Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 87
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Miscellen. Miscellen. Der Verdampfungsmesser, ein Mittel zu bedeutender Kohlen-Ersparniß; von Fischer und Stiehl in Essen a. d. Ruhr. Der Verdampfungsmesser hat die Aufgabe zu lösen, die Wärmemenge (Anzahl der Calorien) anzuzeigen, welche einem Dampfkessel durch den Brennstoff zugeführt sind. Durch gleichzeitige Beobachtung des verbrauchten Quantums Brennstoff ist es dann möglich, sich die wichtigen Aufschlüsse zu verschaffen über: den Brennwerth verschiedener Materialien, Güte der Kesselconstruction und endlich über die Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit des Heizers. Die dem Kessel zugeführte Wärmemenge ist jedoch nicht proportional der Quantität des verdampften Speisewassers, sondern sie hängt wesentlich von der Temperatur desselben beim Eintritt in den Kessel, sowie von der in diesem Augenblick herrschenden Dampfspannung (resp. Temperatur) ab. Bezeichnet: T die Temperatur des Dampfes im Kessel, t die Temperatur des Wassers beim Eintritt zum Kessel, q das Gewicht des eingeführten Speisewassers in Pfunden, Z die Anzahl der Wärme-Einheiten, welche nöthig sind, um das Wasserquantum         q von der Temperatur t in Dampf von der Temperatur T überzuführen, so ist Z = 540 q + (Tt) q. T sowohl als auch t sind im Allgemeinen in der Praxis variabel. Es ist zwar möglich, T und t eine gewisse Zeit constant zu halten und durch Einführung in obige Formel, bei gleichzeitiger genauer Messung des zugeführten Speisewassers, die Wärmemenge Z zu berechnen, wie dieß bei Versuchen über den Brennwerth verschiedener Materialien wirklich schon ausgeführt ist. Indessen wird dieses Verfahren praktisch unausführbar, wenn es sich nicht um einzelne Versuche innerhalb verhältnißmäßig kurzer Zeit, sondern um eine fortlaufende Beobachtung handelt, wie die Praxis sie behufs der Controlle über die Heizer etc. wünscht. Die fortwährende Constanthaltung von T und t ist stets fast unmöglich, und namentlich t schwankt in vielen Fällen zwischen 15 und 80°C. Diese großen Differenzen treten bei größeren Hütten- und Stahlwerken besonders auf, wo meist keine Vorwärmer vorhanden sind, weil Maschinen- und Kesselanlagen weit von einander entfernt liegen, und wo die Speisung bald durch Injecteurs, bald durch Dampfpumpen geschieht. Wollte man in diesen Fällen zur Bestimmung der in den Kessel gelangten Wärmemenge Z nur die Quantität des zu verdampfenden Wassers in Rechnung ziehen, ohne Berücksichtigung seiner verschiedenen Temperaturen, so könnte das Resultat nur höchst ungenau ausfallen. Bei Vergleichung der an verschiedenen Kesseln vorgenommenen Messungen würde sich diese Ungenauigkeit noch erheblich vermehren, wenn diese Kessel mit verschiedener Dampfspannung arbeiten. Innerhalb der in der Praxis vorkommenden Grenzen ergeben sich hierdurch Differenzen bis zu 15 Proc., wie folgendes Beispiel zeigt: 1) In einen Dampfkessel, welcher mit 2 Atmosphären Ueberdruck arbeitet, mögen q Pfund Wasser von 80°C. eingeführt und verdampft werden. Die dazu erforderliche Wärmemenge ist Z¹ = 540 q + (135 – 80) q, = 595 q Calorien. 2) Bei einem anderen mit 5 Atmosphären Ueberdruck arbeitenden Kessel möge dasselbe Quantum q mit 15° eingeführt und verdampft werden, so ist die hierzu erforderliche Wärmemenge Z² = 540 q + (160 – 15) q, = 685 q Calorien. Ein Resultat, welches gegen das erste um 15,1 Proc. abweicht. Eine mit so großen Fehlern behaftete Beobachtung könnte natürlich für die Praxis nicht den Werth haben und den Nutzen bringen, als die genaue Controlle über die wirklich entwickelte Wärmemenge. Da, wie schon gesagt, die fortdauernde Constanthaltung von T und t nicht möglich ist, und die Vernachlässigung dieser Größen zu bedeutende Unrichtigkeiten herbeiführt, so würde bei Beschränkung auf die bislang bekannten Meßapparate nichts Anderes übrig bleiben, als folgende drei zusammengehörige Messungen gleichzeitig vorzunehmen und sie in möglichst kleinen Zeitintervallen zu notiren: 1) das Gewicht des eingeführten Speisewassers (wir wollen hierbei von der Ungenauigkeit aller bisher bekannten Wassermesser absehen); 2) seine jedesmalige Temperatur beim Eintritt zum Kessel; 3) die jeweilige Dampfspannung. Alles dieses muß in möglichst kleinen Zeitabschnitten notirt werden. Es liegt aus der Hand, daß eine solche Aufgabe in der Praxis völlig unausführbar ist. Wir glauben im Vorstehenden dargethan zu haben, daß es mit Hülfe der bis jetzt bekannten Meßapparate nicht möglich ist, die Leistung eines Heizers zu controlliren. Wie wichtig dieß ist, beweist der Umstand, daß z.B. die Direction der Bergisch-Märkischen Eisenbahn jährlich die Summe von 10,000 Thlrn. seit Einführung einer Kohlenprämie erspart; nach den uns von Hrn. Obermaschinenmeister Stambke in Witten gemachten Mittheilungen macht dieß etwa 10 Proc. des ganzen Kohlenaufwandes aus. Es ist hierbei, ohne die