Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 276
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Miscellen. Miscellen. Die pneumatische Communication zwischen der Börse und dem Grand-Hôtel zu Paris. Anstatt der Anwendung von Luftpumpen, wie dieß für solche Zwecke in London (auch in Berlin) geschieht, hat der Telegraphen-Ingenieur Baron in der letzten Zeit eine ausreichende und nicht kostspielige Kraft zur Benutzung gebracht; durch das den Reservoiren der Stadt Paris zugeführte Wasser, dessen Steighöhe noch mehr als 15 Meter beträgt, wird nämlich in eigenen Behältern die Luft comprimirt, so daß hierdurch die nothwendige Quelle der bewegenden Kraft erzeugt wird. Zu dem Ende benutzt man drei Kufen aus Eisenblech, jede von 4500 Liter Inhalt, von welchen die erste das Wasser empfängt, durch dessen Druck die Luft in den beiden anderen comprimirt wird. Durch einen großen Hahn gelangt das Wasser aus den unterirdischen Leitungen in den ersten Behälter, und in demselben Maaße, in welchem dieser sich anfüllt, wird die Luft durch Verbindungsröhren in die beiden anderen Behälter hineingedrückt; der Rücktritt der Luft wird durch ein an der gemeinschaftlichen Ausgangsstelle der beiden zu den Luftbehältern führenden Röhren eingesetztes Ventil gehindert. Ist nun die erste Kufe ganz mit Wasser angefüllt, also die vorher in derselben vorhanden gewesene Luft in die beiden anderen Kufen gepreßt worden, so kann man dieselbe, wenn die mit ihr verbundenen Wasserstandszeiger das eingetretene Füllen anzeigen, zunächst entleeren und gleichzeitig dafür wieder mit Luft anfüllen. Wird nämlich ein zweiter Hahn geöffnet und gleichzeitig ein an ihrem Deckel angebrachtes und von Außen nach Innen sich öffnendes Ventil gelüftet, so wird dieser Zweck erreicht, denn durch jenen Hahn kann das Wasser ausfließen, während dafür ein gleiches Volumen Luft durch die Ventilöffnung in die erste Kufe einströmen kann. Wird hierauf letztere zum zweitenmale mit Wasser angefüllt, und hierdurch von Neuem die Luft in den beiden anderen Behältern comprimirt, so kann durch Benutzung der letzteren eine Kraftquelle von beiläufig zwei Atmosphären erhalten werden. Die beiden Bureaux sind unter sich durch eine Röhre von Gußeisen verbunden, deren Länge beiläufig 1060 Meter beträgt, und die einen inneren Durchmesser von 65 Millimetern hat; sie mündet auf beiden Seiten in eine hermetisch geschlossene Kammer, welche an einer Klappe den Depeschen-Kolben einzusetzen oder herauszunehmen gestattet. Letzterer besteht in einem kleinen, hohlen Cylinder aus Messing von 14 Centimeter Länge; derselbe ist an einem Ende verschlossen, am anderen aber mit einem Deckel versehen, welcher bloß geöffnet wird, wenn die im Kolben befindlichen Depeschen herausgenommen oder neue eingesetzt werden sollen; es können etwa 40 Depeschen unter vorgeschriebenem Verbande in den Kolben gebracht werden. Das luftdichte Anschließen des letzteren an die Wände des Communicationsrohres wird dadurch bewerkstelligt, daß derselbe an seinem geschlossenen Ende geliedert ist. Es ist natürlich dafür gesorgt, daß, während der Kolben auf der Reise sich befindet, an der Kammer der Empfangsstation die Luft aus dem Leitungsrohre ausströmen, hingegen in die Kammer der absendenden Station die comprimirte Luft einströmen kann. Vor dem Absenden der Depeschen (und vermuthlich auch beim Eintreffen derselben) wird die Empfangsstation mittelst eines elektromagnetischen Läutewerkes hiervon in Kenntniß gesetzt, und diese hat sodann den Anruf zu quittiren. Wird der Depeschen-Kolben in gehöriger Weise in die Leitungsröhre eingesetzt, und hierauf der luftdichte Verschluß, sowie die Communication der mit comprimirter Luft gefüllten Cylinder mit der Kammer und dem Communicationsrohre hergestellt, so wird der Kolben rasch fortgetrieben und legt sodann seinen Weg innerhalb 60 bis 80 Secunden zurück. Durch den Lärm, welchen er bei der Ankunft