Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 184, Jahrgang 1867, Nr. , S. 453
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Donnet's neue Art von Pumpenbrunnen. A. Donnet, Ingenieur und Professor des Maschinenzeichnens an der Centralschule zu Lyon, hat sein neues Verfahren der Herstellung von Pumpenbrunnen in einem Schriftchen veröffentlicht, nach welchem as Gewerbeblatt für Hessen das Nachstehende im Auszug mittheilte. Die Wassermenge, die eine Pumpe irgend welcher Construction einem Brunnen zu entziehen vermag, hängt von der Ergiebigkeit des Brunnens oder von seiner Fähigkeit ab, das verlorene Wasser wieder durch anderes zu ersetzen. Es wird durch das in der Tiefe aus der Umgebung sich hereinziehende Wasser ersetzt. Den Höhenunterschied zwischen dem Niveau beim höchsten Wasserstand, der eintritt, wenn die Pumpe längere Zeit in Ruhe sich befindet, und dem Niveau beim tiefsten Wasserstand, wenn die Pumpe von anhaltender Thätigkeit ist, nennt der Verfasser die Depression des Brunnens. Um einen Brunnen recht ergiebig zu machen, ist es nöthig, eine große Depression in demselben zu erzeugen, denn die Kraft, mit welcher das umgebende Wasser von unten in den Brunnen eindringt und darin steigt, wird durch das Gewicht einer Wassersäule von der Höhe der Depression und dem Durchmesser des Brunnens bedingt. Eine große Depression kann dadurch hergestellt werden, daß man den Brunnen viel tiefer als das Niveau des umgebenden Wassers macht. Wenn aber der Brunnen nicht aus der umgebenden Wassermenge gespeist wild, sondern seinen Zufluß durch Quellwasser, das aus dem festen Grunde von unten in den Brunnen tritt, erhält, so gibt es nach Donnet kein anderes Mittel zur Vermehrung der Ergiebigkeit, als die Anwendung seines Systems. Um einen Brunnen ohne Depression sehr ergiebig zu machen, genügt es, denselben in der Höhe des höchsten Wasserstandes, welcher eintritt, wenn die Pumpe längere Zeit nicht in Thätigkeit ist, luftdicht abzuschließen, und hierin besteht das Princip der Erfindung Donnet's. Er stellt solche Brunnen nach zwei Arten her. Nach der einen wird die Brunnenmauer aus Beton oder Steinen, die innen mit Cement bestricken werden, hergestellt. Auf der Oberfläche des Wassers wird der Brunnenraum durch eine Metallplatte abgeschlossen, die auf die hier angesetzte Brunnenmauer gelegt und durch Cement mit derselben verbunden wird. – Nach der zweiten Art construirt man eine cylindrische Glocke von Metall und versenkt dieselbe in die Brunnengrube. Die Glocke wird mit einer Betonmauer umgeben. Sie wird so niedergesenkt, daß ihr oberer Theil unter das Wasserniveau kommt, damit sich dieselbe ganz füllen kann, wodurch die Luft daraus entfernt wird. Die Saugröhre der Pumpe sitzt auf dem Deckel der Glocke oder der vorerwähnten Platte auf; der Saugkorb ragt durch eine Oeffnung in das Innere des Wasserraumes hinein; bei beiden Constructionsarten entnimmt daher die Saugröhre das Wasser dem oberen Theile des Behälters. Solche Brunnen brauchen nicht zu tief und von nicht so großer Weite zu seyn als Brunnen gewöhnlicher Art, die eine große Wassermenge liefern sollen. Die Metallglocke des Brunnens in der Färberei der Herren Villet und Reuard hat 0,8 Meter Durchmesser und 1,3. Meter Höhe. Dieser Brunnen ergab während des Monats Juli 1864 beim allerniedrigsten Wasserstand der Rhone 2500 Liter Wasser per Minute. Die Herstellungskosten dafür betrugen 650 Fr. Der Erfinder hat an den Ufern der Saone für dieselben Herren einen zweiten geschlossenen Brunnen, der 3000 Liter per Minute ergibt, hergestellt. Die Metallglocke hat 1,6 Meter Durchmesser bei eben so viel Höhe. Der Brunnen des Hrn. A. Schrimpf in Vaise ist in gleicher Art hergestellt. Er kann 800 Liter Wasser per Minute liefern. Sein Durchmesser beträgt 0,8 Meter. Brunnen für eine Ergiebigkeit von 2000 Liter erhalten am besten einen Durchmesser von 1 bis 