Titel: Verfahren zum Verzinnen von Kupfer, Messing und Eisen auf kaltem Wege und ohne Apparat; von Professor Fz. Stolba in Prag.
Autor: František Štolba
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXXVIII., S. 308
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LXXVIII. Verfahren zum Verzinnen von Kupfer, Messing und Eisen auf kaltem Wege und ohne Apparat; von Professor Fz. Stolba in Prag. Stolba, Verf. zum Verzinnen von Kupfer, Messing u. Eisen auf kaltem Wege. Um Kupfer, Messing, Stahl, Schmiedeeisen und Gußeisen auf kaltem Wege und augenblicklich mit einer zwar dünnen, aber festhaftenden Rinde von Zinn zu überziehen, wende ich ein Verfahren an, das sich aus dem Folgenden ergeben wird und Nachstehendes erfordert: 1) Das völlig oxydfreie zu verzinnende Object. Dasselbe muß auf's Sorgfältigste gereinigt seyn und auch insbesondere keine fettigen Stellen enthalten. Es ist gleichgültig ob die Reinigung auf mechanischem oder chemischem Wege vorgenommen wurde. 2) Zinkpulver; obgleich man sich im Nothfalle des käuflichen Zinkstaubes, auch Zinkgrau genannt, bedienen könnte, verdient das künstlich bereitete Zinkpulver doch den Vorzug. Man erhält dasselbe, indem eine Partie Zink geschmolzen und in einen vorher angewärmten Eisenmörser gegossen wird. Gleich nach dem Erstarren kann es mit Leichtigkeit gepulvert werden und wird das Feinere mittelst eines Siebes abgesondert. Es sey ungefähr so fein wie Streusand. 3) Eine 5–10 procentige Lösung von Zinnsalz,Gewässertes Einsach-Chlorzinn. welcher man eine Messerspitze Weinsteinpulver zusetzt. 4) Ein Stückchen Schwamm, ein Lappen oder dergleichen. Das Verfahren zum Verzinnen selbst ist äußerst einfach. Man taucht den Lappen in die Zinnsalzlösung und überstreicht damit das zu verzinnende Object, so daß es überall benetzt wird. Mittlerweile werden einige Messerspitzen des Zinkpulvers auf einer Glasplatte ausgebreitet. Man nimmt nun etwas des Zinkpulvers mit demselben Lappen auf und streicht dasselbe durch kräftiges Reiben auf den zu verzinnenden Gegenstand. Die Verzinnung erscheint augenblicklich und hat man um das betreffende Object gleichmäßig zu verzinnen, nichts weiter zu thun als das Läppchen abwechselnd in die (in einem Schälchen befindliche) Zinnlösung zu tauchen, etwas frisches Zinkpulver damit zu fassen, auf das Object zu streichen u.s.w. Es ist dieß deßwegen erforderlich, weil das Zinnsalz von dem Zink unter Abscheidung von Zinn zersetzt wird, welche Abscheidung theilweise auf dem zu verzinnenden Object stattfinden muß, und natürlich metallisches Zink voraussetzt. Ist der Gegenstand verzinnt, was bei kleinen Objecten, Scheren, Münzen, Messern, Leuchtern, Schalen etc. etwa 1–2 Minuten Zeit erfordert, so wird er mit Wasser abgespült und hierauf mit Schlämmkreide geputzt. Auf polirtem Messing und Kupfer nimmt sich diese Verzinnung so schön wie eine Versilberung aus und behält lange diesen Glanz. Ich benutze dieses Verfahren, um die im Laboratorium verwendeten Eisen- und Stahlobjecte, Kupfersachen etc. durch eine solche Verzinnung auf längere Zeit vor dem Rosten zu schützen, und glaube daß dasselbe wegen seiner Einfachheit auch die Beachtung des Technikers verdienen möchte. Eine große Wichtigkeit würde diese Methode erlangen, wenn die Verzinnung so stark gemacht werden könnte wie auf trockenem Wege, was mir aber bisher nicht gelang. Versuche, in analoger Weise eine Vernickelung anzubringen, gaben bisher kein recht befriedigendes Resultat. Schließlich sey bemerkt, daß ein vor zwei Jahren verzinntes Stück Bandeisen, welches in meinem Wohnzimmer liegt, noch völlig blank ist, während die nicht verzinnten Stellen ganz verrostet sind. Prag, Laboratorium des böhmischen Polytechnicums, 6. Nov. 1870.