Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 191, Jahrgang 1869, Nr. , S. 500
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Miscellen. Miscellen. Benutzung der Eisenbahnen zu Gradmessungen. In München sind neuerdings eingehende Versuche darüber gemacht worden, ob ein Rad, welches auf einer Eisenschiene rollt, sich hierbei so vollständig ohne Gleiten bewegt, daß aus der Zahl seiner Umdrehungen und dem Radumfange die Länge des zurückgelegten Weges mit mathematischer Schärfe gefunden werden kann. Selbstverständlich wurde den Temperaturausdehnungen bei diesen Versuchen Rechnung getragen. Obgleich die gemessene Strecke nur etwa 17 Meter lang war, hat sich doch herausgestellt, daß diese Methode des Messens durch Abwickelung noch geringere Fehler ergab als die bei der Bessel'schen Gradmessung angewendete Operation mittelst Glaskeil, nämlich 1/4 Millimeter auf 17 Meter oder 1/68000 der ganzen Länge. Zugleich hat sich ergeben, daß das Rad keine Spur gleitet. Durch Vervollkommnung des Apparates hofft man, die constanten Fehler in noch engere Grenzen einzuschließen. Hat man so eine Methode gefunden, welche sich vorzüglich eignet, die Wärmeausdehnungscoefficienten der verschiedenen Metalle zu bestimmen, beziehentlich zu controliren, so glaubt Hr. Ministerialrath von Steinheil in München, von dem diese Versuche ausgehen, durch sie auch die Grade auf der Erdoberfläche unmittelbar, d.h. ohne Hülfe von Dreiecken, messen zu können, indem er die Eisenbahnen dazu benutzt. Vorher will er aber noch durch Experimente ermitteln, ob sich auch der Verlauf einer doppelt gekrümmten Linie mit der zur Reduction auf einen größten Kreis erforderlichen Genauigkeit mit dieser Methode ermitteln läßt. (Astronomische Nachrichten.) Treibriemen aus Kokosfaser; von Heinrich Gretschel. Wie culturfähig die Kokosfaser ist, und welchen Höhepunkt die deutsche Industrie in derselben erlangt hat, davon gibt das neueste Product dieser Fabrication, nämlich der Verarbeitung aus Kokosfaser gefertigter Treibriemen oder richtiger Treibbänder für Maschinen ein beredtes Zeugniß. Es ist die Verwendung dieser Faser zu genanntem Zwecke um so interessanter und wichtiger, als frühere Versuche, Pflanzenstoffe dazu zu verwenden, nicht den gewünschten Erfolg hatten und man sich daher immer wieder genöthigt sah, zu dem thierischen Stoffe, dem Leder, zurückzugehen. In der Kokosfaser dürfte nun ein Stoff gefunden seyn, welcher die guten Eigenschaften eines guten Treibriemens besitzt und, mit Leder verglichen, nicht unbedeutende pecuniäre Vortheile darbietet. Die bisherige Verwendung der Kokosfaser zu Läufern, zum Belegen der Treppen und Gänge, zu Abstreichern u.s.w., hat die große Dauerhaftigkeit derselben vollständig constatirt; durch die Anwendung zu Schiffstauen ist die Befürchtung, daß dieser Pflanzenstoff den Witterungseinflüssen nicht werde widerstehen können, hinlänglich widerlegt. Auch ist in letzterer Hinsicht daran zu erinnern, daß Treibbänder aus Kokosfaser bereits mehrfach bei landwirtschaftlichen Maschinen Verwendung gefunden und sich bewährt haben. Ebenso ist der Einwand grundlos, daß die Kokosfaserbänder wegen ihrer geringen Dichte im Vergleich mit Lederriemen nicht die nöthige Adhäsion zeigen würden. In dieser Hinsicht sind die Versuche entscheidend, welche in der Barfußmühle in Leipzig von Hrn. Ernst Schmidt angestellt worden sind. Dort ist ein solches Treibband neben einem Lederriemen in ganz gleicher Weise im Gebrauch; dasselbe hat nicht bloß vom Anfange an sich ganz tüchtig bewährt, sondern es hat sich im Laufe der Zeit seine Zweckmäßigkeit noch erhöht, indem durch längeres Umgehen die abstehenden Fasern sich abnutzten, wodurch die Fläche glatter und die überflüssige Reibung beseitigt wurde. Wie bei den Lederriemen, ist es auch hier nöthig, auf sorgfältiges Zusammenfügen zu achten, wozu erfahrungsmäßig die ledernen Nähriemen besonders geeignet sind. Die bei diesen Bändern anfänglich eintretende Dehnung ist sehr bald erschöpft und die durch wiederholtes Umnähen anfänglich kleine Mühe lohnt sich dann durch um so größere Dauerhaftigkeit des Bandes. (Blätter für Gewerbe, Technik und Industrie, Bd. III S. 9.) Ueber eine Zink-Eisen-Legirung; von Dr. A. E. Oudemans jun. Es ist bekannt, daß Eisen von schmelzendem Zink gelöst wird. Nirgend findet man aber einer bestimmten Legirung der beiden Metalle Erwähnung gethan; ebensowenig wird angegeben, wie viel Elsen von Zink gelöst werden kann. Das ausführliche Lehrbuch der anorganischen Chemie von Dr. F. Otto (4. Auflage, 3. Abtheilung S. 185) sagt über die Legirungen des Zinkes und Eisens nur Folgendes: „Schmelzendes Zink löst Eisen auf, deßhalb ist das in eisernen Gesäßen geschmolzene Zink des Handels stets eisenhaltig. Der Gehalt an Eisen ist Ursache, daß sich solches Zink viel leichter in Säuren löst, als reines Zink.