Qualification des einen oder anderen Heizers anzuzweifeln, in Betracht zu ziehen, daß auf den Locomotiven auch schon vor der Kohlenprämie stets nur erprobte Führer und Heizer thätig waren. Wenn also ein gewandter Heizer noch eine Ersparniß von 10 Proc. an Brennstoff erzielt, so ist wohl anzunehmen, daß ein weniger gewandter Heizer, der durch die Kohlenprämie dafür interessirt wird, vor und nach zu einer noch weit höheren Ersparniß gegen den vorherigen Consum gelangt. Der von uns erfundene und angefertigte Verdampfungsmesser ist zur Erreichung dieses Zweckes das geeigneteste Mittel, denn er führt die Messung der entwickelten Wärme-Einheiten vollständig richtig aus; er mißt nicht allein das dem Kessel zugeführte Speisewasser, kalt oder warm, mit bisher unerreichter Genauigkeit, sondern berücksichtigt auch die Schwankungen in der Dampf- und Wassertemperatur. An dem Index eines Zählwerkes sind die erzeugten Calorien direct abzulesen. Wir garantiren für richtige Messung und Dauerhaftigkeit, selbst bei heißem und schlechtem Speisewasser. Mazeline's Dampfmantel für Dampfmaschinencylinder. Kürzlich ließ sich der Ingenieur Mazeline in Havre eine Vorrichtung patentiren, um im Dampfmantel eines Dampfmaschinencylinders eine höhere Temperatur zu erzielen, als der in den Cylinderraum tretende Dampf besitzt, wodurch die Condensation des Dampfes im Cylinder verhütet werden soll. Nach Mazeline ist es ein Fehler, den Cylinderdampf vorerst in den Mantelraum zu führen, wo im Voraus ein Theil der Wärme entzogen, eine Wasseransammlung stattfinden wird und Wasser in den Cylinder gerissen werden kann. Bei den neuen Hochdruckmaschinen mit Oberflächen-Condensator, wie beispielsweise auf der kaiserlichen Yacht „l'Hirondelle,“ dann bei denen für die neu zu bauenden Postdampfer für den stillen Ocean wird die erwähnte Unzukömmlichkeit vermieden, indem zur Erwärmung der Cylinderwände ein besonderer Kessel Dampf, und zwar mit etwas höherer (etwa 1 Atmosphäre) Spannung als der Betriebsdampf liefert. Dieser Heizdampf umzieht den Cylindermantel ohne in's Innere des Cylinders zu gelangen; alsdann geht derselbe durch einen Schlangenrohr-Vorwärmer, welcher mit Meerwasser gespeist wird. Der hieraus entweichende Dampf, sowie der aus dem Meerwasser sich bildende gelangen in den Oberflächen-Condensator zur Verdichtung und Speisung der Betriebskessel. Der höher gespannte Heizdampf treibt sämmtliche condensirte Dämpfe nach den Betriebskesseln (mit niederer Spannung), in deren Nähe ein Ventil befindlich ist, welches geschlossen bleibt, falls der Druck im Kessel größer ist. Das Princip dieser Anordnung besteht also in der Verwendung von höher gespanntem Dampf für den Cylindermantel, welcher schließlich in den Speisekessel mit niederer Dampfspannung zurückkehrt. (Armengaud's Génie industriel, November 1869, S. 275.) Ueber die Selbstschmierung der Stopfbüchsen bei Dampfmaschinen etc.; von Joseph Thoma, Ingenieur in Memmingen. Da in neuester Zeit Selbstschmierung für Stopfbüchsen bei Dampfmaschinen angepriesen wird, so erlaube ich mir, eine Methode mitzutheilen, die ich schon lange im kleinen Maaßstabe anwendete. Es ist eine längst bekannte Thatsache, daß fein geschlämmter Graphit sogar zum Einölen der feinsten Uhren wie für Chronometer angewendet wird. Ferner ist für Cylindergebläse mit Lederliderung der Graphit das einzige Schmiermittel, indem man denselben durch die Saugventile an den Umfang des Cylinders streut. Diese Thatsachen veranlaßten mich, bei kleineren Pumpen die Stopfbüchsen mit einem Gemenge von geschlämmtem Graphit mit Schweinefett zusammengeknetet zu füllen, wodurch die teigartige Masse zusammengepreßt die Kolbenstange stets in einem gleichmäßig fettfühlenden Zustand erhielt. Füllt man nun die Stopfbüchse einer Dampfmaschine mit der gleichen Substanz oder nimmt man sogar anstatt des Fettes zum Anmachen des Graphits nur Wasser, so wird durch den Zutritt von Dampf- und Condensationswasser, welches sich stets in der Stopfbüchse in kleinem Quantum ansammelt, die gleiche Wirkung hervorgebracht werden, indem sich der Graphit, welcher die Kolbenstange berührt, etwas anfeuchten wird und dadurch stets die nöthige Schmierung ersetzt. Das Einzige, was bei einer solchen Anwendung zu beobachten seyn wird, ist, daß man die Stopfbüchse von Zeit zu Zeit gehörig anzieht, damit der Graphit nicht zu dünnflüssig wird. