Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. , S. 185
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Miscellen. Miscellen. Die Welt-Ausstellung zu Wien im Jahre 1873. In Fortsetzung des in Bd. CCI S. 556 (zweites Septemberheft 1871) gebrachten Berichtes, theilen wir mit, daß die kaiserliche Ausstellungs-Commission bereits am 15. September zusammengetreten ist, daß nach dem vorgelegten Programm die internationale Ausstellung am 1. Mai 1873 eröffnet und am 31. October desselben Jahres geschlossen wird. Das nach dem „Pavillonsystem“ angelegte Ausstellungsgebäude erhält eine Länge von 905 Meter und eine Breite von 205 Meter. Die Einleitungen sind darnach getroffen worden, daß die Vollendung der Baulichkeiten schon bis zum 1. October 1872 erfolgt. So viel bis jetzt bekannt wurde, gedenkt man das ganze Industriegebäude der Längenrichtung nach mittelst einer Gallerie zu durchschneiden, an welche sich zu beiden Seiten Quergallerien anschließen. Den Mittelpunkt des ganzen Baues bildet eine große Rotunde (ein kolossaler eiserner Kuppelbau) von 102 Meter Durchmesser und 79 Meter Höhe. Die Hauptgallerie wird eine Breite von 25 Meter, jede der Quergallerien eine Breite von 15 Meter und eine Länge von 75 Meter erhalten. Letztere sollen noch durch 35 Meter breite Höfe getrennt werden, die zur Aufnahme solcher Gegenstände bestimmt sind, welche in unbedeckten Räumen aufgestellt werden können. Die Gesammtfläche des bedeckten Raumes wird 103,000 Quadratmeter betragen. Gegenüber der Hauptfronte der Hauptgallerie des großen Industriegebäudes soll sich ferner das Gebäude für die Kunstausstellung erheben, welches für eine Wandfläche von 6995 Quadratmeter berechnet ist. Zur Sicherung der hier ausgestellten Kunstschätze wird dieses Gebäude von einem besonderen abgeschlossenen Hofe umgeben seyn. Aus dem Kunstausstellungsgebäude führen bedeckte Gallerien in ein großes Glashaus, sowie nach kleinen Pavillons hin, welche zur Aufnahme besonderer Pflanzenausstellungen und Aquarien dienen sollen. Parallel mit dem Donauregulirungsdamme wird die Ausstellung von Maschinen eine besondere Halle in der Länge von 890 Meter und von 28 Meter Breite errichtet werden. Dabei wird der erwähnte Damm zur Aufstellung hydraulischer Maschinen und Apparate dienen können. Was nun die Eintheilung der Ausstellungsgegenstände betrifft, so werden dieselben in folgende 26 Gruppen eingereiht:   1.Bergbau und Hüttenwesen.   2.Land- und Forstwirthschaft.   3.Chemische Industrie.   4.Nahrungs- und Genußmittel als Producte der Industrie.   5.Textil- und Bekleidungs-Industrie.   6.Leder- und Kautschuk-Industrie.   7.Metall-Industrie.   8.Holz-Industrie.   9.Stein-, Thon- und Glas-Industrie. 10.Kurzwaaren-Industrie. 11.Papier-Industrie. 12.Graphische Künste und gewerbliches Zeichnen. 13.Maschinenwesen und Transportmittel.Die Arbeitsmaschinen werden in die 13. Gruppe eingereiht, jedoch von der Jury der betreffenden Fachgruppe unter Zuziehung von Maschinenfabrikanten beurtheilt. Bezüglich solcher Objecte, welche die Einreihung in mehrere Gruppen zulassen, bleibt es dem Aussteller anheimgestellt, die Gruppe anzugeben in welcher seine Objecte eingereiht werden sollen. 14.Wissenschaftliche Instrumente. 15.Musikalische Instrumente. 16.Heereswesen. 17.Marinewesen. 18.Bau- und Civil-Ingenieurwesen. 19.Das bürgerliche Wohnhaus, seine innere Einrichtung und Ausschmückung. 20.Das Bauernhaus mit seinen Geräthen und Einrichtungen. 21.Die nationale Haus-Industrie. 22.Darstellung der Wirksamkeit der Kunstgewerbe-Museen. 23.Die kirchliche Kunst. 24.Objecte der Kunst und Kunstgewerbe früherer Zeiten, ausgestellt von Kunstliebhabern und Sammlern (Exposition des amateurs). 25.Die bildende Kunst der Gegenwart. 