Titel: Die deutsche Zimmermann'sche Zinkenfräsmaschine und die amerikanische Davenport-Armstrong'sche Zinkenschneidmaschine; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. XLIX., S. 169
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XLIX. Die deutsche Zimmermann'sche Zinkenfräsmaschine und die amerikanische Davenport-Armstrong'sche Zinkenschneidmaschine; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Zinkenschneidmaschine; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. Die Verzinkung ist bekanntlich eine derjenigen Eckverbindungen von plattenförmigen Hölzern, welche zu den solidesten zählt und deßhalb sowohl für kleinere als größere Holzarbeiten in der Technik eine sehr ausgedehnte Anwendung findet. Obgleich nun die Herstellung dieser Verbindung durch Handarbeit eine sehr zeitraubende und deßhalb kostspielige ist, obgleich die Construction von Holzbearbeitungsmaschinen für verschiedene Zwecke der Technik in den letzten 10 bis 15 Jahren sehr bedeutende Fortschritte machte, so währte es doch lange, bis man an die Ausführung einer Maschine für beregten Zweck gieng. Die bekannte Fabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz war unseres Wissens die erste, welche an die maschinelle Ausführung dieser Verbindung dachte, und bereits im Jahre 1864 die erste Maschine für diesen Zweck baute und sich in mehreren Staaten patentiren ließ.Wir machten schon im Jahrgang 1865 dieses Journals (Bd. CLXXV S. 3) auf diese Maschine aufmerksam. Dieselbe Maschine, welche seitdem nur kleine, die Praxis betreffende Abänderungen erhielt, sind wir jetzt im Stande näher zu beschreiben. Sie war bekanntlich auch auf der letzten Ausstellung in Paris ausgestellt, und erwarb sich durch die Genauigkeit, mit der sie arbeitete, viele Anhänger; dort concurrirte sie übrigens mit drei Maschinen dieser Art. Zwei der letzteren waren aus Oesterreich, eine aus Amerika eingesandt. Die österreichischen Maschinen fanden ihrer Unvollkommenheit wegen nur wenig Beachtung, wogegen die amerikanische MaschineDieselbe ist in diesem Journal Bd. CLXXXVII S. 185 (erstes Februarhest 1868) beschrieben. besonders durch die Schnelligkeit, mit der sie arbeitete, lebhaftes Aufsehen erregte. Nachdem wir hier die Zimmermann'sche Maschine eingehend beschrieben, werden wir auch auf die Eigenthümlichkeiten der letzteren Maschine zurückkommen. Die Zimmermann'sche Maschine gehört nach der Art ihrer arbeitenden Werkzeuge zu den Fräsmaschinen, und wird daher auch Zinkenfräsmaschine genannt. Im Allgemeinen besteht sie aus drei horizontal gelagerten, schnell umlaufenden Fräserwellen, welche beim Arbeiten in verticaler Richtung bewegt werden. Ein daneben angeordneter Tisch nimmt das zu bearbeitende Holz auf. Zum Fräsen der Zinkenschlitze a, wobei der Tisch in horizontaler Lage sich befindet, besteht die Fräserform in abgekürzten Kegeln; zum Fräsen der Zinkenzapfen b dagegen, ist die Form derselben cylindrisch und der Tisch wird dazu in zwei verschiedenen Lagen gestellt. Textabbildung Bd. 188, S. 170 Für den bequemen praktischen Gebrauch der Maschine kam es darauf an, derselben außerdem solche Einrichtungen zu geben, welche Verzinkungen von verschiedenen Dimensionen herzustellen gestatten, und weiter für jede Dimension bequeme Mittel zu besitzen, um genaue Arbeit zu erhalten. Zur speciellen Beschreibung der Maschine dienen die Figuren 1, 2 und 3, in 1/10 der natürlichen Größe gezeichnet, von