Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 256
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Miscellen. Miscellen. Dampfheizungseinrichtungen für Personenwagen. Größere Versuche mit Dampfheizung haben angestellt: die braunschweigische Staatsbahn, die preußische Ostbahn, die hannoversche Staatsbahn und die Niederschlesisch-Märtische Eisenbahn. Bei den Versuchen auf der braunschweigischen Bahn wurde der Dampf mittelst eines kleinen 3,2 Centimeter weiten Hahnes direct dem Locomotivkessel entnommen und durch zwei der Längenrichtung der Wagen nach in die Fußböden gelegte, 76 Centimeter weite kupferne Röhren geführt. Die Verbindung der Röhren zwischen den Wagen erfolgt durch Schläuche. Zwischen den Sitzplätzen waren die Röhren mit einem Gitter überdeckt, unter den Sitzplätzen dagegen frei gelassen und mit einem nach vorn offenen Blechkasten umgeben, damit die Wärme sich nicht den Sitzen mittheilen und besser in den Coupéraum strömen kann. Bei den Versuchen mit dieser Heizvorrichtung wurde eine Temperatur-Differenz von 12 bis 15° erzielt, so daß das Resultat als ein sehr günstiges zu betrachten ist. Auf der preußischen Ostbahn werden seit Januar 1865 die Personenwagen und der Gepäckwagen eines Courierzuges mit Dampf geheizt. Zur Dampferzeugung dienein kleiner stehender Röhrenkessel, welcher in einer Abtheilung des Gepäckwagens aufgestellt ist. Der Dampf, welcher im Maximum 2 Atmosphären Spannung hat, wird durch ein Rohr von 1¼ Zoll Weite unterhalb der Wagen durchgeführt. Die Verbindung der Rohre von einem Wagen zum anderen erfolgt durch Gummischläuche, welche mittelst gewöhnlicher Bajonnetverschlüsse mit den Röhren verbunden werden In den Verbindungsröhren zwischen dem Zuleitungsrohre und den Wärmcylindern sind Hähne oder Schieber angebracht, durch welche die Dampfströmung regulirt werden kann. Diese Regulirung von den Coupé's aus durch die Passagiere selbst bewirken zu lassen, hat sich nicht als praktisch erwiesen. Die Anfangs hier angebrachten Stellvorrichtungen mußten deßhalb aus den Coupé's entfernt und nur dem Zugpersonal zugänglich, außerhalb der Langträger gelegt werden. Es kann ohne Schwierigkeit eine Temperaturdifferenz von 20 bis 25° R. erzielt werden; auch ist daraus, daß aus eine Länge von drei Wagen (15 Coupé's) die Dampfspannung und somit die Wärmeabgabe fast eine gleichmäßige, mit Sicherheit zu schließen, daß die Heizung ohne Anstand auf eine größere Anzahl Wagen ausgedehnt werden kann. Wesentliche Uebelstände haben sich bis jetzt auch auf langen Strecken von mehr als 100 Meilen nicht herausgestellt, auch sind die Kosten für Heizmaterial (durchschnittlich 6 bis 7 Pfd. Kohlen pro Meile) nicht erheblich. Die hannoversche Staatsbahn hat für die Strecke Cöln-Berlin zwei Courierzüge mit Dampfheizung eingerichtet. Zur Dampferzeugung ist ebenfalls ein kleiner Röhrenkessel in einer Abtheilung des Packwagens aufgestellt. Die Heizrohre liegen, wie bei den in Braunschweig gemachten Versuchen, in der Längenrichtung der Wagen etwas im Fußboden eingelassen. Die Wagen des einen Zuges enthalten vier durchgehende schmiedeeiserne Rohre von 75 Millimet. Durchmesser, die des zweiten Zuges nur zwei durchgehende Rohre aus Eisenblech, ebenfalls von 75 Millimet. Durchmesser. Zwischen den Sitzplätzen sind die Rohre bis auf 30 Millimet. zusammengedrückt und dem Fußboden entsprechend erhöht, so daß die schwache Blechüberdeckung der Rohre mit demselben in einer Ebene liegt. Die Wärmeausströmung erfolgt durch die unterhalb der Sitze frei liegenden Rohre und zur Regulirung der Temperatur sind Blechklappen angebracht, durch welche die Rohre bedeckt und das Ausstrahlen der Wärme ermäßigt werden kann. Diese Klappen können sowohl von außen durch das Zugpersonal, als von innen durch die Passagiere gestellt werden. Bei den ersten Versuchsfahrten wurde bei 50 Lufttemperatur leicht eine Temperaturdifferenz von 12 bis 17° erzielt. Der Kohlenverbrauch stellte sich für 10° Temperaturdifferenz pro Stunde auf 25 Pfd., der Wasserverbrauch auf 175,5 Pfd. Die Gesammteinrichtung hat sich im Allgemeinen bewährt, weitere Erfahrungen sind jedoch bei strengerer Kälte abzuwarten. Die Dampfheizung, welche gegenwärtig auf der Niederschlesisch-Märlischen Bahn eingerichtet wird, ist im Princip der auf der hannoverschen Bahn gleich. Nähere Details sind nicht bekannt. (Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen, 1869, Nr. 7.) Die neue Telegraphenlinie von Europa nach Indien. In der Sitzung des Vereines für Eisenbahnkunde zu Berlin