Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 190, Jahrgang 1868, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Ueber amerikanische Röhrenbrunnen. Unter diesem Namen kommen seit einiger Zeit Apparate in den Handel, mittelst deren man im Stande seyn soll, in Gegenden, welche Wasser führende Schichten bergen, in unglaublich kurzer Zeit Brunnen zu erstellen. Die Zeitungen berichteten, daß diese Apparate bei der neuesten Expedition der Engländer nach Abessinien sich als sehr nützlich und praktisch erwiesen haben. Um den Werth derselben für unsere Verhältnisse kennen zu lernen, hat die königl. württembergische Centralstelle für Gewerbe und Handel einige Exemplare durch Vermittelung der Herren Allmann und Sturgeon, 27 Corporation Street in Manchester bezogen und auf dem Cannstatter Wasen eine Probe damit vornehmen lassen. Der amerikanische Röhrenbrunnen (dessen Construction im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXVI S. 152 beschrieben wurde) besteht im Wesentlichen in einem Rohre von Schmiedeeisen von etwas größerer Wandstärke als die bekannten schmiedeeisernen Gasleitungsröhren, welches sich durch Anschrauben verschiedener Stücke bis zu 30 Fuß verlängern läßt. Dieses Rohr ist nun an einem seiner Enden auf eine Länge von etwa 2 Fuß siebartig mit kleinen Löchern durchbohrt und durch eine scharfe Spitze von Stahl abgeschlossen, ähnlich einem Pfahle, der in die Erde gerammt werden soll; am anderen Ende ist ein Gewinde zur Aufnahme einer kleinen eisernen Saugpumpe vorgesehen. Um die senkrecht aufgestellte Brunnenröhre wird etwa 2–3 Fuß vom Boden ein zweitheiliger Klemmring mittelst zweier starker Schrauben befestigt. Die innere Seite dieses Klemmringes, da wo sie an die Röhre anschließt, hat Zähne, so daß sie sich in das Eisen eindrückt und ein Herabgleiten des Ringes verhütet. Ueber das Rohr her ist ein circa 70 Pfund schwerer eiserner Fallblock gesteckt, dessen Durchbohrung der Röhre hinlänglich Spielraum bietet. Der Fallblock wird mittelst zweier Seile, welche über zwei Rollen laufen, durch zwei Arbeiter gehoben und fallen gelassen. Wenn die Röhre bis an den Klemmring eingetrieben ist, wird dieselbe, sowie das Fallwerk selbst, höher oben angeschraubt und mit der Arbeit von Neuem begonnen. So fährt man fort, die Röhre einzurammen, bis der Brunnen die nöthige Tiefe hat, um hinlänglich Wasser zu liefern. Hierüber unterichtet man sich von Zeit zu Zeit dadurch, daß man ein Senkblei von oben in die Röhre hinabläßt. Das erste durch die Pumpe geförderte Wasser enthält selbstverständlich Sand und Erde: aber schon nach kurzer Zeit erscheint reines Wasser und zwar in reicher Fülle. Gleich die erste auf dem Volksfestplatze vorgenommene Probe lieferte ein überraschendes Ergebniß. In einer guten halben Stunde war die Röhre bis auf eine Tiefe von 12 Fuß durch zwei Männer eingerammt; die aufgeschraubte Pumpe lieferte alsbald reichlich Wasser, das nach mehrstündigem Pumpen weder abnahm noch versiegte. Selbstverständlich kann mit diesen Pumpen kein Wasser gewonnen werden, wo überhaupt keines vorhanden ist; es gilt deßhalb als Regel, bevor man solche Brunnen anwenden will, wo möglich zu untersuchen, in welcher Tiefe in der betreffenden Gegend gewöhnlich Wasser gefunden wird; man erhält dadurch einen Anhaltspunkt für die Länge des erforderlichen Rohres. Der Röhrenbrunnen vermag auch keine Felsen zu durchbohren, wohl aber ist er im Stande, harte Gebirgsarten zu durchdringen. Findet man beim Einrammen der Brunnenröhre, daß dieselbe nicht weiter einzudringen vermag, so zieht man das Rohr am besten heraus, was mit demselben Ramm-Apparat, der dann aufwärts arbeitet, geschehen kann; man versucht sodann dieselbe an einer anderen Stelle in der Nähe einzuschlagen, was ja stets in kurzer Zeit und ohne große Mühe erreicht werden kann. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1868, Nr. 39.) Ueber den Phosphor- und Schwefelgehalt des englischen Roheisens. V. Day stellt in einem (im Practical Mechanic's Journal, März- und Aprilheft 1868 mitgetheilten) Vortrage über die Entwickelung des Puddelns bis zu dem jetzigen Verfahren von RichardsonBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 41 (erstes Aprilheft 1868) für den Phosphor- und Schwefelgehalt des englischen Roheisens die nachstehende Reihenfolge auf: Eisen: mittlerer Phosphorgehalt: Hämatit 0,144 Proc. Südwales 0,473 Proc. Süd-Staffordshire 0,48 Proc. Yorkshire 0,54 Proc. schottisches 0,73 Proc. Derbyshire 0,865 Proc. Nord-Staffordshire 1,07 Proc. Northamptonshire 1,143 Proc. Cleveland 1,32 Proc. Der mittlere Schwefelgehalt gibt in nahezu umgekehrter Ordnung für Cleveland 0,035 Proc. Nord-Staffordshire 0,04 Proc. Derbyshire 0,0447 Proc. Yorkshire 0,052 Proc. Whitehaven (Ulverstone) 0,056 Proc. Süd-Staffordshire 0,0614 Proc. Süd-Wales 0,098 Proc. Northamptonshire 0,269 Proc. schottisches 0,283 Proc. Wismuthgewinnung im Joachimsthal. Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der Joachimsthaler Wismuthgewinnung berichtet Wagner in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen: Die Erze und Schliege enthalten 3 bis 25 Proc. Wismuth, ½–7 Proc. Blei, ½ bis 2½ Proc. Kobalt, ¾–5 Proc. Nickel, ferner Uran, Arsen, Schwefel, Eisen, Silber, sowie Kalk-, Thon-, Talk- und Kieselerde. Die Erze werden wie Bleierze probirt, der König in Salpetersäure gelöst und entweder das anwesende Blei als Chlorblei bestimmt oder das Wismuth aus schwachsaurer Lösung mittelst eines Bleistreifens niedergeschlagen. Erze und Schliege werden in Flammöfen in Posten von 2–5 Ctr. 4 bis 6 Stunden mit Braunkohlen geröstet, mit Soda, Eisendrehspänen, Schmiedeeisenstücken und nöthigenfalls Quarz in 700markigen Graphittiegeln in einem Windofen geschmolzen, die Schlacke abgeschöpft (entweder zum Rohschmelzen gegeben oder nach Weselsky's Vorschlag auf Uran benutzt), neue Beschickung nachgetragen und dieß bis zum Vollwerden des Tiegels mit Wismuthmetall und Speise fortgesetzt. Man entleert den Tiegelinhalt in conische eiserne Eingüsse, schlägt den Wismuthkönig von der Speise ab, saigert ersteren in gußeisernen Röhren von der anhängenden Speise und anderen Unreinigkeiten ab, treibt das Bleiwismuth nach Patera's Verfahren in Partien von 4–5 Ctr. ab und erhält zunächst reine Bleiglätte (grüne Glätte, zur Bleiarbeit), dann erfolgt wismuthhaltige braune Glätte, zuletzt bloße Wismuthglätte (schwarze Glätte). Hierauf nimmt man eine Probe; ist sie großblätterig oder zeigt sich auf nassem Wege kein Bleigehalt mehr, so läßt man das Wismuth in einen mit Kalk bestrichenen gußeisernen Stechherd ab, zerschrottet es nach dem Erstarren, saigert und gibt es in 10 Pfd. schweren Barren in den Handel. Die beim Erzschmelzen fallende Speise wird concentrirt. Früher wurden die Erze roh verschmolzen; beim vorherigen Rösten lassen sich ärmere Geschicke mit 2¼ Proc. Blei und 4¾ Proc. Wismuth noch mit Vortheil verschmelzen. Bei einem Bleigehalte der Erze von etwa 4,88 Proc. und 6,82 Proc. Wismuth betrugen die Selbstkosten pro Pfd. ausgebrachtes Wismuth im Jahre 1866 91½–97 kr. Bleifreie schwarze Glätte verschmelzt man unter einer Kochsalzdecke mit 10 Proc. Quarz, 5 Proc. Kalk und 10 Proc. Eisendrehspänen, und behandelt das Metall weiter wie beim Erzschmelzen. 1 Pfund Wismuth kommt nur auf 19 kr. Von bleihaltiger brauner Glätte wurden 120 Pfd. mit 80 Pfd. Herd, 30 Pfd. Soda, 50 Pfd. Quarz, 50 Pfd. Flußspath und 20 Pfd. Eisendrehspänen geschmolzen und das bleihaltige Wismuth abgetrieben. Man hat seit 4½ Jahren jährlich durchschnittlich 5123 Pfd. Wismuth im Geldwerthe von 33,013 fl. 6 kr. dargestellt. Verkauf und Nachfrage nach dem Metall ist sehr lebhaft und die Wismuthpreise werden wahrscheinlich steigen. Der Verkaufspreis pro Pfund beträgt etwa 9 fl. Neue Silberimitation. Diese neue Silberimitation, „Minargent“ genannt, soll nach dem Scientific American neun Zehntel von der Weiße des Silbers, sowie von der Geschmeidigkeit desselben besitzen, hingegen an Metallglanz und Haltbarkeit der weißen Farbe dasselbe bedeutend übertreffen. Sie besteht aus 1000 Gewichtstheilen Kupfer, 700 Nickel, 50 (reinem) Wolframmetall und 10 Aluminium. Man schmilzt die drei ersteren Metalle zusammen, granulirt sie durch Ausgießen in Wasser und schmilzt sie nach dem Trocknen neuerdings, indem