Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 153
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Miscellen. Miscellen. Airy's Untersuchungen über die Wasserschraube (archimedische Wasserschnecke). Ueber die beste Form der zum Heben von Wasser verwendeten Wasserschraube und den Einfluß welchen die Neigung ihrer Achse gegen den Horizont auf die Leistung ausübt, hat W. Airy in London neuerdings Versuche angestellt. Die geringe Beachtung welche diesem Apparat im Allgemeinen zu Theil wird, schreibt Airy Hauptsachlich der Schwierigkeit zu, welche die Herstellung der gewöhnlich angewendeten rechtwinkeligen Schraubenflächen (deren Erzeugungslinie senkrecht gegen die Achse steht) bietet. Diese Schwierigkeit vermeidet er dadurch, daß er ein ringförmiges Blech um die Schraubenspindel derart wickelt, daß der eine Rand desselben in einem flachen schraubenförmigen Einschnitt der Spindel festgehalten wird. Die Blechfläche steht dabei gegen die Schraubenachse um einen bestimmten Winkel geneigt, der nur von der Neigung des schraubenförmigen Einschnittes abhängt. Derartige Schraubenflächen lassen sich aus einem einzigen flachen Blechstück herstellen, welches nur ringförmig geschnitten zu werden braucht, während die rechtwinkeligen Schraubenflächen aus einer großen Zahl kleiner Stücke zusammengesetzt werden müssen; bei den Versuchen ergaben auch die ersteren bessere Resultate als die letzteren. Eine erste Reihe von Versuchen führte Airy mit Modellen aus, welche nur einfaches Schraubengewinde, aber von verschiedener Steigung hatten. Dabei zeigte sich sofort, daß jede Wasserschraube so vielfaches Gewinde haben müsse, als aus praktischen Rücksichten thunlich. Diese Grenze wurde dahin festgesetzt, daß bei einer großen Schraube die Zellen einen Querschnitt von mindestens 18 Zoll im Quadrat haben müssen, und darnach wurde die Zahl der Schraubenwindungen an den für die zweite Versuchsreihe bestimmten Modellen regulirt. Zu diesen Versuchen wurden 6 Modelle von resp. 20°, 30°, 40°, 50°, 60° und 74° Schraubensteigung angewendet, bei denen die Zahl der Gewinde von eins bis vier schwankte. Es stellte sich hierbei heraus, daß der Apparat zur Erzielung der besten Wirkung um so flacher gelegt werden muß, je steiler die Schraube ist, und daß Apparate mit steiler Schraube bei ihrem günstigsten Neigungswinkel weit mehr Wasser pro Umdrehung liefern, als solche mit weniger steiler Schraube bei ihrem günstigsten Neigungswinkel. Am günstigsten arbeitete, wenn die berechnete Reibung des Wassers im Inneren und die Zapfenreibung in Rücksicht gezogen wurde, der Apparat mit 30° Schraubensteigung, doch stand ihm der mit 40° Steigung nur sehr wenig nach. Die günstigste Neigung gegen den Horizont war für diese beiden Apparate resp. 25° und 30°. Im günstigsten Fall betrug der Nutzeffect 88 Proc. und Airy verlangt, daß eine gut construirte Wasserschraube nicht unter 85 Proc. Nutzeffect bleibe. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 13.) Presse für die diffundirten Rübenschnitte. Die braunschweigische Maschinenbau-Anstalt (vormals Fr. Seele und Comp.) in Braunschweig liefert hydraulische Pressen zur Entwässerung der bereits diffundirten Rübenschnitte, welche, wie wir aus eigener Anschauung berichten können, vollkommen entsprechend arbeiten. Der Stempeldurchmesser ist 10 Zoll rheinisch, der Preßtopf hat 30 Zoll Durchmesser. In der Regel arbeiten selbe mit 100 Atmosphären, das Sicherheitsventil ist für 150 Atmosphären belastet und die Pressen derart stark construirt, daß der Druck noch gesteigert werden kann. Die Leistungsfähigkeit richtet sich nach der zu erzielenden Trockenheit des Futters. Unter 500 Ctr. per Tag und Presse verarbeitet keine Fabrik, wohl aber oft 600 und 700 Ctr. Der Preis einer Presse ab Fabrik ist 750 Thaler, 40 Stück Preßbleche dazu à 2 1/2 Thlr. 100 Thlr. Ein Pumpwerk zu einer Presse 300 Thlr. Ein Pumpwerk zu zwei Pressen 400 Thlr. Ein Pumpwerk zu drei Pressen 500 