“ Vor einiger Zeit wurde mir eine Metallmasse zur Untersuchung übergeben, welche sich während des wochenlangen Schmelzens von Zink in eisernen Gefäßen auf dem Boden derselben abgesetzt hatte und wegen ihres relativ hohen Schmelzpunktes sehr hinderlich war und darum, nachdem sie sich in ziemlicher Menge angesammelt hatte, als unnütz zur Seite gelegt wurde. Das Metall sah sehr schön und glänzend auf dem Bruch aus, jedoch ganz anders als reines Zink, viel weißer und zackiger. Es löste sich mit stürmischer Heftigkeit in verdünnter Schwefelsäure und Salzsäure, und enthielt 4,6 Proc. Eisen. Wenn die Legirung als eine bestimmte chemische Verbindung betrachtet werden könnte, würde diese am besten mit der Formel FeZn³⁶ (Fe = 56, Zn = 32,75) übereinstimmen. (Journal für praktische Chemie, 1869, Bd. CVI S. 56.) Ueber die Anwendung des wolframsauren Baryts in der Malerei; von Prof. Sacc.Eine Notiz hierüber wurde bereits im vorhergehenden Heft S. 421 mitgetheilt. Ein Landschaftsmaler beklagte sich bei mir, daß er das Zinkweiß nicht anwenden könne, weil es nicht deckt, während alle Farben, denen er Bleiweiß beimischte, sich rasch dunkeln, und ersuchte mich ein neues Weiß auszufinden, welches eben so gut deckt wie das Bleiweiß und dabei so unveränderlich wie das Zinkweiß ist. Ich gieng ohne Erfolg die ganze Reihe unserer unlöslichen weißen Verbindungen durch; keine deckte so gut wie das Bleiweiß; in Betracht jedoch, daß die Barytsalze ziemlich gut decken und daß die Wolframsäure vollkommen deckt, kam ich auf den Gedanken, den wolframsauren Baryt zu versuchen; der Erfolg entsprach meiner Erwartung. Seit drei Monaten wird das Wolframweiß von dem Maler, welcher diese Versuche veranlaßt hat, für die Wasserfarben- und Oelmalerei, sowie für die Chromolithographie mit dem größten Erfolg angewandt; es gelang uns sogar, weiße Drucke auf schwarzem Grund anzufertigen. Man wird also in Zukunft das so giftige Bleiweiß durch eine unschädliche Substanz ersetzen können. Meine neue Farbe wird im Großen zu Paris von Hrn. E. Rousseau fabricirt Comptes rendus, t. LXVIII p. 310; Februar 1869.) Neue Brocate (Krystallfarben). Unter diesem Namen bringt Hr. Fr. Rotter in Amberg (Bayern) sehr beachtenswerthe Glimmerfabricate in den Handel. Schon vor 1 1/2 Jahren machte Hr. C. Puscher im Nürnberger Gewerbeverein (polytechn. Journal Bd. CLXXXIII S. 497) auf die mannichfache Verwendbarkeit des Kaliglimmers in der Industrie aufmerksam. Das gänzliche Fehlen aber des Rohmateriales im Handel ließen diese so lange unberücksichtigt, bis es vor ungefähr einem Jahre dem unermüdlichen Suchen des Hrn. Rotter gelang, Glimmer in der Oberpfalz zu finden. Wir lassen die Vorzüge der daraus dargestellten Fabricate nach dem vorliegenden Berichte hiermit folgen. Vor Allem zeichnen sich diese neuen Brocate dadurch aus, daß sie keine der Gesundheit nachtheiligen Bestandtheile enthalten, sehr leicht, daher ergiebiger und billiger und in allen Nüancen herzustellen sind Gegen Wasser, alle Bindemittel und Lacke, sowie gegen Schwefelausdünstungen verhalten sie sich vollkommen neutral, Eigenschaften, die den Metall-Brocaten abgehen. Die Silber-Brocate widerstehen sogar den stärksten Agentien und können, ohne sich zu verändern, selbst der Glühhitze ausgesetzt werden. Solche Eigenschaften ließen daher vielseitige Verwendung dieser Brocate zu; sie haben sich deßhalb schon in der Tapeten-, Buntpapierfabrication und Gewebedruckerei Eingang verschafft. Als Unter- und Zwischenlagen bei der farbigen Gelatin-Bereitung angewendet, erzielt man damit prachtvolle Krystallisationen, die als Knopfeinlagen und zum Ueberziehen der mannichfachsten Gegenstände sich eignen. Mit Dammarlack als Unterlage auf Glas gebunden, erhält man schöne Erscheinungen, die als Hintergrund der Photographien, Etagèren, Firmen oder zu Glasschränken