Titel: Ueber Phosphorzündhölzer und Antiphosphorzündhölzer; von H. Wagner, technischem Director der Büchner'schen Ultramarinfabrik in Pfungstadt.
Fundstelle: Band 186, Jahrgang 1867, Nr. XVI., S. 62
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XVI. Ueber Phosphorzündhölzer und Antiphosphorzündhölzer; von H. Wagner, technischem Director der Büchner'schen Ultramarinfabrik in Pfungstadt. Aus dem Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1867, Nr. 30–32. Wagner, über Phosphorzündhölzer und Antiphosphorzündhölzer. Unter den Rohmaterialien, welche man zu den Phosphorzündhölzchen verwendet, wenden wir uns zuerst zu den Holzsorten, welche zur Fabrication hauptsächlich geeignet sind. – Die Kenntniß des Holzes zur Zündholzfabrication ist keineswegs so einfach, wie dieß auf den ersten Blick wohl erscheinen mag, denn von einem brauchbaren Holze hängt sehr viel die Güte des Productes ab. – Je nach der Gegend werden auch verschiedene Holzsorten verwendet; nach meinen Erfahrungen eignet sich ein sehr feines, weißtannenes Holz am besten zu diesem Zwecke und sind die Holzdrähte, welche in Thüringen und Böhmen angefertigt und in großen Mengen verschickt werden, aus der Weißtanne angefertigt. Da wo Kiefernholz in großen Mengen und billig vorhanden, wird dasselbe ebenfalls häufig hierzu verwendet; allein man kann bei dieser Holzsorte nicht genug darauf bedacht seyn, möglichst junges und rasch gewachsenes Holz zu verwenden, weil das ältere Holz gewöhnlich zu hart und deßhalb von dem Schwefel oder Stearin viel zu unsicher entzündet wird, auch werden die Hobelmaschinen durch solches Holz einer viel zu raschen Abnutzung unterworfen. Muß man sich desselben aber dennoch bedienen, dann geht man am sichersten, wenn man nur das mehr oberständige, dicke Prügelholz oder leichtere Scheitholz, keinesfalls aber denjenigen Theil verwendet, welcher dem Wurzelstocke zunächst abgeschnitten wurde. So unwesentlich diese Bedingung wohl auf den ersten Blick erscheinen mag, so werden wir doch leicht einsehen, daß in dem Maaße als die leichte Entzündbarkeit des Holzes gehoben wird, die später verwendete Phosphormasse auch weniger scharf, d.h. feuergefährlich zu seyn braucht. Hauptsächlich aber haften, sowohl Schwefel, wie auch Stearin viel intensiver an diesen mehr porösen Hölzchen, so daß ein Abspringen beim Reiben viel weniger zu befürchten ist. – Neben den eben erwähnten beiden Holzarten verwendet man noch in einzelnen Gegenden, und hier besonders zum Darstellen der viereckigen Hölzchen, das Aspen-, Birken- und Pappelholz, allein da das Vorkommen der letzterwähnten Holzarten viel begrenzter, ist seine Verwendung im großen Betriebe auch sehr hiervon abhängig. Wichtig ist es ferner, daß auf das Trocknen des Holzes die größte Sorgfalt verwendet wird, da nur in diesem Falle an die Darstellung eines stets verlässigen Zündhölzchens gedacht werden kann. An der Luft getrocknetes Holz ist jedoch dem künstlich getrockneten bei weitem vorzuziehen. Auf das Hobeln und Einlesen der Hölzer in Rahmen, welche Arbeiten theils durch die Hand, theils durch Maschinen ausgeführt werden, wird hier nur im Vorübergehen aufmerksam gemacht und wenden wir uns sofort zu dem Schwefeln und Fetten derselben. Die in Rahmen eingelesenen und alsdann auf einem Steine oder einer gehobelten Gußplatte gleichgedrückten Hölzchen werden auf einer möglichst ebenen (am besten abgehobelten) Gußplatte, welche zur schwachen dunkel kirschrothen Glühhitze erhitzt ist, mit denjenigen Enden, welche geschwefelt werden sollen, so lange unter beständigem Hin- und Herschieben erwärmt, bis alle Feuchtigkeit entwichen ist und die Enden derselben anfangen braun zu werden. Alsdann werden sie rasch in den daneben befindlichen Schwefel getaucht, wieder herausgenommen und der überflüssige noch flüssige Schwefel, durch eine kräftige Bewegung abgeschleudert. Waren die Spitzen der Hölzchen zu kalt, oder der Schwefel überhitzt (in letzterem