Titel: Ueber Verkupferung des Eisens nach dem Weil'schen Verfahren; von Dr. Kunheim.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. LXXVII., S. 286
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LXXVII. Ueber Verkupferung des Eisens nach dem Weil'schen Verfahren; von Dr. Kunheim. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1867 S. 216. Kunheim, über Verkupferung des Eisens nach dem Weil'schen Verfahren. Bei diesem VerfahrenMan sehe: Weil's Verfahren zum Ueberziehen der Metalle mit einer fest anhaftenden und glänzenden Schicht anderer Metalle“ im polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXVII S. 40. wird der Gegenstand von Guß- oder Schmiedeeisen, welcher verkupfert werden soll, behufs der Reinigung von Rost 5–10 Minuten in verdünnte Salzsäure von 2 Proc. gehängt, dann herausgenommen und mit einer Metallbürste und Sand etwa ¼ Stunde abgerieben. Dann wird das gebeizte Stück mit Wasser abgewaschen und noch ½ Stunde im Wasserbade gehalten, um auch die letzte Spur Säure zu entfernen. Man umwickelt das Stück nun mit Zinkdraht in Windungen von circa 6 Zoll Entfernung und dieser Zinkdraht dient zugleich als Aufhängemittel. Die Flüssigkeit, welche zur Verkupferung dient, in welche demnach der Gegenstand gehängt wird, besteht aus einer schwachen caustischen Sodalauge (auf 10 Liter Wasser—800 Gramme caustische Soda). Zur Lauge werden 1500 Gramme Seignette-Salz gefügt, darauf 350 Gramme schwefelsaures Kupferoxyd.Man vergl. das Verfahren zum Verkupfern des Eisens von Elsner und Philipp, im polytechn. Journal, 1845, Bd. XCV S. 447. Dieß gibt 11–12 Liter Flüssigkeit von 19° Baumé. Diese Flüssigkeit behält immer ihre Wirksamkeit, so lange man das Kupfer, das consumirt wird, ersetzt. Die Kupferstärke an dem verkupferten Gegenstande nimmt continuirlich zu, je nach der Zeit seines Verbleibens in der Flüssigkeit, so daß auch eine massive Kupferplatte, welche mit Zinkdraht umwickelt ist, stets zunimmt. Je nach Bedarf, d. h. nach der zu erzielenden Stärke des Kupfers und der Größe des Körpers, bleibt derselbe 3, 12, 24 ja 72 Stunden in der Flüssigkeit. Dann wird er herausgenommen und mit lauem, sehr schwach mit Schwefelsäure angesäuertem Wasser, etwa 1/10 procentig, abgespült, so lange, bis das abfließende Wasser neutral reagirt. Die Kufen, welche zur Verkupferung des Eisens dienen sollen, sind am besten aus Holz mit Gutta-percha ausgelegt und mit einem Holzdeckel bedeckt. Der verkupferte Gegenstand wird nach dem Abwaschen getrocknet, und zwar geschieht dieß in einer Trockenkammer bei 50° C. Die Stücke, die für das Innere des Hauses gebraucht werden, wie Geländer, Oefen, Ornamente, Rahmen u. s. w. sind nun fertig und gegen die Oxydation des Eisens geschützt. Eine Bronzirung geschieht durch Schwefelnatrium oder auch durch eine Fortsetzung des galvanischen Verfahrens. Wenn nämlich dieselbe Verkupferungs-Flüssigkeit 2 bis 3mal so viel Kupfer enthält, als zur gewöhnlichen Verkupferung nöthig ist, so verkupfert diese Flüssigkeit nicht, sondern sie bronzirt. Bei weniger Contact, wenngleich symmetrischen Berührungen mit dem Zinkdraht, nimmt das Kupfer der Reihe nach folgende Farben an: orange, silberweiß, hellgelb, goldgelb, carmosin, grün, braun und dunkel bronzefarben. Sobald eine gewünschte Farbe erreicht ist, wäscht man mit warmem, nicht gesäuertem Wasser und trocknet den Körper bei 50° C. Dieser Farbenwechsel ist von 5 zu 5 Minuten bemerkbar; je nach der Stärke der Alkalität der Lauge (also der Soda) vermehrt sich die Stärke der Reaction. Stücke für's Freie, oder solche, welche dem Regen oder dem Meereswasser ausgesetzt sind, müßte man, um die nöthige Stärke der Verkupferung zu geben, 3–4 Wochen im ersten Bade lassen, weßhalb man für diese Anwendungen, wo nur 12–18 Stunden im ersten Bade verkupfert worden ist, die Stücke mit warmem Wasser abwaschen und sie dann noch 12–24 Stunden in einem gewöhnlichen Bade von schwefelsaurem Kupfer halten muß, wodurch die Stärke der Verkupferung sich erhöht. Die Praxis hat gezeigt, daß wegen der vollständigen Adhärenz des Kupfers auf dem Eisen eine Dicke von 1/10–2/10 Millimeter Kupfer für alle Verwendungen im Freien ganz hinreichend ist. Diese Ersparniß an Kupfer schon läßt gegen das verbreitetere Oudry'sche Verfahren einen bedeutenden Vorzug erkennen. Das Oudry'sche Verfahren besteht darin, daß man das Eisen nach der gewöhnlichen Reinigung vom Roste mit verschiedenen Schichten Mennige (peinture au minium) bestreicht, diese mit einem in Benzin aufgelösten Gummilack überzieht und diesen mit einer Graphit-Schicht, welche die Oberfläche leitend machen soll, worauf dann, mit Hülfe der galvanischen Batterie, aus einem sauren Kupfervitriol-Bade eine Schicht Kupfer gefällt wird. Es hat aber die so erhaltene Kupfer-Schicht gar keine Adhärenz am Eisen. Nach einem Einschnitt in das Kupfer bis auf's Eisen kann man das Kupfer abheben, weßhalb die Kupfer-Schicht, welche vor Rost schützen soll, wohl viermal so stark, als beim Weil'schen Verfahren, seyn muß. Außerdem aber leidet beim Oudry'schen Verfahren die Delicatesse der Ornamentation durch die verschiedenen, oben beschriebenen Anstriche, während durch das Weil'sche Verfahren die feinsten Ornamente des Gußeißens an Zartheit nicht verlieren. Ein anderer wesentlicher Vortheil dieses Verfahrens besteht darin, daß das Gußeisen von beliebiger Größe und verschiedenster Ornamentation sich gleichmäßig verkupfert, was selbst nach dem bekannten Elkington'schen Verfahren nicht in gleichem Maaße der Fall ist. Dieses Elkington'sche Verfahren ist die directe Verkupferung vermittelst eines Bades aus Cyankalium und Cyankupfer mit Hülfe der Bunsen'schen Batterie; dieses Verfahren ist sehr wohl anwendbar für kleinere Gegenstände, aber nicht für große Stücke, weil sich die abgebeizten Gußstücke schon im Momente des Hebens aus dem Bade, mit einer wenn auch fast unsichtbaren Schicht Eisenoxyd bedecken. Da aber das Oxyd sich nicht auflöst, so werden die großen Stücke entweder nicht adhärent oder nicht vollständig verkupfert. Ein anderer Nachtheil des Elkington'schen Verfahrens ist sein hoher Preis. Es wird das theure Cyankalium angewendet, das eine fortwährende Zersetzung in Ammoniak und Blausäure erleidet und abgesehen von seinem hohen Preise auch den Arbeitern lästig und ihrer Gesundheit nachtheilig wird.