Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 422
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Miscellen. Miscellen. Selbstschmierende Liderungen. Neuerlich ist in England eine neue Art von Packung eingeführt worden, welche solche Vortheile darbietet, daß sie sich schnell großen Beifall bei den Besitzern von Dampfmaschinen im ganzen Königreiche erworben hat. Obwohl daselbst erst kürzlich eingeführt, ist sie schon fast auf allen Eisenbahnen in Amerika in Gebrauch, und zugleich bei einer unzähligen Menge von stehenden und Schiffsmaschinen angewendet. Es gibt zwei Arten dieser Packung; eine für Dampfmaschinen und eine andere für hydraulische Zwecke. Die erste besteht aus einer Anzahl von Baumwollzöpfen in Verbindung mit einem weißen Schmierpulver, welches aus drei mineralischen Bestandtheilen, genau seinem Zwecke entsprechend, zusammengesetzt ist. Dieser innere Kern ist mit einem Schutzmaterial umhüllt und das Ganze in eine Hülle von geflochtenem Flachs eingeschlossen. Die Verfertigung dieser Packung wurde bei der Lubricative Packing-Company No. 5 Hackney-road eingeführt und ihr Erfolg ist der Art, daß ungeachtet der neuen Einführung die Werke in vollster Arbeit stehen. Da die Packung selbst schmiert, erfordert sie weder Oel noch irgend eine Schmiere, wie lange sie auch benutzt werden mag; sie ist rein, dauerhaft und verkohlt nicht; reducirt die Reibung auf ein Minimum; hält die Stangen rein und glatt; ist leicht angebracht; schützt vor Zeitverlust und Verwüstungen von Material — aus diesem Grunde allein bringt sie ihre Kosten mehrfach wieder ein. Sie wird in verschiedenen Größen hergestellt, so daß sie in jede Stopfbüchse paßt, von der ¾zölligen Schieberstange bis zur Dampf- oder Pumpenkolbenstange von 2 Zoll oder mehr Durchmesser. Sie ist stets zum Gebrauche fertig, da man sie nur in Ringe zu schneiden und um die Stange wie gewöhnliche Packung zu legen hat; aber sie läßt sich viel leichter einlegen, da sie verhältnißmäßig wenig Druck nöthig hat. Aus einer großen Anzahl von Zeugnissen seitens der verschiedensten bedeutenden Firmen, welche alle ihre Zufriedenheit mit der neuen Packung aussprechen, geht hervor, daß alle, welche damit Versuche gemacht haben, ihren steten Gebrauch beabsichtigen, weil sich herausgestellt hat, daß sie jede andere faserige oder gewebte Packung, welche Oel erfordert, mehrfach überdauert, und nach längerem Gebrauche ebenso leicht aus der Stopfbüchse entfernt, wie eingebracht werden kann. Außerdem ist sie noch bei einer Anzahl Eisenbahnen zur vollsten Zufriedenheit eingeführt worden. Die zweite Art der Packung ist für hydraulische Zwecke bestimmt und besteht aus Baumwollzöpfen, welche mit einer Lösung von harzigen und fetten Bestandtheilen gesättigt und in eine Bedeckung von geflochtener Baumwolle eingehüllt sind. Diese Packung verbindet verschiedene Eigenschaften mit der gleichen Leichtigkeit der Benutzung wie die vorige und leistet für Pumpen aller Arten dasselbe wie die erstere für Dampfmaschinen. Sie wird von Säuren nicht angegriffen und kann mit oder ohne Schmiere gebraucht werden. Sie ist im Stande, großer Reibung zu widerstehen, da sie den nöthigen Grad von Elasticität besitzt, um die Pumpenkolben stets in guter Verfassung zu erhalten. Von dieser Packung wird ebenso lobend wie von der Dampfpackung gesprochen, und nach den bisherigen Resultaten ist kein Zweifel, daß die selbstschmierende Packung überall, wo sie benutzt wird, mit der Zeit den Vorrang gewinnen wird. Beide Arten von Packung sind Gegenstand von Patenten in England und den meisten Ländern des Continents; zu haben ist sie allein bei den HHrn. House und Gardener, Nr. 1 und 2, great Winchester street buildings, City of London. (Mechanics' Magazine, December 1868, S. 449; polytechnisches Centralblatt, 1869 S. 546.) Ueber den Einfluß des Phosphors auf die Eigenschaften des Schmiedeeisens und Stahles; von W. M. Williams. Dr. P. H. Paul hat kürzlich auf Grund von Analysen, welche er ausführte, die Ansicht ausgesprochen, daß ein geringer Gehalt an Phosphor im Schmiedeeisen und Stahl nicht so nachtheilig sey, als man bisher angenommen hat, und Dr. Miller hat ihm hierin beigestimmt.Chemical News, vol. XIX p. 58. Williams bemerkt nun, diese Ansicht beruhe auf einem Trugschluß, da Paul die Qualität des betreffenden Stahles bloß nach der von Kirkaldy bestimmten Festigkeit desselben beurtheilt habe. Hätte Paul Proben von Schmiedeeisen oder kohlenstoffarmem Stahl, welche nur durch ihren Phosphorgehalt von einander abweichen, auf ihre relative Zähigkeit untersucht, so würde er wahrscheinlich zu einem anderen Schluß gelangt und die bisherige Ansicht über den nachtheiligen Einfluß des Phosphors bestätigt gefunden haben. Die Wirkung des Phosphors auf Schmiedeeisen und Stahl bestehe darin, daß er deren Härte und Sprödigkeit im kalten Zustande vermehre, und zugleich, innerhalb gewisser Grenzen, ihre Zähigkeit vergrößere, vorausgesetzt, daß sie nicht schon sehr mit anderen hart machenden Bestandtheilen beladen seyen. Diese Bemerkung beziehe sich aber nur auf den Fall, daß die Zähigkeit durch eine allmählich angebrachte, in der Richtung der Länge der Stäbe wirkende Kraft gemessen werde. Wenn das Schmiedeeisen oder der Stahl