Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 169
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Miscellen. Miscellen. Wärmeverlust von Dampfkesseln ohne Umhüllung. Die Dampfkessel von Locomobilen, Dampfkrahnen etc. erhalten häufig keine Umhüllung zum Schutz gegen Wärmeverlust, obgleich sie, der freien Luft, dem Winde und Regen ausgesetzt, deren sehr bedürftig sind. Nach den Versuchen von Perkins condensiren unter gewöhnlichen Umständen Röhren, die mit Dampf von 100 Pfd. Druck pro Quadratzoll gefüllt sind, pro 100 Quadratfuß Oberfläche, wenn sie der Luft ausgesetzt sind, den Dampf, der durch Verdampfung von 1 Kubikfuß Wasser erzeugt ist. Sind die Röhren mit Dampf von 1 Atmosphäre Spannung gefüllt, so wird, hauptsächlich weil die Temperatur-Differenz innerhalb und außerhalb der Röhren eine geringere ist, ein gleiches Dampfgewicht erst durch 150 Quadratfuß Oberfläche condensirt. Bei Perkins' Versuchen befanden sich die Röhren in einem bedeckten Raum; Kessel dagegen, die direct der freien Luft ausgesetzt sind, werden jedenfalls auch bei schönem Wetter einen größeren Wärmeverlust erleiden. Aber auch wenn man nur annimmt, daß diese Kessel bei gewöhnlichem Dampfdruck pro 100 Quadratfuß Oberfläche den aus 1 Kubikfuß Wasser erzeugten Dampf condensiren, ergibt sich genügend die Nothwendigkeit, dieselben durch Umhüllung mit schlechten Wärmeleitern zu schützen. Bei einem nicht umhüllten Wärmeleitern zu schützen. Bei einem nicht umhüllten verticalen Kessel von 3 1/4' Durchmesser und 8' Höhe beträgt die freie Fläche circa 90 Quadratfuß und diese wird stündlich 9/10 von dem aus 1 Kubikfuß Wasser erzeugten Dampfe condensiren, also mindestens so viel, wie in einer Dampfmaschine zur Erzeugung von 2 Pferdekräften nothwendig ist. In 12 Arbeitsstunden werden auf diese Weise circa 650 Pfd. Dampf condensirt, deren Erzeugung unter gewöhnlichen Verhältnissen circa 0,9 Ctr. Kohle erfordert; wöchentlich werden also über 5 Ctr. Kohle zur Ausgleichung des durch die Abkühlung bewirkten Dampfverlustes erfordert, was bei einem Preis von nur 6 Sgr. pro Ctr. Kohle einer jährlichen Ausgabe von circa 50 Thlrn. entspricht. Bei diesem gering angeschlagenen Wärmeverluste beträgt also der jährliche Geldverlust etwa so viel wie eine Umhüllung des Kessels kosten würde. Es ist hierbei angenommen, daß 100 Quadratfuß freie Oberfläche stündlich circa, 64 Pfd. Dampf condensiren; allem Anscheine nach ist aber die Abkühlung bei freiliegenden Kesseln eine weit höhere. So haben kürzlich Fox, Head und Comp. auf den Newport-Eisenwerken in Middlesborough-on-Tees Versuche mit Jones' Umhüllungscement an einem Dampfkessel von 4' Durchmesser und 22' Höhe angestellt, der durch die Ueberhitze eines Puddelofens gefeuert wurde und nicht unter Dach lag, dagegen durch benachbarte Gebäude etwas geschützt war. Die Versuche einerseits mit dem Kessel ohne Umhüllung, andererseits mit dem durch Cement geschützten Kessel dauerten unter sonst ganz gleichen Verhältnissen je eine Woche; in dem ersten Falle wurden dabei in 126 Stunden 11,690 Gallons (à 4,5 Liter), also stündlich 92 3/4 Gallons oder 14,8 Kubikf. Wasser (mit Siemens' Wassermesser gemessen), in dem zweiten Falle dagegen 16,060 Gallons oder stündlich 127,5 Gallons = 20,4 Kubikfuß Wasser, also 5,6 Kubikfuß mehr als im ersten Fall, verdampft. Die freie Oberfläche des Kessels betrug circa 280 Qdtfß., es müssen also je 50 Quadratfuß so viel Wärme abgegeben haben, als nöthig ist um 1 Kubikfuß Wasser in Dampf von 50 Pfd. Druck zu verwandeln. Die Abkühlung war also doppelt so groß wie bei Perkins' Versuchen; es läßt sich dieß vollständig dadurch erklären, daß der Kessel von Fox, Head und Comp. nicht unter Dach, sondern der freien Luft ausgesetzt und Tag und Nacht in Betrieb und die Abkühlung während der Nacht