Titel: Ueber Bestimmung des Aschengehaltes der Rohzucker; von E. Boivin und D. Loiseau.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XXV., S. 68
Download: XML
XXV. Ueber Bestimmung des Aschengehaltes der Rohzucker; von E. Boivin und D. Loiseau. Nach dem Journal des fabricants de sucre vom 6. Februar 1868. Boivin u. Loiseau, über Bestimmung des Aschengehaltes der Rohzucker. Bekanntlich hat die Scheibler'sche Methode, die Rohzuckerproben unter Zusatz von Schwefelsäure einzuäschernZeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1864 S. 188; Jahresbericht für Zuckerfabrication, IV S. 221.Das Verfahren ist folgendes: In kleinen runden Platinschalen mit flachem Boden von etwa 16 bis 18 Linien Durchmesser und 5 Linien hohen, etwas schräge aufstehenden Seitenwänden, die an einer Stelle mit einer seitlich abgebogenen Griffplatte versehen sind, wägt man sich circa 1, 5 Grm. des zu untersuchenden, vorher aus einer gut durchgemischten größeren Durchschnittsprobe entnommenen Zuckers ab und betröpfelt diese, auf dem Boden des Platingefäßes ausgebreitete Probe mit 10–15 Tropfen concentrirter reiner Schwefelsäure. Diese so vorbereitete Probe bringt man in eine mit einer Abzugsröhre versehene Muffel, erhitzt anfangs gelinde und dann stärker, bis die Asche kein Glimmen mehr zeigt, was je nach der Feuerung (wozu sich trockenes Holz am besten eignet) in etwa ½ bis ¾ Stunde der Fall ist. Der Zucker bläht sich hierbei unter Entbindung von schwefliger Säure nur sehr wenig auf und man findet zuletzt eine in der Regel blendend weiße (mitunter von Eisenoxyd auch schwach röthlich gefärbte Asche), welche unmittelbar in derselben Platinschale, deren Tara bekannt ist, gewogen wird. — Diese Methode liefert also die basischen Bestandtheile der Asche des Zuckers in Form schwefelsaurer Salze; die Asche enthält daher nicht nur an Stelle der kohlensauren Salze die betreffenden Schwefelsäure-Verbindungen, sondern es sind auch die in dem Zucker vorhandenen Verbindungen, welche flüchtige unorganische Säuren, namentlich Chlorwasserstoffsäure enthalten, unter Austreibung dieser in schwefelsaure umgewandelt. Zahlreiche Parallelversuche haben herausgestellt, daß aus diesen Gründen die Resultate der Aschenbestimmungen nach der Schwefelsäure-Methode um 1/10 höher ausfallen als die nach der gewöhnlichen umständlichen Methode erzielten, so daß nach Verkleinerung derselben um 1/10 nahezu der gleiche Endwerth erhalten wird.A. d. Red., fast allgemein die bisher üblichen Aschenbestimmungsmethoden für Zucker, Syrupe u. s. w. verdrängt, da sie leicht und sicher auszuführen ist, vollkommene Veraschung gestattet und behufs Correction des Schwefelsäurezusatzes nur die Verminderung des Resultates um 1/10 erfordert. Da nun nach verschiedenen Angaben diese Methode nicht genau seyn, sondern je nach den verschiedenen Beobachtern u. s. w. verschiedene Aschengehalte derselben Rohzuckerproben ergeben haben soll und in Folge dessen das Vertrauen zu ihren Resultaten schwankend geworden ist, so haben die oben Genannten im Laboratorium der Raffinerie von A. Sommier u. Comp. eine Reihe von Versuchen angestellt, um festzustellen, ob und unter welchen Umständen diese Aschenbestimmungsmethode stets übereinstimmende Zahlen zu liefern vermöge. Es ergeben sich aus diesen Versuchen denn auch, wie man gleich erkennen wird, mit Sicherheit die Ursachen und die Grenzen der beobachteten Ungleichmäßigkeiten. Die Versuche geschahen stets mit 4 Grammen Substanz (Rohzucker oder Syrup). Die Verbrennung wurde in Platinschalen bewirkt, welche entweder der directen Hitze eines Bunsen'schen Gasbrenners ausgesetzt, oder in vier verschiedenen Muffeln geglüht wurden. Jede dieser Muffeln befand sich in einem kleinen cylindrischen von Wißnegg construirten Ofen, worin sie durch fünf Bunsen'sche Brenner zur erforderlichen Temperatur gebracht wurde. 