Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 188, Jahrgang 1868, Nr. , S. 335
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Miscellen. Miscellen. Das neue Propellersystem für Dampfschiffe, von H. Arnoux. Täglich werden im Gebiete des Seewesens neue Erfindungen gemacht, und hauptsächlich ist es die Verbesserung der Schraubenschiffe, welche ein Gegenstand der besonderen Aufmerksamkeit der Techniker geworden ist. Nachstehender Vorschlag, welchen wir dem „polytechnischen Centralbatt“ entnehmen, scheint der Beachtung der Fachmänner würdig zu seyn. Der verstorbene Claude Arnoux, Vater des Verf., beschäftigte sich in seiner letzten Lebenszeit damit, ein neues System von Schraubenpropellern für Dampfschiffe zu erfinden. Er brachte in der Längenachse des Schiffes unterhalb der Schwimmlinie zwei gleiche cylindrische Röhren an, welche von vorn bis hinten durch den Kiel hindurch gelegt waren. Jede dieser Röhren war in 3 Theile getheilt: die äußeren Theile waren fest und der mittlere in die beiden anderen so eingeschoben, daß er sich frei um die gemeinschaftliche Achse drehen konnte. Der mittlere Theil enthielt innen eine eingegossene Schraube und äußerlich einen Zahnkranz. Eine einzige Maschine, in der Mitte aufgestellt, trieb die Verzahnungen und dadurch die Schrauben. Bei diesem System wird allerdings die Fortbewegung des Schiffes verstärkt und zugleich wird das Ansaugen der Schraube sehr günstig für den Gang, während es bei der gewöhnlichen Schraube nachtheilig ist. Die treibende Kraft der Schraube wird auch viel besser ausgenutzt, und wir werden weiter unten sehen, daß noch andere Vortheile von besonderer Wichtigkeit daraus entspringen. Trotzdem scheinen sich der Ausführung dieses Systemes bedeutende Hindernisse entgegen zu stellen. Während man bei den neueren Constructionen die Verzahnungen zu beseitigen sucht, scheint man sie hier nicht entbehren zu können. Die Maschine wird complicirter und die Dichtungen der beweglichen Röhren werden einen sehr bedeutenden Theil der aufgewendeten Arbeit aufzehren. Der Verf. glaubt durch eine sehr einfache Anordnung diesen Uebelständen abhelfen und zugleich wesentliche Verbesserungen in Ausführung bringen zu können. Bei dieser Einrichtung mündet vorn ein einziges festes Rohr aus, das in einer gewissen Entfernung vom Vordertheil sich gabelt; von hier gehen zwei gleich große Rohre von halb so großem Querschnitt aus und folgen den Flanken des Schiffes bis in eine gewisse Entfernung vom Hintertheil, wo sie sich wieder zu einem einzigen Rohre, das denselben Durchmesser wie das vordere hat, vereinigen. Im vorderen Rohre liegt die Schraube, deren Welle an beiden Enden gelagert ist. Das hintere Ende der Welle geht durch die Gabelung hindurch und in ihrer Verlängerung liegt die direct treibende Betriebswelle. Besonderer Anordnungen, um die Schraube außer Gang setzen zu können, bedarf es nicht; will man sie nicht benutzen oder sie untersuchen und repariren, so verschließt man die Rohrenden durch dichte Stopfer. Das aus dem hinteren Rohr austretende Wasser wird durch eine Scheidewand von geeigneter Form in zwei parallel zur Schiffsachse gerichteten Strahlen zu beiden Seiten des Hinterstevens abgeleitet. Das Steuer arbeitet, wenn man den einen oder anderen Strahl auf ihn einwirken läßt, mit einer sehr großen Wirksamkeit. Man könnte selbst die Wirkung noch verstärken, wenn man sich die Möglichkeit offen ließe, die Querschnitte der Austrittsöffnungen zu verkleinern; freilich würde man sich dieses Mittels nur vorübergehend bedienen dürfen, da dasselbe den Wirkungsgrad der Schraube beträchtlich herabziehen würde. Schon aus diesen Angaben geht hervor, daß die Betriebsmittel gerade die umgekehrte Lage erhalten müssen, als gewöhnlich. Die Maschine muß vorn aufgestellt werden, und die Kessel müssen nach hinten zu liegen kommen. Es fragt sich nun, welcher Querschnitt dem Schraubenrohr zu geben ist. Bei großen Schiffen ist die wirkende Fläche der Schraube, d. i. die Summe der Flügelprojection auf eine zur Wellachse normal gerichtete Ebene, ungefähr gleich ¼ des von den Flügeln beschriebenen Cylindermantels, und dieselbe wirkende Fläche ist der 17. Theil des eingetauchten Rumpfquerschnittes. Bei der neuen Schraube wird, wenn man der Einfachheit wegen den Spielraum der Schraube im Rohr vernachlässigt, die wirkende Flache der Querschnitt des vorderen Rohres und daher dieser Querschnitt der 17. Theil des eingetauchten Rumpfquerschnittes. Wahrscheinlich wird sich durch die Erfahrung herausstellen, daß dieser Querschnitt noch kleiner genommen werden kann, und zwar wird nach den bisher bekannten Resultaten die Querschnittsverminderung eine ziemlich bedeutende seyn können. Was die Ganghöhe betrifft, so ist dieselbe bei der alten Schraube höchstens 1½ Mal so groß als der Durchmesser. Bei der neuen Schraube ist aber die Wirkung eine ganz andere. Nimmt man auf die praktischen Resultate der analog wirkenden