Titel: Versuche über den Kraftbedarf der Baumwollspinnereien, von C. Meunier.
Fundstelle: Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XCVI., S. 360
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XCVI. Versuche über den Kraftbedarf der Baumwollspinnereien, von C. Meunier. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XXXIX p. 180; April und Mai 1869. – Aus der deutschen Industriezeitung Nr. 32. Meunier, über den Kraftbedarf der Baumwollspinnereien. Um die für Baumwollspinnereien nöthige Betriebskraft mit einer für praktische Zwecke genügenden Genauigkeit festzustellen, führte Meunier, Ingenieur des Elsässer Vereines von Dampfkesselbesitzern, in mehreren Spinnereien an den Dampfmaschinen mittelst eines Watt'schen IndicatorsMeunier hat die von ihm benutzten Watt'schen Indicatoren von dem Hause G. Hopkinson and Comp., Engineers, Britannia Works, Huddersfield, in England bezogen; diese Instrumente zeichnen sich durch sehr genaue Ausführung aus. längere Versuchsreihen aus; er nahm dabei in möglichst gleichen Zwischenräumen, z.B. alle halben Stunden, mehrere Stunden und oft mehrere Tage lang Diagramme. Er schreibt den Beobachtungen keine größere Genauigkeit als die von 5–7 Proc. zu, hält diese aber für völlig genügend, da Aenderungen in dem verarbeiteten Rohmaterial, in der Fabricationsweise, z.B. im Schmieren, leicht ebenso bedeutende Differenzen im Kraftbedarf ergeben können. Die Resultate der Versuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt: Textabbildung Bd. 193, S. 361 Spinnerei; Gebäude; Gesponnene Nummern; Gesammtzahl der Spindeln; Gesammte Kesselheizfläche Odtmtr.; Täglicher Kohlenverbrauch Klgrm.; Art der Kohle; Maschinensystem; Gesammtstärke in Pferdekräften; Heizfläche pro Pferdekraft Odtmtr.; Kohlenverbrauch pro stündliche Pferdekraft Klgrm.; Spindelzahl pro Pferdekraft; mit Etagen; niedrige; Creusot; Woolf'sche Balancierm; Ronchamp; Parterre; feine; Ronchamp; Meyer'sche ohne Balancier; Parterre; Saarbrückner, Blanzy u. Ronchamp; Horizontale; halbf. u. seine; seine; Spinnerei Nr. IX enthält 23,184 und Spinnerei Nr. X 2928 Mulemaschinen Ueber die einzelnen Spinnereien werden folgende Angaben gemacht: Spinnerei Nr. I. Selfactors Zahl Spindelzahlpro Maschine System Spindeltrommel Gesammtzahl derSpindeln   14 504 Platt horizontal   7056     4 540   2160   10 540 Parr-Curtis   5400   20 504 Hoffmann vertical 10086 ––––––––––––– Summa 24696 VorbereitungFlyer(Bancs à broches) Zahl Spindelzahlpro Maschine System Passage Gesammtzahl derSpindeln   2 160 Platt 3.   320   1   62 3.     62 11 160 3. 1760   5 112 2.   560   5   56 1.   280 ––––––––––––– Summa 2982 Strecken 74 Köpfe Krempel 30 Deckenkrempel zu zwei Canalmaschinen 16 Higgins'sche Krempel   2 Deckelschleifmaschinen Schlagmaschinen     6 Maschinen mit 11 Flügeln und 8 Ventilatoren. Die Geschwindigkeit der Spindeln beträgt circa 6200 Touren pro Minute. Von den 48 Spinnmaschinen spannen während der Versuche 30 Kette Nr. 27/29 und 18 Schutz Nr. 36/38; verarbeitet wurde ein Gemisch von amerikanischer und indischer Wolle. – Wie die erste Tabelle zeigt, kommen in dieser Spinnerei auf eine Pferdekraft mehr Spindeln als in den anderen gleichartigen. Nach vielen Versuchen erfordern hier die Spinnmaschinen mit verticalen