welchen Fig. 1 einen Grundriß, Fig. 2 eine Vorderansicht und Fig. 3 eine Ansicht der rechten Seite darstellt. A ist der Bock für die drei Fräserwellen c, c1, c2; er ist auf der Grundplatte befestigt, welche mit dem Bock B des Tisches aus einem Stück gegossen ist. Die Fräserwellen sind in reitstockähnlichen Körpern d gelagert, welche mit ihren unteren Theilen auf zwei prismatischen Körpern ruhen. Der Reitstock der mittleren Welle c ist darauf festgemacht, wogegen die Entfernung der Reitstöcke der Wellen c1 und c2 geändert werden kann; dieß geschieht durch die Spindel f, welche in den betreffenden Theilen mit links- und rechtsgängigem Gewinde versehen ist. Das sich nach unten hin ausdehnende Stück, auf welchem die Reitstöcke stehen, ist supportartig in dem Bock A in verticaler Richtung bewegbar, und diese Bewegung, welche durch bekannte Mechanismen vermittelt wird, kann durch das Handrad C ausgeführt werden. Die Stellen der Fräserwellen, welche die eigentlichen Fräsen g aufnehmen, sind von genau gleicher Dimension und jede der Wellen ist mit einem Riemscheibchen h versehen, das von der Vorgelegewelle i aus getrieben wird. Wie dazu die Spannung der drei Riemen in einfacher Weise regulirt wird, läßt Fig. 3 erkennen. Die Form zweier Fräsen in natürlicher Größe zeigt Fig. 4. E ist eine solche zum Fräsen von. Schlitzen, und F eine solche zum Fräsen von Zapfen. Man erkennt aus der Zeichnung den S förmigen Querschnitt einer jeden Fräse, und wie auch die Endflächen k derselben zu Schneiden gestaltet sind, um hier keine Reibung zu erzeugen. Der schon erwähnte Bock B des Tisches nimmt zunächst das um den Zapfen I drehbare Stück G auf. Dasselbe ist in seinem unteren Theile mit einem Bogen m versehen, der dazu dient, diesen Theil mittelst der Mutter n in drei Lagen in leichter Weise zu fixiren. Für die horizontale Lage von G dient dazu als Hülfsstück der Bolzen o, für die zwei entgegengesetzt geneigten Lagen dienen die Endpunkte des Schlitzes in den Bogen, welche sich an den festen Bolzen der Mutter n legen. Das Stück G ist in seiner oberen Längenausdehnung schwalbenschwanzförmig gestaltet, und nimmt damit supportartig den eigentlichen Tisch H auf. Die Fläche desselben ist mit Holz bekleidet, und der mit demselben fest verbundene Bügel J dient dazu, mittelst der Preßschraube p das zu bearbeitende Holz auf demselben zu befestigen. Die relative Bewegung des Tisches H zu seiner Bahn und somit auch zu den Fräserwellen geschieht wie gewöhnlich durch Schraubenspindel; doch sind zwei Mittel angebracht, um gewisse Bewegungen meßbar darzustellen. Einerseits ist nämlich das Stück G mit einem nach der linken Seite (Fig. 1 und 2) abwärts gehenden Arme L verbunden, mit dem ein Theilring M in feste Verbindung gebracht ist. Centrisch mit diesem ist ein Stirnrad N angeordnet, welches durch die Kurbel q gedreht werden kann. Der Kurbelarm wird durch eine Feder beständig nach auswärts, die Verlängerung q′ desselben also nach einwärts oder gegen den Rand des Theilringes gedrückt. An einer Stelle q′ des letzteren befindet sich nun eine Vertiefung, in welche dieses Ende der Kurbel also bei jeder Umdrehung derselben einschlagen, mit anderen Worten jede Umdrehung der Kurbel markiren wird. Das Stirnrad N greift in das Wechselrad r, und dieses in das auf der in Rede stehenden Schraubenspindel sitzende Stirnrädchen s. Durch diese Combination wird vermittelt, daß man für einen bestimmten Weg