Titel: Ueber das Verfahren zur Herstellung matter Vergoldung auf pyro-elektrischem Wege von Masselotte, Metallvergolder in Paris; Bericht von Barral.
Fundstelle: Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XVIII., S. 64
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XVIII. Ueber das Verfahren zur Herstellung matter Vergoldung auf pyro-elektrischem Wege von Masselotte, Metallvergolder in Paris; Bericht von Barral. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, t. XV p. 129; März 1868. Masselotte's Verfahren zur matten Vergoldung auf pyro-elektrischem Wege. Die Anwendung der elektrochemischen Vergoldung anstatt der Quecksilbervergoldung gehört zu den vielen schönen Erfindungen unseres Jahrhunderts; ein sogenanntes mattes Gold vermag man jedoch mittelst dieser Vergoldungsmethode bisher in nur unvollkommener Nachahmung zu erzeugen. Nur glänzende orangegelbe Vergoldung läßt sich auf galvanischem Wege leicht erhalten. Auch würde die Quecksilbervergoldung, ungeachtet der von der Wissenschaft ausgehenden Aufmunterungen zu ihrer Beseitigung und ungeachtet der Concurrenz der elektrochemischen Methoden, noch wenig verdrängt worden seyn, wenn nicht im Jahre 1850 Hr. Masselotte (12, rue Villehardouin in Paris) die von ihm sogenannte pyro-elektrische Vergoldung (dorure pyro-électrique) erfunden hätte. Um von diesem Verfahren eine richtige Vorstellung zu geben, ist es erforderlich auf einige Einzelheiten bezüglich der Ausführung der älteren Quecksilbervergoldung einzugehen. Bekanntlich wird bei der Quecksilbervergoldung das Gold in Form von Amalgam angewendet. Zur Darstellung dieses Amalgames erhitzt man 1 Theil reines, mit 15 Tausendtheilen Silber legirtes Gold in Form von dünnen Blättern in einem Schmelztiegel zum Dunkelrothglühen, reibt es dann durch Umrühren, mit 8 Theilen Quecksilber zusammen und gießt die Masse, nachdem das Gold sich gelöst hat, in kaltes Wasser. Das auf diese Weise dargestellte Amalgam ist teigartig und läßt sich zwischen den Fingern leicht kneten. Bevor man es auf Bronzegegenstände aufträgt, müssen diese einer mehrfachen vorgängigen Behandlung unterworfen werden, mittelst deren ihnen eine ganz reine Oberfläche ertheilt wird. In den uns von Masselotte übergebenen Mittheilungen beschreibt er als erfahrener Arbeiter sämmtliche Operationen in folgender Weise: Zunächst werden die zu vergoldenden Stücke geglüht, um sie von allen ihnen möglicherweise anhängenden Fetttheilchen zu befreien, und die Poren der Oberfläche zu öffnen, indem bei dieser Operation nicht allein ein Theil des Kupfers, sondern auch ein bedeutender Theil des in allen Bronzen enthaltenen Zinkes oxydirt wird. Nach dem Erkalten werden die Stücke in verdünnte Schwefelsäure getaucht, welche das durch das Glühen gebildete Kupfer- und Zinkoxyd aufnimmt; dann werden sie in concentrirte Salpetersäure gebracht und dadurch von noch anhängendem Oxydul befreit. Die so abgebeizten Gegenstände enthalten an ihrer Oberfläche fast gar kein Zink mehr, ein durchaus nothwendiges Erforderniß, damit das Quecksilber nicht zurückgehalten wird und leicht verdampfen kann. Hierauf schreitet man zur Vergoldung selbst. Um ein Stück zu vergolden, mit anderen Worten um das Goldamalgam auf die Oberfläche dieses Stückes aufzutragen und auf derselben auszubreiten, bedient man sich der bekannten Kratzbürste, eines aus nicht ausgeglühtem Messingdrahte angefertigten Pinsels. Vorher muß man aber die Oberfläche des zu vergoldenden Gegenstandes mit einer dünnen Quecksilberschicht überziehen (aviviren), damit