in Form von Stäben lediglich einer in der Richtung der Achse derselben wirkenden Kraft, welche niemals plötzlich wirksam werden und durchaus nicht von Vibrationen begleitet seyn würde, ausgesetzt werden sollte, so würde die Folgerung Paul's, daß ein Gehalt von 0,24 Proc. Phosphor ganz unschädlich sey, und Miller's Behauptung, daß ein Gehalt von 0,298 Proc. Phosphor im Stahleisen die Qualität desselben nicht beeinträchtige, ganz richtig seyn; denn Stahleisen würde für diesen Zweck durch einen solchen Phosphorgehalt verbessert werden. Es sey aber offenbar, daß die erwähnten Bedingungen praktisch nicht realisirt werden können. Wenn man die von der Schneide eines Meißels, eines Beiles, eines Schwertes, eines Grabstichels oder eines Drehstahles, von den Zähnen einer Feile oder einer Säge zu verrichtende Arbeit, überhaupt die Leistung, welche man von Schneidwerkzeugen verlange, in Betracht ziehe, so sey Es einleuchtend, daß das Vermögen, einem plötzlichen, vibrirenden und transversalen Stoß zu widerstehen, die Eigenschaft sey, auf welche Es hauptsächlich ankomme. Diese Eigenschaft sey Es aber gerade, welche der Phosphor zu vernichten strebe. Ein Uebermaaß an gebundenem Kohlenstoff habe eine ähnliche Wirkung, und Es sey überhaupt unmöglich, Härte ohne ein Opfer an Zähigkeit zu erlangen; dieses Opfer sey aber weit größer, wenn die Härte durch Phosphor, als wenn sie in gleichem Grade durch Kohlenstoff hervorgebracht werde. Die von Phosphor herrührende Härte unterscheide sich von der von Kohlenstoff herrührenden außerdem durch ihre Unveränderlichkeit, d. h. dadurch, daß sie nicht durch Anlassen verringert werden könne. Wenn man das Eisen oder den Stahl erhitze, so verschwinde sie; aber beim Abkühlen stelle sie sich ohne merkliche Aenderung wieder ein.(Chemical News, vol. XIX p. 481; polytechnisches Centralblatt. 1869 S. 550.) Notizen, chemischen und physikalischen Inhaltes; von Prof. Dr. Böttger. 1) Ueber Schwarzfärbung der zu Dachbedeckungen dienenden Zinkbleche. Um Zinkblechen, welche zur Dachbedeckung verwendet werden sollen, eine dauerhafte, zugleich gegen Oxydation schützende Schieferfarbe zu geben, verfahre man auf folgende Weise: Man überschütte in einer Porzellanschale 1 Gewichtstheil sogenannte Kupferasche (Kupferglühspan) mit Königswasser (einem aus 3 Theilen gewöhnlicher Salzsäure und 1 Theil Salpetersäure bereiteten Säuregemisch), erwärme so lange, bis unter Aufbrausen und Entwickelung von salpetrigsauren Dämpfen die Auflösung der Kupferasche erfolgt ist, setze hierauf der grünen Kupferchloridlösung 64 Gewichtstheile Wasser zu und filtrire. In diese Flüssigkeit senke man nun das zu färbende gehörig gereinigte Zinkblech auf wenige Augenblicke ein, spüle dasselbe hierauf oberflächlich mit Wasser ab, lasse Es an der freien Luft abtrocknen und tauche Es dann, gleichfalls nur auf wenige Augenblicke, in eine Flüssigkeit, welche man durch Auflösen von 1 Gewichtstheil schwarzem Pech und 2 Gewichtstheilen natürlichem Asphalt in 12 Gewichtstheilen Benzol oder leichtem Steinkohlentheeröl erhält. Nach erfolgtem Trocknen des Harzüberzuges reibe man das Blech, zur Hervorrufung eines gewissen matten Glanzes, mit Baumwolle oder baumwollenem Zeuge. Zu dem hier kurz angedeuteten, in der Praxis bereits bewährten Verfahren der Schwarzfärbung von zur Dachbedeckung dienenden Zinkblechen ward ich veranlaßt durch die Anfrage eines Industriellen: „wie sich wohl am zweckmäßigsten dem so blendenden Lichtreflexe neuer Zinkbedachungen möchte vorbeugen lassen?“ 2) Ueber ein neues, außerordentlich empfindliches Reagens auf Alkalien, insbesondere auf Ammoniak. Als ein solches hat sich mir jüngst das sogenannte Alkannin zu erkennen gegeben, und zwar als noch weit wirksamer, wie der vor einiger Zeit von mir zu demselben Zwecke empfohlene schwach angesäuerte Farbstoff aus den Blättern der Zierpflanze von Coleus Verschaffelti.“ Man vergl. die frühere Mittheilung des Verfassers im polytechn. Journal Bd. CLXXXV S. 323. Das Alkannin, ein Extract aus der Alkannawurzel, welches gegenwärtig von Hirzel in Leipzig fabrikmäßig dargestellt wird, löst man zu dem Ende in absolutem Alkohol auf und imprägnirt mit der prachtvoll roth gefärbten (nicht allzu concentrirten) Flüssigkeit Streifen von schwedischem Filtrirpapier, die man nach erfolgtem Trocknen in wohlverkorkten Gläsern aufzubewahren hat. Beim Gebrauche benetzt man einen solchen Papierstreifen allemal zuvor schwach mit destillirtem Wasser. Die geringste Spur freien Ammoniaks bläuet den roth gefärbten Papierstreifen. Um z. B. Ammoniak im gewöhnlichen Leuchtgase oder im Tabak- oder Cigarrenrauche nachzuweisen, bedarf Es der Einwirkung dieser Stoffe auf besagte Papierstreifen für nur wenige Augenblicke. Selbstverständlich lassen sich mit dieser alkoholischen Alkanninlösung imprägnirte und dann mit einer sehr verdünnten Lösung von kohlensaurem Natron behandelte, blau gefärbte Papierstreifen auch zur Nachweisung der geringsten Spuren freier Säuren mit Vortheil verwenden. Die mit einer alkoholischen Alkanninlösung imprägnirten Papiere haben vor den mit dem schwach angesäuerten Farbstoff der Blatter von Coleus gefärbten Papierstreifen auch das noch voraus, daß sie beim Aufbewahren nicht, wie diese, brüchig und mürbe werden, sondern unbegr-enzt lange, ohne sich im mindesten zu verändern, aufbewahrt werden können. 