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 52.) Ueber die Herstellung großer Schraubenmuttern durch Guß; von Joseph Thoma, Ingenieur in Memmingen. Größere Schraubenmuttern mit flachen Gewinden werden sowohl für die Industrie als für die Landwirthschaft häufig angewendet. Die Herstellung derselben namentlich bei größeren Dimensionen macht die Anschaffung von Spindelpressen immer theurer, besonders wenn die Spindel 2, 3, 4, 5 bis 6 Gänge hat, wie dieß bei Pressen zum Ausstanzen von Blechen etc. der Fall ist. Ich hatte vor kurzer Zeit Veranlassung, eine Mutter von sechsfachem Gewinde für 6 Zoll Durchmesser und 12 Zoll Höhe anzufertigen, und zwar für eine vorhandene unregelmäßig geschnittene Spindel, d.h. eine solche bei der die 6 Gewinde verschiedene Stärke hatten. Die zu ersetzende Mutter war wegen dieses Umstandes nach kurzer Zeit zerbrochen, weil es höchst schwierig war, die Mutter passend zu der Spindel zu schneiden. Um den Zweck zu erreichen, gab es kein anderes Mittel, um eine exacte Mutter zu erhalten, als solche um die vorhandene Spindel anzugießen, was aber auch seine Schwierigkeiten darbot. – Um mein Vorhaben auszuführen, fertigte ich aus 2 Linien starkem Blech eine Schablone, welche circa 5 Zoll länger und 3 Zoll breiter war als die Metalldicke der Mutter, und welche genau an die Spindelgänge an der Stelle paßte, wo die Mutter umgegossen werden sollte. Nachdem nun die sechseckige Mutter in einem zweitheiligen Formkasten geformt war, wurde die Spindel in die Mitte der Mutterform eingestellt, welche zuvor gehörig durchwärmt war, sodann die Blechschablone an die Spindel gelegt und der obere Formkasten darauf, und zum Gießen beschwert. Zur Vorsicht wurde die Spindel an der Stelle der Mutter schön gleichmäßig mit Graphit bestrichen. Nachdem die Mutter gegossen und etwas erkaltet war. wurde abgedeckt, die Blechschablone herausgenommen, und in die hinterlassene Oeffnung mehrere Keile eingetrieben, um das Zusammenziehen der Mutter durch das Erkalten zu verhindern. Zu gleicher Zeit wurde die Mutter schwach gehämmert, welches man mit der Erkaltung verstärkte, wodurch die Mutter von der Spindel gelöst wurde. Nachher wurde die Spindel sammt Mutter an den Bestimmungsort gebracht, der Preßarm an die Spindel gesteckt, und die Spindel ganz leicht abgedreht. Die ganze Arbeit zur Herstellung der Mutter war somit durch eine sehr einfache Gießerarbeit auf die vollkommenste Art hergestellt. Meinem Dafürhalten nach könnten auf diese Art alle Muttern für Most-, Heupressen etc. hergestellt werden und zwar billiger als durch das Schneiden auf der Drehbank. In die zurückgebliebene Spalte der Mutter werden Blechstreifen eingeschlagen, wodurch die Mutter wie aus einem ganzen Stück geschlossen wird. (A. a. O.) J. Fitter's Herstellung von Muttern für große Druck- und Stellschrauben. Joseph Fitter in Birmingham nimmt zu Muttern und Schraubenbüchsen für Spannkloben zu Bohrmaschinen u.s.w. statt Messing- und Rothguß Weißmetall (27 Th. Blei, 7 Th. Zinn und 3 Th. Antimon), welches weniger Reibung und Abnutzung erleiden soll. Zum Guß dieser Muttern nimmt Fitter Metallformen statt Sandformen. Er stellt die Spindel, für welche die Mutter zu erzeugen ist, in die Mitte einer Metallbüchse, nach oben etwas conisch verjüngt. Das geschmolzene Metall wird einfach in den ringförmigen Raum gegossen und das Ganze nach dem Erkalten aus der Form gezogen. Die Schraubenspindel wird alsdann geeignet herausgedreht. (Mechanics' Magazine, October 1869, S. 260.) Hall's Frictions-Getriebe. Hall construirt nach seinem Patent Frictions-Getriebe, indem er in einer Rinne im Radkranz ein dickes elastisches Band einlegt. Zur Regulirung der Reibung dienen Stellschrauben am Lager des einen Rades. Die Vorzüge dieser Getriebe, wie Leichtigkeit und Sicherheit in der Aus- und Einrückung selbst bei hohen Geschwindigkeiten, der Anwendbarkeit für alle Arten von Rädern, Geräuschlosigkeit u.s.w. wurden durch eine schädliche Erwärmung nach Versuchen in einer Baumwollspinnerei nicht, wie eingewendet wurde, beeinträchtigt. (Engineer November 1869, S. 346.) Ueber einen bei Temperaturwechseln unveränderlichen Längenmaaßstab; von H. Soleil. Hiermit theile ich der (französischen) Akademie einen Vorschlag bezüglich des Normal-Metermaaßstabes zur Beurtheilung mit, welcher meines Wissens noch von Niemand gemacht wurde. Jacobi hat den Wunsch geäußert, daß alle Normal-Metermaaßstäbe aus einer Substanz angefertigt werden möchten, welche in Folge ihrer chemischen Zusammensetzung, ihrer molecularen Constitution und ihres Wärmeausdehnungs-Coefficienten alle Bürgschaften für ihre Homogenität darböte. Diese Substanz, welche Fizeau in Bezug auf ihre Ausdehnung sorgfältig untersucht hat, die aber wohl nur in Stücken von einigen Centimetern Länge angewendet werden könnte, ist der Beryll, ein Mineral welches nicht selten in sehr reinen Stücken vorkommt. Aus Fizeau's Untersuchungen weiß man, daß der Beryll sich positiv in einer zur Hauptachse normalen Richtung ausdehnt und sich in der Richtung dieser Achse zusammenzieht; es gibt also eine Zwischenrichtung, in welcher die Ausdehnung gleich Null ist. Nach dieser Richtung mußten die zur Anfertigung von Normalmaaßstäben bestimmten Stücke geschnitten werden; ein solcher Maaßstab würde in allen Klimaten stets dieselbe Länge haben. Auf der Welt-Ausstellung von 1867 hatte Hr. Froment-Meurice in seinem Glasschranke eine 15 Centimeter hohe Büste des Kaisers von Frankreich, welche aus geschnitten war; vielleicht ließe sich