Titel: Gas- Rundbrenner mit Zugregulator; von Professor Dr. H. Meidinger.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. IX., S. 44
Download: XML
IX. Gas- Rundbrenner mit Zugregulator; von Professor Dr. H. Meidinger. Aus der badischen Gewerbezeitung, 1869, Nr. 1. Mit Abbildungen auf Tab. II Meidinger, über Gas-Rundbrenner mit Zugregulator. In der Gasbeleuchtung nehmen die Rundbrenner mit Glascylinder, die sogenannten Argandbrenner, den ersten Rang ein. Sie erzeugen die schönste Flamme und geben ein vollkommen ruhiges Licht. Sie werden deßhalb überall, wo man feinere Arbeiten ausführen, namentlich lesen will, den Flachbrennern vorgezogen. Ihre Schattenseite besteht wesentlich in der Anwendung des Zugglases, welches zuweilen springt und dadurch Kosten verursacht. Neuerdings kommen jedoch Glascylinder in den Handel, welche bei etwas vorsichtiger Handhabung jahrelang halten. Die Argandbrenner unterscheiden sich noch in einer Hinsicht wesentlich von den Flachbrennern. Wenn man bei letzteren den Hahn mehr zustellt, so fällt die Anfangs ziemlich ruhige breite Flamme zusammen und wird sehr flackerig, so daß das Auge geradezu empfindlich unangenehm berührt wird; dabei ändert sich jedoch nicht wesentlich der Nutzeffect, d. h. das Verhältniß des verbrauchten Gases zur Helligkeit. Entspricht z. B. einem Consum von 6 Kubikfuß die Stunde eine Helligkeit von 14 Kerzen, so wird bei einem Consum von 3 Kubikfuß die Helligkeit noch nahe 7 Kerzen seyn. Gleichwohl wird man, eben wegen des unruhigen Lichtes, eine solche Regulirung nur selten anwenden können. Stellt man bei einem Argandbrenner hingegen den Hahn zu, so bleibt die allmählich kürzer werdende Flamme ruhig wie zuvor; jedoch vermindert sich der Nutzeffect beträchtlich, er sinkt auf die Hälfte und noch mehr herunter; dem halben Consum entspricht also z. B. nur noch ein Drittel der Helligkeit, dem viertel Consum ein Achtel Helligkeit. Die Regulirung einer Argandflamme unter ihre höchste Helligkeit muß demnach als ökonomisch sehr unvortheilhaft gelten. Der Grund der so rasch verminderten Helligkeit bei Zustellen des Gashahnes liegt darin, daß eine überreiche Menge Luft in das Gas einströmt und deßhalb eine zu rasche vollkommene Verbrennung ohne vorherige Ausscheidung von festem Kohlenstoff erfolgt. Durch ein niedrigeres Zugglas läßt sich diesem Uebel zum Theil vorbeugen, doch steht dieses Mittel natürlich nicht jeden Augenblick und in jedem gewünschten Grade zur Verfügung. Auch durch Bedecken der oberen Cylinderglasöffnung vermittelst eines ringförmigen mehr oder weniger ausgeschnittenen Bleches wußte man den Zug zu vermindern, ohne damit jedoch für alle Fälle einen Erfolg erzielen zu können; das an unbequemem Orte angebrachte Mittel fand wenig Beifall. Der Verfasser hat eine einfache in bequemer Weise zu handhabende Vorrichtung ersonnen, vermittelst deren die Lufteinströmung beliebig regulirt und dadurch auch die Flamme auf ihre dem jeweiligen Gasverbrauch entsprechende größte Helligkeit leicht gebracht werden kann. Bei dem Argandbrenner gelangt innen wie außen Luft an die runde Flamme; es genügt nun vollkommen, die Luftzufuhr an dem einen Orte zu beschränken, um