sich das Amalgam gut auftragen läßt und am Stücke haftet. Zu diesem Zwecke bereitet man eine wässerige Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul (auf 1 Liter Wasser 1 Grm. Quecksilber in 2½ Grm. Salpetersäure gelöst), befeuchtet die Kratzbürste mit dieser Flüssigkeit (dem Quickwasser) und reibt damit einen Theil der zu vergoldenden Fläche; dieselbe nimmt in Folge der Fällung des Quecksilbers und der Bildung einer geringen Menge Kupferoxyd sofort eine schiefergraue Farbe an. Hierauf imprägnirt man die Kratzbürste mit etwas Amalgam und reibt damit den vorher mit Quecksilber bedeckten Theil der Fläche möglichst regelmäßig ein. Hierbei ist die ganze Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Geschicklichkeit des Arbeiters erforderlich, denn das Gelingen hängt nicht mehr von den chemischen Wirkungen, sondern ausschließlich von der Uebung und der Gewandtheit des Operirenden ab. Die Arbeit wird auf einem Tische vorgenommen, dessen Platte eine mit Rändern und zum Abflusse des Wassers in der Mitte mit einem Loche versehene Steintafel bildet. Das Goldamalgam kommt auf eine Steinplatte zu liegen, von welcher der Arbeiter es mit der Kratzbürste aufnimmt, nachdem er es mit den Fingern etwas auseinander gedrückt hat. Quer über diese Platte wird ein Bretchen, und auf dieses der zu vergoldende Gegenstand gelegt, damit die hervorspringenden Theile der Bronze sich nicht in Folge der Reibung an einem harten Körper abnutzen können. Ist das Stück mit Amalgam überzogen, so spült man es mit reinem Wasser ab und trägt es in den Ofen ein, um das Quecksilber zu verdampfen. Das Gold bleibt dann auf dem Metalle in einer Schicht befestigt zurück, welche möglichst regelmäßig seyn muß. Wenn man aber den Gegenstand ausschließlich zu dem Zwecke erhitzen wollte, um das Quecksilber zu verdampfen, so würde das Gold die Bronzefläche nach Art eines Schleiers bedecken, so daß nicht vergoldete Zwischenräume zurückbleiben würden. Man muß daher den Gegenstand beim Erhitzen mit der Kratzbürste behandeln, um das durch die höhere Temperatur in bedeutendem Grade erweichte Amalgam gehörig auszubreiten. Kurz, man verfährt ganz so, wie die Verzinner beim Verzinnen von kupfernen oder eisernen Gegenständen. Auch zu dieser Arbeit bedarf es einer großen Geschicklichkeit. Es ist von Wichtigkeit, zum Bürsten des Stückes den Augenblick zu wählen, wo dasselbe den dazu geeignetsten Temperaturgrad erreicht hat. Der Arbeiter erkennt diesen Moment daran, daß, wenn er die erhitzte Bronze mit einer feuchten Kratzbürste berührt, ein schwaches Zischen sich hören läßt. Die Temperatur muß demnach in diesem Augenblicke etwas höher seyn als die des kochenden Wassers; bei diesem Wärmegrade geräth das bisher graulichweiße Amalgam in's Schmelzen, nimmt einen sehr lebhaften Glanz an und muß nun gebürstet werden. Der Arbeiter nimmt hierzu den Gegenstand in die mit einem sehr dicken Handschuh bekleidete linke Hand, und bürstet denselben, indem er ihn über eine neben dem Ofen angebrachte Platte hält. Dabei muß er Sorge tragen, die Bürste nach allen Richtungen hin zu führen, auch darf er keine Vertiefung mit derselben unberührt lassen; ferner muß er den Augenblick berücksichtigen, wo der Gegenstand, weil er nicht mehr heiß genug ist, wieder in den Ofen gebracht werden muß; er nimmt ihn dann von Neuem heraus, bürstet ihn wiederum und wiederholt dieses Verfahren fünf- bis sechsmal. Hierauf ist das Quecksilber vollständig verdampft und nur das Gold in Form einer blaßgelb gefärbten Haut auf der Bronze zurückgeblieben. Masselotte