des Tisches die nöthige Anzahl der Kurbelumgänge bestimmen kann. — Andererseits ist auf der Schraubenspindel das Wursträdchen t, welches mit einem Zeiger in fester Verbindung steht, undrehbar angeordnet, und durch Lösen der Schraubenmutter u kann das Stirnrädchen s, das mit einer Theilscheibe in fester Verbindung steht, drehbar auf seiner Welle gemacht werden, so daß dadurch die Schraubenspindel außer Verbindung mit den Rädern s, r und N gebracht wird. Auch durch diese Vorrichtung läßt sich ein bestimmter Weg des Tisches durch die Anzahl Theile ausdrücken, welche der Zeiger an der Theilscheibe durchläuft. Die Bewegung des Tisches durch die Kurbel kommt zur Anwendung, um demselben, wenn mittelst der drei Fräser drei Stellen durchgefräst sind, die richtige Stellung zum Fräsen der nächstfolgenden Ausschnitte zu geben; die Bewegung desselben durch das Wursträdchen, um dem Tisch, unabhängig von der anderen Vorrichtung, beim Anfangen des Fräsens der Zinkenzapfen nach der zweiten Richtung, die richtige Stellung zu geben. Praktisch sind diese Manipulationen bei der Zimmermann'schen Maschine dadurch gemacht, daß derselben einerseits eine Tabelle beigegeben wird, welche für die verschiedenen Dimensionsverhältnisse die Anzahl der Umdrehungen der Kurbel und die der Theile der Theilscheibe angibt; andererseits für jedes Dimensionsverhältniß zwei Lehren bestehen, durch welche zum Fräsen der Schlitze (Lehre Nr. 1) und Zapfen (Lehre Nr. 2) die Fräserwellen in richtige Entfernung gebracht werden können; endlich, daß für jedes Dimensionsverhältniß zwei Fräser von entsprechenden Dimensionen bestehen. Die Dimensionen der Fräser zum Ausarbeiten der Zinkenschlitze entsprechen genau den Dimensionen der Schlitze selbst. Jeder Maschine werden, wenn es nicht besonders anders verlangt wird, die nöthigen Lehren, Fräser und Tabelle für drei verschiedene Dimensionsverhältnisse beigegeben. Einiger anderen kleinen praktischen Hülfsmittel werden wir noch im Nachfolgenden zu erwähnen haben, wo wir specieller die Manipulationen erwähnen wollen, um Hölzer, welche alle gleiche Dimensionen haben, mit der Maschine zu bearbeiten. Wir bemerken zuvor nur noch, daß die erwähnten Lehren hufeisenförmig und so gestaltet sind, daß ihre Schenkel genau auf den mittleren Fräskopf der Welle c passen. Die Verschiedenheit dieser Lehren liegt in der Schenkelbreite, und können durch diese die Fräserwellen c1 und c2 in richtige Entfernung zu der Welle c gebracht werden, indem man darnach sieht, daß die zwei anderen Fräsköpfe die Schenkel der Lehren eben berühren, nachdem sie auf den mittleren Fräskopf gesetzt sind. In Fig. 13 ist ein Bret auf den Tisch gespannt, das mit Zinkenschlitzen versehen werden soll; der Tisch befindet sich dazu in horizontaler Lage. Um die Tiefe der Zinkenschlitze bestimmen zu können, welche von der Bretstärke abhängig ist, befinden sich an dem Bock A der Fräsmaschine zwei verstellbare Anschläge v, bei welchen die eigentlichen Anschlagkörper für das Fräsen selbst abwärts gedreht werden können. Die Lage des Bretes nach der anderen Richtung wird dadurch bestimmt, daß der erste Schlitz 1 in passender Entfernung von dem Ende des Bretes zu liegen kommt; damit aber für alle nächst zu fräsenden Breter mit Leichtigkeit dasselbe Verhältniß erreicht werden kann, sind an dem Tisch H noch zwei verschiebbare Anschläge w angeordnet, die fest gestellt werden können. Vor dem Fräsen befinden sich die