hervorbringt, wird der expedirende Beamte schon auf das Eintreffen der Depeschen aufmerksam gemacht. Dieser Depeschenverkehr erfordert wenig Zeit und Kostenaufwand, und es handelt sich dabei also hauptsächlich nur um die erste sachgemäße Anlage. Zum Füllen der ersten Kufe sind beiläufig 3 Minuten nothwendig, während der Depeschencylinder kaum 2 Minuten zum Zurücklegen seines Weges bedarf; da aber, während an der einen Station das Füllen der beiden Luftbehälter stattfindet, die andere Station gleichzeitig ihre Depeschen befördern kann, so könnte man innerhalb 5 Minuten den Hin- und Hergang des Depeschen-Kolbens ausführen lassen. Abgesehen davon, daß nicht für jede Sendung der oben angegebene volle Druck nothwendig ist, und daß ferner das vorher schon benutzte Wasser auch von Neuem nutzbar gemacht werden kann, so betragen die Ausgaben zum einmaligen Füllen der ersten Kufe nur 21 Centimes. Das eben besprochene, sehr einfache Communications-System kann von wesentlichen Folgen werden, wenn das in Aussicht genommene unterirdische Netz von Paris vollständig durchgeführt seyn wird. (Les Mondes, t. XIII p. 365; März 1867.)Hr. Prof. C. Brunner hat i. J. 1858 in seiner Abhandlung „über den Aspirator als bewegende Kraft“ (polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 241) eine Idee mitgetheilt, welche dahin geht, durch das Entleeren von Wasserbehältern einen luftverdünnten Raum in einem Communicationsrohre zu erzeugen, und durch den äußeren Luftdruck einen Stempel von einem Ende des Rohres zum anderen zu führen. Diese Bewegung empfahl er zur Herstellung einer pneumatischen Briefpost.A. d. Red. Das neue atlantische Kabel. Einzelne Proben des Kabels, welche nach dem Verfahren der British and American Telegraph Company angefertigt und durch längere Zeit dem Versuche unterworfen worden waren, haben bei ihrer neuerlichen Untersuchung zu erkennen gegeben, daß mit der Länge der Zeit, innerhalb welcher solche Kabel in der Tiefsee versenkt bleiben, ihre Festigkeit und Isolationsfähigkeit zunimmt. Die Verringerung des Gewichtes, sowie des Volumens läßt erwarten, daß die Anwendung solcher Kabel mit geringeren Kosten und weniger Schwierigkeiten verbunden seyn dürfte, als dieß bei den schon ausgeführten zwei Unterseelinien der Fall war, und zwar um so mehr, als das Auslegungsverfahren für ein neues Kabel wesentliche Verbesserungen erfahren kann. (Mechanics' Magazine, März 1867, S. 199.) Neuer Telegraphen-Apparat. Die London district Telegraph Company hat in der letzten Zeit einen neuen Typendrucktelegraphen der Untersuchung unterworfen, welcher für die Privat-Telegraphie großen Erfolg versprechen soll. Die Anwendung eines Uhrwerkes nebst elektromagnetischen Wirkungen kommt auch bei ihm vor; derselbe soll die Vollkommenheit des Apparates von Hughes erreichen, hingegen weit einfacher als letzterer seyn, während die Anfertigungskosten etc. kaum ein Drittel von denen des Hughes'schen Typendrucktelegraphen betragen sollen. (Mechanics' Magazine, März 1867, S. 161.) Ueber die magnetische Polarität der gezogenen Gewehrläufe; von J. Spiller. Es wäre interessant zu erfahren, ob auch von Anderen schon ähnliche Erfahrungen gemacht worden sind – sagt der Verfasser – nach welchen, wie meine Beobachtungen dieß kürzlich herausstellten, die Gewehrläufe in Folge des Abfeuerns unter gewissen Umständen magnetische Polarität annehmen. Bei den sämmtlichen langen Enfield-Büchsen, welche meine Freiwilligen-Compagnie besitzt, hat sich wenigstens gezeigt, daß bei wiederholtem Schießen mit denselben, wenn das Rohr in der Richtung des magnetischen Meridians gehalten wird, jede in einen permanenten Magneten verwandelt wird. Der Raum des königl. Arsenales ist nämlich in seiner längsten Richtung nahezu von Nord nach Süd gebaut, und beim Schießen wird der Lauf unserer Gewehre nahezu in die Richtung der magnetischen Declination gebracht, nämlich gegen Norden gerichtet und etwa einige Grade