Wasserschnecke Bezug, so kann man die Neigung bis zu 60° erhöhen und erhält dann das obige Verhältniß zwischen Ganghöhe und Durchmesser zu 5,4. Man kann allerdings diese Resultate nur als Analogie auffassen: wenn man aber annimmt, daß die Maschine bei der alten und bei der neuen Schraube gleiche Nutzleistungen geben soll, so findet man das gedachte Verhältniß 3,0, das man nach der Angabe des Verf. wahrscheinlich bis zu 3,3 erhöhen kann. An einem Schiff, dessen eingetauchter Rumpfquerschnitt 60 Quadratmeter beträgt, würde das vordere Rohr 2,12 Met. Durchmesser erhalten, die Seitenrohre 1,5 Met. Durchmesser und die Schraube 7 Met. Ganghöhe. Nimmt man die Fortbewegung, wie bei den besten bestehenden Schrauben, zu 6,3 Met. auf jede Umdrehung an, so ergibt sich bei einer Geschwindigkeit von 12 Knoten in der Stunde oder 6,17 Met. in der Secunde die Umdrehungszahl per Minute zu 58,7. Der Verf. gibt sich der Hoffnung hin, daß die neue Schraube nicht nur einen höheren Wirkungsgrad ergeben wird als die alte, sondern daß sie auch eine sehr bedeutende Vermehruug der Geschwindigkeit gestatten und den Ausgangspunkt für einen neuen Fortschritt im Schiffsbau bilden wird. Die Begrenzung der Geschwindigkeit wird durch folgende Ursachen veranlaßt: die Wirkungsweise des Dampfes selbst, die durch die Trägheit der bewegten Theile erzeugten Störungen und die Wirkungsweise der Schraube. Was die erste Ursache anlangt, so hat Dupuy de Lome durch seine dreicylindrige MaschineMan s. über diese Maschine die Abhandlung von Dupuy de Lome im polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 178. nicht allein die Uebelstände beseitigt, welche aus der Anwendung einer starken Expansion des Dampfes erwachsen, sondern auch die Wirkung der Betriebsmaschine der Art regulirt, daß die Maximaldrücke auf die Zapfen bedeutend herabgemindert werden. Auch die Wirkungen der zweiten Ursache lassen sich unschädlich machen, und in dieser Beziehung gewährt auch wieder die dreicylindrige Maschine große Vortheile, obschon immer noch Bewegungen bestehen bleiben, welche abnorme Bewegungen der ganzen Schiffsmasse zur Folge haben. Es ist um so mehr Aufgabe, diese abnormen Bewegungen gänzlich zu beseitigen, mit je größerer Geschwindigkeit man arbeitet, da die Intensität der Kräfte, welche jene Bewegungen erzeugen, proportional dem Quadrate der Geschwindigkeit wächst. Endlich entsteht bei der alten Schraube jedesmal, wenn einer ihrer Flügel bei der Drehung durch den Hintersteven gedeckt wird, eine plötzliche Verminderung der Geschwindigkeit und mithin ein Stoß. Diesen Uebelstand hat man nur durch Vermehrung der Flügelzahl abschwächen können; bei der neuen Schraube ist er aber gänzlich beseitigt. Bei einer Schraube von großem Durchmesser ändern sich die Drehungen des Wassers auf den Elementen sehr erheblich mit der Höhe, und aus diesen Differenzen entsteht ein Druck auf die Achse, welcher zur Erhitzung der Lager beiträgt. Diese Differenzen werden bei der neuen Schraube viel kleiner. Um die alte Schraube nach Bedarf außer Gang zu setzen, bedient man sich einer lösbaren Kuppelung mit den dazu gehörigen Bewegungsmechanismen. Sobald diese Theile etwas Spielraum angenommen haben, entstehen Schwingungen, welche durch das Werfen der Schraube noch vergrößert werden. Bei der neuen Schraube sind dergleichen Theile nicht nothwendig, und die Drücke können daher gleichmäßig auf die beiden Lager vertheilt werden. Bei der alten Schraube ist die Lage der Welle nothwendig durch den Durchmesser der Schraube bestimmt oder auch durch den Rumpfquerschnitt und die über den Flügeln bleibende Wasserhöhe (ungefähr 16 des Durchmessers). Es kann also kommen, daß die Welle nicht im günstigsten Punkte, als welcher der Druckmittelpunkt des eingetauchten Querschnittes zu betrachten ist, aufgestellt wird. Dadurch entsteht ein Kräftepaar, welches dem Gange schadet. Dagegen kann die Welle der neuen Schraube stets in der geeigneten Höhe gelagert werden. Durch Verbindung der neuen Maschine von Dupuy de Lome mit der neuen Schraube und den Anordnungen, durch welche der Trägheit der bewegten Theile ihr Einfluß entzogen wird, kann man Schiffe erhalten, welche rascher als bisher gehen, sich leichter lenken lassen und auch bei widrigem Wind sich besser bewähren. Die Roßkopf'sche Arbeiteruhr. Vom Uhrmacher Roßkopf in La Chaux de Fonds, Schweiz, ist eine Taschenuhr verfertigt worden mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des Arbeiterstandes, in solider, kräftiger Construction und billig. Die gewerblichen Zeitschriften berichten seit einigen Monaten über dieselbe, Näheres wird jedoch erst neuerdings über dieselbe bekannt. Auf unsere Bestellung wurde uns eine solche, nach Verlauf längerer Zeit, von L. Gutmann, Fahrstraße 31 in Frankfurt a. M., zugesendet, welcher demnach die Agentur für dieselben in Deutschland zu besitzen scheint. Berechnet wurden uns 20 Franken nebst 1 Frank Eingangszoll. Das