benutzt werden können. Mit oder unter Lack geben die Krystallfarben Metallgegenständen, wie Ampeln, Lampenfüßen, Dosen etc., Holzgalanterie-, Blech- und Holzspielwaaren, Gyps- und Metallfiguren, wie sonstigen Gußgegenständen ein dauerhaftes und schönes Ansehen. Ebenso umfassend ist ihre Verwendung in Blumen- und Putzmachereien, wie auch, da sie die Hitze der schmelzenden Harze ohne Einbuße vertragen, in der Siegellack-Fabrication. Zu Theater- und Kirchen-Decorationen, wie zu Goldregen. Schnee u.s.w. empfiehlt sich diese Novität schon wegen ihres geringen spec. Gewichtes und billigen Preises. Auch können fertige Glas- und Porzellangegenstände durch nachmaliges Erhitzen bis zur Schmelzung der zugleich mit Silber-Brocat aufgetragenen Glasur überzogen werden. Glasperlen gewinnen hierdurch das Ansehen von ächten. Für die Nürnberger und Fürther Industrie möchten diese Farben wegen ihrer Schönheit und Unschädlichkeit wohl im Spielwaarenfache am meisten Anwendung finden. Bei der Verwendung derselben müssen die Gegenstände mit den entsprechenden Farben grundirt, oder diese dem Bindemittel gleich zugesetzt werden. Als Bindemittel dienen Glycerin-Leim (4 Theile Leim, 1 Theil Glycerin), Glycerin-Kleister (3 Theile Stärke, 1 Theil Glycerin), Dammarlack oder heller Copallack. Sandaraclack oder Dicköl, wie bei den Velouté-Tapeten. Die Farben werden mittelst eines Siebes auf die mit dem Bindemittel überzogenen Gegenstände aufgetragen, nach kurzer Zeit der Ueberschuß durch Abklopfen entfernt, dann angedrückt, und schließlich nach dem Trocknen die nicht haftende Farbe mit einer Bürste abgebürstet. Hr. Rotter hat in dem Mustersaal des Nürnberger Gewerbevereines eine Collection von 39 Nummern dieser Brocate in verschiedenen Feinheiten ausgestellt, und zugleich diesen eine Menge Anwendungsmuster, als: Tapeten, bunte und gepreßte Papiere, Gußwaaren, Blumenblätter, Blumentöpfe, Siegel- und Flaschenlacke, Holzgegenstände, Glasunterlagen, Gelatinfolien etc. beigefügt. Bereits haben diese in den meisten Staaten patentirten Krystallfarben sehr günstige Aufnahme in Paris und Wien gefunden, so daß Hr. Rotter genöthigt war, in beiden Städten Filiale seiner Fabrik zu gründen. (Bayerische Gewerbezeitung, 1869, Nr. 4.) Ueber Natur-Holztapeten. Die HHrn. Mahler und Segesser in Luzern construirten schon im Jahre 1854 eine Maschine, mit welcher Holzblätter in Papierdicke, 20 Zoll lang und 5 Zoll breite hergestellt werden konnten. Diese Holzblätter wurden aus allen Holzarten, ordinären und feinen, hauptsächlich aus Eichen, Eschen, Ulmen, Ahorn, Pappel, dann aus Mahagoni, Nußbaum, Ebenholz, Maser etc. hergestellt, und konnten sämmtliche durch Beizen und Färben in ihren Farbenwirkungen erhöht werden. Von ganz überraschender Schönheit sind die Blätter aus in- und ausländischem Ahorn mit ihren schönen seidenglänzenden Spiegeln, durch Anilinfarben prächtig violett und hochroth gefärbt, wo sie alsdann im Stande sind, mit den schwersten Atlasstoffen zu wetteifern. Diese Holzblätter fanden bald allgemeine und freundliche Aufnahme in den Cartonage- und Portefeuillefabriken. In den sechziger Jahren (1863?) hat ein Hr. M. Martinole in Paris ein Patent: „pour ses placayes préparés pour tapisser les appartements“ genommen. Er stellte jedoch nur Stellen von geringer Länge her und gab dabei seinem Fabricate eine Art Appretur, um es glatt und glänzend erscheinend zu machen. Da die Größe dieser natürlichen Holztapeten von dem gewöhnlichen Maaß der gedruckten und allgemein im Gebrauch sich befindenden Tapeten sehr abweicht, das Fabricat überdieß sehr spröde und dadurch schwer durch den Tapezirer zu bearbeiten war, so konnten sich diese Natur-Holztapeten trotz ihrer Schönheit doch keinen rechten Eingang für den allgemeinen Gebrauch verschaffen. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, haben die HHrn. Mahler und Segesser in Luzern die Erfindung gemacht, die sein geschnittenen Holzblätter auf Papier so zusammenzusetzen und zu befestigen, daß sie ununterbrochene Rollen, von gleichem Format wie die gewöhnlichen Tapeten, 30 Fuß lang und 1 1/2 Fuß breit, bilden. Diese neuen, dem Erfinder in Frankreich und England patentirten Tapeten haben den großen Vortheil, daß sie einmal auf der Wand befestigt, unbeweglich bleiben, sich nicht werfen noch reißen, wie dieß bei veränderten Temperaturverhältnissen mit allem massivem Holztäfelwerk der Fall ist; durch aufgesetzte Friese, Gesimse und Leisten von Naturholz lassen sich selbst die reichsten Vertäfelungen leicht, wohlfeil und tauschend nachbilden. Man hat berechnet, daß ein Zimmer wirklich mit Holztäfelwerk decorirt 1200 Frcs. kostete, während man mit der neu erfundenen Natur-Holztapete eine höhere decorative Wirkung um den Preis von 400 Frcs. erzielen kann. Die Wände, welche man mit den Natur-Holztapeten verkleidet, müssen einen festen und wo möglich recht glatten Verputz erhalten, vollständig trocken seyn, und werden wie gewöhnlich mit Leimwasser getränkt. Die Holzblätter werden mit einem Schwamme angefeuchtet, mit Amylumkleister von starker Consistenz bestrichen und aufgezogen. Das Aufziehen soll aber erst geschehen, nachdem die Blätter mit dem Kleister 10 Minuten lang gelegen haben, weil sonst die Ausdehnung des Holzes sich erst auf der Wand geltend macht und dadurch Blasen entstehen würden. Uebrigens können mit den erzeugten papierdicken Furnüren auch Bautischlerarbeiten, besonders Thüren, Brüstungen etc. furnürt werden. Die Natur-Holztapeten lassen sich wie alle Holzfurnüre ölen, firnissen, poliren, aller Staub und Schmutz läßt sich auf nassem Wege durch Abwaschen entfernen, sie sind somit ungemein dauerhaft und allen anderen Drucktapeten deßhalb weit vorzuziehen. Die Maschinen, womit die 7 bis 8 Fuß langen Blätter, von denen die Tapete zusammengesetzt ist, geschnitten werden, sind sehr groß und schwer; es kommt eine solche auf 9000 bis 10,000 Frcs. zu stehen und erfordert eine Betriebskraft von 4 Pferdestärken. Sie ist jedoch so eingerichtet, daß auf derselben auch gewöhnliche Furnüre für Tischler geschnitten werden können und schneidet sie dann acht Blätter in der Minute; es ist dieß ein wesentlicher Vortheil, da der gegenwärtige Consum an Natur-Holztapeten noch zu gering ist, um eine Maschine ausschließlich für diesen Zweck zu verwenden. Die Maschine besteht im Wesentlichen aus einem Tische, auf welchem die zu zerschneidenden circa, 5 Zoll dicken Holzblöcke befestigt werden. Dieser Tisch hebt sich nach jedem Schnitt vermittelst Schrauben und Spaltung um die Dicke der Furnüre. Der Schlitten oder Messerträger, welcher der Länge des Holzes entspricht, bewegt sich horizontal mit dem Messer über das Holz hin und schneidet oder schält jedesmal einen Span ab. Am Schlitten sind auf beiden Seiten verzahnte Stangen angebracht, in welche ein Zahnrad eingreift, und wodurch die Hin- und Herbewegung von der Hauptwelle auf den Schlitten übertragen wird. Das Holz wird, bevor es in Arbeit kommt, in einem Dampfkasten erweicht. Das Färben und Beizen der einzelnen papierdicken Holzblätter und das Verfahren bei Herstellung der patentirten Natur-Holztapeten ist sehr einfach, bleibt jedoch einstweilen Geheimniß des Erfinders. Da die Holztapeten das massive Holztäfelwerk ersetzen, so finden sie bei Decoration von Speisesälen, Cafés, Rauchzimmern, Comptoirs etc. ihre specielle Verwendung; auch Luxuslocale werden mit Vortheil decorativ damit ausgestattet, indem auch die feinsten Luxushölzer in papierdicken Blättern äußerst billig in Tapetenform geliefert und durch geschmackvolle Zusammenstellung die überraschendsten Effecte erzielt werden können. Der Preis solcher Tapeten von 30 Fuß Länge und 1 1/2 Fuß Breite, also 45 Quadratfuß, beträgt für Eichen-, Ahorn- und Nußbaumholz 10 Frcs.; für Mahagoni, amerikanischen Ahorn und Ebenholz 18 Frcs. Wohl mit Recht kann man der Erfindung der HHrn. Mahler und Segesser eine gute Zukunft in Aussicht stellen, denn die von diesen Fabrikanten gelieferten Natur-Holztapeten vereinigen in sich alle Vortheile der Schönheit, der Haltbarkeit und der Billigkeit. (Bayerisches Kunst- und Gewerbeblatt, 1868 S. 614.) Ueber die Anwendbarkeit des doppelt-chromsauren Ammoniaks zum Kattundruck; von Armand Dollfuß. Die HHrn. Guillard Sohn und Marquet liefern das doppelt-chromsaure Ammoniak in schönen Krystallen, ähnlich denen des doppelt-chromsauren Kalis, nur etwas dunkler, zum Preise von 4 Francs per Kilogramm (16 Sgr. per Zollpfund), also doppelt so theuer wie das Kalisalz, daher es sich fragte, ob das Ammoniaksalz für den Kattundruck gegenüber dem Kalisalz besondere Vortheile gewährt. Das doppelt-chromsaure Kali dient in den Kattundruckereien 1) zum Chromgelb- und