gegen Westen hin gehalten; es scheint also, daß die wiederholten Erschütterungen, welche durch die Explosion der Ladung im Rohre hervorgebracht werden, einen ähnlichen Erfolg haben, als ob man in der erwähnten Lage dem Rohre einige Hammerschläge beibringt, da auf diese Weise bekanntlich Eisen- und namentlich Stahlstäbe permanenten Magnetismus annehmen. Auch bei grobem Geschütze aus Eisen findet zuweilen sich dieselbe Erscheinung, in der Nähe des Aufsatzes werden sie gewöhnlich nordpolarisch; wenn sie aus dem besten Schmiedeeisen bestehen würden, so könnten sie wohl keinen (?) permanenten Magnetismus annehmen. Es muß sich nun zeigen, ob die Richtung allein – nämlich der Magnetismus der Lage – bei jenen Geschützen die genannten Wirkungen hervorbringt, ob also die Polarität die entgegengesetzte wird, wenn man von Norden gegen Süden schießt, oder ausbleibt, wenn die Schußrichtung von Ost nach West geht. Es muß übrigens bemerkt werden, daß die gezogenen Armstrong-Kanonen vom größten Kaliber, welche aus so bedeutenden Massen von Schmiedeeisen construirt sind, und ebenso die alten gußeisernen Geschütze unter ähnlichen Umständen bis jetzt nicht dieselbe Erscheinung erkennen ließen. Es ist mir wohl bekannt, daß kaum ein Stab aus gehärtetem Eisen oder Stahl gefunden werden kann, der nicht wenigstens eine Spur von magnetischer Polarität zeigt; es müssen aber dennoch nach meinem Dafürhalten bei den beschriebenen Erscheinungen noch andere Umstände von Einfluß seyn, deren Quelle noch aufzufinden seyn dürste. Hierher mag auch die Erfahrung gehören, daß das königl. Schiff „Northumberland,“ welches im vorigen Jahre in Millwall gebaut wurde, ähnliche Erscheinungen, wie die Enfield-Rohre zeigte. Dieses mit Eisen bekleidete Schiff hat während seiner Ausführung die Richtung Nord-Süd gehabt, und es scheint, daß die vielen Erschütterungen, denen die Molecüle des Eisens in dieser Lage des Schiffes ausgesetzt waren, die bleibende magnetische Polarität zur Folge hatten: eine Wiederholung derselben Operationen (in welcher Weise?) war erforderlich, um das Schiff wieder zu entmagnetisiren. Bei dem eisernen Dampfschiffe „Great-Eastern,“ welches in demselben Yard gebaut wurde, kam dieser Uebelstand nicht vor; der Schiffskörper vom „Great Eastern“ hatte bei seiner Ausführung nahezu die Richtung von Ost gegen West. (Chemical News, Januar 1867, S. 15.) Großes Teleskop von Grubb in Dublin. Von demselben wurde ein enormes Spiegelteleskop construirt, das nächstens dem Gebrauche übergeben werden soll. Es ist für Melbourne bestimmt, um in der südlichen Halbkugel die Nebel- und vielfachen Sterne zum Zwecke der Herstellung einer vollständigen Karte zu beobachten. Das Rohr des Teleskopes hat einen Durchmesser von 4 1/2 (engl.) Zoll und eine entsprechende Länge; der Durchmesser des Spiegels ist 4 Fuß, die Dicke desselben ist 4 1/2 Zoll und sein Gewicht beiläufig 27 Centner. Den Spiegel, von welchem bereits ein zweites Exemplar angefertigtangesertigt wurde, hat man mittelst einer eigenen Porimaschine hergestellt, die durch eine für diesen Zweck construirte Dampfmaschine in Thätigkeit gesetzt ward; diese Hülfsmaschinen werden mit nach Melbourne übergeführt. – Das Instrument wird mit parallaktischer Aufstellung versehen; das Gesammtgewicht des Riesen-Instrumentes, dessen Rohr durch ein Uhrwerk in Bewegung gesetzt wird, kann etwa 10 Tonnen betragen. (Les Mondes, t. XIII p. 373; März 1867.) Das neue Riesenobjectiv von Emil Busch in Rathenow. In der Sitzung des photographischen Vereins zu Berlin vom 15. Februar 1867 stellte Hr. Carl Suck ein Porträt aus, welches mir dem von Hrn. Emil Busch in Rathenow für die Pariser Ausstellung bestimmten colossalen Objectiv aufgenommen worden war. Das Bild hatte eine Dimension von 23 1/2 : 29 1/2 Zoll und zeigte ein Damenporträt, dessen Kopf 3 3/4 Zoll hoch war, während die ganze sitzende Figur 20 Zoll einnahm Das Bild war in allen Theilen scharf