man das Aluminium zusetzt und vorerst beiläufig 1½ Proc. eines Flusses, welcher aus 1 Th. Borax und 1 Th. Flußspath besteht. Die Hauptschwierigkeit bei der Darstellung dieser schätzbaren Legirung bestand darin, eine so große Menge von Nickel, welches zum Aluminium nur wenig Verwandtschaft hat, mit demselben zu einer homogenen Masse zu verschmelzen. (Engineer vom 17. Juli 1868.) Leclerc's Verfahren zum Garmachen des Schwarzkupfers. Das aus dem Kupferstein dargestellte Schwarzkupfer enthält bekanntlich noch Schwefel und mehrere fremde Metalle, von denen es befreit werden muß. Leclerc erreicht diesen Zweck, seiner Angabe nach, mittelst zweier sehr einfacher Processe. Der erste derselben besteht darin, das Schwarzkupfer in einem Flammofen einzuschmelzen und es während des Erweichens der Scheibe und bis zu ihrer vollständigen Schmelzung mit Wasser, in Form ganz fein vertheilter Tröpfchen zu bespritzen. In Folge der dabei stattfindenden Zersetzung des Wassers bildet sich Eisenoxyd, Bleioxyd, nebst einer geringen Menge Kupferoxyd, welche in die Schlacken gehen; der frei gewordene Wasserstoff verbindet sich mit dem vorhandenen Schwefel zu Schwefelwasserstoff. Die zweite Operation besteht in einem nochmaligen Einschmelzen des mittelst dieses ersten Processes erhaltenen Productes und der Einführung eines Windstromes in die flüssige Metallmasse; dadurch werden die letzten Reste der fremden Metalle als Oxyde ausgeschieden; gleichzeitig entsteht auch eine beträchtliche Menge von schwarzem Kupferoxyd, welches nach dem gewöhnlichen Verfahren beseitigt wird. (Annales du Génie civil, Juli 1868, S. 536.) Production an Edelmetallen in Nordamerika. In dem von I. Roß Brawne dem Congreß der Vereinigten Staaten abgestatteten Bericht über den Mineralreichthum der Staaten und Territorien westlich von den Rocky Mountains wird die Production an Edelmetall im Jahre 1867 auf 75 Millionen Dollars geschätzt, von denen auf Californien 25 Mill., Nevada 20 Mill., Montana 12 Mill., Idabo 6,500,000, Washington 1,000,000, Oregon 2,000,000, Colorado 2,500,000, Neu-Mexiko 500,000, Arizona 500,000, diverse Territorien 5,000,000 Dollars kommen. Vom 1. Jan. 1848 bis zum 1. Jan. 1868 wurden im Ganzen 1165 Millionen Dollars gewonnen, während am Platz selbst zu Schmucksachen (goldene Ketten n. s. w.) 50 Millionen Dollars verarbeitet wurden. Die „Placers“ sind nicht mehr so ergiebig wie früher, doch nimmt die Ausbeute aus den Adern und dem goldhaltigen Quarz in befriedigender Weise zu. Im Allgemeinen hat das Goldsuchen bedeutend abgenommen, und betreiben kaum mehr als 50,000 Personen von der ganzen Bevölkerung dieß als ihr Geschäft, während man dem Ackerbau, der Fabrication und dem Handel erhöhte Aufmerksamkeit zuwendet. Einen großen Aufschwung des Verkehrs verspricht man sich von dem Bau der Pacific-Eisenbahn. Ueber die Bildung des Silbersuperoxydes durch Ozon; von Professor F. Wöhler. Leitet man durch Wasser, welches mit Schwefelsäure schwach sauer und dadurch leitend gemacht ist, den elektrischen Strom von einigen Bunsen'schen Elementen, indem man als positiven Pol eine Silberplatte anwendet, so fängt diese sogleich an sich mit schwarzem Silbersuperoxyd zu bedecken, welches aber nicht krystallinisch ist, sondern amorphe Rinden bildet. Diese Bildungsweise bietet insofern Interesse dar, als es wahrscheinlich ist, daß sie unmittelbar durch das am positiven Pol entstehende Ozon stattfindet, denn daß blankes Silber ohne den elektrischen Strom durch Ozon oberflächlich in Superoxyd verwandelt wird, ist schon längst von Schönbein beobachtet worden. Bei den angestellten Versuchen war der Strom stark genug, um bei Anwendung von Platin als positiven Pol Ozon zu bilden; aber bei Anwendung von Silber war während der Bildung des Superoxydes keine Spur von Ozongeruch wahrnehmbar, so daß also anzunehmen ist, alles Ozon werde sogleich zur Oxydation des Silbers verwendet. Nachdem sich eine gewisse Menge Superoxyd auf dem Silber abgesetzt hat, fängt es an schwach Sauerstoffgas zu entwickeln und zugleich sieht man am negativen Pol die Abscheidung einer kleinen Menge von grauem ganz amorphem metallischem