt, das kaufende Publicum und die Sanitätsbehörden auf den Handel mit weißen Geweben in obigem Sinne aufmerksam zu machen. München, den 27. Januar 1867. G. C. Wittstein. Ueber die Darstellung einer dem künstlichen Gerbstoff gleichenden Substanz aus Mineralkohle; von W. Skey, analytischer Chemiker der Commission für die geologische Untersuchung von Neuseeland. Wird bituminöse Steinkohle oder Lignit (Braunkohle) längere Zeit hindurch mit Salpetersäure erhitzt und dann das Ganze zur Trockne verdampft, so bleibt eine dunkelbraune Substanz zurück, welche sich zum großen Theile in Wasser löst, namentlich wenn sie mit demselben gekocht wird. Diese wässerige Lösung hat einen bitteren und etwas adstringirenden Geschmack, und schlägt Leim sowie Eiweiß aus ihren wässerigen Lösungen rasch nieder. Sowohl der in Wasser lösliche, als der unlösliche Antheil des durch Salpetersäure erhaltenen Productes lösen sich leicht in Alkohol, Aether, ätzenden und kohlensauren Alkalien, sowie in concentrirter Schwefelsäure, mit welcher sie eine dunkelrothe Flüssigkeit geben, woraus durch Verdünnung der im Wasser unlösliche Antheil wieder ausgefällt wird. Beide Substanzen scheinen die Elemente der Salpetersäure zu enthalten, wie dieß aus ihrem Verhalten gegen gewisse Reagentien, sowie beim Entzünden hervorgeht, indem sie sehr rasch und vollständig mit einer schwachen Explosion verbrennen. Diese Reactionen scheinen anzuzeigen, daß durch Einwirkung von Salpetersäure auf Steinkohle und Braunkohle Substanzen erzeugt werden, welche dem durch die Einwirkung derselben Säure auf Harz entstandenen künstlichen Gerbstoff, sowie der unter diesen Verhältnissen gebildeten Pikrinsäure analog, daher von den durch die Anwendung von Alkalien aus Mineralkohle erzeugten, der Huminsäurereihe angehörenden Verbindungen verschieden sind. Sollte demnach dereinst zur Lederfabrication künstlicher Gerbstoff anstatt des in Rinden etc. enthaltenen natürlichen Gerbstoffs in Anwendung kommen, so würde sich uns im Lignit – welcher wegen seiner größeren Durchdringlichkeit für Flüssigkeiten für die im Vorstehenden beschriebene Operation am besten geeignet ist – eine reichliche Quelle zur Darstellung dieses Materials darbieten. (Chemical News, November 1866, S. 206.) Einfache Prüfung des Mehls; von J. Oser. Bei landwirthschaftlichen Ausstellungen ist es wünschenswerth, die verhältnißmäßige Güte der Mehlmuster erkennen zu können, ohne von denselben praktischen Gebrauch durch Erzeugung irgend eines Gebäckes zu machen. Dieser Zweck läßt sich mit der größten Sicherheit durch ein sehr einfaches und schnell ausführbares Verfahren erreichen. Angenommen, es sind von 20 Mühlen Weizenmehle ausgestellt, so nehme man von jedem Aussteller von dessen schönster Sorte Weizenmehl, welche gewöhnlich mit Nr. 0 oder 00 bezeichnet ist, genau gewogen 1 Loth, gebe jedes Loth Mehl einzeln mit Bezeichnung des Ausstellers in ein kleines Porzellangefäß (Schale oder Tasse), gieße auf jedes Loth Mehl 1/2 Loth reines Wasser und vermenge das Mehl mit dem Wasser gut zu einem Teige. Darnach befühlt und besieht man die verschiedenen Teige. Der festeste Teig berechtigt zu dem Urtheile, daß hierzu das beste Mehl verwendet wurde, der weichste Teig deutet auf das schlechteste Mehl, weil die Güte des Mehles in der Hauptsache von dessen Ausgiebigkeit abhängt; das Mehl nun, von welchem man einen festeren Teig bekommt, muß schon darum ausgiebiger und somit besser seyn als jenes, von welchem man einen weicheren Teig bekommt, weil man zu irgend einer Gebäckssorte, zu welcher weicher Teig erforderlich ist, bei besserem Mehle wieder mehr Flüssigkeit zu verwenden vermag und somit mehr Teig und Gebäck erzielt, oder bei gleicher Flüssigkeit weniger Mehl benöthigt, um diese Teig- und Gebäcksmasse in quantitativer und qualitativer Beziehung zu erzielen. Selbstverständlich ist aber nicht immer die Schuld der Erzeugung des besseren oder minder guten Mehles bei dem Müller zu suchen, da nebst der mechanischen Erzeugung des Mehles, welche allerdings Einfluß auf die Güte desselben hat, größtentheils die Güte dieses Productes in dem Stoff, aus dem es erzeugt wurde, selbst liegt. Weizen aus südlicheren Gegenden, wo sich der Kleber im Korne selbst mehr und besser ausbildet, gibt ein besseres Mehl, als Weizen aus nördlicheren Gegenden, wo sich der Kleber (Pflanzenleim) nicht so reichlich und vollkommen entwickeln kann. Ist nun der festere Teig auch seiner Farbe nach (schön gelbweiß, nicht grauweiß) der hellste, so ist das hierzu verwendete Mehl nicht nur das beste, sondern gehört auch zu den schönsten; es kann sich aber auch ereignen, daß eine Sorte die beste, die andere die schönste ist, – der besseren ist der Vorzug zu geben. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1866 S. 800.)