1,6 Meter. Während der Trockenheit des Jahres 1864 wurde noch ein anderer geschlossener Brunnen in dem Besitzthum der HHrn. Milliand und Decluzel, Färber zu Valberoite, unter sehr ungünstigen Verhältnissen in Felsen ausgeführt. Die drei denselben speisenden Quellen ergaben 25 Liter per Minute, als der Brunnen noch nicht geschlossen war. Nachdem der Brunnen geschlossen wurde, war das Ergebniß 400 Liter per Minute. Während des Jahres 1865 blieb die Wassermenge constant dieselbe. Die Glocke bei diesen Brunnen ist als die Fortsetzung der Saugröhre unter einem größeren Durchmesser zu betrachten und dadurch, daß die Saugröhre nicht so tief in das Wasser eintaucht, wie bei gewöhnlichen Pumpenbrunnen, resultirt eine Ersparniß an Betriebskraft für die Pumpe. Whitworth's Ansicht über den Werth flachköpfiger Stahlgeschosse. Der Engineer vom 1. März 1867 theilt ein an den Herausgeber der Times gerichtetes Schreiben von Joseph Whitworth mit, worin derselbe zwar zugibt, daß die aus gutem schalenhart gegossenen Eisen gebildeten spitzköpfigen Langgeschosse des schweren Geschützes, im senkrechten Schusse gegen Schiffspanzerungen verwendet, den Vortheil haben, die ihnen entgegen stehenden Körpertheilchen der Platte und der Packung zur Seite zu schieden, und so leichter in das Schiffs-Innere einzudringen, für gegen Panzerplatten gerichtetes Schrägschießen und Schießen in's Wasser hin ein aber die Behauptung aufrecht erhält, daß dabei das flachköpfige Stahlgeschoß entschieden im Vortheil bleibe, so daß seiner Meinung nach z.B. ein Schiffs-Capitän, der im Geschützkampfe mit feindlichen Panzerschiffen wirksam seyn will, auch ohne sich deren senkrechtem Feuer auszusetzen, dieses lediglich durch Anwendung von flachköpfigen Stahlgeschossen erreichen kann. Berlin, im Mai 1867. Darapsky,     Major im Generalstabe. Das umgeänderte Podewils-Gewehr. In Nro. 37 der zu Wien erscheinenden Hirtenfeld'schen „Militär-Zeitung“ vom 11. Mai 1867 wird eine Beschreibung des dem bayerischen Podewils-Gewehre bei seiner Einrichtung zur Hinterladungswaffe gegebenen Verschlusses geliefert, wornach derselbe seinen Grundzügen nach dem in Bd. CLXXXI S. 161 dieses Journals mitgetheilten Lindner'schen Constructions-System entspricht, welches analog dem Eastman'schen Hinterladungsgeschütz-Verschlusse eine in diametral gegenüberstehenden Nuthen abgehobelte Schraube zur Basis hat, deren analog behandelte Mutter im Verschlußrahmen liegt und welche Schraube vermittelst eines an ihr angebrachten Hebels den Verschluß-Conus sowohl, zum Laden der Waffe, in dem Verschlußrahmen zurückziehen, als auch die Schraube, um 90 Grad gedreht, ihn wieder mit Schraubengewalt in den Ventilconus des Rohres einpressen läßt. – Die für Beibehaltung der Ladungsentzündung vermittelst eines gewöhnlichen Percussionsschlosses bei diesem Verschlusse von Lindner vorgeschlagene solide Einfügung des Zündhütchens in das Ende der Patrone ist dabei ebenfalls adoptirt worden, wodurch das Aufsetzen des ersteren auf das Piston sehr erleichtert wird. Der am Kopfe des Lindner'schen Verschlußconus in solchen Fällen angebrachte Patronenauszieher, um dessen eingekerbten Kopf sich die zur Aufnahme des Zündhütchens durchlochte Bodenscheibe der Patrone beim Schusse herumzupressen hat, fällt beim umgeänderten Podewils-Gewehre aber weg, da dessen Kappe der Patronenhülse, welche neben der Expansion des vorn ausgehöhlten Ventilkopfes zur Dichtung des Verschlusses beizutragen hat, nebst sonstigen Hülsenresten beim nächsten Laden vorwärts geschoben und hernach durch den Schuß entfernt werden soll, und ferner kommt beim umgeänderten Podewils-Gewehr auch noch, sehr zweckmäßig, ein in Nuthen des Verschlußrahmens laufender Blechdeckel zum Schutze des Verschluß-Inneren vor Staub und Nässe zur Anwendung, welche Waffe in ihrer nunmehrigen neueren Eigenschaft als Vorderladungsgewehr dem oben angeführten