Titel: Ueber das Probiren der Mineralkohlen vor dem Löthrohre.
Autor: H. H.
Fundstelle: Band 189, Jahrgang 1868, Nr. XXXIV., S. 128
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XXXIV. Ueber das Probiren der Mineralkohlen vor dem Löthrohre. Ueber das Probiren der Mineralkohlen vor dem Löthrohre. Nicht jedem angehenden Probirer ist es bekannt, wie vortrefflich das Löthrohr zum Probiren auch der Mineralkohlen geeignet ist. Der Plattner'sche Löthrohrprobirapparat entspricht nicht allein in Folge seiner Tragbarkeit diesem Zwecke auf Reisen, wo nur irgend Raum vorhanden ist, die Waage aufzustellen, sondern derselbe genügt auch beim Gebrauche daheim allen Anforderungen in Bezug auf Genauigkeit in demselben Grade, wie Scherben oder Test und Muffel oder der große Platintiegel und die Analysenwaage. Es dürften daher einige Bemerkungen über diese Probe, welche wir einer Mittheilung von Benj. S. Lyman im American Journal of Mining entnehmen, manchem Leser nicht unwillkommen seyn. Zur Kohlenprobe vor dem Löthrohre bedarf man neben den gewöhnlichen Bestandtheilen des Plattner'schen Löthrohrapparates, wie derselbe in Freiberg angefertigt wird, an besonderen Stücken nur eines kleinen, mit Deckel versehenen Platintiegels von derselben Form und Größe wie die zu dem Apparate gehörenden Thontiegelchen (für Blei-, Wismuth-, Zinn-, Nickel- und Kobaltproben), sowie eines kleinen aus Neusilber bestehenden Ringes zum Daraufstellen dieses Tiegels, von etwa ⅜ Zoll Durchmesser und 3/16 Zoll Höhe. Ein solcher Tiegel nebst Ring und Deckel wiegen etwa 2½ Grm., und Tiegel und Ring ohne Deckel nicht ganz 2 Grm. mehr als die gewöhnlichen Metallschälchen, welche auf den eigentlichen Schalen der Löthrohrprobirwaage beim Aufstellen der letzteren zu stehen kommen. Will man den Gehalt der zu probirenden Steinkohlen an hygroskopischem Wasser bestimmen, so würde noch ein kleiner Trockenapparat (ein Luftbad) erforderlich werden; indessen ergibt sich aus W. R. Johnstone's neueren Untersuchungen, daß bei gewöhnlichen gut trockenen Steinkohlen (bei Braunkohlen ist dieß Verhältniß freilich ein anderes) der Gehalt an hygroskopischem Wasser nur von geringer Bedeutung ist. Mit Hülfe des erwähnten Platintiegels lassen sich 200 bis 600 Grm. Steinkohlen, und, dem Grade ihrer Trockenheit und ihres Anschwellens und Aufblähens entsprechend, auch noch mehr verkohlen und da die in Freiberg angefertigten Löthrohrprobirwaagen unter 1/10 Milligrm. angeben, Hr. Mechaniker Hugo Schickert in Dresden fertigt jetzt Probirwaagen an, welche bei 10 Grm. Belastung noch für ein Fünfzigstel Milligrm., und solche, welche bei einer Belastung von 5 Grm. für ein Zwanzigstel Milligrm. empfindlich sind.H. so ist es leicht, noch weniger als ein Zehntelprocent der zu probirenden Kohlenmenge abzuwägen, also zu Resultaten von noch größerer Genauigkeit zu gelangen, als bei Anwendung einer der sonst üblichen anderen Probirmethoden. Die Kohlenprobe vor dem Löthrohre dürfte in dieser Hinsicht wirklich mindestens eben so zuverlässig seyn, als die Probe in größerem Maaßstabe mit Anwendung der Analysenwaage, namentlich als die Muffelprobe, bei welcher die Kohle nach dem Abwägen in ein Thongefäß geschüttet wird, und die erhaltenen Kohks, bezüglich die zurückgebliebene Asche aus diesem stets mehr oder weniger rauhwandigen Gefäße vor dem Wägen herausgenommen werden muß; während bei der Löthrohrprobe der Platintiegel jedesmal gewogen wird, ohne daß man seinen Inhalt zu entleeren braucht, somit also keine Gefahr läuft etwas zu verzetteln etc. Dagegen ließe sich gegen das ganze Verfahren einwenden, daß dasselbe, bei