Falle wird der Schwefel zähe und dickflüssig), dann finden wir an den erkalteten Hölzchen dicke Köpfe von Schwefel, welche bei der geringsten Reibung leicht abspringen und das gefährliche Umherspritzen der Phosphorköpfchen theilweise bedingen, weßhalb auch auf diesen Theil der Fabrication große Sorgfalt zu verwenden ist. Auch wirken die zu großen Schwefelmengen beim Entzünden keineswegs vortheilhaft auf den menschlichen Organismus, wie sich Jeder zu überzeugen schon oft Gelegenheit gehabt haben wird. Der hier verwendete Schwefel soll möglichst rein seyn und beim Verbrennen an der Luft kaum einen merklichen Rückstand lassen. Auf eine Verunreinigung mit Arsen ist besonders zu achten. Der im Handel vorkommende sicilianische Stangenschwefel entspricht gewöhnlich allen billigen Anforderungen. Das Fetten zur Darstellung der sogenannten Wiener Salonhölzer wird ganz auf dieselbe Art wie das Schwefeln ausgeführt, und ist hier besonders darauf zu achten, daß die zu fettenden Hölzer wo möglich noch viel sorgfältiger auf der heißen Gußplatte vorgewärmt werden, da ein am Ende des Hölzchens erstarrter Stearintropfen noch viel leichter als Schwefel zum Abspringen geneigt ist; es wäre daher im Interesse der Sicherheit dringend zu empfehlen, daß dieselben nach dem Erkalten nochmals ganz kurze Zeit auf die heiße Platte gegeben würden, wo dann diese Stearintröpfchen Gelegenheit finden, in das heiße Hölzchen einzudringen. – Beim Eintauchen der Hölzchen in's Stearinbad bemerkt man ein leichtes Aufwallen in letzterem, was mit einem zischenden Geräusch verbunden ist und an kochendes, mit Wasser vermengtes Fett erinnert. Dasselbe entsteht dadurch, daß das Stearin die noch in den Hölzchen enthaltene Feuchtigkeit verdrängt und dürfen dieselben erst aus dem Bade entfernt werden, wenn das Zischen ganz aufgehört hat. Wird diese Vorsichtsmaßregel versäumt, dann zieht die fertige Waare auf dem Lager leicht Feuchtigkeit an, wenn auch auf die Darstellung der Zündmasse die größte Sorgfalt verwendet wurde. Die nun so geschwefelten oder gefetteten Hölzchen gelangen von hier in die Massirküche, wo sie mit dem Phosphorköpfchen versehen werden. Bevor ich jedoch diesen Theil der Arbeit beschreibe, will ich auf die Anfertigung der Phosphorzündmasse und die Darstellung der hierbei verwendeten Rohmaterialien etwas ausführlicher eingehen. Die Hauptbestandtheile der Zündmasse sind neben dem Phosphor eine Reihe sauerstoffreicher Metalloxyde, als Blei- und Mangansuperoxyd (Braunstein), Mennige, Bleioxyd, Eisenoxyd (Englisch Roth) etc. Die eben erwähnten Körper wirken zugleich als färbende. Dann bedient man sich hauptsächlich eines Zusatzes von Salpeter, salpetersaurem Blei, chlorsaurem Kali und chromsaurem Kali; dieselben erhöhen durch ihren Sauerstoffgehalt die Entzündlichkeit der Phosphorzündmasse. Eine Beimischung von feinem Sand, gestoßenem Glas, Bimsstein etc., dient theils dazu die Masse consistenter zu machen, theils aber auch dazu, um als feste rauhe Körper, die Entzündung des Phosphors beim Anreiben zu beschleunigen, jedoch ist diese Wirkung nur eine mechanische zu nennen. Als Bindemittel endlich dient entweder Gummi oder Leim. Der Phosphor ist der wichtigste Bestandtheil der Zündmasse und ist es ganz unerläßlich, daß er in der rechten Menge vorhanden sey, da zu viel Phosphor eben so nachtheilig als zu wenig wirkt. Abgesehen von dem Umstande, daß eine zu große Phosphormenge die Zündmasse unnöthig vertheuert, macht sie in einzelnen Fällen sogar die Entzündung der Hölzchen ganz unmöglich, da die sich bei der Verbrennung hier im Uebermaße bildende Phosphorsäure die zu entzündende Masse mit einem glasartigen, zerfließlichen Ueberzuge bedeckt, der die Entzündung des Holzes oft vollständig verhindert. – Bei der Bereitung der Zündmasse ist darauf zu achten, daß eine Temperatur von 45–50°C., welche sich sehr leicht in einem geeigneten Wasserbade herstellen läßt, eingehalten wird; überschreitet