vom 13. April 1869 machte Hr. Siemens Mittheilungen über den von seiner Firma (Siemens und Halske in Berlin) übernommenen Bau einer neuen Telegraphenlinie von Europa nach Indien, welche auf Kosten einer englisch-deutschen Gesellschaft hergestellt und bald fertig seyn wird. Die bestehenden zwei Linien sind so wenig dauerhaft gebaut, daß die Nothwendigkeit der Schaffung einer neuen möglichst solid gebauten Linie sich herausstellte. Die Landleitungen werden in den außereuropäischen Ländern aus 6 Millimeter starkem Eisendraht auf eisernen Pfosten hergestellt, welche in 3 Fuß Tiefe auf einer eisernen Buckelplatte befestigt sind. In Rußland werden starke Eichenholzpfähle von 7 Zoll Durchmesser am Zopfende verwandt. Die Linie läuft von Thorn über die preußische Grenze nach Shitomir-Balta Odessa-Nicolajew, durch die Krim nach Taman, dann durch den Kaukasus über Iekaterinodar nach Dschuba am Schwarzen Meere, nach dessen Durchkreuzung auf 170 Werst Länge sie bei Cap Adler landend über Tiflis und Erivan nach Teheran sich fortsetzt. Man vermied die lange Durchschreitung der Meere, weil nach angestellten Untersuchungen sowohl im Schwarzen als im Caspi chen Meere gegenüber den hohen Gebirgen der Meeresgrund steil abfällt. Daneben ists die Vohrschnecke ein arger Feind der Kabel, weil sie sich zwischen den umhüllenden Eisendrähten in's Innere bohrt, hier wächst und alle Stoffe pflanzlichen Ursprunges, sogar die Gutta-percha verzehrt. Für die möglichst kurzen Kabelstrecken ist daher Kupferumhüllung, welche neben ihrer Dauerhaftigkeit den Thieren giftig ist, gewählt. Die neue Linie schließt sich in Teheran an die bestehende Linie nach Indien an und wird noch in diesem Jahre fertig werden. (Deutsche Bauzeitung, 1869, Nr. 17.) Die Siemens'sche dynamo-elektrische Maschine. In der Sitzung des Vereines für Eisenbahnkunde zu Berlin vom 13. April d. I. gab Hr. Siemens einige Notizen über eine von ihm erfundene dynamo-elektrische Maschine, bei welcher die abschwächende Wirkung der entgegengesetzt gerichteten Inductionsströme beseitigt ist. Hat man früher mit galvanischen Batterien durch Kohlenspitzen eine Lichtstärke von 500—600 Kerzen mittelst des elektrischen Stromes erzeugt, so liefert die dynamo-elektrische Maschine, deren Motor eine 8 Pferdekräfte starke Dampfmaschine ist, einen Strom, der durch Kohlenspitzen ein Licht von 2395 Kerzen erzeugt. Eine starke Inductionsbatterie. Das Mining Journal vom 27. März d. I. bringt eine Notiz über die Prüfung einer Monstrebatterie von Alfred Apps, Instrumenten-Fabrikant, West Strand, London. Ein zahlreiches Publicum, unter dem Sir Charles Wheatstone und die Prof. Morris und Miller, folgte dem erklärenden Vortrag des Prof. Pepper über diesen Apparat mit dem größten Interesse. Der Apparat ist 5′ lang und 2′ im Durchmesser groß, die Kerndrähte wiegen 125 Pfd. und sind mit einer primären Windung von 2¼ englische Meilen langem mit Baumwolle übersponnenem Draht umwickelt — darauf befindet sich die secundäre Windung von 150 Meilen Draht mit Seide besponnen. Die Kraft des Apparates ist auf 33,560 Einheiten nach der Annahme der British Association bestimmt worden. Der Condensor ist in 6 Theile getheilt und man hat bei demselben die Zinnfolie dem Glas substituirt, wodurch, mit Platten von 125 Quadratfuß, eine Ladungsfläche von 1500 Quadratfuß erhalten wurde. Hr. Apps verbrauchte bei der Construction des Apparates 477 Pfd. Vulcanit und ließ zwischen der secundären Windung und dem äußeren Isolator noch eine Luftschicht von 1 ½ Zoll Weite, die der Wirkung des ganzen Instrumentes noch ersprießlicher gewesen ist. Der Apparat ist so zusammengesetzt, daß er sich rasch und leicht auseinander nehmen und wieder montiren läßt; ein Schaden an der inneren primären Windung Wurde in 48 Stunden vollständig beseitigt. Anfänglich war die Funkengröße 24 ½ Zoll bei der Anwendung von 48 Bunsen'schen Paaren von je 1 Pint (=nahe½ Quart preuß.) Salpetersäurefüllung; doch hat Hr. Apps später bessere Resultate erhalten. Mit 5 Zellen oder Paaren beginnend, zeigte sich der Funke 10 Zoll lang. Sodann mit Textabbildung Bd. 192, S. 257 50 Paare ergaben schließlich Funken von 28 bis 29 Zoll Länge. Zusammenhängend mit dem Apparate hatte Hr. Apps einen aus amalgamirten Platten construirten Contactbrecher geliefert, der hauptsächlich deßhalb besser war, als dergleichen Apparate sonst sind, weil das Gefäß zur Aufnahme des Alkohols tief genug war, um dessen Herausschleudern beim Polwechsel zu verhindern. Eine Batterie von 12 Leydner