Gehäuse ist start von Neusilber; der Durchmesser ist 17 Linien (50 Millimet.), die Dicke beträchtlich 6″′(18 Millimet.), das Gewicht 9½ Loth (die gewöhnliche Herrenuhr wiegt etwa 3 Loth). Die Uhr hat keinen Schlüssel, sie wird vermittelst des Kopfes des Bügels aufgezogen, die Zeiger werden mit der Hand gerichtet. Der berühmte Uhrmacher Breguet in Paris erstattete in einer Sitzung der Société d'Encouragement Ende Januar einen sehr günstigen Commissionsbericht über diese Uhr, in Folge dessen dem Verfertiger die Vereinsmedaille zuerkannt wurde. Chronometermacher H. Fischer in Wien äußerte sich in einer Sitzung des niederösterreichischen Gewerbevereins (dessen Verhandlungen und Mittheilungen Nr. 11) folgen dermaßen über die Roßkopf'sche Uhr. „Ihre Hemmung ist die Ankerhemmung, und zwar von ähnlicher Construction, wenn auch minder schön ausgeführt als jene, mit welcher die ersten Producte von Lange's Uhrenfabrik zu Glashütte in Sachsen ausgestattet waren. Es ist dieß nicht die vollkommenste Construction, aber sie ist leicht und billig herzustellen. Die Größenverhältnisse der Triebe und Räder, sowie die Form der Zähne sind die richtigen. Roßkopf wollte ein Rad und einen Trieb ersparen und läßt zu diesem Zweck das Vierteltriebrad, welches den Minutenzeiger trägt, sowie auch das Stundenrad, auf dessen Rad der Stundenzeiger sitzt, von einem Räderpaar treiben, welches mit Reibung auf den Deckel des Federhauses aufgesetzt ist. So wünschenswerth diese Ersparung und Vereinfachung auch ist, so bringt sie doch zwei nicht ganz unbedeutende Fehler mit sich, deren einer darin besteht, daß die Zähne des Federhauses, da sie sehr zahlreich seyn müssen, hinsichtlich ihrer Stärke in keinem Verhältniß zur sonstigen Festigkeit der Uhr stehen und das Ausbrechen oder Umbiegen eines solchen Zahnes wahrscheinlich wird, wenn die im Federhaus angebrachte Patek'sche Feder den Dienst versagen sollte. Der zweite Nachtheil in Folge der Ersparung des Minutenrades ist der, daß der Minutenzeiger durch die nothwendige Zahnluft des Eingriffes ein freies Spiel hat, welches beim Ablesen der Zeit einen Fehler von Einer Minute geben kann. Die sogen. Patek'sche Feder ist für diese Uhr eine Nothwendigkeit wegen der Schwäche der Zähne des Federhauses, und soll bei der Repassage sowohl als bei der Reparatur dieser Uhren mit Sorgfalt geprüft werden. Da die Bestandtheile der Uhr alle roh sind, wie sie von der Feile, dem Stichel, der Drehbank oder je nach ihrer Beschaffenheit von der Presse kommen und da die Stahltheile mit Ausnahme der Triebe, der Hebestifte des Ankers und der beiden Aufzugsräder weder gehärtet noch geschliffen sind, so hat das Innere der Uhr ein sehr rohes Aussehen, was jedoch nicht verhindert, daß diese Uhr ein guter Zeitmesser ist.“ (Badische Gewerbezeitung, 1868, Nr. 4.) Anwendung der Galvanoplastik zur Hutfabrication. Ein Amerikaner hat einen Sommerhut erfunden, welcher sich, unter anderen Vortheilen, durch seine außerordentliche Leichtigkeit empfiehlt. Der Stoff, woraus er wesentlich besteht, ist der Ganzzeug von Manilahanf und im Ansehen ist er den Strohhüten ähnlich; ungeachtet seiner Leichtigkeit ist er für Wasser undurchdringlich, und seine Elasticität schützt ihn vor den Brüchen weichen die Strohgewebe unterworfen sind. Um denselben zu fabriciren, nimmt man einen gewöhnlichen Strohhut, welcher als Form dient; auf diesen trägt man eine Schicht von Wachs oder einer anderen Substanz auf, welche ihn gegen die Wirkung der Säuren und der Alkalien zu schützen fähig ist. Man überzieht hernach seine Oberfläche mit Graphit, um ihn zum Leiter der Elektricität zu machen, und umwindet ihn in verschiedenen Richtungen mit Kupferdrähten, welche den elektrischen Strom vertheilen sollen. Nachdem die Form so vorbereitet ist, taucht man sie in ein Bad von Kupfervitriol, und läßt den Strom circuliren;ein Element der Daniell'schen Batterie ist ausreichend. Es setzt sich Kupfer auf der mit Graphit überzogenen Oberstäche ab, und nachdem das Kupfer die Dicke von 2 bis 3 Zehntel-Millimeter erreicht hat, entfernt man die Drähte welche um das Modell gewunden waren; die Verbindung mit der Batterie wird an geeigneten Punkte hergestellt, und man taucht das Modell wieder in das Bad. Nachdem die Kupferablagerung die nothwendige Dicke erlangt hat, um dem Drucke widerstehen zu können, welchem sie unterzogen wird, nimmt man das Modell aus dem Bade, wascht es, trocknet es, verbrennt das darin enthaltene Stroh, und es bildet dann die Form in welcher man die neuen Hüte fabricirt. Hierzu gießt man in die Form, nachdem sie in ihrem Gestell angebracht worden ist, den Ganzzeug von Manilahanf, welchen man einem gewissen Druck unterwirft. Man läßt trocknen, und der Hut löst sich leicht ab. Man braucht ihn dann nur noch für Wasser undurchdringlich zu machen und nach Wunsch zu färben. (Les Mondes, t XVI p 717; April 1866.) Ueber die Leclanché'sche Batterie mit Braunstein. Bezüglich