man diese, dann ist stets eine Entzündung der obenauf schwimmenden Phosphorkügelchen zu befürchten. Die durch diese Verbrennungen gebildete Phosphorsäure aber hat stets das Bestreben aus der Luft Feuchtigkeit anzuziehen, was die Qualität der mit solcher Masse hergestellten Waare sehr beeinträchtigt. – Der im Handel vorkommende Phosphor wird zum größten Theile aus England bezogen; nur selten ist derselbe mit Phosphoroxyd, Kohle oder in die Vorlage übergerissenen Theilen eines Kalksalzes verunreinigt und in seiner Qualität zur Bereitung der Zündmassen nicht geeignet. Ein vollkommen reiner Phosphor ist, wenn er dem Sonnenlichte nicht ausgesetzt war, stets farblos und durchsichtig; hat er aber ein grünliches oder bräunliches Ansehen, dann ist er mit Arsen verunreinigt, welches von der zu seiner Darstellung verwendeten Schwefelsäure stammt. Derselbe sollte zu diesem Zwecke nicht verwendet werden. Der zur Zündmasse verwendete Salpeter muß frei von allen Chlorsalzen seyn, da letztere an der Luft Feuchtigkeit anziehen und die Qualität der damit dargestellten Zündmassen sehr beeinträchtigen. Man erkennt diese Verunreinigung leicht, wenn man in eine klare Lösung des Salpeters einige Tropfen salpetersaures Silber gibt, durch die alsdann entstehenden käsigen Flocken, welche am Sonnenlicht rasch schwarzgrau werden. Häufig ist derselbe auch durch leicht zerfließende Kalk- oder Magnesiasalze verunreinigt. Der Fabrikant hat aber ein sicheres Mittel sich von der Gegenwart dieser Verunreinigungen rasch zu überzeugen, wenn er eine kleine Menge Salpeter in der Reibschale zerreibt, über dem Wasserbade bei etwa 50°C. austrocknet und hiervon eine abgewogene Partie auf einem flachen Teller der Luft aussetzt; nimmt derselbe nach einiger Zeit an Gewicht zu, was durch eine Aufnahme der atmosphärischen Feuchtigkeit bedingt ist, dann muß er durch Umkrystallisiren von diesen Verunreinigungen befreit werden. Ein weiteres, häufig verwendetes Salz ist das chlorsaure Kali. Bei der Anwendung desselben ist die größte Sorgfalt zu empfehlen; wird dasselbe nämlich mit brennbaren Körpern, als Kohle, Schwefel, Schwefelantimon etc. gerieben, dann verursacht es Detonationen, welche selbst bei geringen Mengen höchst gefährlich werden können. Bringt man gar dieses Salz in trockenem Zustande mit der bereiteten Phosphorzündmasse in Berührung, dann entstehen Explosionen der furchtbarsten Art. Nur in ganz geübter Hand sollte daher die Anwendung dieses höchst gefährlichen Salzes, und da auch nur seine Auflösung in Wasser, bei der Bereitung der Phosphorzündmasse erlaubt seyn. – Am gewöhnlichsten ist dieses Salz mit an der Luft sehr leicht zerfließlichem Chlorkalium verunreinigt, was, wie schon beim Salpeter angegeben, leicht nachzuweisen ist. Durch Umkrystallisiren wird es hiervon leicht getrennt. Die noch übrigen in der Feuerzeugfabrication verwendeten Metalloxyde und Erden kommen gewöhnlich in einem genügenden Grade der Reinheit im Handel vor und dürfte nur noch auf das Minium beim Einkaufe etwas Sorgfalt zu verwenden seyn. Dasselbe ist oft mit Eisenoxyd, rothem Bolus und Ziegelmehl verunreinigt. Diese Körper bleiben beim Auflösen in warmer, verdünnter Salpetersäure, welcher etwas Zucker beigefügt ist, zurück. Schließlich soll noch erwähnt werden, daß die Metalloxyde zur Darstellung guter Zündmassen von großer Wichtigkeit sind; dieselben sollen nämlich durch Abgabe ihres Sauerstoffes die Entzündlichkeit des Phosphors nicht allein erhöhen, sondern hauptsächlich das Fortbrennen der entzündeten Masse befördern und will ich hier nur noch bemerken, daß braunes Bleisuperoxyd etwa 13 1/2, Braunstein aber 36 1/2 und Mennige 8–9 Proc. Sauerstoff enthält, weßhalb es in dem Interesse der Herren Fabrikanten liegen dürfte, dem wohlfeileren und dabei sauerstoffreicheren Braunsteine eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Stets muß aber bei der Anwendung des einen oder des anderen dieser Körper