Silber. Auch findet man in der Flüssigkeit stets etwas Silber als Salz aufgelöst. Es sind dieses wahrscheinlich secundäre Erscheinungen, herrührend von der Einwirkung der um den positiven Pol sich sammelnden und auf das Superoxyd zersetzend wirkenden Schwefelsäure. Dasselbe Verhalten zeigt das Silber, wenn es in einer Glaubersalzlösung steht und der Strom hindurchgeleitet wird; in einer Salpeterlösung dagegen bildet sich kein Superoxyd, sondern die ganze Flüssigkeit erfüllt sich mit hellbraunem aufgeschlämmtem Silberoxyd. In einer Lösung von Ferrocyankalium (Kaliumeisencyanür) belegt sich das Silber mit weißem amorphem Ferrocyansilber, und in einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali mit röthlich schwarzem, fein krystallinischem chromsaurem Silber, welches kein Superoxyd enthält. (Göttinger Nachrichten, 1868 S. 139.) Jean's Verfahren zur Boraxfabrication. Bringt man mit einem Alkalisulfurid Borsäure und Wasser zusammen, so zersetzt sich das letztere; sein Sauerstoff tritt an das Alkalimetall und die so entstandene Basis verbindet sich mit der Borsäure, während der frei gewordene Wasserstoff mit dem Schwefel Schwefelwasserstoff bildet, entsprechend dem Ausdrucke: MS + 2(Bo O3) + HO = HS + 2(MO, Bo O3). Jean verwerthet diese Reaction zur Darstellung von Borax und benutzt anstatt des theuren kohlensauren Natrons das weit billigere Schwefelnatrium. Letzteres stellt er entweder auf dem gewöhnlichen Wege oder mittelst eines besonderen Verfahrens dar, nach welchem schwefelsaures Natron in den oberen Theil einer stehenden, mit Kohks gefüllten irdenen Retorte gebracht und dann das Ganze zum Rothglühen erhitzt wird; das entstehende Schwefelnatrium fließt am unteren Theile des Apparates aus. Das erhaltene Product wird in kleine Stücke zerschlagen und, ebenso wie die Borsäure, für sich in Leinensäcke gefüllt, welche in den oberen Theil eines mit kaltem Wasser gefüllten, verschlossenen Gefäßes von Cylinderform eingehängt werden. Das frei werdende Schwefelwasserstoffgas wird mittelst einer im Deckel des Cylinders angebrachten Tubulatur in einen passenden Raum geleitet, in welchem es zur beliebigen Verwerthung gebracht werden kann; das entstehende borsaure Natron geht in Lösung, welche man durch Erwärmen des Wassers befördern kann; die erhaltene Lauge wird zum Krystallisiren gebracht. Das Schwefelwasserstoffgas wird verbrannt und auf Schwefelsäure benutzt, oder durch Behandlung mit gasförmiger Schwefligsäure auf Schwefel verarbeitet. (Annales du Génie civil, Juli 1868, S. 534.) Hargreaves' Verfahren zur Soda- und Kalifabrication. Bei der Sodafabrication nach dem Leblanc'schen Verfahren wird bekanntlich zur Reduction des schwefelsauren Natrons Steinkohle gebraucht. Die diesem Brennmaterial beigemengten Verunreinigungen, welche hauptsächlich aus Schwefelkies, Alaunschiefer, Schiefer und anderen an Kieselsäure und Thonerde reichen Substanzen bestehen, haben einen sehr störenden Einfluß auf den Betrieb. Der Eisen- oder Schwefelkies bildet Eisenoxyd und befördert zugleich die Entstehung von Schwefelnatrium, wodurch die erzeugte Rohsoda verunreinigt und zu vielen Zwecken untauglich wird, während die kieselsaure- und thonerdehaltigen Beimengungen durch die Bildung unlöslicher Natronverbindungen große Verluste verursachen. Eine vor Kurzem patentirte Erfindung von James Hargreaves zu Appleton bei Widnes in England bezweckt die Fabrication von Soda und Kali von gleichmäßig guter und besserer Beschaffenheit als diese Substanzen bisher erzeugt werden konnten. Diesen Zweck erreicht der Genannte durch Anwendung von Steinkohle, welche von den erwähnten Verunreinigungen befreit worden ist und zwar durch eine Aufbereitung der frisch geförderten Kohle (vorzugsweise Kleinkohle) mittelst einer Flüssigkeit, die ein solches specifisches Gewicht besitzt, daß die Kohle in derselben schwimmt, während die schwereren Verunreinigungen zu Boden sinken. Die Kohle wird in diese Flüssigkeit gestürzt, mittelst eines Rechens umgerührt und dann in gereinigtem Zustande ausgezogen. Die Flüssigkeit besteht in einer Lösung von schwefelsaurem Natron oder Schwefelnatrium, wenn