Fräser immer über dem Bret, und man fräst, indem man dieselben mittelst des Handrades C abwärts bewegt. Nachdem durchgefräst ist, werden die Fräserwellen wieder gehoben, und darnach das auf dem Tisch lagernde Bret zu einem neuen Schnitt vorgestellt; dieß geschieht in einfacher Weise durch Drehung der Kurbel q, und die Tabelle gibt an, wie oft dieselbe für das vorliegende Dimensionsverhältniß umzudrehen ist. Für das Fräsen der Breter, welche mit Zinkenzapfen versehen werden sollen, kommen die cylindrischen Fräser zur Anwendung, und auch die Achsen der Fräser werden näher aneinander gestellt, was wieder durch Lehre Nr. 2 in schneller Weise geschehen kann. Die Lage der Anschläge v bleibt ungeändert, wenn, wie in den meisten Fällen, die Schlitz- und Zapfenbreter gleiche Stärke haben. Die Lage der Anschläge w ist dahin zu ändern, daß, wenn der erste Zu fräsende Zapfen in den ersten Schlitz 1 der anderen Breter gesteckt würde, die nächstliegenden Kanten beider Breter bündig zu liegen kämen. Durch verticales Hinabbewegen der cylindrischen Werkzeuge fräst man nun zunächst alle Breter nach der dachförmigen Richtung, welche der nach links geneigten Lage (Fig. 3) des Tisches entspricht. Die Zahl der Umdrehungen, welche man hierbei der Kurbel q zu geben hat, um immer drei neue Stellen den Fräsern in richtiger Entfernung zuzuführen, wird auch hier durch die Tabelle bestimmt. Bevor nun aber zum Fräsen nach der anderen Richtung geschritten wird, wozu der Tisch die nach rechts geneigte Lage (Fig. 3) erhalten muß, ist demselben auf dem Lagerkörper G erst die richtige Stellung zu geben, damit die Zapfen in die Schlitze passen. Dieß geschieht mit Hülfe des an dem Wursträdchen sitzenden Zeigers, der mit s verbundenen Theilscheibe und der Tabelle, welche angibt, um wie viel Theile für das vorliegende Dimensionsverhältniß die Spindel zu drehen ist. Durch Lösen der Mutter u wird dabei, wie bereits erwähnt, das Rädchen s drehbar auf seiner Welle gemacht, bleibt also im unveränderten Zusammenhang mit den zwei anderen Rädern. Die Leistungen der Maschine bei vollkommen exacter Arbeit sind folgende: sie fräst in einer Minute drei Schlitze, und in drei Minuten drei Zinkenzapfen. Für die Massenproduction empfiehlt es sich, um den Zeitverlust für das Wechseln der Werkzeuge und das Umlegen des Tisches zu vermeiden, zwei solche Maschinen, eine für das Fräser der Schlitze, die andere für das der Zapfen, in Betrieb zu setzen. Eine Maschine der von uns beschriebenen Art kostet 500 Thaler. Die Fräser der Maschine können nach den gemachten Erfahrungen lange Zeit benutzt werden, und kostet die Nachlieferung eines solchen 1 1/6 Thaler.Bemerken wollen wir an dieser Stelle noch beiläufig, daß der Fabrik von Kummer und Käßner in Chemnitz die Anfertigung von Zinkenfräsmaschinen nach dem Zimmermann'schen Princip nachträglich von der kgl. sächsischen Regierung untersagt ist. Wir kommen nun zu einigen Bemerkungen über die amerikanische Zinkenschneidmaschine; dieselben sollen einerseits die in diesem Journal nach dem Engineer gegebene Beschreibung der letzten Maschine in manchen Beziehungen ergänzen und berichtigen, andererseits auf die Eigenthümlichkeiten dieser Maschine hinweisen, welche zeigen werden, wo die Anwendung der amerikanischen Maschine am Platze seyn möchte und wo nicht. Zu diesen Untersuchungen wollen wir uns der rein geometrischen Darstellung bedienen und nur die Hauptmomente in Erwähnung