Titel: Ueber ein Mittel zur Vorausbestimmung der Veränderungen, welche die Metallbeschläge von Seeschiffen erleiden; von A. Bobierre.
Fundstelle: Band 189, Jahrgang 1868, Nr. LI., S. 225
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LI. Ueber ein Mittel zur Vorausbestimmung der Veränderungen, welche die Metallbeschläge von Seeschiffen erleiden; von A. Bobierre. Aus den Comptes rendus, t. LXVI p. 803; April 1868. Bobierre, Verf. Die Veränderung des Schiffsbeschlages vorauszubestimmen. Der Nutzen eines Verfahrens, welches die Art der Veränderung, die die Metallbeschläge von Seeschiffen im Laufe der Zeit erleiden werden, im Voraus zu beurtheilen gestattet, ist schon seit längerer Zeit Gegenstand ernstlicher Erwägungen gewesen. Wie es scheint, kam zuerst Muntz auf den Gedanken, ein Kupferblech, wie es zu Schiffsbeschlägen angewendet wird, an dem Schwungrade einer Dampfmaschine zu befestigen und es durch die Umdrehung des letzteren abwechselnd in Seewasser zu tauchen und wieder mit der atmosphärischen Luft in Berührung zu bringen, indem er hoffte, daß das Metall, beziehungsweise die Legirung sich hierdurch in einer dem angestrebten Zwecke entsprechenden Weise verändern werde. Diese Methode scheint aber den Erwartungen nicht entsprochen zu haben. Ich selbst hatte seit längerer Zeit Versuche über die Einwirkung verschiedener saurer und salinischer Agentien auf Metallbleche angestellt, ohne zu charakteristischen Resultaten gelangt zu seyn; die gestellte Aufgabe konnte nur durch Anwendung äußerst schwacher und dabei ununterbrochen wirkender auflösender Kräfte erfüllt werden. In Gemeinschaft mit Labresson fand ich, daß diese auflösenden Kräfte unter sehr günstigen Verhältnissen bei Benutzung einer constanten galvanischen Kette und eines Bades von schwefelsaurem Kupferoxyd sich darbieten. Wir experimentirten mit einem sehr unregelmäßig zerfressenen, aus Messing bestehenden Beschlage und zwar in nachstehender Weise. Ein Callaud'sches Element, ohne Diaphragma, wurde mit einem in einem cylindrischen Glasgefäße befindlichen Bade von schwefelsaurem Kupferoxyd in Verbindung gesetzt; auf diesem Gefäße wurde ein Deckel von abgedrehtem Holze angebracht, welcher mit zwei geradlinigen Oeffnungen versehen war. Diese Oeffnungen dienten zur Aufnahme von zwei, in das Kupfervitriolbad senkrecht eintauchenden Metallblechen. Das eine derselben, welches mit dem negativen Pole des Elementes communicirte, bestand aus Kupfer, das andere aus der zu prüfenden Legirung. Nach Verlauf von etwa zwölf StundenEs ist von Wichtigkeit, die zu probirende Legirung nicht zu tief anfressen zu lassen, indem das Verhalten derselben sich gerade in der eintretenden Veränderung der äußeren Schichten am besten erkennen läßt. entfernten wir die letztere aus dem Bade, wuschen sie mit einer weichen Bürste in fließendem Wasser und waren nun im Stande zu erkennen, daß wir mittelst unseres Apparates Zerfressungen hervorgerufen hatten, welche mit den durch das Seewasser an dem Beschlage erzeugten identisch waren. Die Untersuchung dieser Zerfressungen mit bewaffnetem Auge ließ diese Identität noch deutlicher hervortreten. Uebrigens war die Runzelung der in der Veränderung begriffenen Flächen sehr augenfällig und stand in scharfem Gegensatze zu dem feinen, sanft anzufühlenden Korne, welches hervortrat, wenn wir in dem Apparate das Stück von dem anfänglich angewendeten Beschlage durch ein solches von neuem Beschlagsbleche ersetzten. Seit dieser Zeit habe ich die in Rede stehenden Versuche allein fortgesetzt und die elektrische Prüfung der zahlreichen Legirungen, welche ich mir verschaffen konnte, hat mich von der praktischen Nützlichkeit einer Methode überzeugt, welche in Verbindung mit der chemischen Analyse gestattet, die Tauglichkeit der zum Beschlage von Seeschiffen bestimmten Messingsorten (resp. ihr Vermögen sich im Seewasser sehr ungleich aufzulösen) im Voraus zu bestimmen. Mit Kupfer habe ich nur selten operirt; nach dem jedoch, was ich zu constatiren im Stande war, bin ich sehr zu der Annahme geneigt, daß die neue Probirmethode auch zur rasch auszuführenden Prüfung der verschiedenen Sorten von nicht legirtem Kupfer geeignet ist.