Titel: Ueber die Feuerbeständigkeit der Thone; von Dr. E. Richters, Chemiker an der Bergschule zu Waldenburg.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. XII., S. 60
Download: XML
XII. Ueber die Feuerbeständigkeit der Thone; von Dr. E. Richters, Chemiker an der Bergschule zu Waldenburg.Auszug der Inaugural-Dissertation des Verfassers. Richters, Untersuchungen über die Ursachen der Feuerbeständigkeit der Thone. I. Die Ursachen der Schmelzbarkeit der Thone. Es dürfte kaum einen zweiten, die praktische Chemie und Technik gleich interessirenden Gegenstand geben, über welchen noch bis vor wenigen Jahren so gänzlich unklare und einander oft geradezu widersprechende Ansichten herrschten, wie die Ursachen, von welchen die Feuerbeständigkeit der Thone, diese für die gesammte Pyrotechnik so wichtige Eigenschaft eines vielfach angewandten Materiales abhängt. Es war C. Bischof Journal für praktische Chemie. Bd. XCI S. 19; polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 353 und 455. Bd. CLXX S. 43., welcher zuerst den allein mit Sicherheit zur Beantwortung der Frage führenden Weg betrat, indem er der bis dahin einseitig angewandten Analyse synthetische Versuche beigesellte, und auf diese Weise zu Resultaten gelangte, welche, wenn nicht völlige Klarheit schafften, so doch die wesentlichsten Verhältnisse feststellten, von denen das Verhalten der Thone im Feuer bedingt wird. Gestützt auf die Ergebnisse seiner vorzüglichen, den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit bildenden Untersuchungen, gelangte Bischof zu folgenden, für die Beurtheilung der Feuerbeständigkeit der Thone wichtigen Sätzen: „Von zwei oder mehreren Thonen, die übrigens in der Zusammensetzung sehr ähnlich, ist derjenige der strengflüssigere, welcher: 1) der thonerdehaltigere; 2) am wenigsten Sand mechanisch beigemengt enthält; 3) wird der strengflüssigere auch weniger flußbildende Bestandtheile enthalten, doch ist dabei zu bemerken, daß deren nachtheilige Wirkung eine qualitativ verschiedene; und 4) dürfte der größere Wassergehalt auf eine größere Strengflüssigkeit deuten.“ Die Wiederholung der von Bischof ausgeführten Versuche, soweit sie sich auf das Verhalten der reinen Silicate der Thonerde beziehen, rechtfertigte vollkommen die von demselben ausgesprochene Behauptung, daß die Strengflüssigkeit der Thonerdesilicate eine um so größere sey, je mehr Thonerde in denselben vorkomme. Mischt man mit Bischof Thonerde und Kieselsäure in den Gewichtsverhältnissen, welche den Formeln 4Al²O³, SiO³, Zwölftel-Silicat 2Al²O³, SiO³, Sechstel-Silicat Al²O³,   SiO³, Drittel-Silicat Al²O³, 2SiO³, Zweidrittel-Silicat Al²O³, 4SiO³, Vierdrittel-Silicat Al²O³, 6SiO³, Zweifachsaures Silicat entsprechen, und setzt diese Gemenge, zu kleinen Prismen geformt, zwei Stunden lang der intensivsten Weißgluth, einer vollkommenen Schmelzhitze des Schmiedeeisens aus, so zeigt sich deutlich eine Zunahme der Schmelzbarkeit der Proben mit dem höheren Gehalt an Kieselsäure. Außerordentlich auffallend waren die Unterschiede zwischen den sehr basischen und den sauren Silicaten, dagegen verhielten sich die drei letzteren der obigen Gemenge einigermaßen ähnlich. Das Prisma des Zweidrittel-Silicates war porzellanartig, etwas durchscheinend, die Form unverändert, der Bruch homogen, die Oberfläche stark glasirt, ein wenig körnig. Bei den beiden folgenden Proben hatten sich die Kanten ein wenig abgeflacht, die Oberfläche war durchaus glatt, im Uebrigen zeigte sie sich