darauf Bedacht genommen werden, daß sie sich im Zustande der höchsten Körperfeinheit befinden. Wir kommen nun zu den beiden letzten Körpern, dem Leim und dem Gummi; dieselben dienen als Verdickungsmittel der Phosphormasse und hängt von der glücklichen Wahl dieser beiden Körper sehr das Gelingen einer guten Masse ab. Der Leim. Man sollte sich zur Darstellung der Zündmassen nur des cölnischen oder auch Wormser Leimes bedienen, deren Qualität stets ausgezeichnet ist und niemals ein Gerinnen der Masse befürchten läßt. Obgleich man bis heute noch sehr viele Massen mit dem weit theureren Gummi darstellt, wird bei dem stets steigenden Preise des letzteren die Zeit nicht mehr ferne seyn, in welcher der Leim das Gummi wohl ganz verdrängt haben wird. Damit der Leim sich stets gleichmäßig auflöse, quelle man die abgewogene Menge desselben 24 Stunden, bevor er verwendet werden soll, in wenig kaltem Wasser auf; derselbe hat nach dieser Zeit seine Form nicht verändert, ist aber voluminöser geworden und zeigt bis in seinen Kern die Eigenschaften einer Gallerte. Im Uebrigen glaube ich, daß die Eigenschaften eines guten Leimes, die sich durch seinen glänzenden splittrigen Bruch, seine hell bierbraune Farbe, seine Durchsichtigkeit und Geruchlosigkeit äußerlich bekunden, hinreichend bekannt sind und wende mich nun zu dem zweiten Verdickungsmittel, dem Gummi arabicum. Leider ist seit längerer Zeit der Bezug einer reinen Waare durch den stets steigenden, außerordentlich hohen Preis desselben für diesen Zweck fast unmöglich geworden und die statt dessen nun verwendeten Sorten und Surrogate sind nach meinem Dafürhalten eine der Hauptursachen der gegenwärtig leider zu häufigen Verbrennungen mit Phosphorzündhölzchen, da nämlich zur Darstellung der Wiener Salonhölzer eine sehr scharf brennende Gummimasse von jeher verwendet wurde und es sich leicht nachweisen läßt, daß gerade in Wien und seiner Umgebung, wo diese Salonhölzer so sehr beliebt sind, der Hauptherd aller dieser Unglücksfälle zu suchen ist. Das echte und zu diesem Zwecke einzig verwendbare Gummi arabicum besteht aus linsen- bis wallnußgroßen, unregelmäßigen, außen unebenen Stücken. Sie sind mattglänzend und durchscheinend, von fast weißer bis bräunlicher Farbe. Die Stücke dieses Gummis sind sehr spröde, in viele unregelmäßige Theile geklüftet, auf dem Bruche glasartig, uneben, oft auch regenbogenartig glänzend. Das arabische Gummi ist in kaltem Wasser langsam, aber vollständig löslich; die Lösung ist ganz klar und dickschleimig, aber keineswegs gallertartig. Sie besitzt eine große Bindekraft. Im Handel unterscheidet man, je nach der Farbe und Güte, mehrere Sorten arabischen Gummis und nennt Maturelwaare das in verschiedener Qualität gemischte, sortirtes Gummi die geringe, mehr oder weniger farbige Sorte und weißes oder ausgelesenes Gummi die reinsten und fast ganz weißen Sorten. – Die mit diesem Gummi bereitete Masse muß emulsionsartig, ganz gleichmäßig und zähe seyn, es dürfen sich keine unzertheilbaren Fäden oder gar Gerinnsel in derselben finden. Ein trockenes Hölzchen muß eine glatte Oberfläche haben und sich beim Anstreichen entzünden, ohne leicht abzuspringen. Das Senegalgummi, welches gegenwärtig sehr häufig als Surrogat verwendet wird, erinnert in seinem Aeußeren leicht an das Harz der Kirschbäume; es hat eine größere Durchsichtigkeit als das arabische Gummi und einen mehr glatten, großmuscheligen Bruch; dasselbe hat in seinem Inneren oft thränenartige Höhlungen. Es fühlt sich oft feucht an und löst sich viel langsamer in kaltem Wasser; die Lösung ist trübe und gallertartig, und besitzt eine viel geringere Bindekraft. Eine hiermit bereitete Masse gerinnt oft in ganz kurzer Zeit und von den hiermit angefertigten Hölzern springen die Köpfchen schon bei der geringsten Reibung oft ab, weßhalb der Fabrikant in diesem Falle darauf bedacht seyn muß, eine viel schärfere, d.h. feuergefährlichere Masse darzustellen. Es