Titel: Ueber Toselli's Apparat zur Eiserzeugung; von F. Moigno.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. LXXXV., S. 406
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LXXXV. Ueber Toselli's Apparat zur Eiserzeugung; von F. Moigno. Aus Les Mondes, t. XIII p. 145; Januar 1867. Mit einer Abbildung auf Tab. VI. Moigno, über Toselli's Apparat zur Eiserzeugung. Die von Toselli i. J. 1862 erfundene italienische Eismaschine,“ bei welcher die durch Vermischen zweier zerfließlicher Salze hervorgebrachte Kälte benutzt wird, erforderte zur Erzeugung von durchschnittlich 300 Grm. (18 Loth) Eis 2 Kilgr. Salze à 4 Francs, so daß, wofern nicht diese letzteren nach dem Gebrauche durch fractionirte Krystallisation wieder gewonnen wurden, das mittelst des gedachten Apparates dargestellte künstliche Eis auf mehr als 26 Fr. per Kilogr. zu stehen kam. Später verwendete Toselli anstatt der bis dahin benutzten Salze ein Gemenge von 1 Theil kohlensaurem Natron und 1 Theil salpetersaurem Ammoniak, welches Salzgemenge nicht höher als 1 Fr. per Kilogr. zu stehen kommt und durch Zergehen oder Schmelzen eine Temperaturerniedrigung bis auf – 29° C. erzeugt. Dadurch ward es ihm möglich, das Kilogr. künstlichen Eises für 2 Fr. 50 Cent. zu liefern und mittelst seiner kleinen Eismaschinen lassen sich mit einem Kostenaufwande von nicht ganz 1 Fr. 400 Grm. ganz reines und schönes Eis, oder eine für fünf bis sechs Personen hinreichende Menge Gefrorenes herstellen. Der Erfolg seines Eiserzeugungsapparates und seines Salzgemenges war so bedeutend, daß er im Jahre 1865 von seinem Salzgemenge 20000 Kilogr. und selbst in dem kalten und feuchten Jahre 1866 eine beinahe gleiche Menge absetzte. Zu Anfang des laufenden Jahres machte er eine eben so interessante als wichtige Beobachtung, welche seiner Thätigkeit ein neues Feld eröffnete. Löst man, anstatt das kohlensaure Natron und das salpetersaure Ammoniak gleichzeitig in das zur Lösung oder zur „nassen Schmelzung“ dieser Salze bestimmte Wasser zu bringen (wobei eine Kälte von – 29° C. erzeugt wird), zunächst das kohlensaure Natron für sich allein und setzt dann erst nach Verlauf von fünfzehn bis zwanzig Minuten das Ammoniaksalz hinzu, so sinkt die Temperatur bis auf 34° C. unter Null, die hervorgebrachte Kälte ist also um 5° stärker – ein sehr bedeutender Unterschied, dessen Ursache näher zu erforschen den Physikern von Fach überlassen bleiben muß. Diese theoretische Errungenschaft ist auch eine für die Praxis sehr wichtige Eroberung; denn bei diesem Verfahren läßt sich an Stelle des theuren Ammoniaksalzes ein anderes, billigeres Salz anwenden, mit welchem gleichfalls eine Kälte von – 28° hervorgebracht und Eis sofort überall da erzeugt werden kann, wo die Temperatur des Wassers + 25° C. nicht übersteigt. Demzufolge verkauft Toselli jetzt ein neues Kältegemisch, gebrauchsfertig und in Schachteln verpackt, zum Preise von 50 Centimes, welches eine gleiche Quantität Eis erzeugt, wie seine früheren, für 8 Frcs. verkauften Salzgemenge – jedenfalls ein außerordentlicher Fortschritt in der Erzeugung eines jetzt fast unentbehrlichen Productes. Nachdem es Toselli auf diese Weise gelungen war, den Preis der zur Kälteerzeugung erforderlichen Substanzen in so bedeutendem Maaße zu verringern, blieb noch die Aufgabe zu lösen, den dazu nothwendigen Apparat möglichst zu vereinfachen. Dieß gelang ihm durch Construction eines neuen Modelles in einem Grade, welcher alle seine Erwartungen übertraf. Diese neue, von ihm „glacière roulante“ genannte Eismaschine besteht aus einem auf einem Untersatze ruhenden Metallcylinder, Fig. 21, in welchen auf die oben angegebene Weise erst das kohlensaure Natron und dann das Ammoniaksalz eingetragen wird, worauf man den etwas kleineren, mit dem zum Gefrieren zu bringenden Wasser etc. gefüllten, inneren Cylinder hineinstellt. Dann verschließt man das Ganze zuerst mit einer Kautschukscheibe und darauf mit dem metallenen Deckel, steckt den Apparat in einen kleinen Sack oder einen ähnlichen Behälter, und läßt ihn mittelst einer leichten Bewegung der Hand auf einem Tische hin- und herrollen. Nach Verlauf von etwa zehn Minuten ist der Inhalt des inneren Cylinders durch und durch gefroren und bildet eine Walze von schönem klarem Eise. Es kann keinen einfacheren und dabei billiger und wirksamer arbeitenden Apparat geben, als diese neue Eismaschine, welche nur 10 Frcs. kostet und mittelst der man – was mit den bisher benutzten Apparaten nicht erreichbar war – eine Karaffe Wasser etc. binnen kurzer Zeit zum Gefrieren bringen kann. Mit Verpackung und nebst 20 Kilogr. des Kälte erzeugenden Salzgemenges kostet der vollständige Apparat 25 Frcs. Schließlich erwähnen wir noch, daß Tosseli's mit Dampf betriebene Eismaschine jetzt auf das Vollkommenste arbeitet und daß somit der Erfinder die Aufgabe, eine reichliche Menge von Eis auf rasche, zuverlässige, unschädliche und billige Weise darzustellen, auf das Befriedigendste gelöst hat. Wasser und Betriebskraft sind die einzigen Erfordernisse, um mit diesen Apparaten täglich 20 bis 100 Kilogr. Eis erzeugen zu können.

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