in Folge des Thaues etc. jedenfalls verhältnißmäßig höher als während des Tages war. Die Versuche wurden bei schönem Wetter ausgeführt, bei kalter und nasser Witterung würde das Resultat jedenfalls noch mehr zu Gunsten des umhüllten Kessels ausgefallen seyn. Es läßt sich annehmen, daß die Wärmeableitung durch eine bestimmte Abkühlungsfläche sich zu der Wärmezuleitung durch eine gleich große Heizfläche verhält wie die Differenz zwischen der Temperatur des Dampfes und der der äußeren Luft zu der Differenz zwischen der Temperatur des Dampfes und der der Gase in den Feuerzügen. Bei gewöhnlichen Dampfkesseln ist eine Heizfläche von 10 Quadratfuß zur Verdampfung von stündlich 1 Kubikfuß Wasser sehr reichlich bemessen; nach den Versuchen von Fox, Head und Comp. leitet also 1 Quadratfuß Abkühlungsfläche 1/5 von der Wärme ad, welche 1 Quadratfuß Heizfläche erzeugt; wäre also die Heizfläche gleich der Abkühlungsfläche, so würde die Wirksamkeit des Dampfkessels um 20 Proc. vermindert werden. Bei dem Kessel von Fox, Head und Comp. betrug die Heizfläche 156 1/2 Quadratfuß; da der umhüllte Kessel durchschnittlich stündlich 20,4 Kubikfuß Wasser verdampfte, so wurde stündlich 1 Kubikfuß pro 7,67 Quadratfuß Heizfläche verdampft. Die Wirkung einer bestimmten Abkühlungsfläche zu einer gleich großen Heizfläche verhielt sich also wie 7,67 : 50 und man darf annehmen, daß die Differenz der Temperaturen zu beiden Seiten der Abkühlungs- und Heizfläche sich ebenso verhielten. Der Dampfdruck im Kessel betrug 50 Pfd. engl. pro Quadratzoll, die Temperatur also 153° C. Die Differenz zwischen dieser Temperatur und der der äußeren Atmosphäre konnte zu circa 125° C. angenommen werden und man hatte darnach die Temperatur in den Feuerröhren etwa = (123 . 50 + 153)/7,67 = circa 950° C. Hätte der Kessel gleich große Abkühlungs- und Heizflächen, so würde der durch erstere erzeugte Wärmeverlust 7,67/50 = 14,34 Proc. der gesammten erzeugten Wärme betragen haben; da aber die Abkühlungsfläche im Verhältniß von 280 : 156 1/2 größer als die Heizfläche war, so stieg der gesammte Verlust, wie oben angegeben, zu 5,6/20,4 = circa 27 1/2 Proc. – Ebenso nachtheilig wie bei Dampfkesseln wirkt der Wärmeverlust durch die ungeschützte Oberfläche bei Dampfröhren und überhaupt bei allen Canälen, durch welche heiße Flüssigkeiten oder Gase mit möglichst geringem Wärmeverlust strömen sollen. (Deutsche Industriezeitung. 1868, Nr. 47.) Ueber die Anwendung des Bessemerstahles zu Eisenbahnschienen, von Dr. Wedding. In einer Sitzung des Vereines für Eisenbahnkunde (im November) besprach Hr. Bergrath Dr. Wedding diesen Gegenstand. Bezugnehmend auf Mittheilungen, wornach englische Ingenieure schlechte Erfahrungen an Bessemer-Stahlschienen gemacht haben wollen, bewies der Vortragende, daß die hieran geknüpften Folgerungen, welche darauf hinausliefen, daß Bessemer-Schienen überhaupt nichts taugten, der Begründung nach allen Seiten hin entbehrten. Zunächst ständen jenen Erfahrungen andere gegenüber (z.B. an Schienen der Königin-Marien-Hütte, der Hörder- und Königs-Hütte, der North-Western-Railway etc.) welche für ein ausgezeichnetes Verhalten des betreffenden Productes sprechen. Daß es freilich auch schlechte Bessemerschienen, namentlich aus der ersten Zeit nach Einführung des Processes gebe, sey gerade so gut anzunehmen, als sich auch schlechte Schienen von Eisen, Puddelstahl u.s.w. vorfänden. Wenn zweitens aus dem Processe selbst die Nothwendigkeit eines schlechten Verhaltens des Productes abgeleitet werde, so sey dieß vollständig unrichtig. Der Vortragende schildert zum Beweis dieser Behauptung den Bessemerproceß nach Erläuterung der dazu gebrauchten Apparate und der vorkommenden Manipulationen namentlich in chemischer Beziehung und in Vergleich mit den übrigen Methoden