ist dieß Grund genug, dieses Gummi ganz aus der Feuerzeugfabrication zu verdrängen und durch den billigeren, zweckentsprechenden Leim zu ersetzen. Außer dem Senegalgummi werden noch andere Sorten zu demselben Zwecke in den Handel gebracht, aber alle diese Surrogate haben mit letzterem die gemeinschaftliche Eigenschaft, daß ihre Lösungen ebenfalls gallertartig gerinnen und zu unserem Zwecke untauglich sind, weßhalb sie sämmtlich nicht empfohlen werden können. – Wir wenden uns jetzt zur Darstellung der Zündmasse selbst. Je nachdem Leim oder Gummi als Bindemittel angewendet wird, ist die Bereitung der Masse etwas verschieden. Im ersteren Falle gibt man den (wie schon früher angegeben) zuvor geweichten Leim in ein tiefes, kupfernes Kesselchen, das nach oben etwas enger seyn soll und läßt den Leim bei etwa 55–60°C. darin vergehen. Diese Arbeit wird nicht über freiem Feuer, sondern im Wasserbade ausgeführt; nachdem der Leim vergangen, wird das kupferne Gefäß aus dem Wasserbade genommen, in ein festes Gestell gesetzt und der Phosphor unter beständigem Umrühren allmählich eingetragen. Wie schon erwähnt, ist der Phosphor bei einer Temperatur von 40° schon flüssig und soll bei der Massebereitung dieselbe 45° nie übersteigen, damit die etwa auf die Oberfläche getretenen Phosphorkügelchen sich nicht entzünden. Ist letzterer Fall dennoch eingetreten, dann löscht man den Phosphor am besten mit einem an einen Stiel gebundenen Schwamme, der sich stets in einem Gefäße mit kaltem Wasser zur Hand befinden muß. Sinkt aber die Temperatur unter 40° und der Phosphor fängt an wieder zu erstarren, dann ist dieß sehr leicht an dem sandigen Gefühle zu bemerken, welches bei dem Reiben mit der Keule auf dem Boden des Gefäßes wahrgenommen wird. In diesem Falle ist dafür Sorge zu tragen, daß die erforderliche Temperatur sofort wieder hergestellt wird. Durch ununterbrochenes Rühren vertheilt sich der Phosphor bald in der zähflüssigen Masse und bildet mit derselben eine weiße Emulsion. Die Arbeit ist als beendet zu betrachten, wenn diese Emulsion bei fortgesetztem Rühren nicht mehr weißer wird. Es werden nun die übrigen Körper unter beständigem Durcharbeiten nach und nach zugesetzt, wobei auf die vorgeschriebene Temperatur stets Rücksicht zu nehmen ist. Die Phosphormasse und zuletzt so lange gerührt, bis sie anfängt zu erstarren, da im anderen Falle auf der Oberfläche sich eine Haut bilden würde. Das Verfahren bei der Bereitung einer Gummimasse ist nicht wesentlich verschieden und soll später beschrieben werden. Eine gut bereitete Zündmasse bildet eine gleichförmige, zähe, fast fadenziehende Mischung; in der an der Keule abfließenden Masse dürfen sich durchaus keine Knötchen zeigen, was auf eine unvollkommene Vertheilung der zugesetzten Körper schließen ließe. Zum vollständigeren Verständniß folgt hier die genaue Bereitungsart einer Zündmasse für Wiener Salonhölzer. Dieselbe wird dargestellt aus: 2,75 Pfd. Phosphor, 5,50 Pfund Gummi arabicum, 21 Pfd. Mennige, 13 Pfd. chemisch reiner Salpetersäure von 40° B., 0,25 Pfd. bestem Kienruß, 1 Pfd. Braunstein, 2 bis 3 Pfund Salpeter, 0,5 Pfund venetianischem Terpenthin und 1 Loth Bleiweiß. Es werden 20 Pfd. der angegebenen Menge Miniums, bevor man sie mit der Salpetersäure in Hyperoxyd verwandelt, mit dem Kienruß auf's Sorgfältigste gemengt und durch ein feines Sieb geschlagen; alsdann wird das so vorbereitete Minium in einer entsprechend großen Porzellanschale mit der erforderlichen Menge Wasser zu einem homogenen Teig verarbeitet, wobei sehr darauf zu achten, daß jedes Partikelchen des Miniums gleichmäßig von Wasser durchdrungen ist, weil sonst die Masse unfehlbar Knötchen bekommen würde. Nun setzt man nach und nach unter beständigem Durcharbeiten die Salpetersäure zu, hüte sich aber, daß die Masse, bei zu heftigem Aufschäumen, nicht übersteige und warte mit dem Zusatz einer neuen Menge Salpetersäure stets so lange, bis das Aufschäumen