26.Erziehungs-, Unterrichts- und Bildungswesen. Außerdem beabsichtigt man durch Nebeneinanderstellung von Maschinen, Apparaten und Vorführung von Verfahrungsweisen und Arbeitsprocessen aus den verschiedenen Zeitepochen die allmähliche Vervollkommnung einzelner Erfindungen (z.B. der Nähmaschine, der Telegraphie u.a.m.) zu veranschaulichen, eine Darstellung der Geschichte der Erfindungen zu unternehmen. Andererseits soll durch Ausstellung gleichartiger, aber verschiedenen Epochen entstammender Objecte – wo möglich unter Angabe ihrer Preise – sowie von derartigen Mustern und Modellen eine Geschichte der Gewerbe zur Anschauung gelangen. Um den Einfluß der Wissenschaft auf den Fortschritt der Gewerbe durch einen Rückblick ersichtlich zu machen, soll die Verwerthung von Abfällen oder die Zunahme in der Benutzung der letzteren und zwar durch Gegenüberstellung der sogenannten Abfälle und der hieraus gewonnenen Fabricate unter Beigabe der Zwischenproducte dargestellt werden, insofern diese Production neuer Werthe durch Entdeckungen und Erfindungen seit der ersten in London im J. 1851 abgehaltenen Welt-Ausstellung ermöglicht worden ist. Einen weiteren Gegenstand der Ausstellung wird die Geschichte der Preise Es sollen von den bedeutendsten Productionsgebieten die Preise der wichtigeren Artikel, möglichst weit zurückreichend und nach 5jährigen Durchschnitten neben einander gereiht, unter gleichzeitiger Vorlage von Mustern und Proben ersichtlich gemacht werden. und die Darstellung des Welthandels bilden. Während der Ausstellung gedenkt man Proben mit neueren oder noch wenig bekannten Verfahrungsweisen und Versuche mit solchen Ausstellungsobjecten, deren Werth nur auf diese Weise constatirt werden kann, zu veranstalten. In gleicher Richtung werden in den Ausstellungsräumen Vorlesungen abgehalten und rechtzeitig internationale Preisaufgaben ausgeschrieben werden. Auch sollen internationale Congresse berufen werden zur Berathung belangreicher Fragen, namentlich solcher, zu welchen die Ausstellung selbst Anlaß bietet. Insbesondere beabsichtigt man zu derartigen Congressen herbeizuziehen: Gelehrte, Künstler, Schulmänner, Aerzte, Vertreter der Museen für Kunstgewerbe, Ingenieure, Architekten, Vertreter der Handels- und Gewerbekammern, Männer des Bank- und Versicherungswesens, der Land- und Forstwirthschaft, des Berg- und Hüttenwesens u.s.w. Zu erwähnen ist noch, daß auch temporäre, d.h. durch die Natur der. Objecte auf eine kurze Zeitdauer beschränkte internationale Ausstellungen wie z.B. von lebenden Thieren (Nutz- und Luxusthieren), von todtem Geflügel, Wildpret u.a., von Producten der Milchwirthschaft, von Obst, Gemüse, Blumen u.s.w. in Aussicht gestellt sind. Die räumliche Anordnung der Ausstellung wird eine geographische, d.h. sie richtet sich nach den Ländern in derselben Reihe, wie diese in der Richtung von Westen nach Osten auf der Erde sich aneinander schließen. Alle die einzelnen Ausstellungsobjecte betreffenden Daten, wie Name des Ausstellers, Bezeichnung des Objectes, Preis – dessen Veröffentlichung jedoch dem Belieben des Ausstellers anheimgestellt bleibt – u.a. können bei den betreffenden Gegenständen selbst ersichtlich gemacht werden. Auf gleiche Weise sollen auch andere Angaben deren Bekanntmachung dem Aussteller erwünscht und für das Publicum belehrend ist – Geschichte, Größe des Etablissements, die Höhe der jährlichen Production und alle sonst nur in den Katalogen enthaltenen Daten – durch Schrift und Druck vervielfältigt und den ausgestellten Objecten für die Besucher der Ausstellung beigelegt werden. Für die Beurtheilung der Ausstellungsgegenstände wird eine internationale Jury eingesetzt; doch bleibt es jedem Aussteller freigestellt, seine Leistungen dieser Beurtheilung zu entziehen. Die zu verleihenden Auszeichnungen zerfallen in vier Hauptkategorien: A) Für Werke der bildenden Kunst besteht die Anerkennung in der Kunstmedaille.“ B) Für die übrigen Ausstellungsobjecte werden zuerkannt Fortschritts-Medaillen (für Fortschritte welche die Erzeugnisse seit der letzten vom betreffenden Aussteller beschickten Welt-Ausstellung nachweisen), Verdienstmedaillen,“ Anerkennungsdiplome (ehrenvolle Erwähnungen) an Aussteller welche zum ersten Male eine Welt-Ausstellung beschicken. Ueberdieß sollen Medaillen für guten Geschmack an alle Aussteller, deren Erzeugnisse in Bezug auf Farbe, Form und äußere Ausstattung den Anforderungen eines veredelten Geschmackes entsprechen, verliehen werden. C) Den Mitarbeitern welchen nach den von den Ausstellern gemachten Angaben ein wesentlicher Antheil an den Vorzügen der Production zukommt, werden Medaillen für Mitarbeiter zugesprochen. D) Die Verdienste Einzelner oder