Thlr. Das Pumpwerk macht 80–100 Hube per Minute. C. L. (Technische Blätter, 1871, erstes Heft S. 58.) Ueber die Wärme-Capacitäten der Gase. In dem bezüglichen Artikel von Professor Gustav Schmidt im vorhergehenden Heft dieses Journals Seite 19 hat sich ein sinnstörender Fehler eingeschlichen. Seite 20 Zeile 9 von unten steht: C = 1,55 und B = 0,0043924 statt C = 1,55 B = 0,0043924 Der größeren Vollständigkeit halber fügen wir bei, daß nach der angeführten Abhandlung Schmidt's, die absolute Temperatur T = 274,6 + t, ferner für atmosphärische Luft: B = 0,00283383, x = 1,41362, c = 0,16767. xc = 0,23702. (x – 1) C = 0,001817 sey, somit die Zustandsgleichung der Luft lautet: p v = 0,00283383 (274,6 + t – 1,55/v0,41362) wenn p in Atmosphären und v in Kubikmetern ausgedrückt wird. Dabei ist die Wärmecapacität bei constantem Druck: Textabbildung Bd. 200, S. 154 Neue, in England ertheilte Patente auf Stahlfabrication und Bereitung von Eisenmangan (Spiegeleisen). 1) J. F. Parker und E. Sutherland in Birmingham, Patent auf Schmelzen von Eisen und Stahl.“ Datirt 19. Juli 1870. In den Schmelzraum, Hoh- oder Flammofen, wird Luft, welche durch auf 100° C. erhitztes Petroleum oder ähnliches Oel passirt ist, eingeführt. Bevor solche Luft dann in den Schornstein gelangt, wird sie durch eine Kammer geleitet, in welcher Chlorkalk innig gemengt mit einem Achtel seines Volums feingepulverter Kohle sich befindet. 2) J. Mason und A. Parkes in Birmingham, Patent auf Stahlfabrication.“ Datirt 21. Juli 1870. Die verbesserte Methode besteht im Zusammenschmelzen von Schmiedeeisen mit Kohle und einem Chloride, sey es das eines Alkalis, oder einer alkalischen Erde, oder eines Metalles. Der Mischung wird noch vor dem Schmelzen etwas Spiegeleisen zugesetzt. Die Patentträger wenden vorzugsweise Kochsalz und Manganchlorid an. 3) J. E. Sherman, zu Buchefort in den Vereinigten Staaten, Patent auf Reinigung von Eisen und Stahl.“ Datirt 25. Juli 1870. Das der Reinigung zu unterwerfende Roheisen oder der Stahl wird umgeschmolzen und der geschmolzenen Masse wird Jod oder eine Jod enthaltende Verbindung (Jodkalium etc.) zugesetzt. Anmerkung. Dieser Proceß ist zur Zeit Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. In einigen der großen Eisenwerke Birmingham's, Sheffield's und anderer Orte werden gegenwärtig Experimente mit demselben angestellt. Bis jetzt lauten die fachmännischen Urtheile noch widersprechend. Zweck des Verfahrens ist, allen im Metalle enthaltenen Schwefel und Phosphor mit dem Jod zu verbinden, welche Verbindung sich verflüchtigt und das Eisen so schwefel- und phosphorfrei macht. 4) J. G. Willans in London, Patent auf Bereitung von Eisenmangan.“ Datirt 29. Juli 1870. Gußeisen, besonders ein an Kohlenstoff reiches, wird in einen fein vertheilten Zustand gebracht, mit Theer oder Oel vermengt, oder mit irgend einem flüssigen oder schmierigen Kohlenwasserstoff, der die Eisentheilchen überzieht. Das so präparirte Eisen wird mit pulverförmigem Manganoxyd, dem etwas mehr Kohlenstaub als für die Reduction des Oxydes nöthig ist, zugesetzt worden, vermischt, und die wohl durcheinander geschüttelte Masse wird nun in Schmelztiegel oder in Flammöfen gebracht. Statt des Manganoxydes können auch andere durch Kohle reducirbare Manganverbindungen, wie etwa das kohlensaure Salz, angewendet werden. Für Gußeisen kann auch Schmiedeeisen substituirt werden, nur ist in diesem Falle mehr Kohle zuzumengen. Der Erfinder erwähnt in der Specification noch einiger Vorrichtungen, um den Luftzutritt zu reguliren, und um die Oefen mit Kohlenstaub (statt mit Kohlenstücken oder Kohks) zu heizen. 5) J. Brown in Sheffield, Patent auf Stahlfabrication.