ziehen. Nach der Beschreibung der Maschine hat für das Schneiden der Zinkenschlitze die Achse des die Säge aufnehmenden Umdrehungskörpers horizontale Lage, und bildet mit der Kante des zu bearbeitenden Bretes einen spitzen Winkel. Es sey Fig. 5 ein Grundriß; die Linie A B die eine jener Achsen, und C D die Kante des zu bearbeitenden Bretes, welche mit jener Achse in einer Ebene liegt und den Winkel α mit ihr bildet. Jener Umdrehungskörper muß hier ein abgekürzter Kegel seyn. Ist s die Seite des abgekürzten Kegels, so ist die Höhe desselben s cos α. Auf dem Mantel des Kegels denke man einen Gang einer Spirallinie erzeugt, und erzeuge weiter mittelst dieser eine Spiralfläche durch eine Linie, welche normal auf die Achse des Kegels gedacht wird. Nach dieser Spiralfläche wird man die Fläche der Säge zu gestalten haben. Die eine Hälfte der Peripherie derselben ist nach der Beschreibung mit Sägezähnen versehen, die sich von dem Anfangspunkte 0 mehr und mehr von der Achse entfernen, wogegen die andere Hälfte derselben so gestaltet seyn muß, daß sie bei weiterer Drehung des Kegels den tiefsten Punkt des gemachten Schnittes berührt. Der Punkt 0 des Bretes muß dabei der Bewegung der Sägefläche folgen, und während einer Umdrehung des Kegels offenbar den Weg s machen. Beginnt die Sägefläche auf dem Kegel im Punkte 0, und bezeichnet t die tiefste Einschneidung der Säge, so hat sie nach ¼ Umdrehung den Schnitt ½t gemacht, während dabei der Punkt 0 des Bretes und der Punkt 1′ des Kegels nach 1 gekommen sind. Ist Punkt 0 des Bretes und der Punkt 2′ des Kegels nach 2 gekommen, so ist bereits der Einschnitt t gemacht. Für die zweite Hälfte der Umdrehung des Kegels schneidet bekanntlich diese Sägefläche nach derselben Richtung nicht mehr, sie durchstreift nur den gemachten Schnitt. Bei Bewegung des Bretes von den Punkten 2 bis 4 und Umdrehung des Kegels von den Punkten 2′ bis 4 bleibt die Tiefe t des Sägeschnittes ungeändert, und es folgt leicht, daß die Peripherie dieses Theiles so zu gestalten ist, daß r + t ihr größter, ρ + t ihr kleinster Halbmesser ist. Es folgt auch leicht, daß bei weiterer Fortbewegung des Bretes und Umdrehung des Kegels in ersterem weitere Einschnitte von der Tiefe t und in der Entfernung s sich bilden werden. Schnitte mit entgegengesetzter Richtung werden von einer zweiten Scheibe ausgeführt werden können, deren Achse mit der Linie C D den Winkel 2 R — α bildet. Das Ausschneiden der Zinkenzapfen geschieht nach der Beschreibung mittelst derselben zwei Sägescheiben und desselben Mechanismus zur Längenbewegung des Bretes; die Scheiben werden hierbei nur so gestellt, daß sie einen spitzen Winkel mit der Horizontalen bilden. — Es sey wiederum Fig. 6 der Aufriß einer unserer Scheiben, die Achse A B derselben parallel der Projectionsebene gedacht; dieselbe bildet dann mit der Horizontalen den Winkel α. Die Hauptsägeschnitte müssen hier möglichst senkrecht auf die Kante des Bretes stehen, sie müssen also in einer Gegend der Scheibe erzeugt werden, wo die Erzeugungslinie der Spiralfläche möglichst normal auf der Projectionsebene steht. In der Zeichnung ist diese Gegend durch die Linie A B gegeben, und wir haben die Projection des Bretes in der Linie CD′ angenommen. Die früheren Theilpunkte des Bretes stellen sich in dieser Ansicht in den Punkten 0′, 1′, 2′, 3′, und 4′ dar, und die Spirallinie auf dem Kegel durch die Linie 0′ 1″ 2″ 3″ 4″. Bei flüchtiger