3) Wirksamstes Amalgam für Elektrisirmaschinen. In der Absicht, ein wo möglich noch wirksameres Amalgam, als die bekannte, aus 2 Theilen Quecksilber, 1 Theil Zinn und 1 Theil Zink bestehende Kienmeyer'sche Legirung, für Reibkissen an Elektrisirmaschinen zu erzielen, habe ich seiner Zeit sehr umfangreiche Versuche, insbesondere mit Zusätzen stark elektropositiver Metalle zu völlig reinem Quecksilber angestellt, unter anderen mit Kalium, Natrium, Cadmium und Thallium, aber keine besonders befriedigenden Resultate dadurch erzielt. Schließlich erwies sich ein aus 2 Gewichtstheilen chemisch reinen Zinks und 1 Gewichtstheile Quecksilber bereitetes Amalgam als am wirksamsten, und zwar weit wirksamer noch, als das oben erwähnte Kienmeyer'sche Amalgam. Zur Bereitung desselben bringt man das abgewogene Quantum Zink in einem eisernen Schmelzlöffel in Fluß und setzt dann vorsichtig, unter Umrühren mittelst eines irdenen Pfeifenstieles, das Quecksilber hinzu. Man erhält nach dem Erkalten eine außerordentlich spröde, leicht zu pulvernde Legirung von silberweißer Farbe, die in verschlossenen Gläsern in compactem Zustande aufbewahrt, sich unbegrenzt lange wirksam erweist, und von der man dann, je nach Bedarf, nur die jedesmal nöthige Menge durch Zerkleinern in einem Porzellanmörser und Anreiben mit etwas Talg entnimmt. 4) Neue Bereitungsweise reinen Sauerstoffgases bei gewöhnlicher mittlerer Temperatur. Läßt man, meinen Beobachtungen zufolge, ein sogenanntes Ozonid mit einem Antozonid unter gleichzeitiger Mitwirkung einer ganz schwachen Säure zusammentreten, so entwickelt sich reinstes Sauerstoffgas. Am zweckmäßigsten hierzu erweisen sich das Bleisuperoxyd und das Baryumsuperoxyd. Ueberschüttet man zu dem Ende (etwa in einer tubulirten, mit Trichterröhre versehenen Retorte) ein aus gleichen Gewichtstheilen Bleisuperoryd und Baryumsuperoxyd bestehendes Gemisch (welches sich willkürlich lange, ohne zersetzt zu werden, aufbewahren läßt) mit ganz schwacher Salpetersäure (von circa 9° Baumé), so sieht man augenblicklich einen ruhigen Strom reinsten, von Ozon und Antozon völlig freien Sauerstoffgases sich entwickeln, und zwar in Folge von zunächst auftretendem Wasserstoffsuperoxyd, welches im Momente seines Entstehens, durch die Gegenwart des Bleisuperoxydes, in Wasser und gewöhnlichen inactiven Sauerstoff zerfällt. 5) Stahlfedern mit einem goldähnlichen Ueberzuge zu versehen. Verkupfert man auf galvanischem Wege, mittelst einer Kaliumkupfercyanürlösung, blanke Stahlfedern mäßig stark und überzieht sie hierauf, gleichfalls unter Mitanwendung einer aus wenigen Elementen bestehenden Volta'schen Batterie, mit einer dünnen Zinkschicht (durch Zerlegung einer mäßig concentrirten Lösung von Zinkvitriol), trocknet sie hierauf sorgfältig, putzt sie mit etwas Schlämmkreide gehörig blank und senkt sie schließlich in siedendes Lein- oder Baumöl, so sieht man innerhalb weniger Secunden die Oberfläche derselben sich scheinbar vergolden. Es fi det nämlich, meinen Beobachtungen zufolge, schon bei einer Temperatur von 160° C. eine wirtliche Durchdringung des Kupfers und Zinkes, respective die Bildung von sogenanntem Tombak statt. 6) Einfaches Bronzirungsverfahren. Meinen Beobachtungen zufolge ist eine nicht zu verdünnte Wasserglaslösung das geeignetste Bindemittel zur Befestigung aller Arten von Bronzepulver auf Holz, Steingut, Porzellan, Bilderrahmen, Spiegelrahmen u. s. w. zu dem Ende hat man nur nöthig, den betreffenden Gegenstand mittelst eines zarten Pinsels ganz dünn mit der Wasserglaslösung zu bestreichen und unmittelbar darauf das zarte, in einem mit feiner Gaze überdundenen Glase mit weiter Mündung befindliche Bronzepulver aufzustäuben, den Ueberschuß des Pulvers durch schwaches Klopfen vom Gegenstande zu entfernen, und ihn hierauf, falls der bronzirte Gegenstand aus Porzellan oder Steingut besteht, schwach zu erwärmen. Das Bronzepulver haftet nach dieser Procedur so fest auf dem betreffenden Gegenstande, daß dieser selbst eine Politur mit einem Achatsteine verträgt. Besonders zur Ausbesserung schadhaft gewordener Bilder- und Spiegelrahmen dürfte dieses einfache Verfahren sich empfehlen. 7) Bewährteste Mittel zur Entfernung verschiedener Flecke aus ungefärbten leinenen und baumwollenen Geweben. Eine jüngst an mich ergangene Aufforderung von Seiten mehrerer Mitglieder unseres physikalischen Vereines war die Beranlassuug zur Besprechung des in der Ueberschrift genannten, schon so vielfach andererseits ventilirten Gegenstandes. — Als das bewährteste Mittel zur Entfernung der von Rothwein oder Heidelbeeren herrührenden Flecke aus Tischdecken, Servietten u. dergl. empfiehlt sich, die besteckten Stellen mit fein pulverisirter Weinsäure dünn zu bestreuen und dann mit Javelle'scher Lauge (unterchlorigsaurer Natronlösung) zu überschütten. Zur Entfernung von Silberflecken (herrührend von Silbersalzlösungen) bewährt sich immer noch am besten die vorsichtige Anwendung einer warmen concentrirten Lösung von Cyankalium. Zur Entfernung von Tintenflecken eine concentrirte heiße Lösung von saurem oxalsauren Kali (sogen. Sauerkleesalz). Zur