von Corporationen um die Hebung der Volksbildung, die Pflege der Volkswirthschaft u.a. werden durch eigene Ehrendiplome anerkannt werden. (Nach der Welt-Ausstellungs-Correspondenz, 1871, Nr. 9–21.) Ueber Verwendung von Stahl zu Kesselblechen, Siederöhren etc. In der Sitzung des pommerschen Bezirksvereines deutscher Ingenieure (in Stettin) vom 20. April 1871, tauchte die Frage über Verwendung von Stahl zu Kesselblechen, Siederöhren etc. auf, welche Hr. Kretschmer dahin beantwortete, daß die Fabrication von Stahlblechen noch in den ersten Anfängen stehe, und entscheidende Erfahrungen über diese Art der Stahlverwendung noch nicht gesammelt seyen. Die Nachfrage sey bisher relativ eine sehr mäßige gewesen. Von einer Verwendung in größerem Umfange und daraus geschöpften Erfahrungen könne dann erst die Rede seyn, wenn die Fabrication durch vermehrte Nachfrage in die Nothwendigkeit versetzt werde, ein Material zu schaffen welches den daran gestellten höheren Anforderungen genüge. Immerhin glaube er seine Meinung dahin aussprechen zu dürfen, daß auf fortgesetzte Beobachtungen gegründete Resultate wahrscheinlich nicht für die Verwendung von Stahlblechen entscheiden werden. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1871, Bd. XV S. 608) Anwendung des Giffard'schen Injectors zur Wasserhebung. Nach einer Mittheilung der „Zeitschrift für Gewerbe, Handel etc., Organ des oberschlesischen berg- und hüttenmännischen Vereines,“ 1871, Nr. 7 und 8, wird der Giffard'sche Injector in einer einfallend getriebenen Strecke auf der Gräfin Laura Grube bei Königshütte mit Vortheil verwendet. Die den Injector mit Dampf versorgenden Kessel sind über Tage aufgestellt. Ein 6 Zoll im Lichten weites Leitungsrohr führt den Dampf bis auf die Sohle des 30 Lachter tiefen Alexander-Schachtes und versorgt hier zunächst eine Dampfmaschine, an der ein Rittinger'scher Pumpensatz hängt, mit Dampf. Von dieser Haupt-Dampfleitung zweigt sich unten ein 2 Zoll weites Dampfrohr ab, welches bis zu dem Injector geführt ist und im Ganzen 112 Lachter Länge hat. Die Dampfspannung über Tage beträgt 42–43 Pfd. über den äußeren Luftdruck; auf dem Wege zu dem Injector gehen 10–12 Pfd. verloren. Die Länge der einfallenden Strecke, in welcher das Wasser durch ein 3 Zoll weites Rohr gehoben wird, beträgt circa 61 Lachter und die Wasserhebungsteufe 14 Fuß bei etwa 11° Einfallen der Strecke. Der angewendete Injector soll unter den erwähnten Umständen 3 Kubikfuß Wasser pro Minute heben. Die Anwendung desselben, obgleich mit hohem Dampfverbrauche verbunden, wird als vortheilhaft betrachtet, indem man mit dem Injector bei dem weiteren Vorrücken der Strecke nach der Tiefe leicht folgen kann. Die Dampfleitungsröhren müssen mit Stroh und Lehm gut verkleidet werden, damit die Temperatur in den Strecken nicht zu sehr erhöht wird. Moore's Schweifsäge mit drehbarem Sägeblatt. Zum bequemen Aussägen von Schweifungen größerer Ausdehnung hat die amerikanische Firma „E. D. Moore und Comp.“ in Lawrence (Massachussetts) eine Sägemaschine construirt und sich patentiren lassen, bei welcher das Sägeblatt selbst entsprechend der Schnittrichtung gedreht, das zu schneidende Holzstück aber nur nach einer Richtung auf selbstthätige Weise fortbewegt wird. Zu diesem Behufe ist das Sägeblatt an beiden Enden in drehbaren Backen festgeklemmt, welche durch Ketten und Kettenrollen von einer im rückwärtigen Maschinengestell gelagerten Welle nach der einen oder der anderen Richtung gedreht werden können. Mit dieser stehenden Welle ist durch ein Paar Kegelrädchen eine horizontal gelagerte Welle in Verbindung gebracht, auf welcher ein doppeltes Sperrrad und am vorderen, dem Arbeiter zunächst liegenden Ende ein Handrad befestigt ist. Es läßt sich daher die Einstellung des Sägeblattes durch Drehung dieses Handrades bewirken, oder auch durch Treten zweier Tritte, welche in geeigneter Weise durch Klinken mit den Sperrrädern verbunden sind. (Nach dem Scientific American, Juni 1871, S. 399.) Clayton's Ziegelpreßmaschine. Selbstverständlich ist auch die weltbekannte Firma dieser Branche, H. Clayton Sohn und Howlet in London, in der nationalen Ausstellung daselbst vertreten. Wir entnehmen dem Mechanics' Magazine, Juli 