Flaschen war mittelst drei Funken augenblicklich geladen. (Berggeist, 1869, Nr. 32.) Der Boden des atlantischen Oceans. Seit einiger Zeit wird in den gelehrten Gesellschaften Englands eine gallertartige Substanz besprochen, die sich auf dem Grunde des atlantischen Oceans gebildet hat und von welcher durch Lothungen mittelst des Senkbleies mehrfach Proben zu Tage gebracht wurden. Professor Huxley hat dieser Substanz den Namen Bathybius (in der Tiefe lebend) gegeben. Andere Forscher betrachten sie als ein riesiges Protozoon, welches sich über eine Fläche von vielen Kilometern verbreitet und auf derselben eine lebende Masse bildet; Es wäre dieses eine Zusammenhäufung von mikroskopischen Thierchen. welche wahrscheinlich gleich den Pflanzen die Fähigkeit besitzen, sich auf Kosten der unorganischen Welt zu ernähren, (Annales du Génie civil, Februar 1869, S. 144.) Ueber weiße und blaue Glimmerschutzbrillen für Feuerarbeiter. Durch Untersuchung der Augen von 1283 Breslauer Metallarbeitern wies Dr. Hermann Cohn in Breslau im vorigen Jahre (man s. polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 71) die enorme Häufigkeit von Augenverletzungen nach, und empfahl zur Abhülfe eine von ihm erfundene Schutzbrille aus Glimmer. Um diese Brillen möglichst billig liefern zu können, ließ er die Brillen ohne Scharnier herstellen; dieß hatte natürlich die Unzuträglichkeit, daß man die Brille nicht gut bei sich tragen und zulegen konnte. Er suchte daher neuerdings ein sehr primitives Scharnier dadurch zu erreichen, daß er einen Draht umbiegen und durch die Messingfassung des Glimmerglases durchziehen ließ; später ließ er noch einfacher statt jenes messingenen Gestelles bloß ein Band zur Verbindung nehmen, wie man Es früher stets bei den Schutzbrillen aus Drahtgitter für die Steinklopfer anwendete; ein einfach wollenes oder seidenes Band eignet sich hierzu besser als ein Gummiband, weil letzteres zu sehr drückt. Diese „Glimmerbrillen mit Band“ können sehr bequem in der Westentasche getragen werden. Um die vordere Augenhöhlenwand vor dem Zutritte von Gasen etc. ganz vollständig zu schützen, ließ Dr. Cohn auch Brillen anfertigen, die vorn eine plane Glimmerplatte und hinten einen nußschalartig gebogenen Messingkasten hatten, „Nußschalbrillen aus Glimmer,“ und haben sich dieselben bei Feuersdrünsten in Oberschlesien für die Feuerwehr gut bewährt, ebenso auch in einer Düngerfabrik in Magdeburg, in der Es sich darum handelte, das Auge vor der Einwirkung nachtheiliger Dämpfe zu bewahren. Es ist darauf zu achten, daß die Messingwandungen der Nußschalenform hoch genug sind, damit nicht die Augenwimpern die Glimmerplatte berühren, auch müssen in dem oberen und unteren Theile der messingenen Nußschale einige Luftlöcher angebracht werden, damit die Verdunstung der Feuchtigkeit des Auges nicht vollständig verhindert wird. Diese Form der Brillen ist auch von einigen Fabriken für ihre Metallarbeiter ausdrücklich gewünscht worden, weil sie die Seitentheile des Auges ebenfalls völlig vor dem Anprall von Splittern etc. schützt. Nach Erfahrungen in Verescö in Ober-Ungarn kann die Glimmerbrille selbst bei der starken Einwirkung des Frischfeuers als Schutzbrille gebraucht werden, wenn sie während der Arbeit öfters gewechselt wird, da, wenn fortwährend eine und dieselbe Brille der Einwirkung der Hitze ausgesetzt wird, der Glimmer trotz seiner Eigenschaft als schlechter Wärmeleiter sich blättert und dadurch in kurzer Zeit undurchsichtig wird. In Verescö bekommt daher jeder Arbeiter zwei Stück Brillen, welche er während seiner 3–5 stündigen Arbeit 3–5 Mal wechseln muß; die Hauptsache ist also, die Leute an dieses Wechseln zu gewöhnen. Cohn hielt Es im Anfang für einen besonderen Vortheil der Glimmerbrillen, daß sie möglichst leicht seyen. Eine Fabrik in Preußen erklärte aber ausdrücklich, daß ihre Arbeiter, gewöhnt, mit Centnern umzugehen, sich nicht mit so leichten Brillen befreunden wollen. Daher werden jetzt auch sehr massive Gestelle aus einer Metalllegirung mit sehr großen, den ganzen vorderen Augenhöhlenrand deckenden Glimmergläsern angefertigt und mit einem zweiten, hinter dem Ohr liegenden Scharnier versehen. Obgleich diese natürlich etwas theurer sind, scheinen sie den meisten Eingang zu finden. Schwierigkeiten machte die Erledigung eines Wunsches der Verwaltung der königl. oberschlesischen Eisenbahn, blaue Glimmerbrillen für ihre Schmiede und Feuerarbeiter zu erhalten. Da der Glimmer sehr glatt ist, so nimmt er ohne Lack gar keine Farbe an