Spindeltrommeln weit weniger Kraft als die mit horizontalen. Spinnerei Nr. II. 36 Selfactors zu 840 Spindeln mit horizontalen Spindeltrommeln, im Ganzen 30,240 Spindeln 4 Flügel, Schlagmaschinen 4 Passagen, Flyer Einfache Krempelung. Kämmen der ganzen Production Spinnmaschinen mit zweifacher Geschwindigkeit 42006300 Touren pro Minute Garnnummer 40–100 Temperatur im Inneren 24°C. Schmiere: 1/2 Olivenöl, 1/2 Mineralöl. Die Gesammtbetriebskraft vertheilt sich mit 85 Pferdekräften auf die Vorbereitung 150 Spinnmaschinen 35 Transmission ––––––––– 270 Spinnerei Nr. III. Selfactors       18 zu 540 Spindeln = 9720 Spindeln 18 zu 612 = 11016   9 zu 504 = 4536 –––––––––––––– 25272 Spindeln. Flyer 336 Spindeln, grob, 6 Maschinen 576 2. Passage, 9 Maschinen 1220 3. Passage, 9 Maschinen 3735 4. Passage, 25 Maschinen Strecken 165 Köpfe, 23 Maschinen            17 Hübner'sche Kämmmaschinen, 7           Doublirmaschinen (machines. à réunir). Krempel 68 Fein = doppelt mit festen Decken 25    „      einfach zu 6 Canälen 2 Doublirmaschinen 5 Schleifmaschinen 23 Epurateurs. Cpurateurs. Schlagmaschinen       4 Maschinen, 6 Flügel, 1 Zahnflügel (effilocheuse), 2   Ventilatoren. Die Spindeln der Spinnmaschinen machen theils 6300, theils 7200 Touren pro Minute. Ihre Production ist folgende: Maschinen. Spindelzahlpro Maschine Gesammtspindelzahl Produc.Garnnummer Production in 12Tagen in Klgrm. 8 540 4320   27/29 Kette 3520 2 540 1080   38/40   „ 510 2 540 1080     60      „ 310 3 612 u. 504 1728   40/42 Schuß 945   12 612 7236     50      „ 2760 1 612   612   40/42    „ 315 2 540 1080   38/40 Kette 510 3 612 1836   40/42 Schuß 945 4 612 u. 504 2124     50       „ 920 1 540   540   38/40 Kette 255 7 540 u. 504 3636     60       „ 1085 Spinnerei Nr. IV. 33 Spinnmaschinen zu 500 Spindeln mit horizontalen Spindeltrommeln, im Ganzen 16,500 Spindeln 18 Flyer, im Ganzen 2308 Spindeln, 58 Streckenköpfe, 36 Krempel, 1 Oeffner, 1 Aufbreitmaschine (étaleuse), 1 Schlagmaschine (finisseur), 2 Schleifmaschinen. Spindelgeschwindigkeit 6150 Touren pro Minute. Es erfordern Spinnmaschinen 116 Pferdekräfte Vorbereitung 32         „ Transmission 25         „ ––––––––––––––– 173 Pferdekräfte. Spinnerei Nr. V. Selfactors 8 zu 608 Spindeln = 4864 Spindeln 4 zu 672 = 2688 4 zu 612 = 2448 8 zu 588 = 4704 2 zu 900 = 1800 –––––––––––––––––––– 16,504 Spindeln. Sämmtliche Spinnmaschinen haben horizontale Spindeltrommeln. Flyer: 3 Grob-, 3 Mittel-, 7 Feinflyer Strecken: 60 4cylindrige Köpfe Krempel: 48 gewöhnliche Deckenkrempel, 3 Doublirmaschinen Schlagmaschinen: 1 Oeffner mit 1 Flügel zu 3 Schienen 1 zweiflügelige Wattenmaschine 2         „          Feinschlagmaschinen (finisseur) 1 Deckenschleifmaschine. Spinnerei Nr. VI. System GesammteSpindelzahl Selfactors   16 zu 720 Spindeln Parr-Curtis      11,520   8 zu 700         5600   2 zu 804 Platt         1604 –––––––––      18,724 Spindeltrommeln horizontal. Passage Gesammtspindelzahl Flyer   6 zu 168 Spindeln 3. 1008 2 zu 100 3.   200 2 zu 128 2.   256 1 zu 120 2.   240 1 zu   96 2.     96 2 zu   84 1.   