der vorhergehenden ziemlich gleich.Die von Bischof angewandte Prüfungshitze erreichte den Schmelzpunkt des Platins; die beiden letzten der oben aufgeführten Gemenge zerflossen in derselben vollständig. „Es sind demnach, schließt Bischof, die basischen Thonerdesilicate entschieden strengflüssiger als die sauren und das neutrale, das Monosilicat (Zweidrittel-Silicat nach obiger Bezeichnung) wird in einem heftigen Hitzegrade augenscheinlich weniger flüssig, ist mithin feuerbeständiger als das Bi- und Trisilicat (Vierdrittel- und zweifach-saures Silicat).“ Wiederholt man nun jene Versuche mit der Abänderung nicht Gemenge aus Kieselsäure und Thonerde, sondern natürlich vorkommende Thone von der Zusammensetzung des Zweidrittel-Silicates anzuwenden, so findet man, daß deren Schmelzbarkeit ganz erheblich und in überraschender Weise zunimmt, wenn man ihren Gehalt an Kieselsäure bis auf den des zweifachsauren Silicates (Al²O³, 6 SiO³) erhöht. Die Unterschiede in der Schmelzbarkeit treten im Allgemeinen um so deutlicher hervor, je höher die Prüfungshitze gesteigert wird; in allen von mir beobachteten Fällen waren dieselben indessen schon sehr deutlich wahrnehmbar bei einem Hitzegrade, welcher den Schmelzpunkt des Stabeisens bei weitem nicht erreichte, sondern nur bis zu dem des Gußstahles, einer intensiven Rothgluth, stieg; während die Prismen aus den unvermischten Thonen ihre Form in diesem Falle mehrentheils behielten, zerflossen die aus den Gemengen angefertigten Proben entweder vollständig, oder blähten sich zu formlosen großblasigen Massen auf. Es wollte mir daher – den von Bischof behaupteten Einfluß des größeren Thonerdegehaltes auf die Strengflüssigkeit der Thone vollständig zugegeben – scheinen, daß die leichtere Schmelzbarkeit der sauren Silicate der Thonerde allein nicht im Stande sey, den so außerordentlich großen Einfluß eines zunehmenden Kieselsäuregehaltes auf die Schmelzbarkeit eines Thones zu erklären, da sich mit jenem Einflusse verglichen, die Unterschiede in der Schmelzbarkeit des reinen Zweidrittel-Silicates den sauren Silicaten gegenüber, deren resp. Zusammensetzungen jene Gemenge annähernd entsprachen, selbst bei viel höherer Temperatur verschwindend klein erwiesen. Da sich die angewandten Thone von den Gemengen aus Kieselsäure und Thonerde materiell nur durch einen geringen Gehalt an fremden Basen, sogenannten Flußmitteln unterschieden, von deren qualitativem und quantitativem Vorkommen, wie Bischof gezeigt hat, man früher mit Unrecht ausschließlich das Verhalten der Thone abhängig machte, so beschloß ich, den Einfluß jener Verbindungen auf die Schmelzbarkeit der Thone von verschiedener Zusammensetzung eingehender zu studiren. Ich stellte zu diesem Behufe Gemenge aus reiner Thonerde und reiner Kieselsäure (im Achatmörser aufs Feinste zerriebener Bergkrystall), der Formel Al²O³, 2 SiO³ entsprechend, dar. Je 1 Gramm dieses Gemenges wurde 0,04 Grm. Magnesia, resp. Kalk, Eisenoxyd und Kali (reiner zerriebener Orthoklas) beigemischt; aus dem Pulver wurden kleine dreiseitige Prismen geformt und diese in einem Tiegel, welcher aus dem besten feuerfesten Thone angefertigt war, zwei Stunden lang der Schmelzhitze des Schmiedeeisens ausgesetzt. Das Resultat des Versuches war folgendes: Die Mischung mit der Magnesia war ganz augenscheinlich am dünnflüssigsten geworden, das Prisma war vollständig zerflossen und hatte sich theils auf der Wand des Tiegels flach ausgebreitet, theils als kleinblasiger Email auf dem