“ Datirt 3. August 1870. Der Titel dieses Patentes sollte rechtlich „Bereitung von Eisenmangan“ seyn, denn dieß ist es, was die Beschreibung angibt. Der Erfinder schmilzt Eisen, Manganoxyd und Kohle zusammen, in der Weise daß im Ofen das Manganoxyd zu unterst, das Eisen oben, und die Kohle zwischen beiden liegt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 5.) Ueber Zucker-Polarimeter und optische Zuckerbestimmung. In den im December 1869 und im Februar 1870 abgehaltenen Versammlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen sprach Hr. Professor Dr. Weber über die Einrichtung der Zucker-Polarimeter. In dem ersten Vortrage hob er zunächst hervor, daß die Ausführung des Gesetzes vom Juni 1869, betreffend die Besteuerung des Zuckers, die Anwendung von Hülfsmitteln nothwendig mache, durch welche der Zuckergehalt sowohl von Rohzuckern als auch von raffinirten Producten verhältnißmäßig scharf festgestellt werden könne. Von den bisher angewendeten Mitteln sey die Polarisation erfahrungsmäßig das sicherste, indem es sich dabei nicht um äußere Kennzeichen (Farbe) handle, sondern um Merkmale welche für den Zucker bekanntlich sehr charakteristisch seyen, und deren Abänderung, ohne daß die Natur der Substanz durchgreifend modificirt werde, nicht möglich sey. Er erläuterte sodann das dem einfachsten Apparate dieser Gattung zu Grunde liegende Princip, erörterte den Mitscherlich'schen Polarisationsapparat und führte an, daß derselbe wegen Mangels an Schärfe der Angabe für den vorliegenden Zweck nicht genüge, besprach darauf das Instrument von Wild und zeigte dessen Handhabung, führte ein derartiges Instrument vor, machte auf die Schwierigkeiten der Einstellung desselben, namentlich wenn sich Zuckerlösung darin befindet, aufmerksam, und theilte mit, daß diese Instrumente in ungleich geringerem Maaße als die Soleil'schen Eingang gefunden haben, was seinen Grund in dem erwähnten Umstande habe. Das zuverlässigste und verbreitetste Instrument, welches auch zur Zeit für die Zwecke der Zollabfertigung angewendet werde, sey das Soleil'sche. Es beruhe in der Compensation der Polarisationswirkung des Zuckers durch eine Quarzschicht von veränderlicher Dicke, welche durch zwei Quarzkeile hergestellt werde. Diese verhältnißmäßig complicirte, höchst sinnreiche Verbindung von optischen Hülfsmitteln sey in den Lehrbüchern vielfach beschrieben; es wurden nur die wesentlichsten Theile hervorgehoben, und die Handgriffe, welche bei der Untersuchung der Zucker auszuführen sind, erläutert. Der Vortragende führte an, daß derartige Instrumente nicht den gleichen Grad von Empfindlichkeit hätten, daß bei Verschiebung der Scala die Variation der Farben der darin befindlichen Quarzdoppelplatte eine mehr oder weniger erhebliche sey, und daß er viele Instrumente unter den Händen gehabt habe, welche den Bedingungen nicht genügt hätten. Es habe sich herausgestellt, daß die Dicke der gedachten Platte auf diese Erscheinung von höchstem Einfluß sey, und daß zur Zeit von der Firma Schmidt und Hänsch in Berlin Apparate geliefert würden, welche der Art farbenreich und namentlich empfindlich wären, daß die jetzigen Apparate vor vielen früher gelieferten erhebliche Vorzüge hätten. Der Vortragende machte auch auf eine von Dr. Zenker angegebene Einstellvorrichtung aufmerksam, welche Personen, denen die Unterscheidung feiner Farbennüancen Schwierigkeit darbietet, willkommen seyn werde, indem dieselbe die Beurtheilung von Farben bei der Einstellung des Instrumentes überhaupt ausschließe. Für einen die Farbentöne leicht unterscheidenden Beobachter biete diese Vorrichtung eine größere Genauigkeit bei der Ablesung nicht dar. In dem zweiten Vortrage wies Hr. Prof. Weber wiederholt auf die Einführung der Zucker-Polarimeter für steuerdienstliche Zwecke als auf eine bemerkenswerthe Erweiterung der für diese Zwecke dienenden Hülfsmittel hin. Die Soleil'schen Polarimeter betreffend, bemerkte er daß deren Empfindlichkeit wesentlich durch eine gewisse Stärke der Quarzdoppelplatte bedingt werde. Sehr empfindlich seyen die Instrumente in welchen die Doppelscheibe bei der Einstellung auf 0 einen blaß gelblichen Farbenton zeige; es genüge eine geringe Verschiebung der Scala, um auf beiden