Berichte zufolge an Treff-Fähigkeit und Percussionskraft, bei unmerklich gekrümmterer Flugbahn, nichts verloren hat. Darapsky. Bessemermetall für Papierfabrikanten. Bisher wurden gewöhnlich für Grundwerke und Messer der Holländer-Walze Schienen aus Eisen oder weichem Stahl verwendet oder waren zu nur einigen Zollen angestählt. Einerseits ist für solche Schneidwerkzeuge große Zähigkeit, andererseits aber angemessene Härte nothwendig, die noch an dem Messer eine leichte Schärfung mit dem Meißel zuläßt. Allen diesen Anforderungen dürfte das Bessemermetall genügen, wenn die zu verwendende Schiene sehr schwach rothwarm gemacht und dann im Wasser abgekühlt wird. Ein besonderer Vortheil besteht aber darin, daß die Messer auf das größtmöglichste Maaß abgenützt werden können und ein so häufiges Ausspringen wie bei angestählten kaum vorkommen dürfte. Der Preis des Bessemermetalles ist gegenwärtig ein derartiger, daß in ökonomischer Beziehung diese Art Messer den unbedingten Vorzug erhalten muß und auch bereits von einer österreichischen Papierfabrik in dieser Hinsicht mit Vortheil angewendet wird. Ueber die Chemikalien auf der dießjährigen allgemeinen Industrie-Ausstellung zu Paris. 1. Die Metallsammlung von Johnson, Matthey und Comp. in London. Den vielleicht interessantesten Gegenstand der metallurgischen Abtheilung (Classe XL) dürfte der prachtvolle, den Raum eines kleinen Zimmers einnehmende, von Johnson, Matthey und Comp. (Hatton Garden, London) ausgestellte Schrank mit seinem kostbaren Inhalte bilden. Von diesem ziehen zunächst die großen Destillirblasen und Heber aus Platin, mit denen täglich acht Tonnen Schwefelsäure concentrirt werden können, die Aufmerksamkeit der Sachkenner auf sich. Diese Apparate sind in mehrfacher Beziehung merkwürdig. Das Metall, aus welchem sie bestehen, soll chemisch rein seyn; die Verbindungsstellen, nämlich die aneinander stoßenden Platinränder, sind mittelst des Knallgasgebläses zusammengeschmolzen, so daß der ganze Apparat aus einem einzigen Plätinstücke besteht, und auf diese Weise viel dauerhafter und billiger hergestellt wird, als nach dem früheren Verfahren des Löthens der Verbindungsstellen mit Gold. – Unter den übrigen in diesem Schranke befindlichen Platingegenständen sind besonders hervorzuheben: die nach Deville's und Debray's Verfahren geschmolzenen und gegossenen Platinzaine und Barren; die Kolben zur Gold- und Silberscheidung; die Röhren (und Heber) ohne Löthung; ferner Draht, Blech, Folie, Tiegel, Abdampfschalen, Platinschwamm Platingranalien, natürliches (gediegen) Platin; Futter für Zündlöcher von Geschützen, aus einer zusammengeschmolzenen Platin-Irid-Legirung angefertigt; eines der ausgestellten Exemplare dieser Art hatte in einer Whitworth-Kanone über dreitausend Schüsse ausgehalten und doch war an ihm kaum ein Zeichen von Abnutzung wahrzunehmen. Dieselbe Firma hat ferner eine sehr interessante Sammlung von edeln, seltenen, unedlen und gemeinen Metallen im Zustande chemischer Reinheit ausgestellt. Sämmtliche Exemplare sind in symmetrische Formen gegossen, um ihr specifisches Gewicht und ihr charakteristisches Ansehen im geschmolzenen Zustande praktisch zu illustriren. Jedes Stück wiegt ein Kilogramm. Man sieht dort Gold, Silber, Platin, Irid, Rhodium, Pallad, Blei, Wismuth, Kupfer, Cadmium, Kobalt, Nickel, Eisen, Antimon, Zink, Magnesium, Aluminium, Thallium, Natrium und Kalium; außerdem noch Osmium in Pulverform und Quecksilber. Die merkwürdige Eigenschwere des Irids und des Platins steht bei dieser plastischen Ausstellungsweise in auffallendem Gegensatze zu dem geringen specifischen Gewichte des Magnesiums, Natriums und Kaliums. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Reihe von metallischen Grundstoffen nicht in einer Probe von Lithium ihren Abschluß findet; ein dem Gewichte der übrigen Exemplare entsprechend großer Zain dieses Metalles würde über dreimal so lang seyn, als der Magnesiumbarren. Das Thallium nimmt in Folge seiner großen Dichtigkeit ungefähr die Mitte der Reihe ein; es befindet sich neben dem Palladium. Neben den ausgestellten Platinmassen liegt auch ein genaues Modell des mächtigen, 100 Kilogr. schweren Platinzains, welcher auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862 so allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Geldwerth der von Johnson und Matthey ausgestellten Edelmetalle beträgt ungefähr eine halbe Million Franken. Dieselbe Firma hat auch Proben des bei der Extraction des Goldes aus seinen Erzen in so großen Massen verwendeten Natriumamalgams eingesendet. Die Ergebnisse der von ihr mit der größten Sorgfalt abgeführten Versuche sind daneben in recht übersichtlicher Weise angegeben; dieselben sind wahrhaft staunenswerth. Das dazu benutzte Mineral ist ein complex zusammengesetztes californisches, nach dem gewöhnlichen Amalgamationsverfahren sehr schwierig zugutezumachendes Erz. Die von Johnson und Matthey erzielten Resultate sind die folgenden: Gramme. Unzen. Pennyweights. Grains.Wir erinnern daran, daß 1 Unze = 20 Pennyweights = 31,1 Grm., 1 Pennyweight = 24 Grains = 1,555 Grm., 1 Grain = 0,0648 Grm. ist.Anm. d. Red. Ausbringen mit Anwendung   der gewöhnlichen   Amalgamirmethode   87 = 2 16 0 per Tonne Ausbringen mit Anwendung   des Crookes'schen (Wurtz'schen)   NatriumprocessesMan s. die Abhandlung von Wurtz in New-York über die Natrium-Amalgamation im polytechn. Journal Bd. CLXXXI S. 119; ferner die Versuche über diesen Proceß von Prof. E. Silliman in Bd. CLXXXIII S. 34. 218 = 7   0 6       „ Ausbringen mittelst der dokimastischen   Probe 232 = 7   9 6       „ Die Versuche wurden zweimal wiederholt und ergaben jedesmal absolut dieselben Resultate. (Chemical News vol. XV p. 182; April 1867.) 2. Das Indium-Metall. Prof. Richter in Freiberg hat von dem von ihm entdeckten Indium für die Ausstellung zwei Zaine oder Barren eingesendet, welche aus dem reinen Metall bestehen. Das Indium ist noch so selten, daß der Gramm desselben 36 Francs kostet; beide Barren wiegen etwa 500 Grm. (1 Zollpfund), repräsentiren somit einen Werth von 18,000 Frcs. Die Farbe des Indiums gleicht bekanntlich derjenigen des Zinnes oder des Thalliums. In seinen chemischen Eigenschaften steht es dagegen dem Cadmium sehr nahe; der charakteristische Unterschied zwischen beiden besteht darin, daß das Indiumoxyd in Ammoniak unlöslich ist. Das Indium ist flüchtig und verbreitet einen eigenthümlichen Geruch; sein Spectrum wird durch eine glänzende indigblaue Linie charakterisirt, auf die sich auch sein Name bezieht. Das Indium ist auf der Pariser Ausstellung der König der chemischen Producte, wie es im Jahre 1862 auf der Londoner das Thallium war. (Chemical News vol. XV p. 208; April 1867.) 3. Mond's Verfahren zur Extraction des Schwefels aus Sodarückständen. Unter den bedeutungsvolleren technischen Erfindungen, deren Erzeugnisse auf der Pariser Ausstellung vertreten sind, dürfte auch der Proceß zu erwähnen seyn, mittelst dessen Mond, Chemiker zu Utrecht, den in den Sodarückständen enthaltenen Schwefel gewinnt, ohne diese Rückstände aus den dieselben enthaltenden Gefäßen entfernen zu müssen. Bei diesem Verfahren wird ein Strom atmosphärischer Luft in den Sodaschlamm eingepreßt, um denselben zu oxydiren und dann wird Wasser hineingeleitet, um die gebildeten Salze auszulaugen. Darauf wird die Lauge nach Verlauf von 60–72 Stunden einer anderen ähnlichen Behandlung unterworfen, durch welche sie concentrirt wird. Um den Schwefel möglichst vollständig zu regeneriren, muß der Oxydationsproceß so geleitet werten, daß die Flüssigkeiten 2 Aequival. Schwefelcalcium auf 1 Aequiv. unterschwefligsaures Natron enthalten. Die concentrirte Lauge wird in hölzerne oder aus feuerfesten Steinen construirte Behälter gebracht und in