Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 538
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Miscellen. Miscellen. Resultate der Prüfung der Dampfmaschinen auf der Ausstellung zu Oxford. Die Resultate der Prüfungen mit einigen auf der landwirthschaftlichen Ausstellung zu Oxford ausgestellten Dampfmaschinen sind ganz vorzüglich ausgefallen, indem die großen Firmen zu Lincoln und Reading einige der schönsten Exemplare ihrer Maschinentypen vorführten, während einige andere Fabrikanten ihnen auf dem Fuße folgten. Ohne die Tabellen der Leistungen der verschiedenen Maschinen voll wiederzugeben, seyen hier nur einige Hauptresultate aufgeführt. Wir finden, daß unter den stationären Maschinen ohne besonderen Kessel, welche aus einem Kessel der Royal Agricultural Society mit Dampf versehen wurden, Clayton und Shuttleworth's 10pferdige (nom.) Maschine 11 Pferdestärken leistete, wobei die Kolbengeschwindigkeit im Mittel 238,3 Fuß per Minute, der Füllungsgrad 3/10, und der Kohlenverbrauch per effective Pferdestärke 4,13 Pfd. betrug. Die Maschine der Reading Company von 10 Nominal-Pferdestärken leistete 10,45 effective Pferdestärken bei 364,66 Fuß Kolbengeschwindigkeit, 43/160 Füllung und 4,22 Pfd. Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdestärke; bei anderen war der Kohlenverbrauch wie folgt: Marshall mit 3/10 Füllung 5,2 Pfd. Kohlen Underhill  „   1/3       „ 6,021 Turner mit variabler     „ 6,24 Die Kesseldampfmaschinen gaben folgende Resultate: Horizontale Maschinen. Erbauer Kolben-geschwindigkeit EffectivePferdestärke Füllung Kohlen-verbrauch Clayton undShuttleworth 243,2 4,19     3,73 Brown und May 251,3 4,16 11/48     4,44 Reading Comp 340,1     4,65 Verticale Maschinen. Erbauer Kolben-geschwindigkeit EffectivePferdestärke Füllung Kohlen-verbrauch Marshall und Söhne 248 4,51 1/4       5,75 Robey und Comp 270   4,506 variabel   5,9 Davey, Paxman und Davey    229,6 3,93 4/7     6,0 Ashby 3/10     6,02 Riches 265 4,25 4/10     6,58 Hancock 260 4,33   8,7 Nicholson 178 3,4   15,1 Eagles 161 3,87 28,0 Bemerkenswerth ist hier der große Unterschied zwischen den beiden Celebritäten der Ausstellung, nämlich Clayton und Shuttleworth einerseits und Eagles' andererseits, welch letzterer eine gewisse Art Ruf gewonnen hat. Eine Dampfmaschine, aus dem himmlischen Reiche gesendet, um mit den Fabricaten der Barbaren zu concurriren, hätte wohl nicht mehr Heiterkeit erregen können, als das unglaublich erbärmliche Machwerk des Hrn. Eagles, welches derselbe sicher in einer unglücklichen Stunde auszustellen sich entschlossen hat. Der Gedanke, daß in demselben Ausstellungsraume eine Maschine mit 3,73 Pfd. Kohlenverbrauch und eine mit 28 Pfd. pro Pferdestärke enthalten seyen, ist gewiß geeignet Verwunderung zu erregen. Bei den guten Maschinen dürften sich nur wenig Verbesserungen mehr anbringen lassen. Kurze Dampfwege, Doppelschieber zur Expansion, Dampfmäntel, combinirt mit den verschiedenartigsten Systemen zur Umhüllung der Flächen welche der Abkühlung ausgesetzt sind, und vortreffliche Speisewasser-Erhitzer waren überall zu finden. (Mechanics' Magazine, Juli 1870, S. 75; polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 1408.) Metalllegirung, die sich auf Stahl und Eisen aufgießen läßt. Es gewährt in der Praxis einen Vortheil, Stahl oder Eisen mit Messing durch Guß unmittelbar zu verbinden, weil man dann die mühsame Vereinigung durch Schrauben, Bolzen oder Stifte erspart. In den meisten Fällen setzt sich aber die ungleiche Ausdehnung der beiden zu vereinigenden Metalle der dauerhaften Verbindung entgegen und überdieß ist auch häufig die oberflächliche Verbindung nicht innig genug, um haltbar zu seyn. Folgende Legirung aber schließt sich an Eisen und Stahl sehr gut an, ohne daß je ein Lockerwerden oder Losgehen zu befürchten ist. Sie besteht aus 3 Theilen Zinn, 39 1/2 Theilen Kupfer und 7 1/2 Theilen Zink. Da das letztere Metall bei höherer Temperatur sich zum Theil verflüchtigt, so kann man allenfalls davon noch etwas mehr zusetzen. (Aus dem praktischen Maschinen-Constructeur.) Ueber Aluminium-Gewichte; von Dr. T. L. Phipson. In den letzten zehn Jahren (seit Mai 1860) habe ich einen Satz Grammengewichte benutzt, die aus Aluminium angefertigt sind. Im Durchschnitt sind diese Gewichte während eines Zeitraumes von etwas über zehn Jahren täglich mindestens zwei- bis dreimal benutzt worden. Ich habe dieselben von Gebr. Collot in Paris bezogen. Vor Kurzem unterwarf ich sie einer genauen Prüfung und fand sie noch ebenso richtig, als an dem Tage wo ich sie zum ersten Male in Gebrauch nahm. Sie besitzen fast noch denselben Glanz wie im neuen Zustande. Die größeren Stücke, von 0,5 Grm., 0,2 Grm. und 0,1 Grm. zeigen schwache Spuren von mattgewordener Oberfläche; ihr Gewicht ist aber noch ganz genau. Während dieses zehnjährigen Gebrauches wurden die Gewichtsstücke nicht anders als mit einer weichen Messingpincette gefaßt und jedesmal nur wenige Minuten mit der Luft in Berührung gelassen Natürlich blieben sie jedoch von Zeit zu Zeit eine oder zwei Minuten lang einer Atmosphäre ausgesetzt welche mehr oder weniger mit sauren oder alkalischen Dämpfen erfüllt war, und wenn wir alle diese nachtheilig wirkenden Minuten addiren, so finden wir daß die in Rede stehenden Aluminium-Gewichtsstücke einem beträchtlichen Betrag von „atmosphärischem Einflusse“ während der angegebenen Zeit unterworfen wurden. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, wie angenehm es ist mit derartigen, im Vergleich mit den entsprechenden aus Platin angefertigten Unterabtheilungen des Grammes ziemlich großen Gewichtsstücken zu arbeiten und wundere mich daß dieselben in unseren Laboratorien bisher nicht mehr Eingang gefunden haben. Der von mir benutzte Satz enthält 14 Stück Gewichte, die von 1/2 Gramm abwärts bis zu Milligramm gehen. Aus Messing oder Kupfer angefertigte Gewichtsstücke von dieser geringen Schwere habe ich stets als ungenau betrachtet; denn dieselben laufen ja schon in einer Atmosphäre, welche gegen die eines chemischen Laboratoriums als ziemlich rein betrachtet werden muß, sehr rasch an. Aus Neusilber angefertigte Gewichtsstücke halten sich besser als messingene oder kupferne; einen derartigen Satz, dessen Gramm-Unterabtheilungen nur bis zu 1 Centigrm. gehen, benutze ich bereits seit dem Jahre 1856, und doch sind dieselben noch jetzt ganz glänzend und vollkommen genau, sie wurden aber nur gelegentlich gebraucht. (Chemical News, vol. XXII p. 187; October 1870.) Verfahren zur Chlordarstellung, von Henry Deacon. In der Versammlung der British Association zu Liverpool theilte H. Deacon die Versuche mit, welche ihn auf ein Verfahren zur Darstellung von Chlor im Großen geleitet haben. Es liegt demselben die Idee zu Grunde, ein Gemisch von atmosphärischer Luft und Salzsäuregas, wie sich das letztere in den sogen. Sulfatöfen bildet, mittelst Durchleiten durch erhitzte Röhren in ein Gemisch von Wasserdampf und Chlorgas zu zerlegen. Diese einfachste Gestalt des Verfahrens ist längst bekannt, gibt aber nur eine sehr geringe Ausbeute an Chlor, wahrscheinlich weil die Temperatur, bei welcher Chlorwasserstoff durch den Sauerstoff zersetzt wird, sehr nahe der Temperatur liegt, bei welcher das Wasser wieder durch das Chlor zersetzt wird. Deacon's Erfindung besteht nun darin, die Röhren, in welchen die Bildung von Chlor geschehen soll, mit gröblichem Ziegelsteinpulver von „Pfefferkorngröße,“ welches vorher in einer gesättigten Lösung von Kupfervitriol gekocht und wieder getrocknet wurde, zu füllen. Durch die Einwirkung des Kupfersalzes wird unter sonst günstigen Umständen die Zersetzung der Salzsäure vollständig und zwar läßt sich mit einer kleinen Menge des Kupfersalzes eine beliebig große Menge Chlor gewinnen. Sehr wichtig zum Gelingen des Processes ist eine genaue Einhaltung der höheren Temperatur auf welche das Gasgemisch vorher erhitzt seyn muß, und derjenigen welche in den Zersetzungsröhren herrscht. Ist die Temperatur der letzteren 370 bis 400° C., so ist die Ausbeute am höchsten; bei 200° C. wird sie sehr klein und bei 440° C. saugt Kupferchlorid an, sich zu verflüchtigen. Wird Luft und Salzsäuregas im richtigen Mischungsverhältniß d. i. 5 Raumtheile Luft und 4 Thle. Chlorwasserstoff, mit nicht zu großer Geschwindigkeit und hinreichend erwärmt durch die Zersetzungsröhren von der genannten Temperatur geleitet, so wird alles Chlor der Salzsäure frei gewonnen. Bei nicht ganz richtigem Gang entweicht unzersetzte Salzsäure, die sich aber durch Waschen mit Wasser leicht entfernen läßt. Das mit Stickstoff gemischte Chlor liefert vorzüglichen Chlorkalk, wenn man der Gasmischung, so lange sie frisch ist, schon fast gesättigten Chlorkalk darbietet, während die schon benutzten Gase über das frische Kalkhydrat streichen, ehe sie in's Freie gehen. Die Erhitzung des Gemisches von Salzsäuregas und Luft geschieht bis jetzt in gußeisernen Röhren, welche nicht sehr angegriffen werden; doch läßt sich dieselbe vielleicht auch nach dem Princip der Erhitzung von Luft und Heizgas in den sogen. Regeneratoren ausführen, indem man zwei mit Ziegeln ausgefüllte Räume anwendet, von denen abwechselnd einer von der abziehenden Feuerluft erhitzt wird, während der andere erkaltend seine Wärme an das durchziehende Gemisch von Luft und Salzsäuregas abgibt. Der Zersetzungsapparat besteht in einer gußeisernen weiten Röhre, die von einem als Wärmereservoir dienenden Mantel aus Ziegelsteinen umgeben ist. Die zur Zersetzung nöthige Temperatur wird zum Theil mit geliefert durch die bei der Oxydation des Wasserstoffes frei werdende Wärme; von dieser, welche 34,462 Wärmeeinheiten beträgt, gehen 23,783 Einheiten als Verbindungswärme des Chlor und Wasserstoffes ab, so daß 10,679 Einheiten frei übrig bleiben. Die genau einzuhaltenden Temperaturen des Vorwärm- und des