hebt hervor, daß die Behandlung im Ofen das gefährlichste Stadium der Quecksilbervergoldung ist; denn zwei Monate fortwährender Beschäftigung damit sind wirklich hinreichend, die Quecksilberkrankheit hervorzurufen. Zur Verminderung der Gefahr suchte man zunächst einen besseren und vollständigeren Zug bei den Oefen hervorzurufen und dann wurde die Einrichtung getroffen, daß jeder Arbeiter in bestimmter Reihenfolge die Arbeit vor dem Ofen verrichten mußte, und zwar nur einmal monatlich. Bei der Auftragarbeit oder der „Arbeit am Steine“ (travail à la pierre) ist die Gefahr weit geringer; es sind mindestens zwei Jahre erforderlich, damit dieselben Störungen im körperlichen Zustande eintreten, wie sie durch zweimonatliche Arbeit am Ofen hervorgerufen werden. Nach Masselotte's Versicherung wirkt bei der „Arbeit am Stein“ nur das salpetersaure Quecksilbersalz schädlich, wogegen das Amalgam in Folge seines unlöslichen Zustandes auf die Arbeiter fast gar keinen nachtheiligen Einfluß ausübt. Zeigt das Stück nach dem Herausnehmen aus dem Ofen ein trübes Aussehen (das sogen, buis), so wird die Arbeit in folgender Weise fortgesetzt. Ist eine Retouche nicht erforderlich (was jedoch fast stets der Fall, weil man den Gegenstand, wenn er vollkommen ausfallen soll, zuweilen noch zwei oder dreimal auf den Vergoldestein zurückbringen muß, um ihn zu retouchiren), so erhitzt man das Stück ziemlich stark, damit es eine entschiedener gelbe Farbe annimmt und die etwa noch vorhandene, den Farbeton abblassende geringe Menge Quecksilber verdampft, mit anderen Worten, man „läßt treiben.“ Seine Farbe wird dann bald ockergelb und nun ist nur noch Gold auf der Bronzefläche vorhanden. Die dann folgende Reihe von Arbeiten ist bezüglich der Wirkungen auf die Gesundheit unschädlich. Zunächst kommt die Behandlung mit der Kratzbürste, durch welche das Stück von seinem matten, trüben Farbetone befreit wird und Glanz und Feuer erhält. Bei dieser Operation befeuchtet man die Bürste mit einem Aufgüsse von Althäawurzel und reibt damit die vergoldeten Flächen, wodurch dieselben ein zwischen dem Matten und dem Polirten die Mitte haltendes Ansehen bekommen. Das Reiben wird in einer, Wasser und Althäawurzel enthaltenden Wanne vorgenommen; die Stücke liegen auf in diesem Gefäße angebrachten Querstegen. Hierauf muß man nun zwei, je nach dem zu erzielenden Resultate verschiedene Wege einschlagen. Zur Erzeugung bloß der glänzenden orangegelben Vergoldung (Farbe des Muschelgoldes) erhitzt man das Stück, um ihm „Nachwuchs“ (revenu) zu geben und seiner Fläche ein gleichmäßigeres Gelb zu ertheilen; dann kommt das „Auffieden,“ oder „Färben“ (mise en couleur)wodurch es einen höheren Farbeton erhält. Die „Farbe“ besteht aus gepulvertem Röthel und verschiedenen sauren Salzen. Ihr Zweck ist, die Goldschicht zu affiniren und dieselbe von verschiedenen fremden Oxyden, welche sich bei den vorangehenden Manipulationen gebildet haben, zu befreien. Man reibt die Bestandtheile mit Wasser zu einem etwas dicklichen Brei an, trägt denselben mittelst eines Pinsels auf, erhitzt die Bronze auf etwa 130° C., löscht sie in kaltem Wasser ab und taucht sie dann in Wasser, welches mit Salpetersäure schwach angesäuert worden; darauf wäscht man das Stück in lauwarmem Wasser ab, trocknet es und polirt alsdann die Theile, welche ein polirtes Ansehen erhalten sollen. Zur Darstellung von matter Vergoldung unterwirft man das Stück noch folgenden Operationen: Die Theile, welche matt werden sollen, isolirt man von denen, die später polirt