Vertilgung von (selbst jahrealten) Rostflecken ist nichts geeigneter, als die betreffende befleckte Stelle in eine siedendheiße, gesättigte Lösung von Sauerkleesalz einzutauchen und dann mit recht feinem Zinnstaub zu bestreuen. Wie durch einen Zauber sieht man alle die hier angeführten Gattungen von Flecken, in Folge der Anwendung erwähnter Agentien, von Weißzeugen verschwinden. (Aus dem Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1867—1886, S. 66.) Ueber das galvanische Verhalten des Palladiums; von Professor I. C. Poggendorff. In seiner merkwürdigen Arbeit über das Hydrogenium (polytechu. Journal Bd. CXCI S. 382) hat Graham unter Anderem gezeigt, daß das Palladium, wenn Es Wasserstoff einsaugt, sich ausdehnt, und wenn Es denselben verliert, sich noch stärker zusammenzieht. Ein Palladiumdraht, der anfangs 609,444 Millimeter maß, verlängerte sich durch vollständige Sättigung mit Wasserstoff um 9,77 Mllm. und kam nach Austreibung des Gases auf 599,444 Mllm. zurück, verkürzte sich also um 9,7 Mllm. Beide Erscheinungen lassen sich, sobald man gerade keine numerischen Bestimmungen verlangt, in sehr demonstrativer Weise darthun, wenn man das Palladium auf elektrolytischem Wege mit Wasserstoff imprägnirt, und sich dabei einer sehr dünnen platte bedient. Ich wandte eine Platte an, welche bei 118,0 Mllm. Länge und 28,0 Mllm. Breite, nur 0,1 Mllm. dick war und 8,0 Mllm. entfernt von einer Platinplatte in verdünnter Schwefelsäure stand. Verbindet man dieses Plattenpaar mit einer kleinen Grove'schen Batterie von zwei Elementen in der Weise, daß sich das Palladium mit Wasserstoff beladen muß, so sieht man dasselbe schon nach wenigen Minuten sich vom Platin abbiegen und ganz beträchtlich krümmen. Nach ungefähr einer Viertelstunde hat diese Krümmung ihr Maximum erreicht. Nun tritt eine entgegengesetzte Krümmung ein, vermöge welcher die Platte sich anfangs gerade richtet, dann sich noch mehr dem Platin zu biegt, und endlich mit demselben in Berührung kommt, wodurch dann der elektrolytische Proceß seine Endschaft erreicht. Der Grund dieser doppelten Krümmung der Palladiumplatte ist offenbar einfach der, daß sich zuerst ihre dem Platin zugewandte Seite und später die andere mit Wasserstoff sättigt. Ist hierdurch die Ausdehnung des Palladiums bei Aufnahme von Wasserstoff dargethan, so läßt sich andererseits die Zusammenziehung des Metalles bei Austreibung des Gases fast noch augenfälliger machen. Dazu ist nur erforderlich, daß man die Platte, nachdem sie auf das Maximum ihrer ersten Krümmung gekommen ist, aus der Flüssigkeit nimmt, abspült, abtrocknet und über eine Weingeistflamme bringt. So wie sie hier hinreichend heiß geworden ist, krümmt sie sich in entgegengesetztem Sinn, außerordentlich rasch und so stark, daß sie förmlich aufgerollt erscheint. Schließlich mag noch bemerkt seyn, daß wiewohl Es Graham und Wurtz nicht geglückt ist, auf rein chemischem Wege ein Palladiumhydrür darzustellen, doch eine solche Verbindung durch den elektrolytischen Proceß gebildet zu werden scheint; denn die verdünnte Schwefelsäure, in welcher dieser Proceß vorgenommen wird, färbt sich intensiv braun, ohne sich zu trüben oder etwas abzusetzen. Eine Lösung von Aetzkali oder Ammoniak, welche, nach einer vor vielen Jahren von mir gemachten Beobachtung, durch das Tellur eine so schön und tief rothe Färbung bekommt, bleibt dagegen mit Palladium wasserklar und ungefärbt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 4.) Analyse einer Smalte. Bei der Analyse einer prächtigen, feurigen, dem Ultramarin ähnlichen Smalte erhielt Dr. A. C. Oudemans jun. in Delft folgende Resultate: Kieselsäure 63,7 Bleioxyd 2,7 Kobaltoxydul 5,7 Kali 20,1 Thonerde 4,0 Eisenoxyd 1,3 Wasser 1,7 ––––––– 99,2. Von Nickeloxydul war keine Spur zu finden. (Journal für praktische Chemie, Bd. CVI, S. 55.) Der Farbstoff „Vesuvin.“ Unter dem Namen Vesuvin bringt die Firma Rudolph Knosp in Stuttgart einen Farbstoff in den Handel, welcher auf Seide, Wolle und Baumwolle in den helleren Tönen ein Orange, in den dunkleren ein lebhaftes Braun gibt. Derselbe ist in seiner Entstehungsart den früher von derselben Firma in den Handel gebrachten Bismarck und Canelle analog, jedoch nicht mit dem explosiven sogenannten Phenylbraun zu verwechseln, vor welchem wir früher so eindringlich warnten. Wir theilen im Folgenden die Anleitung zum Färben dieses interessauten Farbstoffes mit, wie sie Rudolph Knosp selbst angibt. Man löst den Farbstoff, indem man ihn in Wasser vertheilt, dasselbe allmählich unter Umrühren erhitzt und heiß filtrirt. Auf 1 Pfund Teig nimmt man etwa 50 Pfund Wasser zur Lösung; für Pulver das Doppelte. Gefärbt kann mit dieser Lösung werden, ohne jegliche Zuthat auf Wolle und Seide, in einem Bad aus reinem, weichem Wasser, das man auf circa 70° Reaumur kommen läßt und nach Bedürfniß mit obiger Lösung speist. Ein sehr geringer Zusatz von unterschwefligsaurem Natron, etwa 1/10 vom Gewicht des anzuwendenden Farbstoffes, kann beim Färben der Wolle mit Vortheil angewendet werden, Sehr satte und glänzende Färbungen erhält man ferner durch geringen Zusatz von einer mit Ammoniak bis zu vollständiger Neutralität abgestumpften Lösung von Chlorzinn zum Färbebad. Zum Druck