Chromorangefärben mit den entsprechenden Beizen bedruckter Kattune, und zur Darstellung von teigförmigem Chromgelb und Chromorange, welche mit Eiweiß fixirt werden; 2) als Oxydationsmittel und 3) zur Darstellung mehrerer Chromoxydsalze. In diesen drei Beziehungen habe ich das doppelt-chromsaure Ammoniak im Vergleich mit dem Kalisalz geprüft; da das Ammoniaksalz beiläufig 80 Proc. Chromsäure enthält, das Kalisalz aber nur 68 Proc., so habe ich bei den Versuchen stets 8 Theile des Kalisalzes gegen etwas über 7 Theile des Ammoniaksalzes verwendet, um gleiche Wirkung zu erzielen. Beim Chromgelb- und Chromorange-Färben habe ich nicht den geringsten Unterschied zwischen beiden Salzen beobachtet. Teigförmiges Chromgelb und Chromorange, für die Fixirung mittelst Eiweiß, mittelst des Ammoniak- und Kalisalzes dargestellt, zeigten nur geringe Unterschiede; das Gelb war fast identisch, aber das mit doppeltchromsaurem Ammoniak dargestellte Orange war etwas dunkler und etwas weniger lebhaft als das mit dem Kalisalz erhaltene. Bei der Anwendung zur Oxydirung der Farbstoffe habe ich keinen Unterschied zwischen beiden chromsauren Salzen beobachtet. Die Versuche wurden namentlich mit Catechu höchst sorgfältig ausgeführt, beide Salze gaben dabei identische Resultate. – Eine ziemlich wichtige Verwendung finden die chromsauren Salze zur Oxydation des mit Berlinerblau dargestellten Dampfblau; so viel sich nach Versuchen im Kleinen urtheilen ließ, schien das doppelt-chromsaure Ammoniak in diesem Falle Farben von größerem Glanz zu geben. Die Versuche mit Chromoxydsalzen erstreckten sich auf essigsaures Chromoxyd und Chromalaun. Das essigsaure Salz, durch Kochen von doppelt-chromsaurem Ammoniak mit Essigsäure und Zucker dargestellt, zeigte bei seiner Anwendung zur Darstellung von Dampffarben keinen Unterschied gegen das mit doppelt-chromsaurem Kali dargestellte Salz. Allerdings ist auch das essigsaure Chromoxyd in beiden Fällen chemisch derselbe Körper, nur daß es in dem einen Falle von essigsaurem Ammoniak, im anderen Falle von essigsaurem Kali begleitet ist. – Der Chromalaun läßt sich mit doppelt-chromsaurem Ammoniak sehr leicht herstellen; der dabei erhaltene Ammoniak-Chromalaun ist weniger löslich als der Kali-Chromalaun und krystallisirt sehr gut; 100 Theile kaltes Wasser lösen etwa 15 Thle. von ersterem und 20 Thle. von letzterem. Bei der Darstellung von Hawraneck'schem Grün mit diesen beiden Salzen gab der Ammoniak-Chromalaun ein intensiveres und lebhafteres, aber etwas mehr bläuliches Grün wie der Kali-Chromalaun. Der letztere enthält beiläufig 1/20 weniger Chromoxyd als der erstere. Aus meinen vergleichenden Versuchen ergibt sich also, daß das doppelt-chromsaure Ammoniak bei seinem hohen Preise gegenwärtig keinen Vortheil gegen das doppelt-chromsaure Kali bieten dürfte, außer zur Darstellung von Ammoniak-Chromalaun. Da das doppelt-chromsaure Kali sich nur in seinem 10 fachen Gewicht Wasser löst, das doppelt-chromsaure Ammoniak aber dreimal löslicher ist, so gestattet letzteres nöthigenfalls eine concentrirte Chromsalzlösung herzustellen. – Bekanntlich sind die Ammoniaksalze billiger als die Kalisalze und man darf daher hoffen, daß bei Verbesserungen in der Fabrication das doppelt-chromsaure Ammoniak sich eben so billig oder vielleicht billiger als das doppelt-chromsaure Kali werde herstellen lassen. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXVIII p. 879; November 1869.) Ueber Beschwerung der Seide; von Dr. Friedrich Goppelsröder. Im Jahre 1864 hatte der Verfasser Gelegenheit, einen interessanten Fall von Beschwerung der Seide kennen zu lernen. Eine Bandfabrik in Basel hatte eine Partie Seide gekauft, welche nach der Aussage des Verkäufers, der über die Ursache des eigenthümlichen Aussehens der Waare befragt wurde, durch Meerwasser havarirte und nachher ausgewaschene, sonst aber ächte Japanseide seyn sollte. Beim sogenannten Abkochen oder Absieden in kochender Seifenlösung sollte diese Seide höchstens um 10 Proc. an Gewicht abnehmen, während doch gewöhnliche Japanseide beim Abkochen ungefähr 20 Proc. ihres Gewichtes verliert. Das betreffende Haus glaubte deßhalb einen Vortheil von circa 10 Proc. zu finden und einen höheren Preis anlegen zu können, um so mehr als ein Muster derselben oder einer ähnlichen Partie Seide beim Soupliren gleich geblieben