vorüber ist. Man bringt alsdann die Porzellanschale auf ein Wasserbad, erhitzt bis zu etwa 60°C. und setzt alsdann nach und nach das letzte Pfund Minium zu, um die etwa noch vorhandene, freie Salpetersäure abzustumpfen. Wenn das Aufschäumen ganz nachgelassen, verdünnt man mit so viel Wasser, daß das Ganze ziemlich dünnflüssig wird und gibt es noch heiß auf einen Spitzbeutel. Die Porzellanschale wird mit etwas heißem Wasser ausgespült, der Inhalt ebenfalls auf den Spitzbeutel gebracht und nach dem Ablaufen gelinde ausgepreßt. – Zu dieser ganzen Arbeit sind etwa 4 Pfund Wasser erforderlich. – Von dem in der Vorschrift angegebenen Quantum Gummi werden nun 4,5 Pfd. abgewogen und mit der erforderlichen Menge Wasser bei einer Temperatur von 40–45° zu einem gleichmäßigen, zähen Teig verarbeitet; alsdann wird unter beständigem Umrühren der Phosphor nach und nach eingetragen und weiter verfahren, wie schon angegeben. Ist der Phosphor ganz vertheilt, dann trägt man das Bleihyperoxyd nach und nach ein. Die vorgeschriebene Menge Braunstein, Salpeter und Bleiweiß, sowie das noch übrige Pfund Gummi werden, innig gemengt, nun ebenfalls der Masse zugesetzt und zuletzt der venetianische Terpenthin untergerührt. Die nun fertige Masse wird kalt gerührt; sollte dieselbe zu zähe seyn, dann verdünnt man mit so viel warmem Wasser, daß beim Herausnehmen der Reibkeule die von derselben abfließende Masse so lange auf der Oberfläche der Hauptmasse stehen bleibt, als nothwendig ist, einen Schriftzug hiermit nachzuahmen. Man soll nie mehr als für einen Tag Masse vorbereiten. Eine so bereitete Masse entspricht allen billigen Anforderungen und liefert eine schöne dauerhafte Waare. Es ist nicht rathsam die fertigen Zündhölzchen mit bunten Farben anzustreichen, sondern man versieht sie am besten mit einem Lacküberzug, der bereitet wird, indem man in 1 1/2 Maaß Alkohol 1 Pfd. gebleichten Schellack, 3 Pfd. hellstes Colophonium, 6 Loth venetianischen Terpenthin, 2 Loth Kampher, 12 Loth Benzoeharz, 1/2 Loth Lavendelöl und 1/2 Pfd. Leinölfirniß bei gelinder Wärme zur Lösung bringt. Leider aber birgt selbst das beste Phosphorzündhölzchen im täglichen Gebrauche sowohl als auch bei der Fabrication eine so große Reihe von Gefahren in sich, daß es an der Zeit ist ernstlich zu erwägen, ob man nicht im Stande ist, denselben dauernd vorzubeugen. Ich erinnere nur daran, wie viel Unglücksfälle schon entstanden, seitdem der Phosphor, als die jetzt fast einzige Quelle des Feuers, zu einem der gewöhnlichsten Bedürfnisse des alltäglichen Lebens geworden ist; – wie viel Verbrechen mit diesem äußerst gefährlichen Giftstoffe schon ausgeführt wurden, seitdem er in Form von Phosphorfeuerzeugen Jedermann zugänglich gemacht wurde! Bei den Arbeitern endlich, welche den Wirkungen der Phosphordämpfe ausgesetzt sind, stellen sich, wie Dr. Roussel und mehrere deutsche Aerzte schon lange beobachtet haben, nicht nur mehr oder minder starke Affectionen der Respirationsorgane ein, sondern auch solche des Zahnfleisches und der Kinnbackenknochen, ja es scheint, besonders bei schwächlichen Individuen, oft eine vollständige Lähmung, – bei unausgewachsenen Kindern eine Verkümmerung im Wachsthum in Folge dieser furchtbaren Krankheit einzutreten. Es konnte daher nicht ausbleiben, daß die betreffenden Regierungen diesem Gegenstand die gebührende Aufmerksamkeit schenkten. Vor Allem wurde dafür Sorge getragen, daß in den Arbeitsräumen dieser Fabriken eine zweckentsprechende Luftventilation eingeführt wurde, die Arbeiter selbst hielt man zur größten Reinlichkeit an, man trennte die Arbeitsräume, in denen mit Phosphormasse und fertigen Zündhölzchen gearbeitet wird, und hoffte so die Krankheit theilweise zu localisiren. Als ein sehr gutes Mittel gegen diese Krankheit wurde von competenter Seite empfohlen, in den Arbeitssälen flache Teller mit Aetzammoniak oder mit einem befeuchteten Gemenge von Salmiakpulver und Aetzkalk aufzustellen; allein