die aufbereitete Kohle zur Sodafabrication verwendet werden soll. Das Brennmaterial wird dann nach dem Reinigen mit schwefelsaurem Natron und Kalkstein, entweder in feuchtem oder in trockenem Zustande zusammengemengt und zu Rohsoda verarbeitet. Zur Aufbereitung der für die Kalifabrication bestimmten Steinkohlen benutzt Hargreaves eine Lösung von schwefelsaurem Kali oder Schwefelkalium, und verfährt übrigens ebenso wie bei der Darstellung von Soda. Selbstverständlich läßt sich dieses Verjähren auch zur Reinigung der Steinkohle benutzen, welche bei der Glasfabrication mit dem Glaubersalze benutzt werden soll.(Mechanics' Magazine, August 1868. S. 125.) Die Dichloressigsäure als Aetzmittel. Die Dichloressigsäure hat sich, nach Beobachtungen von Dr. med. Alb. Urner, in zahlreichen Fällen als ein ganz ausgezeichnetes Aetzmittel, insbesondere zur Vertreibung von Warzen, zur Zerstörung von Hühneraugen u. s. w. bewährt, und verdienen deßhalb die Resultate, welche Dr. Urner im klinischen Theil seiner Inaugural-Dissertation, von welcher Dr. Marquart in Bonn einen Separat-Abdruck veranstaltet hat, eine allgemeinere Bekanntwerdung und Verbreitung, besonders unter dem ärztlichen Publicum. Kleine Etuis, welche mit Glasstäbchen versehene, mit genannter Säure gefüllte Gläschen enthalten, die sich besonders für die ärztliche Praxis eignen, sind gegenwärtig aus der chemischen Fabrik des Dr. L. C. Marquart in Bonn zu beziehen. Nürnberger Violett. Ueber das von dem Chemiker E. Leykauf in Nürnberg erfundene, kürzlich in Frankreich patentirte sogen. „Nürnberger Violett“ werden jetzt nähere Angaben veröffentlicht, nach welchen dessen Darstellung folgende ist. Ein Gemisch von ganz fein gepulvertem Braunstein oder besser Rückstände von der Chlorbereitung und Phosphorsäure in geeigneten Verhältnissen wird in emaillirten gußeisernen Gefäßen zusammengeschmolzen, wobei es eine violette Farbe annimmt. Welches die geeignetsten Verhältnisse sind, ist nicht angegeben, es wird nur gesagt, daß bei zu geringem Zusatz von Phosphorsäure das Gemisch schwierig, bei zu hohem Zusatze aber zu rasch schmelzen und in beiden Fällen eine geringe Ausbeute an Farbe erhalten werde. Die geschmolzene Masse wird nach dem Erkalten mit Ammoniak oder kohlensaurem Ammoniak und genügendem Wasser zum Sieden erhitzt; dabei schlägt sich ein Theil Manganoxyd nieder, der abdecantirt oder abfiltrirt wird. Die filtrirte oder decantirte Flüssigkeit wird zur Trockne eingedampft und bis zum Schmelzen erhitzt. Nachdem man wieder hat erkalten lassen, kocht man mit einer genügenden Menge Wasser und erhält dadurch einerseits eine röthliche Flüssigkeit und andererseits ein feines violettes Pulver, welches gesammelt, ausgewaschen und getrocknet wird; es ist dieß das sogen. Nürnberger Violett, als dessen Zusammensetzung eine Analyse ergab: 6,21 Proc. Ammoniak, 28,39 Proc. Manganoxyd, 58,39 Proc. Phosphorsäure und 10,75 Proc. Wasser. Wendet man bei dem beschriebenen Verfahren eine Eisen- statt einer Manganverbindung an, so erhält man schließlich ein blaues Pulver, und mit Gemischen von Eisen- und Manganverbindungen lassen sich demnach mehr oder weniger blau nüancirte violette Farbstoffe darstellen. (Deutsche Industriezeitung, 1868, Nr. 38.) Ueber die Anwendung der Anilinfarben in der Lederfärberei; von Fr. Sueß. Jenes glänzende Resultat der wissenschaftlichen Forschung Hofmann's, Darstellung der Anilinderivate und deren praktische Verwendung, war Epoche machend in der Färberei überhaupt, besonders aber in der des Leders. Es hatte früher dieser Theil der Färberei einen sehr beschränkten Kreis zur Auswahl seiner Farbstoffe. Die Natur des Leders bedingt es nämlich, daß die Färbeoperation nur in Bädern von niederer Temperatur (gewöhnlich Handwärme) vorgenommen werden kann, während die meisten Farbstoffe erst bei höheren Temperaturen vollständig und egal anfallen, viele derselben erheischen Beizen, die bei Leder nicht anwendbar sind, endlich ist der Gerbstoff des Leders in vielen Fällen ein Hinderniß, indem er das Färben entweder ganz unmöglich macht oder die Farben zu ihrem Nachtheile beeinflußt. Man war daher nur