und eine mit Lack aufgetragene Farbe gieng beim Anhauchen der Brille ab und war ja auch sonst leicht Beschädigungen ausgesetzt; wurde dagegen eine dicke Gummi- oder Eiweißlösung mit blauer Tinte versetzt, auf eine Glimmerplatte aufgetragen und auf diese Schicht wieder ein zweites Glimmerglas gelegt, so daß also die Farbe zwischen den Glimmerscheiben eingeschlossen wurde, so konnte man die Brille bequem putzen, ohne daß die Farbe Schaden nahm; Es ließen sich aber die zarten Luftblasen aus der Gummilösung zwischen den Glimmerplatten nicht ganz entfernen. Hier hat nun Cohn's Brillenfabrikant, Max Raphael, Bahnhofftraße 10 in Breslau, eine wesentliche Verbesserung gefunden, indem er statt der Gummilösung die käufliche blaue Gelatine verwendete. Diese wird einfach zwischen zwei Glimmerplatten eingeschlossen. Die Gelatine schmilzt erst bei 70° R., d. h. bei einer Temperatur, der das Auge niemals ausgesetzt wird. Bisher konnte nur eine einzige Nüance der blauen Farbe in der Gelatine in Deutschland erhalten werden; diese entspricht etwa der Nüance 4 der kobaltblauen Gläser, ist also schon sehr dunkel; sie ist daher für feinere Arbeiten nicht brauchbar, dagegen für Feuerarbeiten von weniger delicater Natur recht empfehlenswerth. Hoffentlich wird auch bald blasser blaue Gelatine in den Handel kommen. Ganz besonders schnell haben die weißen Brillen sich Eingang verschafft bei den Bergarbeitern und bei den Steinschlägern, und überhaupt haben die Glimmerbrillen in kurzer Zeit eine weite Berbreitung in Europa und Amerika gefunden. (Breslauer Gewerbeblatt, März 1869, Nr. 7.) Ueber das zu den optischen Apparaten der Leuchtthürme verwendete Glas; von David M. Henderson, Civilingenieur. Das zur Construction der Beleuchtungsapparate für Leuchtthürme benutzte Glas wurde bisher fast nur in Saint-Gobain oder in Birmingham fabricirt und gehörte zum Crown- oder Kronglase. Zu seiner Darstellung sind verschiedene Sätze empfohlen worden; Regnaud, der Director des französischen Leuchtthurmdienstes, gab kürzlich folgende Zusammensetzung dieses Glases an: Kieselsäure 72,1 Natron 12,2 Kalk 15,7 Thonerde und Eisenoxyd Spuren ––––––– 100,0. In Birmingham sind verschiedene Sätze versucht worden; die durchschnittliche Zusammensetzung derselben ist ungefähr die nachstehende: französischer Sand 5 Ctr. Qrs. Pfd. kohlensaures Natron 1 Ctr. 3 Qrs. 7 Pfd. Kalk 0 Ctr 2 Qrs. 7 Pfd. Natronsalpeter 0 Ctr 1 Qrs. 0 Pfd. Arseniksäure 0 Ctr 0 Qrs. 3 Pfd. Der Brechungsexponent des englischen Glases wird zu 1,51 angegeben; derjenige des zu Saint-Gobain fabricirten Glases war früher 1,50, ist aber jetzt 1,54 und Es werden häufig Versuche angestellt, um sich zu überzeugen, daß dieser Normalwerth derselbe bleibt. Die Schmelzöfen haben gewöhnlich rechteckige Form und werden aus dem besten feuerfesten Material gebaut; ihre Seitenwände sind so eingerichtet, daß sich die Gießhäfen oder Wannen leicht herausnehmen lassen. In den Öfen kommen sechs, zuweilen auch acht Häfen paarweise zu stehen; an jedem Ende des Ofens ist ein Rost angebracht. Die Flamme füllt den inneren Ofenraum ganz aus, umspült die Gießhäfen, welche bedeckt sind, damit die Farbe des Glases durch Rauch oder Kohlenstaub nicht verdorben wird, und entweicht durch die Züge. Bei der Anfertigung der Häfen muß die größte Sorgfalt beobachtet werden; man nimmt zu denselben etwa die Hälfte an neuem feuerfesten Thon und die Hälfte an fein gemahlenen Hafenscherben. Die Dauer Häfen oder Wannen wird bedingt 1) von der bei ihrer Anfertigung angewendeten Sorgfalt; 2) von dem vorsichtigen, langsamen und ganz vollständigen Trocknen derselben, wozu eine Zeit von etwa einem halben Jahre erforderlich ist; 3) von ihrer sorgfältigen Behandlung im Ofen und beim Ausheben zum Gießen. Jede Wanne hält ungefähr zwanzig Güsse aus; zu jedem Gusse sind etwa drei Minuten erforderlich. In neuester Zeit benutzt man zur Fabrication des für Leuchtthürme bestimmten Glases mit bestem Erfolge den Siemens'schen Regenerativosen. Sobald der Satz eingeschmolzen und zum Gusse fertig ist, wird die Wanne emporgehoben, aus dem Ofen herausgenommen und zu einem Krahne transportirt, dessen Hebekette am Ende mit einer Vorrichtung versehen ist, welche den Hafen umfaßt. Vor dem Gusse wird an den Hafen ein schmiedeeisernes Mundstück angesetzt, um das Ausgießen des flüssigen Glases zu erleichtern und dann kippen die Arbeiter die Wanne mit Hülfe langer Handhaben um. Der Gießtisch Ist kreisförmig und ruht auf einem Rahmen oder Gerüste so, daß er horizontal um