Zersetzungsapparates werden durch ein Pyrometer, – bestehend aus einem mit Hebelwerk versehenen Eisen- und Messingstab, wobei der letztere auf dem ersteren liegt, – controllirt und zwar mit Sicherheit bis ca. 540° C. Eine Unzuträglichkeit stellt sich in der Verflüchtigung von Eisenchlorid mit dem mit Luft gemischten Salzsäuregas heraus; hierdurch entsteht nämlich in den Röhren, aber glücklicherweise nicht auf dem mit Kupfervitriol getränkten Ziegelsteinpulver, ein Absatz von pulverigem Eisenoxyd, welcher sich jedoch durch passend angebrachte Reinigungsröhren ausfegen läßt. Bei Anwendung von Bleipfannen in den Sulfatöfen und der Regeneratoren zum Vorwärmen der Gase würde dieser Uebelstand beseitigt werden. Eine sichere Erklärung der Wirkung des Kupfersulfats, welches ganz unverändert bleibt, ist noch nicht gegeben; wahrscheinlich geht es vorübergehend in Kupferchlorid über, welches abwechselnd die Hälfte Chlor verliert und dann unter Mitwirkung des Sauerstoffes die Salzsäure zersetzt, um wieder Chlor aufzunehmen. Alle Kupfersalze verhalten sich ähnlich, auch Bleisalze, mit Ausnahme des Bleisulfats. – Die praktische Ausführung des Deacon'schen Verfahrens soll ein bedeutendes Hinderniß in der Höhe der Arbeitskosten finden. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 45.) Der Vortrag, welchen Deacon über sein Verfahren der Chlordarstellung in der British Association hielt, ist im Engineer, November 1870, S. 316 ausführlich mitgetheilt. Zur Analyse der Chromgrüne. Chromoxyd, selbst scharf geglühtes, setzt sich im fein gepulverten Zustande mit übermangansaurem Kali sehr leicht um nach dem Schema: Cr²O³ + KO, Mn²O⁷ = KO, 2 CrO³ + 2 MnO². Bei Bestimmung der Chromgrüne des Handels, z.B. Guignet's Grün, mittelst übermangansauren Kalis, ist die Umsetzung nach kurzem Kochen beendet und man hat, soferne andere der Farbe beigemengte Stoffe vorher mit Salzsäure oder Aetzkali entfernt worden sind, zuletzt das doppelt-chromsaure Kali ohne alle Beimengung, was die Analyse sehr erleichtert. Auf Grund derselben Reaction läßt sich Chromoxyd auch auf einfache Weise maaßanalytisch bestimmen. Man erhitzt zu dem Ende das ausgefällte oder – bei geglühten Substanzen – in feinster Pulverform zu verwendende Chromoxyd in einer Porzellanschale mit der nöthigen Menge Wasser zum Sieden und fügt aus der Bürette Normal-Chamäleonlösung zu, bis die über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit eben einen bleibenden rothen Farbenschein zeigt. Da indeß das gebildete saure chromsaure Kali wegen seiner rothgelben Farbe das deutliche Erkennen der Endreaction hindert, so decantirt man, nachdem etwa fünf Sechstel oder mehr der erforderlichen Chamäleonlösung zersetzt sind, die sich schnell klärende Flüssigkeit vorsichtig zum größten Theil, setzt viel heißes Wasser zu und gießt nach dem Absitzen nochmals ab. Nach dem Verdünnen mit Wasser wird zum Sieden erhitzt und austitrirt. In der nur schwach gelblichen Flüssigkeit läßt sich nunmehr ein durch überschüssiges Chamäleon bewirkter bleibender Ton nach Roth ziemlich leicht mit Schärfe erkennen. E. Bohlig in Eisenach. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Jahrg. 1870, S. 357.) Verfahren, Garn zu versilbern und zu vergolden; von Professor Dr. Artus in Jena. Um baumwollene, wollene oder seidene Garne zu versilbern, bringt man dieselben, nachdem sie auf die bekannte Weise entschlichtet und entfettet sind, zunächst 1 Stunde lang in ein Silberbad. Dieses Silberbad erhält man, indem man 1 Loth salpetersaures Silber in 1 Pfd. weichem Wasser, oder, in Ermangelung desselben, destillirtem Wasser auflöst, der entstandenen Lösung so viel Aetzammoniak hinzufügt, bis der anfangs entstandene Niederschlag wieder aufgelöst ist und die Flüssigkeit einen deutlich wahrnehmbaren ammoniakalischen Geruch angenommen hat, und die Lösung dann mit 8 bis 10 Pfd. Wasser verdünnt. Nachdem die Garne 1 Stunde lang in dem Silberbade verweilt haben, d.h. gehörig durchtränkt sind, werden sie herausgenommen und getrocknet, und dann in ein Gefäß gehängt, in welches man 1 1/2 Stunden lang einen (mittelst Zink und Schwefelsäure entwickelten und mit Wasser gewaschenen) Strom von Wasserstoffgas leitet, wodurch das Silber reducirt und als Metall auf die Faser niedergeschlagen wird. Man läßt das Garn dann durch Glättwalzen passiren, wodurch das fein zertheilte Silber einen schönen Metallglanz erhält. Die so versilberten Garne lassen sich auf galvanischem Wege schön vergolden. (Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1869 S. 489.) Schönes Ponceau auf Castorwolle färbt man (nach der Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 39) mittelst Tränkens mit folgender Composition und nachherigen Dämpfens in nassem Zustande. 