und durchgearbeitet, und zeigte die Vortrefflichkeit jenes großen Instrumentes, über dessen Herstellung und Eigenschaften wir einige Notizen folgen lassen wollen: An dem Objectiv wurde im Ganzen von Anfang September v. J. bis Februar ununterbrochen gearbeitet. Die erste Operation verrichtete der Glasschmelzer, welcher das rohe Glas, aus einer unförmigen, viereckigen Platte bestehend, im Schmelzofen in die erforderliche runde Form mit den den Schleifschalen entsprechenden Flächen gebracht hat. Diese roh geformte Masse erhielt der Formschleifer, welcher den Linsen die annähernd richtige Form gab, so daß nur noch das genaue Schleifen auf den richtigen Schalen und schließliches Poliren nothwendig war, welches der Objectivschleifer ausführte. Zu dieser Arbeit brauchte derselbe 50 Tage, und wurde dieselbe, ohne irgend eine Maschine in Anwendung zu bringen, nur durch die Geschicklichkeit der Hande ausgeführt. Ferner waren an der Herstellung des Objectivs thätig: ein Rohrmacher, ein Gelbgießer, zwei Mechaniker. Von letzteren übernahm der Eine die Dreharbeit, welche indeß nur mit Dampfkraft auf einer Leitspindelbank ausgeführt werden konnte. Zu dem Objective winden 306 Pfd. Messingguß und Blech verwendet; die Fassungen wurden mit Bajonett-Verschluß in das große Hauptrohr eingesetzt. Dieses wog vor dem Löthen 101 Pfd., wurde dann auswendig und innen vollkommen richtig abgedreht, so daß nicht die geringste Lothstelle daran sichtbar blieb, und wog dann nach dem Abdrehen noch 45 Pfd. Die ganze Fassung wiegt fertig complett 114 Pfd., die acht Centralblenden 10 Pfd. – Zu den zwei Crown- und zwei Flintglas-Linsen sind 45 Pfd. Glas erforderlich gewesen; jetzt wiegen die fertigen Linsen noch 30 Pfd., mithin das ganz vollständige Objectiv 154 Pfd. Die Höhe der Fassung, wenn das Ganze aufrecht gestellt wird, beträgt 2 Fuß 6 Zoll rhein. Die Oeffnung der vorderen Sonnenblende beträgt 13 1/2 Zoll; die Oeffnung der vorderen Linse 10 Zoll, die der hinteren Linse 10 1/4 Zoll Paris. Maaß. Die Brennweite des Doppel-Objectivs, von der hinteren Fläche ab gemessen, beträgt 33 3/4 Zoll, die des vorderen Objectivs (zur Aufnahme von Landschaften und Reproductionen zu verwenden) 68 Zoll. Die Bildgröße für das Doppelobjectiv ist 24 : 30 Zoll, die für das Landschafts-Objectiv 45 Zoll im Quadrat oder 36 : 48 Zoll im Rechteck. Das Objectiv gibt auch ein kleines Bild ebenso scharf, wie es ein entsprechend kleineres Objectiv in gleicher Größe herstellen würde. Das zu dem Objectiv verwendete Crownglas ist besonders ausgewählt und gibt dieses ein sehr geringes, secundäres Spectrum, in Folge dessen denn auch das Austreten der Contouren von hellen Gegenständen auf dunklem Grunde nicht stattfindet. Hr. Suck exponirte bei ziemlich trübem Himmel 2 Minuten und erhielt ein völlig ausexponirtes Negativ; die Distanz vom Objectiv bis zur sitzenden Person betrug 14 Fuß. Paul Bette. (Berliner photographische Mittheilungen, März 1867, S. 312.) Ueber das Spectrum der Bessemerflamme. Unter diesem Titel übergab Hr. Prof. Liellegg in der vierten Sitzung d. J. der k. k. Akademie der Wissenschaften eine ausführliche Abhandlung, welche wir nachstehend in kurzem Auszuge mittheilen. „Die Flamme, welche während einer Charge dem Bessemerosen entströmt, gibt, wenn sie auch nur mit einem ganz einfachen Spectralapparat betrachtet wird, verschieden helle Linien, die sich von dem continuirlichen Spectrum, welches gleichsam den Hintergrund bildet, deutlich ablesen. Außer den dem Natrium, Lithium und Kalium zukommenden Linien, die schon zu Ende der Schlackenbildungsperiode sichtbar sind, erscheinen während der Kochperiode Liniengruppen, die ihre größte Lichtintensität zu Anfang der Frischperiode erreichen. Sie erstrecken sich von der Natriumlinie bis zur blauen Strontiumlinie oder nur wenig darüber hinaus, und theilen diesen Raum in vier gleich große Felder. Das Ende des ersten unmittelbar neben der