seyn sollte. Als aber nach dem Kaufe der fraglichen Waare größere Partien derselben zwei Färbern zum Souplefärben übergeben waren, mit der Empfehlung dieselben sorgfältig zu behandeln, damit keine Gewichtsabnahme stattfinde, berichtete bald der eine der beiden Färber, daß schon durch bloßes Auswaschen die Seide um 10 Proc. abgenommen habe, und daß dabei eine Unmasse von Unreinigkeiten in das Waschwasser übergegangen sey, daß demnach von Parifärben keine Rede seyn könne. Der andere Seidenfärber berichtete dasselbe und schlug die chemische Untersuchung des trübe gewordenen Auswaschwassers vor, indem er selbst durch praktische Erfahrung zu der Ansicht gelangt war, daß eine Beschwerung der Seide mit Palmseife oder Palmöl oder Bleizucker stattgefunden habe. Der Verf. erhielt zur Untersuchung: 1) eine schmutzig gelblich-weiße, trübe Flüssigkeit, das heißt eine Sodalösung, womit der Färber eine Partie Seide zur vorläufigen Untersuchung behandelt hatte: 2) eine Anzahl Seidenstrangen, wie die Bandfabrik sie gekauft hatte. Die Substanz, durch welche die Sodalösung getrübt war, bestand aus a) einer geringen Menge eines wachsähnlichen Körpers; b) viel kohlensaurem Kalk, ziemlich viel kohlensaurer Magnesia, ziemlich viel Gyps, nebst etwas Thonerde, Eisenoxyd und Phosporsäure. Da aber in Folge der Einwirkung von Soda (unreiner calcinirter des Handels) auf die zur Beschwerung der Seide angewendeten Stoffe diese eine Veränderung erlitten, das heißt in andere Verbindungen sich umgewandelt haben konnten, so war eine Untersuchung der Seide selbst nothwendig. Die Seide verlor beim Trocknen bei 100° C. 7,185 Gewichtsprocente Feuchtigkeit; durch Behandlung mit kaltem destillirten Wasserund durch weitere Behandlung mit kochendem Wasser 7,158 Proc.2,796   „ 9,954 Proc. was mit dem Resultate der beiden Färber übereinstimmt. Die trüben wässerigen Auszüge enthielten mechanisch suspendirt: viel kohlensauren Kalk, etwas kohlensaure Magnesia, nebst etwas Eisenoxyd und Thonerde; wirklich gelöst: Chlorcalcium, wenig Chlormagnesium und etwas Chlornatrium. Eine andere Strange gab an kaltes Wasser theils mechanisch suspendirt, theils wirklich gelöst 7,384 Proc. ab, worunter 2,422 Procent Mineral- und 4,962 Proc. organische Stoffe. An kochendes Wasser gab sie weitere 4,163 Proc. ab, wovon aber nur 0,485 Procent mineralischer Natur waren, und hiervon nur 0,227 Proc. wirklich gelöst wurden. Beim Einlegen der Seide in concentrirtes Schwefelwasserstoffwasser konnte selbst nach Verlauf von 12 Stunden keine Veränderung bemerkt werden, und in einem salzsauren Auszuge der Seide entstand durch Schwefelwasserstoff keine Fällung. Die Seide hinterließ eine grauliche Asche, deren wässeriger Auszug starke alkalische Reaction zeigte und nebst Spuren von Kohlensäure, Schwefelsäure, Chlor, Kalk, Magnesia und Natron enthielt, während in der salzsauren Lösung der in Wasser unlöslichen Aschentheile keine schweren Metalle, wohl aber Eisenoxyd und Thonerde, Phosphorsäure, viel Kalk und Magnesia enthalten waren. Beim Uebergießen des nach der Behandlung mit Wasser gebliebenen Rückstandes der Asche mit Salzsäure zeigte sich ein starkes Brausen, welches von Kohlensäure herrührte. Die Seide gab außer den unorganischen Stoffen noch einen eiweißartigen und namentlich einen leimartigen Stoff an kaltes Wasser ab. Unstreitig war etwas mit der Seide geschehen. Wenn auch die Anwesenheit von Chlornatrium darauf hindeutete, daß die Seide mit Meerwasser in Berührung gekommen seyn konnte, so bewiesen doch die anderen vorgefundenen Mineralsalze, namentlich der kohlensaure Kalk und die kohlensaure Magnesia, daß eine absichtliche Beschwerung stattgefunden haben mußte. Auch die Menge des Chlorcalciums und Chlormagnesiums ist im Verhältnisse zu derjenigen des Chlornatriums zu groß, als daß die Anwesenheit dieser beiden Stoffe der Berührung der Seide mit Meerwasser zugeschrieben werden dürfte. Beschwerungen der Seide kommen nicht selten vor; sie haben oft den Nachtheil, die Seide mit der Zeit anzugreifen, ihr den Glanz und die Glätte zu nehmen, auch eine ungleiche Aufnahme der Farbstoffe zu verursachen. Letzterer Nachtheil zeigte sich deutlich beim Färben der untersuchten Seide mit Anilingrün. (Journal für praktische Chemie, Bd. CV S. 117.) Bleichseife; von Dr. Th. Werner. Im vorigen Sommer wurde ich von einem