1871, S. 13, welches eine perspectivische Ansicht der ausgestellten Maschine liefert, nachstehende von den Commissioners of Sewers veröffentlichte Festigkeitsresultate mit verschiedenen Ziegelsteinen, wornach die Clayton-Ziegel ihren alten Ruf bewährt haben. Ziegelgattung. Zerdrückungsfestigkeitin Tonnen Bruchfestigkeitin Tonnen Gute Londoner glasharte Ziegel (grey stocks)   14,00 12,00 beste Pflasterziegel 23,00 14,06 theilweise gebrannte rothe Ziegel (red bricks) 25,05 13,75 ordinäre 26,25 13,00 3 Clayton's weiße Ziegel 41,05 17,05 4         „                 „        „ 41,60 16,25 Dabei müssen wir noch auf einen neueren Abschneidapparat von Clayton hinweisen, von welchem das Mechanic's Magazine, Juli 1871, S. 34 eine, jedoch mangelhafte Skizze liefert. Von den Formen kommt der ausgepreßte Thonstrang auf einen Abführrollentisch, woselbst durch ein Schneidrad stets ein Prisma für 10 bis 12 Ziegel abgeschnitten, dieses rasch zum eigentlichen Schneidapparat gebracht und hier durch Bewegung eines Handgriffes mittelst in einem Rahmen ausgespannter Stahldrähte in einzelne Ziegel getheilt wird. Auf diese Art kann der Thonstrang ununterbrochen aus der Formkammer austreten. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1871 S. 252.) Quetschmaschine (Steinbrechmaschine) von G. H. Godman in Walworth. Nachdem diese Maschine noch nicht alle Patente im Auslande erlangt hat, beschränken sich die englischen technischen Journale auf eine perspectivische Ansicht und eine ganz oberflächliche Beschreibung dieser Steinquetschmaschine, deren Wirkungsweise indeß sehr rühmlich hervorgehoben wird. Ein fester Kolben mit gefurchter Stirnfläche wird in horizontalem Sinne hin- und herbewegt, dabei wieder eine gegenüber befestigte, ebenfalls gekerbte Brechplatte getrieben. Um jedoch die Wirkung zu erhöhen, wird der Kolben durch Anordnung eines zweiten Excenters in eine eigenthümliche Bewegung versetzt, welche an das Kauen erinnert, wobei das Material allerdings gleichförmiger zerkleinert werden kann. Scheint es erforderlich, so führt man das Quetschgut über ein Rüttelsieb und was nicht durchfällt, zwischen zwei horizontale, gekerbte Mahlscheiben. Dieß geschieht insbesondere beim Verarbeiten von Golderzen, wobei das Erzmehl sofort in ein Quecksilberbad geschüttet wird. Die Leistungsfähigkeit ist mit 20 bis 60 Tonnen pro Tag (10 Arbeitsstunden) und der Kraftbedarf mit 3 bis 6 Pferdestärken angegeben. Die Maschine ist einfach, sehr kräftig gebaut, um selbst einer rauhen Behandlung zu widerstehen, leicht transportabel und doch billig. (Nach dem Engineer, Mai 1871, S. 319 und Mechanics' Magazine, Mai 1871, S. 367; aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1871 S. 251.) Verbesserungen in der Drahtfabrication, von Hill und Ward. Hill und Ward (Newport Wire Mills, Middlesbrough) haben sich kürzlich in Verbindung mit Claus gewisse Verbesserungen in der Drahtfabrication patentiren lassen, welche nach den Proben von dem nach dieser Methode fabricirten Draht zu urtheilen, von Werth sind. Bei dem gewöhnlichen Verfahren ist es üblich, den Stab, aus welchem der Draht hergestellt wird, und den Draht selbst, zum Hellrothglühen zu erhitzen und dann langsam erkalten zu lassen, um dem Metalle den nöthigen Grad von Weichheit oder Streckbarkeit zu ertheilen, welcher das Ausziehen zu einem geringeren Durchmesser ermöglicht. Diese Operation, das Glühen oder Ausglühen wird in bedeckten eisernen Töpfen oder in verschlossenen eisernen Röhren in einer Esse oder in besonderen Glühöfen ausgeführt. Obschon zum Ausglühen verschlossene Gefäße benutzt werden, läßt sich aber der Zutritt von Luft doch nicht gänzlich verhindern und in Folge davon überziehen sich die Stäbe, bez. der Draht mit einer dünnen Haut von Oxyd (Glühspan), welche ein weiteres Ausziehen zu feineren Nummern unmöglich macht. Man ist daher genöthigt, zu diesem Zweck die Glühspanhaut zu beseitigen, was gewöhnlich durch Behandeln mit verdünnten Säuren geschieht; meistens benutzt man hierzu verdünnte Schwefelsäure oder Salzsäure. Die Behandlung mit Säure in diesem Stadium macht aber das Metall spröde oder mürbe (rotten), was namentlich bei Eisen- und Stahldraht der Fall ist. Nachdem der auf diese