ein ähnliches Exemplar auffindenDieß ist keineswegs unwahrscheinlich. Edler Beryll kam in großen, prachtvollen Krystallen im Gebirge Adontschilon in Sibirien schon im Jahre 1723 vor und wird noch jetzt dort bergmännisch gewonnen; wahrscheinlich kannten bereits die Alten dieses Vorkommen und beuteten dasselbe aus. Am Altai kommt himmelblauer edler Beryll in Krystallen bis zur Länge von einem Meter vor; bei Mursinsk im Ural wurde i. J. 1828 ein vollkommen klarer, himmelblauer Krystall von gelblich-grüner Farbe, 10 Zoll Länge und 11 1/2 Zoll Umfang, in Brasilien eine durchsichtige Säule von 15 Pfd. Schwere gefunden.Gemeiner Beryll kommt zu Limoges in Frankreich in armdicken Krystallen, in Schweden, Norwegen und Irland in großen Blöcken, in der spanischen Provinz Gallizien in so gewaltigen Krystallen vor, daß dieselben wie Basaltsäulen zu Thürpfosten benutzt werden. In Nordamerika (Grafton in New-Hampshire) finden sich Säulen von 6 Fuß Länge, über 1 Fuß Durchmesser und bis ziemlich 30 Centner Schwere. Da nun bei solchen Normalmaaßstäben, wie sie Soleil vorschlägt, auf den Grad der Durchsichtigkeit oder Durchscheinenheit Nichts ankommen kann, so dürfte es nicht allzu schwierig seyn, genügendes Material zu diesem Zwecke zu beschaffen.H. H. und mit Hülfe genauer optischer Beobachtungen könnte man Maaßstäbe aus Beryll anfertigen welche in der Wärme keine Ausdehnung erleiden. (Comptes rendus, t. LXIX p. 954; November 1869.) Ueber das Spectrum der Bessemerflamme. Nachdem Bragge in Sheffield die Anwendung der Spectrolyse beim Bessemern vorgeschlagen, fand Roscoe, daß Kohlenstoff oder Kohlenstoffverbindungen (Kohlenoxyd) eine wesentliche Rolle im Bessemerspectrum spielen. Nachdem Watt und Lielegg Polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 390. die Abweichungen in den Kohlenstoffspectren, mit welchen sie das Bessemerspectrum verglichen, nicht darin gesucht, daß letzteres überhaupt kein Kohlenstoffspectrum sey, sondern in den verschiedenen Bedingungen der Bildung, wies Brunner zu NeubergMan vergl. polytechn. Journal Bd. CXCI S. 213. zuerst darauf hin, daß das Spectrum dem Kohlenstoff gar nicht, sondern möglicher Weise dem Mangan und Eisen angehöre, was neuerdings mehrfach bestätigt worden, so auch von Wedding in der preußischen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XVII S. 117, und namentlich unter Zugrundelegung eigener und der zu Königshütte in Oberschlesien von Sattler, Hasenöhrl und Schlenz gemachten Beobachtungen zur Geltung gebracht wird. Nach der von denselben aufgestellten Hypothese kommt das verschlackte oxydirte Mangan nicht durch Verdampfung, sondern nur in Form von festen oder flüssigen Verbindungen in die Flamme und kann folglich in diesen keinen Einfluß auf das Spectrum ausüben. Angestellten Versuchen zufolge gibt wenigstens kieselsaures Manganoxydul in hoher Temperatur kein Spectrum, während verdampfendes metallisches Mangan (im Chlormangan) das Spectrum hervorruft. Da beim Bessemern der Mangangehalt des Roheisens beständig abnimmt, so werden am Ende des Processes die charakteristischen Linien verschwinden, sobald nur noch zu geringe Mengen metallischen Mangans verdampfen, um ein Spectrum zu erzeugen und mag noch so viel Manganoxydul in der Schlacke vorhanden seyn. Vielleicht steht auch diese Erscheinung mit der Kohlenoxydgasbildung im innigen Zusammenhang und das Manganspectrum bietet gerade deßhalb unter sonst günstigen Umständen so gute Resultate zur Beurtheilung des Stadiums der Entkohlung, indem das schon bei verhältnißmäßig niedrigen Temperaturen verdampfende Mangan nur in einer Kohlenoxydgasatmosphäre metallisch bleibt und nur in diesem Zustande ein Spectrum gibt. Bei Mangel an Kohlenoxydgas, wie zu Anfang und am Schlusse des Bessemerprocesses, wird das bereits verdampfte Mangan oxydirt und wirkt jetzt nicht mehr auf's Spectrum ein. Eine zweite Art der Lösung des scheinbaren Widerspruches zwischen dem beabsichtigten Vorgang der Entkohlung und der Entstehung des Spectrums durch Mangan ließe sich wohl außer in der vorstehenden, noch in der nachfolgenden Hypothese finden. Der Mangangehalt des Roheisens muß stets so weit herabgegangen seyn, daß er kein Spectrum mehr erzeugen kann, um eine hinreichende Entkohlung des Eisens zu gestatten. Bekanntermaßen ist kieselsaures Manganoxydul kein Lösungsmittel für Eisenoxyduloxyd (Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde Bd. I S. 544) und es wird daher die Entkohlung des Eisens um so mehr verhindert oder verzögert, je reichlicher es (im Gegensatz von kieselsaurem Eisenoxydul, einem vorzüglichen Lösungsmittel für Eisenoxyduloxyd) vorhanden ist. Hierauf beruht die wichtigste Eigenschaft des manganhaltigen Roheisens für die Stahlbildung im Puddelofen, in zweiter Linie auch die Leichtflüssigkeit der manganhaltigen Schlacken, da sich leichtflüssige Schlacken auch auf andere Weise herstellen lassen. Im Gegensatz zu Vorstehendem hat man jedoch zu Neuberg beobachtet, daß ein verbranntes Eisen bereits erfolgte, ehe die Manganlinie verschwunden. Bei der wichtigen Rolle, welche das Mangan bei der Entkohlung des Roheisens und bei allen Stahlbildungsprocessen spielt, während künstliche Manganoxyd enthaltende Zuschläge unwirksam sind, empfiehlt sich die Anwendung des Spectrostops bei diesen Processen, um noch weitere Erfahrungen Über die Rolle des Mangans bei denselben zu sammeln. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1869, Nr. 48.) Ueber die Bestimmung des ganzen Kohlenstoffgehaltes im Eisen; von Arthur H. Elliott. Eine abgewogene Menge (2–2,5 Grm.) des gepulverten Eisens wird etwa zehn Minuten mit 50 Kubikcentim. einer Lösung von Kupfervitriol, die 1 Th. krystallisirtes Salz in 5 Th. Wasser enthält, gelinde erwärmt. Das Eisen wird gelöst, Kupfer und Kohlenstoff scheiden sich ab. Kupfervitriol ist dem Kupferchlorid vorzuziehen, weil die Lösung keine freie Säure enthält, durch welche, wenn sie vorhanden ist, eine Entwickelung von Kohlenwasserstoffen und ein Verlust von Kohlenstoff bewirkt wird. Darauf fügt man 20 Kubikcentim. einer Lösung von Kupferchloridlösung hinzu, die 1 Th. Salz in 2 Th. Wasser enthält, und erwärmt so lange bei einer dem Siedepunkte nahen Temperatur bis das ausgeschiedene Kupfer gelöst ist. Die abgeschiedene Kohle wird aus einem kleinen mit Glasstücken und unten mit ausgeglühtem Asbest verstopften Trichter gesammelt und mit siedendem Wasser ausgewaschen. Um den Kohlenstoff in Kohlensäure zu verwandeln, bringt man den Trichterinhalt mit möglichst wenig Wasser in eine mit verschließbarem Trichterrohr und Gasleitungsröhre versehene Kochflasche, fügt 3 Grm. Chromsäure hinzu und verbindet die Flasche hintereinander mit einer Waschflasche mit Schwefelsäure, einer U-förmigen Röhre, die mit Schwefelsäure befeuchteten Bimsstein enthält, und einer gewogenen Röhre mit Natronkalk und schließlich einer kleinen Röhre, die wieder mit Schwefelsäure befeuchteten Bimsstein enthält. Darauf fügt man durch die Trichterröhre 30 Kubikcentim. conc. Schwefelsäure unter Umschütteln hinzu und erwärmt langsam bis der Inhalt siedet, läßt etwa 1 Minute kochen, verbindet dann das obere Ende der Trichterröhre mit einer Natronkalkröhre, entfernt die Flamme und saugt mit einem Aspirator einen langsamen Strom Luft durch den ganzen Apparat. (Chem. Soc. Journ., durch die Zeitschrift für Chemie.) Ueber die Veränderung des Zinnes durch die Kälte. Die (im polytechn. Journal Bd. CXCI S. 171 mitgetheilte) Beobachtung einer eigenthümlichen Structurveränderung von Banca-Zinn hatte Hrn. Fritzsche bestimmt, Versuche über den Einfluß der Kälte auf dieses Metall anzustellen. Er schrieb hierüber an Graham im Septemberhefte von 1869 des Philosophical Magazine: „Obwohl ich überzeugt war, daß diese Erscheinung durch die intensive Kälte im Beginn des Jahres 1868 veranlaßt war, wünschte ich doch diese Annahme durch Experimente zu prüfen. Ich habe später dieselben noch vervollständigt. Ich setzte einige von einem Block Banca-Zinn losgeschlagene Stücke in einem Alkoholbade einer Temperatur von – 32 bis – 35° R. aus: die Stücke erlitten genau dieselbe Veränderung, wie die in Frage stehenden Blöcke. Will man eine solche Kälte einige Stunden lang erhalten, dann muß man den Beginn der Krystallisation einleiten, welche sich durch das Auftreten knopfähnlicher Hervorragungen von stahlgrauer Farbe zeigt, die sich von der Oberfläche des Zinnes erheben. Jede Hervorragung stellt einen Mittelpunkt dar, von dem die Krystallisation vorschreitet, wenn die Kälte weiter anhält. Nach und nach treffen sich die nadelförmigen Krystalle, erzeugen Spalten an den Berührungsstellen, und das Stück, dessen Volumen sehr vergrößert ist, zerfällt in kleine Stückchen, welche zerbrechlich und unter den Fingern zerreiblich sind. Merkwürdig ist, daß Erwärmen die stahlgraue Farbe zum Verschwinden bringt. Taucht man das stahlgraue Zinn (in einer Glasröhre) in heißes Wasser, so erscheint die natürliche weiße Farbe, aber ohne den Metallglanz wieder. Diese Farbenänderung ist mit keinem Gewichtsverlust verbunden, ebensowenig wie der Uebergang des geschmolzenen Zinnes in die krystallinische Modification. Ich habe in veränderten Blöcken Höhlen gefunden, deren Inhalt bis 0,8 Kubikcentimeter stieg. Beim Zerschneiden der Blöcke fand ich, daß die Umwandlung nur eine oberflächliche war, während die Mitte sich im natürlichen Zustande befand. Ich habe da ähnliche Höhlen gefunden, und es ist außer Zweifel, daß sie schon vor dem Beginn der Aenderung existirt haben. Das englische Zinn hat bisher nicht zum Krystallisiren gebracht werden können; das Banca-Zinn erleidet aber die Veränderung noch, nachdem es geschmolzen worden.