diesen mit 1 Aequiv. Salzsäure versetzt, wodurch reiner Schwefel niedergeschlagen wird, ohne daß eine Entwickelung von Schwefelwasserstoff oder Schwefligsäuregas bemerkbar ist. Sollen anstatt der Salzsäure die – bekanntlich aus einem Gemenge von Manganchlorür, Eisenchlorid, Salzsäure und freiem Chlor bestehenden – Rückstände von der Chlorfabrication benutzt werden, so ist die Oxydation des Sodaschlammes so zu leiten, daß der letztere nach Eintritt dieser Oxydation nur sehr wenig Unterschwefligsäuresalz enthält. – Mond versetzt ferner das erwähnte Gemenge mit einer zur Neutralisirung der freien Salzsäure und zur Reduction des Eisenchlorürs und Eisenchlorids hinlänglichen Menge eines besonderen Präparates, wodurch ein 95 Proc. Schwefel enthaltender Niederschlag hervorgebracht wird. – In solchen chemischen Fabriken, in denen mit Vortheil Salzsäure angewendet werden kann, wird die Lauge überoxydirt, damit sie hinlänglich Unterschwefligsäuresalz enthält, um mit Anwendung einer verhältnißmäßig sehr geringen Menge von Schwefligsäure in Schwefel und schwefelsaures Natron zerlegt werden zu können. Der auf diesem Wege gewonnene Schwefel wird mit etwa dem vierten Theile seines Gewichts von schwefelsaurem Kalk gemengt und dann raffinirt. Die in der angegebenen Weise behandelten Sodarückstände enthalten nur sehr geringe Mengen von Schwefelcalcium, dagegen viel kohlensauren und schwefelsauren Kalk, welche beiden Bestandtheile nicht nur für die Umgebungen der Fabriken ganz unschädlich sind, sondern sogar bei der Fabrication von künstlichem Dünger vortheilhaft verwerthet werden können. – Die Kosten des Verfahrens sind unbedeutend, indem die Ausgaben für die Anschaffung des Apparates schon durch den im ersten Jahre erzielten Reingewinn – welcher für eine täglich 3 Tonnen Soda producirende Fabrik auf mindestens 400 Pfd. Sterl. jährlich anzuschlagen ist – vollständig gedeckt werden. (Chemical News vol. XV p. 183; April 1867). 4. Die Phosphorit-Industrie. Zu den wichtigen neuen Erscheinungen dieses Jahres auf dem Gebiete der technischen Chemie gehört jedenfalls auch der auf der Pariser Ausstellung durch Proben illustrirte Proceß der Umwandlung der Phosphoritknollen in phosphorsaures Eisenoxyd und die Zersetzung des letzteren durch schwefelsaures Natron und schwefelsaures Kali zur Erzeugung von dreibasisch-phosphorsaurem Natron und Kali.Man s. die betreffende Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 408. Dieses von Boblique angegebene und auf den Javelle'schen Werken unter Fourcade's Leitung in großem Maaßstabe zur praktischen Ausführung gebrachte Verfahren ist bereits zu einem hohen Grade der Vervollkommnung gediehen. Die Phosphoritknollen oder Koprolithen aus den Ardennen enthalten im Durchschnitte: 34,50 Kieselsäure, 27,80 Kalk, 19,30 Phosphorsäure (einem Phosphorgehalte von 8,60 Proc. entsprechend) und außerdem noch verschiedene andere Bestandtheile. Bei dem in Rede stehenden Verfahren werden 100 Kilogr. Phosphoritknollen mit 60 Kilogr. eines in der Nähe der Koprolithlagerstätten vorkommenden Eisenerzes beschickt, welches 35,43 Eisenoxyd (einem Eisengehalte von 24,80 entsprechend), 6,46 Wasser und 18,11 chloritische oder quarzige Gangart enthält. Diese Beschickung wird in einem Gebläseofen geschmolzen; dabei fallen die folgenden Producte: 1. Phosphorsaurer Kalk mit einem Durchschnittsgehalte von 20 Proc. Phosphor. – 2. Schlacke, mit 54 Kieselsäure, 32 Kalk, 14 Thonerde und Magnesia. – Zur Fabrication des phosphorsauren Natrons werden 100 Thle. des gepulverten phosphorsauren Kalks mit 200 Thln. gleichfalls pulverisirtem schwefelsaurem Natron und 30 Thln. Holzkohlenpulver gemengt und zusammengeschmolzen; die Beschickung wird während des Schmelzprocesses tüchtig durch einander gekrückt. Nachdem die Reaction vollständig vor sich gegangen und die Masse in Fluß gerathen ist, wird die erhaltene Schmelze