Boden angesammelt. Das mit Kalk im gleichen Verhältnisse versetzte Gemenge hatte sich ähnlich verhalten, war aber sichtlich weniger dünnflüssig geworden. Die in analoger Weise mit Eisenoxyd versetzte Probe war zu einer wachsähnlichen großblasigen Masse zerflossen, welche noch ganz an der Wand des Tiegels hing; die das Kali enthaltende Mischung war dagegen kaum zerflossen, die ursprüngliche Prismaform der Probe ließ sich noch einigermaßen erkennen. Dieselben Versuche wurden mit der einzigen Abweichung wiederholt, daß zu einem Gramm der Mischung aus Kieselsäure und Thonerde nur 0,02 Grm. Magnesia, Kalk, Eisenoxyd und Kali zugefügt wurden; es zeigte sich wiederum daß das magnesiahaltige Gemenge am dünnflüssigsten geworden, das kalihaltige am wenigsten geschmolzen war. Selbst bei Wiederholung des Versuches mit Beimischung von nur 0,01 Grm. der Flußmittel, hatte sich zwar die Prismaform der Proben ziemlich erhalten, doch war auch in diesem Falle bei der die Magnesia enthaltenden die Form am meisten verändert. Bisher nahm man an, daß das Kali auf die Schmelzbarkeit der Thone den größten Einfluß äußere, daß dem Kali das Eisen und diesem der Kalk folge; der Magnesia schrieb man eine kaum beachtenswerthe Wirkung zu. Jene Reihenfolge nun, welche sich ohne Zweifel auf das bekannte Verhalten der reinen Silicate der genannten Basen stützt, wird nach den mitgetheilten Beobachtungen geradezu umgekehrt, und es mußte aus den übereinstimmenden Resultaten der Versuche der Schluß gezogen werden: „Daß die Schmelzbarkeit eines Thones von der Zusammensetzung des Zweidrittel-Silicates am meisten befördert wird durch die Magnesia, weniger durch Kalk, noch weniger durch Eisenoxyd und am wenigsten durch Kali.“ Es fällt sofort auf, daß diese Reihenfolge mit der Basis beginnt, welche von den vier genannten das geringste, und mit derjenigen schließt, welche das höchste Aequivalentgewicht besitzt; es war daher zu vermuthen, daß sich der Begriff Aequivalent auch auf diese Verhältnisse ausdehnen lasse, daß also in ihrem Einflusse auf die Schmelzbarkeit eines Thones 20 Gewichtstheile Magnesia gleichwertig seyen 28 Gewichtstheilen Kalk, 80/2 = 40 Gewichtstheilen Eisenoxyd und 47 Gewichtstheilen Kali, eine Annahme, welche durch die Resultate einer im weiteren Verlauf der Arbeit ausgeführten Versuchsreihe vollkommen bestätigt wurde. Da zusammengesetzte Silicate im Allgemeinen leichter schmelzbar sind als die einfachen Silicate aus welchen sie bestehen, so war es nicht unmöglich, daß diesem Verhalten analog, durch das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Flußmittel in einem Thone der Einfluß derselben beträchtlich zunehmen konnte, daß also z.B. ein Thon mit 2 Proc. Magnesia und 2 Proc. Kalk leichter schmelzbar wäre, als ein anderer mit 4 Proc. des stärker wirkenden Flußmittels, in diesem Falle Magnesia. Eine große Reihe von Versuchen ergab jedoch, daß bei gleichzeitigem Vorkommen von zwei, drei oder allen vier Flußmitteln in einem Thone der Einfluß jedes einzelnen auf die Schmelzbarkeit wenigstens nicht nachweisbar zunahm. So ließ sich deutlich wahrnehmen, daß ein Gemenge mit 2 Proc. Magnesia und 2 Proc. Kalk weniger dünnflüssig wurde wie ein solches mit 4 Proc. Magnesia, mehr wie ein drittes mit 4 Proc. Kalk, welche gleichzeitig demselben hohen Hitzegrade ausgesetzt wurden. Wie verhält es sich nun mit dem Einflusse der genannten Flußmittel auf die Schmelzbarkeit eines Thones bei gleichzeitiger Vermehrung der Kieselsäuremenge