“ (Naturforscher, 1869, Nr. 47.) Albolith, ein neuer Cement. Unter dem Namen Albolith fabricirt W. Riemann in Breslau, wie er im dortigen Gewerbeverein mitgetheilt, einen Cement, dessen wesentlicher Bestandtheil Magnesia ist. Zur Darstellung desselben wird Magnesit (natürliche kohlensaure Magnesia) von Frankenstein in Schlesien zerkleinert und in etwa faustgroßen Stücken in Retortenöfen gebrannt, wie solche in Gasanstalten angewendet werden. Der gebrannte Magnesit wird auf Kollersteinen gemahlen, im Beuteltuch gesiebt und hierbei mit entsprechenden Mengen amorpher Kieselerde u.s.w. innig gemischt. Dieses Cementpulver läßt sich, mit Wasser angerührt, ähnlich wie Gyps, zu Ornamenten verarbeiten, kann aber mit dem Gyps nicht concurriren. Dagegen hat dasselbe die eigenthümliche Eigenschaft, mit einer mäßig concentrirten Lösung von Chloriden, z.B. mit Chlormagnesium, in Verbindung gebracht, eine außerordentlich harte und plastische Masse zu geben. Die im richtigen Verhältniß gemischte Albolithmasse, die nach dem Zwecke der Verwendung die Consistenz eines stärkeren oder schwächeren Mehlbreies haben muß, gesteht je nach der Temperatur, in welcher man arbeitet, allmählich zu einem dickeren Brei, der in der Regel schon nach sechs Stunden hart ist. Nachdem die Masse so hart geworden ist, daß sie noch Eindrücke mit dem Nagel annimmt, erfolgt eine Selbsterwärmung, die nach der Größe und Stärke des darzustellenden Objectes verschieden ist. Fußplatten von 1 Quadratfuß und 1 Zoll Stärke erwärmen sich z.B. über 80° R. Es ist dieß für die Verwendung des Materiales zur Darstellung größerer Ornamente ein schwer zu überwindender Uebelstand, indem Leimformen dabei nur mit großer Vorsicht in Anwendung kommen können; man muß die Leimformen oben ablösen, bevor das Stadium der Wärme eintritt. Bei kleineren Objecten ist die Erwärmung kaum wahrnehmbar und deßhalb nicht hinderlich. Die Plasticität der Masse ist außerordentlich groß; für Gypsornamente hat dieselbe dadurch Bedeutung, daß erstere äußerlich sehr hart werden, wenn man sie mit dünner Albolithmasse bestreicht und den Anstrich wiederholt, bis nichts mehr einzieht. In derselben Weise kann anderen Materialien eine solche größere Festigkeit verliehen werden. Zur Reparatur ausgelaufener Sandsteine dürfte sich kein Material besser eignen als der Albolith-Cement. Für den Anstrich von Häusern liegen in Frankreich schon mehrjährige günstige Erfahrungen vor. Die Haltbarkeit dieses Cementes auf Holz ist eine außerordentliche und wurden bereits Versuche angestellt, Eisenbahnschwellen damit zu conserviren; selbstverständlich kann erst eine mehrjährige Erfahrung ein Urtheil darüber reifen lassen. Die Haltbarkeit des dünnen Anstriches aber stellt seine praktische Verwendbarkeit im Inneren der Häuser zum Anstrich der Treppenstufen, Fußböden u. dergl. außer Zweifel. Hölzerne Treppen, welche im Freien liegen, werden zweckmäßig mit einer Cementschicht von 1/8 Zoll Stärke überzogen. Die Widerstandsfähigkeit des Albolith-Cementes wird noch vermehrt durch seine große Elasticität, eine Eigenschaft, die ihn vor allen künstlichen und natürlichen Steinen auszeichnet. Der beste Beweis für die Elasticität ist der vielfach angestellte Versuch Billardbälle daraus zu verfertigen, doch haben sich dieselben bisher nicht bewährt, da es sehr schwierig ist, ihnen eine gleichmäßige Härte zu geben, so daß der härtere dem weicheren keinen Eindruck verursacht. Als Kitt ist dieser Cement vortrefflich; als Holzkitt ist er für die Küfer bedeutend, da die Fugen der Fässer hierdurch hermetisch geschlossen werden und die Wirkung der Bänder um die Fässer unterstützt wird. Auf öligen Flächen haftet er nicht, auf getrockneten Oelen dagegen wieder sehr gut. Unter Wasser ist derselbe nicht zu verwenden, da die Härte abnimmt. (Deutsche Iudustriezeitung, 1869, Nr. 43.) Cement mit pulverisirtem Gußeisen. In Berlin ist der Versuch gemacht worden, die ausgetretenen Stufen einer Sandsteintreppe, welche nach einem Garten führt, mit Portlandcement auszugleichen, welcher statt des Sandes einen Zusatz von gestoßenen gußeisernen Bohr- oder Feilspänen erhielt. Die Masse ist so hart geworden, daß sie mit einem Hammer nicht zerschlagen werden konnte. (Baugewerks-Zeitung.) Gewinnung von Lac-dye. Zur Gewinnung von Lac-dye bringt T. F. Henley in Pimlico (engl. Patent) den Stock- oder Körnerlack in Säcken zwischen Platten, die vorher in einem Ofen erhitzt oder durch Einleitung von Dampf, heißem Oel etc. erwärmt worden sind, unter eine hydraulische Presse. Dabei filtrirt das geschmolzene Harz durch die Säcke, während der Farbstoff, der Lac-dye, zurückbleibt. (Deutsche Industriezeitung.) Anwendung des Caseins als Fixirungsmittel im Zeugdruck. Zur Anwendung des Caseins als Fixirungsmittel für mineralische Farben im Zeugdruck ließ C. Dreyfus in Rixheim, Elsaß, sich folgendes Verfahren in Frankreich patentiren. Der zu bedruckende Stoff wird 1 bis 2 Minuten lang in eine wässerige Lösung von essigsaurem Kalk von 3 bis 5° B. getaucht und dann auf Trockencylindern getrocknet. Das Drucken geschieht mit einer Farbe, welche durch Lösen von Casein in Ammoniak oder dergl., Verdicken der