Titel: Neues Verfahren der Zubereitung von Oelfarben zum Anstriche für Gebäude; von Hugoulin, Ober-Apotheker der französischen Marine, in Cherbourg.
Fundstelle: Band 187, Jahrgang 1868, Nr. C., S. 426
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C. Neues Verfahren der Zubereitung von Oelfarben zum Anstriche für Gebäude; von Hugoulin, Ober-Apotheker der französischen Marine, in Cherbourg. Aus Les Mondes, t. XV p. 720; December 1867. Hugoulin, Darstellung der Oelfarben zum Anstriche für Gebäude. Dieses Verfahren gestattet binnen wenigen Stunden jede beliebige Menge von Anstrichfarben ohne alle anderen Geräthe, als einfache, aus Holz oder Metall bestehende Baijen oder Kufen voll hinlänglicher Größe, für den Gebrauch fertig zuzubereiten. Die am häufigsten angewendeten Anstrichfarben für Gebäude etc., durch welche Holz sowohl, wie Metalle am längsten conservirt werden, haben zur Grundlage Bleiweiß, Zinkoxyd, Mennige und Kienruß. Die mit diesen Stoffen bereiteten Oelfarben sind nicht wie die außerdem angewendeten bloße Gemische von trocknenden Oelen mit pulverförmigen Mineralstoffen, sondern innige, den Hydraten analoge Verbindungen, in denen die beiden Bestandtheile sich mit einander vereinigenDurch Flächenwirkung.A. d. Red., ohne daß eine doppelte chemische Zersetzung stattfindet. Dieses Grundprincip der uns beschäftigenden Frage läßt sich durch einen von Jedermann leicht zu wiederholenden Versuch nachweisen. Man bereitet in einem gläsernen oder irdenen Gefäße einen dünnen, recht homogenen Teig aus Wasser und einer Quantität einer der nachstehenden, als feines Pulver anzuwendenden Substanzen: auf 1000 Grm. weißes Zinkoxyd nimmt man 300 bis 350 oder 400 Grm. Wasser.   „     „      „    graues       „           „       „ 150 bis 180 Grm. Wasser,   „     „      „    Bleiweiß                „       „ 150 bis 180    „          „   „     „      „    Mennige                „       „   50 bis   60    „          „   „     „      „    Kienruß                 „       „ etwa 1000      „          „ Zu dieser Milch fügt man die zur Darstellung einer consistenten Farbe erforderliche Menge Leinöl, eher weniger als mehr, und rührt dann mittelst eines Spatels, Löffels oder Messers etc. einige Minuten lang um, wodurch sich das Oel mit dem Metalloxyde verbindet. Das darüberschwimmende, vollkommen klare Wasser decantirt man, was ohne Schwierigkeit zu bewerkstelligen ist, und knetet die zurückbleibende Masse in ähnlicher Weise wie frischgeschlagene Butter durch, um alles Wasser aus derselben zu entfernen. Schließlich bleibt eine schmierige Masse zurück, welche, wenn sie verwendet werden soll, mit so viel Oel verdünnt wird, daß sie sich mittelst des Pinsels auftragen läßt. Diese Farbe ist nun, wie die Abscheidung des Wassers beweist, eine wirkliche Verbindung, und zeigt auch ganz das Ansehen einer solchen. Wollte man andere Mineralsubstanzen, z.B. Ocker, Erdfarben, Kupferverbindungen etc., auf die angegebene Weise behandeln, so würde sich kein Wasser abscheiden und man erhielte, das Umrühren und Durcharbeiten der Masse mag noch so lange fortgesetzt werden, immer nur ein Gemenge der drei angewendeten Substanzen (Farbmaterial, Wasser und Oel). Eine Verbindung bildet sich nur bei Anwendung von Bleiweiß, Mennige, weißem und grauem Zinkoxyd, Chromgelb und Kienruß, wodurch der Vorzug erklärlich wird, den man diesen Farben gewöhnlich gibt, nachdem durch die Praxis ihre Wirksamkeit als schützende Decke für Holz und Metalle erwiesen worden ist. Das Verfahren zur Darstellung derartiger Oelfarben für Anstriche, im größten wie im kleinsten Maaßstabe, ist folgendes: Die Mennige, das Zinkweiß, das Zinkgrau, das Bleiweiß und das Chromgelb werden mittelst eines hölzernen Spatels oder eines maurerkellenartigen Instrumentes in pulverförmigem Zustande, wie diese Substanzen jetzt im Handel vorkommen, mit Wasser zu einem Teige durchgearbeitet und dieser wird dann durch Zusatz von mehr Wasser zu einem dünnen Brei oder einer Milch verdünnt, welche man durch ein seidenes Sieb laufen läßt. Die angewendete Menge des Wassers ist gleichgültig; dieselbe kann ziemlich bedeutend