werden, besonders aber von denen, die dem Blicke entzogen bleiben sollen, und deßhalb auch nicht vergoldet wurden. Zu diesem Zwecke überzieht man sie mit der sogen. Reserve, einem aus Spanischweiß mit Wasser angerührten Brei. Die auf diese Weise vorbereiteten Stücke werden mit Eisendraht an gleichfalls eiserne Stangen (sogen. Kloben, mandrins) befestigt und sind nun zum Einhängen in den Ofen fertig. Dieser Ofen hat folgende Einrichtung. Der Fußboden, auf welchem er steht, ist an einer Seite mit Platten oder Fliesen von emaillirter Fayence belegt, welche zur Aufnahme der weggespritzten Theile der (unten angegebenen) Salzmischung dienen; in der Mitte steht der nach Art eines Küchenherdes eingerichtete Ofen; auf demselben steht ein eiserner Dreifuß, der zum Tragen der zum Mattiren dienenden Pfanne bestimmt ist; letztere ist in eine zweite, gußeiserne Pfanne mit Ofenkitt, der den Zwischenraum ausfüllt, eingesetzt. In der Mitte ist die Sohle mit einer sehr starken Gußeisenplatte versehen, welche den Herd bildet. Auf allen vier Seiten derselben sind niedrige Mauern aus Ziegelsteinen aufgeführt, welche mit dem Boden des Ofens verbunden sind; das Ganze ist mit starkem Blech bedeckt. An der Seite des Ofens, welche der für die Aufnahme der Pfanne bestimmten gegenüber liegt, kann man einen Kessel anbringen, in welchem man mittelst einer besonderen kleinen Feuerung kochendes Wasser bereitet. An derselben Seite des Ofens, jedoch außerhalb desselben, wird ein großer, ovaler Zuber von 700 bis 800 Liter Inhalt aufgestellt und mit Wasser gefüllt erhalten, dessen Dauben an ihrem oberen Theile mit Leinwand besetzt werden, welche alle verspritzten Theile einsaugt. Das Mattirpulver ist ein Gemenge von verschiedenen feingepulverten Salzen und besteht hauptsächlich aus Kalisalpeter, Kalialaun, gereinigtem Kochsalz und Glasgalle. Diese Composition affinirt die Oberfläche der Goldschicht in sehr kräftiger Weise. Sie muß auf dem vergoldeten Stücke zum Schmelzen erhitzt werden; im Augenblicke ihres Schmelzens entsteht der sammetähnliche Schimmer des matten Goldes. Wir erwähnten früher, daß das angewendete Gold 15 Tausendtheile Silber enthält. Durch das Mattirpulver werden die in der Masse des Goldes gleichförmig vertheilten Silbertheilchen beseitigt und in Folge davon erhält das vergoldete Stück das matte Ansehen. Um dieser Operation den gehörigen Widerstand leisten zu können, muß die Goldschicht eine sehr gleichmäßige Dicke haben; ist sie nicht hinlänglich stark, so würde das Mattirpulver das Kupfer angreifen und dann würden sich die zu schwachen Partien der Goldschicht abblättern oder abschuppen. Das Mattirpulver wird, wie schon bemerkt, bei höherer Temperatur angewendet, bei welcher die Salze, aus denen es besteht, in ihrem Krystallisationswasser schmelzen. Dieß geschieht in einer einfachen Pfanne von emaillirter Fayence. Die anzuwendende Temperatur darf den Schmelzpunkt des Bleies nicht übersteigen; bei zu starker Hitze würde das Mattirpulver sich zersetzen, indem dann die Salze gegenseitig auf einander einwirken. Auch muß diese Temperatur sehr gleichmäßig unterhalten werden, um eine innige Vermischung der Salze und nicht ihre Zersetzung zu bewirken. Das geschmolzene Mattirpulver muß die Consistenz eines dünnen Breies zeigen. Nachdem der Ofen sammt Zubehör in der angegebenen Weise aufgestellt, das Feuer angezündet, der Mattirpfanne die passende Temperatur gegeben, und die zu mattirenden Stücke an den Kloben befestigt worden, schreitet man zur Operation des Mattirens selbst, deren gehörige