Lösung mit einem geeigneten Verdickungsmittel und Zusatz des betreffenden Farbstoffes dargestellt ist. Nach dem Drucken wird getrocknet oder gedämpft und wie gewöhnlich weiter verfahren. Das Verfahren soll nicht nur billiger als das Fixiren mit Albumin seyn, sondern auch weniger Farbstoff erfordern. Die Theorie desselben ist die daß beim Trocknen des mit essigsaurem Kalk behandelten Zeuges dieses Salz sich theilweise zersetzt, wobei der Kalk sich innig mit der Faser verbindet und das überschüssige, nicht zersetzte essigsaure Salz zurückhält. Nach dem Aufdrucken des Gemenges von Casein und Farbstoff bildet sich ferner eine unlösliche Kalk-Caseinverbindung, welche in der Faser zurückgehalten wird. Anstatt des essigsauren Kalkes kann auch, aber weniger gut, unterschwefligsaurer Kalk benutzt werden. (Deutsche Industrie-Zeitung, 1869, Nr. 36.) Appretur der Seidenwaaren. Zum Appretiren von Seidenstoffen (Taffet, Foulards etc.) setzt man die Masse folgendermaßen zusammen: 10 Quart Wasser, 1/4 Pfund Gummi und 1/3 Loth Doppelt-Chlorzinn. Man läßt das Gummi vorher vierundzwanzig Stunden lang in dem kalten Wasser aufquellen und setzt dann nach erfolgter Auflösung desselben das Doppelt-Chlorzinn hinzu, welches den Zweck hat, der Seide ein gewisses Krachen mitzutheilen. Man imprägnirt die Seide entweder mit einem Schwamm oder mit einer kleinen Maschine (Klotz- oder Stärkmaschine) mit der Masse und bringt sie dann in die Presse. Wenn man schwarze oder blaue Seidenstoffe oder Druckartikel mit dunklem Fond zu drucken hat, darf man die Appreturmasse nicht zu dick anwenden, da dieselbe sonst durch ihr Aufliegen die Farben heller erscheinen läßt. Man kann in diesem Falle folgende Masse anwenden:   2 Pfund Reis, 10 Quart Wasser und   4 Loth weiße Gelatine. Man läßt den Reis mit dem Wasser kochen, setzt die Gelatine hinzu und reibt die Masse durch ein Sieb. Viele Appreteurs ziehen für Seidenstoffe den Cylinder der Presse vor. Ein ausgezeichnetes Hülfsmittel ist noch, den Seidenstoff auf Rahmen ganz fest aufzuspannen und so trocknen zu lassen (Nach dem Moniteur de la teinture: Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 23.) Unzerstörbare Appretur. Die Appreturen sind gewöhnlich mit Stärke hergestellt, und da sie durch Reibung in Staub zerfallen und in Wasser sich lösen, so können sie nicht vor dem Weben aufgetragen werden. Imbs schlägt nun zum Appretiren das Albumin vor, welches man durch Wasserdampf oder kochendes Wasser unlöslich macht. Man fügt etwas Glycerin hinzu. Ebenso kann man der Appreturmasse Farbstoffe zufügen, um so Appretur und Färben mit einem Male zu erreichen. Die Appretur kann, wenn sie nur an gewissen Stellen aufgetragen werden soll, mit dem Model aufgetragen werden; sonst benutzt man zwei Cylinder und klotzt die Zeuge. Die Garne behandelt man in ähnlicher Weise. Nach dem Patentträger kann man auf diese Art ganz neue Effecte hervorrufen, und im Nothfalle läßt sich das Albumin mit der gewöhnlichen Appreturmasse verbinden. (Französisches Patent; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 23.) Verfahren, Gewebe oder Papier wasserdicht zu machen; von Scoffern. Kupferoxyd-Ammoniak löst bekanntlich Cellulose und Seide bei längerer Einwirkung gänzlich auf. Läßt man dagegen die Einwirkung nur ganz kurze Zeit dauern, so werden diese Faserstoffe bloß an der Oberfläche in eine klebrige Masse verwandelt. Scoffern schlägt nun vor, dieses Verhalten zu benutzen, um Gewebe oder Papier wasserdicht zu machen. Will man z.B. wasserdichtes Papier anfertigen, so leitet man zwei Blätter Papier ohne Ende mittelst Walzen, welche sich mit angemessener Geschwindigkeit umdrehen, durch eine Kufe mit ammoniakalischer Kupferoxydlösung, so daß diese Lösung nur gerade so lange darauf wirkt, um die beabsichtigte Veränderung der Oberfläche der Papierblätter zu bewirken, und läßt diese darauf zusammen zwischen Druckwalzen durchgehen, wobei sie sich zu einem einzigen Blatt vereinigen, welches dann in einer Trockenpresse getrocknet und geglättet wird. (Annales du Génie civil, August 1869, S. 613.) Unterscheidung von Leinen und Baumwolle ohne jedes Hülfsmittel; von Dr. Wiederhold. Wenn man einen Faden aus Leinen oder Baumwolle, indem man die beiden Enden in je eine Hand nimmt, langsam und vorsichtig aufdreht, ihn alsdann durch einen gelinden Zug auseinanderreißt und nun die beiden durch den Riß entstandenen Enden beobachtet, so findet man, daß sich der leinene Faden vom baumwollenen in folgender Weise charakteristisch unterscheidet: Der baumwollene Faden geht zunächst sehr leicht, d.h. ungleich leichter als der leinene, auseinander und zeigt an seinen langgestreckten Enden ein gekräuseltes, zweigartig gewundenes Aussehen; der leinene Faden dagegen reißt in der Regel kurz ad und die Enden bilden ein aus geraden, nicht sich windenden Fädchen bestehendes Büschel. Wer einmal diese Probe an reinem Leinen und Baumwolle gesehen, wird sich, glaube ich, nicht