seyn, damit die Milch flüssig genug wird, um rasch das Sieb passiren zu können. Auf letzterem bleibt nur eine geringe Menge, etwa 1 Proc. von der Farbsubstanz, welche nicht fein genug zertheilt worden war und für die nächste Operation zurückgelegt wird, nebst allen fremdartigen Beimengungen, Stückchen von Holz, Papier, Metallen etc. zurück, so daß die Farbe von denselben gereinigt wird, – ein Vortheil, der weder durch die Reibmaschinen mit Walzen, noch durch den Reibstein mit Läufer erreicht wird. Den in einen beliebigen Behälter geflossenen Farbebrei läßt man ruhig stehen, bis die Farbe sich vollständig abgesetzt hat, wozu mehrere Stunden, selbst einige Tage erforderlich sind. Dann entfernt man das über dem Farbmaterial stehende Wasser durch Decantiren, oder mittelst eines Hebers, gießt nun die erforderliche Menge Oel – aber, wie schon bemerkt, eher zu wenig als zu viel – hinzu und rührt mehrere Minuten lang um. Die Verbindung zwischen dem Farbstoffe und dem Oele geht vor sich; der Teig ballt sich krümmelig zusammen und sinkt in dem Gefäße zu Boden; das über demselben stehende Wasser wird abgegossen, und dann wird der Farbeteig durchgeknetet, um alles noch zurückgebliebene Wasser auszudrücken. Man bewahrt ihn zum ferneren Gebrauche in cylindrischen Töpfen auf, ähnlich den von den Stubenmalern und Tünchern gewöhnlich angewendeten. Unmittelbar vor seiner Verwendung wird der Teig mit der nöthigen Menge Oel und Siccatif versetzt und bildet dann eine Oelfarbe von homogenem Korne und von einer Feinheit, welche nichts zu wünschen übrig läßt. Die durch Dampfkraft getriebenen Reibmaschinen mit Walzen liefern täglich höchstens 100 Kilogrm. fertiger Oelfarbe; mit dem Reibsteine und Läufer vermag ein Arbeiter in derselben Zeit höchstens den zwanzigsten Theil dieser Menge fertig zu bringen; in beiden Fällen läßt das Product noch Manches zu wünschen übrig. Bei Anwendung des im Vorstehenden beschriebenen Verfahrens präparirt ein Arbeiter binnen zwei Stunden, und fast ohne Werkzeug, über 100 Kilogrm. einer tadelfreien Oelfarbe. Uebrigens ist zu bemerken, daß hier keineswegs von Laboratorium-Versuchen die Rede ist; das neue Verfahren ist vielmehr in einem ziemlich bedeutenden Maaßstabe bereits zur Zubereitung mehrerer hundert Kilogr. Oelfarbe zum Anstreichen angewendet worden und hat stets ausgezeichnete Resultate gegeben. Wenn es weitere Verbreitung findet, wird man es vielleicht vortheilhaft finden, die Hydrate fabrikmäßig darzustellen, anstatt die Farbmaterialien in der jetzt gebräuchlichen Form von mehr oder weniger feinen Pulvern in den Handel zu bringen. Das Zinkgrau betreffend, müßte der aus demselben dargestellte Teig getrocknet, pulverisirt und dann trocken durch ein Sieb geschlagen werden, indem es sich bei dauernder Berührung mit Wasser vollständig oxydiren und in Folge dessen eine feste, in Oel nur schwierig sich lösende Masse bilden würde. Der Kienruß hat die größte Verwandtschaft zu trocknendem Oel. und bildet mit demselben einen Teig, welcher sich vom Wasser ebenso vollständig abscheidet, wie die mit Metalloxyden dargestellten Teige; er läßt sich aber durchaus nicht mit Wasser benetzen. Um diese Substanz hydratisiren, um sie mit Wasser zu einem Teige anrühren zu können, muß man sie zunächst mit einer geringen Menge Wasser, welches etwa 10 Proc. Alkohol enthält, anfeuchten. Man kann dazu schlechten Branntwein verwenden; doch erfüllt auch Wein diesen Zweck vollkommen, was für Weinländer von Interesse ist. Man rührt den Kienruß und die alkoholische Flüssigkeit mittelst einer Maurerkelle in einer Gilte zusammen, bis das Gemenge die Feuchtigkeit von frischem Schnupftabak angenommen hat; in dieser Form läßt sich derselbe vollständig in Wasser vertheilen und durch das Seidensieb schlagen, so daß die ihm beigemengten Verunreinigungen auf dem Siebboden zurückbleiben. Man läßt dann absetzen, decantirt das über dem Kienruß stehende Wasser und mengt ersteren mit der erforderlichen Oelmenge auf dieselbe Weise, wie es für die färbenden Metalloxyde angegeben worden; die Farbe ballt sich zusammen und scheidet das in ihr enthaltene Wasser aus.