Natriumlinie liegenden Feldes ist durch eine helle, gelbe Linie kenntlich; andere Linien konnten wegen des außerordentlichen Lichtglanzes in diesem nicht wahrgenommen werden. Das zweite anstoßende Feld liegt im grünlich-gelben Theile des Spectrums, und enthält in seiner mehr abgelenkten Hälfte drei gleich breite grünliche Linien, deren dritte am hellsten ist, und zugleich das Ende des Feldes markirt. Das dritte nun folgende Feld enthält vier grünlichblaue Linien, von welchen die vorletzte am hellsten ist und die letzte das Feld begrenzt; die Linien sind gleich weit von einander entfernt und nehmen zwei Drittel des Feldes ein, so daß zwischen der dritten Linie des zweiten Feldes und der ersten Linie des dritten Feldes ein Zwischenraum bleibt, der den dritten Theil des Ganzen zur Breite hat. Bei nahezu gleicher räumlicher Vertheilung sind im vierten Felde vier blaue Linien von gleicher Breite und Helligkeit sichtbar; im violetten Theile wurden mit Ausnahme der Kaliumlinie keine anderen Linien beobachtet. Bei großer Lebhaftigkeit des Spectrums erschienen die Räume zwischen den Linien des dritten und vierten Feldes dunkel, und gewannen das Aussehen von Asorptionsstreifen, deren Entstehen übrigens bei der Bessemerflamme erklärbar wäre. Jenseits der Natriumlinie, ungefähr in der Lage der orangerothen Calciumlinie Ca α waren zwei naheliegende, nicht scharf begrenzte Linien sichtbar, welche das Aussehen hatten, als ob ein breiter heller Streifen durch ein in seiner Mitte liegendes dunkles Band in zwei Theile getheilt würde. Zu Ende der Frischperiode nahm die Lichtintensität der Liniengruppen ab, und kurz vor Beendigung der Charge waren nicht mehr alle Linien des dritten und vierten Feldes zu sehen: das Spectrum hatte nahezu denselben Charakter wie zu Anfang der Kochperiode. Da die Bessemerflamme vorzugsweise durch Kohlenoxydgas gebildet wird, so sind auch die verschiedenen Liniengruppen auf dieses zu beziehen; ihr regelmäßiges Erscheinen während der Kochperiode, den Beginn der eigentlichen Entkohlung bezeichnend, ihr Zunehmen an Intensität bis zum Eintritte der Frischperiode und deren merkliche Abnahme zu Ende derselben, dürften für die Beurtheilung des Bessemerprocesses brauchbare Anhaltspunkte liefern. Diese Beobachtungen wurden in der Bessemerhutte der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft in Graz angestellt.“ Auch wenn man sich in der Anwendung des Spectralapparates beim Bessemern nicht allzu großen Hoffnungen hingeben will, so ist doch sicherlich jedes Mittel zur Klärung der Frage über das Ende des Processes, – bekanntlich die Achilles-Ferse des Bessemerns, – beachtenswerth. Inwieferne jedoch diese Methode für die Erzeugung der verschiedenen Härtenummern einen Anhalt bieten wird, ist ebenfalls eine noch sehr offene Frage. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1867, Nr. 12.) Ueber das Schwimmen des Bleies auf flüssigem Gußeisen. Ueber diesen Gegenstand sprach Hr. Director Karmarsch im Gewerbeverein in Hannover im April d. J. Diese auffallende Erscheinung hat der Eisengießereibesitzer Haberland in Alfeld früher beobachtet, und neuerdings hat derselbe geschöpfte Proben von Gußeisen mit darauf befindlichen Bleitropfen Hrn. K. eingesandt. Daß das schwerere Blei (spec. Gew. 11 1/2) auf dem leichteren Eisen (spec. Gew. 7) schwimmen könne, erschien kaum begreiflich. Hr. K. hat nun die Bleitropfen genauer untersucht und gefunden, daß dieselben keine dichten Körper, sondern sehr dünne Bleibläschen sind. Er glaubt, daß das Blei in der Weißglühhitze verdampft und in geringerer Temperatur als Bläschen condensirt und niedergeschlagen sey. Er verweist hierbei auf die bekannten, noch nicht genügend erklärten Thatsachen, daß weißglühendes Eisen und sehr hoch gespannter Dampf, ohne zu verbrennen, mit der Hand berührt werden können. Die Goldausbeute in den russischen Ländern. Hierüber wird aus Moskau im April d. J. berichtet: Der