Titel: Control-Thermometer von Ch. Oechsle.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LXXXV., S. 314
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LXXXV. Control-Thermometer von Ch. Oechsle. Oechsle’s Control-Thermometer. Der Zweck des von Hrn. Mechanicus Oechsle in Pforzheim sehr zweckmäßig zusammengestellten Instrumentes der genannten Art ist der, die Temperatur irgend eines Raumes, welche auf einer gewissen Höhe erhalten werden soll, von einem beliebig entfernten Standpunkte des Beobachters, z.B. aus einem Comptoir etc., in der Weise zu controlliren, daß gewisse Grenzen der Temperatur, die nicht überschritten werden dürfen, dem Controllirenden angezeigt werden. Zu dem gleichen Behufe verwendete man bisher Quecksilberthermometer. Dieselben entsprechen dem Zwecke aber nur unvollkommen, indem sie nur das Maximum der Temperatur anzeigen, wenn nämlich ein in das Thermometer eingeschmolzener Platindraht die Verbindung mit einem elektrischen Signalapparate bei einer gewissen Höhe der Quecksilbersäule herstellt. Auch leiden diese Thermometer an dem Uebelstande, daß sie mit der Zeit, wegen der Verunreinigungen des Quecksilbers, unempfindlich werden. Um allen diesen Mängeln abzuhelfen, wendet Hr. Oechsle ein sogen. Breguet'sches Metallthermometer an, dessen thermoskopischer Theil aus einer Spirale von Platin und chemisch reinem Silber besteht, welche beide Metalle auf einander geschweißt sind. Der ganze Apparat besteht demnach: 1) aus dem genannten Thermometer, dessen Scala die Temperaturen von – 30° bis + 80° R. umfaßt; 2) aus einem Alarm-Apparat, bestehend aus einem kleinen Uhrwerke, ähnlich dem bei den sogen. Wecker-Uhren angebrachten; 3) aus einem einfachen galvanischen Element, und zwar am zweckmäßigsten einem Meidinger'schen. An dem Zifferblatt des Thermometers sind zwei bewegliche, isolirte Platinspitzen angebracht, welche auf jeden beliebigen Punkt der Thermometerscala eingestellt werden können. Beide sind mit Klemmschrauben versehen, um die Leitungsdrähte, welche nach dem galvanischen Elemente gehen, aufzunehmen. Das an dem Standorte des die Temperatur Ueberwachenden befindliche Alarm- oder Wecker-Instrument ist mit einem kleinen Elektromagnet versehen, dessen Anker so lange in Ruhe bleibt, als die Grenzen der zu controllirenden Temperatur, sey es die höchste oder die niederste, nicht überschritten werden. Tritt dieser Moment aber ein, so wird der Anker angezogen und das vorher arretirte Uhrwerk sammt dem damit verbundenen Signalapparate, eine Glocke mit Hammer, beginnen ihre Thätigkeit. Zu diesem Zwecke wird der Fuß des Thermometers mit dem einen Pol des galvanischen Elementes leitend verbunden. Der elektrische Strom tritt also hier in den Apparat ein und wird bis zum Zeiger des Thermometers geführt. So lange nun eine der erlaubten Temperaturgrenzen nicht überschritten wird, findet eine Fortleitung des Stromes nicht statt, da, wie bemerkt, die aufgesetzten verstellbaren Platinspitzen von dem Thermometer isolirt sind. Sobald dagegen der Zeiger mit einer der Platinspitzen in Berührung kommt, so wird der galvanische Strom vom Zeiger des Thermometers über diese Spitze nach dem Alarm-Instrumente geleitet und setzt dessen Elektromagnet in Wirksamkeit, wodurch dann auch, bei dem Auslösen eines mit dem Uhrwerke verbundenen Windflügels, der ganze Apparat thätig wird. Es ergibt sich aus dem Vorstehenden ganz einfach, daß wenn man z.B. eine Temperatur controlliren wollte, welche nicht unter 20° R. und nicht über 25° R. betragen soll, man nur die eine Platinspitze auf 20° und die andere auf 25° der Thermometerscala einzustellen braucht. Sinkt alsdann die Temperatur unter 20° oder überschreitet sie 25°, so wird beim Berühren des Zeigers mit der betreffenden Platinspitze der vorher unterbrochen gewesene galvanische Strom hergestellt und das Alarm-Instrument beginnt seine Function. Schließlich wird noch bemerkt, daß ein, höchstens zwei Meidinger'sche Elemente genügen, um den Apparat während eines ganzen Jahres functioniren zu machen. Pforzheim, im Januar 1870. Ph. Huber.