2 Pfd. fein gemahlener Lacdye, 1   „ gemahlene Cochenille werden mit 15 Loth Doppeltchlorzinn und heißem Wasser zu einem Brei angerührt und warm gestellt. Nach einigen Stunden werden 16 Loth Zuckersäure zugegeben und das Ganze wird am besten durch Einhängen des Gefäßes in einen Kessel mit kochendem Wasser heiß gehalten. Nach einiger Zeit verdünnt man diese Composition (je nach Nuance) mit der 6–10fachen Menge Wasser, in welchem per Pfund 1 Loth Gummi gelöst ist, tränkt damit die zu färbenden Stoffe und bringt sie, naß wie sie sind, in einen Dampfkasten, in welchem sie kräftigen Wasserdämpfen 10 Minuten lang ausgesetzt werden. Der ganze Farbstoff ist gebunden und ein kurzes nachheriges Spülen entfernt Gummi und andere anhastende Substanzen. Es ist dieß eine Art Schnellfärberei. Waschbares Papier. Für waschbares Papier stellt C. H. Rost in Dresden nach der engl. Patentbeschreibung einen grauen Grund mittelst einer Masse her, die auf folgende Weise bereitet wird. 50 Theile feingepulverter Kalk werden mit 2 Thln. weicher Seife, die in 8 Thln. Terpenthinöl gekocht ist, zu einer weichen plastischen Masse unter gutem Umrühren zusammengemischt. Andererseits werden 25 Thle. Bleiweiß oder Zinkweiß in 12 Thle. Leinöl mit entsprechender Menge von Trockenmitteln eingerührt und 1/2 Thl. Elfenbeinschwarz zugesetzt. Beide Mischungen werden endlich innig zusammengemahlen und das Ganze soweit als nöthig mit Terpenthinöl verdünnt. (Deutsche Industriezeitung.) Ueber die Prüfung des zum Bier und zum Genusse überhaupt zu verwendenden Glycerins; von Emil Brescius in Frankfurt a. M. Im „Bierbrauer“ Daraus im polytechn. Journal Bd. CXCVI S. 487 (erstes Juniheft 1870.) Daselbst lese man S. 488 Zeile 24 von oben als specif. Gewicht des reinen Glycerins 1,17 (statt 1,7). ist auf die günstigen Erfolge eines Zusatzes von Glycerin zu gewissen Bieren oder Würzen aufmerksam gemacht worden. In der That ist die Wirkung des Glycerins in manchen Fällen überraschend und wird dasselbe auch schon seit längerer Zeit von verschiedenen Brauern benutzt. Es ist indessen beim Verbrauch von Glycerin zum Bier und zum Genuß im Allgemeinen unbedingt darauf zu sehen, daß dasselbe auch vollständig rein sey. Ein solch reines, zum Genusse taugliches Glycerin kann nur durch mehrfache Destillation gewonnen werden, bei welcher die in der Rohwaare enthaltenen, zum Theil schädlichen Stoffe allein vollständig zurückbleiben. Es sollte daher zum Genusse ausschließlich destillirtes Glycerin verwendet werden, um so mehr, als dasselbe nur wenig theurer ist als eine Waare die auf andere Weise, aber nicht vollständig gereinigt ist. Da man eine solche Waare im Aeußeren der destillirten ziemlich gleich darstellen kann, so wird sie auch den Consumenten, welche das Glycerin zumeist nur nach dem Aeußeren beurtheilen können, von verschiedenen Seiten angeboten und leider auch verbraucht. Eine große Anzahl von Brauern besitzt Kenntnisse genug und ist in der Lage, chemische Prüfungen anstellen zu können; ich gebe daher hier einige Reactionen an, aus denen man erkennen kann, ob ein Glycerin destillirt sey oder nicht. Reines, destillirtes Glycerin reagirt vollständig neutral, d.h. es röthet weder blaues, noch bläuet es rothes Lackmuspapier. Erhitzt man in einem Porzellanschälchen 10 bis 20 Tropfen Glycerin über einer Spiritusflamme, so kommt es zuerst in's Kochen, fängt nach einiger Zeit an zu brennen und brennt dann bis zu Ende fort mit Hinterlassung eines geringen schwarzen Anfluges von kohliger Substanz. Bei nicht destillirtem ist die Menge der letzteren immer bedeutender als bei destillirtem. Nimmt man diese Probe auf einem Platinblech oder besser in einem kleinen Platinschälchen vor, und erhitzt nach dem Verbrennen des Glycerins bis zum Glühen, so muß der kohlige Anflug verschwinden, ohne einen deutlichen weißen oder sonstigen Rückstand zu hinterlassen. Setzt man tropfenweise, unter sorgfältigem Abkühlen, zu reinem destillirten Glycerin nach und nach etwa das gleiche Volumen concentrirte englische Schwefelsäure, so tritt keine Bräunung ein, auch nicht nach mehreren Stunden. Nicht destillirtes Glycerin wird dabei, wenn auch manchmal nur sehr schwach, gebräunt. Beim Erwärmen mit starker Schwefelsäure wird jedes Glycerin gebräunt; da nun alles käufliche Glycerin, auch das reinste, stets mehr oder weniger Wasser enthält und concentrirte Schwefelsäure sich mit diesem stark erhitzt, so ist eben bei dieser Probe auf gute Abkühlung zu sehen und die Säure nur tropfenweise zuzusetzen. Reines, destillirtes Glycerin zeigt mit einigen Tropfen einer Lösung von oxalsaurem Ammoniak nicht die geringste Spur einer Trübung, auch nicht nach mehreren Stunden, sondern bleibt ganz hell. Nicht destillirtes gibt damit in der Regel gleich oder doch nach einiger Zeit, eine Trübung, wenn nicht gar einen Niederschlag. Mit etwas ganz reiner Salpetersäure und hierauf mit einigen Tropfen einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd versetzt, gibt reines Glycerin nicht die geringste, nicht destillirtes sogleich eine mehr oder weniger starke milchige Trübung. Bei destillirtem