der S. 96 in diesem Bande des polytechn. Journals (zweites Aprilheft 1868) besprochenen Leclanché'schen Batterie erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, daß ich schon im Jahre 1864 in meinem Aufsatze „über die Wahl der oxydirenden Substanz für die constanten galvanischen Batterien“Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 5; polytechn. Journal Bd. CLXXI S. 463. auf diese Braunsteinkette als eine der wohlfeilsten constanten Ketten hingewiesen habe. Leclanché interpretirt seine Kette entschieden falsch. Die Kohle, welche er in den Braunstein steckt, bildet die Polplatte; der Braunstein dient ausschließlich als Sauerstoff abgebende, depolarisirende Substanz. Dr. H. Schwarz. Ueber ein bewährtes Verfahren, Zinkbleche zur Annahme eines festhaltenden Oelfarbanstriches vorzubereiten; von Prof. Böttger. Es ist eine allseitig bekannte Erfahrung, daß Oelfarbanstriche auf Zink, welches namentlich den Witterungseinflüssen ausgesetzt ist, nicht haften. Man hat zwar in neuerer Zeit verschiedenartige Mittel in Vorschlag gebracht, diesem Uebelstande abzuhelfen, indeß, meines Wissens, bis jetzt ohne besonderen Erfolg. Bereitet man indeß, weinen Erfahrungen zufolge, eine Art Beize (mit welcher man das Zinkblech vor seinem Anstrich mit Oelfarben gleichförmig überpinselt), welche die Eigenschaft hat, bei ihrer Berührung mit metallischem Zink, dessen Oberfläche in eine dünne Schicht von basischem Chlorzink und gleichzeitig in sogenanntes amorphes Messing zu verwandeln, so erreicht man seinen Zweck, ein solch vorbereitetes Zinkblech mit einem dauerhaften Oelfarbanstrich zu versehen, auf das Vollständigste. Eine Beize von der folgenden Zusammensetzung hat sich dazu vollkommen bewährt. Man löst 1 Theil Kupferchlorid, 1 Theil salpetersaures Kupferoxyd, 1 Theil Salmiak in 64 Theilen Wasser, dem man noch 1 Theil rohe käufliche Salzsäure zusetzt, auf. Ein Zinkblech. welches mit dieser Beize mittelst eines breiten Pinsels bestrichen wird, nimmt unmittelbar nach erfolgtem Anstrich eine tief schwarze Farbe an, die sich nach dem Eintrocknen (d. h. nach Verlauf von circa 12 bis 24 Stunden) in eine schmutzig dunkel weißgraue Farbennüance verwandelt, auf welcher nunmehr jeder Oelfarbanstrich fest haftet. Eine auf diese Weise behandelte, einige 20 Fuß lauge und 6 Fuß hohe, mit einem grünen Oelfarbanstrich versehene Zinkblechverkleidung hat sich im Freien, und zwar allen Witterungseinflüssen des vorigen Sommers und während dieses Winters ausgesetzt, auf's Vollständigste bewährt. (Jahresbericht des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. von 1866–1867.) Verfahren, Gegenstände von Gußeisen, Stahl oder Schmiedeeisen mit einer dünnen Kupferschicht zu überziehen; von Dr. Stölzel. Um Gegenstände von Gußeisen, Stahl oder Schmiedeeisen für verschiedene Zwecke mit einer dünnen, gleichmäßigen und fest anhaftenden Kupferschicht zu überziehen, wurden zwar bereits zahlreiche Vorschriften gegeben, so z. B. in neuerer Zeit von Weil, Gräger etc.; am einfachsten und raschesten läßt sich aber nach Mittheilungen von Dr. Stölzel im Nürnberger Gewerbevereine der Zweck in der Weise erreichen, daß man die Gegenstände, nachdem man sie von etwa daran haftendem Rost vorher befreite, unter Anwendung einer Bürste mit harten Borsten, mit Weinsteinpulver, welches mit Kupfervitriollösung durchtränkt ist, scharf bürstet. Hierdurch erzielt man sehr rasch gleichzeitig die Reinigung und eine haltbare gleichmäßige Verkupferung. Ueber den Kryolith und die aus diesem Mineral dargestellten Producte; von Evan T. Ellis. Dieses interessante Mineral, bekanntlich eine Verbindung von Fluornatrium mit Fluoraluminium, wurde von Grönland aus zuerst von einem Grönlandfahrer in einem großen Stücke nach Copenhagen gebracht, von wo aus 1795 durch Abilgaard die erste Kunde desselben nach Deutschland und von da nach dem übrigen Europa gelangte, später fand Gieseke bei Jvikaet an der Südküste von Arksut Fjord, in der Nähe von Cap Farewell, mehrere Lager dieses Minerals, welche z. Th. bergmännisch abgebaut worden. Häufig ist es von Schwefelmetallen begleitet, die öfters in schönen Krystallen auftreten, so von silberhaltigem Kupferkies, Eisenkies, Bleiglanz, ferner Zinustein, Wolfram, Orthit, Spatheisenstein etc., welche von der schneeweißen, feucht glasglänzenden, dem Eise gleichenden Kryolithgrundmasse bunt abstechen. In Amerika wurde dieses werthvolle Material von der Pennsylvania Salt Company eingeführt, Diese thätige Gesellschaft, deren Werke im westlichen Pennsylvanien liegen, hat sich das Privilegium des Ankaufes von einem bedeutenden Antheile der ganzen Förderung gesichert und im Laufe der beiden letzten Jahre 13 Ladungen nach Philadelphia importirt und von dort aus nach ihren Werken versendet. Der größte Theil ist bisher zu ihrer patentirten Lauge für die Seifenfabrication (patent saponifier) verbraucht worden; sie fabricirt außerdem Aetznatron, kohlensaures Natron, schwefelsaure Thonerde etc. Soda wird aus dem Kryolith bekanntlich dadurch erhalten, daß man das Mineral mit Kalk mengt und glüht; dabei verbindet sich das Fluor mit dem Calcium, die übrigen Metalle nehmen Sauerstoff auf und verwandeln sich in Thonerde und Natron; darauf wird Kohlensäure durch die Lösung geleitet, welche sich mit dem Natron zu Soda verbindet, die in Lösung bleibt während die unlösliche Thonerde sich absetzt. Das kohlensaure Natron wird durch Kalk nach dem gewöhnlichen Verfahren seiner Säure beraubt und in Aetznatron (Seifenstein) verwandelt, und in diesem Zustande zur Seifenfabrication benutzt. 