zu Blöcken von 600 bis 650 Kilogr. vergossen. Nachdem die Masse mehrere Tage lang der Einwirkung der Luft ausgesetzt gewesen ist, zerfällt sie zu einer Art Staub, welcher auf systematische Weise ausgelaugt wird; dadurch erhält man eine reichliche Menge von krystallisirtem, dreibasisch-phosphorsaurem Natron, 3 NaO, PO⁵. Der ungelöst gebliebene Rückstand ist Natrium-Eisensulfuret (Fe⁴Na)S³, und gibt beim Rösten in einem zweckentsprechenden Ofen (Kiesofen) schweflige Säure, die in Bleikammern in Schwefelsäure verwandelt wird. Der aus einem Gemenge von Eisenoxyd und schwefelsaurem Natron bestehende Röstrückstand wird ebenfalls ausgelaugt. Dieß ist offenbar ein sehr vollkommener, ausgebildeter Proceß, bei welchem die angewendeten Materialien – Eisen und Schwefel – immer wieder von Neuem zur Verwerthung kommen. Von dem auf diese Weise erhaltenen Phosphoreisen und dem aus demselben dargestellten phosphorsauren Kali und Natron treten in der Ausstellung zum ersten Male Proben auf; sie sind von Fourcade (Quai de Javelle in Paris) in dem Schranke Nr. 215 aufgestellt. Dicht daneben finden wir die Firma Perret und Olivier, Eigenthümerin der berühmten, an geschwefelten Eisen und Kupfererzen so reichen Gruben von Saint Bell und Chessy (in der Nähe von Lyon). Diese Aussteller verkünden an ihrem Glasschranke in vergoldeten Lettern, daß sie jährlich 70,000 Tonnen Kiese theils selbst verhütten, theils exportiren, und daß ihre Bleikammern einen Rauminhalt von 40,000 Kubikmetern haben. Als im Jahre 1855 wohl begründete Klagen über den Mangel an Schwefel und den hohen Preis dieses Rohstoffes laut wurden, gehörten die genannten Bergwerksbesitzer und Industriellen zu den ersten, welche die Schwefelsäurefabrikanten auf die ausgedehnten Kieslagerstätten des Hrn. Perret aufmerksam machten, und die Anwendung von Eisen- und Kupferkiesen anstatt des Schwefels vorschlugen. Die Röstrückstände werden jetzt, wie bekannt, auf vielen Werken des Continents sowohl, wie in England, auf Kupfer zugutegemacht. (Chemical News, vol. XV p. 197; April 1867.) Grüne's eingebrannte Photographien auf Porzellan, Glas und Email. In der norddeutschen Ausstellung zu Paris befindet sich die Exposition von W. Grüne, Firma: Eduard Grüne in Berlin. Seit Jahren fertigt Hr. Grüne bereits seine eingebrannten Photographien auf Porzellan, Glas und Email, und Tausende von Porträts, Kupferstichen u.s.w. sind seit jener Zeit aus seiner Anstalt hervorgegangen und in den verschiedensten Formen: auf Tassen, Seideldeckeln, Streichholzbüchsen und Pfeifenköpfen in die Welt gewandert. Jener merkwürdige Proceß, worauf das Einbrennen beruht, die Umwandlung eines Silbercollodiumpositivs in eine andere Metallcombination, hat Hrn. Grüne nun auf eine neue, ganz eigenthümliche Anwendung der Photographie geführt, die eine sehr große Bedeutung hat für die Industrie, namentlich für die Glas- und Porzellanfabrication, das ist die Herstellung eingebrannter Goldverzierungen und Silberverzierungen auf photographischem Wege. Man ermißt die Wichtigkeit dieses Processes leicht, wenn man an die Tausende von vergoldeten Tassen, Gläsern u.s.w. denkt, die sich in den Haushaltungen vorfinden. Bisher wurden diese Ornamente entweder mit der Hand aufgetragen oder mit lithographischem Golddruck zunächst auf dünnes Papier gedruckt und dann auf Porzellan abgeklatscht. Letzteres Verfahren ist auf krummen Flächen höchst mißlich, ebenso auf Glas. Dazu sind jene lithographischen Verzierungen verhältnißmäßig theuer und roh, sie lassen sich an Feinheit mit einem photographischen Product nicht entfernt vergleichen. Hr. Grüne vermeidet nun alle diese Mängel durch sein neues Verfahren. Er hat keinen Porzellanmaler nöthig, er photographirt irgend ein vorhandenes Muster, eine Buchdruckkante, er wandelt das Bild in eine Goldverbindung um, transportirt das elastische Collodiumhäutchen auf Glas oder Porzellan