auf Wolle kann der Teig, mit Wasser zu einem Brei gut verrührt, mit Gummiwasser versetzt, direct benutzt werden, wenn man ihn, wie gewöhnlich, durch ein feines Sieb schlägt; für hellere Töne nimmt man die concentrirte und filtrirte Lösung. Auch beim Druck kann Zusatz von etwas Chlorzinn zur Farbe empfohlen werden. Zum Färben der Baumwolle dient eine Oel- oder Seifenbeize in der Weise, wie sie auch für andere Anilinfarben angewendet wird. Noch vollkommenere Resultate, was Schönheit und Haltbarkeit betrifft, lassen sich erzielen durch folgende Vorbereitung, der Baumwolle: Zuerst schmackirt man die Baumwolle, trocknet sie und bringt sie hierauf in eine sehr schwache, kalte Lösung von zinnsaurem Natron. Man ringt aus und passirt sie dann durch ein mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser, worauf in fließendem Wasser gut ausgewaschen wird. Dieser Farbstoff kann ferner sowohl in Verbindung mit Fuchsin, als mit wasserlöslichem Hofmanns-Violett gefärbt und gedruckt werden, und ermöglicht hierdurch die Herstellung sehr interessanter Modefarben. Auch Holzfarben können damit nüancirt werden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 9.) Ueber die Bestimmung des Entzündungs-Punktes des Petroleums und anderer mineralischer Oele; von John Attfield. Wenn man die Entzündungs-Punkte flüchtiger Flüssigkeiten, d. h. die Minimal-Temperaturen, bei welchen der aus denselben aufsteigende Dampf bei Annäherung einer Flamme sich entzündet, bestimmt, so gelangt man nur dann zu übereinstimmenden Resultaten, wenn man dabei immer eine und dieselbe Methode anwendet, da das Ergebniß von der Menge der Flüssigkeit, der Gestalt des Gefäßes, der größeren oder geringeren Annäherung der Flamme etc. abhängig ist. Offenbar würde Es sehr zweckmäßig seyn, wenn man zur Bestimmung der Entzündungs-Punkte des Petroleums und der sogenannten künstlichen mineralischen Oele allgemein ein und dasselbe Verfahren annähme. In England ist nun am 1. Februar d. I. ein Gesetz, die „Petroleum-Acte“, in's Leben getreten, welches den Handel mit Petroleum und überhaupt allen, sowohl natürlichen als künstlichen mineralischen Oelen, sofern deren Entzündungspunkt unter 100° F. (37 7/9° C.) liegt, gewissen Beschränkungen unterwirft, in der Art, daß für die Lagerung und den Verkauf solcher Oele eine obrigkeitliche Erlaubniß eingeholt werden muß, und die Flaschen oder sonstigen Gefäße, welche die Oele enthalten, mit besonderen, den Inhalt anzeigenden und zur Vorsicht auffordernden Signaturen zu versehen sind. Dieses Gesetz enthält eine bestimmte Vorschrift darüber, auf welche Weise der Entzündungspunkt zu bestimmen ist, und nur die nach dieser Vorschrift ausgeführte Bestimmung hat gesetzliche Gültigkeit. Attfield spricht nun den Wunsch aus, daß das in dieser, von den Professoren Abel, Letheby und ihm aufgestellten Vorschrift angegebene Verfahren allgemein von den Chemikern angenommen werden möchte. Er theilt zugleich diese Vorschrift mit, und wir lassen dieselbe hier folgen. Anweisung zur Ausführung der Entzündungsprobe bei Petroleum und anderen mineralischen Oelen. Das zur Aufnahme des Oeles bestimmte Gefäß soll aus dünnem Eisenblech verfertigt, 2 Zoll tief und an der Mündung 2 Zoll weit seyn, nach dem Boden hin sich schwach verjüngend; Es soll an der Mündung mit einem flachen Rande versehen seyn, welcher an seinem äußeren Umfange einen ¼ Zoll hohen verticalen Rand trägt; über der Mündung soll ein dünner Draht ausgespannt seyn, welcher so auf dem verticalen Rande befestigt ist, daß er sich ¼ Zoll über der Oberfläche des flachen Randes befindet. Bei der Benutzung wird dieses Gefäß in ein anderes Gefäß gestellt, welches aus Weißblech gemacht und 4½ Zoll tief und 4½ Zoll weit ist; dabei wird Es durch den flachen Rand, welcher auf dem Rand des äußeren Gefäßes ruht, gehalten. Das zu benutzende Thermometer soll eine Kugel von ungefähr½ Zoll Durchmesser haben, und nach der Fahrenheit' schen Scala in der Art graduirt seyn, daß je 10 Grade wenigstens einen halben Zoll der Röhre einnehmen. Das innere Gefäß wird mit dem zu prüfenden Oel gefüllt, indem man dafür sorgt, daß dasselbe den flachen Rand nicht bedeckt. Das äußere Gefäß wird mit kaltem oder fast kaltem Wasser gefüllt. Nachdem das innere Gefäß in das äußere eingesetzt ist, wird der Boden des letzteren durch eine kleine Flamme erwärmt; andererseits wird das Thermometer in das Oel eingesenkt, so daß die Kugel desselben ungefähr 1½ Zoll tief eintaucht. Der Apparat wird ferner mit einem pappenen oder hölzernen Schirm versehen, welcher ihn zu ungefähr zwei Drittheilen umgibt und einige Zoll über die beiden Gefäße hervorragt. Wenn das Thermometer auf ungefähr 900 F. gestiegen ist, wird eine sehr kleine Flamme schnell über der Oberfläche des Oeles hingeführt, und zwar in dem durch den Draht bezeichneten Abstände von derselben. Wenn dabei keine Entzündung eintritt, so wird diese Probe nach je 2 oder 30 Temperatur-Zunahme wiederholt, bis über dem Oele momentan eine blaß blaue Flamme sich zeigt. Ist auf diese Weise der Entzündungspunkt gefunden, so wiederholt man den Versuch mit einer anderen Probe des Oeles, indem man das äußere Gefäß wieder mit kaltem Wasser füllt. Wenn man dabei der beim ersten Versuch