Weise mit Saure abgebeizte Draht in reinem Wasser abgespült, dann in Kalkwasser getaucht und darauf getrocknet worden, ist er zum Ausziehen zu feinerem Drahte durch Anwendung der bekannten Methoden fertig. Nachdem er zwei oder höchstens drei Löcher des Zieheisens passirt hat, ist jedoch das Metall durch das Ziehen so hart geworden, daß ein weiteres Ausziehen desselben ohne Gefahr des Zerreißens unmöglich ist. Dann muß das Ausglühen und das darauf folgende Abbeizen, Abspülen etc. wiederholt werden und zwar um so öfter, je feiner der Draht ist; je feiner aber der Draht wird, um so schädlicher wirkt die Säure auf seine Qualität. Der Zweck der Erfindung ist nun die Umgehung der erwähnten Uebelstände, namentlich die Verhütung des Zutrittes von Luft, somit Verhinderung der Bildung von Glühspan beim Ausglühen und Vermeidung des Abbeizens mit Säuren und der mit dieser Operation verbundenen Nachtheile, ferner eine Beschleunigung des Ausglühens selbst. Dieser Zweck wird dadurch erreicht, daß der Draht in einem aus einem Flußmittel bestehenden Bade auf die erforderliche Temperatur erhitzt wird und so lange in demselben bleibt, bis er dessen Temperatur angenommen hat und auf diese Weise getempert oder angelassen worden ist, worauf er in rothglühendem Zustande aus dem Bade herausgenommen wird. Ein Theil des Flußmittels bleibt natürlich am Drahte haften, bildet aber eine Decke, welche das Metall beim Erkalten vor Oxydation schützt. Nach dem Erkalten wird diese Decke durch Behandlung des Drahtes mit kaltem oder heißem Wasser entfernt. Der Fluß kann aus einem einzigen oder aus einem Gemenge von mehreren Salzen bestehen, deren übrige Eigenschaften unwesentlich sind, sofern sie die Eigenschaft besitzen: 1) nicht oder nur in geringem Grade flüchtig zu seyn; 2) das Metall aus welchem der Draht oder sonstige Artikel besteht, nicht anzugreifen; 3) bei Rothglühhitze eine dünnflüssige Masse zu bilden und 4) nach dem Schmelzen und darauf folgenden Erstarren in Wasser löslich zu seyn. Als Substanzen welche diese Eigenschaften besitzen, werden vorzugsweise angewendet: Chlorcalcium (geschmolzener salzsaurer Kalk), Natronhydrat und Natron-Wasserglas, da dieselben sehr billig und für den Zweck am besten geeignet sind. (Engineer, September 1871, S. 151.) Merrick's Modification der Goldprobe. Merrick's Verfahren, silberhaltiges Blei mit Salpeter zu verschlacken (polytechn. Journal Bd. CC S. 334, zweites Maiheft 1871) gewährt vor der gewöhnlichen Ansiedeprobe keine Vortheile. (American Chemist, 1871 S. 380.) Ueber Alaun-Krystallisation. Bei der großen Menge von Alaunkrystallen, welche ich zu studiren Gelegenheit hatte, war es mit bisher nicht gelungen, andere Krystalle zu beobachten als Oktaeder, Oktaeder mit Hexaeder combinirt, zuweilen auch mit Flächen des Rhombendodekaeders, aber stets war das Oktaeder vorherrschend; hierbei nehme ich natürlich den kubischen Alaun aus. Kürzlich hatte ich nun Gelegenheit, vollständig ausgebildete Rhombendodekaeder zu bemerken. Ich ließ nämlich eine ganz schwache Alaunlösung, welcher etwas Potasche beigemengt war, in einem mit einem Deckel geschlossenen Gefäße ruhig stehen. Nach sechs Wochen besatz ich die Flüssigkeit und fand einen Complex von Krystallen in Rhombendodekaedern. Es ist eine bekannte Thatsache, daß der kubische Alaun aus der Lösung des gewöhnlichen durch Zusatz von caustischem oder kohlensaurem Kali sich bildet. Dieser Umstand führte mich zu der Ansicht, daß in meiner alkalischen Flüssigkeit die Bildung des Hexaeders durch das zugesetzte Alkali motivirt wurde, daß sich auf diese Hexaeder die Oktaeder des gewöhnlichen Alaunes angesetzt hatten, wodurch diese Oktaeder in eine diametrale Stellung zu dem Oktaeder in der normalen Lage gelangen. Diese Oktaeder kommen also aus der Lage O in die von ∞ 0, d.h. in die des Rhombendodekaeders. Da nun diese Krystallform dem Alaun nicht eigen ist, sondern lediglich durch fremde Beimengungen bedingt wird, so ist diese Beobachtung als Beweis anzusehen, daß auch der Alaun des „Pseudomorphismus“ fähig ist. Gleiches habe ich auch mit Eisen- und mit Chromalaun vorgenommen, und ebenfalls, wenn auch nicht so regelmäßig ausgebildete, so doch rhomboedrische Krystallisation