und schmilzt es ein. Mit der größten Leichtigkeit läßt sich das elastische Häutchen in jede Form bringen, und so hat Hr. Grüne Gläser, Tassen und Schalen ausgestellt, die Goldverzierungen von einer Feinheit zeigen, wie man sie unter den Ausstellungen der Luxusgläser in dem Expositionspalaste vergeblich sucht. Natürlich kann man auf diesem Wege jedes Muster beliebig verkleinern und dadurch Zeichnungen in außerordentlicher Feinheit, die Loupenvergrößerung aushält, herstellen. Merkwürdig sind in dieser Hinsicht mehrere Goldreproductionen von Deckenplafonds auf Tellern, ferner ganz zarte Kanten à la grecque auf Gläsern. Das Verfahren erlaubt sogar Doppeldrucke zu machen. So findet sich in Grüne's Repositorium ein Teller, wo Golddruck- und Silberdruckverzierungen durcheinander gehen, beide in tadelloser Feinheit. Merkwürdig ist noch bei diesem Proceß der außerordentlich geringe Goldverbrauch, sowie seine Anwendbarkeit auf Fayence, deren Vergoldung immer Schwierigkeiten gemacht hat. Wir sehen hier eine neue Anwendung der Photographie vor uns, die allem Anschein nach eine große Zukunft hat, und vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo zahlreich junge intelligente Photographen Beschäftigung durch dieses Verfahren in Glas- und Porzellanfabriken finden werden. Das Verfahren selbst ist allenthalben patentirt. (Berliner photographische Mittheilungen, 1867 S. 41.) Verbesserung in der Erzeugung der Gelatine; von Carl Simeons und Comp. Die Fabricationsmethode ist folgende: Knochen aller Art werden in Massen von 100 Centnern der Luft und Sonne während der Dauer von 6 Wochen bis 2 Monaten ausgesetzt und bei trockener Witterung täglich öfter mit Wasser übergossen. Hierauf kommen selbe in Quantitäten von 10 bis 15 Centnern in Bottiche, in welchen ihnen eine verdünnte Salzsäure von 4° Baumé zugesetzt wird. Nachdem diese Säure ihre Kraft verloren, wird solche abgelassen und durch frische ersetzt, welches Verfahren so lange wiederholt wird, bis die Knochenmassen eine vollständige Erweichung erlangt haben. Die so erweichten Knochenmassen werden dann in reinem Wasser ausgewaschen und hierauf in einer ganz leicht verdünnten Kalkmilch während 14 Tagen liegen gelassen. Ist das geschehen, dann werden sie abermals in reinem Wasser ausgewaschen und auf großen Gurten an freier Luft getrocknet. Auf diese Weise ist die sogenannte „Rohgelatine“ hergestellt. Die Erzeugung der fertigen Gelatine geschieht nach unserer neuen Erfahrung auf folgende Weise: Wir nehmen 300 Pfund „Rohgelatine,“ legen solche 24 Stunden in ein fließendes Wasser, wodurch die Masse ganz erweicht – und bleichen sie hierauf einige Tage an freier Luft. Hierauf bringen wir das Quantum gebleichter Rohgelatine in einen großen Kessel, der mit 45 Eimern Flußwasser ausgefüllt ist. Darnach lassen wir eine leichte Kochung eintreten, während welcher von einer halben Stunde zur anderen ein Zusatz von 4 Loth Alaun gemacht wird. Dieser Alaunzusatz bewirkt die vollständige Reinigung von sämmtlichen Fetttheilen, die sich in der Rohgelatine noch befinden. Nach dieser Kochung, welche 8 bis 10 Stunden dauert, wird die Flüssigkeit in kochendem Zustande durch feine Leinwandtücher so lange filtrirt, bis sie eine vollständige Reinheit zeigt. Hierauf kommt die Gelatinbrühe in einen großen Bottich, erhält einen Zusatz von 3 Eimern frischen Wassers, welches noch durch schweflige Säure vollständig gesättigt ist, worauf nach gehörigem Umrühren ein weiterer Zusatz von 2 Maaß Essigsäure gemacht wird. Wenn dann diese Masse eine Stunde in dem Bottich gestanden, wird sie abermals durch Leinwand filtrirt und in kleinere Holzkästen ausgegossen. In diesen kühlt sich die Masse zu fester Gallerte ab und wird hierauf auf dendeu betreffenden Schneidmaschinen in dünne Blättchen geschnitten, von den Arbeitern auf Rahmen gelegt und an der freien Luft getrocknet. Auf diese Weise