Titel: Palliser und Parson's Methoden um glatte Geschützrohre von Gußeisen durch Einsetzen von Stabeisen- oder Gußstahl-Futtern in gezogene zu verwandeln.
Autor: Palliser
Fundstelle: Band 193, Jahrgang 1869, Nr. XCIX., S. 374
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XCIX. Palliser und Parson's Methoden um glatte Geschützrohre von Gußeisen durch Einsetzen von Stabeisen- oder Gußstahl-Futtern in gezogene zu verwandeln. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Methoden um gußeiserne Geschützrohre mit Einsätzen von Gußstahl etc. zu füttern. Ueber das vom Ordnance Select Committee der königl. englischen Artillerie genehmigte System Major Palliser's und dessen weitere Versuche, glatte Gußeisenrohre durch Einsetzen von aus Schmiedeeisen etc. gebildeten Seelenwänden in gezogene umzuwandeln, sowie über das damit concurrirende und im Auftrag der kais. französischen Regierung versuchsweise auch bereits zur Ausführung gebrachte System P. M. Parson's, diese Verwandlung glatter Gußeisen-Geschützrohre durch Fütterung derselben mit Gußstahl-Einsätzen zu bewirken, enthält die Zeitschrift Engineering vom 3. und 10. Juli, sowie vom 11. September 1868, ferner der Engineer vom 5. Juni 1868 eine Reihe von Angaben, denen entnommen hier kurz Folgendes mitgetheilt werden möge. Major Palliser's vom Ordnance Select Committe adoptirtes Einsatz-Futter, welches im Arsenal zu Woolwich lediglich aus „Marschalls-Eisen“ (dem einzigen Brandzeichen, was dort Eingang findet) angefertigt wird, nämlich das sogenannte A Einsatzrohr desselben, durch Fig. 32 im Längendurchschnitt dargestellt, besteht aus einem schmiedeeisernen Doppelrohr, von denen das äußere, im Allgemeinen schwächere, sich von den Schildzapfen des betreffenden Kanonenrohres an mit scharfkantigem Absatze etwas verstärkt, so daß beide Rohre in einander geschränkt, sowie durch entsprechende Schwanzschrauben geschlossen, respective mit einander verbunden, dann ein solid zum Ganzen verbundenes mit Stoßboden versehenes Einsatz-Cylinderrohr bilden, welches an seinem Mündungsende außen mit Schraubengewinden versehen ist, um so in das betreffende Gußeisenrohr, welches von der Mündung her cylindrisch ausgebohrt, am vorderen Ende der neuen Seelenwand mit entsprechendem Muttergewinde versehen worden ist, eingeschraubt werden zu können. Die auf solche Weise in 7zölliges gezogenes Geschütz umgewandelt, dem Gouvernement von Victoria, Neu-Süd-Wales, übermittelten früheren gußeisernen 68Pfünder wurden zuerst auf 13 Zoll Seelendurchmesser ausgebohrt und hernach mit schmiedeeisernen Doppelrohren der oben bezeichneten Art ausgefüttert, von denen bis zur Schildzapfengegend der betreffenden Gußeisenrohre hin die äußeren Theile 3/4 Zoll, die inneren 2 1/4 Zoll, und da ab die äußeren Theile 1,9 Zoll, die inneren 1,11 Zoll Metallstärke hatten. Weitere Vorschläge Major Palliser's, die Fütterung der in gezogene Rohre umzuwandelnden glatten Gußeisenrohre auszuführen, sind jetzt noch im Versuchsstadium befindlich und werden durch die Rohr-Längendurchschnitts-Zeichnungen Fig. 33, 34 u. 35 zur Anschauung gebracht. Sämmtliche Einsatz-Cylinderrohre sind zum Einschrauben in die Mündung des betreffenden Gußeisenrohres eingerichtet und durch Schwanzschrauben geschlossen, resp. in ihren Doppelrohren fest zu einem einzigen Ganzen verbunden. Das Einsatzrohr B, Fig. 33, besteht nur im Bodenstück aus einem Doppelrohr, das Einsatzcylinderrohr C, Fig. 34, ist im vorderen Theile seines äußeren Einsatzrohres aus Gußeisen gebildet und dem Einsatzcylinder D, Fig. 35, endlich hat Major Palliser im Bodenstück eine aus Stahl gebildete Seelenwand gegeben. Nach der Richtung hin angestellte Versuche, die Schmiedeeisen-Kernrohre mit Eisen zu umgießen, Versuche wodurch Major Palliser ganz besonders haltbare Rohre herzustellen gedachte, führten zum gerade entgegengesetzten sehr ungünstigen Resultate, indem schon gleich anfänglich ein zu Elswick in dieser Weise hergestelltes Geschützrohr beim ersten oder zweiten Probeschusse zersprang und dieses im Juni 1868 sich zu Woolwich auch mit einem zweiten 9 zölligen Geschützrohre dieser Art wiederholte, dessen mit Gußeisen umgossenes Kernrohr nach dem Coil-System aus Schmiedeeisen gebildet worden war und welches beim zweiten mit 50 Pfd. Pulver und 250 Pfd. schwerem Projectil abgegebenen Schusse in Stücke ging, was Major Palliser ungünstigen Structur-Aenderungen zuschreibt, welche das Schmiedeeisen durch die große Hitze der um ein Kernrohr dieses Materiales herumgelegten Masse geschmolzenen Eisens erleiden müsse. P. M. Parson endlich schlägt vor, die in gezogene Rohre umzuwandelnden glatten Gußeisen-Geschützrohre mit auf das gewünschte Kaliber ausgebohrten Einsatz-Kernrohren von Gußstahl zu versehen, welche sorgfältig in Oel angelassen, am Bodenstück mit einem, durch Einschrumpfenlassen auf dasselbe aufgetriebenen, äußerlich schwach conisch gestalteten Stahlpanzer umgeben, etwas länger als die Seele des auszufütternden Gußeisenrohres und vorn mit Schraubengewinden versehen sind, um so vom Bodenende her in das durch die Bodenverstärkung hindurch ausgebohrte und im Bodenstück dem entsprechend erweiterte Rohr eingesetzt, dann mit einer sich gegen die Mündung des Gußeisenrohres anstemmenden Schraubenmutter versehen, respective angezogen werden zu können. Zum Stoßboden erhält das mit dem Gußstahl-Einsatze versehene Gußeisenrohr dann eine sich fest gegen diesen Einsatzkern anpressen lassende Schwanzschraube von Gußeisen. Stade, im März 1869. Darapsky.

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