beobachtet, so daß mein oben ausgesprochener Satz eine allgemeine Gültigkeit für die Alaune erlangen dürste. Albert Stiassny, technischer Chemiker. Dr. Carl Stammer's Farbenmaaß. Es ist bekannt, daß bei Beurtheilung der Säfte, Syrupe und Zucker vielfach die Farbe derselben in Betracht gezogen wird, und daß sie namentlich bei Vergleichen aller Art die Entscheidung wesentlich beeinflußt. Eben so bekannt ist aber auch, daß eine bloße Schätzung der Farbe nach dem Augenschein, eine im höchsten Grade trügerische ist. Denn nicht allein haben die Dimensionen der Gläser, durch welche die Flüssigkeiten betrachtet werden, sowie die Beleuchtung, der Hintergrund etc., den größten Einfluß, sondern auch der subjective Eindruck, und mithin das Urtheil über das Gesehene, ist so sehr von äußeren Umständen abhängig, daß ein sicherer Ausspruch über größere oder geringere Helligkeit, oder gar über den Grad der Farben vollständig unmöglich ist. Für den Vergleich ähnlich zusammengesetzter Knochenkohle, für die Leistungsfähigkeit der im Betriebe befindlichen Filter, besitzen wir keinen anderen Maaßstab, als den Vergleich des Entfärbungsvermögens der Knochenkohle, über welches zum großen Schaden der Fabrikanten bis jetzt nur der Augenschein urtheilt. In vielen Fabriken wird die Qualität der Arbeit in bestimmten Zeitperioden durch Vergleich der erhaltenen Zucker- oder Füllmassen mit den verarbeiteten Rüben bei genauen Zuckerbestimmungen festgestellt; die Qualität der Arbeit kann aber nur dann vollständig erkannt, und somit auch die Arbeit in verschiedenen Jahren oder Perioden verglichen werden, wenn zugleich die äußere Erscheinung, also die Farbe der erreichten Producte in Rechnung gezogen wird. Die vorstehenden Erwägungen haben bei denkenden Fabrikanten daher längst den Wunsch hervorgerufen, ein Instrument zu besitzen, welches leicht, schnell und sicher die Farbenunterschiede anzeigt, dieselben in Zahlen ausdrückt, und mit welchem auch Ungeübtere arbeiten können. Wie bekannt, hatte Hr. Dr. Stammer früher ein „Chromoskop“ genanntes Farbenmaaß construirt, welches jedoch an einigen Uebelständen litt, und namentlich zu theuer war, um allgemein in den Fabriken eingeführt werden zu können. Es ist ihm nunmehr gelungen ein Instrument zu erfinden, welches frei von diesen Mängeln, seiner einfachen Construction wegen einen billigen Preis gestattet und gleichzeitig eine leichte und schnelle Manipulation möglich macht, so daß es mit Recht als ein in jeder Weise für die Praxis der Fabriken geeignetes bezeichnet werden kann. Das neue Instrument ist solide aus Metall gefertigt, die Normalfarbe besteht aus einem Normalgläschen, welches mit größter Sorgfalt von Dr. C. Stammer selbst ausgewählt, in allen Instrumenten von gleicher Farbenschattirung ist, mit welcher diejenige sämmtlicher Producte der Zuckerfabrication, der dunkelsten wie der hellsten, in Folge der sinnreichen Einrichtung rasch und sicher verglichen, und die Farbe in Form einer Zahl ausgedrückt wird. Die Arbeit mit dem Apparate ist, da weder Waagen, Maaße noch andere Hülfsmittel dazu gehören, eine ungemein leichte und schnelle. Es ist demnach zu erwarten, daß das neue Instrument, welches die Bezeichnung Dr. C. Stammer's Farbenmaaß“ erhalten hat, bald in allen rationell geleiteten Zuckerfabriken vorhanden und nicht mehr zu entbehren seyn wird. Da mit der alleinige Verkauf des Instrumentes übertragen ist, so offerire ich dasselbe mit der dazu gehörigen Gebrauchsanweisung und der ihm beigegebenen doppelten Anzahl Farbegläser, in solider Verpackung zu 25 Thlr. preuß. Courant frei ab Berlin. Ed. Steinkrauß,      Berlin, Charlottenstraße 4. Nachstehend genannte Herren nehmen ebenfalls Aufträge auf das Instrument entgegen: Berlin: Dr. C. Scheibler, Alexandrinenstr. 24. Leppin und Masche, Brüderstr. 13. Braunschweig: v. Dolffs und Helle. Breslau: J. H. Buechler. Magdeburg: Robert Burger. Dr. H. Zerener, Regierungsstr. 