zur Darstellung von Stahl und Eisen; er zeigte, daß der Bessemerproceß zwar gegenüber den anderen Frischprocessen den Nachtheil habe, nur ein phosphorarmes graues Roheisen als Hauptmaterial verwenden zu können, daß dagegen unter Voraussetzung eines geeigneten Roheisens die Bestimmung des Härtegrades und die unter sonst gleichen Verhältnissen allein vom Kohlenstoffgehalt abhängende Schweißbarkeit gegenwärtig keine größeren Schwierigkeiten als beim Puddelproceß biete, Prüfungen des Halbproductes sehr wohl auszuführen und eine Garantie für das Fertigproduct leicht zu beschaffen sey; daß schließlich die aus den Selbstkosten des Bessemerstahles sich ergebenden möglichen Verkaufspreise seine ausgedehnte Benutzung für Strecken, auf denen überhaupt Stahlschienen oder Eisenschienen mit Stahlköpfen benutzt werden sollen, rechtfertigen, ja daß mit Rücksicht auf die durch den Martin'schen oder Siemens'schen Proceß sich bietende Verwerthung der Abfälle und durch die Möglichkeit, das Schienengewicht zu vermindern, eine ganz allgemeine Benutzung von Bessemer-Schienen vorauszusehen sey. (Berggeist, 1868, Nr. 92.) Ueber die Einwirkung strenger Kälte auf Blockzinn; von Fritzsche. Fritzsche ließ der französischen Akademie in einer ihrer Novembersitzungen (1868) eine Schachtel mit mehreren Stückchen Zinn vorlegen, welche durch die strengen Fröste des vorigen Winters eine Veränderung ihres Molecularzustandes erlitten haben. Große Blöcke von Bancazinn haben nämlich durch ihre ganze Masse hindurch krystallinische Structur und ein basaltähnliches Ansehen angenommen. Aeußerst merkwürdig ist die Thatsache, daß im Inneren der Blöcke Hohlräume entstanden sind, von denen manche bis zu 100 Kubikcentimeter Inhalt haben. „Die Wandungen dieser Hohlräume erscheinen vollkommen glatt und metallglänzend, während der übrige Theil des Zinnes, welcher sich zu kleinen Körnern umgewandelt hat oder mehr oder weniger große, sehr brüchige Stücke bildet, ein mattes, wahrscheinlich von oberflächlicher Oxydirung herrührendes Ansehen hat. Diese Erscheinung ist den in St. Petersburg mit Zinn handelnden Personen bereits bekannt; aber mit Ausnahme eines von Prof. Erdmann in seinem Journale erwähnten Falles, in welchem aus Zinn gegossene Orgelpfeifen eine ähnliche Molecularveränderung erlitten hatten, habe ich weitere Mittheilungen über diesen Gegenstand bisher nicht ausfinden können. „In England stellt man für den Handel eine eigenthümliche Zinnsorte, das sogen, gekörnte oder Kornzinn (corn tin, granulated tin) in der Weise dar, daß man Blöcke von sehr reinem Zinn, welche frisch umgeschmolzen und noch ganz heiß sind, aus einer großen Höhe herabfallen läßt. Diese Sorte von Zinn, welche im Preise bis zu 15 Procent höher steht als gewöhnliches Zinn, ist jedoch von dem durch die Kälte in seinem Molecularzustande veränderten Metalle verschieden; die kleinen Stäbe, welche es bildet, sind viel dicker, zeigen eine glänzende Oberfläche, ohne Spur von Oxydation und weder faserige oder fadige Textur, noch sind sie brüchig; sie besitzen im Gegentheil einen bedeutenden Grad von Cohärenz, und lassen sich biegen ohne zu zerbrechen. „Ich warte auf den nächsten Winter, um bei etwaigem Eintritt strenger Kälte weitere Beobachtungen über diesen Gegenstand anstellen zu können.