100 Pfd. Kryolith geben: 44 Pfund trockenes Aetznatron oder 75 Pfund trockenes kohlensaures Natron, oder 203 Pfund krystallisirtes kohlensaures Natron, oder 119½ Pfund zweifach-kohlensaures Natron und 24 Pfund Thonerde. Die aus Kryolith erzeugte schwefelsaure Thonerde enthält auf 1 Aequivalent Thonerde 2,82 Schwefelsäure; dieses Salz ist demnach mehr als neutral (3,0 SO3 würde neutral seyn), somit für Papierfabriken, Kattundruckereien etc. sehr zu empfehlen. (Das englische Product enthält sehr oft bis 3,27 Säure). Ein fernerer wichtiger Vorzug dieses Thonerdesulfats liegt darin, daß es vollkommen frei von Eisen ist. Ein anderer sehr wichtiger Zweck, zu welchem Kryolith verwendet werden kann, ist die Glasfabrication. Schmilzt man 1 Theil Kryolith mit 2 bis 4 Th. reiner Kieselsäure (Quarz) zusammen, so erhält man ein schönes Glas, welches sich gut formen, schleifen und poliren läßt, und zu unzähligen Gegenständen des täglichen Gebrauches und des Luxus verwendet werden kann; aller Wahrscheinlichkeit nach wird es sich auch als sehr geeignet zur Anfertigung von Geräthschaften für chemische und pharmaceutische Zwecke erweisen. Vor einiger Zeit hatte sich in Philadelphia eine Gesellschaft zu Versuchszwecken, unter der Firma Hot cast Porcelain Company (Gesellschaft für Heißguß-Porzellan) gegründet. Die von dieser Gesellschaft erzielten Resultate waren so günstig, daß dieselbe jetzt ein großes Etablissement errichtet hat, in welchem diese Art der Glasfabrication im ausgedehntesten Maaßstabe betrieben werden soll. Die Kosten stellten sich bis jetzt um 10 bis 20 Proc. höher heraus, als bei gewöhnlichem Flintglas. Das Fabricat scheint stärker und haltbarer als Glas zu seyn. (Chemical News vol XVII p. 173; April 1868.) Die Pennsylvania Salt manufacturing Company Diese Fabrik, die größte in den Vereinigten Staaten für Producte, welche aus unorganischen Materialien gewonnen werden, befindet sich, 23 Meilen von Pittsburgh entfernt, zu Natrona am Alleghanny Fluß. Ihre jährliche Production beläuft sich auf: 14,400 Fässer Salz. 480 Tonnen (à 2000 Pfd.) caustische Soda (Aetznatron), 3 Millionen Pfd. Schwefelsäure, 180,000 Pfd. Salpetersäure, eben so viel Salzsäure, 600 Tonnen Eisenvitriol. Außerdem werden 48,000 Barrels (à 40 Gallons) Petroleum raffinirt und große Quantitäten von einfach- und doppelt-kohlensaurem Natron gewonnen, sowie von gewöhnlichem und sogen, concentrirtem Alaun. Der monatliche Bedarf der Fabrik an Kohle, welche am Orte selbst gefördert wird, beläuft sich auf 100,000 Bushels. Der zur Darstellung der caustischen Soda dienende Kryolith wird direct von den Minen in Grönland bezogen; der monatliche Verbrauch hiervon beträgt 400,000 Pfd. — Das bei der Zersetzung des Kryoliths auftretende Natron-Aluminat wird zum Theil unter dem Namen Natrona, refined Saponifier als concentrirte Lauge für die Seifenfabrication verkauft (zum Gebrauch für Haushaltungen wird solche in Blechbüchsen versandt). Die Fabrik wurde vor 25 Jahren in Folge der daselbst vorkommenden Soolquellen gegründet; sie sind alle bromhaltig. (Mitgetheilt von Dr. Adolph Ott in New-York.) Ueber Ausnutzung der in der Ultramarinlauge befindlichen Schwefelsäure; von Dr. Heinrich Hanstein in Darmstadt. Die Flüssigkeit, durch welche Ultramarin ausgewaschen wird, enthält neben geringen Mengen Schwefelnatrium, Kochsalz etc. hauptsächlich schwefelsaures Natron. Früher wurde die Lauge an manchen Orten zur Gewinnung von Glaubersalz eingedampft, dieß ist aber, als nicht lohnend, wohl überall eingestellt worden. Gleichwohl geht dadurch eine große Menge Schwefelsäure in Form des schwefelsauren Salzes verloren und gibt der Gehalt an solchem bekanntlich vielfach Veranlassung zu Klagen über Verunreinigung der Bäche. Die Ultramarinfabriken verbrauchen und beziehen von auswärts Blanc fix, namentlich en pâte, während sie solches unmittelbar erzeugen können. Blanc fix wird bekanntlich dargestellt durch Fällung einer Lösung von Chlorbaryum mittelst Schwefelsaure oder schweselsauren Salzen. Der Gesammtgehalt der Lauge wird also verwerthet, wenn ihr Chlorbaryum so lange zugesetzt wird, als noch Trübung entsteht. Der Niederschlag ist schwer, setzt sich leicht ab, und wenn das Blanc fix von dem blauen Tone frei seyn soll, so fällt man zunächst nur einen Theil aus, mit welchem sich der suspendirte Ultramarin absetzt. Was die Mengen anlangt, welche auf diese Art gewonnen werden können, so weiß jeder Fabrikant, daß der weitaus größte Theil der Soda, welche er verarbeitet, in Form schwefelsauren Salzes in der Lauge ausgewaschen wird. Eine Benutzung dieses Verfahrens bei der Fabrication habe ich noch nicht gesehen, obwohl ich hier und in Baden als Experte bezüglich der Abwässer von Fabriken fungirte. Es ist zwar sehr einfach, allein ich wollte doch auf diese Ausnutzung der Lauge aufmerksam machen. Durch die Fällung wird die Lauge farblos; sie enthält dann hauptsächlich Kochsalz, und es werden die Beschwerden über Verunreinigung von Bach- und Flußwasser wegfallen. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1868, Nr. 16.) Ueber den Kesselstein, von J. C. Lermer. In Dr. Lermer's Abhandlung „zur Kenntniß des Kesselsteines“ im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 441 (zweites Märzheft 1868) erfordert die tabellarische Zusammenstellung der Analysen der zur Kesselspeisung verwendeten Wässer S. 446 Zeile 24 von oben folgende Berichtigung: Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. organische Substanzen 1,76 1,49 1,28 Wasser 7,38 5,00 5,62 ––––––– ––––––– ––––––– 99,70 99,78 99,57. Martin's Ueberführung der verschiedenen Farbstoffe des Krapps in Alizarin. Zur Ueberführung der verschiedenen Farbstoffe des Krapps, wie des Purpurins, Pseudopurpurins, Purpuroxanthins u. s. w. iu Alizarin, bedient sich Martin in Avignon folgender ihm in Frankreich patentirten Methode. Der die Farbstoffe enthaltende Krappextract wird in concentrirter Schwefelsaure gelöst und die Lösung mit fein zertheiltem Zink oder einem anderen gleichwirkenden Metalle versetzt und soweit erhitzt, daß die Entwickelung von schwefliger Säure, welche schließlich stattfindet, einige Zeit andauert. Nachdem das Gemisch wieder erkaltet ist, verdünnt man es mit Wasser und wäscht die dadurch ausgefällten Farbstoffe noch wiederholt aus, bis der Rückstand frei von schwefliger Säure ist und möglichst neutral reagirt. Hat man gut gearbeitet, so besteht das Product nur aus Alizarin, ist frei von Purpurin und kann überall da in Anwendung kommen, wo das erste erforderlich ist. Dieselbe Reaction wandte Roussin bereits früher an, um mit Binitronaphtalin künstliches Alizarin darzustellen. Dieß gelang jedoch nicht. Statt dessen erhielt er das von E. Kopp später sogenannte Naphtazarin. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 12) v. Liebig über Gährung und über die Quelle der Muskelkraft. In der Sitzung der mathematisch-physikalischen Classe der k. Akademie der Wissenschaften zn München vom 9. Mai d. I. hielt Hr. v. Liebig einen Vortrag „über Gährung und über die Quelle der Muskelkraft“ und er zeigte unter Anderem, daß Pasteur's berühmteste Entdeckung, welche Liebig's frühere Theorie der Gährung am schlagendsten zu widerlegen schien, die Vermehrung nämlich und Fortpflanzung des Hefenpilzes, welche Pasteur in einer Mischung von weinsaurem Ammoniak, Zucker und Hefenasche bewirkt haben wollte, auf einem groben Irrthum beruhe. Liebig setzte auseinander, daß nach seinen Analysen der Hauptbestandtheil der Hefe ein Stoff sey, welcher ähnlich dem Käsestoff in der Milch, beinahe ein Procent Schwefel enthalte, der auch dem Nichtchemiker sich beim Faulen der Hefe durch den faulen Eiergeruch zu erkennen gebe. Da nun die Materialien, welche Pasteur verwandt habe um den Hefenpilz wachsen zu machen, keinen Schwefel enthielten, so sey seine Angabe der Vermehrung des Hefenpilzes in den von ihm angegebenen Verhältnissen schlechthin eine Unmöglichkeit. Die beigebrachten Beweise Pasteur's, daß das Ammoniak in seiner Mischung verschwinde und zur Ernährung des Pilzes verbraucht worden sey, bezeichnet Liebig als eine leichtfertige Beobachtung. Pasteur habe übersehen, daß er seiner Mischung in der Hefenasche lösliche und unlösliche Phosphate beigegeben, welche machten daß beim Austreiben des Ammoniaks mit gebrannter Bittererde sich das bekannte Ammoniak-Bittererde-Phosphat bilden mußte, daß also das Mittel, welches er benutzte um die Menge des Ammoniaks zu bestimmen, diesen Stoff unbestimmbar gemacht habe. Das fehlende Ammoniak war demnach nicht zum Wachsen des Pilzes verbraucht worden, sondern einfach in eine chemische Verbindung übergegangen, deren Bildung Pasteur übersehen habe. In Beziehung auf die Arbeiten von Fick, Wislicenus und Frankland, welche vou Manchen als Beweise gegen Liebig's Theorie der Muskelarbeit angesehen werden, bemerkte Liebig: daß sie auf unvollkommenen Vorstellungen über das Wesen des organischen Processes, um den es sich hier handle, beruhen. Man könne durch Verbrennung eines Stückes getrockneten Muskelfleisches ebenso wenig dessen Arbeitsleistung im lebenden Körper berechnen, wie die genannten Forscher es wollen, als sich durch Verbrennung einer getrockneten Biene der stundenlange Flug des Insectes, und