Betrachtung erkennt man, daß bei der jetzt angenommenen Lage der Sägescheibe in dem Brete Einschnitte gemacht werden können, welche nahe rechtwinkelig zur Kante desselben stehen, und wenn eine Dicke des Bretes vorausgesetzt wird, mit der Horizontalen einen Winkel bilden, der nahe dem Tangentenwinkel β der Spiralfläche entspricht. Der hier gezeichnete Grundriß, mit der Linie C D, läßt auch wie in Fig. 5 die hier sich bildenden Einschnitte erkennen. — Bei schärferer Betrachtung findet sich jedoch, daß die Sägescheibe, welche zum Schneiden der Schlitze nach Fig. 5 richtig gestaltet war, für das Schneiden der Zinkenzapfen, geometrisch betrachtet, mehrere Unrichtigkeiten enthält. Zunächst nämlich findet sich, daß bei dieser Lage der Scheibe dieselbe früher eine Umdrehung macht, als das Bret den Weg s zurücklegt, also die Wege der Punkte der Peripherie nicht genau mit den Wegen der Punkte des Bretes übereinstimmen. Ferner steht nur ein Flächentheil der Spiralfläche, nämlich der, welcher durch den Punkt 2′ projectirt wird, wirklich normal auf der Kante C D des Bretes, und die Tangentenwinkel in den verschiedenen Punkten der Linie C D ändern sich. Die zweite Hälfte der Peripherie der Sägescheibe anlangend, so mußte dieselbe im ersten Falle von dem Halbmesser r + t bis zu dem ρ + t abnehmen; hier müßte dieselbe aber gegentheils zunehmen. Endlich bleibt aber auch noch zu berücksichtigen, daß in Wirklichkeit die Achse A B mit der Horizontalen nicht den Winkel ρ, sondern einen kleineren Winkel bilden muß, damit der mittlere Tangentenwinkel gleich dem Winkel R — ρ werde, unter welchem die spitzen Winkel der Zapfen geschnitten werden müssen. Mit Hülfe des Mechanismus, welcher zum Umstellen der Scheiben dargeboten wird, kann aber die richtige Lage derselben für das Schneiden der Zapfen nur erhalten werden, indem man sie so stellt, daß ihre Achsen auch mit der durch die Kante C D gelegten verticalen Ebene einen spitzen Winkel bilden. Dieß veranlaßt, daß bei richtiger Stellung unserer Sägescheibe, Fig. 6, kein Flächentheil besteht, der mit einer Linie zusammenfällt, welche senkrecht zur Kante C D des Bretes steht. — Aus den gemachten Betrachtungen folgt, daß wenn die Sägefläche für das Schneiden der Zinkenschlitze richtig geformt wird, dieselbe für das Schneiden der Zinkenzapfen, geometrisch betrachtet, mehrere Unrichtigkeiten erhält, welche sich in der Praxis dadurch äußern werden, daß einerseits die Arbeit nicht genau ausfällt und andererseits ein Klemmen der Sägen eintreten wird. Natürlich können diese Uebelstände auf ein Minimum gebracht werden, und dieß wird erreicht, wenn man den Winkel α möglichst klein und die Ganghöhe der Spirale ebenfalls möglichst klein macht; außerdem in praktischer Beziehung die Sägen so schärft, daß ihr Schnitt stärker als die Blattstärke wird. Wir kommen nun zu den Sägetheilen, welche die Querschnitte zu machen haben; sie hängen mit den bereits erwähnten zweiten Theilen (2′3′4 Fig. 5 und 2″3″4″ Fig. 6) der Sägescheiben zusammen, sind mit den Hauptflächen derselben möglichst exact im Winkel gebogen, und verbreitern sich, mit der Breite 0 beginnend, allmählich. Die richtige Form der Querschnitte bei Herstellung der Zinkenzapfen verlangt, daß jener Winkel ein rechter sey, die der Zinkenschlitze dagegen, daß derselbe die Größe R — α habe. Sollen, wie dieß bei der amerikanischen Maschine der Fall ist, durch dieselben zwei Sägescheiben Zapfen