“ (Comptes rendus, t. LXVII p. 1106; November 1868.) Ueber die Einwirkung des Wassers auf Blei. Professor Parkes in Netley macht auf die von ihm, wie auch bereits von vielen Anderen beobachtete Thatsache aufmerksam, daß die Einwirkung welche Wasser auf Blei ausübt, nicht immer den für diese Erscheinung angeführten Ursachen zugeschrieben werden kann. Kürzlich hat Dr. Frankland eine merkwürdige Beobachtung gemacht, welche bezüglich dieser Frage einiges Licht zu verbreiten geeignet seyn dürfte. Der genannte Chemiker fand nämlich, daß Wasser, welches die Eigenschaft besitzt, auf Bleu oxydirend einzuwirken, diese Eigenschaft verliert, sobald es durch ein Filter von Thierkohle gegangen ist. Seiner Beobachtung zufolge rührt diese Erscheinung von einer geringen Menge von phosphorsaurem Kalk her, die das Wasser aus der Thierkohle aufnimmt. Bei der Vergleichung zweier natürlichen Wässer, nämlich des Wassers aus dem Kentflusse, von welchem Blei stark angegriffen wird, und aus dem Flüßchen Wyrnwy, welches, obgleich es sehr weich ist, auf Blei nicht einwirkt, fand er im letzteren einen bestimmbaren Gehalt an phosphorsaurem Kalt, während die Gegenwart dieses Salzes im Wasser des Kent nicht nachgewiesen werden konnte. Mit Hülfe dieser Beobachtung möchte ein großer Theil der Widersprüche in den Angaben über die Wirkungen von weichem Wasser auf Blei zu erklären seyn. (Journal of the Society of arts; Chemical News, vol. XVIII p. 296, December 1868.) Ueber eine Abänderung der Silberprobe auf nassem Wege; von Stas. Das Verfahren zur Gehaltsbestimmung silberner Gegenstände auf nassem Wege wie dasselbe von Gay-Lussac eingeführt wurde, ist mit einer Fehlerquelle behaftet, welche von der Löslichkeit des Chlorsilbers in dem flüssigen Medium, in welchem es sich gebildet hat, bedingt wird. Denn in dieser Lösung wird, gleichviel auf welche Weise dieselbe entstanden ist, durch eine Zehntelsilberlösung und durch Chlorwasserstoffsäure ebenfalls ein Niederschlag hervorgebracht. Die Grenzen, innerhalb welcher diese Fällung stattfindet, sind schwankend. Bei gewöhnlicher Temperatur kann die Abweichung bei einem Flüssigkeitsvolum von 100 K. C. zwischen 1 und 6 Tausendtel schwanken. Mit Beibehaltung der ganzen Einfachheit des von Gay-Lussac angegebenen Verfahrens zur nassen Silberprobe kann man anstatt des Chlors mit großem Vortheile Brom zur Fällung des Silbers benutzen. Dadurch werden alle bei der Anwendung eines Chlorides oder der Chlorwasserstoffsäure beobachteten Anomalien absolut beseitigt. (Comptes rendus, t. LXVII p. 1107: November 1868). Arson's Versuche über die Bewegung des Gases in Röhrenleitungen. Der Ingenieur der Pariser Gasgesellschaft, Hr. Arson, hat unter Assistenz der HHrn. Monard und Honoré eine interessante Reihe von Versuchen über die Bewegung des Gases in Röhrenleitungen gemacht. Er findet, daß namentlich bei Röhren kleinerer Dimension die Reibung nicht im Verhältniß des Quadrates der Geschwindigkeit sich verändert, wie dieß Pole in seiner bisher allgemein gebräuchlichen Formel (Schilling's Handbuch II. Auflage S. 327) annimmt; sondern er drück: das Verhältniß durch av + bv² aus, wo a und b zwei Coefficienten sind, die sich aus den Versuchen ergeben. Diese Coefficienten ändern sich für jeden Durchmesser der Röhren, zeigen sich dagegen bei einem und demselben Durchmesser constant für jede Geschwindigkeit, die in den Versuchen bis auf 12 Meter per Secunde gesteigert wurde. Die bekannte Pole'sche Formel nach den Ergebnissen der Pariser Versuche umgestaltet, würde heißen: h = ls/14,100 d (av + bv²) wo h den Druckverlust im Rohr durch die manometrische Wasserhöhe bezeichnet, l die Länge der Röhre in Fußen, d den Durchmesser der Röhre in Zollen, s das specifische Gewicht des Gases, die atmosphärische Luft = 1 gesetzt. Die Werthe von a und b sind für gußeiserne Röhren annähernd wie folgt: Für  2zöll. Röhren a = 7,35; b = 1,90   „   4  „     „  „ = 5,78;  „ = 1,52   „   6  „     „  „ = 4,55:  „ = 1,375   „   8  „     „  „ = 3,45;  „ = 1,25   „ 10  „     „  „ = 2,55;  „ = 1,15 Für 12zöll. Röhren a = 1,81; b = 1,05   „   14  „     „  „ = 1,19;  „ = 0,97   „   16  „     „  „ = 0,76;  „ = 0,895   „   18  „     „  „ = 0,40;  „ = 0,83   „   20  „     „  „ = 0,19;  „ = 0,78   „   22  „     „  „ = 0,05;  „ = 0,735   „   24  „     „  „ = 0,00;  „ = 0,70   „   26  „     „  „ = 0,00;  „ = 0,665   „   28  „     „  „ = 0,00;  „ = 0,635 Diese Werthe in obige Formel eingesetzt, zeigt sich, daß die Pariser Formel für die kleineren Röhrendimensionen einen weit größeren Druckverlust gibt als die Pole'sche. Um beispielsweise atmosphärische Luft in einer 1000 Fuß langen 2zölligen gußeisernen Rohrleitung mit 5 Fuß Geschwindigkeit per Secunde fortzuführen, würde man nach der alten Pole'schen Formel 9 Zehntel Zoll Druck brauchen, während nach der französischen Formel circa 3 Zoll erforderlich wären. Aus der anderen Seite gibt die französische Formel für größere Röhrendimensionen einen viel geringeren Druckverlust als die Formel von Pole. Nach ersterer würde in einem 26zölligen Rohre nur 2/3 des Druckes erforderlich seyn, wie nach letzterer. Wegen des Näheren verweisen wir auf die Arbeit selbst, die in den Verhandlungen der Société des Ingenieurs civils veröffentlicht ist, und mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. (Journal für Gasbeleuchtung, 1868 S. 481.) Ueber den Einfluß des Lichtes auf Mineralöle. Nach einem Vortrag, den Director Grotowsky in der Versammlung des Vereines für Mineralölindustrie in Halle a. S. über den Einfluß des Lichtes auf Mineralöle hielt, haben letztere die Eigenschaft unter Einwirkung des Lichtes sich mit Sauerstoff der Luft zu beladen und diesen in Ozon umzuwandeln, ohne sich gerade chemisch damit zu verbinden, indem sie dieses wieder leicht auf andere Körper übertragen. Selbst in gut verschlossenen, mit Mineralöl gefüllten Glasballons wird durch Einwirkung des Lichtes die mitenthaltene Luft ozonisirt. Bei Verschiedenheit der Farben des Glases ist die Einwirkung des Lichtes auch eine verschiedene und hat Grotowsky bei seinen drei Monate andauernden Beobachtungen Folgendes gefunden: 1) Photogen und Solaröl, in eisernen Bassins oder Barrels gelagert, blieben frei von Ozon und brannten tadellos. Farbe der Oele unverändert. 2) Photogen und Solaröl, in weißen Ballons mit Stroh verwickelt aufbewahrt, zeigten Spuren von Ozon, die Oele brannten aber noch gut. Die Farbe des Oeles, sowie der Korkspunde war wenig verändert. 3) Photogen und Solaröl in schwarz angestrichenen weißen Ballons zeigten Spuren von Ozon. Die Oele waren in Farbe noch weniger verändert als bei Probe 2. Die Korkspunde waren nicht gebleicht. 4) Solaröl und Photogen, in unverwickelten weißen Ballons im Freien aufbewahrt, zeigte sich sehr stark ozonhaltig, brennt ganz schlecht, der Docht verkohlt und die Flamme erlischt nach 6–8stündigem Brennen fast ganz. Das Solaröl ist in Farbe kräftig gelb geworden und zeigte eine Zunahme von 0,003 im spec. Gewicht. 5) Solaröl in grünen Ballons unverwickelt dem Lichte ausgesetzt, ist nach 3 Monaten stark ozonhaltig, brennt aber noch ganz gut, obwohl der Docht verkohlt. Die Farbe des Oeles ist sehr wenig verändert. 6) Solaröl in grünen Ballons, die schwarz angestrichen, ist ozonhaltig geworden, brennt aber gut. 7) Solaröl in grünen Ballons, mit Stroh verwickelt, zeigt Spuren von Ozon, brennt jedoch tadellos. Die Farbe des Oeles ist schwach gelblich geworden. 8) Amerikanisches Petroleum, in weißen Ballons unverwickelt dem Lichte ausgesetzt, ist äußerst ozonhaltig geworden und brennt fast gar nicht. In Farbe ist das Oel stark verändert – kräftig gelb gegen weißblau. Das spec. Gewicht hat sich hier um 0,005 erhöht. 9) Amerikanisches Petroleum, im dunkeln Raum resp. zerstreutem Tageslicht aufbewahrt, ist ozonfrei und im Brennen gut geblieben. Die Dauer der speciellen Beobachtung der Oele war, wie schon erwähnt, 3 Monate, vom April bis Juli 1868. Bei den stark ozonhaltig gewordenen Oelen ist der Geruch ein vollständig veränderter und sind die Korkspunde wie durch Chlor gebleicht, während die bei Oelen, welche nur Spuren von Ozon halten, unverändert geblieben sind. (Journal für Gasbeleuchtung, 1868 S. 498.) Ueber Schellack-Ammoniaklösungen; von C. Puscher. In seinem betreffenden Vortrage in der 5. Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines theilte Hr. C. Puscher mit, daß vor einiger Zeit wieder die Auflösung des Schellacks in einer wässerigen Boraxlösung zu wasserdichten Anstrichen empfohlen worden sey, daß sie sich aber dazu durchaus nicht in dem Grade eigne, wie eine Lösung von Schellack in Ammoniak, welche beim Eintrocknen an der Luft Ammoniak verliere und einen gegen Wasser indifferenten Rückstand hinterlasse. Man bereitet dieselbe, indem man 3 Gewichtstheile blonden Schellack, 1 Gewichtstheil Salmiakgeist und 6 bis 8 Gewichtstheile Wasser in eine Flasche schüttet, dieselbe 12 Stunden hindurch verkorkt stehen läßt und hierauf den Inhalt in einem irdenen Gefäße unter stetem Umrühren so lange kocht, bis der Schellack gelöst ist. Die Lösung kann nun die spirituöse Schellacklösung der Hutmacher ersetzen oder mit so viel Wasser versetzt, daß sie 12 Gewichtstheile wiegt und mit Terra de Siena oder Ocker abgerieben, zu Fußbodenanstrichen verwendet werden. Wird dieselbe mit einer Lösung von Caßlerbraun in verdünntem Salmiakgeist versetzt, so erlangt man für Holzschnitzarbeiten eine dauerhafte wasserdichte braune Beize. Durch vorherige Digestion des zum Auflösen des Caßlerbraun bestimmten Salmiakgeistes mit Blau- oder Rothholz lassen sich in Verbindung mit den nöthigen Mengen Caßlerbraun die verschiedensten Nüancen von Braun erzeugen. Zur Hälfte mit Runge'scher Tinte vermischt oder mit Nuß abgerieben, eignet sich die Schellack-Ammoniaklösung zu wasserdichten schwarzen Ueberzügen für Leder, Holz, zum Signiren der Collis etc. Mit feinst präparirter Kreide abgerieben, lassen sich damit Pergamentpapiere, mit Farben – wasserdichte Tapeten herstellen. Jedoch muß man dabei Farben, die Gypszusätze (wie z.B. Carmoisinlack, mittelfeine Chromgelb, Neuwiedergrün) enthalten, vermeiden, da diese die Schellacklösung zersetzen. Die interessanteste Eigenschaft ist jedoch ihre lösende Einwirkung auf einige Anilinfarben. Anilingrün, das nur in mit Salz- oder Schwefelsäure angesäuertem Weingeist löslich ist, löst sich in einer verdünnten kochenden Schellack-Ammoniaklösung, welche auf 1 Gewichtstheil der ursprünglichen Lösung noch 8 Gewichtstheile Wasser enthält. Gelbes Anilin gibt wohl mit kochendem Wasser eine Lösung, die aber auf stickstofffreien Stoffen, wie Papier, Holz etc., einen falben, gelben Ton erzeugt; durch Zusatz erwähnter Schellacklösung von obiger Concentration werden dagegen sehr schöne gelb lasirende wasserdichte Anstriche, für Holz und Papier brauchbar, erhalten. Auch kann mit dieser gelben Anilinlösung die oben erwähnte grüne Anilinlösung nüancirt, sowie durch Zufügen einer Carmin-Ammoniaklösung die prachtvollste rothe Tinte oder Holzbeize hergestellt werden. Die Farbe einer wässerigen Fuchsinlösung geht nach Zusatz von Schellack-Ammoniaklösung durch fortgesetztes Kochen in Violett und später in Blau (bleu de Mulhouse) über. Es entsteht dabei unter theilweiser Ausscheidung eines unlöslichen Blau's eine schöne blaue Lösung, die, wie auch die erwähnten anderen Lösungen, sich zu Tinten, Holzbeizen, Färben von Papieren (in der Masse) eignen möchten. Setzt man diesen Lösungen kleine Mengen Gyps, Kochsalz oder verdünnte Säuren zu, so scheiden sich Farben in lebhaftestem Feuer und großer Deckkraft aus, die gewaschen, entweder in diesem Zustande, en pâte, für Buntpapier- und Tapeten- oder Gewebedruckereien mit Schellack-Ammoniaklösung oder Kleister versetzt, verwendet werden können, oder auch, mit Leinöl- oder Buchdruckerfirniß abgerieben, sich zu Buch-, Lithographie- oder Zeugdruck benutzen lassen. Mit mehr Gyps oder