Ausführung nicht allein gute Augen, kaltes Blut, körperliche Kraft und Geduld, sondern auch die Fertigkeit und Gewandtheit erfordert, welche nur eine lange praktische Beschäftigung mit der Vergoldungskunst verschafft. Die Gegenstände werden in der Weise in den Ofen eingetragen, daß das Ende des Klobens, welches der Vergolder in der Hand hält, außerhalb des Ofens bleibt und nicht heiß wird. Die Gegenstände kommen nicht auf die Kohlen zu liegen, sondern werden in der Luft gehalten, so daß ihre sämmtlichen Theile von der strahlenden Wärme des Ofens gleichförmig getroffen werden. Hat man mit Stücken zu thun, welche an verschiedenen Stellen eine verschiedene Dicke besitzen, so muß man die Vorsichtsmaßregel beobachten, sie der Einwirkung des Feuers in der Weise auszusetzen, daß die Wärme sich in ihnen recht gleichmäßig verbreitet und nicht ein Theil eine höhere Temperatur annimmt als ein anderer. Nachdem man das Stück die erforderlich lange Zeit auf dem Feuer gelassen, erhält es seinen „Nachwuchs“ (revenu), indem seine grünliche Färbung in ein schönes Goldgelb übergeht. Erhitzt man den Gegenstand zu stark, so wird der Ton bräunlich und verblaßt darauf wieder — ein Anzeichen, daß das Mattirpulver verbrannt ist; das Stück erscheint dann fahlgelb, geflcket, gersteift oder marmorirt. Bei zu schwachem Erhitzen dagegen fällt das Matt klar, halbglänzend und vollständig gestreift oder jaspirt aus. Bei den zwischen diesen beiden Extremen liegenden Temperaturgraden gehen die Gegenstände durch sämmtliche Töne. Das Auge des Vergolders muß die genügende Uebung haben, um dem „Nachwachsen“ zu dem geeignetsten Zeitpunkte Einhalt zu thun. Sobald der „Nachwuchs“ eingetreten ist, läßt man das Stück etwas abkühlen und trägt mit Berücksichtigung der Metallstärken auf die schwächsten Theile sofort das Mattirpulver auf, denn das Stück erkaltet rasch. Auch hier ist einer Schwierigkeit Rechnung zu tragen, nämlich der Unterhaltung einer geeigneten Temperatur, was sich nur durch die Praxis erlernen läßt; denn ist das Mattirpulver auf das Stück aufgetragen, so hat es das Bestreben letzteres abzukühlen, weil es selbst eine niedrigere Temperatur hat. Ist dieses Stück zu heiß, so schmilzt das Mattirpulver zum zweiten Male, frißt die Vergoldung an, löst sich theilweise los und das Resultat fällt unregelmäßig aus. Ist dagegen das Stück zu kalt, so erhärtet das Mattirpulver auf demselben, bleibt ohne Wirkung und löst sich von selbst los. Bei dem geeigneten Temperaturgrade, auf dessen Erfassung es ankommt, schreit (zischt) das Mattirpulver, indem es in Fluß geräth, auf dem Metalle; nach einem kaum bemerkbaren Aufkochen erstarrt es. Dann breitet man den Teig mittelst eines Pinsels aus starker Seide möglichst gleichmäßig auf dem Metalle aus und bringt den Gegenstand wieder in den Ofen. In Folge der Einwirkung der Wärme erweicht das Mattirpulver; die chemische Wirkung beginnt; die Salze reagiren auf einander und der Salpeter läßt Blasen von Stickstoffoxyd entweichen, was man an der röthlichen Färbung erkennt, welche das Mattirpulver annimmt. Die aufgetragene Schicht Mattirpulver darf nicht sogleich wieder in Fluß gerathen, man darf deßhalb die Hitze nicht zu lange auf das Stück einwirken lassen. Sobald der richtige Zeitpunkt eingetreten ist, trägt man eine zweite Schicht des Pulvers auf und erhitzt neuerdings. Bei manchen Stücken muß dieses Verfahren drei- bis viermal wiederholt werden. Während des Erhitzens werden die Kloben ununterbrochen in der Hand umgedreht, so daß alle Seiten des Gegenstandes der