seine Achse gedreht und daß nach und nach jeder Theil seiner Peripherie unter den Ausguß gebracht werden kann. Die Formen, in welche das Glas eingegossen wird, sind an der Peripherie des Gießtisches angebracht und drehen sich in Folge der Wirkung des ans dem Hafen continuirlich ausfließenden Glasstromes so daß sich eine Form nach der anderen füllt; die leere Wanne wird sofort in den Ofen zurückgebracht. Die Formen bestehen aus Gußeisen, haben eine gleichmäßige Stärke von 5/8 Zoll engl., ruhen auf angegossenen Füßen und besitzen solche Dimensionen, daß von dem gegossenen Glase durch das Schleifen ringsherum ⅛ Zoll weggenommen werden kann. Die kleineren ringförmigen Linsen und Prismen werden aus einem Stücke, die größeren hingegen in einzelnen Segmenten gegossen. Die großen Centrallinsen für fixirtes Licht werden gewöhnlich flach gegossen und dann in einem besonderen Ofen über einen Sattel zu der erforderlichen Krümmung gebogen. (Vorgetragen in der Institution of Civil Engineers am 17. November 1868. — Aus Engineering, November 1868, S. 485.) Ueber Gewinnung des Zinkes auf nassem Wege. Die bei der gegenwärtigen Methode der Verhüttung und der immer größer werdenden Armuth der oberschlesischen Zinkerze von Jahr zu Jahr wachsenden Schwierigkeiten einer vortheilhaften Zugutemachung haben O. Jungkann veranlaßt, Proben mit den Erzen behufs der Extraction des Zinkes auf nassem Wege zu machen und deren Resultate in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate (Bd. XV S. 4) mitzutheilen. Das Haupterz der oberschlesischen Zinklager ist bekanntlich kohlensaures Zinkoxyd, welches im Galmei mit Eisenoxyd, Sand und Thon gemischt ist; in den ärmeren Sorten kommen auch Beimengungen von Kalk und Magnesia bis zu 7 Proc. vor. Die durch die Natur des Erzes bedingte Aufbereitungsweise bringt Es mit sich, daß eine große Menge desselben in Gestalt eines durch Schlämmen gewonnenen feinen Schlieches erhalten wird, welcher für die übliche Methode der Verhüttung unbrauchbar ist, aber gerade für die Extraction auf nassem Wege sich eignen würde. Es lag nun nahe, zu dieser Extraction zunächst das Ammoniak in Anwendung zu bringen. Indessen lehrten wenige Versuche, daß sich dieses nicht eigne, theils wegen der zu geringen Löslichkeit des Zinkoxydes in Ammoniak, theils wegen des zu hohen Preises des letzteren, namentlich wegen des starken Verlustes an wiederzugewinnendem Ammoniak, welches der Thon unauswaschbar fest hielt, und durch unvermeidliche Verdunstung verloren gieng. Eine abgeführte Versuchsreihe, welche Aussicht auf praktische Anwendung gewährt, war die Extraction mit Chlorcalciumlösung. Sie gründet sich auf die Umsetzunq: ZnO,CO2+CaCl =ZnCl+CaO,CO2 und ZnCl+CaO,HO=ZnO,HO+CaCl. Die Proben, welche der Verf. mit einem Schliech von 4–10 Proc. Zinkgehalt und mit Stückengalmei von 20 und 27 Proc. anstellte, ergaben das Resultat, daß bei starker Concentration und starkem Ueberschuß der Chlorcalciumlösung in einer der Siedhitze nahen Temperatur die Ausziehung der Erze am vortheilhaftesten gelingt. Eine Schwierigkeit und ein Nachtheil liegen in der Unmöglichkeit, die Rückstände völlig auszuwaschen von der Chlorcalciumlauge. Dieß ist aber eine cura posterior, welche von der Frage nach dem Preis des Chlorcalciums abhängt. Schon bei der Anwendung des jetzt im Handel beziehbaren Chlorcalciums ist unter gewissen Voraussetzungen die Extraction vortheilhaft; wenn man aber annimmt, daß der in so großen Mengen in Staßfurt gewonnene Tachhydrit eben so gut wie Chlorcalcium wirkt, so steht das Extractionsmaterial billig zur Verfügung. Der Verf. gibt eine genaue Disposition über eine solche Extractionsanlage und eine Kostenberechnung, aus welcher hervorgeht, daß die ärmeren Erze bis zu 10 Proc. Zinkgehalt vortheilhafter durch Extraction und nachmalige Reduction im Ofen zu Gute zu machen seyen, als durch directe Verhüttung. Ueber Werthbestimmung des Indigo. Der Indigo kommt in sehr verschiedenen Qualitäten im Handel vor bei sehr großen Preisunterschieden. Sie bloß nach dem äußeren Ansehen zu unterscheiden, verlangt ein sehr geübtes Auge und kann schwerlich große Sicherheit gewähren. Eine quantitative Bestimmung des Gehaltes an reinem Indigo (C16H5NO2) läßt sich dadurch ausführen, daß man ihn durch alkalische Reductionsmittel (Kalk und Eisenvitriol, oder Traubenzucker und Aetznatron) in das mit Alkalien lösliche Verbindungen bildende Indigweiß (C16H6NO2) verwandelt. Die fremden Stoffe bleiben dabei ungelöst. Aus einem abgemessenen Theile der