168 –––––––––––––– 1968. Strecken: 72 Köpfe Krempel: 22 Higgins'sche   2 Walzenschleifmaschinen Schlagmaschinen: 1 Oeffner mit 4 Flügeln 4 Maschinen mit 6 Flügeln und 6 Ventilatoren. Spindelgeschwindigkeit 6500 Touren. Spinnerei Nr. IX. Selfactorspindeln    9720 Mulespindeln 23,184 Spindelgeschwindigkeit der Mulemaschinen: einfache Geschwindigkeit 4000 Touren doppelte 6000 Spindelgeschwindigkeit des Parr-Curtis-Selfactor 7500 Platt'schen einfache Geschwindigkeit 3500 doppelte 7500 der Oddy Oldfeldmaschine 6800 Für Kette Nr. 45/5060/90100/19098/100   150 25208064655240328064 Spindeln     Die 8 übrigen Maschinen zu 444Spindeln werden von der SpinnereiNr. III beschäftigt; 2 liefern SchußNr. 50, 6 Schuß Nr. 10/30 1 Oeffner mit 1 Flügel 2 Schlagmaschinen mit 2 Flügeln 107 Krempel mit einfachen Decken11         „       „   doppelten      „ Alles für eine einzige Passage. Alles wird gekämmt; 26 Kämmmaschinen. 30 Flyer: 15 Feinflyer zu 200 Spindeln   8 Mittelflyer zu 142   1 zu 152 und 1 zu 96 Spindeln   4 Grobflyer zu   88 und 1 zu 36 Alles wird mit dickem Mineralöl geschmiert. Spinnerei Nr. X. 32 Spinnmaschinen mit verticaler Spindeltrommel zu 684 Sp. = 21,888 Sp. 4 horizontaler zu 752   „ =    3008   „ 1 zu 524   „ =      524   „ –––––––– 25,420 Sp. 9 Mulemaschinen zu 300 Sp. =    2700 Sp. 1 zu 228   „   =      228   „ ––––––––    2928 Sp. Die Spinnmaschinen zu 684 Spindeln haben doppelte Geschwindigkeit, 6200 und 4200 Touren. Flyer: 4 Grob-, 5 Mittel-, 10 Fein-, 16 Extrafeinflyer Strecken: 110 Köpfe Kämmmaschinen: 28 Hübner'sche   4 Bobinoirs Krempel: 35 Automatdeckenkrempel mit Walzen   4 Schleifmaschinen   1 Bürstmaschine Schlagmaschinen: 5 Maschinen mit 6 Flügeln und 6 Ventilatoren. Gesponnen werden Nr. 20 bis 90 und 100. Schmiere: 1/2 Olivenöl und 1/2 Mineralöl. Die Versuche erstrecken sich also auf 10 Spinnereien, von denen 6 gewöhnliche und 4 feine Nummern liefern. Die mittlere Zahl der Spindeln pro effective Pferdekraft einschließlich der Vorbereitung beträgt für die Spinnereien, welche niedrigere Nummern liefern, 105; zu demselben Resultate war auch Brylinski gekommen (m. s. polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 275). Für die Spinnereien, welche feine Nummern liefern, beträgt die durchschnittliche Spindelzahl nahe 120. Durch zwei Versuche scheint die noch sehr bestrittene Thatsache bestätigt zu werden, daß die Spinnmaschinen mit verticalen Spindeltrommeln weniger Kraft bedürfen als die mit horizontalen. Als eine Spinnerei von groben Nummern zählt die Spinnerei Nr. I, in welcher nur die Hälfte der Maschine horizontale Spindeltrommeln hat, eine sehr hohe Spindelzahl pro Pferdekraft, nämlich 120, was sich übrigens zum Theil auch durch die Betriebsweise der verticalen Spindeltrommeln erklärt, welche durch Räderbetrieb und gefurchte Welle geschieht. Ebenso hat die Feinspinnerei Nr. X, die nur eine einzige Maschine mit horizontaler Trommel, aber allerdings 2928 Mulespindeln hat, eine sehr bedeutende Spindelzahl pro Pferdekraft. Entschieden ist die Frage durch diese beiden Erfahrungen allerdings noch nicht, da erst durch zahlreichere Versuche noch entschieden werden muß, ob hier nicht irgend welche andere Verhältnisse Einfluß haben. – Die Kesselheizfläche pro effective Pferdekraft ist beträchtlich kleiner als gewöhnlich angegeben wird. Die gewöhnliche, als Minimum für Elsäßer Etablissements bezeichnete Fläche von 1,5 Qdtmtr. pro Pferdekraft wird nirgends erreicht.