1. Paris: Mr. Dureau, redacteur du journal des fabrication de sucre. Prag: Dr. C. Weiler, Lindengasse 1444 II. Wien: Dr. Kohlrausch, III. Salesianergasse 17. Ueber die Benutzung der Molybdänsäure zum Färben. Bezüglich der im polytechn. Journal Bd. CCI S. 82 (erstes Juliheft 1871) mitgetheilten Notiz über Anwendbarkeit der bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf Molybdänsäure in der Wärme entstehenden blauen Farbe zum Färben der Seidenstoffe, ist zu bemerken daß schon im Jahre 1851 Dr. Franz Keller (polytechn. Journal Bd. CXXI S. 465) darauf aufmerksam machte, daß eine Molybdänverbindung sich herstellen lasse mit welcher man durch einfaches Verfahren im Zeugdruck merkwürdige Farbenphänomene hervorzubringen im Stande sey. Keller wandte Molybdänsäure an, welche er aus einem molybdänsauren Alkali nach vorherigem Zusatz eines phosphorsauren Salzes durch Behandlung mit Salzsäure erhielt. Es war dieß leicht phosphorsäurehaltige Molybdänsäure. Imprägnirt man Stoffe mit solcher, in Sodalauge gelöster Molybdänsäure und bringt sie in ein sehr concentrirtes Säurebad, welches natürlich die Faser nicht angreifen soll, so schlägt sich ein gelbes Pigment auf der Faser nieder. Namentlich geschieht dieß auf Seide. Bringt man diese gefärbten Stoffe in ein Bad von Zinnchlorür, so werden sie augenblicklich blau gefärbt, während in erschöpften Zinnbädern ein Grün auftritt. Dr. v. Kurrer (man s. dessen „Neuestes in der Druck- und Färbekunst“) hat dieses Verhalten geprüft und sodann ein anderes Verfahren eingeschlagen. Er imprägnirte die Faser mit molybdänsaurem Ammoniak, trocknete und nahm sie durch ein salzsaures Bad, und sodann durch Zinnchlorürlösung. Darauf wurden die Stoffe gewaschen und getrocknet. Später sprach er jedoch diesem Farbstoff keinen großen Werth zu, und in der That hat auch die Praxis sich dieses Farbmateriales, obwohl es sehr leicht und billig in Deutschland zu erhalten ist, nicht bemächtigt. – In Folge der neueren Versuche von Dr. Schönn hat auf unsere Veranlassung Hr. Ferd. Springmühl in Breslau eine Reihe von Versuchen angestellt, ist jedoch nicht zu einem günstigen Resultate gelangt. Doch sollte man diese Ideen nicht fallen lassen, sondern nach Wegen und Mitteln suchen dieses einheimische Farbmaterial wirklich zu geeigneter Verwendung zu bringen. Dr. Grothe. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr. 39.) Blumer's neues Anilinblau für Druckerei. Blumer-Zweifel, welcher sich bekanntlich früher mehrfach mit Versuchen zur Erzielung von achtem Blau und Violett auf Baumwolle beschäftigte, hat sich ein Verfahren patentiren lassen, nach welchem er ein dem Indigoblau in Nüance wie Aechtheit ganz ähnliches Anilinblau für Druckerei herstellt, indem er aus 100 Grammen Stärke und     1 Liter Wasser einen Kleister herstellt und demselben unter Erwärmung   40 Gramme chlorsaures Kali, 3–4      „ Eisenvitriol und   10      „ Salmiak hinzusetzt. Den gleichmäßig gerührten Teig läßt er dann völlig erkalten, und setzt noch   60 Gramme salzsaures Anilin hinzu. Nachdem sich dieses Salz gelöst hat, wird sofort gedruckt. Je nach der gewünschten Nüance tritt in der anzuwendenden Menge des Anilinsalzes und der Oxydationsmittel eine Veränderung ein. Statt des salzsauren Anilins kann man auch weinsaures nehmen, indem man Anilinöl mit einer Lösung von Weinsteinsäure neutralisirt. Die gedruckte Waare wird oxydirt, dann durch warmes oder schwach alkalisches Wasser passirt, wobei die blaue Farbe hervortreten soll. (Reimann's Färberzeitung, 1871, Nr. 39.) Ueber Färben von Jodgrün auf Alpacca. Das im polytechn. Journal Bd. CCI S. 374 (zweites Augustheft 1871) aus der Musterzeitung Nr. 31 aufgenommene Verfahren, Jodgrün auf Alpacca herzustellen, wobei Salmiakgeist und außerdem Wasserglas angewendet wird, muß als unrationell bezeichnet werden. Man färbt einfach, indem man mit Galläpfelabkochung oder Tanninlösung gallirt, und zwar kalt. Darauf bringt man in ein Bad aus Jodgrün, welchem man ein wenig Ammoniak hinzusetzt, und behandelt hierin zuerst kalt, dann lauwarm, bis die Nüance nach Wunsch ist; endlich macht man sich ein lauwarmes Bad aus Wasser mit wenig Schwefelsäure, so daß es nur stark sauer schmeckt, und bringt die Waare aus dem Jodgrün sofort hier hinein. Die Farbe avivirt sich dann sehr gut. Ist das Jodgrün zu bläulich ausgefallen, so setzt man dem letzten Bade etwas Pikrinsäure hinzu und erhält dann jede gewünschte Nüance von Gelb. Auf diese Weise erhält man ein sehr hübsches Jodgrün. Wie mit Wasserglas, kann