selten in der Lage, Farben in der Pracht und Reinheit auf Leder darzustellen, wie es auf anderen Stoffen, wie Seide, Schafwolle u. dgl. möglich war. Was bis dahin unerreichbar war, wurde durch die Anilin-, Naphtalin- und Phenylsäurefarbstoffe in glänzender Weise ermöglicht. Da die Löslichkeit und die Temperatur, bei welcher solche vor sich geht (wobei letztere, wie schon bemerkt, das Anfallen des Pigments bedingt), Hauptfactoren der Lederfärberei sind, so mußte wohl freudigst ein Farbstoff acceptirt werden, der hohen Grad von Löslichkeit besitzt, dadurch also auch äußerst tingirend und ausgiebig wirkt, zugleich aber eine noch nie gehabte Nüance in Roth lieferte; es ist dieß das von Renard zuerst fabrikmäßig erzeugte Fuchsin, Rosin, das Pigment des Neuroths. Anfangs als spirituöse Lösung unter den verschiedensten Namen in den Handel kommend, wird es jetzt ausschließlich in Krystallen, mehr oder weniger rein, sehr häufig verfälscht, in verschiedenen Nüancen, wie Fuchsin-Blaustich, Gelbstich etc. abgegeben. Hauptverunreinigungen sind das Anilinharz (bei Lederfärberei sehr beachtenswerth), namentlich bei den Sorten Gelbstich (deren ordinärste Sorte das Cerise ist) und salzsaures Anilin, letzteres bei Blaustich; verfälscht wird gewöhnlich mit Thonerde. Auf Leder wird es verwendet als Neuroth, wozu sich die Sorten Gelbstich am besten eignen, weil bei den weiteren Zurichtoperationen das Leder oft naß gemacht wird, wodurch die Farbe einen bläulichen Ton annimmt, welcher nicht gewünscht wird, aber bei Anwendung von Fuchsin-Blaustich um so intensiver wird. Mit anderen Farbstoffen combinirt gibt es sogenannte Modefarben. Eine große Verwendung findet es auch zum Aviviren des Küpenblaues. Da Leder bekanntlich aus kalter Küpe gefärbt wird, und die in derselben nothwendigen Eisensalze auf den Gerbstoff reagiren, wird nie ein reinblauer, sondern gewöhnlich ein grünlich grauer Ton erzeugt, der früher durch das theure Cochenilleroth in das angenehmere Violett modificirt wurde; jetzt wendet man eben das billigere und auch anderweitig besser entsprechende Fuchsin an. Als zweites Glied in der Reihe der Anilinfarbstoffe tritt das Blau, unter dem Namen Bleu de Lyon, als rein blauer Farbstoff, modificirt in vielen Varietäten von Violett, unter verschiedenen Benennungen, wie Violett, Parme, Pensé etc. auf, Farbstoffe, die an Pracht nichts, an Löslichkeit sehr vieles zu wünschen übrig ließen. Nur in Alkohol löslich, boten sich für ihre Verwendung in der Praxis, insbesondere in der für Leder, große Schwierigkeiten dar, so zwar, daß man das Färben damit nicht auf gewöhnliche Weise, nämlich aus der Mulde vornehmen konnte. Da Anilinviolett aus rothen und blauen Pigmenten zusammengesetzt ist, von denen erstere in den verschiedenen Vehikeln löslicher sind als letztere, lieferte die alkoholische Auflösung derselben mit Wasser gemischt ein Bad, welches den größten Theil des blauen Farbstoffes fallen, und nur den rothen höchst unegal anfallen ließ. Blau fiel, wie aus dem Gesagten hervorgeht, gar nicht an; man half sich dadurch, daß man das Leder mit Indigo schwach unterfärbte und dann in bereits zugerichtetem Zustand eine concentrirte alkoholische Lösung mittelst Schwamm auftrug. Bei Violett wurde mit Indigo und Fuchsin unterfärbt und mit spirituöser Violettlösung übertragen. Daß da von einer Haltbarkeit der Farbe nicht die Rede seyn konnte, leuchtet ein. Schöne egale Violetts gaben die Producte Dalia Primula und Victoria; letzteres ist schon so ziemlich in Wasser löslich, erstere lösen sich in Alkohol, werden aber nicht durch Verdünnung mit Wasser aus der Lösung gefällt, so daß selbe ein ganz egal färbendes Bad liefern. Die Schafwoll- und Seidenfärberei machten große Anwendung von diesen Stoffen, auch die Lederfärberei würde solches gethan haben, wenn sich ihr nicht Producte dargeboten hätten, die speciell ihr, aber auch nur ihr mehr Vortheil geboten haben, als obige Pigmente. Es waren dieß die wasserlöslichen Anilinfarben, welche nach jeder Richtung hin ausgezeichnet, schnell alle übrigen verdrängten und nun unter den Farbstoffen dieser Gruppe den ersten Platz einnehmen. Eine