als Entzündungspunkt gefundenen Temperatur nahe kommt, zieht man die Wärmequelle von dem äußeren Gefäß zurück, und macht dann nach je 20 Temperatur-Zunahme den Versuch mit der Flamme, (Chemical News, Vol. XIX p. 70; polytechn. Centralblatt, 1869 S. 484.) Ueber das Palmnußmehl. Schon seit längerer Zeit werden nicht nur in England und Frankreich, sondern auch in Deutschland die Palmnüsse (Elais guinensis) in bedeutenden Quantitäten eingeführt und daraus das sogenannte Palmkernöl gewonnen, welches besonders zur Seifenfabrication in großen Mengen verwendet wird. Die Gewinnung des Fettes erfolgte bisher durch Anwendung hydraulischer Pressen, wobei man die sogenannten „Palmkuchen“ als Rückstand erhielt, die als Futtermittel vielfach empfohlen wurden und schnell eine we Verbreitung in England und auch in Deutschland fanden. Die Firma I F. Heyl und Comp, welche in Moabit bei Berlin (außer an anderen Orten) eine Fabrik besitzt, in welcher schon seit längerer Zeit aus der Rapssaat das Oel durch Extraction mittelst Schwefelkohlenstoff gewonnen wird, hat in neuester Zeit begonnen, auch aus den Palmkernen das Oel durch Extraction darzustellen, wobei ein Rückstand in mehlartiger Form zurückbleibt, der vor den Palmkuchen nicht nur den Vorzug einer gleichmäßigeren und gleichbleibenden Zusammensetzung besitzt, sondern Wegen seiner Form leichter von den Thieren, sey es in dem Tranke, sey Es als Beimischung zu anderem Futter aufgenommen weiden kann, Zur Fütterung der Schweine werden die Rückstände in feinkörniger Form hergestellt. Die dem Referenten vorliegenden Proben sind vollkommen geruchlos. Professor Dr.Stohmaun hat das Futtermittel analysirt; wir theilen die gefundene Zusammensetzung mit, indem wir zum Vergleich eine ältere Analyse der Palmkuchen daneben stellen. Palmnußmehl Palmkuchen Wasser 8,55 10,0 Eiweiß 19,56 15,1 Fett 1,19 15,9 Stickstofffreie Nährstoffe 47,73 41,0 HolzfaserAsche 20,042,93 18,0 ––––––––––––––––––– 100,00 100,0 Wie der Vergleich zeigt, sind die Palmkuchen reicher an Fett und Wasser, das Mehl reicher an Stickstoff und stickstofffreien Nährstoffen, sowie an Holzfaser. Für Jungvieh und Schweine dürfte das Palmnußmehl jedenfalls den Vorzug vor den Palmkuchen verdienen wegen des größeren Stickstoffgehaltes, der besonders zur Zeit des Wachsthumes von der höchsten Wichtigkeit ist. Das Mehl hat aber noch den entschiedenen Vorzug, daß Es nie ranzig wird, wie oft die Kuchen wegen des höheren Fettgehaltes, die in diesem Zustande von den Thieren nur ungern angenommen werden und, wenn sie ranzig sind, der aus der Milch gewonnenen Butter einen unangenehmen Geschmack verleihen. Fütterungsversuche im größeren Maaßstabe sind noch nicht angestellt worden, jedoch eingeleitet, und hoffen wir, später in der Lage zu seyn, auf den Gegenstand ausführlicher zurückzukommen. Bei Versuchen im Kleinen mit Schweinen, die der Fabrikant Heyl selbst angestellt hat, haben die Schweine das Futter mit großer Begierde aufgenommen. In der nächsten Zeit soll das neue Futtermittel zum Preise von 2 Thlr. per Centner auf den Markt kommen.(Annalen der Landwirthschaft.) Liernur's pneumatisches System zur Entfernung von Abortstoffen. In fast allen großen Städten Europa's macht sich in neuerer Zeit das Bedürfniß dringend geltend, für eine rationelle Entfernung der Auswurfstoffe zu sorgen; die Lösung der Frage ist aber in den meisten Fällen eine umso schwierigere, als die Ansichten über den besten Weg, der für den fraglichen Zweck zu wählen, sich durchaus noch nicht genügend geklärt haben. Die Abführung der Abfallstoffe in einen Fluß oder in das Meer, das sogen. Canalsystem, ist namentlich in England in großartigstem Maaßstab ausgeführt worden, hat aber nur in wenigen Fällen den Erwartungen entsprochen, vielfach dagegen arge sanitätliche Uebelstände herbeigeführt. Das andere Hauptsystem, welches bisher in verschiedenen Modificationen in Anwendung gekommen ist, das Abfuhrsystem, Entfernung der Auswurfstoffe in transportablen Behältern, muß immerhin als ein unvollkommenes, für große Städte wenig geeignetes bezeichnet werden, wenn Es auch seinem Princip nach große Vortheile verspricht. Diese Vortheile sucht nun Ingenieurhauptmann Charles Th. Liernur aus Hartem in einer den Bedürfnissen großer Städte entsprechenden Weise dadurch zu erreichen, daß er die Auswurfstoffe mittelst des Luftdruckes geruchlos sammelt und sie dann unter Bewahrung ihres ganzen Gehaltes an organischen und unorganischen Stoffen auf den Feldern als Dung verwendet. Wir halten Es für um so angemessener, auf diese sinnreiche Methode hier etwas näher einzugehen, als dieselbe nach Liernur's Mittheilung (in Engineering, April 1869 S. 257) Aussicht auf Einführung in verschiedenen deutschen Städten hat; in Cöln wird sie jetzt z. B. versuchsweise in zwei öffentlichen Anstalten in Anwendung gebracht, Cassel steht mit Liernur wegen Ausführung derselben auf städtische Kosten in Verhandlung, in Prag und Brünn ist die Anlage bereits in Ausführung begriffen etc. Ausführliche Mittheilungen über Liernur's System gibt Ingenieur Philipp Laurin in einer Schrift: Das Liernur'sche System etc.,“ Prag 1869, I. G. Calve'sche k k. Uuiversitätsbuchhandlung, die wir dem Nachfolgenden zu Grund legen. Liernur