Scheibenhälften die Töne Grün und Roth hervorzurufen. Die für die Zwecke der Zollabfertigung dienenden Instrumente müßten möglichst exact und übereinstimmend seyn. Die Feststellung des 100-Punktes der Scala sey bei allen Instrumenten dieser Gattung das wesentlichste Moment. Der Vortragende beschrieb eingehend die für diesen Zweck benutzten Hülfsmittel und die hierbei in Betracht kommenden Cautelen. Die Handhabung der Instrumente erfordere die Unterscheidung feiner Farbennüancen der beiden Hälften der erleuchteten Doppelplatte. Versuche, auch Personen von geringem Farben-Unterscheidungsvermögen zum Gebrauche des Instrumentes zu befähigen, seyen von dem Vortragenden in Gemeinschaft mit dem Optiker Schmidt (Firma Schmidt und Hänsch in Berlin) angestellt worden. Es wurden zwischen die Lichtquelle und den Apparat möglichst einfarbige Glasplatten geschoben; auch wurde der Apparat mit einer durch Salz gelb gefärbten Flamme beleuchtet. In solchen Fällen habe man bei der Einstellung nicht sowohl auf Farbenunterschiede, als aus Differenzen in der Helligkeit der Scheibenhälften zu achten. Das Ergebniß sey gewesen, daß auch mit diesen Hülfsmitteln der Apparat eingestellt werden könne, daß aber die Angaben desselben nicht so exact als bei der gewöhnlichen Beleuchtung seyen, daß nach den bisherigen Beobachtungen in der Benutzung dieser Mittel keine Verbesserung bezüglich größerer Genauigkeit liege, und daß die Anwendung der Natrongasflamme eine nicht unerhebliche Complication für den gewöhnlichen Gebrauch sey. Der Vortragende werde gemeinschaftlich mit Hrn. Schmidt diese Untersuchung fortsetzen. Bezüglich der Verfahren der Abwägung und Lösung der Zuckerprobe hob der Vortragende die Vorzüge der Methode des im Zuckerfache erfahrenen und bewährten Chemikers Dr. Hugo Schultz in Magdeburg bevor, welche darin bestehe, daß der Zucker auf dünnem Blech abgewogen und im trockenen Zustande vermittelst eines Metalltrichters in das Maaßkölbchen gebracht werde. In der im Mai 1870 abgehaltenen Versammlung des genannten Vereines hielt Hr. Dr. Scheibler einen Vortrag über Zuckerbestimmung mittelst des Soleil'schen Polarimeters. In demselben führte er an, daß zwei derartige Instrumente nicht ein gleiches Resultat ergeben, indem dieselben in Angaben, welche zwischen dem 0- und dem 100-Punkte liegen, oft auf eine selbst für die Technik empfindliche Weise differiren. Dieser Mangel an Uebereinstimmung beruhe in einer fehlerhaften Construction der Quarzkeile Der Vortragende erläuterte schließlich seine Erfindung zur Eliminirung dieser Fehler mit Hülfe der chemischen Waage. Es würden nämlich zwei Bestimmungen des Zuckergehaltes gemacht, die erste in der gewöhnlichen Weise, die zweite mit einer Zuckerlösung von solcher Concentration, daß die Ablesung in der Nähe des 100-Punktes erfolge. Die Concentration, welche zu der zweiten Bestimmung erforderlich sey, lasse sich mit Hülfe der ersten Bestimmung durch Rechnung leicht finden. (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1870 S. 40, 47 u. 54.) Verfahren zur Unterscheidung des nach Reinsch's Verfahren aus Quecksilbersalzen erhaltenen Niederschlages; von St. Clair Gray, Assistent für gerichtliche Medicin an der Glasgower Universität. Da die nach Reinsch's Verfahren auf Kupferblech erhaltenen Niederschläge keine Kennzeichen darbieten, mittelst deren der durch ein Metall erzeugte Niederschlag von dem durch ein anderes hervorgerufenen sicher unterschieden werden könnte, so wird die Anwendung noch anderer Untersuchungsmethoden nöthig, um mit Sicherheit zu erkennen, von welchem der nach diesem Verfahren fällbaren vier Metalle der Niederschlag herrührt. So geben zwei derselben, Quecksilber und Arsen, Sublimate von denen das eine aus kleinen Kügelchen besteht, während das andere krystallinisch ist, wenn die mit einem Ueberzuge von diesen Metallen bedeckten Kupferstreifen nach vollständigem Austrocknen in einem trockenen Probirgläschen zur Rothgluth