Lyoner Fabrik brachte zuerst einige dieser Sachen in Handel, und zwar in Teigform. In verschiedenen Nüancen von rein Blau haben sie bisher das Höchste erreicht, und noch nie wurden schönere Resultate in der Lederfärberei erreicht, als mit diesen Producten. Bei einer Reinheit und Schönheit der Farbe sind sie durch eminente Löslichkeit ungemein ausgiebig, fallen sehr egal an, namentlich in kalten Bädern, und decken auch gut, d. h. minder reine Stellen des Felles werden ganz unkenntlich. Von Natur aus sehr alkalisch, wird das Anfärben mit ihnen durch ein schwaches Säurebad sehr gefördert. Auch ein Violett erzeugt obengenannte Fabrik in Teigform, doch steht dieses dem Blau bedeutend nach. An Reinheit ersteren Stoffen etwas nachgebend, an Intensität selbe wo möglich noch übertreffend, sind die Bleus de Mulhouse oder Bleus solubles, erzeugt von Meister Lucius und Comp. in Offenbach. Als blaubraunes Pulver im Handel erscheinend, sind sie im Wasser (selbst in kaltem), etwas kohligen Rückstand hinterlassend, sonst vollständig löslich; ihr Anfallen wird durch ein schwaches Säurebad sehr gefördert. Am besten eignet sich hierzu Essigsäure; Mineralsäuren machen das Blau zu fahl. Mit Fuchsin aufgefärbt gibt dieses Präparat ein schönes Violett, das man, eben je nachdem man mehr oder weniger Fuchsin auffärbt, sehr nüanciren kann. Ein in neuerer Zeit erschienenes Präparat, das Nachtviolett, machte zwar obige Combination unnöthig, da es viel schönere und reinere Farbentöne liefert. In großen, schönen Krystallen vorkommend, nach der rothen oder blauen Nüance mit Nummern bezeichnet, ist es sehr leicht in mit Essigsäure angesäuertem Wasser löslich. Die verschiedenen Nüancen lassen sich übrigens sehr leicht aus irgend einer Nummer dieses Farbstoffes durch stärkeres oder schwächeres Ansäuern mit Schwefelsäure darstellen. Es sey hier bei den blauen Farbstoffen noch einer erwähnt, obwohl er kein Anilinproduct ist, der in Offenbach unter dem Namen Bleu de Merigue erzeugt wird. Selbiger erscheint als dunkelbraune sehr alkalische Flüssigkeit, und wird durch Säuren, am besten aber durch Schwefelsäure auf das Leder niedergeschlagen. Für gewisse blaue Farbennüancen erfreut er sich, aber nur für Leder, einer sehr guten Verwendung. Von den grünen Farbstoffen des Anilins benutzt man zum Färben des Leders zwei, einen in Teigform wasserlöslichen, und einen krystallinischen, in Alkohol löslich. Obwohl eine so schöne grüne Farbe, wie sie diese Stoffe hervorbringen, ein längst gefühltes Bedürfniß war, konnten selbe zum Theil ihres hohen Preises wegen, anderntheils deßwegen nicht zur Geltung gelangen, weil sie erst bei höherer Temperatur vollständig anfallen. Eine große Zahl orange, gelber, rother und brauner Farbstoffe, zumeist Producte des Naphtalins, bieten sich neuerer Zeit dem Färber dar, und viele derselben werden mit sehr gutem Erfolg in ausgedehntester Weise verwendet. Viele davon sind im verdünnten Alkohol, die meisten aber in Wasser löslich. Die wichtigsten aus der großen Zahl derselben sind das Phosphin, sehr intensiv gelb und orange färbend; Scharlach, auf Leder ohne Beize orange, mit alkalischer Beize roth färbend; Gelb als solches sehr unhaltbar, wird bloß zum Aviviren gewisser Farben benutzt; Marron orange und Sienabraun. Letzteres, ein Destillationsproduct des Anilins mit Pikrinsäure oder doppelt-chromsaurem Kali, ist das bei weitem wichtigste Glied dieser Gruppe, da mit demselben alle möglichen Töne in Gelbbraun und Braun durch verschiedene Beizmittel dargestellt werden können. Ein dem Sienabraun ähnlicher Farbstoff ist das Canelle, nur ist es bloß für lichtere Töne zu verwenden; löslich ist es in verdünnter Salzsäure. Anilinschwarz wurde bis jetzt auf Leder nicht dargestellt; Haupthinderniß dabei ist die höhere Temperatur, welcher man dasselbe behufs der Oxydation durch längere Zeit aussetzen müßte. Würde es aber der Wissenschaft gelingen, auf anderen als den bisherigen Wegen zu diesem Schwarz zu gelangen, so wäre ihm, besonders in der Glacélederfärberei, eine große Verwendung gesichert. (Preußischer Bericht über die Pariser Welt-Ausstellung, Heft 5, S. 