und Schlitze geschnitten werden, so muß entweder für jenen Winkel ein Mittelwerth genommen, oder die Genauigkeit des einen Querschnittes auf Kosten des anderen ganz geopfert werden. Der Erfinder hat wahrscheinlich in Anbetracht dessen, daß das Umbiegen und Schärfen der Quersägen, wenn sie unter spitzem Winkel zu den Hauptflächen stehen, mit größeren Schwierigkeiten verbunden ist, und daß bei den Zapfenstücken die Ungenauigkeit noch schärfer als bei den Schlitzstücken hervortreten würde, die Biegung der Blätter unter spitzem Winkel ganz aufgegeben: er hat die Quersägen unter rechtem Winkel gegen die Hauptsägeflächen gestellt. Bezeichnen wir für Fig. 5 und 6 die größte Breite der Quersägen mit b, so stellen sich dieselben bei den Punkten 3 und 4 wie daselbst gezeichnet dar, und das Fehlerhafte der Querschnitte in Fig. 5 nimmt auch hier ab, wenn der Winkel α kleiner wird. Zwischen 20° bis 25° möchten die kleinsten zulässigen Werthe von α liegen, und die Querschnitte in Fig. 5 bilden dann denselben Winkel mit der Linie C D. Bei Maschinen, welche, wie die auf der Industrie-Ausstellung zu Paris dargebotene, dazu bestimmt sind, diese Eckverbindung für kleine Dimensionen herzustellen (wozu b nicht groß seyn darf), wird der in Rede stehende Fehler dem flüchtigen Beschauer weniger in die Augen springen, zumal wenn, wie das in Paris vielleicht absichtlich geschah, die Gegend der Querschnitte durch eine dicke Reißnadel vorgerissen wird. Bei größeren Dimensionen tritt der in Rede stehende Fehler der Maschine jedoch ganz bedeutend hervor, und als Resultat der sämmtlichen Fehler in der Maschine nehmen die Zinkenschlitze etwa beistehende Form an. Textabbildung Bd. 188, S. 178 Aus dem hier und weiter oben Gesagten dürfte zur Genüge hervorgehen, daß die amerikanische Maschine in der Praxis nur da Anwendung finden möchte, wo es auf Genauigkeit der Arbeit nicht ankommt, also etwa bei der Massenproduction von ordinären Kisten. Auch bleibt noch zu erwähnen, daß die Instandhaltung der Maschine, besonders der Sägesegmente, nicht ohne Schwierigkeit und Kosten geschehen dürfte. Der schlimmste Punkt der Sägen ist die Uebergangsstelle, wo Langsäge und Quersäge zusammentreffen. Das Segment der ersteren muß immer genau richtige Größe haben, und das Segment der zweiten beim Schärfen deßhalb äußerst vorsichtig behandelt werden, weil beim Verschwinden der ersten Zähne das Segment selbst zu verwerfen ist. Der Preis der amerikanischen Maschine beträgt circa 600 Thaler. Nachtrag. Nachdem ich diese Abhandlung bereits an die Redaction dieser Zeitschrift abgesandt hatte, geht mir von betreffender Stelle die Mittheilung zu, daß es neuerdings dem Hrn. Zimmermann in Chemnitz durch vielfältige Versuche gelungen ist, seine Zinkenfräsmaschine derartig zu verbessern, daß sie jetzt beinahe das Zehnfache von dem leistet, was wir oben als Productionskraft derselben angegeben haben. Dieses Resultat wird in der Hauptsache durch Anwendung von Fräsen erzielt, welche mit mehr als zwei Schneiden versehen sind. Die Zimmermann'sche Zinkenfräsmaschine möchte nun auch in Bezug auf Productionskraft mit der amerikanischen concurriren können, diese aber, welche, wie wir oben gezeigt haben, mit vielen theoretischen Fehlern behaftet ist, in Bezug auf genaue Arbeit um ein Bedeutendes übertreffen.

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Tafel Tab.
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