man auch mit Natronlauge, Chlorkalk, überhaupt jeder alkalischen Flüssigkeit Jodgrün auf Wolle befestigen; derjenige Stoff indessen, welcher sich nach den neuesten Erfahrungen am besten eignet, ist Ammoniak. Ehe man dieses kannte, wendete man hier und da Wasserglas an. ρ. Zur Bestimmung des Erstarrungs- und Schmelzpunktes des Paraffins beim Handel damit. Zur Ermittelung des Schmelzpunktes von Paraffin hat der „Verein für Mineralöl-Industrie in Halle“ anstatt der im polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 497 beschriebenen Methode, welche in der Praxis wenig oder gar keinen Eingang fand, die folgende angenommen. Ein kleines mit Wasser gefülltes Becherglas von circa 70 Millimeter Höhe und 40 Millimeter Durchmesser wird bis ungefähr 70° C. erwärmt, und auf das erwärmte Wasser ein kleines Stückchen des zu untersuchenden Paraffins geworfen, so groß, daß es nach dem Zusammenschmelzen ein rundes Auge von etwa 6 Millimet. Durchmesser bildet. Sobald dasselbe flüssig ist, wird in das Wasser ein Celsius-Thermometer von der durch den Mineralölverein festgestellten Einrichtung so tief eingetaucht, daß das längliche Quecksilbergefäß des Thermometers ganz von Wasser bedeckt wird. In dem Augenblicke wo sich auf dem Paraffinauge ein Häutchen bildet, wird der Schmelz-, resp. Erstarrungspunkt an der Scala des Thermometers abgelesen. Während dieser Operation muß das Becherglas durch eine Umgebung von Glastafeln sorgfältig vor Zugluft geschützt werden und darf der Hauch des Mundes beim Beobachten der Scala das Paraffinauge nicht treffen. Hierbei wird allerdings eigentlich der Erstarrungs- und nicht der Schmelzpunkt des Paraffins ermittelt, doch kann dieß ohne Gefahr geschehen, da einmal Schmelz- und Erstarrungspunkt überhaupt nicht weit von einander entfernt liegen und es andererseits für praktische Zwecke weniger darauf ankommt, den Schmelzpunkt absolut richtig zu bestimmen, als eine Methode für die Ermittelung zu besitzen, welche leicht anwendbar ist und dabei wenn auch nicht absolut richtige, so doch bei annähernder Richtigkeit stets gleiche Resultate ergibt. (Journal für Gasbeleuchtung, 1871 S. 688.) Anwendung von Sauerstoffgas zum Reinigen der Steinölbrunnen von Paraffin. Eine der wesentlichsten Ursachen des aufhörenden Fließens der Petroleumbrunnen oder der Verstopfung derselben, ist die Anhäufung von Paraffin, welches an den Seitenstößen des Brunnenschachtes selbst oder in den Klüften des das Oel liefernden Gesteines sich absetzt und dort anhaftet. Seit mehreren Jahren wurden mit Dynamit oder anderen Explosivstoffen geladene Torpedo's zur Entfernung dieses Paraffins angewendet; dieses Mittel versagte aber nicht nur zuweilen seinen Dienst, sondern es beschädigte auch nicht selten die Brunnen selbst sehr bedeutend oder veranlaßte sogar den Einsturz oder die gänzliche Versiegung des Brunnens. In Folge hiervon wurde ein neues Verfahren eingeführt, welches einfach darin besteht, daß man vermittelst Röhrenleitungen und Druckpumpen Sauerstoffgas in den Brunnen treibt und mit dem Paraffin in Berührung bringt, wornach letzteres angezündet wird. Man beginnt mit dem Feuer an den der Erdoberfläche zunächst befindlichen Stellen und setzt dasselbe nach abwärts und in die seitlichen Klüfte, in denen sich Paraffin angesammelt hat, fort; die Verbrennung des Paraffins dauert so lange als Sauerstoff zu ihrer Unterhaltung zugeleitet wird. Dieses Verfahren ist billiger und in seiner Wirkung weit zuverlässiger, als die Anwendung von Torpedo's, außerdem wird durch Benutzung desselben die Gefahr von Beschädigungen der Brunnen vermieden. (Aus der in San Francisco erscheinenden Scientific Press, August 1871, S. 98.) Farrell's verbesserter Lampendocht. Da der Docht einer brennenden Lampe stets in die Oelflüssigkeit reichen muß, so geht bei der jetzigen Gebrauchsweise stets ein Stück des eben zu kurz gewordenen Dochtes verloren Der Amerikaner J. Farrell hat sich nun die Herstellungsweile für Dochte patentiren lassen, daß von dem vollen Dochte ein oder zwei ganz schwache Saugfäden herabgehen, welche alsdann das Aufsteigen der Oelflüssigkeit vermitteln und schließlich verloren gehen. (Nach dem Scientific American, September 1871, S. 195.)