die Arbeit die es leiste, indem es sein Körpergewicht meilenweit fortbewege, bestimmen lasse. Der Muskel im lebenden Körper verhalte sich ähnlich dem Apparat in einer Uhr, welcher die in ihm angesammelte Kraft nach und nach ausgebe; ein frischer Froschschenkel stelle einen solchen Apparat mit einer Hemmung, ein frisch ausgeschnittenes Froschherz ohne eine solche Hemmung dar; das Froschherz arbeite stundenlang fort, ganz wie im lebenden Körper; ein frischer Froschschenkel bewege sich sobald ein Reiz die vorhandene Hemmung aufhebe, und es ließe sich, wenn man kleine Gewichte anhänge, eine Arbeit mit einem solchen Froschschenkel verrichten, d. h. die Gewichte abwechselnd auf eine gewisse Höhe heben, ohne Blut und ohne Zufuhr irgend einer Nahrung. (Allgemeine Zeitung vom 12. Mai 1868.) Ueber sogenannte Waldwolle und daraus gewonnene Fabricate. Wenn man die frischen, zähen Nadeln des Kieferbaumes zerquetscht und in Wasser kocht, so entweicht der aromatische, flüchtige Theil der Nadeln, welcher fast nur aus Terpenthinöl besteht, und in dem Wasser löst sich ein bitterlich schmeckender, zusammenziehender Stoff auf, der im Wesentlichen Gerbsäure ist. Der von diesen Stoffen befreite unlösliche Bast, aus feineren und gröberen Fasern bestehend, stellt die sogenannte Waldwolle dar. Diese Fasern sind in chemischer Hinsicht derselbe Körper, wie der Flachs und die Baumwolle. Von beiden unterscheiden sie sich darin, daß sie viel gröber sind; von ersterem noch dadurch, daß sie ganz kurz, und von letzterer, daß sie nicht gekräuselt sind. Einen Faden und ein Gewebe von Waldwolle herzustellen, erscheint hiernach unmöglich; was uns unter diesem Namen vor Augen gekommen, war entweder gewöhnliches Baumwoll- und Wollfabricat, in welches etwas Kiefernadelfaser eingemengt war, wodurch der Stoff aber nur eine grobe uud rauhe Fläche erhielt; oder es bestand ausschließlich aus Baumwolle und Wolle in einem dichten filzigen Gewebe sowie als Watte, gefärbt durch die sogenannten Extractivstoffe der Nadeln, d. h. die im Wasser gelöste Gerbsäure, gelb bis braun. Im frischen Zustande besitzen die Fabricate einen ätherischen, nadelartigen Geruch, der wahrscheinlich vom Benetzen derselben mit dem beim Kochen der Nadeln verjagten und in besonderen Verdichtungsgefäßen wieder aufgefangenen Terpenthinöl herrührt. Beim Liegen der Waare an der Lust geht der Geruch bald fort. Dem so präparirten Stoff wird von den Fabrikanten, unterstützt durch zahlreiche ärztliche und andere Atteste, eine heilsame Wirkung bei Gicht und Rheumatismus zugeschrieben. Wenn dieß der Fall ist — was übrigens außerordentlich schwer zu beweisen —, so ist jedenfalls die Waldwolle, mit deren Namen eine so starke Reclame getrieben wird, unschuldig dabei und nur das Terpenthinöl kommt in Betracht. Dann kann man sich aber selbst jeden Wollstoff in wirksamer Weise präpariren, ohne das doppelte und dreifache Geld dafür hinauswerfen zu müssen. Auch lautet gerade die Vorschrift der Fabrikanten dahin, daß man den Waldwollstoff, wenn er seinen Geruch verloren, mit etwas Waldwollöl tränke. Es ist übrigens durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die angeblich Schmerzen lindernde Eigenschaft der Waldwollstoffe nur von ihrem dichten warmhaltenden Gefüge herrührt, und daß jedes andere Fabricat von ähnlich gearteter Beschaffenheit die gleichen Dienste leistet. Man hat die reine Waldwolle auch als Polsterstoff für Möbel empfohlen; eben so gut könnte man die Gerberlohe, nachdem sie aus den Gruben gekommen und getrocknet, verwenden, denn in ihren elastischen Eigenschaften stehen sich beide Stoffe sehr nahe. Das Seegras hat in dieser Hinsicht einen weit höheren Werth. — Die Waldwolle ist bis jetzt vorzugsweise, wenn nicht ausschließlich, in einem kleinen Oertchen Thüringens, Namens Remda, von zwei Firmen: H. Schmidt und L. und E. Lairitz fabricirt worden; dieselben stritten sich, gleich den Cölner-Wasser-Fabrikanten, jahrelang in den Blättern um die Ehre, wer der allein ächte und wahre Verfertiger sey. Die Geschichte von der Waldwolle spielt seit etwa 10 Jahren; in weiteren zehn wird sie wohl begraben und vergessen seyn. (Badische Gewerbezeitung, 1867 S. 200.) Benutzung der Maikäfer zur Düngung. Nach einer Notiz im „Wochenblatt der preußischen Annalen der Landwirthschaft“ Nr. 7 des Jahres 1868 (polytechn. Journal Bd. CLXXXV S. 88) enthalten die Maikäfer im frischen im völlig wasserfreien Zustande: Stickstoff 3,23 9,6 Fettes Oel 3,30 11,5 andere organische Stoffe 24,77 74,7 Mineralstoffe, besonders phosphorsaure Verbindungen 1,40 4,2 Wasser 66,80 –––––––––––––––––––––––––––– 100,00 100,0 Bei einem Düngungsversuche, welcher mit Gerste angestellt wurde, ergab sich als Ertrag von einer kleinen, aber für jede Düngungsweise gleich großen Parcelle: Körner. Stroh. Spreu. Düngung mit Maikäfern 56,5 133,5 13,2 Düngung mit Peruguano 40,5 123,7  8,7 Von den völlig ausgetrockneten Maikäfern wurde hierbei