376.) Ueber den mit schwefligsaurem Kalk behandelten Aepfelwein (Cider); von Dr. Edward Stieren. Seit mehreren Jahren wendet man bei der Gährung des Wein- und jetzt nicht selten auch bei der des Aepfelmostes schwefligsauren Kalk an, um das Umschlagen oder Sauerwerden desselben zu verhüten, indem die schweflige Säure dieses Salzes den in das Faß dringenden atmosphärischen Sauerstoff absorbirt und schwefelsaurer Kalk (Gyps) gebildet wird. Dieser Cider wird allerdings bald hell und klar und ist ein gar liebliches Getränk, allein derselbe bekommt vielen Menschen nicht gut, sie klagen, selbst sehr gesunde Leute, häufig über schweren Druck im Magen, Appetitlosigkeit und andere Leiden. Der Grund scheint mir darin zu liegen, daß in dem durch Anwendung des schwefligsauren Kalkes conservirten Aepfelwein eine dem Magen nicht zuträgliche, zu große Menge des neugebildeten schwefelsauren Kalkes aufgelöst enthalten ist. Nach mehreren darüber angestellten Versuchen enthält ein solcher abgelagerter, klarer Cider im Mittel über 3 Gran wasserfreien schwefelsauren Kalk (dem gebrannten Gyps gleich) in 1 Pfund. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, 1868 S. 420.) Petroleum in Rumänien. In Rumänien wird Petroleum sowohl in der Moldau, als der Walachei angetroffen; doch kommt bis jetzt nur das walachische als Handelsartilel in Betracht. In der Walachei finden sich die ergiebigsten Quellen in Matitza, Colibasch, Serada, Chiojda, Plojeschti, Valelurga. Nach unlängst veröffentlichten amtlichen Angaben wurden im Jahre 1867 aus den walachischen Petroleumbrunnen in Allem 1,206,090 Wodra = 15,120,000 preuß. Quart rohen Steinöls gewonnen. Das Meiste hiervon wurde im Lande selbst verbraucht; ausgeführt wurden 540,000 preuß. Quart rohes Petroleum. Die Petroleumpreise stellten sich im genannten Jahre wie folgt: 1) Plojeschter rohes Steinöl, loco Braila, pro Wadra (= 12 preuß. Quart) 4–5 Bukarester = 12 bis 15 Sgr.; 2) Seradaer rohes Steinöl, loco Braila, pro Wadra 3–4 Bukarester Piaster = 9–12 Sgr.; 3) destillirtes walachisches Oel, incl. Transportspesen, loco Braila, 6–10 Bukarester Piaster = 18–30 Sgr. In Braila befinden sich die Etablissements, welche das rohe Petroleum verarbeiten; das bedeutendste ist ein englisches, nämlich The Principalities Petroleum Refining Company-Limited von London. Dieselbe liefert pro Jahr beiläufig 800 Tonnen weißes, gereinigtes Oel, 400 Tonnen Maschinenöl und 350 Tonnen Spiritus. Wenn auch das walachische Petroleum dem rohen amerikanischen an Gehalt nachsteht, — das erstere liefert unter sonst gleichen Verhältnissen 40–60 Proc., das letztere 70–75 Pro. guten brennbaren Oeles — so behauptet doch das rumänische gegenüber dem pennsylvanischen darin einen Vorzug, daß es entschieden mehr Procent Spiritus enthält, nämlich 18 Proc. gegen 10 bis 16 Proc. (Berggeist, 1868, Nr. 73.) Ueber Anfertigung eines sehr bindenden Steinkittes; von Prof. Böttger. Unseren Beobachtungen zufolge läßt sich die sogenannte Infusorienerde, wie solche in der Lüneburger Haide und in der Gegend von Herbstein auf dem Vogelsberge, in Gestalt einer ungemein zarten, schneeweißen, pulverförmigen Masse gefunden wird, recht vortheilhaft zu einem außerordentlich festbindenden Steinkitt verwenden. Ihrem Wesen nach aus Kieselsäurehydrat bestehend, eignet sich dieses Material zu genanntem Zwecke weit besser als der gewöhnliche Quarzsand (die wasserfreie Kieselsäure), insofern nämlich das Hydrat der Kieselsäure leichter sich mit Basen verbindet, als das Anhydrat. Rührt man ein Gemisch von circa gleichen Theilen Infusorienerde und Bleiglätte (Bleioxyd) und einem halben Theil Kalkerdehydrat (frisch gelöschtem Kalk) mit Leinölfirniß zu einer recht gleichförmigen dicken Paste an, so erhält män eine Masse von außerordentlich großer Bindekraft, die nach längerer Zeit die Härte des gewöhnlichen Sandsteines annimmt und daher in allen den Fällen eine nützliche Verwendung zuläßt, wo z. B. beabsichtigt wird, Eisen in Stein zu befestigen, schadhaft gewordene Steinverzierungen, Wasserreservoirs etc. dauernd auszubessern. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1868, Nr. 17.)