Strohhutfabrikanten ersucht, ihm eine Seife zu bereiten, mit welcher er gelb gewordene Strohhüte bleichen könne. Nach einigen mißglückten Versuchen habe ich nachstehende Vorschrift als praktisch nicht nur zum Bleichen für Strohhüte, sondern auch für wollene Stoffe und Seide gefunden. Ich bereitete mir eine gute Natronseife, wozu ich die Vorschrift aus der preußischen Landespharmacopoe entnahm, welche Vorschrift in den berühmtesten Pharmacopöen genau enthalten ist; die so dargestellte Seife schied ich mit Kochsalz ab und setzte ihr 1/4 ihres Gewichtes fein zerriebenes schwefligsaures Natron, welches ich vorher mit etwas Wasser zu einer homogenen Masse angerieben hatte, hinzu und trocknete hierauf die in dieser Weise präparirte Seife, wie dieß gewöhnlich zu geschehen pflegt. Bei Anwendung dieser Seife ließ ich dieselbe mit gleichen Gewichtstheilen Wasser übergießen und setzte aus je 2 Pfund Seife 1/2 Unze Salmiakgeist zu. Nachdem das Ganze ein gallertartige Form angenommen hatte, wurde 1 Theil dieser Masse in 8 Theilen warmen Wassers gelöst. In dieser Seifenlösung wurden die zu bleichenden Gegenstände mittelst einer Bürste gewaschen, hierauf noch feucht in ein mit Salzsäure angesäuertes Wasser (25 Theile Wasser, 1 1/2 Theile Salzsäure) gebracht, und in dieser Flüssigkeit 2 Stunden lang liegen gelassen, hierauf mit frischem kalten Wasser gewaschen und trocknen gelassen. Alle die Versuche, welche ich anstellte, lieferten ein äußerst günstiges Resultat, so daß ich diese Seife sowohl ihrer ausgezeichneten Wirkung wegen, als auch wegen ihrer leichten Darstellungsweise nicht genug empfehlen kann. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, 1868 S. 815.) Ueber die Zersetzung der Schwefelalkalien und der Sulfurete der alkalischen Erden durch ihre Lösung in großen Wassermengen; von A. Béchamp. Im Mai 1866 überreichte ich der (französischen) Akademie eine Mittheilung über die Anwendung des Natriumnitroprussids zur Nachweisung von Schwefelalkalien in Mineralwässern.Polytechn. Journal Bd. CLXXXII S. 406. Nachdem ich nun die in derselben aufgestellte Theorie weiter verfolgt und entwickelt habe, füge ich das Nachstehende hinzu. Aus meinen Versuchen geht hervor, daß das Wasser durch Massenwirkung alle Sulfurete der Alkalien und alkalischen Erden zersetzt, so daß ein Zeitpunkt eintritt, wo die Lösung gleichzeitig freien Schwefelwasserstoff und Hydrat des Oxydes vom zersetzten Schwefelmetall enthält. Zur Bestimmung dieses Momentes diente mir wiederum das Natriumnitroprussid. Man kann sich aber auch mittelst eines Wasserstoffstromes oder auch des Vacuums, durch welches der vorhandene Schwefelwasserstoff entfernt wird, überzeugen, daß der angegebene Vorgang wirklich stattfindet. Er zeigt sich auffallend beim Schwefelmagnesium; diese Verbindung kann im Wasser durchaus nicht existiren, ohne sich sofort zu schwefelwasserstofssaurem Schwefelmagnesium (Sulfhydrat) und Magnesiahydrat zu zersetzen, und die Sulfhydratlösung setzt im Vacuum, oder der Wirkung eines Stromes von reinem Wasserstoff ausgesetzt, ehr rasch Magnesiahydrat ab, indem sie ihren ganzen Schwefelgehalt in Form von Schwefelwasserstoff verliert. Die Resultate meiner Untersuchungen wendete ich auf die schwefelhaltigen Mineralwässer an. Ich überzeugte mich dadurch, daß man in einigen dieser Wässer mit Unrecht die Gegenwart von Schwefelcalcium oder selbst Schwefelnatrium annimmt. Ich habe mich an den Quellen selbst versichert, daß das Schwefelwasser von Amélie-les-Bains und Eaux-Bonnes wirklich kein Sulfuret, sondern neben freiem Alkalihydrat freien Schwefelwasserstoff enthält. (Comptes rendus, 1868, t. LXVII p. 825.) Ueber die Fabrication des Fleischextractes in Uruguay. Wir entnehmen dem Mechanics' Magazine, Januar 1869 S. 10, nach dem „Buenos Ayres Standard“ nachstehende interessante Angaben über die Fabrication des Fleischextractes in der großartigen Anstalt der betreffenden Gesellschaft zu Fray Bentos in der südamerikanischen Republik Uruguay. Die neue Fabrik ist ein Gebäude, welches einen Flächenraum von beiläufig 20000 Quadratfuß bedeckt und ein aus Eisen und Glas bestehendes Dach hat. Wir treten zuerst in eine weite, mit Steinplatten gepflasterte Halle, welche dunkel, kühl und außerordentlich reinlich erhalten wird; hier wird das Fleisch gewogen und durch Oeffnungen den Fleischschneidmaschinen