Glycerin kann eine solche aber kaum sichtbare Trübung nach Verlauf von etwa einer Viertelstunde hin und wieder auch eintreten, wenn die Gefäße in die es gefüllt worden, vorher mit gewöhnlichem oder nicht sehr sorgfältig mit destillirtem Wasser geschwenkt wurden. Die Trübung, welche aber, wie gesagt, erst nach einiger Zeit und nur sehr schwach bemerklich seyn darf, rührt dann von Wasser her und kann übersehen werden. Manchmal gibt in unreinem Glycerin Schwefelammonium eine schwarze Trübung und, wenn oxalsaures Ammoniak darin keine solche erzeugte, wird zuweilen durch klares Kalkwasser eine weiße Trübung verursacht; es ist daher das Glycerin auch mit diesen Reagentien zu prüfen. Es versteht sich von selbst, daß bei diesen Prüfungen die Gefäße in denen operirt wird, sorgfältig mit destillirtem Wasser gereinigt werden müssen, welches seinerseits zu probiren ist, ob es nicht schon an sich mit den genannten Reagentien Trübungen erleidet. Wer nun auch nicht alle diese Untersuchungen selbst vornehmen kann, sollte wenigstens das Verhalten gegen Lackmuspapier probiren und die Prüfung auf dem Platinblech ausführen. Vor allen Dingen ist aber darauf zu sehen, daß das Glycerin auch in größeren Mengen ganz ungefärbt und wasserhell sey und beim Reiben einiger Tropfen zwischen den Händen keinen Fettgeruch zeige, der in der Regel noch deutlicher hervortritt, wenn man einige Tropfen einer verdünnten Säure, z.B. Schwefelsäure zusetzt. Da das Glycerin nach der Destillation wieder concentrirt werden muß, so bekommt es dabei leicht einen entfernt an gebrannten Zucker, sogenannte Zuckercouleur erinnernden Geruch, der mit dem von Fett nicht zu verwechseln ist, von Glycerin selbst herrührt und nichts schadet. (Bierbrauer, neue Folge, Bd. I, Nr. 1.) Pepsinpräparate (Elixir de Pepsin digestif). Die französischen Specialitätenkrämer, wie Hottot, Boudault, Grimault und Comp., Mialhe importiren in Deutschland Pepsin-Elixire, weinartige Flüssigkeiten mit dem Namen Elixir de Pepsine, welche sie bei Mangel des Appetits, zur Beförderung der Verdauung, überhaupt bei Magenübeln, ferner gegen das Erbrechen der Damen, welche sich in gesegneten Umständen befinden, auch zur Kräftigung der Reconvalescenten etc. warm empfehlen. Man kann nicht sagen, daß diese Mittel nicht die angerühmten Heilwirkungen haben, doch haben wir durch Analyse und Versuch gefunden und constatirt, daß diese Pepsin-Elixire der oben genannten Fabrikanten von sehr geringer Wirkung sind, daß sie das Pepsin in ungenügender Menge oder in nicht tadellosem Zustande enthalten und daß sie wegen ihres hohen Preises (1/4 Pfd. 5 Francs oder 1 1/3 Thlr.) bei Licht betrachtet nichts mehr und weniger als mit Schwindel bezeichnet werden müssen. Diese Bezeichnung ist gegenüber der billigen und mehr als noch einmal so kräftigen, in Berlin bereiteten Schering'schen PepsinessenzPepsin-Essenz (Verdauungsflüssigkeit). Dargestellt nach dem Verfahren des Dr. Oscar Liebreich in der Apotheke von E. Schering in Berlin (12 Loth für 1/2 Thlr.). Ein bis zwei Eßlöffel voll mit einem halben Weinglas Wasser verdünnt nach der Mahlzeit zu nehmen. gewiß gerechtfertigt. Pepsin nennt man den Verdauungssaft, eine schleimige scharfe Flüssigkeit, welche die in der Wandung des Magens eingesenkten Labdrüsen absondern. Diese Flüssigkeit besorgt die Verdauung zunächst. Wird sie nicht in genügendem Maaße vom Magen abgesondert, so tritt Appetitlosigkeit ein, wird sie in genügender Menge erzeugt, ohne daß dem Magen zu ihrem Verbrauch genügende Nahrung zugeführt ist, so erzeugt sie den Schmerz welchen wir Hunger nennen. Führt man dem Magen mehr Nahrung zu, als der abgesonderte Verdauungssaft zu überwinden vermag, so ergibt sich das Gefühl des Vollseyns oder Magendrückens, und ist die Nahrung zugleich etwas schwer verdaulich, so entsteht eine Verdauungsstörung, eine Indigestion. Eine Indigestion macht sich durch eine Menge Leiden fühlbar, wie Appetitlosigkeit, Drücken in der Magengrube, Aufstoßen, Magensäure, Sodbrennen, Uebelkeit, Erbrechen, Aufgetriebenseyn der Magengegend, Magenkatarrh, Magenkrampf, Kopfweh, Gliederschwäche, Hinfälligkeit, Ohnmachten, Durchfall etc. Alle diese Leiden werden meist auch mit Beseitigung ihrer Ursache, der Indigestion, gehoben. Bisher pflegte der Arzt bei den heftigeren Indigestionen zu den unangenehmen Brechmitteln zu greifen, welche manchen Magen digestionsunfähiger machen, als er vorher war. Heute greift man zum Pepsin und das Uebel wird dadurch meist schneller und unmerklicher gehoben, als dieß je ein Brechmittel vermag. Mit Recht kann man die Entdeckung, mit Pepsin eine künstliche Verdauung zu bewerkstelligen, für eine der segenreichsten betrachten. Es ist das Pepsin nicht nur nicht ein Medicament, es ist ein Stoff den der gesunde Magen erzeugt und welcher der Natur des Menschen nicht feindlich ist. Durch den Gebrauch des Pepsins wird der Thätigkeit des Magens nur unter die Arme