erhitzt werden; sie lassen sich auf diese Weise von Antimon und Wismuth unterscheiden. Wiederum zwei von jenen Metallen, Arsen und Antimon, bilden (im Marsh'schen Apparate) mit Wasserstoff gasförmige Verbindungen, die sich durch gewisse Eigenschaften auszeichnen, mittelst deren sie sowohl von Quecksilber und Wismuth, als auch von einander unterschieden werden können. Aber die Ausführung dieser sowie der anderen Unterscheidungsmethoden erfordert bedeutende Sorgfalt und Gewandtheit im Manipuliren, besonders wenn die in einer großen Quantität organischer Substanz enthaltene Menge des Metalles sehr klein ist. Die folgende, von mir aufgefundene Probe auf Quecksilber ist sogar noch empfindlicher als das Abdestilliren oder Sublimiren des auf dem Kupferbleche niedergeschlagenen Häutchens zu metallischen Tröpfchen oder Kügelchen. Dieses Verfahren hat auch den Vortheil, daß man das Resultat mit unbewaffnetem Auge sehen kann, und daß es in seiner Ausführung äußerst einfach ist. Es gründet sich auf die große Verwandtschaft des Quecksilbers zum Golde. Am besten verfährt man in nachstehender Weise. Der nach Reinsch's Methode mit einem Häutchen aus dem zu ermittelnden Metalle überzogene Kupferstreifen wird zunächst in destillirtem Wasser sorgfältig abgewaschen und darauf getrocknet; hierauf reibt man das Kupferblech mit einem abgeplatteten Kügelchen von reinem Golde, oder in Ermangelung eines solchen mit einem goldenen Siegelringe etc. Besteht der Ueberzug aus Quecksilber, so geht ein Theil dieses Metalles, welches eine größere Verwandtschaft zum Golde als zum Kupfer hat, vom letzteren an das erstere über und bildet auf demselben einen weißen, glänzenden, metallischen Ueberzug, welcher um so leichter wahrgenommen werden kann, je höher gefärbt das ihn umgebende Gold ist. Der Amalgamüberzug läßt sich durch reine concentrirte Salpetersäure sofort entfernen. Dieses Verhalten gestattet mit vollkommener Sicherheit auf die Gegenwart von Quecksilber in dem das Kupfer überziehenden metallischen Niederschlage zu schließen. Die Probe kann auch eben so gut angewendet werden, wenn der Niederschlag aus einer Verbindung von Quecksilber mit einem oder mit allen drei der Metalle bestehen sollte, welche bei der Behandlung nach der Methode von Reinsch auf metallischem Kupfer einen Niederschlag geben. (Chemical News, vol. XXIII p. 73; Februar 1871.) Ueber die Anwendung des Broms statt des Chlors zu analytischen Zwecken; von Hermann Kämmerer. Da die Anwendung des Chlorwassers zur Fällung von Mangan, zum Nachweis von Nickel neben Kobalt und in vielen anderen Fällen nicht gut zu vermeiden ist, die leichte Zersetzbarkeit desselben aber häufige lästige Neudarstellung nöthig macht, so habe ich versucht, statt dieses das leicht vorräthig zu haltende und ohne Mühe darstellbare Bromwasser anzuwenden. Der Erfolg entsprach meinen Erwartungen vollständig; die Wirkung ist in allen Fällen, in welchen sie auf der Bildung eines unterbromigsauren Salzes beruht, eine weit energischere als die von Chlorwasser, in Uebereinstimmung mit den Resultaten welche Wöhler, Knop und Hüfner bei Anwendung der unterbromigsauren Alkalien zu einem anderen Zwecke erhielten. Beispielweise sey erwähnt, daß Mangan unter denselben Bedingungen, unter denen es durch Chlor in der Wärme niedergeschlagen wird, durch Brom schon in der Kälte vollständig gefällt und sehr leicht theilweise zu Uebermangansäure oxydirt wird. Es ist daher zur vollständigen Ausfällung des Mangans auf diese Weise stets nothwendig, nach Zusatz eines Ueberschusses von Brom unter Zusatz von Alkohol zu erwärmen. Bei einiger Uebung gelingt es sehr leicht, durch directes Eintragen von Brom mittelst einer feinen Pipette die Fällung auszuführen, ohne das Volum der Flüssigkeit zu vergrößern. Die Nachweisung des Nickels neben Kobalt nach der ausgezeichneten Methode v. Liebig's in cyankalischer Lösung gelingt bei Anwendung von altem oder nicht sehr concentrirtem Chlorwasser häufig nicht gut; das Bromwasser hingegen versagt seine Dienste niemals. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 5.) Destillation und Siedepunkt des Glycerins; von T. Bolas. Glycerin zersetzt sich beim Kochen unter gewöhnlichem atmosphärischen Drucke. Der Zersetzung kann natürlich durch Verminderung des Druckes vorgebeugt werden. Es fand sich in dieser Weise, daß Glycerin unter 12 Millimet. Druck bei 179,5° C. kocht, und unter 50 Millimet. Druck bei etwa 210° C. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 5.) Einfaches Mittel, einer Schimmelbildung auf Gummilösungen vorzubeugen. Bekanntlich erzeugen sich bei längerem Aufbewahren von Lösungen arabischen Gummi's auf deren Oberfläche Schimmelpilze, welche fortwuchernd schließlich so überhand nehmen, daß das Klebmittel seine Bindekraft gänzlich verliert. Diesem Uebelstande vorzubeugen, hat man seither mancherlei Mittel in Vorschlag gebracht, unter anderen empfohlen, der Gummilösung einige Tropfen Kreosot (Carbolsäure), Quecksilberchlorid u. dgl. zuzusetzen, und seinen Zweck dadurch auch wohl erreicht, aber dem Gummi auch Stoffe zugefügt, welche theils ihres üblen Geruches, theils ihrer Giftigkeit wegen nur eine sehr beschränkte Anwendung fanden; dagegen können wir nun als ein ganz vorzügliches, dabei unschädliches und völlig zuverlässiges Vorbeugungsmittel gegen Schimmelbildung auf Gummilösungen das schwefelsaure Chinin empfehlen. Der Zusatz einer Auflösung von nur wenigen Krystallfragmenten dieses Salzes zu einer Gummilösung genügt, diese vor Schimmelbildung radical zu schützen. Es steht zu vermuthen, daß dieses Mittel sich auch zu gleichem Zwecke bei der gewöhnlichen Schreibtinte werde mit Vortheil verwenden lassen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.) Färben der Federn in Bismarck und Ponceau. Bismarck. – Man kocht 1/4 Pfd. Alaun und 1/2 Pfd. Curcuma mit einander aus, gießt die klare Brühe ab, läßt erkalten und legt die Federn, welche in diesem Falle etwa 2 Pfund wiegen können, über Nacht in die Flotte. Am anderen Morgen wird gespült und in einem Bade aus Visetholz heiß ausgefärbt. Man nüancirt die Farbe durch Zusatz von Blau- und Rothholz-Abkochung. Nachdem die Farbe nach Muster ist, wird gespült und dann werden die Federn durch kaltes Wasser genommen, in welchem man Stärke aufgerührt hat. Hieraus werden die Federn warm getrocknet und gut ausgestaubt. Ponceau. – Zum Färben von Ponceau auf Federn verwendet man dieselben Ingredienzien, wie zum Färben von Wolle, als Zuckersäure, Zinnsalz und Cochenille. Man richtet sich einen kleinen Kessel her und löst darin 1 Loth Zuckersäure, 1/2 Loth Zinnsalz und 4–5 Loth Cochenille auf, läßt einmal aufkochen, schreckt ab, bringt die vorher gut gereinigten Federn hinein, kocht dieselben etwa eine halbe Stunde lang darin, nimmt heraus und läßt, ohne zu spülen, zwei Stunden liegen. Darauf wird gespült. (Reimann's Färberzeitung, 1871, Nr. 12.) Ueber die Ursache des Aufsteigens der sogen. Gambetta-Ballons. Es ist in der neuesten Zeit eine Spielerei unter dem Namen Gambetta-Ballons aufgetaucht, d.h. eine Art Papier-Enveloppen für Cigarren, welche an ihren oberen Enden angezündet nach dem Abbrennen ein Aschennetz hinterlassen, das einige Fuß hoch emporsteigt. Diese Eigenschaft gründet sich darauf, daß durch den Farbstoff, womit das leichte Papier gefärbt ist, nach dessen Abbrennen das Aschennetz einen größeren Halt bekommt, in Folge dessen die erwärmte Luft sich darunter ansammelt und als specifisch leichter als die umgebende Luft, das Netz emporhebt. Färbt man z.B. feines Copirpapier mit einer verdünnten Lösung von Berlinerblau in einer wässerigen Lösung von Oxalsäure, und formt daraus eine solche Enveloppe, so sieht man nach deren Abbrennen das dabei resultirende eisenoxydhaltige Aschennetz hoch emporsteigen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.) Ueber Papiersurrogate; nach P. L. Simmonds. Wie in allen civilisirten Staaten nimmt auch