schwefelsaurem Bleioxyd vermischt, erzielt man eine Reihe von feurigen Malerfarben. Wenn man. statt gewöhnlich gereinigtem, gebleichten Schellack anwendet, so ist die Lösung frei von dem im gewöhnlichen Schellack vorhandenen Wachs, und eignet sich zu einem vortrefflichen Bindemittel für Aquarellfarben. Die damit gemalten Bilder besitzen nicht nur eine lebhaftere Frische und größere Dauer, sondern sind auch gleich den Oelbildern unempfindlich gegen Wasser. Daß die Schellack-Ammoniaklösung auch in der Decorationsmalerei dem rasch zerstörbaren Leim gegenüber sich Eingang verschaffen wird, darf wohl nicht bezweifelt werden. Auch kann Bleiweiß, in Oel abgerieben, mit concentrirter gebleichter Schellacklösung zu rasch trocknenden Anstrichen benutzt werden. Schließlich ist noch zu bemerken, daß sowohl durch Vorlagen, wie auch durch Experimente die erwähnten vortrefflichen Eigenschaften der Schellack-Ammoniaklösung von Hrn. Puscher zur Anschauung gebracht wurden. Ueber Entfuselung des Branntweins auf kaltem Wege, ohne Destillation; von Prof. Dr. Artus. Ohne die Resultate der vielen zu diesem Zwecke angestellten Untersuchungen und Versuche hier weiter zu erörtern, will ich sogleich das Verfahren angeben, durch welches es mir glückte, den Zweck zu erreichen. Ich benutze hierzu eine mit reiner Thonerde imprägnirte Holzkohle welche folgendermaßen dargestellt wird: Es wird zunächst Holzkohle von weichem Holze so zerkleinert, daß ziemlich linsengroße Stücke erhalten werden. Nach dieser Zerkleinerung werden diese Holzkohlenstückchen von den feineren Kohlentheilchen durch ein mäßig grobes Drahtsieb befreit. Nun löse man auf 10 Pfund solcher Holzkohlenstückchen 1 Pfund gewöhnlichen Alaun in 15 Pfund Wasser auf, löse ferner 1 Pfd. kohlensaures Natron in 5 Pfd. Wasser, gebe hierauf die zerkleinerte Holzkohle in einen hölzernen Kübel, übergieße die Kohle zunächst mit der Alaunlösung, rühre gut um, und füge hierauf unter Umrühren nach und nach die Sodaauflösung hinzu. Das Gefäß, welches hierzu angewandt wird muß doppelt so groß seyn, als der Raumumfang der Masse beträgt, indem beim Zusetzen der kohlensauren Natronlösung eine Entwickelung von Kohlensäure stattfindet, wodurch momentan ein Schäumen und Steigen der Masse erfolgt. Nach dem Zusätze der Lösung von kohlensaurem Natron rührt man die Masse noch einmal gut um, dann läßt man sie etwa 12 Stunden lang stehen, gießt das Ganze durch ein Bastsieb, so daß die Kohlenstückchen auf dem Siebe zurückbleiben, läßt dieselben an der Luft abtrocknen, worauf dann dieselben in einem bedeckten Tiegel oder eisernen Gefäße bis zum Glühen erhitzt werden. Nach erfolgtem Erkalten bringt man auf 1 Eimer ( = 80 Maaß) 5 Pfund der so vorbereiteten Kohle in ein weites Strohgeflecht und hängt es, unten beschwert, so in den Branntwein, daß die Masse sich ziemlich in der Mitte des zu reinigenden Branntweins befindet, und läßt die Kohle 24 bis 36 Stunden lang damit in Berührung, worauf das Strohgeflecht mit der Kohle herausgenommen, die Kohle von Neuem geglüht und wieder mit dem zu reinigenden Branntwein in Berührung gebracht wird, eine Operation, welche endlich zum drittenmale wiederholt wird. Ist dieß geschehen, so läßt man den betreffenden Branntwein vier Wochen liegen und überzeugt sich dann daß der Fuselgehalt vollständig entfernt ist. Die Unkosten dieser Reinigungsweise sind sonach nicht erheblich, den großen Vortheilen gegenüber, welche bei Anwendung dieser Reinigungsweise erzielt werden, da ja durch dieselbe die sonst nöthige Destillation vollkommen entbehrlich gemacht worden ist. (Vierteljahresschrift für technische Chemie, Jahrgang IX, S. 134.) Anfertigung einer Copirtinte, mit der man ohne Mitwirkung einer Presse scharfe Copien erhält; von Prof. Dr. Böttger. Eine schwarz aus der Feder fließende