gegriffen. Das Pepsin schadet daher auch nicht, wenn man davon mehr als nöthig dem Magen zuführt. Daß der Magen sich nicht selbst verdaut, verhindert die weise Natur, denn sie überzog die innere Magenwand zugleich mit einer Schleimhaut, deren Absonderungen die Einwirkung des Pepsins auf den Magen aufheben. Das Pepsin finden wir in jedem Thiermagen, und es kann daraus ausgepreßt und gesammelt werden. Man verbraucht dazu den Magen der Schweine, den Laabmagen der Rinder, der Schafe. Gewöhnlich scheidet man das Pepsin aus dem Verdauungssafte auf chemischem Wege ab, wodurch es aber wesentliche Veränderungen erleidet, welche seine Wirkung sehr abschwächen. Diese Procedur der Pepsinabscheidung scheinen auch die französischen Pepsin-Elixirfabrikanten zu befolgen, denn sonst würden die Präparate derselben sich wirksamer zeigen. Der Apotheker Schering befolgt dagegen ein mehr physikalisches Abscheidungsverfahren, bei welchem das Pepsin gar keine Veränderung erleidet (wie bereits im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 384 berichtet wurde), seine Pepsin-Essenz ist daher auch ausnehmend kräftig wirkend. Wir haben alle bekannten französischen Pepsin-Elixire auch neben der chemischen Untersuchung auf ihre Wirkung geprüft und sie nie in letzterer Beziehung der Schering'schen Pepsin-Essenz nur einigermaaßen annähernd befunden. Mit dem Vorstehenden glauben wir eine Pflicht zu erfüllen, indem wir erstens auf ein herrliches Hausmittel hinweisen, zweitens, indem wir die Leser warnen, für theures Geld ein französisches Präparat zu kaufen, das wir in Deutschland sehr billig und von außerordentlicher Güte erlangen können. Es dürfte die Pepsin-Essenz auch von vielen Apothekern untadelhaft bereitet werden; im anderen Falle findet sich wohl jeder Apotheker bereit, die Schering'sche Pepsin-Essenz zu beschaffen, wenn sie gefordert wird. (Industrie-Blätter, 1870, Nr. 33.) Ueber die Lebensfähigkeit des Kuhpockengiftes; von Melsens. Ohne auf die verschiedenen Ansichten welche über die Natur des Kuhpockengiftes aufgestellt wurden, näher eingehen zu wollen, stellte ich mir die Frage, ob dasselbe nicht als ein Ferment betrachtet werden kann, welches unter geeigneten Umständen fähig ist, sich nach Art des Alkoholfermentes wieder zu erzeugen oder sich gewissen löslichen Fermenten, wie dem activen Bestandtheile des Malzes oder dem löslichen Theile der Bierhefe, zu assimiliren. Wenn dieß wirklich der Fall ist, so müßte das Kuhpockengift durch die Körper welche die Lebensfähigkeit des Alkoholfermentes zerstören, ebenfalls getödtet oder unwirksam gemacht werden; dasselbe würde durch gewisse physische Wirkungen, z.B. der Feuchtigkeit oder einer etwas hohen Temperatur erfolgen müssen. Im entgegengesetzten Falle wird dieses Gift unter den Umständen welche ich für das Alkoholferment angegeben habe,Polytechn. Journal Bd. CXCVII S. 535 (zweites Septemberheft 1870). sehr niedrigen Temperaturen widerstehen müssen. Bei einem ersten über diesen Gegenstand angestellten Versuche erhielt ich folgendes Resultat: Am 14. Juni 1870 wurde im Hospitale Saint-Pierre zu Brüssel Kuhpockenlymphe von jennerischem Ursprunge (von einem Geimpften genommen) gesammelt und mir am 18. desselben Monates in vier mit Siegellack verschlossenen Capillarröhrchen übergeben. Ich steckte dieselben in ein verhältnißmäßig enges, höchst dünnwandiges Glasrohr, verschloß dasselbe vor der Lampe, und brachte es in die Mitte eines weiten dünnwandigen Glasrohres, welches ich vor der Einwirkung der äußeren Temperatur durch Umwickeln mit Leinwand gut verwahrte. Das weite Rohr wurde nun mit fester Kohlensäure gefüllt; dann wurden nach und nach abgekühlter Aether und feste Kohlensäure in frischen Portionen zugesetzt, so daß das die Lymphe enthaltende Röhrchen mitten in dem (aus fester Kohlensäure und Aether bestehenden) Teige beiläufig anderthalb Stunden lang der Einwirkung einer Kälte von 78° C. unter Null ausgesetzt blieb. Dr. Jacobs, Arzt an der Brüsseler Veterinärschule, verbrauchte am 20. Juni d. J. drei dieser Röhren und schrieb mir am 28. Juni über diesen Gegenstand Folgendes: „Zwei dieser Röhren benutzte ich zum Impfen eines sieben Monate alten Kindes; fünf Stiche gaben am 27. d. M. fünf schöne Pusteln, welche den Charakter des guten Kuhpockenstoffes in auffallendem Grade zeigten. Eines von den Röhrchen wurde an demselben Tage zum Impfen eines dreizehn Monate alten Kindes verwendet; vier Stiche gaben am 27. drei schöne Pusteln, welche denselben Charakter zeigten, wie die bei dem ersten Kinde entstandenen.