damit die Leuchtkraft der Flamme zu verstärken. Am bequemsten läßt sich dieß durch innere Regulirung, und zwar in der folgenden Weise vornehmen. Man bringt unterhalb der inneren Höhlung einen Bügel mit Schraube an und setzt in letztere eine Mutter ein, durch deren Umdrehung man die Höhlung vollständig schließen kann; durch Abwärtsdrehen ist man im Stande, einen beliebig großen ringförmigen Raum für die Einströmung der Luft herzustellen (s. Fig. 14). Strömt das Gas nicht seitlich in den Brenner ein, sondern von unten, wie bei den Stehlampen und Kronleuchtern (s. Fig. 15), so genügt es, in die Gabel einfach eine Schraube einzulassen. Es läßt sich nicht von vornherein bestimmen, welche Stellung der Regulirschraube zu geben ist; man dreht eben so lange hin und her, bis das Auge die größte Helligkeit wahrnimmt; jedes Kind vermag dieß zu erkennen und auszuführen. Es ist sehr überraschend zu sehen, wie bei stark zugestelltem Hahn die Anfangs ganz niedere, lichtlose Flamme allmählich höher und dicker wird, sowie an Helligkeit gewinnt. Die Farbe des Lichtes wechselt dabei in etwas: das ursprünglich blendend, mehr bläulich Weiß geht in etwas röthlichen Ton über, der übrigens auf viele Personen wohlthuender einwirkt. seit Einführung dieser Regulirvorrichtung reicht man in des Verfassers Familie mit einem Gasconsum von 3 bis 4 Kubikfuß die Stunde aus, während man früher deren 4 bis 5 verbrauchte. Auch in einer anderen Hinsicht erwies sich die Einrichtung sehr günstig. Der Argandflammen sind vielen Leuten unerträglich heiß in der Nähe; die Hitze der Flamme wird nun beträchtlich vermindert, wenn durch den Regulator eine mehr lange röthliche Flamme hergestellt wird. Da der Glascylinder weniger heiß wird, ist auch die Gefahr des Zerplatzens verringert. — Es wird zweckmäßig seyn, die Regulirschraube etwas schwer gehend zu machen; indem man derselben dann eine bestimmte Stellung gibt, ist zugleich dafür gesorgt, daß nie mehr als ein gewisses Quantum Gas, z.B. 3 Kubikfuß die Stunde, verbrannt werden kann; denn sobald man den Gashahn weiter ausschraubte, würde sofort die Flamme stark rußig aus dem Cylinder herausschlagen und einen sehr widerwärtigen Geruch erzeugen. Ein Argandbrenner mit solcher Zugregulirung muß also als ein wahrer Universal-Sparbrenner angesehen werden. Die Kosten der Vorrichtung dürften bei Massenfabrication mit wenigen Kreuzern zu bestreiten seyn, einen neuen Brenner also nur unerheblich vertheuern. Es ist noch hervorzuheben, daß dieselbe durchaus nicht im Lauf der Zeit in Unordnung gerathen kann, es sey denn durch gewaltsame Zerstörung, und daß in keiner Weise eine Gefahr mit ihrer Anwendung verbunden ist. Wir lassen noch eine Tabelle mit unseren Versuchen folgen, woraus das Verhalten der Argandbrenner mit und ohne Regulirschraube auf Helligkeit und Gasverbrauch, sowie das entsprechende Verhalten der Schnittbrenner deutlich ersehen werden kann. Der Argandbrenner hat 32 Löcher, sein Cylinder ist 25 Centim. hoch; sein äußerst zulässiger Consum ist 7 Kubikfuß, dabei schlägt die Flamme jedoch schon zuweilen aus dem Glas. Der Schnittbrenner ist für 7 Kubikfuß Consum bestimmt und stammt von Schwarzer in Elberfeld, dessen