geklärten Lösung fällt man dann das Indigweiß durch Säuren und läßt Es sich an der Luft wieder oxydiren (C16H6NO2 +O= C16H5NO2+HO). Diese Methode verlangt aber sehr große Vorsicht und ist langwierig. Man hat daher vielfach versucht, eine leichtere Probe auf die Zerstörung des Indigo's durch verschiedene Oxydationsmittel zu gründen (Chlor, chlorsaures Kali, chromsaures und übermangansaures), wozu man den Indigo entweder als feines Pulver oder besser in Schwefelsäure gelöst anwandte. Versuche von Erdmann und Frisch (Journal für praktische Chemie, Bd. XCII S. 485; polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 300) haben aber dargethan, daß man dadurch viel zu hohe Zahlen erhält, da außer dem Indigblau auch andere dasselbe begleitende Stoffe oxydirt werden. Ullgren erhielt brauchbare Resultate durch Anwendung eines alkalischen Oxydationsmittels (polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 457), Kaliumeisencyanid und kohlensaures Natron. Er muß dazu aber den Indigo in Schwefelsäure lösen, was schwierig mit Genauigkeit auszuführen ist. Georg Leuchs (Journal für praktische Chemie, Bd. CV S. 2) ist zur Reduction des Indigos mit Kalk und Eisenvitriol zurückgekehrt. Anstatt aber das Indigweiß durch Säure auszufällen und zu wägen, setzt er zu der alkalischen Lösung schwefelsaures Eisenoxyd und Schwefelsäure. Das Indigweiß wird dann durch das Eisenoxyd oxydirt. C16H16NO2 +Fe2O3=2 FeO+ C16H5NO2 + HO. Man filtrirt das ausgefällte Indigblau ab und bestimmt durch 1/10 Normallösung von saurem chromsaurem kali (1/30 Atom im Liter), wieviel Eisenoxydul sich gebildet hat. 1 Kubikcentimeter der Lösung entspricht 2/10000 Atom Eisenoxydul oder 1/10000 At. Indigblau = 0,0131. Man bringt 1,31 Grm. der Indigsorte mit gleich viel Kalk und Eisenvitriol in gut verschließbare Flaschen, welche 300 K. C. fassen und füllt sie mit Wasser Nach geschehener Lösung setzt man zu einem abgemessenen Theile derselben eine ebenfalls gemessene Menge von schwefelsaurem Eisenoxyd, filtrirt das Indigblau ab und bestimmt das Eisenoxydul in einer bestimmten Menge des Filtrates. Versuche nach dieser Methode zeigten dieselbe Menge Indigblau an, wie Fällung durch Säure und Wägung, und der ungelöste Indigsatz hielt kein Indigblau zurück. Str (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1869 S. 48. Entzündungspunkt der Dämpfe einiger Handelsproducte, nach W. R. Hutton. Verschiedene im Handel vorkommende Substanzen entwickeln bekanntlich schon bei gewöhnlicher Temperatur Dämpfe, die mit der Luft explodirbare Gemenge bilden, andere bei etwas höherer, aber doch immer noch sehr niedriger Temperatur. W. R. Hutton in Glasgow hat nun neuerdings für eine Anzahl von Stoffen die Temperatur ermittelt, bei welcher ihre Dämpfe durch eine brennende Kerze entzündet werden, welche der Oberfläche der Flüssigkeit bis auf 1½“ oder bis auf ½“ genähert wird. Die Resultate der Versuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Textabbildung Bd. 192, S. 261 Entzündungstemperatur; Spec. Gewicht; bei 1½″ kerzenabstand.; bei ½″ kerzenabstand.; Schwefeläther; Schwefelkohlenstoff; Petroleumäther; Paraffinöläther; Benzol, 90 Proc; Textabbildung Bd. 192, S. 262 rohes Paraffinöl; rohe Naphta; Branntwein; Holznaphta; rohes Paraffinöl; rohe Naphta; holländ. Gin; holzgeist; Brennnaphta; Weinsprit; Whisky, 15 Overproof; Whisky, 11 Overproof; Petroleumöl; leichtes Theeröl; Harzäther; Terpenthin; Sherrywein; Portwein; raffinirtes Paraffinöl; deßgleichen; Fuselöl; Harzöl; schweres Theeröl Das spec. Gewicht ist also nicht durchgängig von Einfluß auf die Temperatur, bei welcher sich brennbare Dämpfe entwickeln; Es rührt dieß in einigen Fällen daher, daß die betreffenden Substanzen aus einem Gemisch verschiedener zusammengesetzter Körper bestehen, von denen der leichtere gewöhnlich, wenn auch nicht immer, zuerst entweicht. Es tritt dieß z. B deutlich hervor an den Versuchen mit den zwei Sorten roher Naphta und der einen Sorte Brennnaphta, aus welcher letzteren das Benzol durch fractionirte Destillation entfernt ist. Die rohe Naphta enthält stets beträchtliche Mengen theeriger Substanzen und Naphtalin, und hat ein spec. Gewicht von nahe 0,89; sie entwickelt aber doch leichter Dämpfe als die von allen Theersubstanzen gereinigte Brennnaphta, deren spec. Gewicht nicht über 0,86 beträgt. Ebenso ist Es mit rohem Päraffinöl im Vergleich mit dem von Paraffinäther gereinigten raffinirten. Bei Substanzen, in denen ein flüchtiger Körper mit einem weniger flüchtigen gemengt