der geringen Materialmenge welche überhaupt zur Löthrohrprobe verwendet werden kann, weniger zuverlässige Anhaltspunkte zur Beurtheilung der durchschnittlichen oder allgemeinen Zusammensetzung der probirten Kohle gibt; allein man kann beim Probenehmen durch gehörige Berücksichtigung der Dimensionen der auszuwählenden Kohlenstückchen bez. des Pulvers eine ebenso richtige Durchschnittsprobe für die Löthrohrprobe ziehen, wie für die in größerem Maaßstabe auszuführende Muffel- oder Tiegelprobe. Wer etwas Uebung sowohl im Gebrauche des Löthrohres im Allgemeinen, wie in der gewöhnlichen Kohlenprobe unter der Muffel oder im Tiegel besitzt, dürfte in Bezug auf die Kohlenprobe vor dem Löthrohre weiterer Belehrung kaum bedürfen. Für den Anfänger hingegen mögen einige nähere Bemerkungen Platz finden. Das Probirgut wird als feines Pulver oder in Form kleiner Stückchen angewendet und entweder bei langsam zunehmender Hitze oder bei rasch gesteigerter Temperatur verkohlt. Im letzteren Falle, bei rascher Temperatursteigerung, erhält man einige Procent weniger Kohks; doch gelingt es auf diese Weise öfters, eine trockene, magere Kohle, welche bei langsam gesteigerter Hitze kaum zusammenfritten würde, zum Zusammenbacken oder Sintern zu bringen. Der Deckel des Tiegels wird dabei auf den letzteren so aufgelegt, daß zwischen beiden eine schmale Spalte offen bleibt; dann können die entwickelten Gase leicht entweichen, während das Wegfliegen von starren Theilchen verhindert wird. Die Hitze wird bis zum Rothglühen gesteigert, sobald indessen die entwickelten Gase zu brennen aufhören, wird die Wärmequelle entfernt. Da manche Kohlensorten ihre Gase rascher abgeben als andere, so lassen sich natürlich bestimmte Vorschriften über die Dauer des Erhitzens der verschiedenen Steinkohlen etc nicht angeben; indessen bildet das Brennen des Gases, die Flammenentwickelung ein genügend zuverlässiges Erkennungszeichen. Nach dem Aufhören der Gasflamme muß man darauf achten, daß die erhaltenen Kohks vor dem Abwägen keine Feuchtigkeit aus der Luft anziehen, was sehr leicht der Fall ist, sobald dazu Gelegenheit vorhanden. Bei der verschiedenen Art, wie die Kohlen bei langsamem und bei raschem Verkohken sich verhalten, kann man, selbst bei ganz gleichartigem Probirgut, auf eine gewisse Gleichförmigkeit der erhaltenen Resultate mit Zuversicht und ohne Fehler nur bei einem gewissen Grade von Erfahrung und mechanischer Gewandtheit rechnen, und darf nicht unterlassen, die Verkohkungsproben durch angemessene, unter Beobachtung derselben Verhältnisse und Bedingungen angestellte Gegenproben zu controliren. Nachdem die erhaltenen Kohks gewogen worden, glüht man sie bei freiem Luftzutritte, also bei schräg liegendem Tiegel und abgenommenem Deckel nochmals anhaltend, bis Alles durch und durch zu Asche verbrannt ist, und diese Asche erhitzt man wiederum so lange, bis sich nicht die geringste Gewichtsdifferenz mehr zeigt. Dieses Einäschern nimmt bei langflammenden, halbbituminösen Steinkohlen viel Zeit in Anspruch, so daß es häufig sehr anstrengend, nicht selten sogar ganz unmöglich ist, diese Operation mit dem Löthrohre auszuführen (dem Refer. hat hierbei das Moses'sche StandlöthrohrBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 377. öfters gute Dienste geleistet); man erhitzt dann das Platintiegelchen über einer Bunsen'schen Gas- oder einer Berzelius'schen Weingeistlampe je nach Erforderniß eine bis einige Stunden lag. Bei derartigem Probirgute ist es übrigens zu empfehlen, auch das Verkohlen über der Gas- oder Weingeistflamme, anstatt mittelst des Löthrohres auszuführen. H. H.