geht von den Grundsätzen aus, daß 1) die Auswurfsstoffe täglich gesammelt werden müssen, sowohl um den Anforderungen der öffentlichen Gesundheit gerecht zu werden, als auch, um sie in einem so frischen Zustand zu erhalten, daß sie für die Landwirthschaft den höchsten Werth behalten; 2) daß die Stoffe nicht in die Canäle geführt werden dürfen, welche das Regen- und Küchenwasser abführen, weil sie dadurch schädliche Gase entwickeln und das Grund- und Flußwasser verunreinigt wird, und 3) daß dieselben nicht mit Wasser verdünnt werden dürfen, damit sie ihren Werth als Dünger nicht verlieren. Die praktischen Anordnungen für diesen Zweck sind nun folgende. An passenden Orten, z. B. Straßenkreuzungen, wird in geeigneter Tiefe unter der Straßenoberfläche ein eisernes Reservoir eingesetzt; in dieses münden, je nach der Localität, 2–4 Hauptröhren, von welchen aus sich die Seitenröhren rechts und links nach den Abfallröhren der Aborte abzweigen Die Haupt-, sowie die Seitenröhren sind aus Gußeisen, im Lichten 5 bis 6“ weit. Die ersteren müssen einen Fall des Reservoirs von 1 : 80 bis 1 : 100 haben, die letzteren gegen das Hauptrohr von 1:25 bis 1:50. Der Anschluß der Seitenrohre an das Hauptrohr geschieht mittelst eines gebogenen Stückes, dessen nach unten gerichtete Biegung 7–8“ unter dem Vereinigungspunkte der beiden Röhren liegt, so daß durch Füllung dieses Bogenstückes, des Siphon, ein hydraulischer Schluß gebildet wird. Kommen von den Seitenrohren wieder Abzweigungen vor, so stehen dieselben zu ersteren ganz ebenso wie diese zum Hauptrohr, und erhält das secundäre Seitenrohr vor seinem Vereinigungspunkte mit dem ersten einen solchen Siphon. Sämmtliche Siphons müssen unbedingt gefüllt seyn, weun die Manipulation von Statten gehen soll. Das Hauptrohr, welches ohnehin wohl immer durch den Fall von 1:100 mehrere Fuß tiefer als das Reservoir liegt, erhält eine nach aufwärts gerichtete S förmige Biegung, so daß Es in den Deckel des Reservoirs einmündet und seinen Inhalt somit von oben in das Reservoir spritzt. Auf dem höchsten Punkte des Hauptrohres, kurz ehe Es an's Reservoir anschließt, ist ein dicht anschließender Krahn aus Messing angebracht, welcher von der Straße aus bequem geöffnet und geschlossen weiden kann. Einige Zoll vom Boden des Reservoirs aus geht bis zum Niveau des Straßenpflasters eine 4–5“ weite gußeiserne Röhre, welche mit dem Schlauche zur Abführung des Reservoirinhaltes verbunden wird, und ebenso geht von der Decke des Reservoirs eine 4“ weite Röhre, welche mit dem Luftschlauche verbunden wird. Ist nun die Luft im Hauptrohr einerseits durch die gefüllten Siphons an der Vereinigung mit den Nebenröhren, anderseits am untern Ende gegen das Reservoir hin durch den Krahnen und den daselbst zusammengeflossenen überschüssigen Urin vollständig abgeschlossen, und wird dann die Luft im Reservoir auf ein Viertel Atmosphäre verdünnt und der Krahn im Hauptrohr Plötzlich geöffnet, so werden zunächst die Flüssigkeiten, die sich am unteren Ende des Hauptrohres befinden, in das Reservoir getrieben. Die entstehende Ausdehnung der Luft im Hauptrohr wirkt natürlich auf alle Siphons, bis zu den Abfallröhren hin, da die Außenluft durch die letzteren in das Röhrennetz dringt, um das gestörte Gleichgewicht herzustellen. Dadurch wird ein Theil der Fäces in die Siphons getrieben, welche ihrerseits einen Theil ihres Inhaltes durch das Hauptrohr nach dem Reservoir senden. Dieses Alles geht in Zeit von längstens 5–6 Secunden vor sich. Der Krahnen wird hierauf auf die Dauer von etwa einer Minute geschlossen, damit die in den Röhren vertheilten Stoffe sich in den Siphons wieder sammeln können. Die Luftpumpe hat während dieser Zeit den Druck im Reservoir wieder auf ¼ Atmosphäre gebracht. Der Zustand ist dann wieder ganz der gleiche, nur mit dem Unterschiede, daß im Hauptrohr wenig oder gar keine Flüssigkeiten mehr sind. Oeffnet man nun den Krahnen wieder plötzlich, so findet eine andere Wirkung statt. Die Luft im Hauptrohr strömt unmittelbar in's Reservoir. Das Gleichgewicht wird hergestellt, indem die festen und flüssigen Theile in den Siphons und Seitenröhren sich in Bewegung setzen. Da die Luft 800 mal leichter ist, als Wasser, dessen Gewicht dem von fäcalen Stoffen gleichgesetzt werden kann, so wird sie auch durch die gleiche Kraft 800mal früher m Bewegung gesetzt, als die in den Siphons und Seltenröhren befindlichen Stoffe. Im Hauptrohr wird daher die Spannung der Luft eine schon ganz gleichmäßig verdünnte seyn, ehe nur die Flüssigkeiten in den Siphons Zeit haben sich in Bewegung zu setzen. Es wird dadurch das Resultat erreicht, daß in allen diesen die gleiche Kraft zur Fortschaffung ihres Inhaltes in Wirksamkeit tritt, mit anderen Worten, die Stoffe werden ans den Siphons und Seitenröhren in der Weise nach dem Hauptrohre getrieben, als ob jedes für sich mit einem luftverdünnten Raum in Verbindung stände. Bei gleichem Inhalt von Hauptrohr und Reservoir wird nach Oeffnen des Krahnes, sobald der Druck im Reservoir auf ¼ Atmosphäre herabgemindert ist, die Spannung in beiden zusammen auf ¼ Atmosphäre steigen, somit noch eine nutzbare von ⅜ Atmosphären verbleiben. Es entsteht hierdurch in den Hauptröhren und Seitenröhren