nur zu selten kann man die Anwendung dieses Mittels in den Fabrikräumen constatiren. – Eine ähnliche Wirkung wurde beim Terpenthinöl beobachtet, indem es sich zeigte, daß wenn man in einem mit Phosphordämpfen geschwängerten Raume dieses Oel in flachen. Gefäßen aufstellte, die Phosphordämpfe verzehrt werden und jedes Leuchten des Phosphors aufhört, ohne daß dessen Güte beeinträchtigt wird. Von letzterer Erfahrung ausgehend, machte ich schon vor mehreren Jahren eine Reihe von Versuchen, deren Ausgangspunkt dahin führte, daß schon der fertigen Phosphormasse die erforderliche Menge venetianischen Terpenthins (der den Zweck ebenfalls vollständig erfüllt) zugesetzt wurde. – Auf 100 Pfd. fertige Masse reichen 16 Pfd. venetianischer Terpenthin vollständig aus. Die Anwendung dieses Mittels hat noch den großen Vortheil, daß die Hölzchen auf die einfachste und billigste Weise mit einem wasserdichten Ueberzuge versehen werden; der Einwand aber, daß diese Hölzchen bei der Fabrication etwas langsam trocknen, ist gar nicht zu beachten. Allein alle diese Mittel bieten am Ende keine absolute Sicherheit und ist man seit längerer Zeit ernstlich darauf bedacht, den gewöhnlichen Phosphor wieder ganz aus dem täglichen Verkehre zu verbannen. Wir können es daher wirklich als einen großen Triumph der Wissenschaft begrüßen, daß die Mittel und Wege, welche zu diesem Ziele führen müssen, schon heute so genau bekannt und erforscht sind, daß es nur des ernstlichen Willens eines auf geklärten Publicums bedarf, um diesen höchst giftigen und gefährlichen Körper wieder in die engeren Grenzen seines früheren Verbrauchs zurückzuführen. Wir verdanken nämlich bekanntlich dem Professor Schrötter in Wien die merkwürdige Beobachtung, daß sich der gewöhnliche Phosphor, einige Zeitlang einer Temperatur von 250–260°C. ausgesetzt, ohne etwas aufzunehmen oder abzugeben, in eine rothe Modification verwandelt, welche die Haupteigenschaften des gewöhnlichen Phosphors, als Flüchtigkeit, Schmelzbarkeit und Entzündlichkeit bei niederer Temperatur, nicht mehr besitzt und dabei die giftigen Eigenschaften des gewöhnlichen Phosphors ganz verloren hat. Das heißt mit anderen Worten, der gewöhnliche Phosphor hat durch diese Erhitzung eine vollständige Umwandlung in seiner ganzen Natur und in seinen gesammten Eigenschaften Mitten; so daß es dem unkundigen Laien schwer fallen dürfte, in dem rothen, ziemlich harten und geruchlosen Körper den gewöhnlichen Phospor, aus dem er entstanden, wieder zu erkennen. Seine höchst vortheilhafte Verwendung in der Feuerzeugfabrication beruht aber darauf, daß er in Berührung mit chlorsaurem Kali und einer Reihe von anderen geeigneten Körpern sich mit großer Energie entzündet und deßhalb zur Feuerzeugfabrication vortrefflich geeignet erscheint, ohne dabei irgend eine der höchst gefährlichen Eigenschaften des gewöhnlichen Phosphors zu besitzen. Die mit dem amorphen Phosphor dargestellten sogenannten Antiphosphorfeuerzeuge sind nämlich so eingerichtet, daß der amorphe Phosphor, getrennt von der übrigen Zündmasse, auf dem Deckel der Schachtel angebracht ist, während das chlorsaure Kali mit den anderen Körpern sich an den Hölzchen befindet. Es sind daher hier die zur Entzündung erforderlichen Stoffe so von einander getrennt, daß erst im Momente ihres Zusammenkommens (der Reibung) eine Entzündung eintritt. Es bieten diese Hölzchen für sich allein nicht die geringste Feuersgefahr dar, da man die mit der Reibfläche versehenen Deckel in jeder Wohnung so anbringen kann, daß sie Kindern unzugänglich sind. Es sind daher Feuersbrünste, wie dieselben bei den gewöhnlichen Phosphorzündhölzchen, durch Umherschleudern auf den Fußböden, durch fahrlässiges Spielen der Kinder etc. nur zu häufig entstehen, hier ganz unmöglich geworden. Zugleich aber auch wäre durch deren Einführung eine Garantie gegen die schon früher erwähnten Knochenkrankheiten der Arbeiter in Zündholzfabriken