Form gegenwärtig als die beste angesehen wird. Textabbildung Bd. 192, S. 46 Die für den Schnittbrenner angegebenen zahlen sind mittlere, aus einer Stellung des Brenners mit der Fläche und mit der Kante gegen den Schirm gekehrt; die Fläche sendet etwas mehr Licht aus als die Kante. Es wurde gefunden 17 bei Fläche, 15 bei Kante, ferner 9,3 und 8,7; dann 4,1 und 3,9; endlich 1,05 und 0,95. Argandbrenner; Schnittbrenner17; Lichtstärke in Normalkerzen.; Consum pro St. ohne Regulator.; Lichtstärke pro 1 Kubikfuß; Consum per St. Mit Regulator; Lichtstärke pro 1 Kubikfub.; Ersparniß von d gegen b; Consum Pro Stunde.; Lictstärke pro 1 Kubitfub.; a; b; c; d; e; f; g; h Innerhalb der Grenzen Von 9 bis 4 Lichtstärken, zwischen denen die Helligkeit wohl zumeist varürt werden dürfte, läßt sich bei Anwendung des Regulators also immer auf eine Ersparniß von 8 bis 25 Proc., im Mittel 16 Proc. Gas rechnen. Es ist noch zu bemerken, daß der Argandbrenner bei schwachem Consum eine etwas geringere Leuchtkraft entwickelt wie der Schwarzer'sche Schnittbrenner, doch sind die Verschiedenheiten nicht groß. Bei den Brennern im Allgemeinen nimmt, wie aus Spalte e und h hervorgeht, die Leuchtkraft um ein weniges ab bei vermindertem Consum. Es muß deßhalb am rationellsten erscheinen, die Brenner nur bei dem Consum anzuwenden, für welchen sie construirt sind, jedenfalls gewöhnlich nicht zu tief unter denselben herabzugehen, sondern dann lieber einen engeren Brenner aufzustecken. Es wurde endlich noch ein Vergleich des neuen Regulators mit dem Deckblech des Cylinders angestellt. In letzterem Falle wird durch Verengung der Ausströmungsöffnung der Gase der Lufteintritt innerhalb wie außerhalb des Brenners gleichmäßig vermindert. Es ließ sich von vornherein erwarten, daß dabei die Wirkung noch etwar höher ausfallen wurde. Der Versuch bestätigte die Voraussetzung. Man fertigte vier Blechscheiben an, von ungleichartiger innerer Oeffnung, setzte eine nach der anderen auf den Glascylinder auf und regulirte dann die Flammen mittelst des Hahnes auf größtthunlichste Höhe. Man erhielt die Helligkeit von 13,5 –, 11 –, 9 und 5,5 Kerzen. Die gleiche Hahnstellung beibehalten, fand man bei Anwendung des Schraubenregulators 12 –, 10 –, 8,2 und 4,7 Kerzen, während ohne Hülfe einer Regulirvorrichtung der Brenner 10,5 – 8 –, 6 und 2,3 Kerzen Licht entwickelte. Ein Deckblech auf dem Cylinder gibt also beiläufig 10 Proc. mehr noch an Helligkeit als der Schraubenregulator. Abgesehen davon jedoch, daß man für jede Hahnstellung (resp. Gasverbrauch) ein anderes Blech aufzusetzen hätte, zeigte sich auch noch der Mißstand, daß bei den geringeren Graden von Helligkeit, etwa von 8 Kerzen an, die Flamme in fortwährendes Schwanken, Auf- und Niedersteigen gerieth, was sich um so mehr steigerte, je geringer die Leuchtkraft der Flamme wurde, so daß bei 5 Kerzen etwa das Flackern geradezu unerträglich für das Auge war. Es ergibt sich daraus die Unthunlichkeit, das Deckblech für alle Fälle als Regulator anzuwenden. — Die Regulirschraube zeigt diesen Uebelstand nicht; bei ihrer Anwendung bleibt die Flamme bei jeder Helligkeit ruhig.

Tafeln

Tafel Tab.
									II
Tab. II