eine doppelt so große Gewichtsmasse als Dünger verwendet, als von dem Peruguano, und zwar, auf die Flache eines württembergischen Morgens berechnet, von den ersteren 340 Pfd. (oder 1020 Pfd. an frischen Maikäfern), von dem letzteren 170 Pfd. In dem vorliegenden Falle hat also das doppelte Quantum der getrockneten oder das 6 fache Gewicht der frischen Maikäfer eine bedeutend bessere Wirkung auf die Vegetation geäußert, als die einfache Menge von Peruguano. Da jedoch der Stickstoff, welcher den werthvollsten Bestandtheil des Maikäferdüngers bildet, theilweise in schwerlöslicher Verbindung zugegen ist, so wird man im Durchschnitte der Verhältnisse den Düngerwerth der trockenen Maikäfer nur zn ½, also denjenigen der frischen Maikäfer zu etwa 1/6 vom guten Peruguano annehmen können. Das letztere Düngemittel wird in Württemberg mit 8½ st. per Ctr. verkauft und bezahlt; 1 Ctr. der frischen Maikäfer würde also hiernach zu einem Preise von 1 fl. 25 kr. in der Landwirthschaft zu verwerthen seyn. Ohne Zweifel ist die Düngwirkung der Maikäfer in dem Falle eine besonders rasche und sichere, wenn man die Thiere nach deren Tödtung nicht direct verwendet, sondern dieselben zunächst möglichst fein zertheilt, indem man sie durch eine Schrotmühle, eine passende Reibe oder durch einen Mahlgang hindurchgehen läßt. Die so erhaltene breiige Masse würde man durch Mischung mit Sägemehl oder guter Erde in eine zum Ausstreuen uud zur gleichförmigen Vertheilung über die zu düngende Fläche geeignete Form bringen können. Sehr zu empfehlen möchte es ferner seyn, dem Ganzen etwas Superphosphat (aufgeschlossenes Knochenmehl) zuzusetzen, von letzterem etwa 1 Ctr. auf 6 Ctr. der frischen Maikäfer. Auf diese Weise würde man einen rasch wirkenden concentrirten Dünger erhalten, welcher bei ähnlicher Wirkung vermuthlich billiger seyn möchte, als der Peruguano. (Württembergischcs Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1868, Nr. 18.) Ein neues Hufbeschlagsverfahren. Der Pariser Correspondent der englischen Zeitung Daily Telegraph beschreibt ein neues Verfahren beim Beschlagen der Pferde, welches in Frankreich bereits allgemein Eingang zu finden anfängt, in folgender Art: Statt der breiten und schweren Eisenplatten, welche man bisher unter den Füßen der Pferde zu befestigen Pflegte, hat ein gewisser Charlier jetzt das Verfahren erfunden, daß er nur einen schmalen eisernen Reifen in einer Riefung befestigt, welcher rund um die untere äußere Linie vom Huf des Pferdes geht. Der Huf wird auf diese Weise mit einer Widerstand leistenden Einfassung versehen, durch welche er gegen die Abnutzung geschützt bleibt und dabei doch zu gleicher Zeit allen anderen Theilen von der Sohle ihre natürliche Stellung auf dem Erdboden zu behalten gestattet und dadurch den Huf in seiner normalen Form und Beschaffenheit bestehen läßt. Es ist leicht zu begreifen, wie dieser périplantaire Hufbeschlag, wie er im Französischen bezeichnet wird, einfach genug ist. Dazu ist dieses neue Hufeisen oder der Hufreifen etwa um zwei Drittel leichter im Gewicht wie das alte, was auf eine große Erleichterung für die Thiere hindeutet, abgesehen davon, daß er sie vor der Mehrzahl der gewöhnlichen Krankheiten und Zufälle der Füße beschützt. Der Franzose Charlier sagt in Bezug hierauf, daß in seinem natürlichen Stande und so lange die Seite vom Hufe nicht splittert, das ganze Glied sich wohl und in Ordnung befindet und daß aus diesem Grunde das Problem, welches für den Hufbeschlag zu lösen bleibt, lediglich darin bestände, den Huf vor dem Splittern zu schützen und den übrigen Theil des Hufes in seinem Stande zu erhalten. Deßhalb gibt er denn einfach dem Huf einen künstlichen Reifen, welcher stärker wie der natürliche Hufrand ist, ohne aber dabei den Fuß selbst zu comprimiren oder zu beschädigen oder sonst zu quälen, wie das gewöhnlich so häufig geschieht. Dazu kommt auch noch, daß der neue Hufbeschlag die Pferde ausnehmend sicher auf ihren Füßen macht und sowohl für große wie für kleine Pferde paßt. Es bleibt endlich noch der Kostenpunkt zu besprechen übrig. Das dazu zu verwendende Eisen muß freilich von der allerbesten Qualität seyn. Weil aber dieser neue Hufreifen etwa die Hälfte oder zwei Drittel weniger an Material beansprucht, wie das bisherige Hufeisen, so kommt der Preis dafür auf dasselbe heraus. Der beste Beweis aber für die Zweckmäßigkeit des Charlier'schen Hufbeschlagsverfahrens ist schließlich wohl unstreitig die Thatsache, daß nach längerer Probe damit die Pariser Droschken- (Voitures de places) Compagnie das Recht für sich erkauft hat, alle ihre Pferde nach diesem System zu beschlagen, und daß schon 3000 von ihren Pferden mit diesen neuen Hufreifen versehen sind. Ueberdieß ist das System bereits bei 1000 Omnibuspferden probirt worden, sowie bei vielen anderen Pferden sowohl von den öffentlichen Wagenmiethern, wie von Privatleuten. (Schlesische landwirtschaftliche Zeitung.)