ein Luftstrom von 1400′ Geschwindigkeit in der Secunde. Wird nun der Krahnen mehrmals geöffnet, so wird die Fortschaffung des Röhreninhaltes stoßweise vor sich gehen, und jedesmal wird sich ein mit fein zertheilten Excreten vermischter Luftstrom durch die Rohre bewegen. Was an den Wänden etwa hängen bleibt, fließt in den Siphons und dem Hauptrohre wieder zusammen, um beim nächsten Stoß weiter geführt zu werden, bis Alles in's Reservoir gelangt ist. Mit 5 bis 6 maligem Oeffnen des Krahnes in Zeit von eben so viel Minuten kann Alles beendet seyn. In der Dichtung der Röhrenleitungen ist keine übergroße Vorsicht nöthig; sollte eine Muffenverbindung mangelhaft gemacht seyn, so werden durch den Luftdruck die zunächst liegenden Erdtheilchen in die undichten Ritze getrieben und solche auf diese Art unschädlich gemacht. Vorsicht in dieser Hinsicht erfordern nur der Krahnen und das Reservoir; ersterer wird aus Messing, letzteres aus Kesselblech oder Gußeisen gemacht, und aus diesen Metallen luftdichte Verbindungen fertig zu bringen, bietet keine Schwierigkeiten. Der Krahnen, der empfindlichste Theil des ganzen Systems ist so angeordnet, daß man ihn herausnehmen kann, ohne am Straßenpflaster zu rütteln; derselbe kann somit jederzeit, so oft man es für nöthig erachtet, gereinigt etc. werden. Außerdem kann derselbe durch eine Stellschraube jederzeit adjustirt werden. Sehr wichtig ist die Form des Siphons, da von dieser die Möglichkseit der ganzen Operation abhängt. Der Betrieb der Luftpumpe erfolgt durch eine Locomobile von circa 4 Pferdekräften; die Wagen oder Tender, in die der Indalt der Röhrenleitung geschafft wird, bestehen aus einem luftdichten schmiedeeisernen Kessel. von 30–50 Kbfß. Inhalt. Bei Beginn der Arbeit, nachdem Locomobile und Tender an Ort und Stelle angelangt sind, wird die Luftpumpe mit dem Tender durch einen Kautschukschlauch in Verbindung gebracht, letzterer ebenfalls mit einem bloß für den Durchgang von Luft bestimmten Schlauch mit dem Reservoir, und endlich wird noch zwischen diesen beiden der für den Durchgang der Flüssigkeit bestimmte Schlauch befestigt. Sämmtliche Verbindungen sind durch Krahnen verschließbar. Die für den Durchgang der Luft bestimmten Krahnen zwischen Locomobile, Tender und Reservoir werden geöffnet, so daß durch die Arbeit der Luftpumpe beide zu gleicher Zeit luftleer gepumpt werden. Ist das Reservoir in der oben beschriebenen Weise gefüllt, so wird der Dungkrahn zwischen diesem und dem Tender geöffnet und die Luft, die dann auf den Inhalt des Reservoirs ciuwirkeu kann, treibt denselben in den Tender. Die aus dem Reservoir und Röhrennetze ausgepumpte Luft, welche stark mit Gasen versetzt ist, wird von der Luftpumpe unter den Kesselrost der Maschine geblasen, so daß dieselbe verbrannt wird und auf die Luft der Umgebung keinen Einfluß ausübt. Durch die Gewalt, womit die festen und flüssigen Theile aus den Röhren in das Reservoir getrieben werden, sind sie schon in letzterem so vermengt, daß sie nur noch eine flüssige Jauche bilden. An der Röhre, durch welche die Stoffe in den Tender gelangen, ist die untere, nur wenig vom Boden des Reservoirs abstehende Kante messerscharf geschliffen; durch die ungeheure Gewalt, womit die Flüssigkeiten daran vorbeigetrieben werden, werden auch noch ie letzten Reste von Papier oder sonstigen zerreißbaren Abfällen derart zerstört, daß im Tender eine vollkommen gleichartige, flüssige Masse enthalten ist. Die Erfahrung hat bewiesen, daß bei Leerung des Inhaltes von Abtrittsgruben ganze Schuhe ungehindert die Rohre bis in den Tender passirten. An einem passenden Ort wird endlich der Inhalt der Tender für den weiteren Transport in Fässer von circa 5 Kbfß. umgefüllt. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 20.) Gefäße aus Papiermaché. Die American Paper-Maché manufacturing Company in Euenpoint bringt neuerdings in großer Quantität Gefäße verschiedener Form und Größe aus Papiermaché, als Wassereimer, Waschschüsseln, Spucknäpfe, Milchschüsseln und dergl. in den Handel; sie zeigen gefällige Formen, sind leicht wie Holz, von geringer Wandstärke und haben das Aussehen lackirter Blechgesäße. Sie sind fast unzerbrechlich und gegen Flüssigkeiten ungemein widerstandsfähig, selbst kochendes Wasser verändert sie in keiner Weise. Verschiedene seit längerer Zeit im täglichen Gebrauch befindliche Waschgefäße haben sich bis jetzt ganz gut gehalten. Der dick aufgetragene verschiedenfarbige Lack ist stark bleihaltig, die Substanz der Geschirre selbst dagegen enthält nur 6,5 Procent Mineralbestandtheile. Wasserglas, welches man darin vermuthen könnte, ließ sich nicht nachweisen. Dagegen wurde durch Natronlauge, ebenso auch durch Alkohol, eine organische Substanz ausgezogen, welche sich durch ihren Geruch wie durch ihre Löslichkeit in kohlensauren Alkalien und ihr sonstiges Verhalten als Harz erwies. Daß die Gefäße, welche selbst im kochenden Wasser nicht weich werden, ihre Festigkeit merklich einbüßen, wenn sie mit Alkohol oder Lauge, den Lösungsmitteln des Harzes, behandelt werden, spricht dafür, daß die Papiermasse durch Tränken mit Harzlösung diese große Widerstandsfähigkeit erhalten hat. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869 Nr. 9.)