Einwirkung der Wärme ausgesetzt werden. Sobald das Pulver wiederum in Fluß geräth, wird das Stück gelb und man sagt alsdann: „das Mattirpulver fließt,“ und die Substanz fließt auch wirklich wie zerlassene Butter, indem sie das Stück einhüllt, so daß das gelbe Gold hindurchschimmert. Sobald dieser Punkt eingetreten ist, zieht man das Stück rasch zurück und wirft es in den oben erwähnten, mit Wasser gefüllten Zuber. Die Salzmasse löst sich darin von dem Stücke mehr oder weniger vollständig los. Man braucht dann nur das Stück noch abzuwaschen und zu trocknen. Pyro-elektrische Vergoldung. — Das im Vorstehenden beschriebene alte Verfahren liefert die dauerhafteste und schönste Vergoldung. Die auf elektrochemischem Wege stark vergoldeten, mit einer ebenso dicken Goldschicht wie bei der Quecksilbervergoldung überzogenen Stücke würden, ohne Schaden zu leiden, die Einwirkung des Mattirpulvers und des Feuers ebenso gut ertragen können; allein diese Operation würde zu keinem Resultate führen, denn das Stück würde in fast ganz demselben Zustande bleiben wie vorher, und zur Erzeugung von Matt müßte ihm der Quecksilbervergolder eine leichte Schicht Amalgam geben. In diesem Falle aber würde die auszuführende Arbeit beinahe ebenso langwierig seyn wie bei der Quecksilbervergoldung. Der Molecularzustand des Niederschlages ist also zur Erzeugung von Matt von großer Wichtigkeit. Andererseits ist die Quecksilbervergoldung bei sehr zarten Stücken, welche in Folge der Einwirkung des Quecksilbers und des Feuers zerbrechen oder verderben würden, nicht anwendbar. Diese Betrachtungen brachten Masselotte im Jahre 1850 auf den Gedanken, die Stücke zunächst in einem, nur eine Goldlösung enthaltenden Bade galvanisch zu vergolden; sie dann mit einer zweiten, aus Goldamalgam bestehenden Schicht zu überziehen und zwar in einem Bade, welches Cyangold nebst Cyanquecksilber enthält. Dieses Bad muß in den, dem zu erzielenden Farbentone entsprechenden Verhältnissen zusammengesetzt werden. Die Anode besteht bloß aus einer Goldblechplatte, folglich kann das Bad nicht constant bleiben; deßhalb muß man von Zeit zu Zeit etwas Quecksilbersalz zusetzen und der elektrische Strom muß mit Aufmerksamkeit regulirt werden. Ist der Niederschlag dick genug, so wird er mit einem besonderen Salzgemenge überzogen; man hält den Gegenstand über ein hellbrennendes Feuer und löscht ihn, nachdem er eine genügend hohe Temperatur angenommen hat und der Salzteig calcinirt worden ist, in angesäuertem Wasser ab. Die Färbung des Goldes stimmt dann beinahe vollständig mit der eines mit Quecksilber vergoldeten Stückes vor dem Mattiren überein. Das Mattiren selbst wird nun ganz auf dieselbe Weise wie bei dein älteren Verfahren ausgeführt und es lassen sich die vollkommensten Resultate erzielen, ohne daß die Arbeiter irgendwie den schädlichen Einflüssen von gefährlichen Dämpfen ausgesetzt wären. Beim Erhitzen der niedergeschlagenen Amalgamschicht erfolgt eine Reinigung der Oberfläche ohne Verflüchtigung von Quecksilber. Die zahlreichen, für Pariser Bronzefabrikanten von Masselotte vergoldeten Gegenstände haben ihren Werth durch ihre Dauer erwiesen; sie haben der Abnutzung und dem Einflüsse schwefelwasserstoffhaltiger Dämpfe etc. widerstanden und eine mehrfach wiederholte Behandlung mit dem Mattirpulver vollständig ausgehalten. Siebzehnjährige Erfahrungen haben die Unschädlichkeit des Verfahrens für die Gesundheit der Arbeiter, sowie die Vollkommenheit und die Dauerhaftigkeit der mittelst desselben erzielten Resultate zweifellos erwiesen.