“ Ich setze diese Untersuchungen fort, um zu sehen ob sich nicht neue Annäherungen herausstellen werden zwischen dem Kuhpockengifte und gewissen Fermenten, die sich außerhalb des lebenden Organismus zu reproduciren vermögen, mit einem Worte, ob dieses Gift ausgesäet werden und in Laboratoriumgefäßen sich vervielfältigen kann. Einige Versuche berechtigen mich zu dieser Hoffnung. Schlußfolgerung. – Sehen wir von jeder Betrachtung über die Natur des Pockengiftes ab, so ist es also bewiesen, daß die Lebensfähigkeit, die specielle Wirkung des Kuhpockengiftes durch eine Kälte von ungefähr 0° C. unter Null nicht zerstört wird. Bei demselben Temperaturgrade behält, wie ich nachgewiesen habe, das Alkoholferment seine Lebensfähigkeit. (Comptes rendus, t. LXXI p. 73; Juli 1870.) Jacobsen's Fleischextract-Brod. Unter dem Namen „Fleischextract-Brod“ oder „deutscher Fleischzwieback“ bereitet Dr. E. Jacobsen in Berlin (Invalidenstraße, 66 D) neuerdings ein haltbares Weizengebäck mit Liebig'schein Fleischextract zur schnellen Herstellung einer kräftigen, nahrhaften Fleisch-Brodsuppe. 1 Pfund dieses Fleischextract-Brodes entspricht 4 Pfund Rindfleisch. Es wird in 10theiligen Tafeln zu 1/4 Pfund geliefert, deren jede also 1 Pfund Fleisch entspricht und 5 große Teller, resp. 10 mittelgroße Tassen Suppe gibt. Bei der Verwendung zerstößt oder zerklopft man die nöthige Menge Fleischextract-Brod, übergießt sie mit kochendem Wasser und gibt etwas Salz dazu. Brüht man Suppenkräuter (Petersilie, Sellerie u.s.w.) mit dem kochenden Wasser, welches man zur Bereitung der Suppe aus Fleischextract-Brod verwendet, so erhält letztere Geschmack und Aroma frischer Fleischbrühe. Der Fleischzwieback läßt sich auch roh, sowie in Wein eingebrockt genießen und wird die leicht zu beherbergende Tafel namentlich dem Soldaten im Felde sehr willkommen seyn. Besonders dürfte auch die Nachsendung dieses Fleischzwiebacks an die Feldlazarethe, sowie die Mitgabe desselben an die Nothhelfer auf dem Schlachtfelde zu empfehlen seyn, da derselbe im kleinsten Raum den größten Nährwerth repräsentirt und die Bereitung einer Suppe aus Fleischextract allein immer noch andere Zuthaten verlangt, die vielleicht im Augenblick schwierig herbeizuschaffen sind. Der Fleischzwieback hält sich sehr gut, schimmelt nicht und wird trotz des Fettgehaltes nicht ranzig; er ist mit Gelatine überzogen, welche die Poren des porösen, leicht Sauerstoff aufsaugenden Gebäckes verschließt. In England und ebenso in Rußland ist Fleischextract-Bisquit bei den Armeen eingeführt, in Deutschland ist dieß bis jetzt leider noch nicht der Fall; doch liegen uns bereits sehr anerkennende Urtheile über dieses Brod seitens deutscher im Feld stehender Militärs vor, denen dasselbe auf Privatwege zugegangen war. Dr. Jacobsen liefert das Fleischextract-Brod bei Abnahme von 10 Pfund pro Pfund zu 20 Sgr. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 41.) Brod aus Malzoberteig. Der Oberteig besteht aus 6–7 Proc. geronnenem Eiweiß, 4–8 Proc. unverändertem Stärkemehl und 82–88 Proc. Bierwürze. Es liegt auf der Hand, daß der reichliche Gehalt an Eiweiß den Oberteig zu einem vortrefflichen Futtermittel als „Blutbildner“ stempelt. So liefert er denn auch ein sehr nahrhaftes Brod. Nach Essig's Angaben kann man ein Drittel, die Hälfte, ja selbst zwei Drittel des sonst erforderlichen Mehles durch Oberteig ersetzen. Dabei wurde folgendermaßen verfahren: Die Masse wurde etwas gesalzen und mit mehr Hefe versetzt als zum gewöhnlichen Brod; der Teig wurde möglichst reif gemacht, flüssiger als gewöhnlicher Teig, und fleißiger bearbeitet. Zum Backen war ein nicht zu heißer, wohl aber nachhaltig warmer Ofen nothwendig; in einem zu heißen Ofen trennt sich die Rinde vom Brod, in einem zu kalten Ofen aber wird das Brod dicht und speckig. Neu gebacken ist das Brod nicht so gut, da es etwas klebrig und feucht ist; je älter, desto besser ist es; man kann es 14 Tage und länger aufbewahren. Ueber 4 Pfund schwere Laibe sind zu schwierig auszubacken. 18 Pfund Hausbrodmehl, 21 Pfund Oberteig, 3 1/4 Pfund Hefe und 14 Loth Salz lieferten 36 Pfund Brod. Von dieser Vorschrift unterscheidet sich nun mein Verfahren wesentlich dadurch, daß ein ziemlich bedeutendes Quantum Feldbohnenmehl zugesetzt wird. (Bekanntlich wird das gewöhnliche Brod bei zugesetztem Bohnenmehl trockener. Im vorliegenden Fall soll dadurch erzielt werden, daß das frische Oberteigbrod nicht „klebrig und feucht“ ist, wie bei Essig's Verfahren.) Auf 50 Pfund Roggenmehl wurden verwendet 30 Pfund Oberteig, 20 Pfund Bohnenmehl, 5 Pfund Sauerteig und 2 Loth doppelt-kohlensaures Natron. Letzteres zieht einen Theil der im Sauerteig enthaltenen Säure an sich, während die Kohlensäure des Salzes frei wird, sich im Teig vertheilt und das Brod beim Backen auflockert. Das Mehl muß so trocken wie nur möglich gemacht werden, bevor Malzteig, Sauerteig und doppelt-kohlensaures Natron zugesetzt werden. Die Masse bedarf eine reichliche Menge Salz, läßt sich leicht behandeln und geht gut auf. Der Ofen darf nicht so heiß seyn wie zu anderem Brod. Die Laibe werden am besten eingeschoben, nachdem gewöhnliches Brod gebacken worden ist. Das erlangte Brod trocknet nicht so schnell aus, ist nicht so kurz, hat nicht den mindesten Beigeschmack und hält sich länger als jedes andere Brod. J. T. (Zeitschrift für Land- und Forstwirthschaft von Haurand.) Vorschriften zum Wasserdichtmachen von Wollenstoffen. Um verschiedene Wollenstoffe wasserdicht zu machen, gibt „das deutsche Wollengewerbe“ folgende, dem Moniteur des fils entlehnte Vorschriften. 