Titel: Holmes' selbstanzündende unauslöschliche Signallampe.
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LX., S. 203
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LX. Holmes' selbstanzündende unauslöschliche Signallampe. Nach dem Engineer, Juli 1871, S. 20. Mit einer Abbildung. Holmes' selbstanzündende unauslöschliche Signallampe. Diese Lampe, welche hauptsächlich zu Signal- und Warnungslichtern bestimmt ist, wird wegen ihrer eigenthümlichen Eigenschaften in vielen Fällen nützliche Anwendung finden; sie zündet sich nämlich selbst an, ihre Flamme kann durch Wasser oder andere Mittel nicht ausgelöscht werden und sie ist ganz unfähig Feuer zu verbreiten, während ihr Licht äußerst glänzend ist und lange andauert. Die neue Lampe besteht aus einem zinnernen cylindrischen Gefäße mit kegelförmiger Spitze, welches unten mit einem sechs Zoll langen Rohre versehen ist. Dieses zinnerne Gefäß wird in allen seinen Theilen mit Stücken von Phosphorcalcium (Calciumphosphid) gefüllt. Zur Darstellung dieser Substanz bringt man Kreide in Stücken mit einer geeigneten Menge amorphen Phosphors in einen Schmelztiegel und erhitzt das Ganze zum Weißglühen. Bei dieser Temperatur nimmt die Kreide den in Dampf verwandelten Phosphor auf und verbindet sich mit ihm zu Phosphorcalcium.Eine bessere Darstellungsweise des Phosphorcalciums ist die, nach welcher man kleine Stückchen von frisch gebranntem Kalk in einem hessischen Tiegel zum Weißglühen erhitzt und auf dieselben nach und nach kleine abgetrocknete Stücke von Phosphor in den Tiegel wirft, welcher nach jedem Eintragen von Phosphor wieder bedeckt werden muß; der Kalk wandelt sich in „Phosphorleber,“ ein Gemenge von Calciumphosphid und Kalkphosphat um, während ein bedeutender Antheil des Phosphordampfes verbrennt. Das so erhaltene Phosphorcalcium ist dunkelbraun oder fast schwarz. — Oder man bringt auf den Boden eines Tiegels Phosphor, füllt dann den Tiegel mit Kalkstücken, lutirt einen mit einer kleinen Oeffnung versehenen Deckel auf ihn auf, stellt ihn in einen Windofen, in dessen Roste sich eine runde Oeffnung befindet, durch welche der untere Theil des Tiegels hindurchgeht, bringt den im oberen Theile des Tiegels enthaltenen Kalk durch ein auf dem Roste angezündetes Kohlenfeuer zum starken Glühen und erhitzt dann den Phosphor im unteren Theile des Tiegels durch einige unter den Boden gelegte glühende Kohlen zum Verdampfen. Nach dem Erkalten scheidet man die nicht in Phosphorcalcium umgewandelten Stücke, welche sich an ihrer weißen Farbe unterscheiden lassen, aus. (Nach Otto.) Dieses Präparat wird in die Lampe gefüllt und dieselbe dann luftdicht verlöthet, wornach es sich Jahre lang hält. Will man die Lampe in Gebrauch nehmen, so schneidet man die Spitze des Kegels mit einem Messer ab und bringt am Ende des Bodenrohres eine Oeffnung an. Stellt man nun die Lampe in Wasser, so dringt dieses durch das Rohr in das Gefäß, kommt in demselben mit dem Phosphorcalcium Textabbildung Bd. 201, S. 204 in Berührung und wird durch dasselbe zersetzt, indem sich Phosphorwasserstoffgas bildet, welches in großer Menge entwickelt wird, aus der durch das Wegschneiden der Spitze des Kegels entstandenen Oeffnung entweicht und im Contact mit der atmosphärischen Luft sich entzündet und verbrennt. Um die Lampe an der Oberfläche des Wassers zu verwenden, steckt man sie in einen hölzernen Schwimmer und wirft sie über Bord. Kürzlich wurde ein Versuch mit diesem Apparate auf der Themse angestellt, bei welchem die Lampe von einem Woolwichdampfer über Bord geworfen und in einiger Entfernung vom Sterne dieses Fahrzeuges an einer Leine nachgezogen wurde. Als die Lampe in das Wasser gelangte, schoß sofort eine glänzende Flamme aus der oberen Oeffnung hervor und obgleich sie von dem rasch dahin eilenden Schiffe beinahe fortwährend unter Wasser fortgeschleppt wurde, loderte das Licht beim Auftauchen nur um so glänzender empor, und die aus ihr entwickelten Flammen brachen, sobald sie unter Wasser war, häufig aus demselben hoch hervor. Als schließlich die Schleppleine gekappt wurde, so daß die Lampe auf dem Wasser trieb, brannte sie andauernd mit einer intensiv glänzenden Flamme.