Titel: Ueber körniges Beizen von Gegenständen aus Messingblech; von Dr. C. Stölzel.
Autor: C. Stölzel
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. C., S. 411
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C. Ueber körniges Beizen von Gegenständen aus Messingblech; von Dr. C. Stölzel. Stölzel, über körniges Beizen von Messingblech. Im Nürnberger Gewerbeverein machte Dr. Stölzel Mittheilungen über von ihm angestellte Versuche, um auf Gegenständen von Messingblech durch Beizen eine körnige Oberfläche herzustellen, wodurch eine darauf folgende Vergoldung oder Versilberung ebenfalls körnig erscheint. Nachdem bereits früher für Uhrentheile die sogenannte Grenage (durch Einreiben eines angefeuchteten breiartigen Gemenges von Silberpulver, Kochsalz und Weinstein) üblich war, kommen seit einiger Zeit, insbesondere von Wien, Paris und Schwäbisch-Gmünd, mesfingene oder mit Messingbeschlägen und Messingfassungen aller Art versehene Luxusartikel in den Handel, welche eine schöne körnige Vergoldung zeigen. Den Besuchern der Pariser Ausstellung werden unter Anderem die geschmackvollen Wiener Portefeuillewaaren in Erinnerung seyn, auf denen ebenfalls vielfach diese Art der Vergoldung angebracht war und nicht wenig zu ihrem gefälligen Aussehen beitrug. Nach einer durch Versuche von Haug festgestellten Thatsache lösen sich beim Gelbbrennen des Messings die beiden Bestandtheile desselben nicht in demselben Verhältnisse, wie sie in der Legirung vorhanden sind, auf, sondern verhältnißmäßig mehr Zink als Kupfer, in Folge dessen an der Oberfläche eine Anreicherung von Kupfer und ein tieferer gelber Farbenton entsteht. Berücksichtigt man ferner, daß durch Abänderung des Mischungsverhältnisses der dabei angewandten Säuren und sonstigen Substanzen die Gegenstände entweder ein glattes glänzendes oder mehr ein rauhes mattes Ansehen annehmen, so erscheint es nahe liegend mittelst geeigneter Vorbeizflüssigkeiten eine körnige Oberfläche des Messings hervorbringen zu können. Unter den verschiedenen hierfür anwendbaren Verfahrungsweisen empfiehlt sich zunächst folgendes durch leichte Ausführbarkeit und Billigkeit. Die Gegenstände werden 12 Stunden oder darüber in eine Vorbeize von 1 Maaßtheil gewöhnlicher concentrirter Schwefelsäure, 1 Maaßtheil gewöhnlicher concentrirter Salpetersäure und 8 Maaßtheilen Wasser eingelegt, so daß sie sich nicht gegenseitig bedecken, sondern von allen Seiten von der Flüssigkeit umgeben sind. Nach dieser Zeit hat sich auf denselben ein loser feinpulveriger grauschwarzer Ueberzug gebildet, unter welchem nach dem Abspülen mit Wasser, ein feinblätteriges moirèartiges Gefüge des Messings erscheint, worauf man sie zur Entwickelung des Korns dem Gelbbrennen unterwirft. Letzteres geschieht in der Art, daß man die vorgebeizten Gegenstände zunächst in Salpetersäure eintaucht, welche bereits früher länger zum Gelbbrennen diente, dann rasch hinter einander in gewöhnliche concentrirte Salpetersäure und endlich in das zum Brillantiren bestimmte Gemisch von 2 Maaßtheilen concentrirter Salpetersäure und 1½ Maaßtheilen concentrirter Schwefelsäure, dem etwas weniges Kochsalz zugesetzt wurde; von da gelangen sie sogleich in reines Wasser. Um die letzten dem Metalle etwa noch anhängenden kleinen Mengen von Säuren vollständig zu neutralisiren, ist es zweckmäßig, die Gegenstände, ehe man sie mit Sägespänen abtrocknet, schließlich noch durch eine verdünnte Sodalösung, oder durch Kalkmilch hindurchzuziehen. Leicht begreiflicher Weise hängt das Hervortreten des Kornes, abgesehen von richtiger Ausführung des Vorbeizens und Gelbbrennens, einigermaßen auch von der Beschaffenheit des Messingbleches selbst ab, insoferne nämlich dünne Bleche im Allgemeinen ein feineres und weniger hervortretendes Korn als stärkere zeigen, da bei jenen durch den fortgesetzten Walzproceß das ursprünglich körnig krystallinische Gefüge des Messings sich in ein immer feinfaserigeres verwandelt hat. Zu möglichster Abkürzung der Operation des Vorbeizens wurden noch mehrere andere Wege versucht. Hierbei brachte man in Anwendung theils Säuren, Salzsäure, Salpetersäure, Königswasser in verschiedenen Verdünnungsgraden, theils Lösungen von doppelt-chromsauren Kali und Schwefelsäure, saurem chromsaurem Kali, Kochsalz und Schwefelsäure, sauren chromsauren Kali und Salzsäure, theils endlich angesäuerte Lösungen von Metallchloriden, Kupferchlorid, Zinkchlorid und Zinnchlorid. Auf verschiedene Art ließ sich ebenfalls eine körnige Oberfläche erzielen; namentlich erhält man noch befriedigende Resultate in der Art, daß man die Gegenstände etwa 2 Stunden lang in eine Mischung von 1 Maaßtheil einer gesättigten Lösung von doppelt-chromsaurem Kali und 2 Maaßtheilen gewöhnlicher concentrirter Salzsäure einlegt. Wesentlich beschleunigt wird ferner der Proceß durch gleichzeitige Anwendung einer galvanischen Batterie, indem man die Gegenstände mit dem positiven Pole (dem Kupfer- oder Kohlenpole) in Verbindung setzt und entweder in die oben angegebene verdünnte Lösung von Schwefelsäure und Salpetersäure oder von chromsaurem Kali und Salzsäure einbringt, während man am negativen Pole eine Messing- oder sonstige Metallplatte eintaucht.