1) Man läßt 1/4 Pfund weiße Marseiller Seife in 12 Litern Wasser kochen, und löst andererseits 165 Gramme Alaun in 12 Litern Wasser. Beide Lösungen erhitzt man auf etwa 72° R., läßt den Stoff einigemal durch das Seifenbad gehen, zieht ihn dann durch die Alaunlösung und trocknet ihn an der Luft. 2) Um Tuch und andere Wollenstoffe für Wasser undurchdringlich zu machen, kann man sich folgender Mischung bedienen: 150 Gramme Borax, 1000 Gramme Fischleim, 30 Grm. Sago, 20 Gramme Salep, 150 Gramme Stearin und 10 Liter Wasser. 3) Ein Recept für denselben Zweck ist auch folgendes: Man löst 150 Gramme Alaun in 3 Liter Wasser von 66° R. und andererseits 645 Gramme Bleizucker in 1 1/2 Liter Wasser von 53° R. Beide Lösungen schüttet man in einander, läßt den Niederschlag, der sich bildet, sich niedersetzen und gießt vorsichtig die klare Flüssigkeit ab. In diese Flüssigkeit wird der wasserdicht zu machende Stoff 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur eingelegt und dann getrocknet. Er behält dann keinerlei Geruch und bewahrt vollkommen seine ursprüngliche Weichheit. Von bedeutend besserem Erfolge ist es, das zu behandelnde Tuch erst durch eine Rollenkufe zu passiren, in welcher eine Bleizuckerlösung enthalten ist, mit Quetschwalzen abzuquetschen und in eine andere Kufe abzuführen, in welcher sich eine Lösung von schwefelsaurer Thonerde befindet, dann von Neuem abzuquetschen und trocknen zu lassen. Man wischt dann und klopft das Tuch so lange, bis auf seiner Oberfläche nichts mehr von dem gebildeten weißen Niederschlage sichtbar ist. In den Poren des Stoffes befindet sich dann schwefelsaures Bleioxyd' in ganz feiner Vertheilung, welches den Durchgang des Wassers, nicht aber den der Luft verhindert. 4) Imprägnation mit Kautschuk. Man mischt 30 Gramme Thonerde mit 100 Grm. einer concentrirten Kautschuklösung in Terpenthinöl tüchtig zusammen und streicht die Mischung auf das auf einem Tische ausgebreitete Tuch, worauf man trocknen läßt. Je nach der Anzahl der einzelnen Anstriche variirt auch die Dicke des Kautschuküberzuges. Wenn die nicht mit Kautschuk versehene Seite irgendwie verändert ist, so reinigt man sie mit Alkohol. 5) Undurchdringlicher Doppelstoff. Die Haupteigenthümlichkeit dieses Stoffes ist seine Zusammenfügung aus zwei Geweben, die, ohne für Luft undurchlässig zu werden, mit Hülfe einer der schon beschriebenen Mischungen oder auch mittelst folgenden Präparates wasserdicht gemacht worden sind: 9 Liter Wasser, 625 Gramme Alaunpulver und 500 Gramme Bleiweiß. Nachdem die Stoffe dieser Mischung aufeinander gewirkt haben, wird die klare Flüssigkeit oben abgegossen und der Stoff in dieselbe getaucht, so daß er sich mit ihr sättigt. Die Stoffe werden dann in ein gewöhnliches Seifenbad gebracht, nachher mit reinem Wasser ausgewaschen und getrocknet. Man schreitet nun zum Auftragen des Kautschuks, was so erfolgt, daß man die Kautschuklösung in schrägen Streifen auf das Tuch streicht und auf dem darauf zu legenden Tuche ähnliche Streifen hervorbringt, welche aber, wenn die beiden Tuchstücke auf einander gelegt werden, die Streifen des ersten Tuches rechtwinkelig durchschneiden. Auf diese Weise entstehen kleine Carré's, welche bei der Transpiration Wasser und Luft frei eindringen lassen, ohne daß Feuchtigkeit oder Regen durch den doppelt gelegten Zeug zu dringen vermögen. Verfälschung der schwarzen Seife. Die schwarze Seife enthält sehr häufig 20–25 Proc. Stärkemehl, welche man beim bloßen Ansehen der Waare nicht entdecken kann. Das Stärkemehl kostet indessen bedeutend weniger als die reine schwarze Seife. Zur Erkennung der Gegenwart von Stärke braucht man nur eine kleine Quantität so groß wie der Kopf einer Stecknadel zwischen zwei Deckgläschen eines Mikroskopes zu bringen und durch dieses zu betrachten. Man entdeckt dann leicht viele Hunderte von aufgequollenen Stärkemehlkörnchen in der Masse. Wenn man die Menge von Stärkemehl bestimmen will, welche in der Seife enthalten ist, so nimmt man eine bestimmte Quantität davon und löst dieselbe in kaltem 85grädigem Alkohol auf. Die Seife löst sich darin vollständig, während das Stärkemehl zurückbleibt und nach dem Trocknen eine pulverförmige Masse von grauer Farbe bildet, die, wenn man sie in Wasser vertheilt, sich mit Jod blau färbt. Man kann die gepulverte Masse wägen und darnach die Größe der Verfälschung ohne Schwierigkeit bestimmen. Die Fälle, in welchen die schwarze Seife durch Stärke verfälscht wird, sind in der That durchaus nicht selten, und es verlohnt sich sehr wohl, ab und zu eine Prüfung der Seife vorzunehmen. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 29.)