mehr täuschen können, und es wird ihm ein Leichtes seyn, ein Gewebe nach dieser sehr einfachen Methode auf Beimischung des einen oder anderen Bestandtheile zu untersuchen. Da, wo das Erinnerungsvermögen nicht mehr völlig ausreicht, hat man im letzten Falle indessen nur zu prüfen nöthig, ob sich alle Fäden eines Gewebes bei Anstellung der Probe gleich verhalten. Wir empfehlen diese Probe angelegentlichst der Aufmerksamkeit und Nachprüfung der Techniker. (Gewerbeblätter für Kurhessen.) Die Wurzellaus des Weinstockes, Aphis (Phylloxera) vastatrix Planch. Fragliches Insect gehört zu der großen Familie der Blattläuse (Aphidien) und zwar derjenigen Unterabtheilung, welche man Wurzelläuse (Rhizobius) nennt, weil sie statt an den Blättern und oberirdischen Pflanzentheilen ihren Wohnsitz aufzuschlagen, sich die unterirdischen Wurzelorgane zum Schauplatz ihrer Thätigkeit wählen. Von länglich eiförmiger Gestalt, orangegelber Farbe, mit 3 Paar Beinen, einem Paar gegliederter Fühler und einem auf der Bauchseite eingepflanzten Saugrüssel versehen, ohne Honigsaftröhren wie die anderen Blattläuse und ohne Wollfläuschchen wie die Blutlaus ist die am häufigsten zur Erscheinung tretende an den Wurzeln der Rebe gruppenweis sitzende ungeflügelte Ammenform mit keiner anderen Pflanzenlaus zu verwechseln; in ihrem geflügelten Zustand kennzeichnet sich die Laus vor allen anderen geflügelten Blattläusen dadurch, daß ihre Flügelchen wagrecht liegen statt dachförmig. Dabei hat sie sehr große schwarze unregelmäßig kuglige Augen und ein Punktauge auf der Stirne, und die Fühlhörner bestehen aus drei langen Grundgliedern und einer sein gegliederten zugespitzten Geisel. Die Ledensgeschichte des Thierchens ist, so weit man sie kennt, nicht verschieden von der anderer Wurzelläuse, d.h. die ungeflügelte Ammenform pflanzt sich durch Eier, die ohne Befruchtung sich entwickeln, den ganzen Sommer hindurch mit der allen Blattläusen zukommenden raschen Progression fort, bis zuletzt eine geflügelte Generation erscheint, von der man aber bisher auch nur weibliche Thiere kennt. Aus den verhältnißmäßig großen, schön gelben Eiern der ungeflügelten Ammen schlüpfen nach einigen Tagen die Jungen, die nun nach Umständen 2–5 Tage umherlaufen, bis sie eine passende Stelle an der Rebenwurzel gefunden, um sich festzusetzen. Solche Stellen sind die Ritzen in der Wurzelrinde oder am liebsten Wunden derselben. Hier bohren sie ihren Rüssel in die weichen Gewebstheile, um von nun an, nur noch der Nahrungsaufnahme und Eiablage sich widmend, ein festsitzendes Leben zu führen. Die Folge ihrer Stiche, der besonders schnell die jüngeren Pflanzen erliegen, ist das Brandigwerden und Faulen der Wurzel. An den oberirdischen Theilen der Rebe bemerkt man zuerst gelbe Flecken auf den Blättern, dieselben vergilben allmählich ganz und fallen ab; die Trauben stehen im Wachsthum still, erreichen, wenn die Pflanze nicht zu sehr angegriffen, allenfalls noch die Reife, andernfalls vertrocknen sie und das Ende vom Lied ist immer das Absterben des ganzen Weinstockes. Die Verbreitung des Insectes geschieht weniger unterirdisch von Wurzel zu Wurzel, sondern sie scheinen vom Stammende aus gegen abwärts vorzudringen, so daß man annehmen muß, die Jungen wandern oberirdisch, daß sie sich aber auch auf kleinere Distancen unterirdisch von einer Wurzel zur anderen finden, ist durch Versuche festgestellt. Die geflügelten Thiere sichern natürlich außerdem eine Verbreitung in größere Fernen, die bei der Trägheit des Thierchens übrigens wohl fast nur in der Windrichtung erfolgen dürfte. Begünstigende Umstände für die Ueberhandnahme des Inlettes sind trockene heiße Jahreszeit und trockene Lage. Nach den Nachrichten aus Südfrankreich, wo dieses Insect bis jetzt allein auftrat, und zwar zuerst im Jahre 1863, ist hier dem Weinbau ein Feind erstanden so gewaltig wie das Oïdium, ja vielleicht noch schlimmer, weil man noch kein Mittel gefunden, ihm Einhalt zu thun. Ein einziges solches ist, die Rebenpflanzung unter Wasser zu setzen, allein das ist fast nur in ebenen Weingärten und auch da nur unter den günstigsten Umständen durchzuführen. Andere haben es versucht, den Rebstock am Boden mit insectenwidrigen Mitteln zu umgeben oder mit Lösungen solcher zu begießen, allein ein Theil der Beobachter sah gar keine, andere sehr zweifelhafte Erfolge. Die allgemeine Stimmung in Südfrankreich ist deßhalb gänzlich hoffnungslos und die meisten Weinbergbesitzer entschließen sich, die erkrankten Plantagen herauszureißen und auf einige Jahre zu einer anderen Cultur überzugehen. Im Departemeni Vaucluse gibt es Bezirke, die bereits den dritten Theil ihrer Weinberge durch diese neue Krankheit verloren haben, so daß es kaum übertrieben ist, zu sagen: der Weinbau Südsrankreichs sey vom Untergang bedroht, wenn nicht die energischesten Maßregeln getroffen werden. Dr. G. Jäger. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1869, Nr. 49.)