Copirtinte, mit der man ohne Mitwirkung irgend einer besonderen Preßvorrichtung sehr scharfe Copien erhält, bereite ich auf folgende Weise: 1 Unze käufliches, gröblich zerstoßenes Campecheholzextract und 2 Drachmen krystallisirtes kohlensaures Natron überschütte ich in einer Porzellanschale mit 8 Unzen destillirtem Wasser, erhitze so lange, bis die Flüssigkeit eine tief rothe Farbe angenommen und das Extract völlig aufgelöst ist. Dann entferne ich die Schale vom Feuer, setze dem Inhalte derselben unter starkem Umrühren 1 Unze Glycerin von 1,25 spec. Gewicht, ferner 15 Gran in etwas Wasser gelöstes, neutrales chromsaures Kali und 2 Drachmen fein gepulvertes arabisches Gummi (das zuvor mit ein wenig kaltem Wasser zu einem Schleim angerührt worden) hinzu, und die Tinte ist zum Gebrauche fertig. In verschlossenen Gläsern läßt sich dieselbe, ohne zu schimmeln, unbegrenzt lange aufbewahren, greift die Stahlfedern nicht im mindesten an, und gibt Schriftzüge, die, noch so alt, sich dennoch mit Leichtigkeit ohne alle Mitwirkung einer Presse auf die Weise copiren lassen, daß man dieselben mit einem wohlgefeuchteten dünnen Copirpapier überdeckt, aus dieses ein glattes Blatt weißen Schreibpapieres legt und dann das Ganze mit einem gewöhnlichen hölzernen Falzbein (oder in Ermangelung dessen mit dem Nagel des Daumens) unter mäßigem Druck überstreicht. Sonderbar erscheint es jedenfalls, daß die mit der genannten Tinte erzeugten Schriftzüge mit einer gewöhnlichen Copirpresse sich nicht copiren lassen; ob dieß vielleicht werde mittelst einer einfachen Walzenvorrichtung zu bewerkstelligen seyn, habe ich zur Zeit noch nicht versucht. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1869, Nr. 1.) Glanzlack für Leder- und Gummischuhe; von Prof. Böttger. Meinen Beobachtungen zufolge erhält man einen sehr schönen tief schwarzen Glanzlack für Leder- und Gummischuhe, wenn man 1 Theil schwarzes Pech und 2 Theile natürlichen Asphalt (sogenanntes Judenpech), beides gepulvert, in 4 Theilen gutem Benzol (nicht zu verwechseln mit der unter dem Namen Benzin und Petroleumäther so häufig im Handel vorkommenden Flüssigkeit) durch Schütteln und Digeriren in mäßiger Wärme, löst. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1869, Nr. 1.) Kitt für eiserne Oefen und dergleichen. Einen vorzüglichen sich bewährt habenden Kitt, um zersprungene eiserne Ofenplatten, Thüren an den Oefen u.s.w. wieder fest zu machen, erhält man, nach der Dresdener Gewerbevereins-Zeitung, wenn man fein pulverisirtes Eisen (sogenannte limatura ferri), wie solches bei den Droguisten zu haben ist, mit einer concentrirten Wasserglaslösung zu einem dicken Brei anrührt und Fugen u.s.w. damit bestreicht. Je stärker das Feuer dann gegeben wird, desto mehr verschmilzt der Kitt mit den zu verbindenden Eisentheilen. Englisches Riechsalz. Weißes Riechsalz ist mit ätherischen Oelen versetztes kohlensaures Ammoniak, das in ausgezeichneter Güte und von jahrelanger Wirksamkeit nach Allchin folgendermaßen erhalten wird: 40 Loth des im Handel vorkommenden kohlensauren Ammoniaks werden in haselnußgroße Stücke zerschlagen, in einer gut verschließbaren Flasche mit 20 Loth concentrirtem Salmiakgeist unter häufigem Umschütteln eine Woche, und dann bei kühlerer Temperatur noch 3 bis 4 Wochen hindurch stehen gelassen, wodurch das Ammoniaksalz in ein basischeres Salz übergeht, welches das vorhandene Wasser bindet. Dieß Präparat bildet dann eine trockene Salzmasse, welche man grob pulverisirt und mit folgendem Gemisch von ätherischen Oelen n. s. w. getränkt zum Füllen der Riechbüchschen benutzt: Lavendelöl und Moschusextract von jedem 4 Drachmen. Bergamotteöl 2 Drachmen, Nelkenöl 1 Drachme, Rosenöl 10 Tropfen, Zimmetöl 5 Tropfen, stärkster Salmiakgeist 1/2 Drachme. (Industrie-Blätter.)