wird eine Gelatine von ausgezeichneter Qualität gewonnen. Um die farbigen Gelatinen darzustellen, wird bei der oben beschriebenen letzten Filtration ein betreffendes kleines Quantum flüssiger Gallerte von der Hauptmasse getrennt und mit den bezüglichen Farben, je nach den Nüancen, die man erzielen will, mehr oder weniger vermischt. Unsere Farben sind außer Carmin, den wir in Salmiakgeist lösen, noch die Anilinfarben, welche wir im aufgelösten Zustande beziehen. Das durchschnittliche Mischungsverhältniß ist: 1 Loth Farbe auf 4 Pfund flüssige Gelatine. Ist diese Farbenmischung durch wiederholte Filtrationen vollständig gereinigt, dann wird die Masse auf geschliffene und mäßig erwärmte Spiegelglasplatten ausgegossen und an einem kühlen staubfreien Orte aufbewahrt, bis die vollständige Trocknung stattgefunden. Hierauf wird die Waare von den Platten abgenommen. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1867 S. 105.) Ueber die Fabrication von Glimmer-Gegenständen. Seit zwei Jahren wird durch Max Raphael in Breslau die Fabrication von Gegenständen aus Kali-Glimmer fabrikmäßig betrieben. Aus demselben werden hauptsächlich Gas- und Petroleum-Cylinder, Rauchfänge (Blaker) in sehr verschiedenen Formen, Lampenschirme, Kronen zu Lampenschirmen, kleine Taschenlaternen etc. gefertigt. Auch wird der Glimmer zu Windrosen, Compaß-Gläsern und zum Einsetzen in eiserne Ofenthüren, wie zu vielen anderen Zwecken, z.B. die Abfälle als Flimmer, als Deckgläschen zu mikroskopischen Präparaten, für Herbarien, und außerdem präparirt zu Einlagen statt Email und zu Tapeten verwendet, wie Chemiker C. Puscher in Nürnberg (im polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 497) näher angegeben hat. Die Beleuchtungsgegenstände, welche aus Glimmer gefertigt werden, haben den Vortheil, daß dieselben, der größten Flammenhitze ausgesetzt, nicht springen, und sich daher besonders zu Gas- und Petroleum-Cylindern (Flachbrennern) eignen. Seit dem Bestehen des Geschäfts hat die Fabrication der Cylinder große Verbesserungen und Fortschritte gemacht, und ist dieß besonders bei den seit Anfang April d. J. angefertigten Petroleum-Cylindern für Flachbrenner der Fall, die nicht allein durch ihre jetzige einfachere und praktischere Construction, sondern auch wegen des sehr bedeutend billigeren Preises gegen früher sich recht bald allgemein einführen dürften. Bereitung einer haltbaren Maiweinessenz. Freunden des Maitranks empfehlen wir folgende bewährte Bereitung einer haltbaren Essenz. Einen leichten Tischwein, wie er sich überhaupt am besten für dieß Getränke eignet, setzt man mit der etwa 6fachen Menge Waldmeister an, deren man sich gewöhnlich bedient, und läßt eine halbe Stunde ziehen. Die Kräuter geben in dieser Zeit nur ihr feinstes Arom ab. Der abgegossene Wein wird ohne Zuckerzusatz aufbewahrt. Eine Flasche dieser Essenz reicht hin, 5 bis 6 Flaschen Maitrank zu machen. Will man die Essenz versüßt aufheben, so muß man sehr viel Zucker hineinthun, so daß eine Art Syrup entsteht, wenig Zucker bewirkt Gährung. Es ist hierbei jedoch schwer, das richtige Verhältniß von Zucker und Arom zu treffen, um später bei der Bereitung des Getränkes bloß mit dem Weinzusatz auszureichen, ohne daß bei gehöriger Süße das Arom zurück- oder vortrete, oder aber bei genügendem Arom das Getränk nicht zu viel oder zu wenig süß schmecke. – Zur Bereitung des Maitranks mit frischen Kräutern kann man auf je eine Flasche Wein einen Strauß von etwa 100 Pflänzchen und 1/4 Pfd. Zucker rechnen; länger fortgesetztes Ziehen als eine halbe Stunde gibt einen etwas strengen Geschmack. Ihre volle Wirksamkeit entfalten die Kräuter zur Zeit der Blüthe. Zusatz anderer gewürzhafter Kräuter gibt leicht einen arzneiartigen Beigeschmack. Eine Apfelsinschnitte verdirbt nichts und erhöht nur den, wohlthuenden äußeren Anblick. (Badische Gewerbezeitung, 1867, Nr. 5.)