Ertrag der Goldgewinnung durch Private ist im Jahre 1864 hinter dem des Vorjahres geblieben. Wenn man von der Gesammtsumme der Ausbeute im Jahre 1863 den Ertrag der Staatsanstalten abzieht, sowohl im Ural als Ostsibirien, so bleibt noch immer als Totalsumme der Privatausbeute 20,458 Kilogramme, während im Jahre 1864 diese Totalsumme nur 18,979 Kilogrm. beträgt. Dieses Resultat muß der erheblichen Verminderung des Ertrages der Wäschereien in Ostsibirien zugeschrieben werden, in Folge eines sehr spät eintretenden Sommers und der Steigerung der Preise aller nöthigen Lebensmittel für die Arbeiter. Auch der Mangel an Capital hat einen nachtheiligen Einfluß gehabt, indem er die Unternehmungen verzögerte. Das Jahr 1865 hingegen ist eines der besten gewesen für die Goldgewinnung. Ueberall haben die erlangten Resultate diejenigen der vorigen Jahre übertroffen. Für Ostsibirien zeigte der Ertrag von 1865 einen Ueberschuß von 2743 Kilogrm. über den des Jahres 1864 und von 1086 Kil. über den von 1863 Diese Vermehrung, welche noch größer gewesen wäre, wenn nicht die Trockenheit oft die Arbeiten unterbrochen hätte, ist die Folge der Bearbeitung neuer Lagerstätten. In Westsibirien hat das Jahr 1865 272 Kil. mehr ergeben als 1864 und gegen 1863 einen fast doppelten Ertrag. Im Ural hat der Ertrag in den letzten Jahren wenig gewechselt. Im Ganzen rechtfertigen die Resultate in den Goldregionen Ostsibiriens die Hoffnungen, welche man bei dem ersten Erforschen dieser Gegenden gefaßt hatte; auch haben nach dieser Seite die neuen Unternehmungen ihre Richtung genommen trotz der Entfernung, dem Mangel an Arbeitern und den Schwierigkeiten aller Art, welche daraus hervorgehen. In Abwesenheit von statistischen Documenten über die Ausbeute des Staates im Ural und in Ostsibirien kann man, um sich einen Begriff von der Bedeutung dieser Lager zu machen, als Minimum die Durchschnittssumme der Erträge der letzten Jahre, so weit sie bekannt gemacht worden sind, annehmen, d. i. ungefähr 1670 Kilogrm. für den Ural und 2293 Kilogrm. für Ostsibirien. Die Gesammtproduction Gold in Rußland kann man somit auf 22,942 Kilogrm. für 1864 und auf 26,080 Kilogrm. für 1865 schätzen. (Berggeist, 1867, Nr. 32.) Das schlesische Mineralien-Comptoir von E. Leisner zu Waldenburg in Schlesien. Lehrer Leisner zu Waldenburg in preuß. Schlesien, der sich seit vielen Jahren mit dem Studium der Mineralogie beschäftigt, hat es unternommen, sowohl für den Privatgebrauch als auch für die verschiedensten Schulen instructive Sammlungen von Mineralien, Felsarten und Versteinerungen zusammenzustellen. Außer mehr denn 4000 Species einzeln abzulassender Mineralien, Felsarten und Versteinerungen werden folgende verschiedene Sammlungen angeboten: 1) Sammlungen für Volksschulen von 60, 80, 100 und 200 Stücken für 2, 4, 6 und 16 Thlr. (von den drei schlesischen Regierungen den Schulen zur Anschaffung empfohlen). 2) Sammlungen für Landwirthe, zusammengestellt nach Trommer's Bödenkunde. 100 Stück 9 Thlr. 3) Sammlungen für Pharmaceuten und Chemiker. 150 Arten. 18 Thlr. 4) Sammlungen für Gewerbe- und Realschulen. 200 Stück 40 Thlr. 5) Sammlungen zu Löthrohrversuchen. 50 Stück 1 Thlr., 100 Stück 2 Thlr. 6)Härtescala nach Mohs ohne Diamant. In Etuis mit Feile 1 1/3 Thlr. 7)Eisenhüttenproducte 7 Thlr. – Zinkhüttenproducte 2 1/2 Thlr. Sämmtliche Stücke sind charakteristisch und instructiv. Namen und Fundort sind richtig bezeichnet und jedem Exemplar beigegeben. Die Sammlungen werden auf Verlangen nach jedem beliebten System resp. Lehrbuch geordnet. Ueber die Anfertigung verschiedenartig gefärbter Photographien auf Papier und Baumwollenzeug; von J. Mercer. Im Jahre 1858 hielt John Mercer, Mitglied der Royal Society, bei der Versammlung der British Association in Leeds, einen Vortrag über die Anfertigung von gefärbten Photographien auf Papier und Baumwollenzeug (Kattun), welchem wir die folgenden Vorschriften entnehmen, nach einer Mittheilung in der Chemical News, Februar 1867, S. 68. 