desselben? Zur Beantwortung dieser Frage versetzte ich zunächst einen in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens durchaus unschmelzbaren Thon theils mit reiner Kieselsäure, theils mit einem der vier Flußmittel in verschiedenen Verhältnissen, und fertigte aus jeder dieser Mischungen die mehrfach erwähnten Probeprismen an, ferner wurde ein drittes Gemenge aus gleichen Gewichtstheilen jener beiden ersten dargestellt; dasselbe enthielt also die halbe Menge der Flußmittel, und gleichzeitig der Kieselsäure, welche seinen Componenten zugemischt worden war. Nahm nun, wie ich vermuthete, der Einfluß der flußbildenden Bestandtheile zu mit der größeren Kieselsäuremenge des Thones, so mußte das erwähnte dritte Gemenge sich leichter schmelzbar zeigen als seine Componenten, wenn alle drei Proben gleichzeitig demselben hohen Hitzegrade ausgesetzt wurden; andernfalls aber mußte das Verhalten des dritten Gemenges im Allgemeinen die Mitte halten zwischen dem der ersten Prismen. Das Resultat der Versuche bestätigte indessen die ausgesprochene Annahme vollkommen. Man konnte auf das Deutlichste beobachten, daß die Schmelzbarkeit des dritten Gemenges durchgehend eine bedeutendere war wie die seiner Componenten, und es ließ sich aus den Resultaten der Versuche mit größter Sicherheit der Schluß ziehen: „Daß der Einfluß der flußbildenden Bestandtheile auf die Schmelzbarkeit der Thone, beziehungsweise der Silicate der Thonerde ganz erheblich zunimmt mit dem höheren Gehalt an Kieselsäure.“ Es hängt somit die größere oder geringere Schmelzbarkeit eines Thones von den Gewichts-Mengen und Verhältnissen ab, in denen Kieselsäure und Flußmittel in ihm vorkommen. Den Einfluß dieser beiden, die Schmelzbarkeit bedingenden Factoren quantitativ festzustellen, war nun die Aufgabe der folgenden Versuchsreihe. Gleichzeitig sollte dieselbe entscheiden, ob, wie aus dem beobachteten Einflusse der flußbildenden Bestandtheile auf die Schmelzbarkeit der nach der Formel Al²O³, 2SiO³ zusammengesetzten Gemenge hervorzugehen schien, die aequivalenten Mengen der Flußmittel tatsächlich in gleichem Grade die Schmelzbarkeit eines Thones befördern, eventuell ob dieß bei den verschiedenen Kieselungsstufen der Thonerde durchgehend zu beobachten seyn würde oder nicht. Aus Gründen, deren Erörterung ich hier füglich unterlassen kann wählte ich zu Ausführung der Versuche einen sehr reinen Kaolin, welcher durch wiederholte Behandlung mit Salzsäure von einer sehr geringen Menge Eisenoxyd und Kali soweit gereinigt worden war, daß er von denselben nur sehr geringe, quantitativ nicht mehr zu bestimmende Spuren enthielt. Durch Zumischung von Kieselsäure resp. Thonerde zu demselben wurden nun folgende Mischungen angefertigt: Al²O³,   SiO³ Al²O³, 2SiO³ Al²O³, 3SiO³ Al²O³, 4SiO³ Al²O³, 5SiO³ Al²O³, 6SiO³ Keines dieser Gemenge zerfloß, wenn es zwei Stunden lang der intensivsten Schmelzhitze des Schmiedeeisens ausgesetzt wurde. Ich suchte nun die Menge der flußbildenden Bestandtheile zu ermitteln, welche für jede der obigen Mischungen ein in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens beginnendes Zerfließen zu einem starken, undurchsichtigen Email zur Folge haben würde, und wählte dieselbe so, daß sich die Zusammensetzung der (prismatischen, ca. 1 Grm. schweren) Proben durch eine chemische Formel ausdrücken ließ. Da auf Grund der gewonnenen Resultate sich das Verhalten eines Thones von bekannter chemischer Zusammensetzung beurtheilen läßt, so glaube ich, daß es von einigem praktischen Interesse seyn wird, das Verhalten der verschiedenen Gemenge kurz zu beschreiben. In Nachfolgendem bezeichnet RO ein Aequivalent Magnesia, Kalk oder Kali, R²O³ ein Aequivalent Eisenoxyd.Bei hinreichendem Kieselsäuregehalt des Thones wurde das zugemischte Eisenoxyd zu Oxydul reducirt (Fe²O³ = 2FeO). 