Titel: Ueber die Anwendung des Dynamits zum Sprengen von Roheisenblöcken, Ofensauen etc.; von P. Champion.
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CXII., S. 471
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CXII. Ueber die Anwendung des Dynamits zum Sprengen von Roheisenblöcken, Ofensauen etc.; von P. Champion. Aus den Comptes rendus, t. LXXII p. 770; Juni 1871. Champion, über Anwendung des Dynamits zum Sprengen von Roheisenblöcken. Auf den Hüttenwerken trifft man häufig mächtige Roheisenblöcke, wie Ofensauen, Chabotten von Dampfhämmern, starte Walzen u.s.w. welche sich wegen ihres beträchtlichen Gewichtes nicht verwerthen lassen. Die zum Zerschlagen größerer Stücke dienenden Schlag- oder Fallwerke, eine Art Ramme, bei welcher der Bär oder Rammklotz durch einen gußeisernen Bären ersetzt ist, können mit Erfolg nur innerhalb gewisser Grenzen benutzt werden; was die mechanischen Mittel anbelangt, so übersteigen die durch dieselben verursachten Kosten den Werth des Rohstoffes. Es gibt jedoch eine sinnreiche Methode zum Zerschlagen großer Eisenstücke, welche zuweilen angewendet wird, aber nur bei Blöcken von mäßigem Volum verwendbar ist.Mitgetheilt im polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 473. Man bohrt nämlich in das zu sprengende Stück ein oder mehrere Löcher von verschiedenem Durchmesser und verschiedener Tiefe, füllt dieselben mit Wasser und verschließt sie mit einem eisernen oder stählernen Pfropf, auf welchem man den Hammer einer Ramme fallen läßt. Dadurch werden die Blöcke in den meisten Fällen auseinander getrieben; gewöhnlich muß man dann aber die einzelnen Stücke noch weiter zerkleinern, um sie in den Kupolofen aufgeben zu können. (Bei Schmiedeeisenstücken läßt sich dieses Verfahren jedoch nicht anwenden.) In solchen Fällen nun, wo alle diese Mittel unzureichend sind, gelangt man mittelst des Dynamits auf ökonomische Weise zum Ziele. Wir stellten unsere Versuche mit einer etwa 5000 Kilogrm. schweren Dampfhammerchabotte an, welche uns in der Hütte des Hrn. Hamoire zu Maubeuge zur Verfügung gestellt wurde. Diese Chabotte hatte 1,20 Meter Länge, eine Breite von 80 und eine Höhe von 60 Centimetern. An der einen Seite dieses Stückes wurden drei Löcher von 25 Millimet. Durchmesser und 45 Centimet. Tiefe eingebohrt; dann wurde die Chabotte, um das Umherfliegen der Sprengstücke zu vermeiden, in eine Grube versenkt. Hierauf wurde das mittelste Bohrloch mit 150 Grammen Dynamit von 75 Procent Nitroglyceringehalt, welche in zwei Patronen vertheilt waren, besetzt; die eine derselben, 120 Grm. schwer, wurde sorgfältig verstampft, die zweite, mit dem Zünder versehene, aber einfach so eingeschoben, daß sie mit der ersteren in Berührung war; der leer gebliebene Raum wurde mittelst des Stampfers mit Sand besetzt. Um die erfolgende Explosion zu sichern, schoben wir in die Mündung des Sprengloches einen 30 Centimeter langen Eisenstab, welcher den Raum zwischen Zündschnur und den Wandungen des Loches ausfüllte. Das Ende desselben lag auf einer Seite der Grube auf; der Schluß wurde durch einen Holzkeil vermittelt. Bei der ersten Explosion wurde das Eisenstück in zwei Theile zerrissen, ohne daß einer derselben weggeschleudert wurde; durch die beiden anderen Schüsse wurden dieselben in eine große Anzahl von Stücken zersprengt. Bei einer der Explosionen wurde ein ungefähr 600 Kilogrm. schwerer, auf mehreren seiner Bruchflächen zerspaltener Block einige Meter weit aus der Grube geschleudert. Um die zu großen Bruchstücke auf ein zum Umschmelzen geeignetes Volum zu bringen, waren zwei andere Löcher von 25 Centimet. Tiefe hinreichend. Bei diesen Versuchen zeigte sich eine merkwürdige Erscheinung: die Dynamitladung füllte das Loch bis zur Hälfte seiner Tiefe aus; nach der Explosion war der ursprünglich 25 Millimet. betragende Durchmesser desselben an seinem unteren Theile auf 38 Millimet. erweitert; die an mehreren Stellen geborstene Höhlung hatte die Form eines am oberen Ende des Besatzes endenden abgestumpften Kegels; ein von dieser Höhlung herrührendes Fragment zeigte Spuren von Zerreißung und Verschiebung der Eisenmolecüle über einander. Nehmen wir den höchsten Preis des zu Chabotten dienenden Roheisens zu 8 Frcs. per 100 Kilogrm. an, so belief sich der Gewinn nach Abzug der Ausgaben für das Abbohren der Löcher, für Transport des Blockes, Arbeit, Dynamit, auf 350 Frcs. Dabei ziehen wir die Zinsen für die Zeit, während welcher diese Stücke in den Hüttenwerken lagern und Platz beanspruchen, ohne verwerthet werden zu können, nicht in Rechnung. Zur Beseitigung jeder Gefahr des Umherfliegens von Eisenstücken ist es zu empfehlen, die Gruben mit alten Bohlen oder dergleichen zu bedecken. Die Anwendung der Elektricität zur gleichzeitigen Entzündung sämmtlicher Sprenglöcher dürfte in Bezug auf die Kosten des Verfahrens von bedeutendem Vortheil seyn. Denn bei der Anwendung von Zündschnuren kann während der zwischen jeder Explosion verstreichenden Zeit die Ladung und der Besatz der übrigen Sprenglöcher in Unordnung gerathen; überdieß würde sich die zwischen den einzelnen Löchern befindliche Metallmasse, da sie bei Anwendung der elektrischen Zündung von mehreren Seiten gleichzeitig Erschütterungen, und zwar in entgegengesetzten Richtungen erleidet, in eine größere Anzahl von Bruchstücken zertheilen, welche unmittelbar in den Ofen aufgegeben werden könnten.