geboten. Schließlich will ich hier einige Vorschriften für Antiphosphorfeuerzeuge geben, die bei genauer Befolgung aller gegebenen Vorsichtsmaßregeln eine ganz vortreffliche Waare liefern. Antiphosphorsalonhölzer: 11 Thl. chlorsaures Kali, 1,5 Thl. Glaspulver, 1,5 Thl. Schwefelkies, 1 Thl. Braunstein, 2 Thl. 2fach-chromsaures Kali werden mit einer Gummilösung, welche aus 1 Theil arabischem Gummi und 2 Theilen Wasser bereitet wurde, in einem eisernen Kesselchen, mit einer hölzernen Keule zu einer höchst plastischen, zarten Masse verarbeitet und die hiermit gefertigten Hölzer mit dem früher beschriebenen Firniß überzogen. Das Gummi wird über Nacht geweicht und ist dafür zu sorgen, daß nicht mehr Masse angefertigt, als gerade in einem Tage verarbeitet wird. Als Reibfläche dient eine nach folgender Vorschrift bereitete Mischung: 9 Thl. amorpher Phosphor, 7 Thl. Schwefelkies, 3 Thl. Glas und 1 Thl. Leim. – Die Reibfläche wird auf die mit englischem Roth überzogenen Schachteldeckel aufgetragen. Dieselbe darf nicht zu stark im Leime seyn und ist es im Gegentheile besser, wenn sie nach dem Trocknen matt erscheint. Die Reibfläche eines Schachteldeckels reicht vollständig aus, alle in der Schachtel enthaltenen Hölzchen sicher zu entzünden; sollte ihre Zündkraft nachlassen, dann braucht man den Deckel nur mit einem befeuchteten Schwämmchen aufzureiben. Das im Handel vorkommende chlorsaure Kali ist stets mit Chlorkalium verunreinigt und wird dasselbe, um es hiervon zu befreien, wie schon früher angegeben, behandelt. Oft reicht es schon hin, wenn es in einer steinernen Reibschale mit einer steinernen Keule zum feinsten Pulver gerieben und auf einem Spitzbeutel so lange mit reinem Wasser ausgewaschen wird, bis eine ablaufende Probe mit salpetersaurem Silber keinen Niederschlag mehr gibt. Der Vorsicht halber wird dasselbe beim Reiben stets angefeuchtet. Glaspulver und Braunstein müssen außerordentlich fein geschlämmt werden, ebenso der Schwefelkies. Der Braunstein muß frei von kalkigen oder erdigen Bestandtheilen seyn. Der Schwefelkies wird nach dem Schlämmen so lange auf dem Spitzbeutel mit reinem (am besten destillirtem) Wasser ausgewaschen, als noch eine Reaction auf Schwefelsäure wahrgenommen wird und bei einer Temperatur von 45–50°C. rasch getrocknet und an einem trockenen Orte aufbewahrt. Die Prüfung auf Schwefelsäure ist leicht mit einigen Tropfen einer Chlorbaryumlösung auszuführen, welche in einem schwefelsäurehaltigen Wasser einen schweren weißen Niederschlag hervorbringt. Auch das chromsaure Kali wird fein gerieben und wie das chlorsaure Kali behandelt. Soll nun die Masse bereitet werden, dann gibt man das Glaspulver, den Braunstein, Schwefelkies und chromsaures Kali in den vorgeschriebenen Gewichtsverhältnissen zusammen und mischt ganz innig, zuletzt setzt man das chlorsaure Kali zu und sorge dafür, daß das Ganze, ohne Druck und Stoß, mit einer hölzernen Keule gleichmäßig gemischt wird; man setzt dann die erforderliche Menge Gummilösung zu und verarbeitet zu einer zarten Masse. Es ist wohl darauf zu achten, daß die Gefäße, in welchen die Masse bereitet wird, stets ganz rein sind, besonders aber sich keine Spur einer früher bereiteten und nun eingetrockneten Masse in denselben befinde, da sonst eine Selbstentzündung leicht erfolgen kann. Ueberhaupt kann es nicht genug empfohlen werden, daß die zum Reiben des chlorsauren Kalis verwendete steinerne Reibschale nur einzig für diesen Zweck bestimmt ist, auch ist es gut, wenn das Reiben und Auswaschen desselben in einem abgesonderten, möglichst staubfreien Raume vorgenommen wird. Statt des Glaspulvers kann man mit Vortheil die auf chemischem Wege dargestellte Kieselsäure anwenden. Für geschwefelte Antiphosphorzündhölzer ist folgende Vorschrift zu empfehlen: 10 Thl. chlorsaures Kali, 2 Thl. Glaspulver, 1 Thl. Braunstein, 2 Thl. Schwefelkies, 1 Thl. 2fach chromsaures Kali. Die Reibfläche bleibt die schon früher angegebene.