1) Al²O³, SiO³, unglasirt, etwas zusammengesintert; 2) 6 (Al²O³, SiO³) + 2RO oder R²O³, gleichmäßig zerflossen zu einem durchscheinenden dünnflüssigen Email; 3) 8 (Al² O³, Si O³) + 2RO oder R²O³, aufgebläht, cylindrisch, nicht mehr vollständig zerflossen; 4) 10 (Al²O³, SiO³) + 2RO oder R²O³, nicht zerflossen, Prismen cylindrisch, wenig aufgebläht. Die Mischung, welche in der Weißgluth zu zerfließen beginnt, liegt hiernach zwischen 2 und 3 und dürfte daher durch die Formel 7 (Al²O³, SiO³) + 2MO ausgedrückt werden können. Der Einfluß der äquivalenten Mengen Kali, Kalk und Magnesia war in allen Fällen ein durchaus gleicher, dahingegen stand der des Eisenoxydes hinter dem Einflusse der übrigen Basen etwas zurück; dasselbe scheint nur bei Gegenwart einer etwas größeren Menge freier Kieselsäure aufgenommen zu werden. 5) Al²O³, 2SiO³, glasirt, Form scharfkantig erhalten; 6) 6 (Al²O³, 2SiO³) + 2RO oder R²O³, sämmtliche Proben, mit Einschluß der Eisenoxyd enthaltenden, zu einem durchscheinenden Email zerflossen; 7) 8 (Al²O³, 2SiO³) + 2RO oder R²O³, sämmtliche Proben gleichmäßig zerflossen; 8) 10 (Al²O³, 2SiO³) + 2RO oder R²O³, nicht mehr deutlich zerflossen, stark aufgebläht, porös. Diejenige Verbindung, welche in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens zu zerfließen beginnt, liegt hiernach zwischen 7 und 8, und dürfte ihre Zusammensetzung durch die Formel 9 (Al²O³, 2SiO³) + RO oder R²O³, auszudrücken seyn. 9) Al²O³, 3SiO³ verhielt sich dem Zweidrittel-Silicat fast gleich; 10) 8 (Al²O³, 3SiO³) + 2RO oder R²O³, Proben sämmtlich zu einem durchscheinenden Email zerflossen; 11) 10 (Al²O³, 3SiO³) + 2RO oder R²O³, Proben gleichmäßig zu einem matten undurchsichtigen Email zerflossen; 12) 12 (Al²O³, 3SiO³) + 2RO oder R²O³, Proben gleichmäßig stark aufgebläht, aber nicht mehr zerflossen. Das Verhalten der sub 11 aufgeführten Proben würden wir als beginnendes Zerfließen bezeichnen; 13) Al²O³, 4SiO³, sehr stark glasirt, Form wohl erhalten; 14) 8 (Al²O³, 4SiO³) + 2RO oder R²O³, zu einem glasartigen Email zerflossen; 15) 12 (Al²O³, 4SiO³) +2RO oder R²O³, zu einem undurchsichtigen, sehr dünnflüssigen Email zerflossen; 16) 16 (Al²O³, 6SiO³) + 2RO oder R²O³, zu einem dicken, flach ausgebreiteten Email zerflossen; 17) Al²O³, 5SiO³, verhielt sich wie Nr. 13; 18) 8 (Al²O³, 5SiO³) + 2RO oder R²O³, zu einem glasigen Email zerflossen; 19) 16 (Al²O³, 5SiO³) + 2RO oder R²O³, zu einem undurchsichtigen, ziemlich dünnflüssigen Email zerflossen; 20) 20 (Al²O³, 5SiO³) + 2RO oder R²O³, zu einem undurchsichtigen, sehr starken Email zerflossen; 21) Al²O³, 6SiO³, halbdurchscheinend, nicht zerflossen, Form erhalten, Bruch dicht; 22) 8 (Al²O³, 6SiO³) + 2RO oder R²O³, zerflossen zu einem fast durchsichtigen Glase; 23) 20 (Al²O³, 6SiO³) + 2RO oder R²O³, zerflossen zu einem ziemlich dünnflüssigen, undurchsichtigen Email; 24) 24 (Al²O³, 6SiO³) + 2RO oder R²O³, zu einem starken, strengflüssigen Email zerflossen. Sehen wir von dem geringeren Einflusse des Eisenoxydes auf die Schmelzbarkeit des Drittel-Silicates ab, so zeigte sich der Einfluß der aequivalenten Mengen der Flußmittel auf die Schmelzbarkeit der Gemenge von