in England der Papierconsum enorm zu; so betrug z.B. im Jahr der inländische Papierconsum der Export (Pfd. engl.) (Pfd. engl.) 1849 126,166,341   5,966,319 1859 197,684,847 20,142,352 1869                  276,000,000 (geschätzt) 24,014,592 Der Export ist in den letzten Jahren nicht in gleichem Maaß gestiegen wie die Production, was der zunehmenden Concurrenz des Auslandes und dem Entstehen von Papierfabriken in den Colonien, namentlich in Canada und Australien, zugeschrieben wird. Auch in England leidet die Papierfabrication unter der Schwierigkeit, die genügende Menge Hadern zu beschaffen; obgleich das Land selbst deren jährlich ungefähr 1,400,000 Ctr. im Werth von mindestens 10 Mill. Thlrn. liefert und im J. 1869 außerdem 340,000 Ctr. im Werth von circa 2 Mill. Thlrn. importirt wurden, so macht sich doch das Bedürfniß nach Hadernsurrogaten immer mehr fühlbar. Ueber diese hielt P. L. Simmonds kürzlich in der Londoner Society of Arts einen Vortrag, dem wir einige Bemerkungen entnehmen. Den auf chemischem Weg erzeugten Holzstoff bezeichnete Simmonds als unzweifelhaft gut, aber zu theuer; dagegen erkannte er an, daß die Erzeugung des Holzstoffes auf mechanischem Wege, namentlich nach Völter's System, zu großer Vollkommenheit gelangt und sehr geeignet sey an Orten, wo Holz in großen Mengen und billig zu beschaffen und starke Wasserkraft vorhanden sey. Besondere Vortheile in dieser Beziehung biete Schweden, wo geeignetes Holz nur 1/2 oder 2/3 so theuer sey wie in Deutschland. Holzzeug gelange aus einigen deutschen und belgischen Fabriken, namentlich aber aus etwa 30 scandinavischen nach den englischen Papierfabriken. Durch einige ganz neue Erfindungen, deren Veröffentlichung bald zu erwarten stehe, soll die Verwendbarkeit dieses Materiales bedeutend gesteigert und auch sein Preis außerordentlich ermäßigt werden – In sehr bedeutendem Umfang wird seit etwa 16 Jahren in England Espartogras aus Spanien und von der afrikanischen Küste verarbeitet, und zwar im Jahre 1868 1,916,560 und im Jahre 1869 1,726,680 Ctr. im Preis von circa 3 1/3 Thlr. pro Ctr. Die Verarbeitung desselben erfordert keine wesentliche Aenderung der Maschinen und Apparate, und beansprucht weit weniger Kraft als die von Hadern. Die erfolgreiche Verwendung ist hauptsächlich durch die sorgfältige chemische Vorbereitung bedingt, welche eine bedeutende Menge Soda, wenn auch nicht so viel wie die von Stroh, erfordert. Zum Bleichen von Esparto ist eine 5 bis 6 Mal größere Menge Bleichmittel nöthig, wie für die gröbsten Lumpen. In neuester Zeit hat man in englischen Papierfabriken mit der Verarbeitung von Bambus begonnen, der in China seit Langem und seit einiger Zeit auch in den Vereinigten Staaten für diesen Zweck verwendet wird. – Im vorigen Jahr ist weiter von den portugiesischen Besitzungen an der Westküste Afrika's ein ausgezeichnetes neues Material importirt worden, nämlich die faserige Rinde des Baobab-Baumes (Adansonia digitata). (Die Verwendung derselben in der Papierfabrication ließen sich Adam, Webb und Monteiro in London bereits im Jahre 1865 für England patentiren.) Der Preis dieses höchst zähen und festen Materiales stellt sich in London auf 4 2/3 bis 5 Thlr. pro Ctr. Auch die Blätter einiger Palmen, namentlich der Zwergpalme, Chamaerops humilis (deren Verwendung in der Papierfabrication G. Eveleigh in Southampton 1866 für England sich patentiren ließ), sind kürzlich behufs Verarbeitung in Papierfabriken importirt worden und zeigen sich brauchbar, wenn sie von dem steifen, harten und spröden Blattstiel sorgfältig getrennt sind. – Eine englische Firma beabsichtigt jetzt die kurzen, an dem Baumwollsamen anhängenden Baumwollfasern und die Schalen der Samen selbst zur Papierfabrication zu verwenden; der Same soll durchschnittlich 30 Proc. faserige Schalen und diese wieder 30 Proc. reine Fasern geben. Die Samenmenge, welche einer Baumwollernte von 3 Mill. Ballen entspricht, soll 45 Mill. Ctr. (sicher zu hoch gegriffen) und die Menge der verwerthbaren Faser circa 4 Mill. Ctr. betragen. – Ganz besondere Beachtung als Rohstoff für die Papierindustrie verdient endlich der neuseeländische Flachs, Phormium tenax. Das daraus hergestellte Papier zeichnet sich namentlich durch seine Zähigkeit aus, welche es für Documente, Banknoten etc. ganz besonders geeignet macht. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 12.) Ueber das Verleimen des Pergamentpapieres; von Dr. Jacobsen. Das Verleimen des Pergamentpapieres, welches bisher große Schwierigkeiten darbot,Im Jahre 1865 beobachtete C. Brandegger in Ellwangen (polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 86), daß wenn man das Pergamentpapier auf der Seite, auf welcher es verleimt werden soll, zuerst mit Alkohol oder starkem Branntwein erweicht und dann noch feucht auf das mit starkem Leim überstrichene Material (Holz, Pappe etc.) auflegt und mit dem Falzbein gehörig verstreicht, es sich nicht wieder loslösen läßt. Soll das Pergamentpapier aber mit sich selbst verbunden werden, so behandelt man beide sich berührende Flächen in dieser Weise. Ein so aufgeleimtes Stück Pergamentpapier zerreißt eher, als daß es sich an der Verbindungsstelle loslösen ließe. A. d. Red. ist nunmehr als völlig gelungen anzusehen und dadurch der Verwendung des Pergamentpapieres zu den mannichfachsten Zwecken ein sehr großes Feld geschaffen. Das Bedürfniß, Pergamentpapier so zu leimen, daß die geklebten Stellen weder durch trockene noch feuchte Wärme gelockert werden, machte sich vor Allem in der bekannten Berliner Erbswurstfabrik geltend, woselbst für den täglichen Bedarf an Wurstdärmen, der bis auf 100,000 Stück gelangte, bald nicht mehr die genügende Zufuhr an Därmen zu erlangen war. Unter einer ganzen Reihe der Erbswurstfabrik von den verschiedensten Seiten eingereichten Proben geklebter Därme aus Pergamentpapier erfüllte nur diejenige, welche aus dem Laboratorium von Dr. E. Jacobsen in Berlin hervorgegangen war, ihren Zweck, d.h. die Leimung hielt stundenlanges Kochen im Wasser aus. Zur Ausbeutung dieses Klebmittels, welches Dr. E. Jacobsen's Bruder und Geschäftstheilhaber, Richard Jacobsen, auffand, übernahmen dieselben in Gemeinschaft mit dem Kaufmann Ed. Löwenthal in Berlin zu Anfang October vor. J. die erste Lieferung künstlicher Papierdärme, von denen bereits zu Ende October über eine Million Stück zur Verarbeitung gekommen waren. Dieses zuerst angewendete Verfahren war durch das dazu verwendete Material und die nachfolgende nothwendige Präparation der geklebten Hülfen verhältnißmäßig theuer und fanden die Gebr. Jacobsen, auch mit veranlaßt durch die nunmehr zu Tage tretende Concurrenz, später noch andere, billigere Klebmittel auf, so daß noch etwa 2 weitere Millionen Hülsen mit den in ihrem Laboratorium bereiteten Klebmitteln verfertigt und an die Erbswurstfabrik abgeliefert wurden. Es wurden dazu im Ganzen gegen 5000 Pfd. flüssiges Klebmaterial verarbeitet; die Zahl der von dem Cartonnagefabrikanten Michaelis beschäftigten Arbeiter, welche das Kleben und Binden der Hülsen besorgten, stieg zeitweise bis auf 150. Die verschiedenen Klebmittel werden für verschiedene Zwecke ihren Werth behalten, da, wenn auch alle den Zweck erfüllen, zu dem sie ursprünglich bestimmt waren, die Wahl des Klebstoffes doch nicht gleichgültig ist, wenn es gilt, größere Flächen von Pergamentpapier mit Pergamentpapier, mit Pappe oder mit Leinwand zusammenzukleben. Pergamentpapier in mehreren Lagen über einander geklebt, gibt ein dem Pergament täuschend ähnliches, äußerst festes Material, welches z.B. für Buchbinder von Werth seyn wird; Pergamentpapier auf Leinwand geklebt gibt eine wasserdichte Papierleinwand, welche als Verpackungsmaterial ausgedehnte Anwendung zu finden verspricht. (Von Dr. Jacobsen aus dem nächstens erscheinenden neuesten Hefte seines chemisch-technischen Repertoriums in der deutschen Industriezeitung Nr. 13 mitgetheilt.)