34 Unzen Eisenvitriol werden in oxalsaures Eisenoxyd verwandelt, welches zu einer Lösung von 2 Gallons verdünnt wird; mit dieser Flüssigkeitsmenge lassen sich 200 Quadratyards Papier imprägniren. Zu diesem Behufe läßt man das Papier nach dem gewöhnlichen Verfahren auf der Lösung schwimmen, bis es sich vollgesogen hat; dann wird es exponirt und darauf in eine Lösung gebracht, welche nur auf diejenigen Theile wirkt, an denen das Eisenoxyd zu Oxydul reducirt worden ist. Bei Anwendung von Kaliumeisencyanid (rothem Blutlaugensalz) und Schwefelsäure wird das Bild blau und der Grund weiß. Ein anderes Bad zu diesem Zweck besteht aus RhodankaliumNach einer Mittheilung Moigno's in Les Mondes hat die Pariser Gas-Compagnie auf Anregung Regnault's beschlossen, Rhodanalkalien, vorzugsweise Rhodannatrium, in größerem Maaßstabe zu fabriciren und zu dem festgesetzten Preise von 3 Francs per Kilogr. zu verkaufen. Dadurch ist die Anwendung der Rhodansalze in der Photographie gesichert, indem die Gesellschaft von denselben jährlich sechzig Tonnen zu liefern im Stande ist. und einem Kupfersalze; letzteres wird durch das Oxydul des Bildes reducirt und das entstandene Kupferrhodanür fixirt sich auf dem Baumwollenstoffe oder in dem Papier, wornach es in das rothe Kupfereisencyanür verwandelt werden kann. Ersetzt man das Eisen oder das Kupfer durch andere Metalle, z.B. durch Blei, Zink, Zinn, Quecksilber, Silber, Gold oder Mangan, so erhält man eine große Anzahl verschiedener Farben. Mit diesen Basen können auch verschiedene Farbstoffe angewendet werden, wie z.B. Krapp, Cochenille, Murexid, Campecheholz, Galläpfel oder Quercitron; außerdem aber auch die Oxyde, Jodide, Ferro- und Ferricyanverbindungen und Chromsäuresalze der Metalle selbst, sowie Gemische dieser Verbindungen. Mercer zeigte damals auch, daß das mit oxalsaurem Eisenoxyd getränkte Papier sehr gut als Actinometer benutzt werden kann, wenn man einen Streifen desselben zwischen die Blätter eines Buches legt, und denselben ruckweise nach Verlauf je einer bestimmten Anzahl von Secunden hervorzieht. Auf diese Weise läßt sich der Papierstreifen leicht in eine graduirte Scala verwandeln. Farben-Auslöschung durch künstliche Lichter. Die bekannte Erfahrung, daß gewisse Farbenpigmente bei Kerzen- oder Lampenlicht ganz anders aussehen wie bei Sonnen- oder Magnesiumlicht, hat Hrn. Nicklès veranlaßt, eine Art von Spectrum zu malen, welches diesen Contrast in auffallender Weise zeigt. Die Farben und die Pigmente dieses Spectrums sind folgende: Farbe Pigmente bei Tage und imMagnesiumlicht beim Licht der Flammedes gesetz. Alkohols Ocker     Roth Schwarz Quecksilberjodidchromsaures Blei     Orange    Gelb Weiß mangansaurer BarytAnilinweiß     Grün    Blau. Schwarz Statt der Weingeistflamme ist noch besser ein Bunsen'scher Brenner, mittelst dessen ein mit Chlornatrium beladener Platindraht zum Glühen gebracht wird. (Comptes rendus, J. LXII p. 91.) Ueber das Rothfärben von Holz, Leder, Knochen, Horn, Seide, Wolle etc.; von C. Puscher in Nürnberg. Zum Rothfärben der angeführten Stoffe empfiehlt der Verfasser (Fürther Gewerbezeitung, 1867 S. 10) ein Gemisch von einer Pikrinsäurelösung mit einer Fuchsinlösung, welche beide vor dem Vermischen mit Ammoniak versetzt sind. Durch verschiedene Mischungsverhältnisse kann man auf diese Weise alle Nüancen vom tiefsten bläulichen Roth bis in's hellste Orange hervorbringen. Da die Farbe erst durch Abdunsten des Ammoniaks entsteht, so dauert es einige Minuten bis sie in voller Schönheit erscheint. Löst man 1 Quentchen Pikrinsäure in 1/2 Pfund kochenden Wassers und setzt nach dem Erkalten 1/2 Loth Ammoniakflüssigkeit zu. löst ferner 1/2 Quentchen krystallisirtes Fuchsin in 3 Loth Weingeist, verdünnt mit 3/4 Pfund heißen Wassers, fügt wieder 3 1/2 Loth Ammoniakflüssigkeit zu und mischt beide Flüssigkeiten, nachdem