derselben Zusammensetzung als ein durchgehends gleicher. Man ersieht ferner aus dem Resultate der Versuche, daß die Menge der Flußmittel, welche nöthig ist um die Schmelzbarkeit der Thone von verschiedenem Kieselsäure- und Thonerdegehalte bis zu einem gleichen, oder doch annähernd gleichen Grade zu befördern, erheblich, aber nicht in einem gleichmäßigen Verhältnisse abnimmt mit der größeren Kieselsäuremenge des Thones. So entspricht z.B. in der Formel 7 (Al²O³, SiO³) + 2RO die Menge der Magnesia 5,8 Proc., in der Formel 24 (Al²O³, 6SiO³) + 2RO = 0,51 Proc.; beide Gemenge, resp. Thone, verhalten sich, wie überhaupt die folgenden:   7 (Al²O³, SiO³) + 2RO oder R²O³   9 (Al²O³, 2SiO³) + 2RO oder R²O³ 10 (Al²O³, 3SiO³) + 2RO oder R²O³ 16 (Al²O³, 4SiO³) + 2RO oder R²O³ 20 (Al²O³, 5SiO³) + 2RO oder R²O³ 24 (Al²O³, 6SiO³) + 2RO oder R²O³ derselben Hitze ausgesetzt annähernd gleich, d.h. sie beginnen in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens zu einem starken, strengflüssigen Email zu zerfließen. Der chemische Vorgang des Schmelzens der Thone besteht in der Bildung von Doppelsilicaten, deren Schmelzbarkeit zunimmt mit ihrem höheren Gehalt an Kieselsäure. Die Ansicht Bischof's, daß die Feuerbeständigkeit der Thone wesentlich abhänge von ihrem Gehalt an Thonerde, und also umgekehrt die Schmelzbarkeit von ihrem Gehalt an Kieselsäure, hat insofern eine unbestreitbare wenn auch nur relative Berechtigung, als die Mehrzahl der in der Natur vorkommenden kieselsäurereichen Thone eine hinreichende Menge von Flußmitteln enthält, um in dem höchsten Hitzegrade unserer Feuerungsanlagen vollständig zu zerfließen. Es kommen aber auch tatsächlich sehr kieselsäurereiche, mithin thonerdearme Thone vor, deren Gehalt an Flußmitteln ein so geringer ist, daß sie sich in der Schmelzhitze des Schmiedeeisens den reinen Silicaten der Thonerde fast gleich verhalten, d.h. nicht zerfließen. Andererseits können, wie das Verhalten der Gemenge aus dem Drittel-Silicat mit Flußmitteln zeigt, an letzteren sehr reiche Thone von bedeutender Feuerfestigkeit vorkommen, und kommen in der That häufig vor. Deßhalb kann man mit Bischof behaupten, daß die Feuerbeständigkeit eines Thones nicht lediglich und wesentlich abhängt von einer geringen Menge Flußmittel. Aus der bekannten Zusammensetzung eines Thones läßt sich nach Obigem ein sicherer Schluß auf sein Verhalten im Feuer ziehen, da es leicht gelingen wird, nach Berechnung seiner chemischen Zusammensetzung, ihn mit einer der oben aufgeführten Verbindungen zu vergleichen. Ist nun bei einem bestimmten Verhältnisse zwischen Kieselsäure und Thonerde die Menge der flußbildenden Bestandtheile geringer als die angeführte, welche für die Thone von verschiedener Zusammensetzung ein beginnendes Zerfließen in der Weißgluth zur Folge hat, so kann man mit Sicherheit annehmen, daß der Thon für alle technischen Zwecke, bei welchen es sich nur um die Widerstandsfähigkeit gegen Hitze handelt, brauchbar ist; wird die angegebene Menge erreicht, so ist der Thon nicht mehr im Stande die Schmelzhitze zu ertragen, wohl aber wird er noch für die Zwecke verwendbar seyn, für welche nur eine bis zur Schmelzhitze des Gußstahles gesteigerte helle Rothgluth in Anwendung kommt. Falls aber das Maximum an Flußmitteln einigermaßen erheblich überschritten wird, wird auch der Thon, je nach der Menge derselben, entweder nur noch für die gewöhnlichen Feuerungsanlagen, oder endlich nicht mehr als feuerfestes Material brauchbar seyn.