1) Zunächst wurde ermittelt, daß bei der Einäscherung mit Schwefelsäure eines und desselben Zuckermusters in mehreren auf dieselbe Temperatur der anfangenden Glühhitze gebrachten Muffeln nur wenig variirende Aschenmengen erhalten werden. Die Richtigkeit dieser Thatsache folgt aus folgenden Zahlen: Gewicht der „schwefelsauren Aschen“Diese Bezeichnung möge hier der Kürze halber gestattet und ein Mißverständniß dürfte wohl nicht zu gewärtigen seyn.welche in verschiedenen, aber gleich ausgeführten Versuchen erhalten wurden. Zuckerprobe Nr. Muffel 1. Muffel 2. Muffel 3. Muffel 4. 1 Grm. 0,595 0,600 0,605 0,600 2 Grm. 0,775 0,770 0,775 0,775 3 Grm. 0,360 0,365 0,360 0,360 2) Eine zweite Versuchsreihe stellt den Einfluß dar, welchen eine von der anfangenden bis zur Hellroth-Glühhitze gesteigerte Temperatur auf das Resultat ausübt. Gewicht der schwefelsauren Aschen, wie es erhalten wurde im Ofen 1. 2. 3. 4. Rohzuckerprobe Nr. Anfang. Glühhitze. Dunkelrothgluth. Kirschrothgl. Hellrothglühhitze. 4 Grm. 0,540 0,500 0,435 0,240 5 Grm. 0,655 0,590 0,485 0,320 6 Grm. 0,850 0,840 0,795 0,465 Die angewendete Temperatur hat sonach einen sehr beträchtlichen Einfluß auf die erhaltenen Aschenmengen; so ist z. V. bei Nr. 1 durch die weit höhere Hitze und damit verbundene raschere Veraschung im 4. Ofen nicht einmal die Hälfte wie im Ofen 1 verblieben, und es ist also sehr leicht erklärlich, daß verschiedene Chemiker sehr verschiedene Aschenquantitäten angeben konnten. 3) Folgende Zahlen wurden bei Anwendung verschiedener Erhitzungsvorrichtungen erhalten und zeigen, daß dieser Umstand ohne Einfluß ist. Gewicht der schwefelsauren Aschen beim Erhitzen der Platinschalen in dem in dem Muffelofen Muffelofen über der Gasflamme Nr. 1. Nr. 4. 1. 2. Anfang. Rothgluth. Hellrothgluth. Raffineriesyrup Grm. 1,340 0,850 1,340 1,350 Raffineriesyrup Grm. 1,680 0,980 1,680 1,690 Melasse Grm. 4,760 4,280 4,760 4,800 Melasse Grm. 4,720 4,460 4,720 4,800 Die kleine Gewichtszunahme bei Gasflamme 2 rührt von einer geringen Menge in die geschmolzene Asche eingeschlossenen Kohlenstoffes her; ein paar Tropfen Schwefelsäure reichen hin, um diesen frei zu legen, so daß er dann verbrennt; auch eine unter diesen Umständen mögliche Reduction der schwefelsauren Salze wird auf diesem Wege corrigirt, wie folgende Zahlen zeigen: Gewicht der bei hoher Temperatur erhaltenen schwefelsauren Aschen: 1. Vor dem Zusatze der Schwefelsäure. 2. Nach dem Zusatze Schwefelsäure und hinlänglicher Erhitzung zur Zersetzung der doppelt-schwefelsauren Salze. 0,345 0,395 0,440 0,450 0,400 0,455 Zu bemerken ist, daß der Kohlenstoff bei niederer Temperatur vollständig verbrennt, und daß man dann keine Schwefelmetalle in der schwefelsauren Asche findet. 4) Da nun im Vorhergehenden die Veranlassung für die vorkommenden Unterschiede zwischen den Resultaten dieser Aschenbestimmungen klar ist, so entsteht die Frage, ob die Ursache davon in einer Verflüchtigung der schwefelsauren Alkalien oder in einer theilweisen Zersetzung des Gypses zu suchen ist? Um hierüber Aufschluß zu erhalten, wurden mehrere Proben Rohzucker bei niedriger Temperatur eingeäschert und die erhaltenen und gewogenen schwefelsauren Aschen dann in einer anderen Muffel zur lebhaften Hellrothgluth gebracht. Es wurden hierbei folgende Zahlen erhalten: Gewicht der schwefelsauren Aschen wie sie erhalten wurden: Rohzuckerprobe Nr. zuerstbeianfangend. Rothgluth im Ofen 1. dann später bei Hellrothgluth im Ofen 2. 11 Grm. 0,054 0,0525 12 Grm. 0,0655 0,0655 13 Grm. 0,0850 0,0845 14 Grm. 0,0500 0,0490 15 Grm. 0,0590 0,0580 16 Grm. 0,0840 0,0830 17 Grm. 0,0890 0,0885 18 Grm. 0,0915 0,0905 19 Grm. 0,0875 0,0875 Es können folglich die durch rascheres Verbrennen veranlaßten Aschenverluste nur in sehr geringem Maaße einer Verflüchtigung oder Zersetzung der schwefelsauren Salze zugeschrieben werden, da solche im Maximum nicht über 2 Milligramme betragen hat, während die Verluste bei der schnellen Verbrennung mehrere Centigramme betrugen; es ist vielmehr anzunehmen, das ein bei der raschen Gasentwickelung leicht erklärliches Fortreißen fester Theile stattfindet. Es stellt sich demnach schließlich heraus, daß die Einäscherung mit Schwefelsäure constante Resultate liefert, wenn man die Verbrennung nur langsam bewirkt, daß sie aber bei Vernachlässigung dieser Vorsichtsmaßregel sehr unzuverlässige Zahlen geben kann.