ist, kann häufig ein sehr kleiner Gehalt an einem leicht flüchtigen Körper die ganze Masse gefährlich machen. So ist z. B. in der Tabelle leichtes Theeröl erwähnt, dessen Dämpfe durch eine Kerze in 1½″ Entfernung bei unter 48¼° C. entzündet werden; diese Temperatur ist im Vergleich mit der Entzündungstemperatur des Schwefelkohlenstoffes oder Benzols anscheinend nicht als gefährlich anzusehen, sie ist aber ebenso gefährlich, weil die leichte Entzündbarkeit des Schwefelkohlenstoffes etc. bekannt ist, das Theeröl aber viel schwerer entzündbar gehalten wird. Im vorliegenden Fall betrug der flüchtige Antheil, der bei 48° C. entzündliche Dämpfe entwickelte, nicht über 2 Proc. der ganzen Masse; nach Entfernung desselben wurden erst wieder bei 48° C. entzündliche Dämpfe abgegeben. Der einfache Apparat, der zur Bestimmung des Entzündungspunktes der Dämpfe diente, bestand einfach in einem Wasserbade mit einer Schale, einem Thermometer und einer Spirituslampe. Bei jedem Versuch wurde in das Bad die gleiche Menge kaltes Wasser gebracht, damit die Erwärmung des Wassers stets in möglichst gleicher Zeit vor sich gieng. In die kleine Schale wurde stets ein und dasselbe Volumen von der zu untersuchenden Flüssigkeit gebracht und die Kugel des Thermometers in dieselbe eingetaucht. Wird dann die Spirituslampe unter dem Wasserbad angezündet, so ist Es leicht, während die zu untersuchende Flüssigkeit durch das Wasserbad allmählich erwärmt wird, mittelst einer brennenden Lampe den Beginn der Entwickelung von brennbaren Dämpfen zu bestimmen. Wie die Tabelle zeigt, ist Es von größter Wichtigkeit, daß die Kerze von der Oberfläche der Flüssigkeit stets in einer bestimmten gleichen Entfernung gehalten werde: hat der Dampf z. B. einen Abstand von 1½“ bis zur Kerze zu durchströmen, so mischt er sich mit einer größeren Menge Luft, als wenn er nur ½“ zu durchströmen hat, Es ist also eine höhere Temperatur nöthig, um die erforderliche größere Dampfmenge zu entwickeln. (Chemical News, Januar 1869, S. 41; deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 9.) Ueber eine neue Politur-Composition; von C. Puscher. Seit einigen Monaten begegnen wir in den Zeitungen einer Annonce, mit welcher eine Politur-Composition von Fr. Müller in Wien empfohlen wird, die die vortreffliche Eigenschaft besitzen soll, in möglichst kurzer Zeit beim Auspoliren raschen Glanz zu erzeugen, wodurch Spiritus und Zeit erspart wird. Auch soll dieselbe mit gleichen Vortheilen zum Auspoliren bei alten oder solchen Möbeln, bei denen das Oel ausgeschwitzt ist, in Verbindung mit Oel verwendet werden können. Hr. Müller versendet diese Composition nur bei Bestellung von 2 Gläschen gegen Einsendung eines 1 Thalerscheines. Die angepriesenen Vortheile derselben, welche so manichfach der Nürnberger Industrie zu gute kommen würden, veranlaßten den Gewerbeverein, 2 Mustergläschen derselben kommen zu lassen, welche Hr. Puscher chemisch untersucht hat und darüber Nachstehendes mittheilt. Die circa 12 Loth fassenden Gläschen enthalten eine verdünnte Auflösung von eisenhaltiger schwefelsaurer Thonerde mit circa ⅓ ihres Volumens feingemahlenem gelben Sand vermischt. Diese Politur-Composition ist also nichts als ein Schleifmittel, das sich Jedermann mit dem Kostenaufwand eines Kreuzers leicht und besser als das Wiener Fabricat, welches noch viel groben Sand enthält, herstellt, wenn er ein Loth Alaun in 6 Loth Wasser auflöst und diesem so viel feinst geschlämmter Kieselguhr (höchst fein zertheilte natürlich vorkommende Kieselerde) oder Bimsstein zufügt, daß damit eine beim Schütteln dickliche Milch entsteht. Nach angestellten Versuchen ist ihre Wirksamkeit jedoch begründet, und kann daher allen Industriellen empfohlen werden. Anspruch auf Neuigkeit hat jedoch diese Composition nicht, da Hr. Puscher bemerkt, daß ihm schon vor 6 Jahren ein ähnliches Schleifmittel, aus verdünnter Schwefelsäure und Thon bestehend, zu gleichem Zweck zur Prüfung von einem Schreinermeister in Nürnberg übergeben wurde. Alaun verdient jedoch deßhalb den Vorzug, weil die beim Poliren verwendbaren Lumpen durch Auswaschen öfters wieder benutzt werden können, was bei der Verwendung von verdünnter Schwefelsäure, wodurch dieselben baldigst zerstört werden, nicht so oft der Fall seyn würde. Schließlich bemerkt Hr. Puscher (in dem betreffenden Vortrage in der 10. Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines), daß man auch beim Poliren den Spiritus ersparen könnte, wenn man statt der Politur eine filtrirte Auflösung von Schellack-Ammoniak in Wasser (3 Theile Schellack, 1 Theil Salmiakgeist, 10—12 Theile Wasser) verwendet und nach mehrmaligem Anstreichen der Gegenstände mit dieser Lösung, bis Glanz erscheint, mit erwähnter Composition abschleift. Ein so behandeltes polirtes Musterbretchen bekräftigte diese Mittheilung. Vorschrift zum Gummiren von Etiquetten. Zu diesem Zweck bewährt sich nach Versuchen von Facilides folgende Vorschrift als vorzüglich. Guter Cölner Leim, 5 Theile, mit 18 bis 20 Theilen Wasser einen Tag macerirt, aufgekocht und in demselben 9 Theile weißen Kandis und 3 Theile arabisches Gummi (keinesfalls aber Kirschgummi, noch die im Handel vorkommenden Surrogate) gelöst, wird lauwarm auf das Papier aufgetragen. Diese Masse hält sich sehr gut, wird weder brüchig noch runzelig, klebt, wenn die fertigen Etiquetten auf einander geschichtet sind, nicht zusammen und haftet an den Gefäßen leicht, sowie mit Dauerhaftigkeit. Zu den Etiquetten für Selters- und Sodawasserflaschen ist ein Kleister aus Roggenmehl und Leim empfehlenswerth, wobei aber noch der fertig gekochten Masse auf das Pfund ½ Loth guter Leinölfirniß und ½ Loth Terpenthin zuzusetzen ist. Auf diese Weise befestigte Schilder haben den Vortheil, selbst in feuchten Kellern sich nicht loszulösen. Will man zur Bequemlichkeit diese Papiere vorräthig gummiren, so hat sich als praktisch erprobt, der Masse, die oben für Arzneiflaschen angegeben auf das Pfund ½ Loth guten Leinölfirniß und ¼ Loth Magnesia in wenig wasser angerührt zuzusetzen. (Archiv der Pharmacie, 1868 S. 35.) Kohle aus Meeresalgen. Seit einiger Zeit verwandelt man die Meeresalgen durch Calciniren in eine vortreffliche Kohle, welche zum Filtriren des Wassers, zum Desinficiren von verdorbenem Wasser, zum Poliren des weißen Glases, zum Entsäuern und Entfärben des Weines, sowie zum Fällen und Entfärben der Pflanzenalkaloide der gewöhnlichen Holzkohle vorzuziehen ist. Früher hatten jene Pflanzen gar keinen oder nur geringen Werth; jetzt bilden sie aber auf mehreren Inseln einen wichtigen Handelsartikel. (Annales du Génie civil, Februar 1869, S. 144.) Verfahren zur raschen Beseitigung von Schneemassen; von Treherne. Eine der großen Schwierigkeiten, mit welchen man beim Wegschaffen des Schnee's zu kämpfen hat, besteht in den Kosten für den Transport desselben, nachdem er zur Erleichterung der Communication zu Haufen aufgeschaufelt wurde. Ein Ingenieur in London, Treherne, sucht diese Kosten dadurch bedeutend zu vermindern, daß er in den aufgehäuften Schnee Wasserdampf einströmen läßt und ihn auf diese Weise zum Schmelzen bringt; das Schneewasser läuft dann in Abzüchte oder Gräben ab. Mehrere Versuche dieser Art wurden im Januar 1867 angestellt. In einen Schneehaufen von ungefähr 46 Kubikmeter Inhalt, welcher in seinem zusammengedrückten Zustande höchstens den dritten Theil von dem Volum repräsentirte, das der Schnee beim Fallen gehabt hatte, ließ man den abziehenden Dampf einer 9 pferdekräftigen Maschine bei einem Druck von nur 1,40 Kilogr. per Quadratcentimeter einströmen. Der Schnee schmolz sehr rasch und das gebildete Wasser war nach Verlauf von siebzig Minuten durch die Rinnsteine abgeflossen, was einem Wegschaffen von vier Fuhren von über 7 Kubikmet. per Minute entsprach. Durch diesen günstigen Erfolg ermuthigt, gedachten die Verwalter des Kirchspieles St. Gilles in London, dessen Ingenieur Hr. Treherne ist, einen Dampfgenerator anzuschaffen; da ihnen aber der Preis zu hoch erschien, so begnügten sie sich, einen solchen Apparat zu leihen und die HHrn. Merryweather und Söhne machten ihnen das Anerbieten, eine Maschine zu dem gedachten Zweck für die Summe von 300 Francs zu liefern. Diese Maschine besteht in dem Kessel einer Dampffeuerspritze von 40 nominellen Pferdekräften, welcher auf zwei hohen Rädern angebracht ist; das eiserne Gestell ist mit einer Gabeldeichsel versehen, in welche ein Pferd eingespannt werden kann. Das Totalgewicht der ganzen Maschine beträgt nicht über 1016 Kilogr. Das Verfahren zum Schmelzen des Schnee's ist höchst einfach. Von dem Kessel gehen mehrere Dampfröhren aus, an deren Enden Brausen, wie an den Gießkannen, angebracht sind. Diese Brausen werden in die Schneehaufen gesteckt und injiciren in dieselben Dampf mit einer Kraft von 100 Pferden. Das Schmelzen des Schnee's erfolgt auf diese Weise sehr rasch, und die englischen Zeitschriften sprechen sich über die mit diesem Verfahren erhaltenen Resultate sehr befriedigt aus. (Annales du Génie civil, Februar 1869, S. 142.)