überliefert. Von hier gelangen wir in eine Halle, in welcher vier mächtige Schneidmaschinen stehen; dieselben wurden von dem Director der Gesellschaft, Geibert, für diesen Zweck eigens construirt. Jede dieser Maschinen ist im Stande, binnen einer Stunde das Fleisch von zweihundert Ochsen zu zerschneiden. Das zerschnittene Fleisch kommt in die aus Schmiedeeisen bestehenden „Digerirapparate“ (digerators), deren jeder ungefähr zwölftausend Pfund Fleisch faßt; gegenwärtig sind neun solcher Apparate vorhanden, drei andere sollen noch aufgestellt werden. In diesen Digestoren wird das Fleisch mit Hochdruckdampf von 75 Pfd. Pressung per Quadratzoll digerirt. Die das Fleischextract und das Fett enthaltende Flüssigkeit wird mittelst Röhren in eine Reihe von eigenthümlich construirten „Fettseparatoren“ (Fat separators) geleitet; in denselben wird das Fett in noch heißem Zustande von dem Extracte geschieden, denn in diesem Klima kann man mit Kühloperationen keine Zeit verlieren, indem sehr rasch Zersetzung eintreten würde. – Aus diesem Raume gegen wir eine Treppe hinab und gelangen in eine riesige, 60 Fuß hohe Halle, in welcher die Fettseparatoren arbeiten; unter diesen Apparaten steht eine Reihe von fünf, aus Gußeisen construirten Klärapparaten (clarifiers), deren jeder 1000 Gallons faßt; jeder derselben wird mit Hochdruckdampf durch Hallet's Röhrensystem betrieben. In diesen gewaltigen Gefäßen wird das Albumin, das Fibrin und die phosphorsaure Magnesia aus dem flüssigen Extracte ausgeschieden. Das flüssige Extract wird dann mittelst Luftpumpen, welche durch zwei dreißigpferdige Dampfmaschinen getrieben werden, in zwei etwa 20 Fuß über den Klärapparaten stehende Gefäße gehoben, aus denen die Flüssigkeit in die großen Abdampfgefäße abzieht. – Gehen wir jetzt wieder treppaufwärts, so kommen wir in eine Halle, in welcher zwei mächtige Reihen von je vier Vacuumapparaten arbeiten; mittelst derselben wird das Extract bei sehr niedriger Temperatur eingedampft: hier werden die Flüssigkeiten verschiedenen Filtrirprocessen unterworfen, bevor sie im Vacuum abgedampft werden. Wir steigen nun nochmals mehrere Stufen hinauf und treten in den Raum, wo das Extract „fertig gemacht“ wird. Derselbe ist durch eine Wand aus Drahtgaze abgesondert, auch sind alle Fenster, Thüren etc. durch Drahtgewebe verwahrt, so daß Fliegen und Staub fern gehalten werden. Die Ventilation wird durch besondere Ventilatoren vermittelt und der Raum wird im höchsten Grade sauber gehalten. Derselbe enthält fünf, aus Stahlblech construirte, zum „Fertigmachen“ des Extractes bestimmte Pfannen, welche mit einem Systeme von je einhundert stählernen Scheiben versehen sind, die in dem flüssigen Extracte umlaufen. Diese fünf Pfannen bieten durch Vermittelung der sich drehenden Scheiben in einer Minute mehr als zwei Millionen Quadratfuß Verdampfungsfläche dar. In diesem Saale erreichten die Fabricationsprocesse ihr Ende. Das Extract wird nun in große Kannen abgezogen und bleibt bis zum anderen Tage ruhig stehen. Einige Stufen höher liegt der „Dekrystallisir-“ und Verpackungsraum; in demselben stehen zwei große gußeiserne, am Boden mit einem Heißwasserbade versehene Behälter; in diese Gefäße wird das Extract in Quantitäten von je 10000 Pfd. auf einmal eingetragen und gesteht in denselben zu einer homogenen Masse von ganz gleichmäßiger Beschaffenheit. Hierauf nimmt der Chemiker der Anstalt, Dr. Seekamp, welcher die sämmtlichen chemischen und technischen Operationen leitet, Proben vom Extracte und unterwirft dieselben der Analyse. Täglich wird das Fleisch von vierhundert Ochsen verarbeitet. Wollstaub zum Stickereidruck. Gegenwärtig wird zum Stickereidruck, namentlich in Wien, welches große Mengen producirt, Baumwollstaub nur für weiße Muster benutzt, während alle anderen Farben mit Wollstaub hergestellt werden, weil der Wollstaub sich auf Tüll und feine Gewebe besser auftragen läßt. Der farbige Wollstaub oder die „Staubwolle“ wird in Deutschland von Schütz und Juel in Wurzen bei Leipzig ebenso schön und preiswerth fabricirt wie in Paris. Die weiße Staubwolle, von Baumwolle gewonnen, ist insofern der aus Wolle bereiteten vorzuziehen, als sie milchweiß gebleicht werden kann, während letztere, selbst bei noch so sorgfältiger Behandlung, den gelblichen Ton nicht verliert. (Industrieblätter, 1868.)