Titel: Zur Verarbeitung der indium-haltigen Zinkblende; von Professor F. Stolba in Prag.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LVI., S. 223
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LVI. Zur Verarbeitung der indium-haltigen Zinkblende; von Professor F. Stolba in Prag. Stolba, über Verarbeitung der indium-haltigen Zinkblende. Ueber das Rösten der indium-haltigen Zinkblende. – Gelegentlich der Aufarbeitung von 1 Ctr. indium-haltigen Zinkes von Freiberg erhielt ich eine so geringe Ausbeute an Indium (nicht ganz 4 Gramme), daß ich hierdurch veranlaßt wurde Versuche anzustellen, wie sich ein Vorrath indiumreicher Zinkblende am zweckmäßigsten auf Indium verarbeiten ließe. Eine große Anzahl vergleichender Versuche, wobei die Zinkblende mit Salzsäure, Schwefelsäure, Königswasser, Salpeter, Zinksulfat etc. behandelt, und schließlich auch dem Röstproceß unterworfen wurde, führte zu dem Ergebniß, zu welchem übrigens schon früher Schrötter gelangt war, daß das vorherige Rösten der Zinkblende am zweckdienlichsten sey. Allein dieses Rösten bleibt selbst bei den Hülfsmitteln eines Laboratoriums eine so kostspielige und zeitraubende Operation, daß ich bemüht seyn mußte ein Verfahren ausfindig zu machen, welches es möglich machen würde, die Zinkblende mit dem geringsten Kostenaufwands und den einfachsten Hülfsmitteln in großen Quantitäten vollständig abrösten zu können. Dieß gelang mir vollkommen auf folgende Weise. Die Zinkblende wird pulverisirt, so daß ein mittelfeines Pulver entsteht, und mit 10 Procent gebrannten Gypses wohl vermengt. Dieses Gemisch wird rasch mit so viel Wasser angemacht, daß ein dicker Brei entsteht, und dieser auf einer Papier-Unterlage zu Scheiben geformt, denen man bei einer Dicke von 1/2–3/4 Zoll einen Durchmesser von 4–5 Zoll gibt. Zum Formen und Glätten der Kuchen bedient man sich am besten eines Spatels, und man bohrt in den noch nicht ganz erhärteten Kuchen in Entfernungen von 1–1 1/2 Zoll mittelst eines Stäbchens Löcher von etwa 2 Linien Durchmesser, die durch die ganze Dicke durchgehen. Die Kuchen werden an einem warmen Orte getrocknet, und hernach einer anhaltenden Rothgluth bei reichlichem Luftzutritt ausgesetzt. Zu diesem Röstproceß bediente ich mich einer gewöhnlichen Stubenfeuerung mit Steinkohlen und setzte in diese 4–5 Kuchen auf einmal so ein, daß einer nahe der Ofenthür, zwei schief geneigt zur Seite der Heizung, und 1 oder 2 oberhalb des Brennstoffes ihre Lage fanden. Nach je 2 Stunden ließ ich die Röst-Kuchen umwenden, und erzielte so in 4–6 Stunden eine so vollständige Röstung, daß in den ockergelb gewordenen Massen selbst mit Hülfe einer Loupe keine Zinkblende mehr wahrgenommen werden konnte. Diejenigen Kuchen, welche auf dem Brennstoffe ruhten, waren äußerlich und innerlich an vielen Stellen mit schön krystallisirten feinen Zinkoxyd-Nadeln bedeckt, welche Krystallisation in der Oxydation des durch die umliegende Kohle hergestellten Zinkes ihre Erklärung findet. Wie sich aus dem Allgegebenen ergibt, liegt der Anwendung des Gypses die doppelte Absicht zu Grunde, einerseits die wegen des heftigen Zerknisterns im Feuer und wegen des leichteren Abröstens pulverisirte Zinkblende in eine leicht handliche zusammenhängende Masse von großer Oberfläche zu verwandeln, andererseits eine solche zu bilden, die hinreichend porös ist um von der Luft vollkommen durchdrungen zu werden. Beide Absichten wurden in einer Art erreicht, daß ich wahrhaft überrascht wurde, als ich das Resultat dieser Art zu rösten mit dem der gewöhnlichen Methoden verglich. Unterbricht man die Röstung vorzeitig, so erkennt man dieses am Bruche sehr leicht, indem der Kern noch dunkel geblieben ist, während der Rand eine mehr oder weniger starke ockergelbe Schichte bildet. Bezüglich der weiteren Aufarbeitung auf Indium sey hier nur bemerkt, daß die zerriebenen Röstkuchen mit Salzsäure oder Schwefelsäure behandelt, und die indium-haltige Lösung bei Siedehitze im Kupferkessel mit Zink gefällt wird. Der erhaltene indium-haltige Metallschwamm wird nach dem Verfahren von Böttger,Polytechn. Journal, 1866, Bd. CLXXXII S. 139. welches ich sehr zweckmäßig fand, weiter verarbeitet. Schließlich muß noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß eine ähnliche Methode der Röstung auch bei der Aufarbeitung anderer Mineralien, wie die des Kupferkieses, Schwefelkieses, Kupfernickels, der Uranpechblende etc. ähnliche gute Dienste leisten könnte, wobei es jedoch mitunter räthlich wäre anfänglich die Hitze nicht allzusehr zu steigern. Ueber das Verhalten des Indiumoxydhydrats gegen Salmiaklösung. – Im Anschlusse an Obiges will ich der Versuche über die Einwirkung der Salmiaklösung auf Indiumoxydhydrat Erwähnung thun, da meines Wissens hierüber noch keine Mittheilung vorliegt. Indiumoxydhydrat kann mit concentrirter oder verdünnter Salmiaklösung stundenlang gekocht werden, ohne gelöst zu werden, welches Verhalten an jenes der Metalloxyde von der Formel R²O³ erinnert, und für das Indiumoxyd sehr bemerkenswert ist. Die bezüglichen Versuche wurden in der Absicht angestellt, um zu erfahren ob sich Indiumoxydhydrat in dieser Art von der analogen Eisenverbindung trennen ließe; der Erfolg war wie ersichtlich ein negativer. (Aus den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, VI. Folge, IV. Band.)