die rothe Farbe des Fuchsins verschwunden ist, so hat man circa 1 Pfd. Beize, welche etwa 6 kr. kostet und zum Färben z.B. von 4 bis 6 Schaffellen hinreicht. Zum Ausfärben genügt ein 1- bis 2maliger Anstrich; Elfenbein und Knochen bedürfen eines sehr schwachen Salpetersäure- oder Salzsäurebades. Runde Gegenstände werden einige Zeit in die Beize gelegt; Holz kann vorher mit Kleister überzogen werden. – Mit Gelatine versetzt, kann die Beize auch als rothe Tinte dienen, da sie Stahlfedern nicht angreift. Paraf's Verfahren zum Conserviren der im Zeugdruck angewendeten Verdickungsmittel. Hr. Camille Köchlin hat vor einigen Jahren die Beobachtung veröffentlicht, daß die Eiweißlösungen sich sehr lange unverändert conserviren, wenn sie sehr geringe Mengen von arseniger Säure oder besser von arsensaurem Natron enthalten; letzteres ist nämlich wegen seiner Löslichkeit vorzuziehen. Andererseits kann aber das arsensaure Natron, da es alkalisch ist, der Lösung des Verdickungsmittels in einigen Fällen schaden. Hr. Paraf hat diesen Uebelstand vermieden, indem er die Eigenschaft des Glycerins benutzte, eine ziemlich große Menge arseniger Säure aufzulösen. Man braucht hierzu nur Glycerin mit gepulverter arseniger Säure zu erhitzen und 24 Stunden lang absetzen zu lassen. Auf diese Weise erhält man eine concentrirte Auflösung von arseniger Säure in Glycerin; es genügt, einige Tropfen dieses arsenikalischen Glycerins in Lösungen von Eiweiß, Gummi etc. zu gießen, um sie beliebig lange zu conserviren und gegen Schimmelbildung zu schützen. Paraf's Verfahren wurde in Frankreich patentirt. (Moniteur de la teinture, April 1867, S. 75.) Ueber einen neuen kastanienbraunen Farbstoff; von W. Skey. Die durch Behandeln eines gelösten Eisenoxydsalzes mit einem löslichen Schwefelcyan- oder Rhodansalze erhaltene blutrothblntroth gefärbte Verbindung läßt sich auf folgende Weise mit Harz verbinden: Man versetzt eine concentrirte Lösung von Eisenchlorid und von Rhodankalium in Aether mit einer ätherischen Lösung von gewöhnlichem Harze und schüttelt Alles tüchtig durch; dann fügt man so viel Wasser hinzu, daß ein Niederschlag entsteht. Nach mehrstündigem Stehen des Gemisches hat sich die ganze oder doch fast die ganze Menge der rothgefärbten Eisenverbindung mit dem ausgefällten Harz verbunden und bildet ein kastanienbraunes Pigment. Wird dieser Farbstoff sein gepulvert und mit Wasser versetzt, so färbt sich letzteres durchaus nicht, woraus ich schließe, daß sich die durch Versetzen der Eisensalzlösung mit Rhodankalium entstandene Eisenverbindung mit dem Harze chemisch verbunden hat. (Chemical News, vol. XV p. 63; Februar 1867.) Lüftung des Bodens mittelst Drainröhren. In Tharand wurden – wie der „Chemische Ackersmann“ berichtet – in ein völlig trockenes Stück Land in 1 1/2fußiger Entfernung lose verbundene, ansteigende und am höheren Ende mit schornsteinartigen Aufsätzen versehene Drainröhren gelegt, um eine natürliche Luftcirculation im Untergrunde 20, resp. 10 Zoll tief herbeizuführen. Eine zweite Parcelle wurde zur Vergleichung eben so tief, eine dritte nur 10 Zoll tief umgegraben; diese beiden Parcellen erhielten keine Lüftungsröhren. Diese, 7 Jahre mit den verschiedensten Früchten fortgeführten Versuche bestätigen die fortdauernden wohlthätigen Folgen einer verstärkten Luftzufuhr zu den unteren Bodenschichten für den gebundenen lehmigen Boden auf das Vollkommenste und weisen wiederholt die großen Vortheile einer tiefen Bodenlockerung in sehr bestimmter Weise nach. Ebenso zeigten die Versuche mit Entschiedenheit, daß eine solche Lüftung oder Drainirung selbst bei sehr trockener Sommerwitterung sich nützlich erweist, denn in trockenen Sommern hielt sich der Boden der mit Luftcirculation versehenen Parcelle immer kühler und feuchter und die Vegetation frischer und ungestörter als auf den nicht drainirten Parcellen, wo die Pflanzen sichtlich litten und vorzeitig reiften.